| Titel: | Ueber Dampfpflüge. Von Victor Thallmayer, Professor an der landw. Akademie in Ungarisch-Altenburg. | 
| Autor: | Victor Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 21 | 
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                        Ueber Dampfpflüge. Von Victor Thallmayer, Professor an der landw.
                              									Akademie in Ungarisch-Altenburg.
                        Mit Abbildungen.
                        Victor Thallmayer, über Dampfpflüge.
                        
                     
                        
                           Zweimaschinensystem mit einem und zwei Pfluggeräthen. – Yull-Dallgo's Pflugapparat. – Verwendung von
                              									Druschlocomobilen als Dampfpflugmaschinen. – Direktes System. – Pflugapparat von D. Nagy.
                              								
                           Wenngleich das Fowler'sche Zweimaschinensystem (zwei
                              									Dampfmaschinen mit einem zwischen selben hin und her gezogenen Pfluggeräth) alle anderen Systeme in
                              									den Hintergrund drängte, so lieſs doch der Umstand, dem zu Folge bei genanntem
                              									Systeme immer abwechselnd die eine und die andere Maschine unthätig bleibt, schon zu
                              									wiederholten Malen die Idee auftauchen, ob es denn nicht lohnend wäre, an der
                              									Pflügearbeit gleichzeitig beide Dampfmaschinen theilnehmen zu lassen.
                           Das Zweimaschinensystem leistet beim Pflügen, gleiche Aufenthalte
                              									von Pfluggang auf Pfluggang vorausgesetzt, nicht mehr als das Einmaschinensystem.
                              									Der Unterschied in der Verwendung der Dampfmaschinen bei beiden Systemen besteht
                              									darin, daſs beim Zweimaschinensystem jede der beiden Dampfmaschinen nur während
                              									einer Hälfte \frac{T}{2} der Arbeitszeit T zum Zuge am Pfluggeräth verhalten ist, während beim Einmaschinensystem
                              									den Zug am Pfluggeräth durch die ganze Arbeitszeit T
                              									eine Maschine zu besorgen hat. Beim Einmaschinensysteme steht der Dampfmaschine der
                              									Ankerwagen gegenüber. Wir können das Zweimaschinensystem ganz gut als ein solches
                              									Einmaschinensystem hinnehmen, bei welchem der Ankerwagen durch eine Dampfmaschine
                              									ersetzt ist, und wo dann immer abwechselnd die eine Dampfmaschine den Ankerwagen der
                              									anderen abgibt. Es ist leicht einzusehen, daſs eine selbstbewegliche Dampfmaschine,
                              									obwohl ein theurer, jedoch der beste und einfachste Ankerwagen ist.
                           Durch rechnungsmäſsiges Vorgehen in dieser Angelegenheit Anhaltspunkte zu gewinnen,
                              									ist Zweck der nachfolgenden Erörterungen. Zwei Fragen sind es, die sich hier von
                              									selbst aufwerfen, nämlich Frage 1: Welche Mehrleistung steht in Aussicht, wenn statt
                              									eines Geräthes deren zwei zwischen zwei Dampfmaschinen pflügen? Frage 2: Wie viel
                              									betragen in beiden Fällen die Kosten?
                           Frage 1. Behufs Beantwortung dieser
                              									Frage muſs vorerst die Flächenleistung des Zweimaschinensystemes bei Verwendung
                              									eines und bei Verwendung von zwei Pfluggeräthen bestimmt werden. Bestimmung der Flächenleistung F1
                              									in Hektar bei Verwendung eines Geräthes. Skizze Fig. 1 veranschaulicht die Arbeitsweise beim
                              									Zweimaschinensystem bei Verwendung nur eines Pfluggeräthes. Die beiden in gleichen
                              									Zeitintervallen längs der Feldränder vorrückenden und mit Seiltrommeln versehenen
                              									Dampfpfluglocomotiven sind mit M bezeichnet. Das
                              									Pfluggeräth P (der Balancepflug) wird abwechselnd bald
                              									von der einen, bald von der anderen gezogen. Geschieht das Pflügen mit der
                              									Geschwindigkeit C in m,
                              									ist der Aufenthalt von Pfluggang auf Pfluggang a
                              									Secunden, ist die vom Pfluggeräthe zwischen den beiden Maschinen durchfurchte
                              									Strecke L in m, ist ferner
                              									die zur Vollendung eines Pflugganges nothwendige Zeit t
                              									Secunden, so ist zur Verrichtung von n Pfluggängen die
                              									Zeit: T=nt+(n-1)\,a nöthig.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 267, S. 22
                              
