| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 370 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 271
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 21.
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Statt in den bisher üblichen kleinen sogen. „Potten“ nimmt S. Kröger (* D. R. P. Nr. 40035 vom 17. November 1886
                              									und Nr. 25875 vom 6. März 1883) die Krystallisation des
                                 										Kandis in einem stets in der Kandisstube verbleibenden feststehenden
                              									Behälter vor, welcher jedesmal einen ganzen Sud aufnimmt.
                           Nach dem zuerst genannten, neueren Patente ist die Einrichtung gegen das frühere
                              									verändert und verbessert und wird jetzt in folgender Ausführung empfohlen:
                           Der aus Kupfer, verzinktem Eisen oder sonstigen geeigneten
                              									Metallen bestehende groſse Behälter erhält statt des Doppelbodens mit geradlinigem
                              									Querschnitt einen einfachen Boden mit nach unten gewölbtem Querschnitt, der nach dem
                              									Stürzelablauf zu geneigt ist. Hierdurch wird erreicht, daſs nur ein geringer
                              									schmaler Theil der Kruste über dem tiefsten Punkte des Behälters von der sich hier
                              									sammelnden Mutterlauge durchzogen werden kann.
                           Das Ablassen des Stürzels und Zerbrechen der festen Bodenkruste,
                              									früher zwei getrennte Arbeiten, geschieht jetzt gleichzeitig von unten mittels eines
                              									Ventiles, dessen Spindel beim Oeffnen in das Innere des Behälters eindringt wobei
                              									sie die Kruste zertrümmern muſs. Die complicirten Garngestelle werden durch einfache
                              									feste Rahmen aus Flacheisen oder ähnlichem Metall ersetzt, in die vertikal oder
                              									horizontal gestellte Schienen geniethet sind, deren Ränder ml passend geformten
                              									Einschnitten o. dgl. zum Festhalten der Fäden versehen sind.
                           In Zeichnung auf Taf. 21 sind: Fig. 17 Längsschnitt
                              									und Fig. 16
                              									Querschnitt eines Behälters mit Rahmen und Fäden (Fig. 18 Ablaſsventil)
                              									und in der Textfigur ist der Rahmen einzeln dargestellt.
                           A (Fig. 16 und 17) ist der
                              									Behälter aus Kupfer o. dgl. mit einem nach einem Korbbogen oder sonstigem
                              									geeigneten Profil gewölbten Boden B und dem
                              									Ablaſsventil V: C, C1, C2 und C3 sind die Garnrahmen aus Flachschienen zum
                              									Festhalten der Fäden. Das Ablaſsventil (Fig. 18) besteht aus
                              									dem aus Guſseisen oder sonstigem Metall hergestellten Gehäuse a, das am tiefsten Punkte des Behälters angeschraubt
                              									wird und oben den Sitz für den durch den Spindelkopf k
                              									gebildeten Ventilteller enthält. An dem unteren Flansch des Gehäuses ist eine Glocke
                              										b befestigt, die den Bewegungsmechanismus der
                              									Spindel gegen den herablaufenden Stürzelstrahl schützt. Das Oeffnen bezieh.
                              									Schlieſsen des Ventiles geschieht nun durch Heben oder Senken der am unteren Ende
                              									mit Gewinde versehenen Spindel c, indem mittels des
                              									Handrades h die auf das Spindelgewinde gesteckte Mutter
                              									m bewegt wird, die derartig in einem Futterstück f
                              									gelagert ist, daſs sie sich wohl frei drehen, wegen der Ansätze aber weder nach oben
                              									noch nach unten ausweichen kann. Das Futterstück f ist
                              									in einer von zwei Winkeleisen gebildeten Brücke gelagert. Wird das Handrad h in entsprechendem Sinne gedreht, so hebt sich nicht
                              									nur die Spindel c mit ihrem Kopf k vom Sitze und gestattet so das Ablaufen des Stürzels,
                              									sondern der Spindelkopf stöſst auch gegen die Bodenkruste und muſs dieselbe bei
                              									heiterem Emporgehen der Spindel durchbrechen. Der Garnrahmen (Fig. 16 und 17 sowie
                              									Textfigur) besteht aus der quer über den Kasten gelegten und auf den Rändern
                              									desselben festgehaltenen Schiene a1 und der sich dem Profil des Behälters anschmiegenden Schiene
                              										b1, die über den
                              									untersten Theile des Bodens c1 aufwärts gebogen ist, um das reine Ablaufen des Stürzels zu
                              									ermöglichen. In diese beiden Schienen sind die Stäbe d1 eingeniethet, deren Ränder abwechselnd
                              									nach oben und unten geachtete Einkerbungen oder sonstige zum Festhalten der Fäden
                              									geeignete Vorrichtungen enthalten, um die der Garnfaden so geschlungen wird, daſs
                              									derselbe, z.B. bei e1
                              									anfangend, nach f1
                              									hinübergezogen, von hier nach g1 hinaufgeführt und dann von g1 nach h1 gespannt wird, um schlieſslich über k1 nach l1 gezogen und hier
                              									befestigt zu werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 266, S. 371
                              
                           Patent-Ansprüche: 1) Ersatz der durch
                              									Anspruch 1 des Hauptpatentes (25875) geschützten Garngestelle B1 durch Garngestelle
                              										C2, C3, bestehend aus Schienen mit schrägen
                              									Einschnitten l1, g1, f1, k1, h1, e1 zum Einschlingen der
                              									Krystallisationsfäden. 2) Ersatz der durch Anspruch 4 des Hauptpatentes geschützten
                              									Vorrichtung zum Ablassen des Stürzels durch das Stürzelablaſsventil, bestehend aus
                              									Gehäuse a, Glocke b und
                              									verstellbarer Spindel c mit Kopf k zum Ablösen oder Zertrümmern der Krystallkruste am
                              									Boden des Gefäſses.
