| Titel: | Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 81 | 
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                        Neuerungen und Fortschritte in der
                           								Gasindustrie.
                        (Fortsetzung der Berichtes S. 31 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Ueber die Wirkung der Kohlensäure auf die Leuchtkraft des
                                 										Kohlengases. John Sheard, Chemiker der Gaswerke zu Salford stellte (nach
                              										Journal of Gaslighting, 1887 Bd. 50 S. 493)
                              									Versuche an über den Einfluſs der im Kohlengase enthaltenen Kohlensäure auf die aus
                              									dem Gase erzielte Lichtmenge. Bekanntlich wurde früher allgemein, jetzt bei uns
                              									selten, in England dagegen noch häufig, die Kohlensäure mittels Kalkreinigern aus
                              									dem Gase entfernt. Der Gaskalk, sogen. Grünkalk, war aber stets eine Quelle von
                              									Streitigkeiten mit der Nachbarschaft und von Unzuträglichkeiten in den Gaswerken,
                              									indem die oft in kolossalen Mengen angesammelte übelriechende Masse die Luft verpestete, auch
                              									oft Verunreinigungen ins Grundwasser gelangen lieſs; auſserdem kommt das groſse
                              									Kalkquantum sehr theuer zu stehen. Man läſst nun in neuerer Zeit die Kohlensäure im
                              									Gase und bessert dasselbe mittels leuchtkräftigerem Gase aus Cannelkohlen auf.
                              									Dennoch sind Lichtmessungen in der angegebenen Beziehung von Bedeutung, indem es
                              									noch wenige Beobachtungen der Art gibt; man rechnet bisher abgerundet, daſs bei
                              									englischen und westfälischen Kohlen 1 Proc. Kohlensäure einem Gase von 12 Kerzen im
                              									140 Literbrenner je 1 Kerze Leuchtkraft wegnimmt, bei schlesischen Kohlen nur 0,6
                              									Kerzen. Tieftrunk fand, daſs 1 Proc. Kohlensäure einem
                              									Gase von 17 Kerzen 0,5 Kerzen wegnahm; nach Pettenkofer
                              									raubt 1 Proc. Kohlensäure dem Holzgase 1 Kerzenstärke an Leuchtkraft. Hinman (Journal of
                                 										Gaslighting, 1882) mischte mit dem Bostoner Leuchtgas verschiedene
                              									Quantitäten Kohlensäure und bestimmte den hierdurch verursachten Lichtverlust wie
                              									folgt:
                           
                              
                                 
                                    Im Argandbrenner:
                                    
                                 
                              
                                         Kohlensäuregehalt des Gases
                                 Verlust an Leuchtkraft
                                 
                              
                                      1,3 Proc.
                                         2,3 Proc.
                                 
                              
                                 2,8   „
                                   5,4   „
                                 
                              
                                 4,9   „
                                   9,2   „
                                 
                              
                                 7,5   „
                                 15,1   „
                                 
                              
                                 
                                    Im Schnittbrenner:
                                    
                                 
                                 
                              
                                      1,4 Proc.
                                         6,3 Proc.
                                 
                              
                                 2,5   „
                                 12,4   „
                                 
                              
                                 3,9   „
                                 16,9   „
                                 
                              
                           Bei Anwendung des Schnittbrenners ist demnach der Lichtverlust gröſser als beim
                              									Argandbrenner. 1,4 Proc. Kohlensäure nehmen z.B. im ersteren Brenner 6,3 Proc. Licht
                              									weg; dies kommt bei einem Gas von 17 Kerzen schon einer Abnahme von 1,07 Kerzen
                              									gleich. Humphreys in Lawrence, Mass., nahm ähnliche
                              									Messungen vor (Journal of Gaslighting, 1885 Bd. 45 S.
                              									1143) bei Gelegenheit einer Berechnung, ob es zweckmäſsig sei, die Kohlensäure aus
                              									dem Gase vollständig zu entfernen oder die Leuchtkraft auf andere Weise durch
                              									Cannelkohle zu verbessern. In der Gasanstalt zu Lawrence ging das Gas durch drei
                              									Eisenoxydreiniger, dann durch zwei Kalkreiniger, welche die Kohlensäure indeſs nicht
                              									vollständig wegnahmen. Humphreys saugte mittels eines
                              									kleinen Behälters Gas aus der Stadtleitung und maſs dessen Leuchtkraft direkt sowie
                              									nach dem Passiren durch einen kleinen Kalkreiniger, welcher im Photometerraum
                              									aufgestellt war. Hierbei kamen verschiedene Brenner in Anwendung; die erhaltenen
                              									Zahlen sind folgende, an verschiedenen Tagen und stets als Mittel mehrerer
                              									Ablesungen genommen:
                           
                              
                                 Verbrauch in derStunde
                                 Brenner
                                 Abnahme anLeuchtkraft
                                 
                              
                                 1) 140l
                                          												1,40l
                                          												 (5 Cubikfuſs)
                                 Sugg's
                                 Argand D
                                 0,7
                                 Kerzen
                                 
                              
                                 2) 1401,40
                                 „
                                 „
                                 0,6
                                 „
                                 
                              
                                 3) 1401,40
                                 „
                                 „
                                 1,0
                                 „
                                 
                              
                                 4) 1401,40
                                 „
                                 „
                                 0,7
                                 „
                                 
                              
                                 5) 1401,40
                                 „
                                 „
                                 0,9
                                 „
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Verbrauch in derStunde
                                 Brenner
                                 
