| Titel: | Ueber die Herstellung des Weissbleches. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 491 | 
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                        Ueber die Herstellung des
                           								Weiſsbleches.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 29.
                        Ueber die Herstellung des Weiſsbleches.
                        
                     
                        
                           a) Die Herstellung des
                                 										Schwarzbleches.
                           Der in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                       										Gewerbefleiſses, 1887 S. 313 u. ff. veröffentlichten Abhandlung: Die Technik der Weiſsblechfabrikation von Wilh. Stercken entnehmen wir Folgendes:
                           Als Rohmaterial für Weiſsblech dient in neuerer Zeit fast nur Fluſseisen von 0,05 bis
                              									0,15 Proc. Kohlenstoff. Dasselbe wird entweder in dem sauren Siemens-Ofen (besonders in England) oder in der basischen Bessemer-Birne hergestellt. In Deutschland benutzen die
                              										Rasselsteiner-Eisenwerke bei Neuwied selbst
                              									gefertigtes Clapp-Griffiths-Eisen (vgl. 1885 257 * 21. 1887 263 * 432).
                              									Auſserdem findet das Product der Klein-Bessemerei nach dem Davy'schen Verfahren (vgl. 1886 260 * 274) an
                              									einigen Stellen in England Verwendung.
                           In der Umwandlung der Fluſseisenblöcke zu Stäben, Platinen und endlich zu Blechen
                              									sind in den letzten Jahrzehnten fast gar keine Fortschritte gemacht worden.
                              									Vereinzelt findet man das Lauth-Davy-Walzwerk, bei
                              									welchem 3 Walzengerüste vorhanden sind. In dem einen sind die beiden Blechwalzen, in
                              									dem darauf folgenden Gerüst die 3 Platinenwalzen angeordnet. Von diesen ist die
                              									mittlere bedeutend dünner als die anderen, wodurch die Platinen sehr schnell
                              									heruntergewalzt werden können. Die untere Blechwalze ist mit der unteren Platinen
                              									walze direkt gekuppelt, während letztere durch 3 Zahn- oder Reibungsräder von
                              									gleichem Durchmesser wie die Platinenwalzen die obere der letzteren treibt. Die
                              									Räder liegen in einem besonderen, dem dritten Gerüst. Das Doppeln der Bleche
                              									geschieht jetzt nur noch unter der Presse, welche gewöhnlich mit der Schere eine
                              									einzige Maschine bildet und entweder eine Dreh- (Hebel-) oder Parallelbewegung
                              									(letztere besonders in Frankreich) hat.
                           Sehr bemerkenswerth ist der Vorschlag Bessemer's, das
                              									Eisen von Platinen- auf Schwarzblechdicke in einem
                              									einzigen Durchstich herunterzuwalzen. Zu diesem Zwecke werden die Platinen
                              									packetweise in fluſseisernen geschlossenen Retorten, welche gerade gegenüber dem
                              									Walzwerk liegen, erwärmt und dann in letzteres eingeführt. Dasselbe besitzt zwei
                              									groſse in starken Gerüsten gelagerte Walzen, welche in bekannter Weise genau
                              									eingestellt werden können. Auf der Einsteckseite dieser Walzen sind zwei kleinere
                              									Walzen parallel denselben angeordnet, welche in gleicher Richtung gedreht werden und
                              									sich durch Hydraulik gegen einander pressen lassen. Dieselben stehen vor Beginn der
                              									Walzoperation so weit aus einander, daſs sich die Platine bequem zwischen sie
                              									durchstecken läſst, bis sie mit ihrem zugeschärften Ende auf die auf
                              									Schwarzblechdicke eingestellten Hauptwalzen trifft. Preſst man nun die kleinen
                              									Walzen, welche sich mit den Hauptwalzen drehen, zusammen, so drücken erstere die
                              									Platine in das Kaliber der Hauptwalzen hinein, so daſs diese die Platine erfassen
                              									und direkt zu Schwarzblech ausrecken. Diese erstaunliche Wirkung soll, nach Angabe
                              									des Erfinders, hauptsächlich dem Umstände zuzuschreiben sein, daſs bei dem starken
                              									Druck, welchen die Hauptwalzen auf die Platine ausüben, genug Wärme entwickelt wird,
                              									um das Ausrecken des Eisens ohne Brüche und Risse zu ermöglichen. Haben die
                              									Hauptwalzen die Platine erfaſst, so treten die kleinen Walzen auſser Thätigkeit, um
                              									dieselbe nicht zu stauchen. Beträgt das Kaliber der Hauptwalzen 0mm,5, die Dicke der Platine 13mm, so wird das durchgewalzte Schwarzblech 26 mal
                              									länger als letztere sein, so daſs, wenn die Platine 1800mm lang ist, die Länge des Schwarzbleches 45m beträgt. Nimmt man den Walzendurchmesser zu 760mm, den Umfang also zu 2390mm an, so würde eine solche Platine in 20
                              									Umdrehungen ausgewalzt werden können. Welche Vortheile ein derartiges Walzverfahren
                              									haben würde, ist einleuchtend. Es scheint jedoch, als ob man bei der praktischen
                              									Verwerthung noch auf groſse Schwierigkeiten stöſst, denn in Europa ist dasselbe noch
                              									nicht weiter bekannt geworden. Eine kurze Notiz in einem amerikanischen Journal
                              									läſst den – allerdings unsicheren Schluſs zu, daſs das Verfahren in Amerika
                              									angewendet wird. Das aus dem Walzwerk tretende Schwarzblech wird von einer hinter,
                              									ersterem liegenden rotirenden Schlagschere in Stücke zerschnitten oder es wird
                              									aufgerollt.
