| Titel: | W. E. Fein's Gleichstrom-Dynamo mit Innenpolen und neue zweipolige Dynamo. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 62 | 
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                        W. E. Fein's Gleichstrom-Dynamo mit Innenpolen und neue
                           								zweipolige Dynamo.
                        Mit Abbildungen.
                        Gleichstrom-Dynamo mit Innenpolen und zweipolige
                           								Dynamo.
                        
                     
                        
                           In seinem soeben erschienenen BucheVergl. S. 48 dieses Bandes.
                              									„Elektrische Apparate, Maschinen und
                                    										Einrichtungen“ beschreibt W. E. Fein u.a.
                              									auch eine ganze Reihe von verschiedenen magnet- und dynamo-elektrischen Maschinen,
                              									welche von der Firma C. und E. Fein in
                              										Stuttgart im Laufe der Jahre ausgeführt worden sind.
                              									Unter diesen bieten die nachstehend beschriebenen besonderes Interesse.
                           
                        
                           1) Die Gleichstrom-Dynamomaschine mit
                                 										Innenpolen.
                              								
                           Die seit Anfang des J. 1887 unter der Bezeichnung als dynamo-elektrische
                              									Gleichstrom-Maschine mit Innen polen bekannt gewordene Maschine ist von zwei
                              									verschiedenen Seiten und, wie es scheint, unabhängig von einander hergestellt
                              									worden. Die von Fein im Mai 1887 gebaute, in Fig. 1 und 2
                              									abgebildete Maschine stimmt in Hinsicht auf ihren äuſseren Aufbau, die Einrichtung
                              									ihres Ringankers und die Anordnung ihres magnetischen Feldes, abgesehen von dem
                              									Weglassen der von ihm verwendeten äuſseren Polschuhe, nahezu mit Fein's Wechselstrom-Maschine (* D. R. P. Kl. 21 Nr.
                              									15605 vom 14. September 1880) überein. Das Neue dieser Maschine liegt deshalb nicht in
                              									ihrer Construction im Allgemeinen, sondern nur in dem Umwandeln der
                              									Wechselstrom-Maschine in eine Gleichstrom-Maschine, was im gegebenen Fall durch
                              									einfaches Vertauschen ihrer rotirenden und festen Theile und das hierdurch bedingte
                              									weitere Anbringen eines Gramme'schen Stromabgebers
                              									erreicht werden konnte.
                           Fig. 1., Bd. 267, S. 63Fig. 1 zeigt die Maschine bis auf ihre Einzelheiten
                              									so deutlich, daſs im Nachfolgenden nur die Angabe über die Maſse der Maschine und
                              									ihrer Hauptbestandtheile, über die Leistungsfähigkeit und ein Hinweis auf die durch
                              									sie gebotenen Vortheile gegeben zu werden brauchen, besonders da auch die
                              									Durchschnittszeichnung (Fig. 2) ein genaues und
                              									übersichtliches Bild ihrer magnetischen Anordnung gibt, das keiner weiteren
                              									Erklärung mehr bedarf.
                           Der bewegliche Ringanker der Maschine, welcher im gewickelten Zustand einen inneren
                              									Durchmesser von 500mm und einen äuſseren von
                              										624mm bei einer Breite von 165mm hat, enthält einen Eisenkern, der aus ungefähr
                              									200 Blechscheiben zusammengesetzt ist, die durch Papierzwischenlagen sorgfältig von
                              									einander isolirt sind und mit Hilfe von 12 ebenfalls isolirten Metallbolzen
                              									zusammengehalten werden, durch deren Verlängerung der ganze Ring mittels Muttern und
                              									Gegenmuttern auf dem Stern und dadurch auf der Maschinenachse befestigt wird. Die
                              									Drahtwickelung des Ankers besteht aus einer einzigen Höhenlage, welche 96
                              									Abtheilungen mit je 6 Nebenlagen enthält, so daſs die Gesammtwindungszahl des Ankers
                              									576 ausmacht und der Stromabgeber dementsprechend aus 96 Lamellen zusammengesetzt
                              									ist, wodurch sein Durchmesser etwas gröſser wird, als dies bei den älteren Fein'schen Maschinen der Fall ist. Zu den
                              									Ankerwindungen wurde ein Draht von quadratischem Querschnitt verwendet, damit der
                              									zur Verfügung stehende Wickelungsraum vollständig ausgenutzt und der Ankerwiderstand
                              									möglichst vermindert; werden konnte.
                           Fig. 2., Bd. 267, S. 64 Die Magnetisirung des Ringes erfolgt durch vier feststehende, im Kreise
                              									radial angeordnete Magnetschenkel von der in Fig. 2
                              									abgebildeten Form; dieselben sind aus einem Stück Guſseisen hergestellt und in ihrer
                              									gemeinsamen Mitte mit einer entsprechend groſsen Bohrung versehen, mittels der sie
                              									auf einen am Riemenscheibenlager angegossenen Zapfen befestigt werden. Ihr
                              									Querschnitt wurde möglichst groſs gewählt und hat eine mit abgerundeten Ecken
                              									versehene quadratische Form. Die Drahtrollen sind ohne Hülsen, unmittelbar auf die
                              									Schenkel gewickelt. Die für den Hauptstromkreis bestimmte Wickelung eines jeden
                              									Schenkels besteht aus 72 Windungen; die Gesammtzahl der Nebenschluſswindungen ist
                              									4400. Hierdurch wurde das Verhältniſs zwischen Magnetisirungs- und Ankerstrom
                              									genügend groſs, so daſs die Funkenbildung am Stromsammler auch bei voller
                              									Beanspruchung der Maschine nur ganz unbedeutend ist und zur Erreichung dieses
                              									Zweckes keine Polschuhvergröſserung zu Hilfe genommen zu werden brauchte.
                           Maſse, Gewichte und Widerstände dieser Maschine sind wie folgt:
                           
