| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 303 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 251 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildung.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Eisen- und Stahlguſs.
                           Der auf der Herbst-Versammlung des Iron and Steel
                                    											Institut im J. 1886 gehaltene Vortrag Gautier's
                              									„Ueber das Silicium im
                                    											Gieſserei-Roheisen“ hat in Stahl und
                                       												Eisen, 1887 S. 562 eine Besprechung durch Dr. H.
                                    											Wedding in Berlin erfahren, welcher der folgende Auszug
                              									entnommen ist. Wedding weist vor Allem, und zwar mit
                              									Recht, darauf hin, daſs die von Gautier aufgestellten,
                              									angeblich neuen Gesetze den Metallurgen schon längst bekannt gewesen seien, daſs
                              									aber trotzdem Gautier das Verdienst gebühre, diese
                              									Gesetze den Gieſserei-Technikern wiederum ins Gedächtniſs zurückgerufen und neue
                              									Wege gezeigt zu haben, dieselben praktisch zu verwerthen. Bekanntlich war bisher
                              									schottisches Silicium reiches Roheisen für die Gieſsereien fast unentbehrlich. Gautier versuchte deshalb mit Erfolg, dasselbe durch 10
                              									Proc. Silicium haltendes Siliciumeisen zu ersetzen. Letzteres bezog Gautier anfänglich von Govan in Glasgow, später aus
                              									Terre-Noir und enthielt 9 bis 10 Proc. Silicium. Zum Umschmelzen benutzte Gautier Bruchstücke von groſsen Guſswaaren
                              									(Dampfmaschinen-Rahmen, Cylinder u.s.w.) mit 1,5 Proc. Silicium, Bruchstücke kleiner
                              									Guſswaaren mit 1 Proc. Silicium, Drehspäne von Guſswaaren mit 1 bis 1,5 Proc.
                              									Silicium, welche aber in Folge Rostung mehr als Silicium freies Eisen betrachtet
                              									werden konnten, weiſses Roheisen mit 0,5 Proc. Silicium und verbranntes Roheisen
                              									(Roststäbe, Gasretorten u.s.w.). Um hieraus gute Guſsstücke herzustellen, war es
                              									nothwendig, so viel Siliciumeisen mit 10 Proc. Silicium hinzuzusetzen, daſs die
                              									Mischung davon 2 bis 2,5 Proc. enthielt. Die auf diese Weise erzeugten Guſsstücke
                              									sind selbst bei dünnem Guſs lichtgrau, haben ein sehr dichtes Korn, einen
                              									gleichmäſsig in der ganzen Masse vertheilten Graphitgehalt und sind auffallend weich
                              									und leicht bearbeitbar.
                           Das Siliciumeisen wird in Stücke gebrochen und dann mit dem Brucheisen in den in
                              									regelmäſsigem (also heiſsen) Gange befindlichen Kupolofen geworfen. Letzterer
                              									besitzt zweckmäſsig behufs guter Mischung der Roheisen-Sorten einen Sammelherd. Ein
                              									Mangangehalt wirkt dem Silicium entgegen, ist aber zur Herstellung von Hartguſs
                              									nothwendig. Ist das Brucheisen stark verrostet, so muſs man natürlich mehr (20 statt
                              									5 Proc.) Siliciumeisen zuschlagen, weil das Eisenoxyd einen Theil des Siliciums nach
                              									der Formel: Si + Fe2O3 = Fe + FeSiO3
                              									verschlackt. Nach Gautier soll das Silicium auch auf die Dichte der Gusse
                              									gerade wie beim Fluſseisen hinwirken, indem es die Blasenbildung verhindert. Der
                              									Verbrauch an schottischem Roheisen soll durch die Verwendung von Siliciumeisen in 1
                              									Jahre von 200000t auf 20000t gefallen sein. Der Preis des Siliciumeisens
                              									stellt sich einstweilen noch auf:
                           
                              
                                   97,50
                                 M.
                                 bei
                                 10
                                 Proc.