                           Da t=\frac{L}{c}, so wird:
                              										T=n\,\frac{L}{c}+(n-1)\,a. Hieraus besimmt sich
                              										n=\frac{(T+a)\,c}{L+ac}. Demnach ergibt sich, wenn B die Arbeitsbreite des Geräthes in m, als Flächenleistung F1 in der Zeit T Secunden die Fläche:
                           
                           F_1=\frac{(T+a)\,c}{L+ac}\ .\
                                 										\frac{BL}{10000} . . . . . . . . . 1)Hier kann ich nicht umhin, zu erwähnen, daſs die Verwendung dieser und
                                    											ähnlicher Formeln zur Berechnung der Flächenleistung landwirthschaftlicher
                                    											Maschinen, dem Geschmacke mancher Vertreter des landwirthschaftlichen
                                    											Maschinenwesens nicht zu entsprechen scheint. Ich meinerseits sehe in dem
                                    											Umstände, in Formeln so weit als möglich alle jene Gröſsen mit
                                    											einzubeziehen, die auf das zu Berechnende von Einfluſs sind, nichts
                                    											Widersinniges. Siehe diesbezüglich in der „Wiener
                                          													landwirthschaftlichen Zeitung,“ Jahrgang 1886, meine
                                    											Controverse über diesen Gegenstand mit L. Paul
                                       												Lázér, Professor am Polytechnicum in Budapest.
                           Der Zeitverlust Z1 in Procenten der ganzen Arbeitszeit T beträgt hierbei:
                           Z_1=\frac{(Tc-L)\,a}{(L+ac)\,T}\ .\ 100
                              									. . . . . . . . . 2)
                           Bestimmung der Flächenleistung F2in Hektar im Falle der Verwendung von zwei
                                 										Pfluggeräthen. Skizze Fig. 2 versinnlicht
                              									die Arbeitsweise des Zweimaschinensystemes bei Verwendung von zwei Geräthen. Als
                              									Unterschied ist hier hervorzuheben, daſs die Geräthe nicht von Maschine zu Maschine
                              									gehen, sondern daſs die beiden Geräthe von den Maschinen einmal von den Feldrändern
                              									bis auf die Mitte der Strecke zwischen selben, das andere Mal von dort wieder zurück
                              									bis an die Feldränder gezogen werden.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 267, S. 23
                              
                           Ist nun der Aufenthalt von Pfluggang auf Pfluggang βα Secunden, so ist: angenommen, daſs der erste Gang
                              									der Geräthe von den Rändern nach der Mitte zu stattfindet, und daſs nach dem letzten
                              									Gange sie sich wieder an den Feldränden befinden, bei Beibehaltung der oben
                              									gewählten Bezeichnungen die zur Vollführung von n
                              									Gängen nöthige Zeit
                              										T=\frac{nt}{2}+\frac{n}{2}\,\beta\,a+\left(\frac{n}{2}-1\right)\,\beta\,a
                              									und hieraus, da t=\frac{L}{c},\ n=\frac{2\,(T+\beta a)\,c}{L+2\,\beta
                                 										ac} und da die Flächenleistung F2 in der Zeit T
                              									demnach:
                           F_2=\frac{2\,(T+\beta a)\,c}{L+2\,\beta ac}\ .\
                                 										\frac{BL}{10000} . . . . . . . . . . 3)
                           Der Zeitverlust Z2 in Procenten der Arbeitszeit T beträgt hierbei:
                           Z_2=\frac{\beta a\,(2\,Tc-L)}{T\,(L+2\,\beta
                                 										ac)}\ .\ 100 . . . . . . . . . . 4)
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 267, S. 23
                              
