| Titel: | C. Bohmeyer's elektrische Uhr mit Wechselstrombetrieb. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 543 | 
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                        C. Bohmeyer's elektrische Uhr mit Wechselstrombetrieb.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									31.
                        Bohmeyer's elektrische Uhr mit Wechselstrombetrieb.
                        
                     
                        
                           Die mit Wechselströmen arbeitenden elektrischen Uhren von C.
                                 										Bohmeyer in Halle a. S. (* D. R. P. Kl. 83 Nr. 42183
                              									vom 12. Juli 1887) sind sehr einfach, in ihren Theilen sehr wenig der Abnutzung
                              									unterworfen und arbeiten mit geringer Stromstärke. Letzteres ist dadurch ermöglich
                              									worden, daſs sich der polarisirte Anker genau parallel zu den Polschuhen bewegt und
                              									der Angriffspunkt des Elektromagnetes auf den Anker sehr weit von der Zeigerachse
                              									entfernt gelegt worden ist. Eine Uhr mit 33cm
                              									Zifferblatt-Durchmesser fing schon bei einer Stromstärke von 5 Milliampère zu gehen
                              									an, bei 6 Milliampère (1,182 Volt Klemmenspannung) arbeitete dieselbe gut und
                              									sicher. Darnach sind für 1 bis 20 Zimmeruhren nur 2 Elemente nöthig. Bei der
                              									geringen Stromstärke ist ferner die Parallelschaltung der Uhren zulässig, wodurch
                              									jede Uhr von den anderen unabhängig wird.
                           Die zugehörige Fig.
                                 										9 Taf. 31 zeigt die Ansicht des Werkes von der dem Zifferblatt
                              									entgegengesetzten Seite aus.
                           Die beiden weichen Eisenkerne a und b stehen auf dem Pol c des
                              									hufeisenförmigen Stahlmagnetes d und werden dadurch
                              									magnetisch. In unmittelbarer Nähe des c
                              									entgegengesetzten Poles befindet sich der flügeiförmige weiche Eisenanker ef, welcher demnach ebenfalls polarisirt wird. Die
                              									Polarität des Ankers ist jener der weichen Eisenkerne entgegengesetzt, so lange kein
                              									Strom die Spulen des Elektromagnetes durchläuft.
                           Die aus den Spulen hervorragenden Kernenden (Polschuhe) sind nahezu bis auf die Hälfte
                              									abgefeilt. Dicht vor den flachen Seiten bewegen sich die beiden winkelförmigen
                              									Ankerschenkel e und f,
                              									ohne dieselben zu berühren.
                           Wird nun der Strom von der einen oder der anderen Richtung gesendet, so wird der eine
                              									Eisenkern südlich und der andere nördlich magnetisch; daher wirkt ein Pol immer
                              									anziehend auf den Anker und der andere leistet ihm durch Abstoſsen seine Hilfe.
                           In der Zeichnung hat Eisenkern a den Ankerschenkel e angezogen und b den
                              									Schenkel f abgestoſsen.
                           Die beiden langen Hebel h und i sind auf der Minutenradwelle drehbar angebracht. Zwischen den beiden
                              									Hebeln sitzt auf dieser Welle das Minutenrad. In der Nähe des Radkranzes trägt jeder
                              									dieser Hebel einen beweglichen Sperrkegel; in die an den oberen Enden angebrachten
                              									Gabeln aber greifen die Führungsstifte k und l, welche in einem mit der Ankerachse verbundenen
                              									Querstück befestigt sind.
                           Kommt nun ein Batteriestrom von umgekehrter Richtung, so zieht der Polschuh b den Anker f an, a stöſst e ab; der Hebel
                              										h bewegt sich nach rechts, der Hebel i nach links; der an i
                              									befindliche Sperrkegel m schiebt jetzt das 30zähnige
                              									Minutenrad um einen halben Zahn fort. In der nächsten Minute wechselt der
                              									Batteriestrom wieder die Richtung und nun schiebt Sperrkegel n das Minutenrad um einen halben Zahn weiter.
                           Damit sich das Minutenrad nach erfolgter Fortschiebung nicht noch weiter in
                              									derselben, durch den Pfeil markirten Richtung bewegen kann, treten abwechselnd die
                              									Sperrkegel n und m unter
                              									die Stifte o und p. In der
                              									Zeichnung ist n unter den Stift o getreten und verhindert somit das Weiterrücken des Rades, während der
                              									Sperrkegel m der Rückwärtsbewegung entgegentritt. Beim
                              									nächsten Stromschluſs schiebt m das Rad weiter und
                              									tritt darauf unter den Stift p; den Rückwärtsgang
                              									verhindert dann n.
                           Die Brücke, worin sich der Anker ef mit seinen Zapfen
                              									bewegt, ist der Uebersicht halber in der Zeichnung weggelassen.
                           Die Hebel h und i sind mit
                              									dem Anker genau abgewogen, so daſs dieselben keine einseitige Schwere haben.
                           Der groſse Weg des Ankers (etwa 60°) verhindert auch, daſs der Zeiger nicht
                              									geschnellt, sondern sichtbar und genügend langsam fortbewegt wird. Das Werk arbeitet
                              									sehr ruhig.
                           Ein in die Uhrenlinie kommender Strom atmosphärischer Elektricität kann keine
                              									bleibende Störung im Gange der Uhrwerke hervorbringen; denn, hat dieser Strom
                              									dieselbe Richtung wie der letzte Batteriestrom, so kann keine Bewegung stattfinden.
                              									Hat derselbe aber eine entgegengesetzte Richtung, so rücken die Zeiger allerdings um
                              									eine Minute weiter, der darauf folgende Batteriestrom findet dann seine Arbeit schon
                              									verrichtet und die Uhren zeigen von jetzt ab wieder die richtige Zeit an.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
