| Titel: | Technisch-chemische Apparate. | 
| Autor: | Sachse | 
| Fundstelle: | Band 266, Jahrgang 1887, S. 590 | 
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                        Technisch-chemische Apparate.
                        Patentklasse 12. Mit Abbildungen auf Tafel 34.
                        Technich-chemische Apparate.
                        
                     
                        
                           Um durch möglichst innige Mischung mit Luft und Wasserdampf eine schnelle und
                              									vollständige Oxydation von salpetrigen Gasen zu Salpetersäure zu erreichen, lassen
                              										L. Rohrmann in Krauschwitz bei Muskau (O.-L.) und
                              										G. Streit in Görlitz (* D. R. P. Nr. 39659 vom 23.
                                 									Juli 1886) diese Gase durch eine Reihe von Thürmen streichen, welche aus
                              									becherförmigen Behältern colonnenartig zusammengesetzt sind und im Inneren siebartige Einsätze
                              									besitzen. In Fig.
                                 										11 ist A der unterste becherförmige Behälter
                              									mit einem etwas breiteren Halsringe B. In ersterem
                              									befindet sich ein gelochter einfacher oder doppelter umgestülpter Becher A1 Am Fuſsende hat der
                              									Behälter einerseits einen Auslaufstutzen C für die
                              									gebildete Salpetersäure, auf der anderen Seite den Rohrstutzen D, welcher die Rohrleitung E aufnimmt, durch welche die auf beliebige Art entwickelten Stickoxydgase
                              									zugeführt werden. Am Rohr E sitzt der Stutzen F, durch welchen ein Rohr G eintritt, welches an seinem auſsen verbleibenden Ende einen für die
                              									Einführung von Dampf und Luft bestimmten Injector H
                              									aufnimmt. Ueber dem Becher A thürmen sich
                              									colonnenförmig die Becher R auf. Dieselben besitzen
                              									eine gröſsere Oeffnung J im Boden mit einem am unteren
                              									Rand befindlichen Wulst J1. Ueber diesen Oeffnungen J steht der
                              									umgestülpte Becher S, dessen Seitenwand siebartig
                              									durchlöchert ist.
                           Der Injector H ist derartig eingerichtet, daſs Dampf
                              									durch Leitung K und Luft durch die verstellbaren
                              									Oeffnungen L wie in Fig. 12 oder durch
                              									verstellbare Oeffnungen M (Fig. 13) gemischt in
                              									das Rohr E eintreten, sich mit den Stickstoffoxydgasen
                              									mischen und in den ersten umgestülpten einfachen oder doppelten gelochten Becher A1 gelangen.
                           Auf dem Wege durch diesen Colonnenaufbau wird naturgemäſs die Umsetzung der niederen
                              									Stickstoffoxyde zu Salpetersäure und deren Condensation bewirkt. Begünstigt wird
                              									diese Umsetzung durch die vollkommene Mengung der Oxyde mit Wasserdampf und Luft,
                              									wie sie durch die Anordnung der Einsatzbecher bewerkstelligt wird.
                           In die Rohrleitung E eingefügte Laternen ermöglichen die
                              									Beobachtung des Ganges der Apparate und durch Regulirung des Luft- und
                              									Dampfzutrittes (welch letzteres mittels eines in die Dampfleitung eingeschalteten
                              									Dampfdruckregulirventiles geschehen kann) ein stets regelmäſsiges rationelles
                              									Arbeiten.
                           Ihren durch Patent Nr. 35126 (vgl. 1886 260 * 509)
                              									geschützten Apparat zur gegenseitigen Einwirkung von Gasen
                                 										und Flüssigkeiten oder festen Körpern verbessern G.
                                 										Lunge in Zürich und L. Rohrmann in Krauschwitz
                              									bei Muskau (* D. R. P. Nr. 40625 vom 5. Juni 1886, Zusatzpatent zu Nr. 35126). Die
                              									im Hauptpatent angegebenen Platten B1 (Fig. 14) sind in zwei
                              									Theile zerlegt, und zwar in die Wasserverschluſsringe e
                              									mit nach unten ragendem Rande c und in die durchlochten
                              									Platten B1, B2, B3,
                              									welche sich auf eine an den Wasserverschluſsringen befindliche und nach unten
                              									verlängerte Verschluſsleiste k1 legen. Diese letzteren sollen ein Ueberlaufen der
                              									Absorptionsflüssigkeit in die Wasserverschlüsse verhindern. Auf den durchlochten
                              									Platten B1, B2 u.s.w. ist ein Netz von kleinen, nach
                              									Bedürfniſs hohen Leisten F (Fig. 15 und 16) von
                              									demselben Plattenmaterial so angelegt, daſs jedes einzelne Loch G von dem anderen isolirt ist. Ferner ist um jedes Loch
                              									noch ein kleiner Wulst H angeordnet. Dieselben sind
                              									etwas niedriger als das Leistennetz 
                              									F, so daſs um jedes Loch herum ein kleines Becken J entsteht, in welchem die Flüssigkeit stehen bleiben
                              									muſs, bis sie durch von oben herabtropfende Flüssigkeit verdrängt wird. Auſserdem
                              									können auch die Unterseiten der Platten B1, B2
                              									u.s.w. gefurcht werden, so daſs jedes Lochende in eine abgestumpfte Pyramide
                              									ausläuft. In Folge dessen muſs jeder Tropfen genau an dieser Lochstelle abtropfen,
                              									weil die abgestumpften Pyramiden durch die Rinnen K
                              										(Fig.
                                 										17) von einander getrennt sind. Oder die Löcher befinden sich in den
                              									Furchen (Fig.
