| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 418 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 265
                           								S. 460.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           I. Rohmaterialien und Malz.
                           Kartoffelbau. Auf Anregung von Professor Delbrück hatte der Verein der Spiritusfabrikanten in
                              									Deutschland eine Enquête über die Verbreitung der
                                 										verschiedenen Kartoffelvarietäten, die Art ihres Anbaues, die Höhe der
                                 										Erträge u.s.w. veranstaltet und zu diesem Zwecke Fragebogen an seine
                              									Mitglieder versendet. Es waren im Ganzen 258 sorgfältig beantwortete Fragebogen
                              									zurückgekommen, welche sich auf 53 verschiedene Kartoffelvarietäten mit 816
                              									Berichten aus verschiedenen Wirtschaften erstreckten und welche etwa 15000 einzelne
                              									Antworten auf die gestellten Fragen enthielten. Professor Maercker unterzog sich der mühevollen Arbeit, dieses so umfangreiche
                              									Material zu sichten und zusammenzustellen und erstattete darüber in der
                              									Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten einen umfassenden Bericht,
                              									welcher in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887,
                              									Ergänzungsheft S. 50, veröffentlicht ist.
                           Aus den interessanten Zusammenstellungen, auf welche wir hier nicht näher eingehen
                              									können, zieht der Berichterstatter folgende Schlüsse: 1) Es ist aus der Enquete
                              									hervorgegangen, daſs noch der bei weitem gröſste Theil der Kartoffelbau treibenden
                              									Landwirthe an den alten Varietäten festhält, während die groſsen Fortschritte,
                              									welche die Züchtung neuer Kartoffelvarietäten gemacht hat, den Uebergang zu
                              									letzteren unter vielen Verhältnissen als vortheilhaft erscheinen lassen. 2) Es ist
                              									kein Zweifel, daſs man bei zweckmäſsiger Auswahl von ertragreichen und stärkereichen
                              									Varietäten dieselbe Stärkemehlmenge, welche man jetzt auf einer gröſseren Fläche
                              									erntet, in Zukunft auf einer erheblich kleineren Fläche ernten und die hierdurch
                              									frei werdenden Felder für den Anbau lohnenderer Feldfrüchte verwenden kann. 3)
                              									Andererseits muſs zugegeben werden, daſs für viele Verhältnisse ein groſser Theil
                              									der neueren Varietäten noch nicht genügend erprobt ist. 4) Die Frage des
                              									Saatgutwechsels muſs noch als eine vollkommen offene bezeichnet werden. 5) Ueber die
                              									Auswahl bestimmter Bodenarten für den Anbau der einzelnen Varietäten herrscht
                              									ebenfalls noch vielfach Unklarheit. 6) Ebenso sind die Fragen der Düngung und des
                              									Einflusses der Düngung auf den Stärkemehlgehalt der Kartoffeln noch nicht
                              									vollständig aufgeklärt. 7) Die Enquete hat bezüglich der zweckmäſsigsten Pflanzweite
                              									der Kartoffeln für verschiedene Bodenarten eine arg widersprechende Praxis
                              									aufgedeckt. 8) Auch die Frage der Haltbarkeit der verschiedenen Varietäten ist noch
                              									nicht vollkommen aufgeklärt.
                           Professor Maercker spricht den Wunsch aus, daſs die
                              									Enquete das Interesse für die weitere Förderung der Fragen des Kartoffelbaues auf
                              									wissenschaftlichem und praktischem Gebiete wachrufen möchte.
                           Im Anschluſs hieran berichtet in derselben Zeitschrift S. 84 F. Heine-
                              									Emersleben über
                              									vergleichende Anbauversuche mit verschiedenen Kartoffelsorten im J. 1886, worauf wir
                              									jedoch nur verweisen können.
                           Ueber einen hohen Säuregehalt der Kartoffeln berichtet
                              										E. Heſse-Czerbienschin in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 73.
                              									Der ausgepreſste Saft der zerriebenen Kartoffeln hatte 0,4 bis 0,5° Säure, die
                              									daraus dargestellte Maische 0,7 bis 0,9° Säure, vor Zusatz der Hefe; die Vergährung
                              									war mangelhaft, die Ausbeute aber noch erträglich. Nach verschiedenen Versuchen
                              									gelang es, durch Dämpfen unter starkem Druck und hauptsächlich durch Beschleunigen
                              									des Dämpfens sowohl wie des Ausblasens, den Uebelstand zu beseitigen, so daſs die
                              									Maischen von 24¾ bis 26¾ Proc., trotz des hohen Säuregehaltes, nun auf 1,3 bis 1,8
                              									Proc. vergohren (vgl. unser Referat 1887 265 369).
                           Ueber die Natur des in süſsen Kartoffeln sich vorfindenden
                                 										Zuckers hat Müller-Thurgau eingehende
                              									Untersuchungen angestellt (landw. Jahrbücher Bd. 10 S.
                              									909), welche zeigten, daſs in den süſsen Kartoffeln neben Glukose noch Rohrzucker
                              									enthalten ist. Dextrin dagegen war in den süſsen Kartoffeln nicht nachweisbar.
                           Ueber die Verwendung der TopinamburUeber die Zusammensetzung der Topinambur vgl. 1887 265 368. zur Spiritusfabrikalion berichtet Nafziger-Schwarzenhasel in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 91 nach Versuchen, welche auf dem Gute
                              									des Prinzen Löwenstein in Baden angestellt wurden. Das
                              									Dämpfen fand im Henze'schen Apparat bei 2½at statt. Das in sehr bedeutender Menge
                              									angesammelte Fruchtwasser, welches bis zu 7 Proc. Zucker enthielt, wurde zum Theil
                              									vor Beendigung des Dämpfungsprozesses allmählich und vorsichtig ausgeblasen. Die
                              									Maische war anfangs durchlässig, später beim Erkalten dickflüssig- sie zeigte 15,5°
                              									Saccharometer bei 17,5°. Angestellt wurde bei 16,3°. Nach 24 Stunden stieg die
                              									Temperatur auf 25°, später bis zu 29°. Nach 68 Stunden, wo mit der Destillation
