| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 563 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 418
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           III. Hefe und Gährung.
                           Ueber die Aufbewahrung der Mutterhefe, insbesondere unter
                                 										Kohlensäuredruck berichtet R. Schrohe in der
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S.
                              									2. Derselbe wendet sich gegen die Benutzung der offenen oder doch nur lose bedeckten
                              									Eimer zur Aufbewahrung der Mutterhefe, weil hierdurch viel Unreinlichkeiten,
                              									besonders beim Kühlen der Hefe, gar zu leicht vorkommen können. Als Mittel, um diese
                              									Uebelstände zu beseitigen, empfiehlt derselbe die Aufbewahrung unter Luftabschluſs
                              									und unter Kohlensäuredruck in eigens dazu hergerichteten starken, innen verzinnten
                              									Kupfergefäſsen von cylindrischer Form mit gewölbtem Boden. Auch das obere Ende des
                              									Gefäſses ist gewölbt und hat in der Mitte eine so weite Oeffnung, daſs man bequem
                              									mit dem Arm hineingelangen kann. Die Oeffnung ist durch einen aufschraubbaren Deckel
                              									luftdicht zu verschlieſsen; indem Deckel befindet sich ein Ausfluſsrohr, welches
                              									durch ein Dampfventil verschlossen ist. Die Hefe wird in die Gefäſse gefüllt und
                              									dann dieselben sofort verschlossen und in Kühlwasser gesetzt. Die Gährung dauert
                              									noch fort und es entwickelt sich allmählich so viel Kohlensäure, daſs ein Druck von
                              									mehreren Atmosphären entsteht. Der Hauptvortheil dieser Methode liegt darin, daſs
                              									die Luft mit ihren schädlichen Keimen abgeschlossen ist und daſs die Hefe gegen
                              									Verunreinigungen von auſsen vollständig geschützt ist. Auch ist nach den Versuchen
                              										Delbrück's (vgl. 1887 263 530), welcher fand, daſs die Kohlensäure die Gährung verzögert,
                              									anzunehmen, daſs die Gegenwart derselben geradezu einen conservirenden Einfluſs auf
                              									die Hefe ausübt. Der Verfasser empfiehlt sein Verfahren auch zur Aufbewahrung der
                              									Mutterhefe von einer Campagne zur anderen; für diesen Zweck wird man gut thun, der
                              									Hefemaische etwas Hopfen zuzusetzen.
                           Naumann hat, wie derselbe in der genannten Zeitschrift
                              									S. 68 beachtet, nach diesem Verfahren keine günstigen Resultate erhalten. Derselbe
                              									hatte sich einen Eimer so hergerichtet, daſs derselbe mittels Gummiverpackung
                              									luftdicht verschlossen werden konnte. Hierin bewahrte er die Mutterhefe auf, erhielt
                              									aber bei Verwendung derselben eine schlechte Ausbeute. Er ist der Ansicht, daſs
                              									Luftzutritt zur Aufbewahrung nothwendig ist; trotzdem empfiehlt er jedoch zur
                              									Aufbewahrung für die andere Campagne ein luftdicht verschlossenes Weinfaſs, in welchem sich die Hefe
                              									vorzüglich halten soll.
                           Die Frage: Wann ist die Hefe reif? haben wir schon in
                              									einem früheren Referat (vgl. 1887 265 411) erörtert. Zu
                              									den dort wiedergegebenen Ausführungen W.'s theilt E. Brauer in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 2 seine praktischen Erfahrungen mit,
                              									welche ihn zu der Ansicht führen, daſs eine bestimmte, für alle Fälle passende
                              									Antwort auf obige Frage nicht zu geben sei, da örtliche Verhältnisse, sowie die
                              									Verwendung verschiedenartiger Materialien zu sehr mitsprächen. Er empfiehlt nach
                              									seinen Erfahrungen einen Zuckergehalt von 12 bis 14° B. als den geeignetsten zur
                              									Abnahme der Mutterhefe. Die sicherste Antwort auf die Frage könnte wohl die
                              									mikroskopische Untersuchung geben, da die Hefe wahrscheinlich in das Stadium der
                              									Reife tritt, sobald eine Vermehrung der Zellen aufhört.
                           Die Frage: Ob es zweckmäſsiger ist, gepreſste oder
                                 										ungepreſste Hefe zum Anstellen zu verwenden, bezeichnet Schrohe in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 9 als eine noch offene. In der Praxis ist
                              									häufig die Ansicht vertreten, daſs Preſshefe durch das Pressen eine Einbuſse an
                              									ihrer Gährkraft erleide und daſs die gewässerte, aber nicht gepreſste Hefe zum
                              									Anstellen den Vorzug verdiene. Daſs der Druck beim Pressen nachtheilig wirkt, ist
                              									kaum anzunehmen, dagegen wird dem nicht gepreſsten Hefeschlamm der Vorzug gegeben,
                              									weil man dadurch das Aufschlämmen der Hefe erspart, und weil die Bildung von
                              									Hefeklümpchen, welche sich der Auflösung entziehen könnten, ausgeschlossen ist.
                              									Dagegen hat die Anwendung der nicht gepreſsten Hefe den Nachtheil, daſs in dem
                              									Bemessen der richtigen Hefemenge eine groſse Unsicherheit obwaltet, da es nur bei
                              									groſser Uebung möglich ist zu beurtheilen, wie viel Hefe wirklich in 1l Hefeschlamm enthalten ist.
                           Ueber die Verwendung von Schlämpe in der
                                 										Preſshefefabrikation berichtet W. in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 10.
                              									Man verwendete früher die Schlampe entweder als Einmaischwasser oder aber zum
                              									Ansäuern der Maischen und setzte sie dann entweder auf dem Kühlschiff oder im
                              									Gährbottich zu. Neu dagegen ist die Anwendung der Schlampe zum Dämpfen von
                              									ungeschrotenem Mais. Das Dämpfen geschieht im Henze-Apparat bei einem Druck von 0at,5
                              									während 1 bis 1½ Stunden, und es soll sich dieses Verfahren gut bewähren. Die Säure
                              									der Schlampe trägt zur besseren Aufschlieſsung des Mais bei und durch den Druck,
                              									welchem die Schlampe ausgesetzt wird, findet eine sichere Abtödtung der Bakterien
                              									und dadurch eine bessere Reinlichkeit der Gährung statt, als wenn man die Schlampe
                              									erst im Gährbottich zusetzt. Die Schlampe wird in hölzerne Behälter gebracht, wo
                              									dieselbe selbst nach 24 Stunden noch eine Temperatur von etwa 50° behält, so daſs
                              									schädliche Säurebildungen in diesen Behältern nicht stattfinden können. Aus diesen
                              									Behältern wird die Schlampe direkt in den Dämpfapparat geleitet. Der Verfasser bemerkt,
                              									daſs auch in Biesdorf ausgeführte Versuche, bei welchen Mais im ganzen Korn mit
                              									Schlampe gedämpft wurde, befriedigende Resultate ergeben hatten.
                           Zu diesen Beobachtungen bemerkt J. Hanak in der
                              									genannten Zeitschrift S. 17 und 27, daſs er sehr schlechte Erfahrungen mit dieser