                           Aus Skizze Fig. 3 ist zu entnehmen,
                              									daſs beim Pflügen mit einem Geräthe in der Zeit t
                              									Secunden bei der Pflugbreite B und Furchenlänge L ein Streifen BL gepflügt
                              									wird, und daſs bei Verwendung von zwei Geräthen, welche nur bis auf die Mitte von L und von da wieder zurückgehen, in der Zeit
                              										\frac{t}{2} zwei Streifen \frac{BL}{2}
                              									also im Ganzen auch die Fläche BL gepflügt wird.
                           Bestimmung des Verhältnisses\frac{F_2}{F_1}. Selbes ergibt sich dem Obigen nach, als:
                           \frac{F_2}{F_1}=2\ .\ \frac{T+\beta a}{T+a}\ .\
                                 										\frac{L+ac}{L+2\,\beta ac};
                           da \frac{T+\beta a}{T+a} von der
                              									Einheit nicht viel verschieden ist, wird
                           \frac{F_2}{F_1}=2\,\frac{L+ac}{L+2\,\beta
                                 										ac} . . . . . . . . . 5)
                           Aus Obigem ist zu ersehen, daſs \frac{F_2}{F_1} kleiner wird mit
                              									dem Wachsen von c und β.
                              									Es wird also das erreichbare Mehr an Flächenleistung bei Verwendung von zwei
                              									Geräthen gegenüber jener von nur einem Geräthe geringer, wenn die Geschwindigkeit,
                              									mit der gepflügt wird, zunimmt, und wenn die Aufenthalte von Pfluggang auf Pfluggang
                              									zunehmen gegenüber jenem Aufenthalte, der bei Verwendung von nur einem Geräthe von
                              									Pfluggang auf Pfluggang nothwendig wird.
                           Bei gewöhnlichem Betriebe ist L etwa
                              										400m. Von Pfluggang auf Pfluggang verstreicht
                              									beim Arbeiten mit nur einem Geräthe nicht mehr als eine Minute. Mithin ist α = 60 Secunden. Die Arbeitszeit ist im Durchschnitte
                              									10 Stunden, also T = 36000 Secunden. Ist nun:
                           
                              
                                 
                                 
                                 β =
                                 1
                                 1,5
                                 2
                                 2,5
                                 3 so ist
                                 
                                 
                              
                                 für„„„„„
                                 c = 0m,75c = 1mc =
                                    												1m,25c = 1m,5c = 1m,75c = 2m
                                 
                                 1,791,741,701,661,641,60
                                 1,631,551,481,421,371,33
                                 1,491,391,311,241,181,13
                                 1,371,261,171,101,040,99
                                 1,281,161,061,000,930,88
                                 der Werth
                                    												desVerhältnisses\frac{F_2}{F_1}=\gamma.
                                 