                              									begonnen wurde, war die Nachgährung noch nicht beendigt und die Maische bis auf 2
                              									Proc. Saccharometer vergohren. Die anfangs dunkelgraue Farbe der Maische war nach
                              									der Gährung in Hellgelb übergegangen. Die Destillation ging gut von statten. 1160k Topinambur gaben 120l Spiritus von 87,8 Proc., also 10536 Literprocent; davon kommen in Abzug
                              									525 Literprocent aus dem Hefemalz, so daſs aus der Topinambur 10011, oder für 100k Topinambur 863 Literprocent und für 1l Maischraum 6,2 Literprocent erhalten wurden. Der
                              									Spiritus wurde zu 46 M. für 10000 Literprocent verkauft, wonach sich nach Abzug der
                              									Productionskosten im Betrage von 16 M. und unter Hinzurechnung von 12,8 M. für 16hl Schlempe 100k
                              									Topinambur mit 3,69 M. verwerteten. Der Spiritus hatte einen eigenthümlichen
                              									penetranten Geruch und würde daher mehr zu industriellen Zwecken als zur Bereitung
                              									von Feinsprit geeignet sein. Die sehr geringen Ansprüche, welche die Topinambur an
                              									den Boden stellt, lassen
                              									dieses Material als ein sehr beachtenswerthes erscheinen, allerdings nur für Länder,
                              									welche keine Maisehraumsteuer haben. Die Schlempe wurde vom Milchvieh gern
                              									verzehrt.
                           Eine Anweisung zur Verarbeitung von Dari gibt Gumbinner in der Zeitschrift
                                 										für Spiritus- und Preſshefeindustrie, 1887 Bd. 8 S. 43 (daselbst nach Zeitschrift für landwirthschaftliche Gewerbe), welcher
                              									wir das Folgende entnehmen. Auf 100l Maischraum
                              									werden 25k Dari in ungeschrotenem Zustande in den
                              									Hochdruckapparat gefüllt und auf je 50k Dari 80
                              									bis 100l kaltes Wasser zugefügt. Das Dämpfen
                              									geschieht bei 3 bis 3½at. Wesentlich ist, daſs
                              									genügend Wasser zum Dämpfen genommen wird, da der Dari stärker als Mais quillt und
                              									bei Mangel an Wasser nur eine unvollständige Lösung des Stärkemehls eintritt. Der
                              									Zuckerbildungsprozeſs verläuft wie bei anderen Getreidearten. Die Maische wird mit
                              									17,5 bis 18,8° angestellt, in der kalten Jahreszeit mit 20 bis 21,3°. Bei niedrigen
                              									und breiten Bottichen genügt ein Steigraum von 5cm,5, bei hohen Bottichen sind 10cm
                              									erforderlich. Die Gährung muſs so geführt werden, daſs sie nach 2 bis 3 Stunden
                              									eintritt und in 30 bis 36 Stunden den höchsten Grad erreicht. Die Vergährung muſs
                              									bis auf 0,5, höchstens 1,0° Saccharometer stattfinden. Die Concentration der Maische
                              									dagegen soll 19 Proc. Saccharometer nicht übersteigen. Von Wichtigkeit ist, daſs die
                              									Hefe sehr kräftig ist und sich im höchsten Grade der Gährung befindet. Der Verfasser
                              									gibt zur Herstellung der Hefe für eine Maische von 50000 bis 75000k Dari folgende Vorschrift. In einem kleinen
                              									Dampffaſs werden zu jeder Maische etwa 100k
                              									Kartoffeln gedämpft, in das Hefegefäſs geschüttet, zerstampft, mit etwa 30l Wasser von 70° übergössen und unter
                              									fortwährendem kräftigen Durchrühren 30k Grünmalz
                              									hinzugesetzt. Nach sorgfältigem Durchmischen fügt man noch 60l Wasser von 75° hinzu, jedoch in kleinen Mengen
                              									und unter beständigem Durchrühren. Der letzten Portion Wasser setzt man 0l,25 Phosphorsäure hinzu. Man läſst 1 Stunde zur
                              									Zuckerbildung stehen, versetzt in Gährung, nimmt die Mutterhefe ab und verfährt wie
                              									gewöhnlich.
                           Ueber die Zerkleinerung des Rohmaterials für die
                                 										Preſshefefabrikation und über die Anwendung des Desintegrators hierzu,
                              									berichtet Schrohe in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Ergänzungsheft S. 28. Für die
                              									höchste Ausbeute an Alkohol und Hefe ist die Art der Zerkleinerung von groſsem
                              									Einfluſs. Während das Innere des Getreidekorns so fein wie möglich zerkleinert
                              									werden muſs, um eine gute Aufschlieſsung des Stärkemehls zu erzielen, kommt es bei
                              									den Schalen darauf an, daſs dieselben nur bis zu einem gewissen Grade zerkleinert
                              									werden. Eine zu geringe Zerkleinerung derselben ist mit einem Verlust an Hefe
                              									verbunden, weil die groben Schalen auf der gährenden Maische eine Decke bilden,
                              									unter welcher viel Hefe verborgen bleibt, welche nicht durchbrechen kann. Eine zu
                              									feine Zerkleinerung dagegen ist von Nachtheil für die Güte der Hefe, indem ein Theil der Schalen in die
                              									Hefe hineingelangt, mit dieser abgeschöpft wird und so die Hefe verunreinigt. Das
                              									früher übliche Zerkleinerungsverfahren durch Mahlsteine hatte immer den Nachtheil,
                              									daſs ein Theil der Schalen zu fein zerkleinert wurde. Viel zweckmäſsiger zum
                              									Zerkleinern ist der Walzenstuhl, welcher vor den Mahlsteinen den Vortheil hat, daſs
                              									die Schale nicht zerkleinert wird, ferner daſs das Material nicht so stark erhitzt
                              									wird. Dagegen ist der Walzenstuhl ungeeignet zum Zerkleinern von nassem Material.
                              									Dieses ballt sich zusammen und muſs erst nochmals zerkleinert werden, wozu in den
                              									Mühlen der Desintegrator benutzt wird. Dieser Apparat ist nun neuerdings von C. G. W. Kopler in Berlin so vervollkommnet, daſs man
                              									ihn allein, ohne Anwendung von Mahlsteinen oder Walzenstuhl, zum Zerkleinern des
                              									Rohmaterials verwenden kann. Ein solcher, in der Preſshefefabrik von Gebr. Ruth in Pritzwalk aufgestellter Apparat soll sich
                              									vorzüglich bewähren.
                           