                                 
                                 Abnahme anLeuchtkraft
                                 
                              
                                   6) 1401,40
                                 
                                    Bray
                                    
                                 Nr. 3
                                 Zweilochbrenner
                                 1,4
                                 Kerzen
                                 
                              
                                   7) 1401,40
                                 „
                                 Nr. 5
                                 „
                                 0,6
                                 „
                                 
                              
                                   8) 1401,40
                                 „
                                 Nr. 5
                                 „
                                 1,0
                                 „
                                 
                              
                                   9) 1401,40
                                 
                                    Sugg
                                    
                                 Nr. 5
                                 Fledermausbrenner
                                 0,8
                                 „
                                 
                              
                                 10) 1401,40
                                 „
                                 Nr. 5
                                 „
                                 1,0
                                 „
                                 
                              
                                 11) 1401,40
                                 Empire Fledermausbrenner
                                 1,0
                                 „
                                 
                              
                                 12) 1401,40
                                        „                    „
                                 1,4
                                 „
                                 
                              
                           Danach verursachte der Kohlensäuregehalt des Gases im Sugg's Argandbrenner (Nr. 1 einschl. 5) eine Abnahme der Leuchtkraft um
                              									0,8 Kerzen im Mittel; bei den verschiedenen Flachbrennern (Nr. 6 bis 12) dagegen um
                              									1,03 Kerzen im Mittel.
                           Die Zusammensetzung des zu den Versuchen verwendeten Gases war etwa wie folgt:
                           
                              
                                 Wasserstoff
                                 48,68
                                 
                              
                                 Grubengas
                                 37,24
                                 
                              
                                 Schwere Kohlenwasserstoffe
                                 5,42
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 6,04
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 1,32
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 1,30
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Nach dem Durchgang durch den kleinen Kalkreiniger erwies sich das Gas als vollständig
                              									frei von Kohlensäure. Die 1,32 Proc. Kohlensäure hatten demnach eine Verringerung
                              									der Leuchtkraft um 0,8 Kerzen beim Argand-, um 1,03 Kerzen bei den Schnittbrennern
                              									bewirkt.
                           Auf den Gaswerken zu Salford, in welchen Sheard seine
                              									Versuche anstellte, bleibt die Kohlensäure im Gase und wird eine Aufbesserung
                              									mittels Cannelkohle vorgenommen. Um zu den Versuchen stets gleichmäſsiges Gas zu
                              									haben, wurde ein Gasbehälter von 2500cbm Inhalt
                              									gefüllt, Eingang und Ausgang geschlossen und eine Rohrleitung ins Photometerzimmer
                              									geführt. Hier konnte das Gas direkt und auch nach dem Durchgang durch einen kleinen
                              									Kalkreiniger photometrirt werden. Durch einen Dreiwegehahn war es ferner möglich,
                              									das von Kohlensäure befreite Gas mit noch kohlensäurehaltigem zu mischen, um so
                              									einen geringeren Gehalt an diesem Gase zu erzielen.
                           Die Lichtmessungen wurden mittels Bunsen's Photometer
                              									mit Lowe's Jet-Photometer und mit Sugg's Leuchtkraftmesser angestellt, wovon wir nur die
                              									genaueren, mit ersterem Photometer ausgeführten, anführen wollen. Als Brenner diente
                              										Sugg's D-Argandbrenner mit 24 Löchern, von
                              									Flachbrennern Sugg's Speckstein-Schnittbrenner Nr. 3
                              									und Bray's Regulator-Union-Jet-Brenner Nr. 3
                              									(Zweilochbrenner). Bei allen Messungen wurde Temperatur und Barometerstand
                              									sorgfältig beobachtet und alle Volumina auf 15,5° und 761mm,9 Barometerhöhe bezogen, so daſs die Messungen
                              									mit Sicherheit direkt vergleichbar sind. Bei jedem Versuch wurde der
                              									Kohlensäuregehalt des Gases bestimmt. Als Normalflamme diente die englische
                              									Parlamentskerze; um etwaige Verschiedenheiten der Kerzen auszugleichen, wurden
                              									mehrere solche nach einander benutzt.
                           
                           Die erhaltenen Zahlen sind folgende:
                           I. Sugg's D-Argandbrenner.
                           
                              
                                 NummerdesVersuches
                                 Vol.-Proc.Kohlensäureim
                                    											Gas
                                 Leuchtkraft in Kerzen
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 mit CO2
                                 ohne CO2
                                 Differenz
                                 
                              
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  910
                                 2,672,642,692,602,692,692,692,692,692,72
                                 19,6820,8821,0021,7821,2921,8021,8021,8823,3022,57
                                 21,5221,8921,8424,6422,9423,3823,2623,6624,7323,74
                                 1,841,010,842,861,651,581,461,781,431,17
                                 Versuch Nr. 5, 6, 7 am
                                    											gleichenTag angestellt.Versuch Nr. 8, 9 ebenso.
                                 
                              
                                 Mittel
                                 2,68
                                 21,60
                                 23,16
                                 1,56
                                 
                                 
                              
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  910
                                 1,101,101,101,171,011,011,010,991,061,06
                                 21,8422,1622,2822,1022,6322,9521,3920,9222,3222,46
                                 23,0822,7322,7222,7822,3923,1622,4021,6823,2122,82
                                 1,240,570,440,680,760,211,010,760,890,36
                                 Versuch Nr. 1, 2, 3 am gleichenTag
                                    											angestellt.Versuch Nr. 5, 6, 7
                                    											ebenso.Versuch Nr. 9, 10 ebenso.
                                 