                              									Anwendung der Schlampe gemacht habe. Zwar war die Ausbeute an Spiritus eine sehr
                              									gute, dagegen die Ausbeute sowohl, wie die Beschaffenheit der Hefe eine durchaus
                              									nicht befriedigende. Die Hefe war von sehr dunkler Farbe und diese Erscheinung
                              									zeigte sich sowohl beim Dämpfen ohne Druck, wie auch bei Anwendung von Druck; auch
                              									die Zeit des Dämpfens änderte hierbei nichts.
                           Ueber Schaumgährung. Die schon in unserem Referat 1887
                              										265 412 mitgetheilte Beobachtung, daſs mechanische
                              									Ursachen die Veranlassung zu dieser Betriebsstörung sein können, wird von Letzring in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1886 Bd. 9 S. 499 bestätigt und auch nach einer
                              									Entgegnung von Pampe (die genannte Zeitschrift S. 513)
                              									in einer weiteren Mittheilung (1887 Bd. 10 S. 23) aufrecht erhalten. Zu diesen
                              									Ausführungen bemerkt an der letztgenannten Stelle die Redaction der Zeitschrift für Spiritusindustrie, daſs ihr
                              									Mittheilungen zugegangen sind, wonach neuere Apparate mit groſser Maischwirkung, bei
                              									welcher eine starke Luftaufsaugung möglich ist, wie z.B. der Apparat von Paucksch, doch keine Schaumgährung hervorriefen; die
                              									gleiche Mittheilung liegt auch für einen Pampe'schen
                              									Apparat vor. Es scheinen allerdings verschiedene Umstände dafür zu sprechen, daſs
                              									die Geschwindigkeit des Maischwerkes von Einfluſs auf das Entstehen der
                              									Schaumgährung ist, jedoch scheinen auch noch andere Ursachen vorhanden zu sein, und
                              									man kann nach den vorliegenden Beobachtungen nur sagen, daſs schnelle Maischwirkung
                              									nur da, wo bereits andere Bedingungen zur Schaumgährung vorhanden sind, dieselbe
                              									noch begünstigt.
                           An derselben Stelle berichtet auch Heinzelmann über
                              									Versuche, welche er in der Brennerei von Dams in
                              									Laskowitz ausgeführt hat und welche zeigten, daſs die schnelle Bewegung des
                              									Maischwerkes jedenfalls nicht die alleinige Ursache der Schaumgährung ist. Heinzelmann neigt vielmehr zu der Ansicht, daſs die
                              									Beschaffenheit des Rohmateriales für die Entstehung der Schaumgährung jedenfalls in
                              									Frage kommt.
                           Der Ansicht, daſs die schnelle Bewegung nicht die alleinige Ursache ist, schlieſst
                              									sich auch Bennewitz-Ostrowieczo (die genannte
                              									Zeitschrift, 1887 Bd. 10 S. 49) an. Derselbe sucht die Ursache hauptsächlich in der
                              									Hefeführung und hat einzig und allein dadurch, daſs er die Hefe concentrirter
                              									machte, das Uebel beseitigt.
                           Aus allen diesen Mittheilungen geht wohl hervor, daſs die Schaumgährung sehr
                              									verschiedene Ursachen haben kann, und daſs die Frage nach der Entstehung dieser
                              									Betriebsstörung immer noch eine offene ist.
                           Ein Verfahren zur Benutzung des Kartoffelfruchtwassers von
                                 										der Stärkefabrikation zur Herstellung von Hefe hat sich B. Fricker
                              									in Magdeburg patentiren lassen (D. R. P. Nr. 39144 vom 24. August 1886). Dasselbe
                              									bezweckt, das Fruchtwasser der Kartoffeln, wie es in der Stärkefabrikation abfällt
                              									und welches bisher nur für Düngezwecke Verwendung fand, für die Hefebildung zu
                              									benutzen, indem das abgepreſste Fruchtwasser oder das erste Spülwasser mit 3 bis
                              										6k Grünmalz auf 50k versetzt und in einem Vormaischbottich mit Siebboden erwärmt wird.
                              									Gewiſs mit Recht äuſsert die Redaction der genannten Zeitschrift zu diesem Verfahren
                              									das Bedenken, daſs das Kartoffelfruchtwasser als eine reichlich Bakterien
                              									enthaltende Flüssigkeit zur Erzeugung einer reinen Hefe sich wenig eignen dürfte und
                              									dieses um so mehr, als in dem Patent nicht einmal eine Abtödtung der Bakterien durch
                              									Abkochen vorgesehen ist.
                           Ueber den Einfluſs der Düngung zu Roggen auf Gährung und
                                 										Hefeausbeute berichtet Mohr in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Ergänzungsheft
                              									S. 29: Es zeigte sich, daſs Roggen, welcher mit Chilisalpeter gedüngt war, einen
                              									ungünstigen Einfluſs auf die Hefeausbeute bewirkte. Der Roggen hatte ein
                              									vorzügliches Aussehen, machte sich aber durch eine dunklere Färbung erkenntlich. Bei
                              									der Verwendung desselben wurden 1,5 bis 2 Proc. Hefe weniger erzielt als bei der
                              									Anwendung eines auf derselben Breite gewachsenen, aber nicht mit Chilisalpeter
                              									gedüngten Roggens. Dieselbe Beobachtung wurde noch bei einem anderen Posten Roggen
                              									gemacht, welcher, wie sich später herausstellte, ebenfalls mit Salpeter gedüngt war
                              									(vgl. hierzu auch unser Referat 1887 263 572).
                           Ueber den Einfluſs der Kohlensäure auf Gährung und
                                 										Hefebildung hat Foth (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1887 Bd. 4 S. 73) eingehende Versuche angestellt, deren
                              									Ergebnisse wir zum Theile schon in einem früheren Referat (1887 263 532) mitgetheilt haben. Foth wiederholte die Versuche Prandtl's (vgl.
                              									1868 189 396) und fand, daſs Prandtl aus seinen Versuchen einen falschen Schluſs gezogen hat, indem er
                              									annahm, daſs die schlechtere Vergährung, welche bei den Versuchen unter
                              									Kohlensäuredruck beobachtet wurde, nur durch mangelhafte Bewegung, nicht aber durch
                              									die Gegenwart der Kohlensäure hervorgerufen war. Prandtl war zu diesem Fehlschluſs gekommen, indem er Versuche mit 4tägiger
                              									Gährdauer mit solchen mit 6tägiger Gährung verglich. Foth stellte nun noch weitere Versuche an, bei welchen er durch geeignete
                              									Vorrichtungen dafür Sorge trug, daſs auch bei den Versuchen unter Kohlensäuredruck
                              									eine ausreichende Bewegung der Maische stattfinden konnte. Als Ergebniſs aller
                              									dieser Versuche zeigte es sich, daſs die Verzögerung der Gährung in geschlossenen
                              									Gefäſsen nicht die Folge der geringeren Bewegung in der Würze, sondern vielmehr eine
                              									direkte Folge der gährungshemmenden Einwirkung der Kohlensäure war.
                           Heber Milchsäuregährung hat Hayduck interessante Versuche angestellt, deren Ergebnisse er in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Ergänzungsheft
                              									S. 25 mittheilt. Zu den Versuchen diente eine Malzmaische aus Grünmalz. 200g bei niedriger Temperatur getrocknetes und