                        
                           II. Dämpfen und Maischen.
                           Die Frage: In welcher Höhe das Ausblaserohr am
                                 										zweckmäſsigsten anzubringen ist, hat zu mehrfachen Versuchen in der Praxis
                              									Veranlassung gegeben, über welche in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie berichtet wird. Schon im J. 1884 hatte Delbrück empfohlen, das Ausblaserohr im Henze-Apparat so niedrig in den Exhaustor einmünden zu
                              									lassen, daſs die Kartoffeln direkt in die Maische hineingeblasen werden. Durch diese
                              									niedrige Stellung des Ausblaserohres soll vor Allem die bei hoher Stellung durch das
                              									Herumschleudern der ausgeblasenen Masse in den Exhaustor so sehr beschwerliche und
                              									zeitraubende Reinigung des Exhaustors vermieden werden. Es gelingt dieses auch
                              									vollständig, jedoch hat die niedrige Stellung wiederum den Nachtheil, daſs der
                              									Exhaustor weniger zur Wirkung kommt und daher die Maische nicht genügend abgekühlt
                              									wird. Dieses ist unter Umständen die Veranlassung zu einem Mehrverbrauch an Malz.
                              									Man darf daher mit dem Niedrigerlegen des Ausblaserohres auch nicht zu weit gehen.
                              										E. Heſse-Czerbienschin hat zur Ermittelung der
                              									zweckmäſsigsten Höhe mehrfache Versuche angestellt (die genannte Zeitschrift 1886
                              									Bd. 9 S. 488 und 1887 Bd. 10 S. 15), welche zu einem sehr günstigen Resultat
                              									führten, als das Ausblaserohr 35cm über dem Deckel
                              									des Vormaischbottichs angebracht wurde. Bei dieser Höhe kann das Ausblasen ebenso
                              									schnell von statten gehen, als wenn das Rohr 1 bis 2m über dem Deckel sich befindet, indem der Exhaustor noch vollkommen im
                              									Stande ist, den mitausströmenden Dampf fortzuschaffen, so daſs derselbe nicht in den
                              									Vormaischbottich gelangen und dort eine Ueberhitzung des Malzes veranlassen kann.
                              									Bei einer viel niedrigeren Lage, nämlich von 15cm,
                              									dagegen besaſs der Exhaustor nicht mehr die Kraft, den Dampf abzusaugen und
                              									fortzuführen. Eine Höhe von 35cm ist aber auch
                              									vollständig ausreichend, um die Uebelstände des schwierigen und zeitraubenden
                              									Reinigens zu beseitigen,
                              									welche mit einer höheren Stellung des Ausblaserohres von 1 bis 2m verbunden sind. Weitere Beobachtungen und
                              									Vorschläge über die zweckmäſsigste Höhe des Ausblaserohres theilt E. Brauer mit (die genannte Zeitschrift 1887 Bd. 10 S.
                              									46).
                           Die Frage: Wie hoch dürfen sich die Maischen erwärmen?
                              									hat ebenfalls zu eingehenden Erörterungen und Versuchen sowohl von Seiten der
                              									Praxis, wie der Wissenschaft neuerdings Veranlassung gegeben. In einem mit D unterzeichneten Aufsatz werden in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 59
                              									die allgemeinen Gesichtspunkte, welche für die Entscheidung der obigen Frage
                              									maſsgebend sind, erörtert. Es ist bekannt, daſs Dickmaischen nur mit Anwendung der
                              									Bottichkühlung zweckmäſsig verarbeitet werden können. Ueber die höchste Temperatur,
                              									bis zu welcher sich die Maischen erwärmen dürfen, gehen aber die Ansichten in der
                              									Praxis noch sehr weit aus einander. So lieſs man früher die Selbsterwärmung nicht
                              									selten bis auf 32,5° gehen, während man neuerdings eine niedrigere Temperatur im
                              									Allgemeinen für richtiger hält und 27 bis 28° als Grenze betrachtet. Man hält die
                              									niedrigere Temperatur für richtiger, seitdem man weiſs, daſs der Alkohol, sowie die
                              									anderen bei der Gährung sich bildenden Stoffe gährungshemmend auf die Hefe
                              									einwirken, und man nimmt an, daſs diese nachtheilige Wirkung mit steigender
                              									Temperatur zunimmt. Von diesem Gesichtspunkt aus müſste man mit der Temperatur so
                              									weit als möglich zurückgehen. Dem steht aber entgegen, daſs mit dem Sinken der
                              									Temperatur auch die Gährthätigkeit der Hefe abnimmt, was besonders bei
                              									alkoholreichen Maischen zu befürchten ist. Es muſs daher die Temperatur so regulirt
                              									werden, daſs die Hefe noch möglichst angeregt wird und andererseits eine Schädigung
                              									derselben durch die Gährungsproducte auch noch nicht eintritt. Es ist sehr
                              									wahrscheinlich, daſs die günstigste Temperatur bei Dickmaischen niedriger liegen
                              									wird, als bei Dünnmaischen, weil bei den hochprocentigen Maischen sich mehr
                              									schädliche Gährungsproducte bilden. Für Dickmaischen wird voraussichtlich eine
                              									Temperatur von 27 bis 28° die geeignetste sein. Es kommt für die Entscheidung der
                              									Frage ferner der Verlust an Alkohol durch Verdunstung in Betracht. Derselbe wird
                              									natürlich um so mehr zu befürchten sein, je höher die Temperatur und je
                              									concentrirter die Maische ist.
                           In derselben Zeitschrift S. 67 berichtet Professor Delbrück über eingehende Versuche, welche zur Entscheidung der Frage von
                              									Dr. Foth auf seine Veranlassung ausgeführt wurden. Zu
                              									diesen Versuchen diente eine Rohrzuckerlösung (30g
                              									in 100cc), welche mit Asparagin und Nährsalzen
                              									versetzt wurde. In 5 Versuchen wurden je 400cc
                              									dieser Lösung mit 5g Preſshefe versetzt, bei 16,3°
                              									zur Gährung angestellt und die Temperatur so gesteigert, daſs dieselbe nach 22
                              									Stunden in den 5 Maischen 25, 27,5, 30, 32,5 und 35° betrug. Nach 3 Tagen wurde die
                              									Gährung unterbrochen. Das Resultat war folgendes:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 HöchsteTemperatur
                                 Saccharometer-anzeige dersüſsen
                                    											Maische
                                 Kohlensäure-verlust
                                 ScheinbareSaccharometer-anzeige
                                    											dervergohrenenMaische
                                 WirklicheSaccharometer-anzeige in
                                    											dervergohrenenMaische
                                 Alkohol
                                 Alkoholmengeaus 1 g
                                    											ver-gohrenemExtract
                                 Literprocentfür 1 Kilo
                                    											ver-gohrenenZuckers
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ° B
                                 g
                                 ° B
                                 ° B
                                 Vol.-Proc.
                                 cc
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 25
                                 27,75
                                 48,7
                                   1,25
                                 6,3
                                 15,9
                                 0,6466
                                 64,7
                                 