                              
                           Bei groſser Pfluggeschwindigkeit (1,5 bis 2m) wird also die Verwendung von zwei Pfluggeräthen
                              									nur dann vortheilhaft, wenn der Aufenthalt von Pfluggang auf Pfluggang jenen von 1
                              									Minute, der bei Verwendung nur eines Pfluggeräthes vollends genügt, nicht um vieles
                              									übersteigt. Bei mäſsiger Pfluggeschwindigkeit verkleinert die Gröſse des
                              									Aufenthaltes die Mehrleistung an Fläche bei Verwendung von zwei Pfluggeräthen in
                              									geringerem Maſse. Pflügen mit mäſsiger Geschwindigkeit und groſser Breite gibt unter
                              									Voraussetzung eines gewissen von Pfluggang auf Pfluggang nothwendigen Aufenthaltes
                              									mit Bezug auf Flächenleistung günstigere Resultate als Pflügen mit geringer Breite
                              									und groſser Geschwindigkeit. Ist nämlich in einem bestimmten Falle beim Pflügen in
                              									einer gewissen Tiefe, die Arbeitsbreite B, die
                              									Arbeitsgeschwindigkeit c, so werde die Flächenleistung
                              										Fc genannt. Wird bei Verwendung desselben Motors
                              									und bei derselben Tiefe mit der Geschwindigkeit ac
                              									gepflügt, so kann die Breite nurmehr \frac{B}{a} sein. Nennen wir
                              									für diesen Fall die Flächenleistung Fac, so findet sich
                              										\frac{Fac}{Fc}=\frac{L+ac}{L+aac}, woraus das oben Angeführte
                              									erhellt.
                           Frage 2. Die Bestimmung des
                              									Kostenunterschiedes beim Pflügen mit zwei und mit einem Geräthe anbelangend, sind
                              									zunächst die Kosten K1
                              									pro Hektar bei Verwendung von einem Geräth den Kosten K2 pro Hektar bei Verwendung von zwei
                              									Geräthen gegenüberzustellen.
                           Kosten K1bei Verwendung nur eines Geräthes. Diese setzen sich
                              									zusammen aus B, den Kosten für Brennmaterial, Wasser-
                              									und Brennmaterialzufuhr, Schmiermaterial pro Hektar und den Kosten an Drahtseil und
                              									Instandhaltung der Maschinen pro Hektar; ferner aus E,
                              									den Kosten pro Tag für Lohn von zwei Maschinisten, zwei Maschinistengehilfen und einem
                              									Pflugführer, endlich aus v, den Kosten für Verzinsung
                              									und Amortisation des Anlagekapitales. Ist demnach die Tagesleistung F1 in Hektar, so
                              									betragen die Kosten K1
                              									pro Hektar so viel als: K_1=B+\frac{E+v}{F_1}, oder wenn
                              										\frac{E+v}{F_1}=e gesetzt wird
                              									K_1=B+e.
                           Für Verzinsung des Anlagekapitales pflegt man 4 bis 5 Procent zu
                              									rechnen, für Amortisation braucht man, indem unter gewöhnlichen Verhältnissen die
                              									Dampfmaschinen durch 16 Jahre hindurch ganz gut betriebsfähig erhalten werden
                              									können, nicht mehr als 6 Procent zu rechnen. Das Drahtseil muſs als dem Verschleiſs