                                 Silicium
                                 
                              
                                 103,25
                                 „
                                 „
                                 11
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 120,25
                                 „
                                 „
                                 12
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 132,25
                                 „
                                 „
                                 13
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 145,50
                                 „
                                 „
                                 14
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 157,50
                                 „
                                 „
                                 15
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Im Hinblick auf diesen verhältniſsmäſsig hohen Preis erscheint es noch sehr fraglich,
                              									ob sich die Verwendung desselben hier in Deutschland empfiehlt. Ohne Zweifel ist es
                              									aber billiger, gewöhnliches Silicium haltiges Roheisen zur Reduction von verbranntem
                              									oder mit Rost und Hammerschlag bedecktem Eisen zu benutzen, als Siliciumeisen. Aus
                              									diesem Grunde scheint auch der in Deutschland bereits angewandte Zuschlag des
                              									Siliciumeisens im Sammelherd zweckmäſsiger zu sein, als
                              									dasselbe mit dem Brucheisen durch den Kupolofen hindurchgehen zu lassen. Zur
                              									Herstellung des Siliciumeisens hält Wedding den
                              									Flammofen für geeigneter als den Hochofen, in welchem eine fortdauernde Erblasung
                              									des Siliciumeisens praktisch kaum ausführbar ist, weil im Flammofen das Metall vor
                              									der Einwirkung des Kohlenoxydes geschützt werden kann.
                           Der Meinung Wedding's, daſs das Siliciumeisen nicht
                              									berufen erscheint, das gewöhnliche Silicium haltige graue Roheisen aus den deutschen
                              									Gieſsereien zu verdrängen, wird in einem Bericht in der Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins (vgl.
                              									auch Eisen-Zeitung, 1887 S. 644) beigetreten. Die
                              									deutschen Hochöfen und besonders die schlesischen können ein Eisen liefern, welches
                              									sogar das schottische Roheisen aus Deutschland zu verdrängen geeignet ist. Das im
                              									Hände bekannte schlesische Eisen enthält 2,5 bis 3,5 Proc. Silicium, kann aber auf
                              									Verlangen der Consumenten ohne Preissteigerung auch bis auf über 5 Proc. Silicium
                              									gebracht werden, weil die verhütteten Erze die Herstellung gerade dieser Sorte
                              									begünstigen. Die Ergebnisse von 3 Versuchsreihen weisen darauf hin, daſs mit
                              									Zuschlag von 4 Proc. Silicium haltigem schlesischen Gieſserei-Roheisen mindestens
                              									ebenso billig gearbeitet werden kann, wie mit Siliciumeisen bei gleichem
                              									Siliciumgehalt des Endproductes. Bei den 3 Versuchen stellten sich die Preise von
                              										100k Einsatz bei Verwendung von schlesischem
                              									Eisen um 1 bis 10 Proc. billiger als bei Zusatz des Siliciumeisens.
                           Bekanntlich beruht auch die Herstellung des französischen Geschützstahles auf einem
                              									Zusatz von Siliciumeisen zum Stahle. Diese Methode hat sich in Schweden und
                              									Frankreich deshalb eingebürgert, weil sie ungleich einfacher zum Ziele führt, als
                              									das wiederholte Schmieden der groſsen Stahlblöcke behufs Dichtung derselben, wie es
                              									in ausgedehntestem Maſse in Deutschland bei Krupp
                              									geschieht. Mit der gröſseren Einfachheit scheint aber auch eine geringere Sicherheit
                              									Hand in Hand zu gehen, wie die verhältniſsmäſsig zahlreichen Unglücksfälle, welche
                              									durch das Bersten französischer Geschütze schon hervorgerufen worden sind, zu
                              									beweisen scheinen. Ein Satz des Martin-Ofens besteht
                              									gewöhnlich aus 26 Proc. Roheisen aus besten Erzen, 6 Proc. Spiegeleisen mit 12 Proc.