                              
                                 Mittel
                                 1,06
                                 22,11
                                 22,80
                                 0,69
                                 
                                 
                              
                           Das specifische Gewicht des Gases war (Luft = 1)
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 mit Kohlensäure
                                 ohne Kohlensäure
                                 
                              
                                 bei
                                 Versuch
                                 1
                                 0,527
                                 0,500
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 2
                                 0,516
                                 0,503
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 3
                                 0,500
                                 0,495
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 4
                                 0,518
                                 0,492
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 5, 6, 7
                                 0,516
                                 0,493
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 0,516
                                 0,496
                                 
                              
                           II. Flachbrenner.
                           Sugg's
                              									Speckstein-Flachbrenner Nr. 3.
                           
                              
                                 NummerdesVersuches
                                 Vol.-Proc.Kohlensäureim
                                    											Gas
                                 Leuchtkraft in Kerzen
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 mit CO2
                                 ohne CO2
                                 Differenz
                                 
                              
                                 12345
                                 2,652,652,652,652,63
                                 15,7416,1316,0916,7817,86
                                 18,0919,2919,0219,2219,95
                                 2,353,162,932,442,09
                                 Versuch Nr. 1, 2, 3, 4 amgleichen Tag
                                    											angestellt.
                                 
                              
                                 Mittel
                                 2,65
                                 16,52
                                 19,11
                                 2,59
                                 
                                 
                              
                                 Bray's Regulator Union-Jet-Brenner Nr. 3
                                    											(Zweilochbrenner).
                                 
                              
                                 12345
                                 2,582,582,582,632,63
                                   8,72  8,74  8,72  8,63  8,32
                                 11,6811,1711,3411,3110,60
                                 2,962,432,622,682,34
                                 Versuch Nr. 1, 2, 3 am gleichenTag
                                    											angestellt.Versuch Nr. 3 und 4 ebenso.
                                 
                              
                                 Mittel
                                 2,60
                                   8,62
                                 11,23
                                 2,61
                                 
                                 
                              
                           
                           Sugg's
                              									Speckstein-Flachbrenner Nr. 3 (Zweilochbrenner).
                           
                              
                                 NummerdesVersuches
                                 Vol.-Proc.Kohlensäureim
                                    											Gas
                                 Leuchtkraft in Kerzen
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 mit CO2
                                 ohne CO2
                                 Differenz
                                 
                              
                                 12345
                                 1,061,061,041,041,04
                                 18,7718,7818,3218,7018,21
                                 19,6519,7119,4820,4019,23
                                 0,880,931,161,701,02
                                 Versuch Nr. 1, 2 am gleichenTag
                                    											angestellt.Versuch Nr. 3, 4, 5 ebenso.
                                 
                              
                                 Mittel
                                 1,05
                                 18,56
                                 19,70
                                 1,14
                                 
                                 
                              
                                 Bray's Regulator Union-Jet-Brenner Nr.
                                    											3.
                                 
                              
                                 12345
                                 1,181,181,131,101,10
                                 10,07  9,2611,7811,7611,58
                                 11,0610,4412,8412,4213,30
                                 0,991,181,060,661,72
                                 Versuch Nr. 1, 2 am gleichenTag
                                    											angestellt.Versuch Nr. 3, 4, 5 ebenso.
                                 
                              
                                 Mittel
                                 1,14
                                 10,89
                                 12,01
                                 1,12
                                 
                                 
                              
                           Kurz zusammengefaſst sind die Resultate folgende:
                           1) Sugg's
                              									D-Argand-Brenner.
                           
                              
                                 Zahl der Versuche
                                 Procent CO2
                                 Kerzenleuchtkraft bei100l Verbrauch
                                 
                              
                                 10
                                   2,68
                                 21,60
                                 
                              
                                 10
                                   1,06
                                 22,11
                                 
                              
                                 20
                                 0,0
                                 22,98
                                 
                              
                           2,68 Proc. Kohlensäure verursachten eine Lichtabnahme um
                              									1,38 Kerzen = 6,0 Proc. der Leuchtkraft.
                           2) Sugg's
                              									Speckstein-Flachbrenner Nr. 3.
                           
                              
                                 10
                                 2,65
                                 16,52
                                 
                              
                                 10
                                 1,05
                                 18,56
                                 
                              
                                 20
                                 0,0
                                 19,40
                                 
                              
                           2,65 Proc. CO2
                              									verursachten eine Lichtabnahme um 2,88 Kerzen = 14,8 Proc. der Leuchtkraft.
                           3) Bray's Regulator
                              									Union-Jet-Brenner Nr. 3.
                           
                              
                                 10
                                 2,60
                                 8,62
                                 
                              
                                 10
                                 1,14
                                 10,89
                                 
                              
                                 20
                                 0,0
                                 11,62
                                 
                              
                           2,60 Proc. CO2
                              									verursachten eine Lichtabnahme um 3,00 Kerzen = 25,8 Proc. der Leuchtkraft.
                           Aus diesen Zahlen berechnet (was nur ungefähr richtig) verursacht 1 Proc. Kohlensäure eine Abnahme der Leuchtkraft
                           
                              
                                 beim
                                 Sugg'schen D-Argand-Brenner um
                                 2,3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 Sugg'schen Flachbrenner Nr. 2 um
                                 5,6
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Bray'schen Regulator Union-Jet-Brenner Nr. 3
                                    											um
                                 9,9
                                 „
                                 
