| Titel: | Herstellung von Druckplatten aus Celluloid. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 62 | 
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                        Herstellung von Druckplatten aus
                           								Celluloid.
                        Herstellung von Druckplatten aus Celluloid.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung von Druckplatten aus Celluloid oder aus Stoffen mit ähnlichen
                              									Eigenschaften, wie Xylonit, Fibrolithoid, Ebonit, überhaupt aus allen aus
                              									Dinitrocellulose hergestellten Producten, ohne Anwendung der Galvanoplastik oder der
                              									Aetzmethoden, bringen Jacques Brunner in Winterthur und
                              										Charles Klary in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches
                              									Patent Kl. 15 vom 23. August 1887) ein Verfahren in Vorschlag, welches im
                              									Wesentlichen darin besteht, daſs ein mittels lichtempfindlicher Folie erhaltenes
                              									Relief durch Druck auf die anfangs bildsame, dann rasch consistent werdende Masse
                              									übertragen wird.
                           Eine Gelatinefolie wird in einer Lösung von chromsaurem Kali oder anderer geeigneter
                              									Substanz auf bekannte Weise lichtempfindlich gemacht, wobei die Dicke der
                              									Gelatineschicht beliebig gewählt werden kann. Statt der Gelatine kann auch
                              									Kohlepapier verwendet werden. Das lichtempfindliche getrocknete Präparat wird unter
                              									einem auf gewöhnlichem Wege erhaltenen Negativ oder Positiv exponirt, und das
                              									positive oder negative latente Bild auf gewöhnliche Weise entwickelt, so daſs nun
                              									Erhöhungen und Vertiefungen auf der Gelatine erzeugt sind. Sollen Bilder im Halbton
                              									erzeugt werden, so können die zur Verwendung kommenden photographischen Positive
                              									oder Negative mit Korn oder Schraffur versehen sein. Zur Erzeugung von Strichbildern
                              									kann man dagegen die Positive oder Negative auf gewöhnlichem Wege erhalten. Wenn das
                              									aus Gelatine geformte Bild trocken ist, wird es in bekannter Weise mittels Alaun
                              									oder Alkohol gehärtet, und das so erhaltene Gelatinerelief nun durch Druck (Pressen)
                              									auf eine geeignete Masse, wie sie eingangs erwähnt wurde, übertragen. Diese wird in
                              									Plattenform erst in einer Presse, welche geheizt und gekühlt werden kann, zwischen
                              									stählernen Platten geglättet, worauf das Gelatinerelief mit der Bildseite auf die
                              									Celluloidplatte gelegt wird. Beide Theile werden nun in einer bis auf etwa 120° C.
                              									erwärmten Presse während 5 bis 6 Minuten einem Drucke ausgesetzt. Nach erfolgter
                              									Abkühlung und nach wieder abgehobenem Gelatinerelief ist die auf dem Celluloid
                              									erhaltene Bildfläche, sei es Hoch- oder Tiefdruck, vollständig rein, und zum
                              									Gebrauch auf beliebiger Druckerpresse fertig.
                           Das Verfahren gleicht also dem Abprägen von Gelatinerelieſs in Gyps, Wachs,
                              									leichtflüssige Legirungen u.s.w., und liegt das Neue eigentlich nur in der
                              									Verwendung des Celluloids für Preſsformen, welche direkt zum Druck auf beliebiger
                              									Druckerpresse verwendet werden. Die Eigenschaft des Celluloids, bei 70° C. zu
                              									erweichen und sich in beliebige Formen pressen zu lassen, hat indessen schon zur
                              									Herstellung von Celluloidstempeln und Celluloiddruckplatten Veranlassung gegeben,
                              									und bieten dieselben gegenüber den auf galvanischem Wege hergestellten Bildern
                              									manche Vortheile, indem das Celluloid die feinsten Vertiefungen der Form vermöge
                              									seiner leichten Vertheilbarkeit annimmt, und ferner hierbei die trennende
                              									Graphitschicht in Wegfall kommt. Auch nutzt sich das Celluloid sehr wenig ab und
                              									sollen die Platten den Druck in der Schnellpresse länger aushalten.