                              									Mangan, 63 Proc. kleinen Schmiedeeisenabfällen und 5 Proc. Silicium-Manganeisen. Die
                              									Rohre (sowohl das Kern- als auch das Mantelrohr) werden in guſseiserne Formen
                              									gegossen, welche mit einem Gemenge aus feinem Formsand und feuerfestem Thon
                              									ausgekleidet sind. Die Mündung der Kernrohre liegt oben und trägt einen starken
                              									verlorenen Kopf. Dagegen wird das Mantelrohr, welches die Schildzapfen trägt, mit
                              									dem Verschluſsstück nach oben gegossen. Ueber die Frage, ob man Rohre mit über 15cm Kaliber hohl oder massiv gieſst, ist man sich
                              									noch nicht einig. Ist die Schmelzung regelmäſsig verlaufen, so ist der Guſs
                              									vollständig blasenfrei, hat eine krystallinische Textur und ein sehr glänzendes
                              									Aussehen. In Folge des verhältniſsmäſsig hohen Kohlenstoffgehaltes (0,3 bis 0,4
                              									Proc.) ist das Product hart und besitzt eine bedeutende Elasticität und Festigkeit.
                              									Dieselbe wird etwas gemindert durch ein gutes Ausglühen der Blöcke, was auch die
                              									Guſsspannungen aufheben soll. Ist dieses beendet, so bettet man den glühenden Block
                              									in Kohlenstaub und läſst ihn in diesem vollständig erkalten. Proben des Blockes
                              									werden dann auf Elasticität, Zugfestigkeit und besonders auf Dehnung untersucht.
                              									Entsprechen die Proben den Anforderungen, so wird der Block abgedreht und
                              									ausgebohrt, wonach man ihn wiederum glüht und in Oel härtet. Die Härtespannungen
                              									werden dann durch ein schwaches Glühen wieder entfernt. Der fertige Stahl hat ein
                              									specifisches Gewicht von 7,82 bis 7,84 und dieselben Eigenschaften wie bester mäſsig
                              									gehärteter Tiegelstahl (vgl. Comptes rendus de la Société de
                                 										l'industrie minérale, 1885 S. 154).
                           Zur Herstellung von Nickelstahl schmilzt die Société anonyme
                                    										le Ferro-Nickel in Paris (D. R. P. Kl. 18 Nr. 37376 vom 6. December 1885)
                              									950 Th. Schmiedeeisen, 50 Th. Nickel, 10 Th. Mangan, 0,5 Th. Aluminium, 0,75 Th.
                              									Wolfram und 5 Th. Kaliumeisencyanür in einem Tiegel zusammen, und zwar setzt man die
                              									einzelnen Bestandtheile in der angegebenen Reihenfolge unter fortwährendem Umrühren
                              									der Mischung zu, sobald dieselbe geschmolzen ist. Die Gieſsform soll mit einem
                              									dünnen Ueberzug von Wasser freiem Steinkohlentheer versehen sein. Der Stahl ist sehr
                              									spröde und darf nur in der Kirschrothgluth bearbeitet werden. Die Härtung erfolgt
                              									durch Schlag oder Stoſs,
                           Manganstahl der Firma Hardfield und Co. hatte nach in
                              									den Woolwicher Werkstätten angestellten Proben bei einer Zusammensetzung von 0,72 Proc.
                              									Kohlenstoff, 0,37 Proc. Silicium, 0,06 Proc. Schwefel, 0,08 Proc. Phosphor und 9,83
                              									Proc. Mangan nach der Härtung eine Zugfestigkeit bis zu 82,6k auf 1qmm bei
                              									einer Dehnung von 28,90 Proc. Letztere stieg auffallender Weise mit der Festigkeit. Der Probestab hatte einen
                              									Durchmesser von 19mm und die Körnerentfernung
                              									betrug 203mm (vgl. Transactions of the American Institute of Mining Engineers, Vol. XV und
                              										Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1886 S. 61).