                              
                           Wie bei den Humphrey'schen Versuchen ergibt sich die
                              									Wirkung der Kohlensäure in den verschiedenen Brennern, deren hauptsächlichste
                              									Vertreter hier gebraucht wurden, ganz wechselnd; dieselbe ist am geringsten im
                              									Argandbrenner, gröſser im Schnittbrenner, noch gröſser, fast 10 Proc., im
                              									Zweilochbrenner.
                           Lichtstärken neuerer Gasbrenner. Fischer, Dirigent der
                              									Berliner städtischen Gasanstalten am Stralauerplatz, stellte photometrische Versuche
                              									an mit verschiedenen Brennern für Leuchtgas und fand folgende Werthe:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 267, S. 86
                              Stündlicher Gasverbrauch in 1;
                                 										Lichtstärke in Normalkerzen; Auf 100l Normalkerzen; Gemessene Richtung; Siemens'
                                 										Regenerativ-Gasbrenner D. R. P. Nr. 8423.; O'Neill-Lampe; Bower-Lampe, D. R. P.
                                 										Nr. 29326; Butzke-Westphal ohne Reflector D. R. P. Nr. 21809; Wenham-Lampe, D.
                                 										R. P. Nr. 25359; Sugg-Brenner, kleinste Sorte; (Nach dem Gesundheitsingenieur,
                                 										1887 Bd. 10 S. 585.)
                              
                           Beobachtungen mit Normalkerzen. In der
                              									elektrotechnischen Versuchsstation zu München lieſs E.
                                 										Voit Versuche anstellen über die gegenseitige Lichtstärke der
                              									gebräuchlichen Normalkerzen, sowie über die Zweckmäſsigkeit der üblichen
                              									Flammenhöhen. Bekanntlich schwankt die Leuchtkraft derselben Kerzensorte bei
                              									wechselnder Dochtdicke, welche ja nicht immer absolut gleich herzustellen ist, schon
                              									wesentlich; ferner wechselt bei verschiedenen Personen der beim Photometriren
                              									mögliche Fehler ganz bedeutend. Ungeübte haben natürlich gröſsere Fehlergrenzen als
                              									Geübte; es kommt vor, daſs zwei Personen beim Messen derselben Lichtquelle stets
                              									dieselbe Differenz der Messungen nach derselben Seite hin haben. Diese Differenz ist
                              									aber meistnicht nur für ein und dieselbe Lichtstärke gleichbleibend, während sie bei
                              									anderen Helligkeiten eine andere, gröſsere oder kleinere, aber doch stets constante
                              									Zahl ergibt.
                           Die vorliegenden Versuche (welche auch von Krüſs schon
                              									ausgearbeitet wurden) wurden von wenig geübten Studirenden angestellt, jedoch sind
                              									die Messungen Mittel aus so vielen Einzelversuchen, daſs ihnen doch Werth beigelegt
                              									werden kann.
                           
                           In einer Beobachtungsreihe wurde das Verhältniſs der Helligkeiten der Münchener
                              									Stearinkerze, deutschen Vereins-(Paraffin-)Kerze und englischen Wallrathkerze
                              									gemessen. Jede Kerze wurde mit dem GiroudGiraud'schen Einlochbrenner verglichen, aus je 24 Beobachtungen eine Mittekahl
                              									genommen. Es wurden folgende Werthe erhalten:
                           
                              
                                 Lichtquelle
                                 Normal-flammen-höhe
                                 Helligkeit desEinlochbrennersgleich 1
                                 Helligkeit derStearinkerzegleich 100
                                 
                              
                                 
                                 mm
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Münchener Stearinkerze
                                 52,0
                                 1,186 ± 0,0310,920 ± 0,032
                                 100,00
                                 
                              
                                 Deutsche Paraffinkerze
                                 50,0
                                 1,145 ± 0,0420,878 ± 0,035
                                 96,54 ± 4,395,43 ± 5,6
                                 
                              
                                 Englische Wallrathkerze
                                 44,5
                                 1,120 ± 0,0330,865 ± 0,029
                                 94,40 ± 3,894,02 ± 5,2
                                 
                              
                           In einer Beobachtungsreihe wurde festgestellt, wie oft in einem bestimmten Zeitraum
                              									bei ungestörtem Brennen der Kerzen die verschiedenen Flammenhöhen vorkommen, um
                              									daraus zu erkennen, ob die als normal angenommenen Flammenhöhen zweckmäſsig sind.
                              									Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Flammen-höhe
                                 MünchenerStearinkerze
                                 DeutscheParaffinkerze
                                 EnglischeWallrathkerze
                                 
                              
                                     42mm
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   6,0
                                   4,0
                                 
                              
                                 43
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 13,5
                                   8,0
                                 
                              
                                 44
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 18,5
                                 16,5
                                 
                              
                                 45
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 19,0
                                 15,0
                                 
                              
                                 46
                                 –
                                 –
                                 –
                                   6,0
                                 13,0
                                   2,5
                                 
                              
                                 47
                                 –
                                   1,0
                                   1,5
                                 12,0
                                   3,0
                                   1,0
                                 
                              
                                 48
                                 –
                                   0,0
                                   4,5
                                 22,0
                                   0,0
                                 
                                 
                              
                                 49
                                 –
                                   1,0
                                 13,0
                                 20,5
                                   0,0
                                 
                                 
                              
                                 50
                                 –
                                   3,0
                                 16,5
                                 16,5
                                   1,0
                                 –
                                 
                              
                                 51
                                 –
                                 23,0
                                 12,0
                                   6,0
                                   0,0
                                 –
                                 
                              
                                 52
                                 –
                                 28,5
                                 10,5
                                   3,0
                                   1,0
                                 –
                                 