                              									geschrotetes Grünmalz auf 1l wurden bei einer
                              									Temperatur von 60° ½ Stunde lang gemaischt und die Maische bei 50° einer spontanen
                              									Gährung überlassen. Als Gährungstemperatur wurde 50° gewählt, weil nach den
                              									Untersuchungen von Delbrück bei dieser Temperatur eine
                              									reine Milchsäuregährung am leichtesten zu erhalten ist.
                           Der Verfasser prüfte den Einfluſs gewisser antiseptischer
                                 										Stoffe auf die Milchsäuregährung und zwar zunächst den Einfluſs der
                              									Schwefelsäure, welche in der Preſshefefabrikation Anwendung findet, um die Maischen
                              									von Spaltpilzgährungen rein zu halten. Es ist bekannt, daſs man nicht mehr als
                              									ungefähr 0,05 Proc. Schwefelsäure zusetzen darf, da durch eine gröſsere Menge
                              									Schwefelsäure die Hefegährung beeinträchtigt wird. War dieses die obere Grenze, so
                              									suchte Verfasser durch seine Versuche die untere Grenze auch festzustellen, d.h.
                              									diejenige Menge zu bestimmen, welche zur Unterdrückung der Spaltpilzgährungen
                              									unbedingt nothwendig ist. Diese Versuche zeigten, daſs ein Gehalt von 0,03 Proc.
                              									Schwefelsäure die Milchsäuregährung zwar erheblich verlangsamt, aber noch nicht
                              									unterdrückt, während bei 0,04 Proc. Schwefelsäure fast keine Spur mehr von
                              									Milchsäure entstand. Die Menge Schwefelsäure, welche man zusetzen muſs, um die
                              									Entwickelung (nicht die Gährthätigkeit s. w. u.) des Milchsäurefermentes zu
                              									unterdrücken, ohne die Hefegährung zu beeinträchtigen, schwankt also innerhalb der
                              									engen Grenze von 0,04 bis 0,05 Proc.
                           Verfasser prüfte weiter, welchen Einfluſs die Milchsäure
                              									selbst auf die Entwickelung der Milchsäurebakterien hat. Er fand, daſs bereits ein
                              									Zusatz von 0,1 Proc. Milchsäure hemmend wirkt, durch 0,15 Proc. die
                              									Milchsäuregährung aber ganz unterdrückt wird. Dieses Ergebniſs steht in scheinbarem
                              									Widerspruch mit der Praxis, wo die Milchsäuregährung einen viel höheren Grad
                              									erreicht. Der Widerspruch findet aber seine Erklärung, wenn man erwägt, daſs durch
                              									0,15 Proc. Milchsäure nicht die Gährthätigkeit, sondern
                              									nur die Vermehrungsfähigkeit des Milchsäurefermentes
                              									beeinträchtigt wird. Die Milchsäuregährung verläuft nämlich ähnlich wie die
                              									Hefegährung. Zuerst findet hauptsächlich eine Entwickelung des Gährungserregers
                              									statt, wobei sich nur wenig Milchsäure bildet. Erst wenn die Entwickelung ihren
                              									Höhepunkt erreicht hat, beginnt die Gährthätigkeit und damit die Bildung der
                              									Milchsäure; dieses geschieht anfangs auch nur langsam, dann aber findet eine
                              									Steigerung zur höchsten Entwickelung statt. So wurde bei einem Versuch beobachtet,
                              									daſs nach 10 Stunden erst sehr wenig, nach 11 Stunden aber schon sehr groſse Mengen
                              									des Fermentes entstanden waren und von nun an nahm auch die Bildung der Säure sehr
                              									schnell zu; denn es bildeten sich in der 11. und 12. Stunde 0,35 Säure, in der 13.
                              									und 14. Stunde 0,60
                              									Säure, in der 15. und 16. Stunde 0,40, in der 17. und 18. Stunde 0,22 Säure. Es fand
                              									also in der 13. und 14. Stunde die Hauptgährung der Milchsäure statt. Vorher ist die
                              									Säurebildung geringer, weil noch nicht genügend Milchsäureferment entwickelt ist:,
                              									nachher nimmt die Milchsäurebildung wieder ab, weil der immer mehr zunehmende
                              									Milchsäuregehalt die Thätigkeit des Fermentes beeinträchtigt.
                           Die Entwickelung des Milchsäurefermentes wird also schon
                              									durch geringe Mengen Säure (0,15 Proc. Milchsäure oder 0,04 Proc. Schwefelsäure)
                              									gestört, während auf die Gährthätigkeit erst erheblich
                              									gröſsere Mengen hemmend wirken. Dieses zeigte z.B. ein Versuch, bei welchem zu einer
                              									reichlich Milchsäureferment enthaltenden Maische noch Milchsäure zugesetzt wurde.
                              									Erst 0,5 Proc. Milchsäure wirkten nachtheilig auf die Milchsäuregährung, denn es
                              									entstanden in 48 Stunden ohne Milchsäure 2,22 Proc., mit 0,5 Proc. Milchsäure nur
                              									0,86 Proc. Milchsäure. Als die zugesetzte Milchsäuremenge 1 Proc. betrug, fand durch
                              									die Gährung nur noch eine Zunahme von 0,22 und bei 1,5 Proc. nur von 0,1 statt.
                           Aus diesen Versuchen ergibt sich die für die Praxis- sehr wichtige Beobachtung, daſs
                              									zur Reinerhaltung der Gährung sehr viel geringere Milchsäuremengen ausreichend sind,
                              									als bei der Milchsäuregährung erzeugt werden.
                           Bisher hatte man bei der Hefebereitung nur die Wahl zwischen der Milchsäuregährung
                              									oder dem Zusatz von Mineralsäuren. Fast allgemein gibt man der Milchsäuregährung den
                              									Vorzug, obwohl dieselbe den groſsen Nachtheil im Gefolge hat, daſs dadurch
                              									Milchsäurebakterien in den Betrieb gelangen. Auf der anderen Seite hat die
                              									Milchsäure aber vor den Mineralsäuren auch wieder viele Vortheile, welche den obigen
                              									Nachtheil aufwiegen. Zu diesen Vortheilen gehört in erster Reihe, daſs die
                              									Milchsäure erst in sehr bedeutenden Quantitäten schädlich auf die Entwickelung der
                              									Hefe wirkt, während bei den Mineralsäuren zwischen der Menge, welche die
                              									Spaltpilzgährungen und derjenigen, welche die Hefegährung unterdrückt, nur ein sehr
                              									geringer Unterschied liegt. Die Anwendung der Mineralsäuren hat daher die Gefahr,
                              									daſs man sehr leicht auch die Hefe schädigen kann. Als ein weiterer Vortheil der
                              									Milchsäure wird angeführt, daſs dieselbe besser wie die Schwefelsäure befähigt ist,
                              									die Eiweiſsstoffe der Maischmaterialien der Hefe zugänglich zu machen.
                           Um nun die Vortheile der Milchsäure zu haben und gleichzeitig den Nachtheil, welchen
                              									die Milchsäurebakterien mit sich bringen, zu vermeiden, macht der Verfasser den
                              									Vorschlag, die Milchsäure als solche für die
                              									Hefebereitung zu verwenden, ein Vorschlag, welcher gewiſs der Beachtung werth ist
                              									und welcher, wenn er sich bewährt, jedenfalls Veranlassung zur fabrikmäſsigen
                              									billigen Darstellung der Milchsäure geben würde.
                           