                           Der Mitis-Guſs, von welchem seit Jahresfrist so viel
                              									geredet wird, tat nichts Weiteres als ein durch einen Aluminiumzusatz dünnflüssig gemachter Stahlguſs. Der Stahl oder das
                              									Schmiedeeisen wird in Tiegeln bis zur Schmelztemperatur erhitzt. Man setzt dann 0,1
                              									bis 0,5 Proc. Aluminium zu und erniedrigt dadurch die Temperatur, welche die
                              									Mischung zu ihrer Schmelzung bedarf, um etwa 200°, was bei der bereits vorhandenen
                              									hohen Temperatur eine groſse Leichtflüssigkeit der Mischung zur Folge hat. Die durch
                              									Petroleum geheizten Tiegelöfen haben einen ununterbrochenen Betrieb, welcher in der
                              									Weise erzielt wird, daſs die 16 bis 20 Tiegel in dem Maſse der Feuerung näher
                              									gerückt werden, als welche herausgenommen werden, was wieder ein Einsetzen neu
                              									gefüllter Tiegel bedingt. Jeder Tiegel enthält 33k
                              									Schmiedeeisen-Schnitzel und es gehen in 12 Stunden 16 bis 20 Tiegel durch den Ofen.
                              									Die Deckel der Tiegel haben je eine Oeffnung, welche unter einem Loch des
                              									Ofengewölbes zu stehen kommt, so daſs der Aluminiumzuschlag leicht eingeführt werden
                              									kann. Letzterer ist eine 7 bis 8 Proc. Aluminium haltende Eisenlegirung. Dieselbe
                              									wird von der Webster Aluminium Crown Metal-Company in
                              									Birmingham zu 130 M. für 1k geliefert. Die Formen
                              									für den Guſs bestehen aus fein gemahlenem, gutem, feuerfestem Thon, welcher mit
                              									Melasse angemacht ist. Die Güsse sind vollständig rein und bedürfen eines Ausglühens
                              									nicht. Zur Herstellung von Massenguſs wird das Eisen in der Gieſspfanne durch einen
                              									Strom sehr heiſser Gase (Luft?) flüssig erhalten, während die durch Wasser gekühlten
                              									Formen auf einem Drehtisch stehend unter dem Ausguſs der Pfannen vorbei gedreht
                              									werden. Das Eisen läuft in die feinsten Formkanäle aus, entläſst aber hierbei und
                              									auch vorher die gasförmigen Einschlüsse, so daſs es auch dichter als gewöhnlicher
                              									Guſs ist. Seine Bruchfestigkeit soll 65k auf 1qmm betragen. In Folge dessen kann der Mitis-Guſs zum Gieſsen von Maschinentheilen sehr gut
                              									benutzt werden und läſst dem Constructeur eine groſse Wahl bezüglich der
                              									Formverhältnisse derselben.
                           Der Prozeſs gewinnt in Amerika, wo die Cowles
                                 										Electric-Smelting-Company in Lockport das Aluminiumeisen liefert, in
                              									England und in Schweden eine immer gröſser werdende Ausdehnung. Auch in Deutschland
                              									sind bereits erfolgreiche Versuche gemacht worden, so daſs dem schmiedbaren Guſs und
                              									auch der Herstellung gewöhnlichen Façongusses aus zähem Guſseisen eine schwerwiegende Concurrenz zu
                              									entstehen scheint. Erwähnt sei noch, daſs der Mitis-Guſs auch schweiſsbar ist. Welche complicirten Verhältnisse beim
                              									Tiegel-Stahlschmelzen obwalten, läſst eine verdienstvolle Arbeit von Dr. Friedrich C. G. Müller
                              									(vgl. Stahl und Eisen, 1886 S. 695) erkennen. Ohne
                              									näher auf die einzelnen zur Klarstellung des Prozesses angestellten Versuche hier
                              									einzugehen, sei nur Folgendes hervorgehoben: Die Zusammensetzung der Tiegel ist von
                              									wesentlichem Einfluſs auf den Schmelzprozeſs. Die Graphit reichen Tiegel sind bei
                              									erheblicher Siliciumreduction durch Kohlenstoff gegen einen Mangangehalt des Eisens
                              									bis zu 1,5 Proc. indifferent. Die Graphit armen Tiegel (z.B. von Duisburg)
