| Titel: | Rotirende Maschine von Ernst Wortmann in München. | 
| Autor: | Stn | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 537 | 
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                        Rotirende Maschine von Ernst Wortmann in
                           									München.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 31.
                        Wortmann's rotirende Maschine.
                        
                     
                        
                           Die rotirende Maschine von Ernst Wortmann in München (*
                              									D. R. P. Kl. 59 Nr. 41257 vom 19. Februar 1887) zeichnet sich sowohl durch die
                              									Neuheit des ihr zu Grunde liegenden Prinzipes als auch durch die praktische
                              									constructive Ausbildung desselben vor den vielen hunderten rotirender Maschinen, mit
                              									welchen die Gegenwart beglückt wird, vortheilhaft aus.
                           Die Maschine hat folgendes Prinzip. In einem feststehenden Ring G (Fig. 3 bis 4 Taf. 31)
                              									ist centrisch eine Welle W gelagert, auf welche 2 Arme
                              										a fest aufgekeilt sind. Zwischen diesen hängt
                              									vermittels Oesen und Bolzen ein Cylinder C, in welchem
                              									ein Kolben R gleitet, der vermittels einer Zugstange
                              										v mit einem doppelarmigen Winkelhebel h verbunden ist, dessen Drehpunkt in einem der Arme a liegt. Auf dem freien Ende von h ist eine Bogendreieck-Rolle U angeordnet, die auf dem inneren Umfang des Ringes G rollen kann. Ein Gleiten der beiden Theile auf
                              									einander wird durch Rauhen bezieh. Verzahnen der Flächen verhindert. Denkt man sich
                              									die Rolle U in der Stellung der Fig. 1, so wird, wenn
                              									unter den Kolben R ein Druckmittel wirkt, eine Drehung
                              									der Welle W nach rechts eintreten, während sich der
                              									halbe Bogen oq des Bogendreieckes auf dem inneren
                              									Umfang des Ringes G abrollt. Die Linien ox und xy wirken also wie
                              									ein Kniehebel, dessen Punkt x nach unten durchgedrückt
                              									wird. Die Grenze der Durchdrückung findet statt, wenn der Punkt q des Bogendreieckes den Ring G berührt. Dann hat der Kolben R sich aus dem
                              									Cylinder C heraus bewegt, vorausgesetzt, daſs der
                              									Winkelhebel gleichschenkelig ist. Bei weiterer Drehung der Welle W in Folge der lebendigen Kraft der Massen oder in
                              									Folge Kuppelung mit einer zweiten Kraft abgebenden Maschine, muſs das Druckmittel
                              									aus C entweichen können, weil sich der Kolben R während der Bogenhälfte qr in den Cylinder C hineinbewegt. Das
                              									Druckmittel muſs dagegen wieder zur Wirkung kommen, wenn der Punkt r des Bogendreieckes den Ring G berührt. Die einfache Maschine hat also 6 Todtpunktstellungen. Dieselben
                              									sind einfach zu überwinden, wenn auf derselben Welle W
                              									ein zweites Maschinensystem angeordnet wird, wie in Fig. 2 bis 4 gezeigt,
                              									dessen Bogendreieck gegen dasjenige der ersten Maschine so verstellt sein muſs, daſs
                              									während diese Kraft leistet, jene leer mitgenommen wird und umgekehrt. Die Zuleitung
                              									des Druckmittels geschieht durch die hohle Welle W, in
                              									welche die Zuleitungsrohre zu den Schieberkasten k
                              										(Fig. 5)
                              									der Cylinder C geschraubt werden. Letzere sind mit je 2
                              									Schiebern versehen, von welchen einer (links, Fig. 5) den Eintritt und
                              									der andere (rechts, Fig. 5) den Austritt des
                              									Druckmittels regelt. Jeder Schieber muſs bei einer Umdrehung des Bogendreieckes 3
                              									Hübe machen. Die Schieber jeden Cylinders sind um 60° gegen einander verstellt, so
                              									daſs, wenn der Eintritt geöffnet, der Austritt geschlossen ist, und umgekehrt. Eine
                              									Expansion des Druckmittels kann durch Veränderung der Durchbrechung des
                              									Eintrittsschiebers bewirkt werden. Behufs Bewegung der Schieber sind auf den Wellen
                              										x der Bogendreiecke Kurbelscheiben U1 angeordnet, die
                              									durch Schubstangen w mit Kurbelzapfen verbunden sind,
                              									die auf in Böckchen B, welche an den Cylindern C befestigt sind, gelagerten Zahnrädern z sitzen. Diese greifen in Zahnräder z1 ein, an deren
                              									Kurbelzapfen die Schieberstangen angreifen. Die Zähnezahlen der Räder z zu z1 verhalten sich wie 1,5 : 1. Drehen sich
                              									also die Bogendreiecke einmal herum, so machen die Schieber 3 Hübe. Der Gang der
                              									Maschine ist hiernach leicht verständlich. In der in Fig. 4 gezeichneten
                              									Stellung der Theile wirkt die untere Maschine treibend, während die obere leer
                              									mitgeht. Bei der unteren rollt also das Bogendreieck sich um die Länge oq in dem Ring G ab,
                              									während der Kolben R ganz aus dem Cylinder heraustritt.
                              									Unterdessen wurde der Kolben der oberen Maschine ganz in den Cylinder
                              									hineingeschoben. In der unteren Maschine muſste also während dieser Zeit der
                              									Dampfzulaſs geöffnet und der Dampfaustritt geschlossen sein. Das umgekehrte
                              									Verhältniſs war bei der oberen Maschine der Fall. Bei der weiteren Drehung von W tauschen die beiden Maschinen ihre Rollen; die obere
                              									wirkt treibend, während die untere leer mitgenommen wird.
                           Stn.
                           
                        
                     
                  
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