| Titel: | Gewinnung von Ferrocyaniden aus den nach Leblanc's Verfahren erzeugten Sodalaugen. | 
| Autor: | P. N. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 376 | 
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                        Gewinnung von Ferrocyaniden aus den nach
                           								Leblanc's Verfahren erzeugten Sodalaugen.
                        Ueber die Gewinnung von Ferrocyaniden.
                        
                     
                        
                           F. S. Newall und G. Sisson
                              									besprechen im Journal of the Society of
                                       											Chemical Industry, 1887 Bd. 6 S. 349 ein von ihnen
                              									ausgearbeitetes Verfahren zur Gewinnung von Ferrocyaniden aus Sodamutterlaugen. Alle
                              									bis jetzt gemachten Vorchläge zur Entfernung der so schädlichen Ferrocyanide aus Leblanc-Sodalaugen hatten die Zerstörung, nicht aber
                              									die Nutzbarmachung derselben zum Zwecke. Schon im J. 1853 erhielt Gossage ein Patent zur Entfernung von Ferrocyaniden aus
                              									Sodalaugen durch wiederholte Krystallisation. Williamson schlug im J. 1866 vor, die Ferrocyanide durch Erhitzen der
                              									Laugen in Dampfkesseln auf 155° zu zersetzen. Das Verfahren wurde aber wegen
                              									Krustenbildung an den Kesselwandungen bald wieder aufgegeben. Im J. 1877 wurde dann
                              										Péchiney's
                              									Methode (1879 231 337 und 232 529), das
                              									Cyanid durch Zufügen von Sulfat zur Schmelze zu Cyanat zu oxydiren und so
                              									Ferrocyanidbildung beim Auflösen zu verhindern, in mehreren englischen Fabriken
                              									eingeführt. Gaskell lieſs sich im J. 1878 die
                              									Zersetzung von Cyanid durch Einführen von Dampf und Luft in den Ofen während dem
                              									Schmelzen patentiren (1879 232 536). 1879 folgte dann ein
                              									Patent von Gaskell, Carey und Hurter (vgl. Hurter 1881 239 56 und * 143), nach welchem die Lauge durch erhitzte
                              									Röhren bei einer Temperatur von 150° gepumpt und dadurch das Ferrocyanid in
                              									Sulfocyanid verwandelt wird. Dieses Verfahren war nach Newall und Sisson, soweit es die Zersetzung
                              									von Ferrocyanid betraf, von praktischem Erfolge begleitet. Das Mactear patentirte Verfahren, die Rohsodaschmelze in
                              									kleine Stücke zu vertheilen und so durch Oxydation an der Luft die Cyanide zu
                              									oxydiren, wurde auch schon früher von Newall versucht,
                              									wobei es sich ergab, daſs bedeutend weniger Ferrocyanid in den Laugen auftrat. Die
                              									durch die Zersetzung der Ferrocyanide verursachte Rothfärbung der fertigen Soda kann
                              									auch durch schwaches Rösten des Salzes unter 150° in einer Thelen'schen Pfanne vermieden werden.
                           Die meisten der erwähnten Verfahren sind aber wieder in Vergessenheit gerathen.Das Verfahren von Gaskell, Carey und Hurter, wie auch das Rösten der Soda in Thelen'schen Pfannen wird jetzt noch mit Erfolg
                                    											im Groſsen ausgeführt. Der Ref. Gewöhnlich werden jetzt die Ferrocyanide durch Rösten der Soda bei hoher
                              									Temperatur zersetzt und das vom abgeschiedenen Eisenoxyd röthlich gefärbte Salz zur
                              									Herstellung von reiner Soda noch einmal gelöst und die klare Lauge abgedampft.
                           Wenn aus Rohsodalauge Sodakrystalle durch direkte Krystallisation gewonnen werden, so
                              									bleibt eine Mutterlauge, welche alle Ferrocyanide enthält. Beim Eindampfen liefert
                              									dieselbe ein roth bis braunes Salz, welches zur Herstellung von weiſser Soda
                              									wiederum aufgelöst werden muſs. Da oft bis 5 Proc. der Gesammtsoda in der
                              									Mutterlauge als Ferrocyanid vorhanden sind, hielten Newall und Sisson eine vortheilhafte
                              									Gesinnung desselben für möglich und sie haben zu diesem Zwecke folgendes Verfahren
                              									auf den Washington Chemical Works bei Newcaslle ausgearbeitet. Man läſst die Mutterlauge in
                              									ein mit Rührwerk versehenes eisernes Gefäſs flieſsen, fügt mehr als dem vorhandenen
                              									Ferrocyanid entsprechend Zinksalz zu und verwandelt etwa vorhandenes Natron durch
                              									Einleiten von Kohlensäure in Soda. Das ausgeschiedene Zinkferrocyanid wird in einer
                              									Filterpresse ausgewaschen. Das Filtrat, welches völlig frei von Ferrocyanid ist,
                              									liefert beim Eindampfen weiſses Sodasalz.
                           Das Zinkferrocyanid wird durch Zusatz von Natronlauge in lösliches Natriumferrocyanid
                              									und Zinkoxyd umgesetzt, und hierauf wird die Flüssigkeit gepreſst und das Zinkoxyd
                              									mit Wasser ausgewaschen. Aus der Natriumferrocyanidlösung stellt man durch Zusatz
                              									von Eisenoxydsalz, welches aus Pyritrückstand, Salpeter und Schwefelsäure gewonnen wird, Berlinerblau
                              									her, welches nachher in einer Filterpresse gewaschen und als Paste an Papierfabriken
                              									verkauft wird. Das Zinkoxyd wird mit Wasser oder Sodalösung zu einem Brei gemischt
                              									und wiederum zum Fällen von Ferrocyanid benutzt. Da zur Zersetzung von
                              									Zinkferrocyanid bedeutende Mengen von Natron verbraucht werden, welche groſse Kosten
                              									verursachen, trachtete Newall danach, das Natron durch
                              									eine billigere Substanz zu ersetzen und fand, daſs Schwefelcalciumlauge sich dazu
                              									gut eignet. Das Zinkferrocyanid wird dadurch unter Abscheidung von Zinksulfid in
                              									leicht lösliches Calciumferrocyanid, welches zur Herstellung von Berlinerblau oder
                              									Blutlaugensalz benutzt werden kann, umgewandelt.
                           In den rohen Mutterlaugen finden sich neben Ferrocyaniden auch Sulfocyanide, welche
                              									durch Zinkoxyd nicht gefällt werden, jedoch keinen Einfluſs auf die Farbe des Salzes
                              									ausüben. Während die ungereinigte Lauge mit Eisenchlorid eine blaue Farbe gibt,
                              									zeigt daher die gereinigte nur die durch Sulfocyanid verursachte rothe Färbung. Zur
                              									Bestimmung der Ferrocyanide wird nach Newall und Sisson die Lauge angesäuert und mit Eisenchlorid
                              									Berlinerblau gefällt. Dieses wird mit etwas Natronlauge gelöst und mit Permanganat,
                              									welches auf reines Blutlaugensalz eingestellt ist, titrirt.
                           
                              
                                 P.
                                    										N.