                              									unterworfenes Material angesehen werden; nach einer bestimmten Anzahl gepflügter
                              									Hektar wird es unbrauchbar. Ebenso wird es nothwendig, nach einer gewissen Anzahl
                              									gepflügter Hektar, die Siederohre, Feuerbox der Kessel auszuwechseln, neue
                              									Pflugschare zu beschaffen u.s.f.
                           Kostenbetrag K2pro Hektar bei Verwendung von zwei Geräthen. In diesem
                              									Falle sind die Kosten der Entlohnung für das Bedienungspersonal insofern gröſser,
                              									als die Anstellung eines zweiten Pflugführers nothwendig wird; ferner ist die
                              									Verzinsungs- und Amortisationsquote eine gröſsere, indem die Beschaffung eines
                              									zweiten Balancepfluges und zweier Seiltrommeln eine Mehrauslage bedingen, endlich
                              									ist die Flächenleistung F2 in diesem Falle gröſser. Bezeichnen α und
                              										γ die Einheit an Gröſse übertreffende
                              									Coefficienten, so kann für diesen Fall statt E+v der Werth
                              										\alpha\,(E+v) und statt F1 der Werth γF1 gesetzt werden, wodurch
                              										K_2=B+\frac{\alpha}{\gamma}\,e wird. Ist L die Länge der vom Pfluggeräth bei einem Gange
                              									zurückgelegten Strecke, l die Länge an Seil, welche,
                              									nachdem das Pfluggeräth seinen Gang schon zurückgelegt hat, noch auf der Trommel
                              									bleiben soll, so ist beim Zweimaschinensystem mit einem Pfluggeräth ein Seil von der
                              									Länge 2\,L+2\,l, beim Zweimaschinensystem mit zwei Geräthen
                              									hingegen eines von der Länge 3\,L+4\,l nöthig.
                           Kostenunterschied pro Hektar gepflügter
                                 										Fläche bei Verwendung eines und zweier Geräthe. Als solcher ergibt sich:
                              										K_1-K_2=\left(1-\frac{\alpha}{\gamma}\right)\,e. In Procenten
                              										m von K1 ausgedrückt, beträgt der Unterschied in den Kosten
                              									pro Hektar so viel wie:
                              										m=\frac{\left(1-\frac{\alpha}{\gamma}\right)\,e}{B+e}. Aus
                              									beiden Ausdrücken ist zu entnehmen, daſs der Kostenunterschied zwischen Pflügen mit
                              									einem und mit zwei Geräthen desto geringer wird, mit je gröſserer Geschwindigkeit
                              										c gepflügt wird, denn je gröſser c, desto kleiner werden γ
                              									und e und desto kleiner K1
                              									– K2 und m. Je gröſser ferner B im
                              									Verhältnisse zu e wird, desto geringer wird der
                              									Unterschied zwischen K1
                              									und K2.
                           Billiger wird das Pflügen mit zwei Geräthen demnach nur dann, wenn
                              										α < γ. Die gewöhnlichen Preise und
                              									Lohnverhältnisse in Betracht gezogen, ergibt sich für a
                              									der Werth 1,2. Demnach muſs \gamma=\frac{F_2}{F_1}>1,2
                              									sein, um mit zwei Geräthen billiger pflügen zu können als wie mit einem.
                           