                           Der Verfasser prüfte weiter den Einfluſs des Sauerstoffes auf die Milchsäuregährung und fand, daſs derselbe die
                              									Entwickelung der Milchsäuregährung in keiner Weise schädigt.
                           Es wurde ferner der Einfluſs des Alkohols auf die
                              									Milchsäurebakterien zum Gegenstand der Untersuchung gemacht. Es zeigte sich, daſs
                              									ein Gehalt der Maische von 4 Proc. Alkohol die Milchsäuregährung erheblich
                              									verzögerte, ein Gehalt von 6 Proc. Alkohol dieselbe vollständig unterdrückte,
                              									während 2 Proc. ohne Nachtheil waren. Aus diesen Ergebnissen kann man schlieſsen,
                              									daſs die Milchsäure bei Dickmaischen in der Nachgährung nicht mehr Schaden anrichten
                              									wird, weil durch den hohen Alkoholgehalt die Milchsäuregährung dann schon
                              									unterdrückt ist, daſs dagegen bei Dünnmaischen ein nachtheiliger Einfluſs der
                              									Milchsäure nicht ausgeschlossen ist.
                           Verfasser stellte nun noch weitere Versuche an, bei welchen er seine Versuchsmaischen
                              									nicht bei 50°, sondern bei etwa 38° der Gährung überlieſs. Es war schon nach den
                              									Untersuchungen von Delbrück bekannt, daſs bei dieser
                              									Temperatur die Gährung ganz anders verläuft, und diese Erfahrung fand auch der
                              									Verfasser bestätigt. Bei der niedrigen Temperatur treten besonders flüchtige Säuren auf; während man aber bisher annahm,
                              									daſs das Hauptproduct der Gährung Buttersäure ist, beobachtete Hayduck bei seinen Versuchen diese Säure nur in
                              									geringer Menge, fand dagegen bedeutende Mengen von Essigsäure und auch von
                              									Ameisensäure. In diesen Maischen treten auch häufig Zellen einer anderen Hefeart,
                              									des Saccharomyces sphaericus auf; dieselben erzeugen eine gewisse Menge Alkohol und
                              									geben günstige Bedingungen für die Essigsäuregährung. Wurden in der Maische
                              									Buttersäurebakterien ausgesäet, so trat in kurzer Zeit eine intensive
                              									Buttersäuregährung auf. Es waren also die Bedingungen in diesen Maischen dazu
                              									vorhanden, aber es trat die Buttersäuregährung von selbst nur sehr schwach ein, weil
                              									bei der hohen Maischtemperatur von 60° das Buttersäureferment abgetödtet war. Bei
                              									anderen Versuchen, in welchen das Malzschrot nur mit dem Wasser gemischt war, ohne
                              									es einer höheren Temperatur auszusetzen, war die Säurebildung am stärksten und zwar
                              									bildeten sich bei dieser Versuchsanstellung bedeutend mehr flüchtige Säuren als
                              									nicht flüchtige. Hierfür mögen folgende Zahlen als Beleg dienen: Bei den Maischen,
                              									welche bei 60° hergestellt und bei 50° zur Gährung angestellt wurden, war das
                              									Verhältniſs von flüchtigen Säuren zu nichtflüchtigen wie 100 : 3. Bei derselben
                              									Maischtemperatur, aber einer Gährungstemperatur von nur 38°, in welchem Falle
                              									vorwiegend Essigsäure entstand, betrug das Verhältniſs 100 : 31. Endlich bei den
                              									Maischen, wo das Malz gar nicht erwärmt, und die dann bei 38° zur Gährung angestellt
                              									wurden, war das Verhältniſs 100 : 80, und zwar bestand bei diesen Versuchen die
                              									flüchtige Säure zum groſsen Theile aus Buttersäure.
                           Verfasser prüfte ferner den Einfluſs der Schwefelsäure und
                                 										Milchsäure auf die
                                 										Bildung von flüchtigen Säuren und fand, daſs die Buttersäuregährung noch
                              									viel mehr als die Milchsäuregährung durch die genannten Säuren gehemmt wird.
                           In Betreff der Wirkung der Schwefelsäure und Milchsäure auf die Milchsäurebakterien
                              									ist noch die Beobachtung von Interesse, daſs die Milchsäurebakterien viel gröſsere
                              									Mengen von diesen Säuren vertragen können, wenn dieselben vorher bei dem
                              									Maischprozeſs keiner höheren Temperatur ausgesetzt waren. So beobachtete Verfasser
                              									z.B. bei Zusatz von 0,05 Proc. Schwefelsäure oder von 0,2 Proc. Milchsäure noch eine
                              									sehr lebhafte Milchsäuregährung oder vielmehr Entwickelung des Milchsäurefermentes
                              									in denjenigen Maischen, bei welchen eine Erwärmung nicht stattgefunden hatte,
                              									während in dem anderen Falle, wo die Maischen ½ Stunde auf 60° erwärmt waren, die
                              									angeführten Säuremengen, wie bereits oben erwähnt, ausreichend waren, um die
                              									Milchsäuregährung vollständig zu unterdrücken.
                           Ueber die Wirkung des Alkohols auf die Entstehung flüchtiger
                                 										Säuren machte Verfasser die Beobachtung, daſs der Alkohol auf die
                              									Buttersäurebakterien sehr giftig wirkt, während dagegen die Essigsäuregährung durch
                              									einen gewissen Alkoholgehalt gefördert wird.
                           Der Verfasser macht schlieſslich noch Mittheilungen über die
                                 										Organismen, welche bei den beschriebenen Gährungen hauptsächlich auftreten.
                              									Bei 60° entsteht fast nur Milchsäureferment; für die Hefe ist diese Temperatur
                              									bereits zu hoch, ebenso auch für andere Bakterien. Dagegen wurden in diesen Maischen
                              									kugelförmige Zellen, die sogen. Sarcina, beobachtet;
                              									dieselben treten bei 38° jedoch viel bedeutender und dann in packetförmigen Massen
                              									zusammengelagert auf. In den bei noch niederer Temperatur angestellten Maischen
                              									wurde eine groſse Mannigfaltigkeit der verschiedensten Organismen beobachtet.
                           