                              
                                 Länge der
                                 Maschine ohne Riemenscheibe
                                   900mm
                                 
                                 
                              
                                 Breite   „
                                         „
                                   625
                                 
                                 
                              
                                 Höhe    „
                                         „
                                   740
                                 
                                 
                              
                                 Achsenlänge der Riemenscheibe
                                 1200
                                 
                                 
                              
                                 Gewicht der ganzen Maschine
                                   725k
                                 
                                 
                              
                                 Kupfergewicht der Ankerwickelung
                                     17,5
                                 
                                 
                              
                                           „               „  Elektromagnetwickelung
                                     70,9
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtkupfergewicht
                                     88,4
                                 
                                 
                              
                                 Widerstand
                                 des Ankere warm
                                       0,052
                                 Ohm
                                 
                              
                                 „
                                 der direkten Wickelung der vierparallel geschalteten
                                    											Schenkel
                                       0,023
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 der Nebenschluſswickelung
                                     28,0
                                 „
                                 
                              
                           
                           Hierbei liefert die Maschine bei 520 Umläufen eine Stromstärke von 136 Ampère und
                              									eine Klemmenspannung von 110 Volt, also nahezu 15000 Volt-Ampère, so daſs bei der
                              									angegebenen Umdrehungszahl:
                           
                              
                                 1)
                                 1k
                                 Kupfer
                                 der Ankerwickelung
                                 857
                                 Volt-Ampère
                                 
                                 
                              
                                 2)
                                 1
                                 „
                                   „  Gesammtwickelung
                                 169
                                      „       „
                                 und
                                 
                              
                                 3)
                                 1
                                 „
                                 des Gesammtgewichtes derMaschine
                                   20,6
                                      „       „
                                 
                                 
                              