                              									widerstehen dem Mangan nicht, während der Kohlenstoff nur schwach auf die
                              									Tiegelmasse wirkt. Auf reine Thontiegel wirkt der Kohlenstoff des Eisens nur sehr
                              									wenig, so daſs nur Spuren von Silicium von letzterem aufgenommen werden. Das Product
                              									ist aber ungahr und porös, wenn die Schmelzdauer nicht sehr lange währt. Ein
                              									Mangangehalt greift die Thontiegel, selbst wenn nur wenig davon vorhanden ist, auf
                              									das Lebhafteste an. Alle diese Reactionen beruhen wesentlich auf einem Austausch von
                              									Sauerstoff aus der Tiegel wand in den Inhalt desselben. Als Sauerstoff abgebende
                              									Körper treten vor Allem die freie und dann die gebundene Kieselsäure auf, nicht aber
                              									die Thonerde (Al2O3), denn im Product findet man kein Aluminium. Der Sauerstoff kann an das
                              									Eisen, den Kohlenstoff und das Mangan gehen. Von diesen ist aber ersteres
                              									nebensächlich, wie der geringe Gehalt an Eisenoxyd der Schlacken beweist. Der
                              									Kohlenstoff tritt in 2 Formen als Reductionsmittel auf: als Bestandtheil des Eisens
                              									und der Tiegelwand. Das Mangan kann nach der Formel 2Mn + 3SiO2 = Si + 2SiO3Mn
                              									direkt die Kieselsäure reduciren und wirkt um so stärker, je Graphit ärmer der
                              									Tiegel ist. Das Einschmelzen einer Mangan reichen Legirung kann deshalb sehr wohl
                              									zur Prüfung eines Tiegels auf seine Feuerbeständigkeit angesehen werden. Man soll
                              									deshalb bei der Herstellung von Manganstahl das Manganeisen oder das Spiegeleisen
                              									erst nach dem Flüssigwerden des Rohstahles oder des
                              									Stabeisens zusetzen. Neben diesen Reactionen tritt noch ein Frischen auf, wenn dem
                              									Einsatz Eisenoxyde beigemengt sind. Diese gehen mit der Kieselsäure Verbindungen
                              									ein, können aber direkt das Silicium und bei Weiſsglut den Kohlenstoff oxydiren.
                           Silicium wird also, wenn der Tiegel nicht aus basischem Material besteht, vom Eisen
                              									immer aufgenommen (englische Guſsstahlsorten enthalten davon bis 0,5 Proc.), so daſs
                              									es als der eigentliche Träger des Tiegel-Schmelzprozesses anzusehen ist. Ob die
                              									Reduction des Siliciums am zweckmäſsigsten durch Kohlenstoff oder durch Mangan
                              									geschieht, Wehtet sich nach den lokalen Verhältnissen, welche die Rohmaterialien für
                              									den Tiegel bestimmen. Wo man Mangan arme gefrischte oder cementirte Rohstahle in
                              									Graphit reichen Tiegeln einschmilzt, ist die Manganfrage ohne praktische Bedeutung. Schmilzt man aber
                              									schwedisches Roheisen mit Stabeisen zu Werkzeugstahl zusammen, so erscheint die
                              									Reduction der Kieselsäure durch Mangan günstiger, weil sie ohne Kohlenstoffverlust
                              									und Gasentbindung gahrend wirkt, und weil ein etwaiger Ueberschuſs an Mangan aus dem
                              									Product entfernt wird. Der Einfluſs des Mangans ist aber um so wesentlicher, je
                              									Graphit bezieh. Koks ärmer der Tiegelofen ist, denn dann reicht der Kohlenstoff zur
                              									Reduction des Siliciums nicht aus, man muſs deshalb dem Stahl Mangan zusetzen, wenn
                              									dasselbe dem ersteren fehlt. Thatsächlich enthalten englische Werkzeugstahle bis
                              									0,35 Proc. Mangan, welches bei Verwendung von cementirtem schwedischem Stabeisen als
                              									Einsatz und durch Zuschlag von Manganlegirungen oder reducirbarer Mangan
                              									Verbindungen in den Stahl gelangt sein kann.