                        
                           IV. Destillation und
                                 									Rectification.
                           Ein Verfahren und Einrichtung zur Dephlegmirung von Alkohol-
                                 										und anderen Dämpfen hat sich Fr. Rath in Neuhaldensleben patentiren lassen (* D. R. P. Nr. 34117 vom 20. Februar 1885). Die
                              									Alkoholdämpfe werden in der Destillircolonne mit dem Kühlwasser in direkte Berührung
                              									gebracht, damit die bei der Dephlegmation sich niederschlagenden Fuselöle
                              									gleichzeitig von dem Kühlwasser aufgenommen und fortgeführt werden. Das Kühlwasser
                              									flieſst continuirlich über mehrere über einander liegende Becken oder durch mehrere
                              									Zufluſsrohre gleichzeitig auf verschiedene Becken und flieſst ebenfalls getrennt
                              									wieder ab oder passirt mehrere Becken nach einander. Durch Regulirung des
                              									Wasserzuflusses kann man die Temperatur in den einzelnen Kühlwasserbecken reguliren.
                              									Der aus den Dephlegmatoren abflieſsende Lutter kann abgekühlt wieder statt reinen
                              									Wassers zum Dephlegmiren anderer Alkoholdämpfe benutzt werden (1886 261 542).
                           
                        
                           