                           leistet.
                           Die durch diese Maschinenausführung gebotenen Vortheile lassen sich hiernach in Kürze
                              									folgendermaſsen zusammenfassen:
                           1) Hohe Leistungsfähigkeit gegenüber dem Kupfer- und Gesammtgewicht der Maschine; 2)
                              									geringe Erwärmung der Ring- und Elektromagnetdrähte durch die beim Betrieb
                              									entstehende vorzügliche Ventilation dieser Theile; 3) leichte Zugänglichkeit der
                              									Ringwickelung bei einer etwa vorzunehmenden Ausbesserung; 4) geringe Umdrehungszahl
                              									in Folge des durch die Ausführungsweise der Maschine bedingten groſsen
                              									Ring-Durchmessers.
                           Der letztgenannte Vorzug läſst sich für gröſsere Beleuchtungsanlagen besonders gut
                              									verwerthen, da er eine unmittelbare Kuppelung der dynamoelektrischen Maschine mit
                              									dem Betriebsmotor gestattet, was für die Erreichung einer constanten Klemmenspannung
                              									schon deshalb günstig ist, als die bei starker Beanspruchung der Maschine
                              									unvermeidlichen Verluste durch das Riemengleiten in Wegfall kommen und in Folge
                              									dessen kein ungleichmäſsiger Gang der Dynamomaschine bei zu- oder abnehmender
                              									Stromstärke eintritt. Bei den gröſseren Maschinenmodellen dieser Art kann sogar der
                              									Ringanker an Stelle des Schwungrades am Betriebsmotor selbst angebracht werden, wie
                              									dies von anderer Seite schon ausgeführt worden ist.
                           
                        
                           2) Die neue zweipolige
                                 										Dynamomaschine.
                              								
                           Zu Versuchen über die Möglichkeit einer Erhöhung der Leistung der zweipoligen
                              									dynamoelektrischen Maschine, im Vergleich mit deren bereits vorhandenen Anordnungen,
                              									bei möglichst einfacher Ausführung und möglichst geringem Materialaufwand, baute W. E. Fein im Juli 1887 drei Versuchsmaschinen, in
                              									denen ein und derselbe Ringanker verwendet wurde, während die Schenkel des das
                              									magnetische Feld bildenden Elektromagnetes annähernd gleichen Querschnitt haben und
                              									mit derselben Kupfermenge bewickelt sind.
                           Die erste dieser drei Maschinen erhielt dieselbe Form wie die in Fig. 3 abgebildete, im Mai 1886 gebaute Maschine mit
                              									aufrecht stehenden Elektromagneten; ihr Durchschnitt ist in Fig. 4 wiedergegeben. Die Polenden der Magnetschenkel besitzen sehr
                              									groſse Flächen, welche dem Ringanker nicht zugekehrt sind und deshalb auch nicht
                              									inducirend auf ihn wirken können. Deshalb stellte Fein
                              									bei der zweiten Maschine die Schenkel einander in gerader Linie gegenüber, wie in
                              										Fig. 5, und verminderte so die unwirksamen Polflächen in
                              									denkbar gröſstem Maſse. Dabei werden aber die kreisbogenförmigen Verbindungsstücke
                              									der Schenkel im Vergleich mit Fig. 4 auſserordentlich
                              									lang und müssen daher einen sehr groſsen Querschnitt erhalten, damit ihr
                              									magnetischer Fig. 4. Widerstand entsprechend
                              									verkleinert werde. Hierdurch werden aber Gesammtgewicht und Materialaufwand im
                              									Vergleich zur Leistung ungewöhnlich groſs.
                           Fig. 3., Bd. 267, S. 66Fig. 4., Bd. 267, S. 66 Daher suchte Fein in der dritten Maschine die
                              									Vorzüge jener beiden Maschinen zu vereinigen und ihre Nachtheile thunlichst zu
                              									vermeiden. Er gab ihr die aus Fig. 6 ersichtliche
                              									Anordnung. Die Schenkel sind unter einem bestimmten Winkel gegen einander geneigt.
                              									Dabei kommt zugleich der Schwerpunkt der Maschine in die Grundplatte zu liegen, was
                              									ihrer Aufstellung gröſsere Festigkeit verleiht. Die Wickelung des Ankers für alle
                              									drei Maschinen besitzt nur eine einzige Drahtlage und sein Eisenkern ist aus
                              									Blechscheiben zusammengesetzt, wodurch seine Leistungsfähigkeit wesentlich gröſser wird
                              									als die von Ankern mit Kernen aus Eisendraht.
                           Die äuſsere Form der dritten Maschine zeigt Fig. 7.
                              									Dieselbe wird für die Folge von Fein für seine
                              									zweipoligen Maschinengewählt, da diese dritte Maschine sich den anderen als
                              									wesentlich überlegen herausgestellt hat, wie die nachfolgende Tabelle ausweist.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 267, S. 67
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 Fig. 4
                                 Fig. 5
                                 Fig. 6
                                 