                              
                                 53
                                 –
                                   2,5
                                   5,5
                                 17,0
                                   0,0
                                 –
                                 
                              
                                 54
                                 –
                                   1,0
                                   0,5
                                   2,0
                                   1,0
                                 –
                                 
                              
                                 55
                                 –
                                 –
                                 –
                                   2,0
                                   1,0
                                 –
                                 
                              
                                 56
                                   2,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 57
                                 10,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 58
                                 12,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 59
                                 19,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 60
                                 13,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 61
                                   3,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 62
                                   0,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 63
                                   0,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 64
                                   1,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 
                              
                                 Schwankung
                                 56 – 64 = 8,0
                                 47 – 54 = 7,0
                                 47 – 54 = 7,0
                                 46 – 55 = 9,0
                                 42 – 55 = 13
                                 42 – 47 = 5
                                 
                              
                                 Mittlere Flam-menhöhe
                                 59,3
                                 51,5
                                 50,4
                                 50,5
                                 44,8
                                 44,2
                                 
                              
                                 Mittlere Ab-weichungvom Mittel
                                 ± 2,95
                                 ± 0,73
                                 ± 1,27
                                 ± 2,00
                                 ± 1,48
                                 ± 0,64
                                 
                              
                           Schlüsse sind in der Voit'schen Abhandlung aus den
                              									Zahlenwerthen nicht gezogen worden, indem erst aus einer noch gröſseren Anzahl Messungen ein Mittel für
                              									die einzelnen Kerzen genommen werden soll (Nach Centralblatt
                                 										für Elektrotechnik, 1887 Bd. 9 S. 359.)
                           Auch die Veränderung der Helligkeit der Kerzen mit der Aenderung ihrer Flammenhöhe
                              									wurde bestimmt; zu diesem Zweck machten die Beobachter gleichzeitige Bestimmungen
                              									der Flammenhöhe und Helligkeit. Auch hierbei wurde ein Giraud'scher Einlochbrenner als Vergleichslichtquelle benutzt. Für die
                              									Berechnung der Helligkeit wurde die empirische Formel L =
                                 										a + bH angenommen, in welcher L die Helligkeit, die Lichtstärke der betreffenden
                              									Kerze bei der Normalflammenhöhe als 1 angenommen, H die
                              									Flammenhöhe in Millimetern, a und b die für die Kerzen berechneten Constanten bedeuten.
                              									Die erhaltenen Resultate sind folgende:
                           
                              
                                 Lichtquelle
                                 Flamm-höhen
                                 Beob-achtungs-zahl
                                 Formel für die Helligkeit
                                 
                              
                                 Munchener Stearinkerze
                                     47–55mm42–62
                                   87149
                                 L =    0,0068 + 0,0192 H ± 0,035   =    0,0120 + 0,0190 H ± 0,064
                                 
                              
                                 Deutsche Paraffinkerze
                                 39–5342–57
                                 197138
                                    = – 0,0300 + 0,0206 H ± 0,058   = +
                                    											0,0350 + 0,0193 H ± 0,043
                                 
                              
                                 Englische Wallrathkerze
                                 32–5232–49
                                 119  81
                                    =    0,0077 + 0,0223 H ± 0,050   =   
                                    											0,0121 + 0,0222 H ± 0,082
                                 
                              
                           Verfahren und Apparat zur Fabrikation von Ammoniumsulfat. Th.
                                 										B. Fogarty, Brooklyn (Amerikanisches Patent Nr. 371186) lieſs sich
                              									folgendes Verfahren patentiren: Luft oder Luftgemisch mit Dampf wird in einer
                              									geeigneten Ofenanlage durch eine Schicht glühenden Brennstoffes geleitet, wobei der
                              									Sauerstoff der Luft und des Dampfes mit der Kohle Kohlenoxyd geben, während
                              									Wasserstoff und Stickstoff ungebunden bleiben. Das so gewonnene stickstoffhaltige
                              										Generatorgas gelangt unter gleichzeitigem Zutritt
                              									geeigneter Mengen von Dampf und Luft in eine hohe, vertikal stehende und hoch
                              									erhitzte Retorte, in welche von oben gepulverte Kohle und Alkali eingeführt wird,
                              									welche in vielfache Berührung mit dem Gase kommen. Hierbei liefert der Stickstoff
                              									Cyan und Alkalicyanide, welche Körper durch den Dampf unter Bildung von Ammoniak,
                              									Wasserstoff und Kohlenoxyd zerlegt werden. Durch Einwirkung des in den Gasen
                              									vorhandenen Ammoniaks und der Kohlensäure auf Gyps resultiren Ammoniumsulfat und
                              									Calciumcarbonat.
                           Die Menge von Cyanverbindungen, die sich auf diesem Wege erhalten lassen, ist viel zu
                              									gering, als daſs man heute daran denken könnte, durch Zersetzung der hierbei
                              									gewonnenen Cyanmetalle vortheilhaft Ammoniak, bezieh. Ammoniumsulfat herzustellen.
                              									Die Versuche, die schon früher in gröſserem Maſsstabe unter Anwendung von dem
                              									günstiger wirkenden Baryt an Stelle von verhältniſsmäſsig leicht schmelzbarem und
                              									daher weniger zweckmäſsigem Alkalicarbonat ausgeführt worden sind, haben gezeigt,
                              									daſs die Betriebskosten sich sehr hoch stellen und daſs die Abnutzung der Apparate
                              									eine beträchtliche ist, so daſs das so erhaltene Ammoniak nicht entfernt mit dem bei der Gasfabrikation
                              									nebenbei erhaltenen Producte concurriren kann. (Nach der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 1363.)
                           Herstellung von phosphorsaurem Ammoniak aus Gaswasser.
                              									In der Chemikerzeitung wurde vor wenigen Jahren darauf
                              									hingewiesen, daſs eine Verarbeitung des Ammoniakwassers der Gasfabriken auf
                              									phosphorsaures Ammoniak vielleicht lohnend sein möge. Das herzustellende Salz wäre
                              										NH4H2PO4 von der procentischen Zusammensetzung:
                           
                              
                                 P2O5
                                 61,74
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 NH3
                                 14,78
                                 „
                                 , entspr. Stickstoff 12,17 Proc.
                                 