                           Ueber das Verhalten und die Bestimmung von Gyps und von
                                 										Schwefelcalcium in der Raffinerieknochenkohle sind eingehende
                              									Untersuchungen von Dr. H. Mastbaum in Magdeburg
                              									angestellt worden (Zeitschrift des Vereins für
                                 										Zuckerindustrie, 1887 Bd. 37 S. 704). Er fand, daſs die übliche Bestimmung
                              									des Schwefelcalciums nach dem Austrocknen bei über 100° falsche Zahlen liefert, weil
                              									die feuchte Kohle an der Luft und bei dieser Temperatur Wasserstoffsuperoxyd bildet,
                              									welches einen Theil des Schwelcalciums zu schwefelsaurem Kalk oxydirt. Die Kohle
                              									soll daher bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet und dann das Schwefelcalcium
                              									folgendermaſsen bestimmt werden: Man behandelt die Kohle mit Salzsäure unter Zusatz
                              									eines Stückchens Zink zur Reduction des vorhandenen Eisenoxydes und fängt das sich
                              									entwickelnde Schwefelwasserstoffgas in ammoniakalischer Silberlösung auf. Das
                              									Schwefelsilber wird dann entweder direkt, oder nach der Reduction im Wasserstoffstrome als
                              									metallisches Silber gewogen, oder in heiſser Salpetersäure gelöst und mit
                              									Rhodanammonium titrirt.
                           Das Entgypsen der Kohle mit Soda geschieht, wie durch direkte Versuche festgestellt
                              									wurde, um so vollständiger und schneller, je höher die Temperatur ist; das
                              									Verhältniſs von 1 Mol. Soda auf 1 Mol. Gyps hat sich dabei am besten bewährt. Mehr
                              									als viertägige Digestion ist nicht zweckmäſsig; Waschen mit verdünnter Salzsäure
                              									vermindert den Schwefelcalciumgehalt nicht merklich, wohl aber Berührung der
                              									feuchten Kohle mit viel Luft, wobei Wasserstoffsuperoxyd gebildet und das
                              									Schwefelcalcium zu Gyps oxydirt wird.
                           Die Abhandlung berichtet über noch mehrere werthvolle Beobachtungen, worauf hier
                              									besonders aufmerksam gemacht sein möge.
                           H. Winter hat sehr gediegene und eingehende
                              									Untersuchungen über Lävulose ausgeführt und in
                              									ausführlicher Abhandlung die Ergebnisse veröffentlicht (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie, 1887 Bd. 37 S. 796).
                              									Die Untersuchungen erstreckten sich auf die endgültige Bestimmung der specifischen
                              									Drehung, auf das Verhalten der Lävulose gegen absoluten Alkohol, auf die
                              									Verbindungen der Lävulose mit Kalk, mit Bleioxyd, mit Bleisalzen und mit
                              									Wismuthsalz, und lieferten folgende Schluſsergebnisse:
                           1) Die specifische Drehung der Lävulose in 20procentiger wässeriger Lösung bei einer
                              									Temperatur von 20° beträgt – 71,4°.
                           2) Die Art der Darstellung der Lävulose, sowie das Ausgangsmaterial hat keinen
                              									Einfluſs auf die optische Drehung, welcher den Unterschied zwischen den älteren und
                              									neueren Zahlen für dieselbe erklärt.