                           
                        
                           b) Das Beizen des
                                 									Schwarzbleches.
                           Im Beizen des Schwarzbleches sind ganz wesentliche Fortschritte gemacht worden,
                              									insofern die von Hand bedienten Beizen jetzt allgemein durch sogen. Maschinenbeizen
                              									verdrängt worden sind. Von diesen sind die Hutchings'sche, die Morris'sche und die Grey'sche Beize besonders in Gebrauch. Das Prinzip
                              									derselben beruht darauf, daſs zwei mit Blechen gefüllte Körbe, von denen der eine
                              									schon gebeizt ist, gleichzeitig in der Beize bezieh. der Wäsche hin und her bewegt
                              									werden, während ein ebenfalls an die Maschine anhängbarer dritter Korb während des
                              									Beiz- und Waschprozesses still steht, entleert und wieder gefüllt wird. Ist nun das
                              									Beizen bezieh. Waschen der beiden ersten Körbe beendet, der dritte Korb aber
                              									gefüllt, so findet eine Umstellung der Körbe in der Weise statt, daſs der frisch
                              									gefüllte Korb in die Beize, der gebeizte Korb in die Wäsche und der gewaschene Korb
                              									an die Füllstelle gebracht wird. Auf diese Weise ist ein ununterbrochener, dabei
                              									aber äuſserst leistungsfähiger Betrieb hergestellt.
                           Da die drei vorgenannten Beizmaschinen durch Journale noch wenig bekannt geworden
                              									sind, dieselben aber auch für andere Industriezweige, in welchen der Beizprozeſs
                              									Anwendung findet, von Interesse sind, so möge hier eine nähere Erläuterung derselben
                              									folgen.
                           Bei der Hutchings'schen Beize (Fig. 11 und 12) werden
                              									die Körbe in den Beiz- und Waschbottichen horizontal
                              									bewegt, nach vollendetem Beiz- und Waschprozeſs aus den Bottichen gehoben, um einen festen Mittelpunkt
                              									herumbewegt und wieder gesenkt, worauf sich derselbe Prozeſs in anderer Folge der
                              									Körbe wiederholt. Den Mittelpunkt der Maschine bildet ein senkrechter Dampfcylinder
                              										a; in demselben spielt ein Kolben, dessen Stange
                              										b im Dachgebälk geführt ist. An b ist ein dreiarmiges Querhaupt c befestigt, an welchem 3 Körbe d aufgehängt
                              									sind. Das Gewicht derselben wird durch ein an den Ketten e hängendes Gegengewicht ausgeglichen. Neben dem Cylinder a sind 2 Bottiche fg im
                              									Winkel derart angeordnet, daſs die Mittelpunkte derselben unter den von den Enden
                              									des Querhauptes c beschriebenen Kreis fallen. An den
                              									Längsseiten der Bottiche sind Böcke h angeordnet, auf
                              									welchen Schütten i mittels Räder k laufen. Die Schlitten werden von einem im
                              									Schnittpunkt der Mittellinien der Bottiche gelegenen Motor (Kurbel l mit Riemenantrieb) auf Schienen n hin und her bewegt. Auf den Schlitten i ruhen die an Traversen m
                              									und Bügeln o befestigten Körbe d. Die Bügel o sind an 2 Stellen gekröpft, um
                              									mittels 2 Ringen p und einem Dreieckhaken q vom Querhaupt c gehoben
                              									werden zu können. Bei der Bewegung der Schlitten i
                              									nimmt c eine so tiefe Lage ein, daſs die Bügel o frei durch die Ringe gleiten können. Der Betrieb
                              									vollzieht sich nun in der Weise, daſs die in dem Beiz- bezieh. Waschbottich g bezieh. f hängenden
                              									Körbe d von der Kurbel l
                              									so lange hin und her bewegt werden, bis der Beizprozeſs beendet ist; unterdessen
                              									wird der stillstehende (rechte) Korb entleert und mit noch zu beizendem Blech
                              									gefüllt. Nunmehr stellt man durch Ueberführen des Riemens auf die Losscheibe r die Kurbel l still, so
                              									daſs die Kröpfungen der Bügel o in den Ringen p stehen und läſst Dampf unter den Kolben im Cylinder
                              										a. Es werden dadurch alle 3 Körbe d gehoben. Man dreht dann das Querhaupt c um 120° herum und senkt es wieder, wobei die Schienen
                              										s einem der Arme c als
                              									Führung dienen. Dabei gelangt der frische Korb in die Beize, der gebeizte Korb in
                              									die Wäsche und der gewaschene Korb an die Entleer- bezieh. Füllstelle. Nun wird die
                              									Kurbel l wieder in Umdrehung gesetzt und der
                              									beschriebene Arbeitsgang wiederholt.