                              
                                 H2O
                                 23,48
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Dasselbe stellt reine, schöne, glashelle oder weiſse Krystalle dar, reagirt stark
                              									sauer, die Lösung ist in der Hitze beständig; die mehr Ammoniak haltenden Salze
                              										(NH4)2HPO4 und (NH4
                                    										NH7
                                    										)3PO4
                              									dagegen zersetzen sich beim Kochen der Lösung in saures phosphorsaures Ammoniak und
                              									frei werdendes Ammoniak; die Lösung kann also nicht ohne Verlust eingedampft
                              									werden.
                           Herr Gasdirektor Raupp stellte im städtischen Gaswerk
                              									Heilbronn eine Probe von 300k des sauren
                              									Ammoniumphosphates her. Die verwendete 50 Proc. P2O5
                                    										P3O5
                                    										 enthaltende Phosphorsäure stammte aus der chemischen Fabrik von Albert in Biebrich a/Rh. Es ist eine dicke, milchige
                              									Flüssigkeit, die in Fässern versendet wird. Nach längerem ruhigen Stehen scheidet
                              									sich ein weiſser Niederschlag von phosphorsaurem Kalk ab, darüber steht eine
                              									wasserhelle Flüssigkeit. Diese Säure wurde in einem offenen Fasse vorgelegt und
                              									durch ein Bleirohr Ammoniakgas eingeleitet. Die Absorption erfolgt energisch, die
                              									Säure schäumt stark auf, geht aber bald zurück und erscheint dann als
                              									dunkelgraugrüne, nun ganz dünnflüssige Lauge; nach und nach nimmt dieselbe wieder
                              									eine weiſse Farbe an, wird dickflüssig und zuletzt zu einer weiſsen, speckartigen
                              									Masse. In flachen Bleipfannen auf den Feuerkanal gebracht, trocknet diese in einigen
                              									Stunden zu einer weiſsgrauen festen Masse ein. Letztere zeigte sich nicht
                              									hygroskopisch; behufs Verwendung zu Düngerzwecken muſs sie in Staubform gemahlen
                              									werden.
                           Den Posten Salz übernahm das kgl. landwirthschaftliche Institut Hohenheim zu
                              									Versuchszwecken. Die dort ausgeführte Analyse einer Mischprobe ergab, daſs 68 Proc.
                              									der Masse in kaltem Wasser löslich waren, ferner:
                           
                              
                                 Gesammt-Stickstoff
                                 9,6
                                 Proc.,
                                 
                                 
                              
                                 davon Stickstoff als Ammoniak
                                 8,7
                                 „
                                 , entspr. Ammoniak 10,5 Proc.
                                 
                              
                                 Gesammt-Phosphorsäure
                                 52,3
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Wasserlösliche Phosphorsäure
                                 42,9
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Die in Wasser unlösliche Phosphorsäure stammt daher, daſs die 45 bis 50 Proc. P2O5 enthaltende rohe Phosphorsäure nur 25 bis 30 Proc. P5O4 als freie Phosphorsäure enthält, während der Rest aus
                              									saurem phosphorsaurem Kalk besteht.
                           
                           Die rationelle Darstellung des Salzes ist eigentlich die, daſs Ammoniak, gas in
                              									Phosphorsäure eingeleitet wird, bis Chlorbarium in einer Probe der Flüssigkeit einen
                              									weiſsen Niederschlag ergibt. Diese Reaction versagt indeſs bei roher Phosphorsäure
                              									wegen des unvermeidlichen Schwefelsäuregehaltes derselben.
                           Zweifellos ist das Ammoniumphosphat von hohem Werth als Aufbesserungsmittel
                              									geringhaltiger Dünger, indeſs ist es noch zu wenig eingeführt, um im Groſsen auf den
                              									Düngermarkt zu gelangen. (Nach dem Bericht über die
                                 										Versammlung des Mittelrheinischen Gasindustrievereines in Karlsruhe.)
                           Heiz- und Schmelzversuche mit Wassergas. Die Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M.
                              									verwendet zum Schmelzen von Edelmetallen wie zur Herstellung von Porzellanfarben
                              									ausschlieſslich Wassergas, welches die benachbarte Frankfurter Gasgesellschaft
                              									regelmäſsig zu je 1000cbm ungefähr fabricirt und
                              									in schmiedeeisernen Behältern aufbewahrt. Dasselbe wird auſserdem in der Gasanstalt
                              									zum Betriebe zweier Gasmotoren mit Vortheil benutzt.
                           Nach Dr. Röſsler war in der Scheideanstalt im J. 1883/84
                              									ein Wilson-Apparat im Gange, der sich aber für die
                              									Zwecke der Anstalt nicht eignete und deshalb wieder auſser Betrieb gesetzt wurde.
                              									Das in diesem Apparate hergestellte Wilson-Gas, welches
                              									bekanntlich durch gleichzeitiges Einblasen von Luft und Dampf in die glühende
                              									Koksschicht hergestellt wird, hatte im Durchschnitte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 18
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 10
                                 „      „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 68
                                 „      „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 4
                                 „      „
                                 