                           V. Schlämpe.
                           Ueber Schlämpemauke werden in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1887 Bd. 10 S. 23,
                              									38 und 41 Beobachtungen aus der Praxis mitgetheilt. Wir entnehmen hier nur einem
                              									Bericht von Feiffer in Ludom das Folgende. Derselbe hat
                              									gefunden, daſs Schlämpemauke nur da entsteht, wo die Maischen nicht langsam genug
                              									abgetrieben werden. Findet dagegen die Destillation langsam statt, verweilt die
                              									Maische also längere Zeit bei Siedetemperatur, so soll die Mauke niemals auftreten.
                              									Hierdurch erklärt es sich auch der Verfasser, weshalb bei guter Ausbeute, also bei
                              									alkoholreichen Maischen, welche langsamer abgetrieben werden, die Schlämpemauke
                              									weniger heftig auftritt. Da sehr langsames Destilliren aber in der Regel mit einer
                              									Vergeudung von Brennmaterial verbunden ist und auſserdem auch nicht immer die
                              									Sicherheit bietet, daſs die Maische wirklich lange genug gekocht hat, so empfiehlt
                              									Verfasser das nachträgliche Kochen der Schlampe, z.B. im Montejus, wozu in vielen
                              									Fällen überschüssiger Retourdampf verwendet werden kann.
                           Ueber den Nährwerth der getrockneten Schlämpe. Zwei von
                              									der Firma J. A. Klingebiel und Comp. in Braunschweig
                              									der Versuchsstation Halle eingesandte Proben getrockneter Schlampe, von denen Nr. I
                              									aus Mais und Roggen, Nr. Ia nur aus Roggen gewonnen war, gaben dem Referenten auf
                              									Grund eingehender Untersuchungen dieser Proben Veranlassung zu einer ausführlichen
                              									Erörterung über den Futterwerth dieser Rückstände (Landwirthschaftliche Mittheilungen der Halleschen Zeitung, 1887 S. 37
                              									ff.). Die gewöhnliche Futtermittelanalyse ergab für die beiden Proben die folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 Ia.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 8,58
                                 Proc.
                                 9,93
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eiweiſs
                                 21,38
                                 „
                                 22,56
                                 „
                                 