                           3) Die Lävulose läſst sich bei 50° im Vacuum unverändert trocknet und hat alsdann die
                              									Zusammensetzung C6H12O6.
                           4) Das Drehungsvermögen der Lävulose wird durch Alkohol stark vermindert, das der
                              									Dextrose ein wenig erhöht.
                           5) Die specifische Drehung von reiner wasserfreier Lävulose in 100procentigem Alkohol
                              									bei p = 7,78 beträgt –47°.
                           6) Eine Mischung von gleichen Theilen Lävulose und Dextrose zeigt nicht die optischen
                              									Eigenschaften des Invertzuckers.
                           7) Die Lävulose geht Verbindungen ein mit Calciumoxyd, Bleioxyd, Chlorblei,
                              									Bleinitrat, Eisen und Wismuthnitrat.
                           Mit einigem Vorbehalt ist noch anzuführen:
                           8) Die Lävulose geht mit Dextrose eine krystallisirte Verbindung ein von 2 Th.
                              									Lävulose und 1 Th. Dextrosehydrat.
                           9) Der Invertzucker besteht aus 4 Th. Lävulose und 3 Th. Dextrosehydrat.
                           10) Die Lävulose bildet ein Alkoholat von der Formel C6H11O6(C2H5).'
                           11) Die rohrzuckerähnlich krystallisirte hygroskopische Lävulose ist möglicherweise
                              									eine leicht zersetzbare Alkoholverbindung.
                           
                           12) Eine Acethylverbindung der Lävulose konnte nicht erhalten werden.
                           Zucker und Melasse als Viehfutter. Produce Markets
                                 										Review, 1887 Bd. 22 S. 483 schreibt: „Erneute Aufmerksamkeit ist der
                                 										bedenklichen Lage zugewandt worden, in welcher sich die ackerbautreibenden
                                 										Bezirke in Folge des Futtermangels befinden, da nicht nur die Heuernte, welche
                                 										keinen zweiten Schnitt ergab, knapp war, sondern auch die Hackfrüchte theilweise
                                 										miſsrathen sind. Dadurch ist man genöthigt, eingelagertes Futter zu benutzen,
                                 										welches sonst für die Ueberwinterung aufgespart worden wäre. Viele Farmer suchen
                                 										sich mit Malztrebern, Leinsaatmehl mit Spreu vermischt u.s.w. zu behelfen, aber
                                 										augenscheinlich wird den fetterzeugenden und im Allgemeinen nahrhaften und
                                 										gesunden Qualitäten des Zuckers, sei es in trockenem Zustande, sei es in Form
                                 										von Melasse, nicht hinlängliche Bedeutung beigelegt. Der Marktpreis für Sorten,
                                 										die sich zum Verfüttern eignen, bleibt ungeachtet des zunehmenden Begehrs sehr
                                 										niedrig, und eine bessere Gelegenheit, mit den benachbarten Landwirthen ein
                                 										nutzbringendes Geschäft in Zucker zu betreiben, kann den Kleinhändlern in den
                                 										groſsen Grasdistrikten schwerlich geboten werden.“
                           Auf der diesjährigen Lebensmittelausstellung zu Amsterdam war eine Sammlung von Maltosefabrikaten ausgestellt. Besondere Aufmerksamkeit
                              									erregte die Ausstellung der neugebildeten Société
                                 										internationale de Maltose, E. Kinderlen zu Rotterdam, welcher erste Häuser
                              									in Deutschland und Holland angehören sollen. Die vorgeführten Fabrikate werden von
                              									Kennern als tadellose bezeichnet und sollen dieselben nach einem ganz neuen
                              									Verfahren hergestellt sein. Auch die Fabrik Bergen op
                                 										Zoom hatte Maltosepräparate ausgestellt, daneben aber auch Glykose. An
                              									Maltosefabrikaten waren auf der Amsterdamer Ausstellung die Folgenden vorhanden: 1)
                              									Rohmaltose von Kartoffeln, 2) raffinirte Maltose von Kartoffeln (2 Muster, hell und
                              									dunkel), 3) Rohmaltose von Mais, 4) raffinirte Maltose von Mais, 5) Eiweiſskörper
                              									aus Mais, 6) raffinirte Eiweiſskörper aus Mais, 7) Maisöl, 8) extrahirter Mais, 9)
                              									Futterkuchen von Mais, 10) Futterkuchen von Kartoffeln, 11) Bitterstoffextract aus
                              									dem Malz, 12) Eiweiſskörper der Kartoffel, 13) präparirte Kartoffelmasse, 14)
                              									krystallisirte Maltose (Deutsche
                                       												Zuckerindustrie, 1887 Bd. 12 S. 1176).
                           
                              
                                 St.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