                           Während die Hutchings'sche Beize 2 Motoren bedarf und
                              									die Bleche horizontal bewegt, führt die Morris'sche
                              									Beize die Bleche vertikal auf und ab und bedarf in
                              									Folge dessen nur eines Motors. Derselbe ist eine
                              									Dampfmaschine (Cylinder und Kolben), welche wie bei der Hutchings'schen Beize zwischen den beiden Bottichen steht. Auf dem
                              									Cylinder steht eine Säule, auf deren oberem Rand ein dreiarmiges Querhaupt sich
                              									dreht. Auf diesem sind Rollen angeordnet, über welche einerseits an den 3 Körben,
                              									andererseits an der Kolbenstange befestigte Ketten laufen. Geht also die
                              									Kolbenstange auf und ab, so zieht sie die Körbe mittels der über die Rollen gelegten
                              									Ketten ebenfalls auf und ab. Die Umstellung der Körbe von dem Beiz- in den
                              									Waschbottich, von diesem zur Füllstelle und von dieser in den Beizbottich erfolgt
                              									wie bei Hutchings.
                           
                           Bei der Grey'schen Beize (Fig. 13 bis 16) werden
                              									die Körbe ebenfalls vertikal auf und ab bewegt, der bewegende Dampfcylinder steht
                              									aber nicht zwischen beiden Bottichen bc, wie bei Morris,
                              									sondern in einiger Entfernung seitlich neben denselben, so daſs die Bottiche mit den
                              									Längsseiten an einander gestellt werden können, welche Anordnung die Beize für
                              									beschränkte Räume besonders geeignet macht. Ueber der Maschine ist am Dachgebälk ein
                              									in sich geschlossenes Geleise a aufgehängt, dessen
                              									einer Strang über die Mitten der Bottiche bc
                              									hinwegführt und auf der Länge derselben durch ein heb- und senkbares Geleisstück a1 unterbrochen ist.
                              									Letzteres wird durch feste Führungen ee1 gerade geführt und ist durch Ketten mit
                              									Gegengewichten f und dem Kolben des Dampfcylinders d verbunden. Die Steuerung geschieht wie bei Morris durch Stoſsknaggen (ohne Katarakt). Auf dem aus
                              									2 Winkeleisen gebildeten Geleise (Fig. 16) laufen 4
                              									Katzen, an welchen 4 Körbe I bis IV hängen. Während sich die beiden an dem auf und ab
                              									gehenden Geleisstück a1
                              									hängenden Körbe II, III in der Beize c bezieh. der Wäsche b
                              									befinden, wird Korb I gefüllt, Korb IV entleert. Nach Beendigung des Beizprozesses wird das
                              									Geleisstück a1 bis in
                              									die Linie des festen Geleises a gehoben und werden nun
                              									die Körbe in bekannter Weise gewechselt. Dabei fährt der entleerte Korb IV auf dem hinteren Geleisstrang bis zur Füllstelle
                              									u.s.w.
                           Die Leistung dieser in Deutschland, Oesterreich, Frankreich und England allgemein
                              									eingeführten Beizen schwankt je nach der Gröſse bis zu 1800 Kisten (à 112 Blechen)
                              									in 24 Stunden.
                           Bei diesen Beizen flieſst das Waschwasser dem Waschbottich an einer Breitseite am
                              									Boden zu und an der entgegengesetzten Seite oben in breitem Strahl ab. Säure und
                              									Wasser gelangen in den Beizbottich durch über den Rand desselben gelegte Bleirohre
                              									und Schläuche und werden durch ein am Boden angeordnetes Bleirohr mit säurefestem
                              									Ventil abgelassen. Die Anwärmung der Beize geschieht durch Dampfschlangen. Der
                              									Säureverbrauch ist 2k,75 auf eine Kiste Blech. Die
                              									Arbeitslöhne betragen 7 bis 8 M. gegen 28 M. für 100 Kisten bei den Handbeizen. Als
                              									Beize bedient man sich der Salz- und Schwefelsäure, welche gewöhnlich 60° B. haben.
                              									Die Beizdauer beträgt je nach dem Alter der Beize 5 bis 10 Minuten.
                           Die Beizbottiche bestehen aus Holz, Guſsblei, Guſseisen, seltener aus Stein. Die
                              									hölzernen und guſseisernen Bottiche werden innen mit 5mm starkem Bleiblech belegt. Eine Tafel des letzteren hat zweckmäſsig die
                              									Gröſse der in eine Ebene niedergeklappten Bottichwände und wird durch Zusammenfalten
                              									zu einem Kasten geformt. Man umgeht auf diese Weise die leicht undicht werdenden
                              									Löthstellen.
                           Nach dem ersten Beizen der Schwarzbleche werden dieselben getrocknet und dann
                              									geglüht.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