                              
                           Es bewährte sich sehr gut zum Heizen des Dampfkessels, der während eines ganzen
                              									Jahres damit gefeuert wurde; in anderen Fabriken werden damit Muffeln geheizt,
                              									Druckgeschirr verglast, überhaupt Arbeiten verrichtet, welche keine sehr hohe
                              									Temperatur verlangen. Die Zuführung der Luft war leicht zu reguliren und die
                              									Verbrennungsgase zeigten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 12
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   8
                                 „      „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 80
                                 „      „
                                 
                              
                           Die Schmelzung von Edelmetallen aber mittels des Wilsongases auszuführen, gelang nicht, da, abgesehen von den
                              									Schwierigkeiten einer regelmäſsigen Zuleitung des direkt aus dem Apparat, nicht aus
                              									einem Gasometer kommenden Gases nach den verschiedenen Schmelzöfen, die nöthige
                              									Temperatur nicht zu erzielen war. Es war kaum möglich, Silberschmelzhitze
                              									herzustellen, was durch den hohen Stickstoffgehalt des Gases genügend erklärt
                              									wird.
                           Die Kosten der Kesselfeuerung stellten sich ebenso theuer wie mit anderem Brennmaterial; dabei
                              									konnte wegen der gröſseren Entfernung des Apparates vom Kessel die Wärme des
                              									fertigen Gases mit etwa 400° nicht ausgenutzt werden, auch war es nicht möglich, die
                              									Verbrennungsluft vorzuwärmen.
                           Mit letzterer Verbesserung wurde Wilsongas auch schon
                              									zum Glasurschmelzen verwendet, in England soll auch Stahl damit geschmolzen worden
                              									sein.
                           Seit 1885 wird statt des Wilsongases Wassergas
                              									verwendet, welches, wie schon gesagt, die Frankfurter Gasgesellschaft im Strong'schen Ofen herstellt und zu 6 Pf. für 1cbm liefert. Dasselbe hat ungefähr die
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 36
                                 Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 51
                                 „      „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 7
                                 „      „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 4
                                 „      „
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 2
                                 „      „
                                 
                              
                           Es gibt, obwohl es kalt aus dem Gasbehälter strömt, auch ohne Luftvorwärmung die
                              									gewünschte Hitze, so daſs sich leicht Silber, Gold oder Kupfer schmelzen läſst; auch
                              									wird die für Porzellanfarben nöthige Temperatur gut erreicht. In kleinen Röſsler'schen Patent – Gasöfen schmilzt noch die Prinsep'sche Legirung aus 70 Proc. Gold und 30 Proc.
                              									Platin mit 1255° Schmelztemperatur.
                           Bei richtiger Ausnutzung der ursprünglichen Wärme und Vorwärmung der
                              									Verbrennungsluft, wie es z.B. auf dem Werke von Schulz,
                                 										Knaudt und Co. in Essen geschieht, lassen sich leicht weit höhere
                              									Temperaturen erzielen, wie sie zum Schweiſsen von Schmiedeeisen und zum Schmelzen
                              									von Stahl nothwendig sind. Zugleich sind die Werke mittels des Fahnekjelm'schen Brenners (1886 261 * 526), kammförmig zusammengestellten Magnesiastäbchen, auch mit
                              									Wassergas erleuchtet.
                           Zum Vergleich des Heizeffectes und der Kosten wurde in der Scheideanstalt eine groſse
                              									Anzahl von Versuchen angestellt, deren Durchschnittsresultate folgen. Es wurden alle
                              									Heizungsbrenner angewendet, wie sie für Leuchtgas üblich sind, jedoch die
                              									Luftzuführungen geschlossen, um ein Rückschlagen der Flammen zu verhüten und weil
                              									beim Wassergas eine vorherige Mischung mit Luft nicht nöthig ist.
                           1. Ein kupfernes Gefäſs, mit Wasser gefüllt, wurde unter genau denselben Bedingungen
                              									von 15 bis 100° erhitzt, und zwar nach einander mit Wassergas, mit dem fetten,
                              									leuchtkräftigen Gas der Frankfurter Gasgesellschaft und mit dem gewöhnlichen
                              									Steinkohlengas der Englischen Gasgesellschaft (Imperial
                                 										Continental Gas-Association).
                           
                              
                                 Es wurden gebraucht
                                 10cbm
                                 Wassergas
                                 
                              
                                 an Stelle von
                                   4 „
                                 Frankfurter Gas.
                                 
                              
                                 und
                                   5 „
                                 englisches Gas.
                                 
                              
                           Dem Geldbetrag nach erreicht man mit
                           
                              
                                 10
                                 Mark
                                 in Wassergas so viel als mit
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 in Frankfurter Gas und
                                 
                              
                                 14
                                 „
                                 in englischem Gas.
                                 
