| Titel: | Kesselheizung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen. | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 581 | 
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                        Kesselheizung mit flüssigen
                           								Kohlenwasserstoffen.
                        (Schluſs des Berichtes S. 202 d. Bd.)
                        Kesselheizung mit flüssigen Kohlenwasserstoffen.
                        
                     
                        
                           Vergleichung der Verdampfungsfähigkeit der Kessel für
                                 										Steinkohle und Naphta. Zum Verbrennen von 1k Steinkohle müssen 10cbm,64
                              									Verbrennungsgase den Kamin durchstreichen und man verdampft höchstens 8l Wasser. Bei der Verbrennung von 1k flüssigen Brennmaterials entfallen allerdings
                              										14cbm,36 Verbrennungsgase, aber man verdampft
                              									auch 13l Wasser. Um also 1l Wasser zu verdampfen, gebraucht man bei
                              									Verwendung von
                           Kohle \frac{10,64}{8}=1^{cbm},330 und bei
                              									Naphta \frac{14,36}{13}=1^{cbm},104 Luft.
                           Berechnet man diese Verhältnisse auf die Anzahl von Cubikmeter Gas, welche die
                              									Rauchkanäle durchziehen, so entfällt auf 1cbm
                              									durchstreichender Luft \frac{1}{1,330}=0^l,75 bezieh.
                              										\frac{1}{1,104}=0^l,90 verdampftes Wasser, bei Anwendung von
                              									Naphta wird mithin 0l,15 mehr, also
                              										\frac{0,15}{0,75}=20 Proc. als bei Kohle verdampft. Es
                              									könnten demnach die Kesselgröſsen bei Naphta 20 Proc. kleiner genommen werden. In
                              									Wirklichkeit sind die Verhältnisse wegen des geringeren Luftverbrauches bei Naphta
                              									noch günstiger.
                           Der Berichterstatter unserer Quelle erinnert weiterhin an die Miſsstände der
                              									Kohlenfeuerungen, als da sind: Verschlackung und Verbrennung des Rostes, Einwirkung
                              									der Flugasche, sowie an die Unzuträglichkeiten der kupfernen Feuerbüchsen; ferner
                              									erwähnt er die Gefahr, welche bei der Verwendung des künstlichen Zuges darin liegt,
                              									daſs der Heizraum abgeschlossen ist. Unter gewöhnlichen Betriebsverhältnissen sei
                              									dies auf den Heizer ohne Einfluſs, aber im Ernstfalle und bei Entstehung eines
                              									Leckes werde er unwillkührlich an Flucht denken; sobald dann eine Oeffnung nach
                              									auſsen gemacht ist, verliert sich sofort der Ueberdruck in der Heizkammer, die
                              									Flamme (oder auch der Dampf) schlägt zurück und veranlaſst Verbrennungen. Es gehört
                              									ein sehr energischer Heizer dazu, um den Heizraum verschlossen zu halten, die
                              									Geschwindigkeit des Ventilators zu vermehren und das Feuer zu dämpfen.
                           Man hat nun diese Uebelstände durch Anwendung der Naphtaheizung zu beseitigen
                              									gesucht, bis es nach vielen Versuchen den Zerstäubungsbrennern gelungen ist, ein
                              									gutes Ergebniſs zu liefern. Wir wollen die verschiedenen Versuche, welche der
                              									Originalbericht bringt, nicht mittheilen, sondern uns auf die Versuche beschränken,
                              									welche gemacht wurden, um den Dampf durch gepreſste Luft zum
                                 										Zwecke des Zerstäubens der Naphta zu ersetzen. Das Entweichen des Dampfes
                              									durch den Schornstein ist wegen des dadurch veranlaſsten Verlustes an heiſsem Wasser
                              									– der Verlust kann bis zu 1/20 des ganzen Kesseldampfes betragen – immerhin ein Uebelstand. Die
                              									Zerstäubung wird durch gepreſste Luft wenigstens ebenso gut bewirkt, ja die Flamme
                              									ist noch viel weiſser, besonders bei Verwendung von warmer Luft. In letzterem Falle
                              									wird auch das bei kalter Luft wohl vorkommende plötzliche Verlöschen der Flamme
                              									vermieden. Es empfiehlt sich hierbei die Verwendung von feuerfesten Ziegeln, welche
                              									einen regelmäſsigen Gang des Feuers sichern. Die Luft ist mit 50 bis 60° hinreichend
                              									vorgewärmt, was dadurch erzielt wird, daſs man das Luftzuführungsrohr durch den
                              									Dampfraum oder den Kamin führt. Zur Entzündung ist nur ein Druck von 0k,4 bis 0k,6
                              									erforderlich; bei gut gespeister Flamme und bei warmem Herde kann man bis zu 1k gehen, jedoch ist 0k,75 hierbei am passendsten. Bei gepreſster Luft entsteht jedoch ein
                              									beständiges Geräusch, ähnlich dem eines groſsen Ventilators.
                           Was die zum Zerstäuben erforderliche Luftmenge und die Gröſse
                                 										der Verdichtungspumpe anbetrifft, sei Folgendes bemerkt:
                           Um 1k Naphta zu verbrennen, sind annähernd 500l Luft von 0k,75
                              									erforderlich. Da der Torpedokessel von 525  höchstens 300k Naphta in der Stunde verbrennt, so würde eine
                              									Pumpe für 300cbm in der Stunde genügend Luft zur
                              									Zerstäubung liefern. Hierzu würde eine direkt wirkende Westinghouse-Pumpe von 300mm Durchmesser
                              									und 300mm Hub bei 120 Hüben in der Minute
                              									genügen.
                           Der Berichterstatter berechnet nun noch die Gröſse des Luftbehälters, welcher
                              									erforderlich ist, um von vornherein, auch wenn die Pumpe noch nicht betriebsfähig
                              									ist, die Feuerung mit gepreſster Luft zu betreiben, bis dahin, wo der Dampfdruck auf
                              									die Höhe von 130° gebracht ist, welche zum Betriebe der Pumpe gehört, und findet
                              										11cbm bei 0k,75, also bei dem Drucke von 120k die
                              									Gröſse von 0cbm,068.