                              
                                 Gewicht der ganzen Maschine
                                   575k
                                   675k
                                   615k
                                 
                              
                                 Cubikinhalt
                                 eines vollen Schenkels
                                 9740cc
                                 6100cc
                                 6700cc
                                 
                              
                                 „
                                 desselben nach Abzug derfreiliegenden Polenden
                                 5580
                                 5280
                                 5280
                                 
                              
                                 „
                                 dieser Polenden für sich
                                 4160
                                   820
                                 1420
                                 
                              
                                 Stromstärke im äuſseren Stromkreis
                                     40 Amp.
                                     44 Amp.
                                     54 Amp.
                                 
                              
                                 Klemmenspannung
                                   110 Volt
                                   122 Volt
                                   131 Volt
                                 
                              
                                 Aeuſserer elektrischer Effect
                                 4400 V.-A.
                                 5368 V.-A.
                                     70,74 V.-A.
                                 
                              
                                 Nutzeffect bei voller Beanspruchung
                                     85 Proc.
                                     86,6 Proc.
                                     86,5 Proc.
                                 
                              
                                     Leistung von:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1k Kupfer
                                 des Ankers
                                   586  V.-A.
                                   715 V.-A.
                                   943 V.-A.
                                 
                              
                                 1       „
                                 der Gesammtbewickelung
                                     64      „
                                     80      „
                                   104      „
                                 
                              
                                 1 des Gesammtgewichtes der Maschine
                                       7,6   „
                                       7,9   „
                                     11,5   „
                                 
                              
                                 1cc
                                    											Magnet-Eisen
                                       0,45 „
                                       0,88 „
                                       1,0   „
                                 
                              
                                 1 Anker-Eisen
                                       0,66 „
                                       0,81 „
                                       1,07 „
                                 
                              
                           Cubikinhalt des Ankereisens 6600cc. Länge des Ringankers 220mm, Durchmesser 270mm. Dicke der einzelnen Ringscheiben 0,65mm, Zahl der Ringscheiben 265. Zahl der Ankerwindungen 288 : 2. Zahl der
                              									Sammlertheile 48. Gewicht des Ankerdrahtes 7k,5,
                              									der Elektromagnetbewickelung 61k,0 bez. 59,5 und
                              									60, der Gesammtbewickelung 68k,5 bez. 67,0 und
                              									67,5. Umdrehungszahl 1200 in der Minute.
                           Fig. 6., Bd. 267, S. 67 Die beiden mit der Grundplatte aus einem Stück gegossenen
                              									Elektromagnetschenkel sind oben durch einen halbcylindrischen Metallmantel mit einander verbunden, wodurch
                              									das Maschinengestell zur Trommelform ergänzt wird (Fig.
                                 										6) Hierdurch und durch die gitterförmig gelochten Blechscheiben an den
                              									beiden Seiten (Fig. 7) sind Anker und
                              									Schenkelbewickelung gegen äuſsere Beschädigungen vollständig geschützt. Die
                              									Befestigung der ebenfalls guſseisernen Lagerbrücken ist so angeordnet, daſs sie zwei
                              									weitere Verbindungsstücke zwischen den dem Ringanker abgekehrten Enden der
                              									Elektromagnetschenkel bilden, so daſs auch hierdurch der magnetische
                              									Gesammtwiderstand wesentlich vermindert wird.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 267, S. 68