                              
                              Fig. 4. Bd. 267, S. 25
                              
                           Proben mit zwei Pfluggeräthen zwischen zwei Dampfpfluglocomotiven
                              									wurden bereits schon im J. 1867 von Howard in der Nähe
                              									von Paris, und auch in jüngster Zeit im J. 1886 mit Unterstützung des kgl.
                              									ungarischen Ackerbauministeriums von Yull-Dallgo bei
                              									Budapest gemacht. Bei Howard's Pflugapparat Skizze Fig. 4 war Kessel und Maschine M quer zur
                              									Richtung der Fahrräder angebracht und zwischen die zwei Seiltrommeln gesetzt. Nach
                              									dem Berichte der Jury arbeiteten die beiden Balancepflüge E mit einer Breite B = 1m,5 auf eine Tiefe von 16cm. Die Länge der Furche (L) war 352m. Die beiden Geräthe machten
                              									22 Gänge in 3780 Secunden, wovon 940 Secunden oder 24 Procent der Arbeitszeit zum
                              									Umstellen nöthig waren. Die Pflüge arbeiteten mit einer Geschwindigkeit von 1m,36.
                           Bei Yull-Dallgo's Pflugapparat (Fig. 2) sind die Seiltrommeln d, ähnlich wie dies auch schon Yarrow und Hilditch in England und Lotz in Nantes angewendet hatten, seitlich angebracht. Als Dampfmaschinen
                              									dienen zwei gewöhnliche Druschlocomobilen, die sich ihrer Fahrräder entledigt, auf
                              									einem vierräderigen Wagengestelle T aufmontirt
                              									befinden, welcher Anordnung man sich übrigens in den sechziger Jahren auch schon
                              									bediente. Die Seiltrommeln sowohl als auch die Räder des Wagengestelles werden vom
                              									Schwungrade der Locomobile mit Riemen und Zahnradvorgelege getrieben. Ende September
                              									1886 arbeitete dieser Apparat auf der Pachtung der Herren Brill in Puszta-Kengyel bei Szolnok in Ungarn. Eine vom kgl. ungarischen
                              									Ackerbauministerium dorthin entsendete Commission, welcher anzugehören auch
                              									Schreiber dieses die Ehre hatte, war in der Lage, Nachfolgendes erheben zu können:
                              									Die zwei dreischarigen Balancepflüge E arbeiteten bei
                              										0m,75 Breite 24cm tief mit einer Geschwindigkeit c = 0m,84. Die Strecke zwischen den beiden Maschinen,
                              									die von den Pflügen befahren wurde (L), betrug 400m. Nach Anlangen der Pflüge auf der Mitte
                              									genannter Strecke verstrich bis zu ihrem Wiederingangsetzen nicht mehr Zeit (am) als ½ Minute. An
                              									den Rändern des Feldes hingegen verstrich vom Anlangen der Geräthe bis zu deren
                              									Wiederingangsetzen und Vorrücken der Maschinen die Zeit (ar) von 1½ Minuten. Die Tagesleistung
                              									bei 12stündiger Arbeitszeit betrug 10 ungarische Joch à 1200 Wiener Quadratklafter
                              									oder 4ha,3. Zur Verständigung zwischen Pflugführer
                              									und Maschinisten sind an den Balancepflügen einfache Signalscheiben angebracht. Da
                              									bei nominell 8 pferdigen Locomobilen mit 4at
                              									Ueberdruck arbeitend als auf den Balancepflug wirkende Zugkraft etwa 1100k entfallen, so betrug beim Furchenquerschnitte
                              										75cm × 24cm
                              									der Bodenwiderstand pro Quadratdecimeter Furchenquerschnitt 61k.
                           Mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Aufenthalte am und ar ergibt sich zur
                              									Bestimmung der Flächenleistung in Hektar der Ausdruck
                           F_2=2\,\frac{(T+a_r)\,c}{L+(a_m+a_r)\,c}\ .\
                                 										\frac{BL}{10000} . . . . . . . . . 6)
                           und es ist für diesen Fall der Zeitverlust Z2 in Procenten von T so viel wie
                           Z_2=\frac{c\,.\,T\,(a_m+a_r)-a_r\,L}{(L+[a_m+a_r]\,c)\,T}\ . \
                                 										100 . . . . . . . . . 7)
                           Diesem nach ergibt sich unter Annahme der bei Gelegenheit des
                              									Pflügens bei Szolnok constatirten Daten für die
                           
                              
                                 Geschwindigkeiten c =
                                 0,75
                                 1
                                 1,25
                                 1,5
                                 1,75
                                 2m
                                 
                              
                                 
                                    \gamma=\frac{F_2}{F_1}=1,8
                                    
                                 1,8
                                 1,76
                                 1,72
                                 1,68
                                 1,64
                                 1,60.
                                 
                              
                           Gesetzt den Fall, daſs die Pflüge nicht immer genau zu demselben
                              									Zeitpunkte auf der Mitte und den Rändern der Strecke eintreffen sollten, und einer
                              									dem anderen gegenüber etwas Verspätung haben sollte, und daſs hierdurch am bis auf 1 Minute,
                              										ar bis auf 2
                              									Minuten steige ergeben sich für \gamma=\frac{F_2}{F_1} immer noch
                              									annehmbare Werthe. In diesem Falle findet sich nämlich für die
                           
                              
                                 Geschwindigkeiten c =
                                 0,75
                                 1
                                 1,25
                                 1,5
                                 1,75
                                 2m
                                 
                              
                                 
                                    \gamma=\frac{F_1}{F_2}
                                    
                                 1,66
                                 1,58
                                 1,52
                                 1,46
                                 1,40
                                 1,36.
                                 