                              
                                 2
                                   27,5
                                 27,75
                                 50,5
                                   0,45
                                 5,6
                                 16,3
                                 0,6438
                                 64,4
                                 
                              
                                 3
                                 30
                                 27,75
                                 48,6
                                 1,8
                                 6,5
                                   15,55
                                 0,6376
                                 63,8
                                 
                              
                                 4
                                   32,5
                                 27,75
                                 46,3
                                   3,45
                                 7,9
                                 14,7
                                 0,6420
                                 64,2
                                 
                              
                                 5
                                 35
                                 27,75
                                 42,9
                                   5,45
                                 9,7
                                 13,5
                                 0,6439
                                 64,4
                                 
                              
                           Die täglich bestimmten Kohlensäureverluste zeigt folgende Tabelle:
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    Kohlensäureverlust
                                    
                                 
                              
                                 ades ersten Tages(18,5 Stunden)
                                 bdes zweiten Tages(23 Stunden)
                                 cdes dritten Tages(24 Stunden)
                                 Summe vona, b, c
                                 
                              
                                 
                                 g
                                 g
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 1
                                 15,6
                                 20,5
                                 12,6
                                 48,7
                                 
                              
                                 2
                                 15,3
                                 24,8
                                 10,4
                                 50,5
                                 
                              
                                 3
                                 15,4
                                 27,0
                                 6,2
                                 48,6
                                 
                              
                                 4
                                 16,0
                                 26,8
                                 3,5
                                 46,3
                                 
                              
                                 5
                                 16,2
                                 24,8
                                 1,9
                                 42,9
                                 
