| Titel: | Neue Verfahren und Apparate zur Darstellung von Wasserstoff, Wasserstoffsuperoxyd und Ozon. | 
| Autor: | Sachse | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 373 | 
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                        Neue Verfahren und Apparate zur Darstellung von
                           								Wasserstoff, Wasserstoffsuperoxyd und Ozon.
                        Patentklasse 12. Mit Abbildungen.
                        Verfahren und Darstellung von Wasserstoff u.s.w. 
                        
                     
                        
                           Bereits Williams (Chemical News, 1882 Bd. 51 S. 146) hat die
                              									Beobachtung gemacht, daſs sich aus Zinkstaub Wasserstoff beim Erhitzen entbinden
                              									lasse; er erhielt aus 6g,479 (1cc) Zinkstaub 37cc,5 Wasserstoff. Bei einem zweiten Versuche wurde der Wasserstoff über
                              									glühendes Kupferoxyd
                              									geleitet, wodurch 0g,0365 Wasser erhalten wurden,
                              									während der Gehalt des angewandten Zinkstaubes an Wasser nur 0g,0055 betrug. Williams sprach schon damals die Ansicht aus, daſs der Wasserstoff im
                              									Zinkstaub durch Zersetzung von Wasser entstanden sei. Später (Chemical News, 1883 Bd. 52 S. 205) hat er für diese Ansicht den
                              									experimentellen Nachweis erbracht. Williams
                              									beobachtete, daſs Zinkstaub ganz besonders viel Wasserstoff entwickelte, wenn er vor
                              									dem Erhitzen mit Wasser benetzt und bei 100° bis zum constanten Gewicht getrocknet
                              									wird. 6g,479 hatten hierbei 0g,1924 Wasser aufgenommen; die Menge des beim
                              									Glühen entwickelten Wasserstoffes betrug 89cc,4.
                           Schwarz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                                 										1886 Bd. 19 S. 1146) hat dann bereits im weiteren Verfolg der Williams'schen Beobachtungen eine sehr bequeme Methode
                              									zur Darstellung reinen Wasserstoffes mittels Zinkstaubes angegeben, und zwar beruht
                              									dieselbe auf der gegenseitigen Einwirkung von Zinkstaub und Kalkhydrat, das durch
                              									Befeuchten des gebrannten Kalkes mit wenig Wasser, Absieben und Trocknen bei 100°
                              									erhalten wird; beim mäſsigen Erhitzen erhält man nach der Formel: Zn + Ca(HO)2 = ZnO + CaO + H2
                              									eine regelmäſsige Entwickelung sehr reinen Wasserstoffes.Calciumcarbonat (Kreide) an Stelle von
                                    											Kalkhydrat liefert beim Erhitzen mit Zinkstaub reines Kohlenoxyd: Zn +
                                    												CaCO3 = ZnO + CaO + CO. 20g Zinkstaub mit 22g,8 Kalkhydrat ergeben 5200cc trockenen Wasserstoff bei 0° und 760mm, entsprechend 0g,466 Wasser. Das Gemisch von Kalkhydrat und Zinkstaub laſst sich nun aber
                              									nicht lange aufbewahren, da beide bei längerer Berührung schon bei gewöhnlicher
                              									Temperatur in Reaction treten, so daſs eine Verwerthung dieses Verfahrens für
                              									militärische Zwecke, zur schnellen Füllung von Luftballons, ausgeschlossen
                              									erschien.
                           W. Majert in Grünau und G.
                                    										Richter in Falkenberg (D. R. P. Nr. 39898 vom 19. Oktober 1886) glauben nun
                              									diesen Uebelstand dadurch beseitigen zu können, daſs sie das Kalkhydrat vor dem
                              									Mischen mit Zinkstaub durch Erhitzen auf etwa 300° von dem nicht chemisch gebundenen
                              									Wasser befreien. Mit so vorbehandeltem Kalkhydrat gemengt, soll der Zinkstaub selbst
                              									bei 100° nicht, sondern erst kurz vor Rothglut Wasserstoff entwickeln. Besser wie
                              									Kalkhydrat sollen sich noch Magnesiahydrat, zweifach gewässertes Chlorcalcium
                              										(CaCl2 + 2H2O?)
                              									oder die Doppelverbindung von Chlorcalcium mit Chlormagnesium, Chlornatrium bezieh.
                              									Chlorkalium im Gemisch mit Zinkstaub zur Entwickelung von Wasserstoff eignen. Um
                              									diese Entwickelung ohne jede stationäre Erhitzungseinrichtung bewirken zu können,
                              									wird das Gemisch von Zinkstaub mit dem Wasser abgebenden Material in Blechbüchsen
                              									von ungefähr 10cm Durchmesser und 40cm Länge gefüllt, welche fest verlöthet werden. An
                              									der Stelle, wo letzteres geschieht, sind die Büchsen abgeflacht. Zur Erhitzung dient
                              									ein aus Eisenblech gefertigter und auf Rädern montirter fahrbarer Kessel. In die
                              									Stirn- und Rückwand desselben sind Röhren dicht eingelassen. Im Inneren des Kessels
                              									befinden sich zwei Querwände mit Oeffnungen für die Röhren, welche bewirken, daſs
                              									die Flamme den Weg nach dem Schornstein, welcher niederlegbar ist, nimmt. Nach