                           In den folgenden 3 Patenten sind Neuerungen an Schacht-Schmelzöfen enthalten.
                           Werthlos ist das Deutsche Patent * Nr. 36990 vom 15. Januar 1886 von Antonin Montupet in Paris, welches sich auf die
                              									Anbringung eines durchbrochenen Gewölbes über dem Herde des Ofens bezieht, welches
                              									eine Schmelzung der auf dem Gewölbe aufgeschichteten Eisenmassen durch seitlich in
                              									den Ofen eingeleitete und durch Einblasen von Luftströmen verbrannte Gase
                              									bezweckt.
                           Theoretisch richtig ist die dem Oesterreichischen
                                 										Privilegium vom 15. Oktober 1886 von J.
                                 										Prausek, Ingenieur in Wien, zu Grunde liegende Betrachtung. Um nämlich ein
                              									vollständig gleichmäſsiges Feuer in der Schmelzzone eines Kupolofens erzeugen zu
                              									können, ist es vor Allem nothwendig, allen Düsen Wind von genau gleichem Druck
                              									zuzuführen. Dies ist aber bei der Verbindung jeder Düse mit dem Windrohr durch eine
                              									besondere Zweigleitung unmöglich, selbst wenn das um den Ofen laufende Windrohr den
                              									gebräuchlichen Inhalt hat. Prausek vergröſsert deshalb
                              									denselben ganz erheblich und ordnet dasselbe, um keine Belästigungen beim Betrieb
                              									hervorzurufen, als doppelten Mantel in der ganzen Höhe des Ofens an. Der einen
                              									Ringraum bildende Druckregler steht oben mit der Windleitung und unten mit den Düsen
                              									in Verbindung.
                           Gegen diese Einrichtung lieſse sich gewiſs nichts einwenden, besonders da sie noch
                              									den Nutzen der Windanwärmung und der Ofenfutter-Kühlung für sich hat, wenn nicht der
                              									Hauptvortheil, das ist die Druckregelung des Windes, durch viele innere Aenderungen
                              									des Ofens in Frage gestellt würde. Eine Versetzung der Düsen bewirkt, daſs das Feuer
                              									sich nach derselben Seite hinzieht, also an der anderen Seite stärker wird, was
                              									wiederum einen ungleichen Angriff auf das Ofenfutter zur Folge hat. Ist letzterer
                              									aber einmal erfolgt, so helfen alle Druckregler nichts, mögen sie auch noch so
                              									inhaltsvoll sein.
                           Um sehr schwer verbrennliche Kohle, selbst Graphit zum Schmelzen von Eisen benutzen
                              									zu können, schlagen J. E. Bott, S. J. Hackney und 
                              									W. Craven in Manchester (vgl. Englisches Patent * Nr.
                              									16523 vom 16. December 1886) einen Kupolofen vor, welcher unten seitlich mit einer
                              									besonderen, von demselben trennbaren Hilfsfeuerung und auf der gegenüber liegenden
                              									Seite mit einem leicht zu ersetzenden Sammelraum verbunden ist. Der Ofenschacht
                              									besitzt 2 Reihen Düsen und wird oben von einem mit einer kleinen Oeffnung versehenen
                              									Deckel geschlossen. Behufs Inbetriebsetzung füllt man den Ofen bis über die obersten
                              									Düsen mit Kohle, zündet dann die seitliche Feuerung an und bringt mittels dieser die
                              									schwer verbrennliche Kohle im Ofen auf Rothglut. Ist dies geschehen, so fährt man
                              									die Hilfsfeuerung vom Ofen fort, schlieſst die Verbindungsöffnung und bläst
                              									Druckwind in die Kohle. Diese wird hierbei weiſsglühend, wonach Schmiedeeisen,
                              									Stahlabfälle und Roheisen oder Spiegeleisen aufgegeben werden. Diese schmelzen durch
                              									die Kohle und flieſsen in den Sammelraum. Als Kohle sollen die Graphit reichen
                              									Krusten der Gas- und Oelretorten angewendet werden.
