| Titel: | Herstellung von Arrowroot-Stärke in St. Vincent (Westindien). | 
| Autor: | P. N. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 265 | 
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                        Herstellung von Arrowroot-Stärke in St. Vincent
                           								(Westindien).
                        Herstellung von Arrowroot-Stärke in St. Vincent.
                        
                     
                        
                           Arrowroot wird nach Berichten von J. W. Macdonald im
                              										Journal of the Society of
                                       												Chemical Industry, 1887 Bd. 6 S. 334 hauptsächlich
                              									auf der Insel St. Vincent und in kleinerem Maſsstabe
                              									auch in Natal, Indien, Fiji und Queensland gepflanzt. Die Pflanze wird 0,7 bis 1m hoch und besteht aus einem schwachen Stengel mit
                              									6 bis 8 Blättern, welche denjenigen der Lilien gleichen. Sie erzeugt Blüten aber
                              									keine Samen und muſs daher durch die Wurzeln fortgepflanzt werden. Dies kann so
                              									geschehen, daſs beim Aushacken der reifen Wurzeln gleich die oberen etwa 15cm langen Theile der Wurzeln in 15cm von einander entfernte Löcher eingesetzt
                              									werden. Nach 10 bis 12 Monaten sind die Wurzeln reif. Sie haben dann eine Länge von
                              									etwa 25 bis 45cm und enthalten unten in den jungen
                              									Theilen am meisten Stärke.
                           Die Wurzeln werden zuerst in Wasser eingeweicht; dann wird die Haut abgezogen und, da
                              									dieselbe der Stärke leicht eine gelbe Farbe verleihen kann, hierauf noch einmal
                              									sorgfältig mit Wasser gewaschen. Dann werden die Wurzeln in einer Maschine, in
                              									welcher eine mit Sägeblättern versehene hölzerne Walze schnell sich dreht, in Stücke
                              									zerrissen. Da die Wurzelfasern leicht Stärke einhüllen, muſs von Hand Ausgewaschen
                              									werden. Zu diesem Zwecke bringt man die Wurzeln in ein Gefaſs, in welches ein Boden
                              									von durchlöchertem Kupferblech eingesetzt ist, und läſst unter heftigem Rühren
                              									Wasser auflaufen, so daſs die Stärke unten weggeschwemmt wird. Man versuchte
                              									wiederholt Mechanische Rührer zum Auswaschen der Stärke zu benutzen, dieselben
                              									Wurden aber bald wieder aufgegeben, da die Wurzelfasern leicht an den Rührern hängen
                              									bleiben und dieselben zertrümmern. Das Stärke-Wasser flieſst nach einander durch
                              									drei Siebe, von denen je das untere enger ist als das obere, so daſs auf jedem
                              									Wurzeltheile zurückgehalten werden. Vom letzten Siebe flieſst das Wasser in
                              									Absitzgefäſse, welche mit glasirten Kacheln belegt sind. Nachdem die Stärke sich
                              									abgesetzt bat, läſst man das Wasser abflieſsen und wäscht nachher ein zweites Mal
                              									mit Wasser. Dann bringt man die Stärke in Mischgefäſse, in welchen sie mit wenig
                              									Wasser kräftig gemischt wird. Von da läſst man die Milch durch ein feines Sieb in
                              									runde Absitzpfannen flieſsen, in denen sich die Stärke nach nochmaligem Rühren
                              									wiederum absetzt. Dann zieht man das Wasser ab, entfernt die auf der Oberfläche der
                              									Stärke befindlichen Unreinigkeiten, und wiederholt, wenn die Stärke nicht völlig
                              									weiſs ist, die Behandlung noch einmal. Die reine Stärke läſst man auf Brettern in
                              									Stücken 12 Stunden abtropfen und trocknet sie dann an der Luft in einem
                              									Trockenhause. In diesem sind Kupferdrahtnetze wagerecht über einander aufgestellt.
                              									Die nasse Stärke wird oben auf das weitmaschigste Netz aufgegeben und fällt, da sie
                              									beim Trocknen zerbröckelt, auf das zweite feinere und durch dieses auf das dritte feinste
                              									Netz. Die unten angekommene Stärke besteht aus kleinen weiſsen Stückchen, welche 14
                              									bis 17 Proc. Wasser enthalten und zum Packen bereit sind. Die ganze Fabrikation muſs
                              									so schnell wie möglich ausgeführt werden, da sonst leicht die Güte der Stärke
                              									leidet.
                           Ein Acre (0ha,4) Land liefert jährlich etwa 5890
                              									bis 6800k Wurzeln oder etwa 1200k lufttrockene Stärke mit 14 Proc. Wasser. Durch
                              									Verwendung besserer Maschinen bei der Verarbeitung könnte die Ausbeute jedenfalls
                              									noch bedeutend erhöht werden. Ein Versuch, die Wurzelfasern zur Papierfabrikation zu
                              									benutzen, ist wegen der groſsen Schwäche derselben nicht gelungen. Seit dem
                              									Rückgange der Zuckerpreise hat die Erzeugung von Arrowroot so zugenommen, daſs diese
                              									Stärkeart jezt billig genug zu stehen kommt, um allgemeinere Anwendung zu finden.
                              									Arrowroot-Stärke schwillt leichter und bei niederer Temperatur als Mais-, Reis- und
                              									Gerstenstärke und läſst sich daher mit groſsem Vortheile in der Appretur wie auch zu
                              									Waschzwecken verwenden. Diese Stärkeart eignet sich wegen ihrer groſsen Reinheit
                              									auch sehr gut zur Herstellung von kosmetischen Pulvern.
                           In folgender Tabelle sind einige von J. W. Macdonald
                              									ausgeführte Analysen von Arrowroot wurzeln wie auch von Arrowroot-Stärke
                              									aufgeführt:
                           
                              
                                 
                                 Wurzel
                                 
                                 Stärke
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 lufttrocken
                                 trocken
                                 
                              
                                 Stärke
                                 27,07
                                 Proc.
                                 83,70
                                 Proc.
                                 99,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Faser
                                   2,82
                                 „
                                   0,04
                                 „
                                   0,05
                                 „
                                 
                              
                                 Fett
                                   0,26
                                 „
                                   0,07
                                 „
                                   0,08
                                 „
                                 
                              
                                 Albumin
                                   1,56
                                 „
                                 –
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Zucker, Gummi u.s.w.
                                   4,10
                                 „
                                   0,18
                                 „
                                   0,21
                                 „
                                 
                              
                                 Asche
                                   1,23
                                 „
                                   0,14
                                 „
                                   0,16
                                 „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 62,96
                                 „
                                 15,87
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                                 P.
                                    										N.