                              
                           Aus Obigem ist zu ersehen, daſs, obwohl die Vortheile, welche mit gleichzeitiger
                              									Verwendung von zwei Pfluggeräthen zwischen zwei Dampfmaschinen in Aussicht stehen,
                              									mit der Geschwindigkeit des Pflügens und der Unpünktlichkeit im gleichzeitigen
                              									Anlangen auf der Mitte und an den Rändern sich verringern, es dennoch möglich ist, innerhalb der Grenzen der
                              									gewöhnlichen Pfluggeschwindigkeit von 0,75 bis 1m,5 etwa 50 Procent an Fläche mehr zu leisten als wie mit Verwendung nur eines
                              									Geräthes, und da hierbei die Mehrkosten um weniger als 50 Procent sich erhöhen, so
                              									kommt das Pflügen pro Hektar auch um einige Procente billiger zu stehen, wenn
                              									anstatt mit einem mit zwei Geräthen gearbeitet wird.
                           Gegen die Verwendbarkeit von zwei Geräthen zwischen zwei
                              									Dampfmaschinen wurde vielfach geltend gemacht, daſs der Dienst für den Maschinisten
                              									sowohl als auch für die Maschine zu anstrengend wäre, müſsten selbe jener Pausen
                              									entbehren, welche bei Verwendung nur eines Geräthes abwechselnd bei der einen und
                              									der anderen Maschine eintreten. Bei Yull-Dallgo's
                              									Apparat, der doch durch Wochen im Betrieb war, bestätigte sich, obwohl die Maschinen
                              									doppelt so viel Mal angelassen und abgestellt werden müssen, als wenn mit nur einem
                              									Geräth gearbeitet wird, diese Annahme nicht. Maschine und Maschinisten arbeiteten
                              									mit den zwei Pfluggeräthen gerade so gleichmäſsig weiter, als man dies bei
                              									Verwendung nur eines Geräthes zu sehen gewohnt ist.
                           Der Gang der Arbeit bei Verwendung nur eines Pfluggeräthes, wo
                              									zwei Maschinisten, zwei Maschinistengehilfen und ein Pflugführer mitwirken, besteht
                              									in Folgendem. Der eine Maschinist, sagen wir der herübrige, läſst die Seiltrommel
                              									durch Stellung des Anlaſshebels der Dampfmaschine langsam angehen, damit der
                              									schwache Zug am Seile dem drüben befindlichen Pflugführer und Gehilfen des
                              									Maschinisten die Einstellung des Balancepfluges erleichtere. Dann öffnet er das
                              									Einlaſsventil ganz und das Geräth setzt sich mit voller Geschwindigkeit gegen seine
                              									Maschine zu in Bewegung. Mit dem Anlangen des Geräthes bei der Maschine wird der
                              									Betrieb der Seiltrommel sistirt und werden die Fahrräder in Bewegung gesetzt, damit
                              									die Maschine am Feldrande um die Pflugbreite vorrücke. Nun wird mit der Pfeife dem
                              									drübigen Maschinisten das Zeichen zum Anlassen seiner Seiltrommel gegeben. Die ganze
                              									Zeit von etwa 5 Minuten, während welcher das Pfluggeräth auf der Reise gegen die
                              									drübige Maschine begriffen ist, spielt die herübrige eine passive Rolle und treibt
                              									leerlaufend die Speisepumpe. Gar so anstrengend ist also die Arbeit nicht, weder für
                              									den Maschinisten noch für die Maschine. Wo dem Maschinisten Zeit bleibt, sich ab und
                              									zu sein Pfeifchen anstopfen zu können, kann von einer Ueberanstrengung wohl nicht
                              									die Rede sein.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 267, S. 27
                              
                           Fig. 5 veranschaulicht eine Art des
                              									Zweimaschinensystemes mit zwei Geräthen, welches von Fowler in Anwendung gebracht wurde. Die Maschinen haben zwei horizontale
                              									Seiltrommeln. Das eine Geräth E ist ein Balancepflug,
                              									das andere G hingegen ein Grubber, dazu bestimmt, dem
                              									Balancepfluge nachzuarbeiten, d. i. in dem von selbem gepflügten Boden zu wühlen.
                              									Bei dieser Anordnung geht der Balancepflug sowohl als der Grubber von Maschine zu
                              									Maschine.
                           
                              (Schluſs folgt.)