                              
                           Das günstigste Resultat ergab also die Maische Nr. 2, welche auf 27,5° gehalten
                              									wurde; diese weist den gröſsten Kohlensäureverlust, die beste Vergährung und den
                              									höchsten Alkoholgehalt auf. Die Maischen Nr. 1 und Nr. 3 zeigten schon ein
                              									wesentlich schlechteres Resultat und die Maischen Nr. 4 und 5 zeigen, wie mit
                              									steigender Temperatur die Schädigung der Währung schon ganz bedeutend zunimmt; die
                              									schlechteste Maische Nr. 5 zeigt gegen die beste Nr. 2 einen Unterschied von 5 Proc.
                              									in der Vergährung und von 2,8 Proc. im Alkoholgehalt. Die Bestimmungen des
                              									Kohlensäureverlustes geben auch Aufschluſs über die Ursache der groſsen
                              									Unterschiede. Die Angährung ist bei allen 5 Maischen sehr gleichmäſsig verlaufen,
                              									mit der Steigerung der Temperatur am zweiten Tage treten nun aber die groſsen
                              									Unterschiede auf. Die Maische Nr. 1, mit der niedrigsten Temperatur, zeigt den
                              									geringsten Fortgang der Gährung, während den stärksten Fortgang die Maischen Nr. 3
                              									und 4 aufweisen. Für die Hauptgährung war also die höhere Temperatur von 30 und
                              									32,5° günstiger, bei der Nachgährung dagegen zeigen sich die Maischen mit
                              									niedrigerer Temperatur weit überlegen. Die beiden Maischen Nr. 1 und 2 befanden sich
                              									bei Beendigung des Versuches noch in lebhafter Gährung, so daſs anzunehmen ist, daſs
                              									dieselben am vierten Tage noch eine weitere Vergährung gezeigt haben würden, wobei
                              									vielleicht Nr. 1 die Maische Nr. 2 noch eingeholt hätte. Es geht hieraus hervor,
                              									daſs die niedrige Temperatur von 25° durchaus nicht schädlich wirkte, daſs aber bei
                              									dieser Temperatur die Arbeit der Hefe eine zu langsame war, um in der gesetzlichen
                              									Frist von 72 Stunden eine gute Vergährung zu bewirken. Es ist aber die Möglichkeit
                              									nicht ausgeschlossen, daſs bei vermehrtem Hefezusatz auch eine Temperatur von 25° noch
                              									ausreichend sein würde. Jedenfalls hat sich 27,5° als die geeignetste Temperatur
                              									erwiesen. Die höheren Temperaturen dagegen wirkten geradezu schädigend, indem die
                              									Nachgährung mehr oder weniger ausblieb.
                           Wie die Zahlen über die Ausbeute für 1 Kilo vergohrenen Zuckers zeigen, war die
                              									Reinlichkeit der Gährung bei allen Versuchen eine gute, woraus hervorgeht, daſs bei
                              									den niederen und höheren Temperaturen keine wesentlich anderen Zersetzungen
                              									stattgefunden haben als bei den mittleren; auch Nebengährungen sind nicht zu
                              									verzeichnen. Bacterien wurden überhaupt nicht beobachtet.
                           Da Verluste an Alkohol durch die Art der Anstellung der Versuche ausgeschlossen
                              									waren, so kann die beobachtete Schädlichkeit der höheren Temperaturen nur auf die
                              									Hemmung der Gährthätigkeit der Hefe zurückgeführt werden. Obwohl nun die Resultate
                              									dieser im Kleinen und mit Rohrzucker ausgeführten Versuche nicht ohne Weiteres auf
                              									die Praxis übertragen werden können, so ist doch die Vermuthung gerechtfertigt, daſs
                              									im Groſsbetriebe, in Folge der dort unvermeidlichen Alkoholverdunstung, die höheren
                              									Temperaturen noch bedeutendere Schädigungen hervorbringen werden.
                           Im Anschluſs an diese Beobachtungen Delbrück's theilt
                              										A. Hesse-Marzdorf an derselben Stelle seine
                              									Erfahrungen aus der Praxis mit Derselbe hat gefunden, daſs es hauptsächlich darauf
                              									ankommt, die Nachgährung lange auszudehnen und während derselben eine niedrige
                              									Temperatur von 25 bis 27,5° einzuhalten, während bei der Hauptgährung die Temperatur
                              									zwischen 30 und 31,3° schwanken kann.
                           An derselben Stelle berichtet Schrader-Sommerschenburg,
                              									daſs er seit längerer Zeit mit der höchsten Temperatur von 28,8° arbeitet und sehr
                              									gute Erfolge erzielt.
                           Von anderer Seite (dieselbe Zeitschrift S. 73) wird für die Hauptgährung eine
                              									Temperatur zwischen 25 und 30°, für die Nachgährung eine solche von 30 bis 25 als
                              									die geeignetste bezeichnet. Im Gegensatz zu den Mittheilungen von Hesse ist Böhme-Gurzlow
                              									der Ansicht, daſs es besser ist, die Hauptgährung bei niedriger Temperatur verlaufen
                              									zu lassen, nämlich bei 22,5 bis 24°, und die Nachgährung bei höherer Temperatur,
                              									jedoch nicht über 28°. Die niedere Temperatur bei der Hauptgährung soll den Vortheil
                              									haben, eine zu schnelle Erwärmung der Maische zu verhindern, welche eine weitere
                              									Regulirung der Temperatur sehr erschwert.
                           Endlich berichtet Heinzelmann (S. 88) bei Gelegenheit
                              									eines Vortrages nach allgemeinen Ausführungen über das Dickmaischverfahren über
                              									seine Beobachtungen zu der vorliegenden Frage. Derselbe hat als höchsten
                              									Erwärmungsgrad 30° vorgeschrieben, jedoch bei 28,8° auch niemals, dagegen bei 31,3°
                              									öfter Verluste beobachtet. Um die Hefe vor der schädlichen Einwirkung des Alkohols
                              									zu schützen, empfiehlt derselbe bei Dickmaischen am zweiten Tage Abends oder spätestens am
                              									dritten Tage früh einen Wasserzusatz, welcher von der Steuerbehörde in der Regel
                              									gestattet wird.
                           Ueber Versuche mit dem Apparat zum Entschälen und Reinigen
                                 										der Maische von E. Müller in Bromberg (vgl.
                              									1887 265 414) berichtet G.
                                 										Heinzelmann in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 1, 88 und Ergänzungsheft S. 32. Durch
                              									diesen Apparat werden Schalen, Stroh und andere Verunreinigungen von der flüssigen
                              									Maische getrennt und durch eine Preſsvorrichtung von anhängender Maische befreit.
                              									Aus einem Bottich von etwa 3000l Inhalt werden 100