                              
                                 Fett
                                 5,55
                                 „
                                 4,94
                                 „
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 11,13
                                 „
                                 10,18
                                 „
                                 
                              
                                 Asche
                                 3,05
                                 „
                                 7,21
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff freie Extractstoffe
                                 50,31
                                 „
                                 45,18
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 Proc.
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           In den letzten Jahren ist man immer mehr zu der Erkenntniſs gekommen, daſs die in den
                              									Futtermitteln enthaltenen Stickstoff haltigen Substanzen aus verschiedenartigen
                              									Stoffen bestehen, welche auch einen sehr verschiedenen Werth für die thierische
                              									Ernährung besitzen. Die Vervollkommnungen, welche die analytischen Methoden in
                              									letzter Zeit erfahren haben, ermöglichen es nun, eine Trennung der verschiedenen
                              									Stickstoff haltigen Substanzen vorzunehmen. Für die Beurtheilung des Werthes der
                              									Stickstoff haltigen Stoffe in einem Futtermittel kommt vor Allem in Frage, wie viel
                              									von diesen wirkliche Eiweiſsstoffe sind. Nach den bis jetzt vorliegenden Versuchen
                              									muſs man annehmen, daſs nur die wirklichen Eiweiſsstoffe den hohen Werth für die
                              									thierische Ernährung besitzen, welchen man den Stickstoff haltigen Körpern
                              									zuerkennen muſs, daſs dagegen den sogen. Nichteiweiſsstoffen, deren
                              									Hauptrepräsentant die
                              									amidartigen Verbindungen sind, jedenfalls ein sehr viel geringerer Werth
                              									zugesprochen werden muſs. Die in dieser Richtung ausgeführte Untersuchung der beiden
                              									Proben ergab folgendes Resultat:
                           Von 100 Th. Stickstoff waren vorhanden:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 Ia.
                                 
                              
                                 Als Eiweiſs
                                 94,2
                                 Proc.
                                 80,1
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Als Nichteiweiſs (Amide u.s.w.)
                                 5,8
                                 „
                                 19,9
                                 „
                                 
                              
                           Es ist bekannt, daſs von den Eiweiſsstoffen nur ein Theil verdaulich ist, während ein
                              									anderer, unverdaulicher Theil derselben den Thierkörper verläſst, ohne einen Nutzen
                              									ausgeübt zu haben. Der Werth eines Futtermittels ist daher um so gröſser, je höher
                              									die Verdaulichkeit der in demselben enthaltenen Eiweiſsstoffe ist. Es leuchtet ein,
                              									daſs die Bestimmung der Verdaulichkeit für die Beurtheilung des Werthes eines
                              									Futtermittels unerläſslich ist. Bisher war es nur möglich, durch den sehr
                              									zeitraubenden und mühsamen Versuch am lebenden Thier die Verdaulichkeit zu
                              									ermitteln. Neuerdings ist jedoch von Stutzer ein
                              									Verfahren aufgefunden, um auf künstlichem Wege, d.h. durch Einwirkung verschiedener
                              									Verdauungsflüssigkeiten (Pepsin und Pankreas) auſserhalb des Thierkörpers die
                              									Verdaulichkeit zu ermitteln. Die neuerdings von Pfeiffer ausgeführten Controlversuche haben gezeigt, daſs das Verfahren
                              									von Stutzer dieselben Resultate gibt wie der
                              									Ausnutzungsversuch am lebenden Thiere. Man ist daher jetzt in der Lage, durch das
                              									Verfahren von Stutzer in kurzer Zeit Aufschluſs über
                              									die Verdaulichkeit eines Futtermittels zu erhalten.
                           Die mit den vorliegenden Schlämpeproben ausgeführten Bestimmungen der Verdaulichkeit
                              									ergaben folgende Zahlen.
                           Von 100 Th. Stickstoff sind:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 Ia.
                                 
                              
                                 In Pepsin verdaulich in Form von Eiweiſs
                                 65,6
                                 Proc.
                                 50,5
                                 Proc.
                                 
                              
                                 In Pankreas verdaulich in Form von Eiweiſs
                                 12,1
                                 „
                                 18,8
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 In Summa verdaulich in Form von
                                    											Eiweiſs
                                 77,7
                                 Proc.
                                 69,3
                                 Proc.
                                 