                              									auſsen hin werden die Röhren durch zwei Thüren luftdicht abgeschlossen. Die Thüren
                              									gehen in zwei Angeln und sind durch Asbestringe abgedichtet. Die das
                              									Gasentwickelungsgemisch enthaltenden Blechbüchsen (Patronen) werden in die Röhren
                              									geschoben und der Verschluſsdeckel festgeschraubt. Man erzeugt dann ein kräftiges
                              									Feuer und leitet das sich entwickelnde Wasserstoffgas durch ein Rohr zur weiteren
                              									Verwendung (Füllen von Luftballons) ab. Schon zu Anfang des Erhitzens schmilzt das
                              									Loth der Patronen und der Wasserstoff kann in Folge dessen entweichen.
                           S. Lustig in Breslau (D. R. P. Nr. 40690 vom 1. Oktober
                                 									1886) hat das von Schönbein angegebene Verfahren zur
                              									Darstellung von Wasserstoffsuperoxyd im Prozesse der
                              									langsamen Oxydation durch Einwirkung von Wasser, Säure und Luft auf Metallamalgame
                              									technisch verwerthbar gemacht.
                           Zinkamalgam wird mit Luft und alkoholischer Schwefelsäurelösung geschüttelt. Die
                              									alkoholische Schwefelsäurelösung wird in der Weise bereitet, daſs 96 Volumina
                              									absoluten Alkohols mit 4 Volumina verdünnter Schwefelsäure (1cc Schwefelsäure auf 3cc Wasser) vermischt werden. Nachdem ½ Stunde geschüttelt worden ist,
                              									werden, um ein Aufbrauchen der Säure zu vermeiden, von neuem je 40cc der verdünnten Schwefelsäure auf l1 Flüssigkeit zugefügt und das Schütteln eine
                              									weitere halbe Stunde fortgesetzt. Hierauf läſst man das durch den Prozeſs gebildete,
                              									in Alkohol fast unlösliche schwefelsaure Salz absitzen und trennt es durch
                              									Decantiren und Filtriren vollständig von der Flüssigkeit, dieselbe enthält 3 bis
                              										3g,4 Wasserstoffsuperoxyd in 1l gelöst. Durch Abdestilliren des Alkohols im
                              									luftverdünnten Raum wird die Flüssigkeit concentrirt und das Wasserstoffsuperoxyd in
                              									wässeriger Lösung erhalten. Die Anwendung des Alkohols an Stelle des Wassers bei
                              									diesem Oxydationsprozeſs bietet den Vortheil, daſs erstens die Zerstörung des
                              									gebildeten Wasserstoffsuperoxydes durch den zu oxydirenden Körper zurückgehalten und
                              									hierdurch eine bedeutend höhere Concentration der Flüssigkeit an
                              									Wasserstoffsuperoxyd erreicht, zweitens das Eindampfen und Concentriren der
                              									Flüssigkeit erleichtert wird, drittens die meisten bei diesen Prozessen sich
                              									bildenden Salze als in Alkohol unlöslich ausgefällt werden, und daſs viertens ein
                              									geringerer Verbrauch an Material stattfindet.
                           A. Behr in Köthen (* D. R. P. Nr. 39 377 vom 7. August
                                 									1886) hat einen neuen Apparat zur Erzeugung eines reinen Gemenges von Luft und Ozon durch Einwirkung des elektrischen Funkens auf Luft
                              									construirt. Derselbe besteht aus einem aus Metall gefertigten, innen sorgfältig mit
                              									Isolationsschichten (Glas, Ebonit o. dgl.) ausgekleideten Kasten o (Fig. 1, 2 und 3), in welchem
                              									die Nadelapparate N in gröſserer oder geringerer Anzahl
                              									aufgestellt sind. Jeder der Nadelapparate besteht aus 2 Blechplatten 
                              									a und b, von denen die
                              									eine a fest mit der isolirenden Gummiplatte c verbunden ist, während die andere Blechplatte b durch die Regulirvorrichtung d in beliebigem Abstand von a eingestellt
                              									werden kann.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 266, S. 376
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 266, S. 376
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 266, S. 376
                              
                           Die beiden einander zugekehrten Seiten der Bleche a und b tragen metallene
                              									Nadeln, welche an ihrer Spitze der besseren Leitungsfähigkeit wegen aus Platin
                              									bestehen; dagegen sind die Nadeln und die Blechplatten mit einem isolirenden
                              									Anstrich versehen, um das Ausströmen von Elektricität und das Oxydiren der
                              									Metalltheile zu verhindern. Der einen der Blechplatten a wird positive, der anderen b negative
                              									Elektricität zugeführt; aus den Spitzen der einzelnen Nadelapparate N strömt die Elektricität aus und bildet aus der den
                              									Apparat durchstreichenden Luft Ozon. Die Luft wird dem Apparat durch eine
                              									Compressionsvorrichtung unter gewissem Druck bei r
                              									zugeführt. Die Nadelapparate können einzeln aus- und eingeschaltet werden.
                           Sachse.