                              									bis 150k Treber durch diesen Apparat abgesondert.
                              									Dieselben enthalten noch etwa 85 Proc. Maische und stellen ein vorzügliches
                              									Futtermittel dar. Durch das Entfernen der Treber wird die Maische dünnflüssiger und
                              									daher der Steigraum geringer; bei den Versuchen genügte für die von Trebern befreite
                              									Maische ein Steigraum von 5 Proc., während die Treber haltige Maische 10 Proc.
                              									erforderte. In Folge dessen können auf einen Bottich von 3000l Inhalt etwa 250k Kartoffeln mehr eingemaischt werden. Die so behandelten Maischen gähren
                              									sehr schnell an und kommen nach wenigen Stunden in Bewegung. In Folge der gröſseren
                              									Menge verarbeiteter Kartoffeln wird die Ausbeute um ½ bis 1 Proc. höher. Auch ist
                              									die Vergährung dieser Maischen oft besser als diejenige der nicht mit dem Apparat
                              									behandelten. Ein weiterer Vortheil besteht darin, daſs jede Verstopfung von
                              									Rohrleitung, Pumpen, Destillirapparaten u.s.w. ausgeschlossen ist. Dagegen zeigte
                              									sich, daſs die enttreberten Maischen eine gröſsere Kühlzeit in Anspruch nehmen.
                              									Durch Einlegen von pfropfenzieherartig gebundenen Blechstreifen in die einzelnen
                              									Rohre des Kühlers kann diesem Uebelstand jedoch nicht nur abgeholfen werden, sondern
                              									es wird dadurch auch die Kühlfähigkeit der Röhrenkühler noch erhöht. Da die durch
                              									den Apparat ausgeschiedenen Rückstände, wie erwähnt, noch Maische einschlieſsen, so
                              									findet natürlich ein Verlust an gährungsfähigem Material und damit auch an Alkohol
                              									statt. Dieser Verlust wird jedoch durch den höheren Alkoholgehalt der Maische und
                              									durch die bessere Ehrung vollständig gedeckt und man hat durch die Möglichkeit, etwa
                              										250k Kartoffeln für 1 Bottich mehr maischen zu
                              									können, noch den Vortheil, die Rückstände von diesen mehr gemaischten Kartoffeln als
                              									Futter zu erhalten.
                           Der Apparat wird besonders da von Bedeutung sein, wo man nicht mindestens über
                              									24procentige Kartoffeln verfügen kann. Je mehr Kartoffeln in einem und demselben
                              									Raum gut vergohren werden können, um so höher wird die Verwerthung derselben sein.
                              									Die Rechnung stellt sich wie folgt: Auf einen Bottich sollen mit reichlichem Malz in
                              									einem Falle 2600k Kartoffeln mit 20 Proc. Stärke
                              									mit den Schalen, im anderen Falle aber 2850k
                              									Kartoffeln mit 25 Proc. Stärke, mit demselben Malz, jedoch ohne die Schalen,
                              									eingemaischt werden; in beiden Fällen seien für 1 Kilo Stärke 60 Literprocent bei denselben Unkosten
                              									gezogen; dies gibt dann zu Gunsten der einschalten Maischen 20 × 2,5 × 60 = 3000
                              									Literprocent Spiritus mehr vom Bottich, oder – 10000 Literprocent Spiritus zu 36 M.
                              									gerechnet – für 250k Kartoffeln 10,80 M., oder die
                              									Verwerthung von 50k mehr auf den Raum gemaischter
                              									Kartoffeln hat 2,16 M. betragen.
                           Auch in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 10 S.
                              									68 und 69 wird bestätigt, daſs es möglich ist, mit Hilfe des Apparates den Steigraum
                              									nicht unbeträchtlich zu verringern. Dagegen wurde bei Versuchen, welche Mankiewicz-Falkenrehde ausführte, eine Verbesserung der
                              									Vergährung nicht beobachtet. Es wird darauf hingewiesen, daſs aber eine Besserung
                              									der Vergährung durch das Entschälen der Maischen auch nur dann zu erwarten ist, wenn
                              									man die Maischen mit sehr starkem Trebergehalt verarbeitet, also insbesondere bei
                              									sehr concentrirten Maischen, welche aus stärkearmen Kartoffeln hergestellt sind. Es
                              									ist immer zu bedenken, daſs ein gewisser Trebergehalt in den Maischen nothwendig ist
                              									und es ist demnach erklärlich, daſs man früher bei Verarbeitung sehr dünner Maischen
                              									durch das Enttrebern keine Vortheile, sondern eher Nachtheile hatte, während man
                              									jetzt, bei Verarbeitung sehr concentrirter Maischen, welche ein Uebermaſs von
                              									Trebern enthalten, durch Entfernung eines Theiles der Treber sehr wohl eine bessere
                              									Ausbeute erzielen kann.
                           Eine Prüfung des Maischverfahrens von Cuisinier führte
                              										Saare in der Brennerei zu Falkenrehde aus und
                              									berichtet darüber in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1887 Ergänzungsheft S. 33. Dieses Verfahren (vgl. 1886
                              										259 511) bezweckt bekanntlich eine vollständige
                              									Umwandlung des Stärkemehles in Maltose. Dieses wird erreicht, indem man das Malz zum
                              									Theil bei höherer Temperatur (69 bis 75°) zur Verflüssigung des Stärkemehles, zum
                              									Theil bei niederer Temperatur (50°) zur Zuckerbildung einwirken läſst.
                           Es war schon früher bekannt, daſs die vollständige Umwandelung des Stärkemehles in
                              									Maltose nach diesem Verfahren nur bei wenig concentrirten Maischen gelingt, und es
                              									stand daher zu erwarten, daſs die Versuche mit Dickmaischen ein wenig befriedigendes
                              									Resultat ergeben würden. Dies hat sich denn auch bei den Versuchen von Saare bestätigt. Es zeigte sich, daſs das Verfahren von
                              										Cuisinier zur Zeit unter den Verhältnissen, welche
                              									wir jetzt in Deutschland in der Brennerei haben, wenig Aussicht hat, mit Nutzen
                              									eingeführt zu werden, einmal, weil der richtige Zuckerbildungsgrad in den
                              									Dickmaischen nicht erzielt werden kann, andererseits, weil der Malzauszug zu viel
                              									Stärke zurückhält, welche nicht zur Verflüssigung und Umwandelung in Zucker kommt,
                              									und endlich, weil der Mehrverbrauch an Arbeitszeit und der dadurch bedingte
                              									Mehrverbrauch an Arbeitskraft in keinem Verhältniſs zu dem wirklich erzielten
                              									Resultat steht.
                           