                              
                           
                           2. Gleiche Gewichtsmengen von zwei Sorten Fluſs für Schmelzfärben wurden ebenfalls
                              									unter vollständig gleichen Verhältnissen im Perrot-Gasofen einmal mit Wassergas, das andere Mal mit Frankfurter Leuchtgas
                              									geschmolzen. Dabei wurden
                           
                              
                                 für
                                 Mark
                                 4,60
                                 und
                                 Mark
                                 6,50
                                 Wassergas und
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 19,60
                                 „
                                 „
                                 26,80
                                 Frankfurter Gas
                                 
                              
                           verbraucht.
                           3 Gleiche Mengen Feinsilber und reines Kupfer wurden in demselben Ofen zuerst mit
                              									Wassergas und dann mit Frankfurter Gas geschmolzen und dabei wurde verbraucht
                           
                              
                                 für
                                 Mark
                                 4,30
                                 und
                                 Mark
                                 5,70
                                 Wassergas
                                 
                              
                                 gegen
                                 „
                                 16,70
                                 „
                                 „
                                 21,70
                                 Frankfurter Leuchtgas.
                                 
                              
                           Nach diesen Versuchen kann man beim Kochen und Verdampfen für ungefähr die Hälfte des
                              									Geldes, beim Schmelzen im Perrotofen für ungefähr den
                              									vierten Theil dasselbe leisten, wenn man Wassergas anstatt Leuchtgas verwendet. Es
                              									ist ohne Zweifel, daſs in den nächsten Jahren die Fabrikation des Wassergases weiter
                              									vervollkommnet und dadurch für eine ganze Reihe von Industrien die Einführung von
                              									Gasfeuerung ermöglicht wird. (Nach Gesundheitsingenieur, 1887 Bd. 10 S. 342.)
                           Eine einfache und hübsche Einrichtung zum leichten Anzünden
                                 										der neuen Wenham-Lampen gibt das Journal des usines
                                 										à gaz, 1887 Bd. 11 S. 20 an. Bekanntlich tragen die Lampen mit umgekehrter
                              									Gaskrone, wie sie von Wenham und von Cromartie angegeben sind, eine Glasglocke über die
                              									Flamme gezogen. Beim Anzünden der Lampe muſs die Glocke bisher entfernt werden;
                              									deshalb hängt z.B. bei Cromartie's Lampe die Glocke in
                              									einem Charnier auf der einen Seite, während sie auf der anderen Seite lose ist und
                              									durch ein Gegengewicht festgehalten wird.
                           Fig. 1., Bd. 267, S. 92 Für die Wenham-Lampe wurde nun eine einfache
                              									Vorrichtung angebracht (Fig. 1), welche ein leichtes
                              									Anzünden ohne Entfernung der Glocke gestattet, nach demselben aber doch abschlieſst
                              									und der Luft keinen Eintritt gestattet. Auch ist die Vorrichtung aus Glas, also
                              									durchsichtig, sie wirft nach unten keinen Schatten. Der unterste Theil der Halbkugel
                              									ist nämlich durchbohrt, weit genug, um einen Anzünder einführen zu können. Eine
                              									Glaskugel, etwas gröſser als das Loch, verschlieſst dasselbe von innen; sie rollt
                              									nach dem Anzünden durch ihr eigenes Gewicht wieder auf ihre Stelle und kann doch
                              									leicht bei Seite
                              									geschoben werden. Behufs Anzünden der Lampe wird nur der Gashahn geöffnet, die Kugel
                              									leicht weggestoſsen und zugleich die Entzündung bewerkstelligt.
                           Man kann auch zwecks Sicherung der Glasglocke gegen Zerbrechen mit dem Anzünder das
                              									Loch mit vernickeltem Blech leicht einfassen.
                           Neues Modell des Clamond'schen Incandescenzbrenners.Fig. 2 zeigt eine Verbesserung des Clamond'schen Brenners, wie derselbe von der Société du gaz électrique hergestellt wird; in der
                              									neuen Form ist er den früheren Mustern bedeutend überlegen.
                           Fig. 2., Bd. 267, S. 93 Die hauptsächlichste Veränderung gegen früher ist die Weglassung des
                              									Luftvorwärmers, welcher dem Brenner eine wenig schöne Form gab und denselben
                              									unnöthig complicirt machte. Der Glühkörper besteht aus einem Kegel von
                              									Magnesiagewebe. Die Verbrennung des Gases wird durch eine Vorwärmung der nöthigen
                              									Luft erleichtert und dabei die Temperatur der Flamme erhöht. Die Vorwärmung wird
                              									erzielt durch den doppelten Glascylinder; die Luft tritt zwischen beiden von oben
                              									nach unten ein und erwärmt sich am Glase wie auch an der Messingfassung des
                              									Brenners. Das Anzünden geschieht von oben; der Gasverbrauch wird zweckmäſsig durch
                              									einen Regulator gleich erhalten. Einige Versuche mit den von der Société du gaz électrique hergestellten Brennern
                              									ergaben:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Gasverbrauch für die Stunde
                                 Leuchtkraft in
                                 
                              
                                 Carcel
                                 Vereinskerzen
                                 
                              
                                 1
                                 135l
                                   2
                                   19,6
                                 
                              
                                 2
                                 190
                                        3,86
                                   37,9
                                 
                              
                                 3
                                 300
                                      5,5
                                   54,0
                                 
                              
                                 4
                                 600
                                   9
                                   88,4
                                 
                              
                                 5
                                 1200
                                 18
                                 176,7
                                 
                              
                           Zur Zeit ist der Brenner Nr. 2 am häufigsten angewendet; er liefert ungefähr auf
                              										50l Verbrauch 1 Carcel (9,82 Vereinskerzen) an
                              									Leuchtkraft. (Nach dem Journal des usines à gaz 1887
                              									Bd. 11 S. 367. Vgl. C. Clamond 1884 251 * 454 und v. Auer 1886
                              										261 * 527.)
                           W. Leybold.