                              
                           Da nun das Rohproteïn auſser Eiweiſs noch das Nichteiweiſs einschlieſst, letzteres
                              									aber, weil aus löslichen Verbindungen bestehend, als verdaulich anzusehen ist, so
                              									muſs man, um den Verdauungscoefficienten des Rohproteïns zu erhalten, zu obigen
                              									Zahlen noch den Gehalt an Nichteiweiſs hinzu addiren. Wir finden dann für Nr. I. =
                              									82,5 Proc., für Nr. Ia. = 89,2 Proc. als Verdauungscoefficienten des Rohproteïns.
                              									Diese Zahlen setzen uns in den Stand, den verdaulichen Antheil des Rohproteïns zu
                              									berechnen; da jedoch der Nährwerth von Eiweiſs und Nichteiweiſs, wie schon erwähnt,
                              									ein sehr verschiedener ist, so erscheint es zweckmäſsig, noch den
                              									Verdauungscoefficienten für das wirkliche Eiweiſs zu ermitteln, was mit Hilfe der
                              									analytischen Zahlen natürlich leicht möglich ist. Die Rechnung ergibt:
                           Von 100 Th. in Form von Eiweiſs vorhandenem Stickstoff sind verdaulich
                           
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 Ia.
                                 
                              
                                 In Pepsin
                                 69,6
                                 Proc.
                                 63,2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 In Pankreas            
                                 12,9
                                 „
                                 23,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 In Summa
                                 82,5
                                 Proc.
                                 86,5
                                 Proc.
                                 
                              
                           Die Zahlen 82,5 und 86,5 stellen die Verdauungscoefficienten der wirklichen
                              									Eiweiſsstoffe dar und durch Multiplication des analytisch gefundenen Eiweiſsgehaltes
                              									mit diesen Zahlen und Division durch 100 erhalten wir die in den Futtermitteln
                              									enthaltenen Mengen von verdaulichem Eiweiſs.
                           Aus diesen Daten ergibt sich für die beiden Futtermittel folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 Ia.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 8,58
                                 Proc.
                                 9,93
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eiweiſs, verdaulich
                                 16,61
                                 „
                                 15,65
                                 „
                                 
                              
                                 Eiweiſs, nicht verdaulich
                                 3,53
                                 „
                                 2,44
                                 „
                                 
                              
                                 Nichteiweiſs
                                 1,24
                                 „
                                 4,47
                                 „
                                 
                              
                                 Fett
                                 5,55
                                 „
                                 4,94
                                 „
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 11,13
                                 „
                                 10,18
                                 „
                                 
                              
                                 Asche
                                 3,05
                                 „
                                 7,21
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff freie Extractstoffe
                                 50,31
                                 „
                                 45,18
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 Proc.
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen mit diesem Futtermittel kann man
                              									annehmen, daſs dasselbe zu denjenigen Kraftfuttermitteln gehört, welchen, besonders
                              									für die Milchproduction, eine eigenthümliche specifische Wirkung, ähnlich wie sie
                              									z.B. bei den Palmkernfabrikaten schon lange bekannt ist, zukommen wird. Es wird
                              									daher die getrocknete Schlampe in erster Linie als Milchfutter Berücksichtigung
                              									verdienen. Die äuſsere Beschaffenheit des Futtermittels, der eigenthümliche
                              									brodähnliche aromatische Geruch desselben, sowie der geringe Wassergehalt, lassen
                              									ferner die Annahme berechtigt erscheinen, daſs dieses Futtermittel auch von guter
                              									Haltbarkeit sein und dem Verderben weniger ausgesetzt sein wird, wie die sehr
                              									proteinreichen Kraftfuttermittel. Die günstigen Erfolge, welche man bei Verwendung
                              									eines ähnlichen Futtermittels, nämlich der getrockneten Biertreber, für Pferde als
                              									theilweisen Ersatz des Hafers gemacht hat, berechtigen zu der Annahme, daſs auch die
                              									getrocknete Schlampe ein vorzügliches Kraftfutter für Pferde darstellen wird. Nach
                              									der Zusammensetzung der getrockneten Schlampe könnte man vorschlagen, 1k Schlampe an Stelle von 1k,25 Hafer zu verabfolgen. Ein derartiger Ersatz
                              									des Hafers wäre noch immer als ein sehr ausreichender zu bezeichnen, besonders da,
                              									wo es sich hauptsächlich um die Zufuhr von Protein handelt, und es ist dabei zu
                              									berücksichtigen, daſs ein solcher Ersatz eines Theiles der Haferration eine nicht
                              									unerhebliche Geldersparniſs bedingen würde. Es wäre sehr erwünscht, wenn eingehende
                              									Versuche mit getrockneter Schlampe sowohl für Milch- und Mastvieh, besonders aber
                              									zur Fütterung der Pferde ausgeführt würden. Ergeben diese Versuche, daſs dieses
                              									Futtermittel geeignet ist, auch nur einen Theil, vielleicht ⅓ bis höchstens ½, der
                              										Haferration für
                              									Pferde zu ersetzen, so wäre damit schon ein bedeutender Gewinn für die
                              									Landwirtschaft erreicht.
                           Morgen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)