                           Ueber Bereitung und Vergährung concentrirter Maischen
                              									macht Prof. Delbrück in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Ergänzungsheft S. 29 sehr
                              									interessante Mittheilungen, denen wir hier das Folgende entnehmen. Der Schwerpunkt
                              									für die Rentabilität der Brennerei liegt heut zu Tage in der Herstellung möglichst
                              										hochconcentrirter Maischen. Wenn es gelingt, die
                              									Ausbeute ohne Verwendung von mehr Material um 1 Proc. zu steigern, so würde dadurch
                              									eine Verbilligung der Production um mindestens 2 M. erreicht werden. Die Herstellung
                              									concentrirter Maischen ist in erster Linie abhängig von dem Stärkegehalt des
                              									Rohmaterials, und es muſs daher das Bestreben sein, möglichst stärkemehlreiche
                              									Kartoffeln zu produciren. Jedoch auch aus geringwertigerem Rohmaterial ist die
                              									Herstellung hochprocentiger Maischen möglich. Hierzu ist das Hauptaugenmerk auf die
                              									Beseitigung überflüssigen Wassers zu richten. Es ist in Erwägung zu ziehen, durch
                              										Trocknen aus geringwerthigen Kartoffeln einen Theil
                              									des Wassers zu entfernen. Die Versuche von Andrae,
                              									welchem es gelang, bei verletzten Kartoffeln innerhalb dreier Tage bei mäſsigen
                              									Temperaturen das Gewicht um 40 Proc. zu vermindern, gibt Anregung zu Versuchen, den
                              									in der Brennerei meist reichlich vorhandenen überschüssigen Dampf zum theilweisen
                              									Trocknen der Kartoffeln zu verwenden. Eine weitere Ersparniſs an Wasser bietet das
                              									schon in der Praxis eingebürgerte Verfahren der Bereitung von Luftmalz. Bekanntlich ist man vom Darrmalz zum Grünmalz
                              									übergegangen, da man fand, daſs letzteres viel wirksamer ist. Die neueren
                              									Erfahrungen haben aber gezeigt, daſs man bei vorsichtigem Trocknen ein Trockenmalz herstellen kann, welches in seiner
                              									Wirksamkeit dem Grünmalz nicht nachsteht. Aus 150k
                              									Grünmalz kann man 50k Wasser entfernen und damit
                              									ersparen, und es ist damit noch die Möglichkeit für die Herstellung eines sehr
                              									concentrirten Hefegutes gegeben.
                           In belgischen Brennereien hatte Dr. Mittenzwey die
                              									Beobachtung gemacht, daſs bei einer Einmaischtemperatur von 71° vorzügliche
                              									Resultate erzielt wurden, indem es gelang, sehr concentrirte Maischen gut zu
                              									vergähren und auch vom Rohmaterial eine sehr befriedigende Ausbeute zu erhalten. Von
                              										Delbrück ausgeführte Versuche bestätigten diese
                              									Beobachtung vollständig. Diese Beobachtung steht mit den bisherigen Anschauungen und
                              									besonders mit den Versuchen von Cuisinier, welcher für
                              									die vollkommene Umbildung der Stärke in Maltose gerade die niedrige Temperatur von
                              									50° verwendet, im vollen Widerspruch. Eine richtige Erklärung dieses Widerspruches
                              									ist wahrscheinlich zu finden in einer Untersuchung von Paetzold (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1882 Bd. 5 S. 127), welcher
                              									fand, daſs die Diastase gegen höhere Temperaturen um so weniger empfindlich wird, je
                              									gröſsere Zuckermengen zugegen sind. Daraus würde folgen, daſs man ohne Schädigung
                              									der Diastase um so höher mit der Maischtemperatur gehen kann, je concentrirter die
                              									Maische ist. Es würde dieses die günstigen Erfolge bei Dickmaischen durch Anwendung der hohen
                              									Temperatur, wie sie in Belgien üblich ist, erklären, andererseits aber auch die
                              									niedrige Temperatur bei dem Verfahren von Cuisinier
                              									rechtfertigen, welches bekanntlich nur bei sehr geringer Concentration der Maischen
                              									von Erfolg ist. Wenn es sich in der Praxis bestätigt, daſs Dickmaischen bei hoher
                              									Temperatur mit Vortheil verarbeitet werden können, so würde dieses Verfahren noch
                              									den weiteren groſsen Vorzug haben, daſs durch die Anwendung der höheren Temperatur
                              									um so sicherer eine Abtödtung der schädlichen, die Nebengährungen veranlassenden
                              									Organismen bewirkt werden würde.
                           Verfasser erwähnt weiter die Centrifugalmaischapparate
                              									und die Maischapparate mit horizontaler Achse, z.B. von Retter und d'Heureuse-Schmetzdorf (vgl. 1887 265 231), welche sich jetzt als Concurrenten gegenüber stehen, und
                              									bemerkt, daſs auch die Centrifugalmaischapparate im Stande sind, bis 30procentige
                              									Maischen zu verarbeiten.
                           Die günstigen Beobachtungen, welche Heinzelmann mit dem
                              										Müller'schen Entschälungsapparat (vgl. S. 425 d. Bd.) gemacht hat, veranlassen den
                              									Verfasser, näher einzugehen auf den Einfluſs, welchen die
                                 										Treber auf die Gährung ausüben, sowie überhaupt auf die Gährungsführung der concentrirten Maischen. Der
                              									Verfasser hatte früher die Beobachtung gemacht, daſs zur Vergährung concentrirter