                                 										18), so daſs sich zwischen je zwei Löchern eine Abstumpfung k2 in Pyramidenform
                              									findet. Zur Vertheilung der Flüssigkeit über die oberste Platte B1 ist eine im Helm R hängende Brause S
                              									angebracht.
                           Einen gleichfalls continuirlich wirkenden Apparat zum
                                 										Behandeln fester (pulveriger, körniger) sowie teigiger Substanzen mit Gasen und
                                 										Dämpfen sowie zum Mischen und Trocknen derselben beschreibt C. Langer in London (* D. R. P. Nr. 39661 vom 1. August
                                 									1886). Derselbe besteht aus einem bei der Arbeit mit Gasen, Dämpfen oder heiſser
                              									Luft mittels Deckels K (Fig. 19)
                              									verschlieſsbaren Trog A, in welchem, neben einander
                              									liegend, zwei oder mehr Schrauben B1, B2, B3, B4 so
                              									angeordnet sind, daſs die Windungen je zweier benachbarten derselben sich
                              									entgegengesetzt winden und zugleich die Windungen der einen möglichst tief in die
                              									Windungen der anderen eintreten, ohne jedoch Berührung stattfinden zu lassen. Diese
                              									Schrauben werden ferner auch nach entgegengesetzten Richtungen hin in Drehung
                              									versetzt. Sie sind für gewöhnlich zweigängig, können jedoch auch eingängig und
                              									namentlich bei gröſseren Apparaten vier- und mehrgängig sein. Unterhalb jeder
                              									Schraube ist der Boden des Troges A (wie in Fig. 20) dem
                              									Durchmesser derselben entsprechend ausgehöhlt, so daſs ein Ansammeln und
                              									Liegenbleiben von Material ausgeschlossen bleibt. Wird der Apparat zur Behandlung
                              									von festen Substanzen mit Gasen, z.B. zur Chlorkalkfabrikation, oder mit Dämpfen oder heiſser Luft benutzt, also
                              									mittels des Deckels K geschlossen, so sind die
                              									Trogwände so hoch herzustellen, daſs unter dem Deckel ein Kanal L für die Circulation des gas- bezieh. dampfförmigen
                              									Körpers verbleibt.
                           Der Apparat ist am einen Ende mit der Einfüllöffnung C
                              									für das zu behandelnde Material und dem Auslaſs F für
                              									Gase und Dämpfe und am entgegengesetzten Ende mit einer Auswurföffnung D für das behandelte Material, sowie der
                              									Eintrittsöffnung E für das Gas oder den Dampf
                              									versehen.
                           Auſser zur Chlorkalkfabrikation soll der Apparat noch zum Mischen von Farben, zum
                              									Trocknen von Substanzen, besonders solcher, welche bei niedriger Temperatur in einem
                              									warmen Luftstrome getrocknet werden müssen, wie Natriumbicarbonat, Dextrin, Stärke
                              									u.a.m., zum Brennen von Pyritstaub u.s.w. dienen.
                           Dr. L. Wulff in Gadebusch (* D. R. P. Nr. 41347 vom 14.
                                 									August 1886) hat Neuerungen an Krystallisationsgefäſsen
                              									angebracht, durch welche unter Vermeidung von Boden-, Wand- und Deckselansatz nur compacte, kandisartige
                              									Krystallgruppen erzielt werden sollen. Die Bildung jenes unbeliebten Boden–, Wand-
                              									und Deckselansatzes erfolgt wegen der in jenen Theilen der
                              									Krystallisationsflüssigkeit stattfindenden einseitigen Abkühlung derselben. Wulff sucht daher dieser lokalen Abkühlung einerseits
                              									durch Anbringung schlechter Wärmeleiter an den Wandungen und durch direkte
                              									Wärmezufuhr vom Boden, nöthigenfalls auch von den Wandungen der
                              									Krystallisationsgefäſse aus und andererseits durch direkte Ableitung der Wärme aus
                              									dem Inneren der Krystallisationsflüssigkeit heraus mit Hilfe von conischen
                              									metallenen Stäben, sogen. Kühlstacheln, oder horizontalen oder vertikalen Platten
                              									entgegenzutreten, um so die Kristallbildung möglichst vom Inneren der Flüssigkeit
                              									aus zu bewirken. Diese Kühlstacheln oder Platten müssen nach auſsen ein gutes Stück
                              									durch die Wandungen oder den Deckel hindurchragen, um eine stärkere Abkühlung zu
                              									erfahren. Fig.
                                 										21 zeigt ein mit solchen Kühlstacheln k,
                              									schlechten Wärmeleitern S und Bodenheizung r versehenes Krystallisationsgefäſs. Die äuſseren Enden
                              									der Kühlstacheln k können auch in einen besonderen
                              									Doppelmantel A des Krystallisationsgefäſses (Fig. 22)
                              									hinein ragen, in welchen sowohl ein Abkühl- als auch Erwärmungsfluidum eingeleitet
                              									werden kann. Fig.
                                 										23 und 24 zeigen Krystallisatoren mit vertikalen bezieh. horizontalen
                              									Abkühlungsplatten. Eine ganz besondere Construction zeigt der in Fig. 25 dargestellte
                              									Krystallisator. Hier befinden sich die Kühlstacheln k
                              									an in die Krystallisationsflüssigkeit eingetauchten, unten geschlossenen weiten
                              									Röhren O, in deren Inneres sie hineinragen und wohin
                              									durch ein besonderes enges Rohr E kalte Luft bis auf
                              									den Boden U der Röhren O
                              									geführt wird. Diese Röhren wirken auch sehr intensiv, wenn sie unten offen und dem
                              									Boden eingefügt sind, doch ist in diesem Falle ein direktes Beheizen des Bodens
                              									ausgeschlossen (vgl. auch * S. 132 d. Bd.).
                           Sachse.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