                           In The Engineer, 1886 * S. 72 sind 4 Gieſspfannen der
                              									Firma Stevenson und Co. in Treston beschrieben.
                              									Dieselben dienen besonders zum Transport des Eisens (bis zu 15t) vom Hochofen zum Bessemer- oder Martin-Ofen, sind aber auch
                              									für andere Zwecke verwendbar. Die Pfannen, deren Herstellung die Firma als
                              									Specialität betreibt, sind auf einem fahrbaren Gestell gelagert, welches direkt
                              									durch Locomotiven oder von Hand oder durch Rädervorgelege von Hand bewegt wird. Das
                              									Kippen der Pfannen erfolgt durchweg durch ein Schneckenrad-Vorgelege von Hand. Die
                              									schönen perspectivischen Zeichnungen der Pfannen in The
                                 										Engineer gestatten kein näheres Eingehen auf die Construction derselben an
                              									dieser Stelle.
                           In der Revue industrielle, 1887 S. 95 ist eine
                              									selbstthätige Gieſspfanne erläutert, deren Wirkung darauf beruht, daſs die
                              									Tragzapfen derselben in von Federn unterstützten Ständern gelagert sind, während
                              									eine an der Pfanne befestigte Handhabe vom Gieſser während des Gieſsens festgehalten
                              									wird. Die Pfanne wird demgemäſs bis an die Form herangefahren und dann von Hand
                              									geneigt, bis eine genügende Strahlstärke erreicht ist. Ist dies der Fall, so soll
                              									man die Handhabe nur in ein und derselben Stellung festhalten, um trotzdem einen
                              									fortdauernd gleichmäſsigen Strahl zu erhalten, weil, wie der Erfinder J. Burrow meint, sich die Pfanne um so mehr hebt, je
                              									leichter sie durch Ausfluſs von Eisen wird. Je höher sie aber unter dem Federdruck
                              									steigt, um so stärker neigt sie sich, weil die Handhabe vom Gieſser festgehalten
                              									wird. Hiernach scheint der Werth der Erfindung noch sehr fraglich, trotzdem
                              									angeblich schon viele Gieſsereien Englands die Einrichtung benutzen und dieselbe
                              									sich bewährt haben soll. Ein Arbeiter soll mit der Pfanne 300 bis 350k leichter handhaben können, als 3 Mann eine
                              									gewöhnliche Pfanne mit 100 bis 150k, was eine
                              									immerhin gröſsere Nutzleistung von etwa 800 Proc. ausmachen würde, ein Umstand, welcher sicherlich zur
                              									Einbürgerung der Pfanne führen wird, im Falle die angeblichen Vorzüge derselben sich
                              									als thatsächliche herausstellen sollten.
                           Um metallurgische Schmelzöfen abzustechen, schlägt F.
                                    										Weeren in Berlin (* D. R. P. Kl. 18 Nr. 39302 vom 7. Oktober 1886) folgende
                              									Einrichtung vor. An der Abstechstange a (s. Figur) ist
                              									am vorderen Ende eine Scheibe b befestigt, über welche
                              									sich ein Ganz- oder Halbcylinder c schieben läſst.
                              									Derselbe wird in der gezeichneten Stellung mit Stopfmaterial e (Lehm u.s.w.) gefüllt, so daſs letzteres eine aus c hervortretende Spitze bildet. Diese wird beim Schluſs
                              									des Abstiches in diesen hineingestoſsen, wobei der Cylinder c von dem den Abstich umgebenden Mauerwerk zurückgehalten wird und den
                              									Stopfen e freigibt, so daſs derselbe beim Zurücknehmen
                              									der Stange a im Abstich stecken bleibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 310