                              									Maischen eine Bewegung nothwendig sei, welche durch Anwesenheit von Trebern in der
                              									Maische bewirkt wird (vgl. unser Referat 1887 263 530).
                              									Bei diesen Versuchen hatte sich auch gezeigt, daſs die Kohlensäure nachtheilig auf die Gährung wirkt und daſs die möglichst
                              									schnelle Entfernung derselben von Vortheil ist. Die Kohlensäure hat aber noch eine
                              									andere nachtheilige Eigenschaft. Dieselbe nimmt nämlich, wenn sie aus der Maische
                              									entweicht, eine gewisse Menge Alkohol mit. Hierüber angestellte Versuche zeigten,
                              									daſs hierdurch ein Verlust von etwa 0,2 Proc. Alkohol entsteht. Dieses war der Fall,
                              									wenn die Gährgefäſse vor Luftzutritt bewahrt wurden. In anderen Versuchen, bei
                              									welchen über die Gährflüssigkeit Luft hinüber geleitet wurde, um dadurch die in der
                              									Praxis obwaltenden Verhältnisse nachzuahmen, wurden bei einer Gährtemperatur von 25°
                              									0,5 Proc. Alkohol und bei einer Gährtemperatur von 34° sogar fast 1 Proc. Alkohol in
                              									der Luft gefunden. Durch die entweichende Kohlensäure findet also ein gar nicht
                              									unerheblicher Verlust an Alkohol statt, welcher sich noch steigert, sobald die
                              									Temperatur eine höhere wird. Dieser Verlust gibt auch eine Erklärung für die sogen.
                              										Unreinlichkeit der Gährung, deren Grund man
                              									vielfach in Nebenproducten suchen wollte, welche sich aber in der Maische nicht
                              									nachweisen lieſsen. Daſs die Verdunstung von Alkohol der Grund dieser Unreinlichkeit
                              									der Gährung sei, darauf macht schon Maercker in seinem
                              									Handbuch aufmerksam.
                           Ein sehr interessantes Resultat gab noch der folgende Versuch. Es wurde ein Gefäſs
                              									mit Wasser von einem bestimmten Alkoholgehalt bei 25° der Verdunstung überlassen und
                              									es zeigte sich hierbei, daſs der Alkohol auſserordentlich schnell verschwand, indem 5,5
                              									Proc. Alkohol verdunsteten. Als nun diese Flüssigkeit durch Zusatz von Trebern
                              									consistenter gemacht wurde, betrug die Verdunstung nur 3 Proc. Alkohol. Die
                              									Gegenwart der Treber hatte also den Alkoholverlust bedeutend vermindert.
                           Versuche, welche der Verfasser über die Verdunstung des Alkohols in der Brennerei zu
                              									Falkenrehde ausführte, in der Art, daſs der Gährbottich mit einem kupfernen Deckel
                              									bedeckt und darüber kaltes Wasser geleitet wurde, ergaben jedoch kein befriedigendes
                              									Resultat, indem nur eine ganz geringe Mehrausbeute an Alkohol von 0,2 bis 0,3 Proc.
                              									dadurch erzielt wurde. Verfasser erklärt dies dadurch, daſs es sehr schwer hält, der
                              									entweichenden Kohlensäure den Alkohol, welchen sie mit sich führt, wieder zu
                              									entziehen, und daſs dieses nur gelingen würde, wenn man die Kohlensäure vollständig
                              									durch Wasser hindurchleitete. Verfasser macht aber darauf aufmerksam, daſs die
                              									höheren Ausbeuten, welche man bei Anwendung der Gährbottichkühlung erhält,
                              									wenigstens zum Theil auch dadurch bedingt werden, daſs durch die niedere Temperatur
                              									der Verlust an Alkohol durch Verdunstung vermindert wird. In Betreff der Treber hebt
                              									Verfasser nochmals hervor, daſs eine gewisse Menge von Trebern in der Maische
                              									nothwendig ist, um eine Belegung und Reibung der Hefezellen an einander
                              									hervorzubringen, ferner, um der Maische die nöthige Consistenz zu geben, damit sie
                              									nicht zu leicht circulirt, wodurch eine zu starke Verdunstung veranlaſst wird. Ein
                              									Uebermaſs von Trebern dagegen würde eine solche Consistenz erzeugen, daſs die
                              									Bewegung zu gering wird. Es kommt also darauf an, nur einen gewissen Trebergehalt in
                              									der Maische herzustellen, und zwar wird man bei concentrirten Maischen durch
                              									theilweise Entfernung der Treber einen Erfolg haben, wie dieses auch die Versuche
                              									von Heinzelmann mit dem Müller'schen Apparat zeigten, während bei ganz dünnen maischen die
                              									Gegenwart gewisser Mengen von Trebern zur Vermeidung der Alkoholverdunstung
                              									nothwendig ist und daher die Entfernung derselben nach bekannten älteren Erfahrungen
                              									von Nachtheil ist.
                           Ueber günstige Erfolge mit Trockenmalz berichtet v. Tiedemann-Kranz (daselbst S. 34). Derselbe wendet
                              									lufttrockenes Malz seit 12 Jahren mit bestem Erfolge an und empfiehlt dasselbe
                              									hauptsächlich in den Fällen, wo nicht vollständig normale Lokalitäten zur Erzeugung
                              									von Grünmalz vorhanden sind. Er gibt dem Luftmalz den Vorzug gegen Darrmalz, weil es
                              									bei Bereitung des letzteren immer groſser Sorgfalt bedürfe, damit Temperatur nicht
                              									doch einmal eine Höhe erreicht, welche dem Malz von Nachtheil ist. Das Luftmalz wird
                              									am zweckmäſsigsten auf der Malzquetsche zerkleinert.
                           Morgen.