| Titel: | Thallmayer's Schieberdiagramm für die einfache Lösung von Schieberaufgaben auf graphischem Wege. | 
| Autor: | V. Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 108 | 
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                        Thallmayer's Schieberdiagramm für die einfache Lösung von
                           								Schieberaufgaben auf graphischem Wege.
                        Mit Abbildungen.
                        Schieberdiagramm für Lösung von Schieberaufgaben.
                        
                     
                        
                           Bei dem Umstande, daſs in den Specialwerken über LocomobilbauEin neues diesbezügliches Werk ist: „The portable
                                          													engine.“ By William Dyson
                                       												Wansbrough. London. Crosby Lockwood and Co. 1887.Ein älteres solches Werk ist: Weber, „Bau der
                                          													Locomobilen“. Leipzig 1871. Baumgärtner's Buchhandlung.Aus der Literatur über Locomobilen kann noch angeführt werden: Schotte, „Bericht über die Prüfung der
                                          													Locomobilen.“ Leipzig 1884. Bei Arthur Felix; ferner: Sigmund Gottlob, „Die Locomobilen auf der Wiener
                                          													Weltausstellung.“ Leipzig 1874. Baumgärtner's
                                    											Buchhandlung.Mehr die Behandlung der Locomobilen zum Gegenstand habende Werke sind: Dr. Robert Schmidt, „Die Locomobile.“
                                    											Leipzig 1864. Bei Arthur Felix; L. Paul Lazar,
                                       													„Anleitung zur Behandlung der Locomobilen.“ Berlin 1888.
                                    											Paul Parey's Verlag.Nicht unerwähnt, obwohl bis jetzt nur in ungarischer Sprache erschienen, darf
                                    											hier bleiben das vorzügliche Werk über Locomobilen von Otto Taborszky, Direktor des königl. ung.
                                    											Gewerbemuseums in Budapest. Es erschien 1887 im Selbstverlage des
                                    											Verfassers. Auch für solche, die der ungarischen Sprache nicht mächtig sind,
                                    											hat es durch die Reichhaltigkeit der Zeichnungen über die verschiedenen bei
                                    											Locomobilen gebräuchlichen Detailconstructionen groſsen Werth.
                              									die graphische Methode zur Bestimmung der Dimensionen des bei Locomobilen mobilen gewöhnlich zur
                              									Anwendung kommenden einfachen Schiebers, sowie jener Gröſsen, die mit diesen
                              									zusammenhängen, nicht besonders vertreten ist, erscheint es zweckmäſsig, dem Zeuner'schen Schieberdiagramm die in Fig. 1 und 2
                              									dargestellte Form darum zu geben, um damit die Mittel an die Hand zu bekommen, alle
                              									den gewöhnlichen Schieber betreffenden Fragen und Aufgaben in einfacher Weise auf
                              									graphischem Wege lösen zu können.
                           Die bei den Diagrammen in Betracht kommenden Gröſsen anbelangend,
                              									bezeichnet r die Excentricität, e die äuſsere Ueberdeckung, i die innere
                              									Ueberdeckung, v das lineare Voreilen, δ den Winkel des Voreilens, γ den Voröffnungswinkel, ε das
                              									Expansionsverhältniſs, ε1 das Verhältniſs desjenigen Theiles des Kolbenweges, bei welchem die
                              									Ausströmung beginnt, zum ganzen Kolbenwege, a die Kanal
                              									weite, k die Strecke, um welche die äuſsere Kante des
                              									Schiebers über die innere Kante des Einströmungskanales zurückweicht.
                           Fig. 1., Bd. 267, S. 109Verzeichnung des Diagrammes Fig.
                                    											1. Zeichne mit dem Radius O1
                              									S = O1
                              									T = r einen Kreis, ferner mit dem Radius OA = e + v einen Kreis, dessen Mittelpunkt O auf der Peripherie des früher gezogenen Kreises liegt
                              									und der die Linie O1
                              									T tangirt. Aus dem Mittelpunkte O ziehe nun mit den Radien OB = e (äuſserer
                              									Ueberdeckungskreis) und OC = i (innerer
                              									Ueberdeckungskreis) Kreise. Die Linien O1
                              									L und O1
                              									E tangential an den äuſseren Ueberdeckungskreis
                              									gezogen, geben die Kurbelstellungen beim Beginn der Einströmung und der Expansion,
                              									die Linien HO1 und KO1, tangential an den
                              									inneren Ueberdeckungskreis geführt, geben die Kurbelstellungen zu Beginn der
                              									Compression und Ausströmung. Linie OO1 bezeichnet die Kurbelstellung, wenn sich der
                              									Schieber in seiner mittleren Stellung befindet. Ferner ist ∢ AO1
                              									O = δ (Voreilungswinkel) und ∢AO1
                              									B = γ (Voröffnungswinkel). Der über O1
                              									D = r als Durchmesser gezogene Kreis, wobei O1
                              									D ⊥ OO1 ist. kann wie gewöhnlich zur Entnahme der
                              									Schieberwege dienen.
                           
                           Diagramm Fig. 2. Dieses
                              									unterscheidet sich vom vorigen nur dadurch, daſs der zur Bestimmung der Schieberwege
                              									dienende Kreis gleich über OO1 gelegt wurde. Für eine beliebige Kurbelstellung O1
                              									U ist OU der Schieberweg.
                              									Ist die Weite der Dampfkanäle JP = a, so entsprechen
                              										O1
                              									a und O1
                              									a1 den beiden
                              									Grenzstellungen der Kurbel, innerhalb welcher der Kanal für den Eintritt ganz offen
                              									ist. O1
                              									P = k ist die Strecke, um welche die äuſsere
                              									Schieberkante bei dessen gröſster Ausweichung noch über die Kante des Schiebers
                              									zurücksteht.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 267, S. 110
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 267, S. 110
                              
                           Die Richtigkeit beider Diagramme ergibt sich unmittelbar aus dem
                              										Zeuner'schen Diagramm. Man braucht darin, wie in
                              										Fig. 3, nur den Punkt O1 mit P1 zu verbinden, durch P1 aus dem Mittelpunkte O einen Kreis zu zeichnen, T1
                              									S1 als Anfangsstellung
                              									der Kurbel zu betrachten, ferner tangential an den äuſseren und inneren
                              									Ueberdeckungskreis die Linien O1
                              									E1, O1
                              									H1, O1
                              									K1 und O1
                              									L1 zuziehen. Nachdem
                              									diese nun senkrecht auf die correspondirenden Linien OE, OH,
                                 										OK und OL stehen und da ferner T1
                              									S1 ⊥ TS, so geben die Linien O1
                              									E1, O1
                              									H1, O1
                              									K1 und O1
                              									L1 mit der Linie O1
                              									T1 gerade so die
                              									Kurbelstellungen für Expansion, Compression, Aus- und Eintritt des Dampfes, als dies die Linien OE, OH, OK und OL mit der
                              									Linie OT geben. Nachdem ∢T1
                              									O1
                              									U = TOU, so ist OU der Schieberweg für die Kurbelstellung O1
                              									U; ebenso nachdem ∢ T1
                              									O1
                              									V = TOV, so ist O1
                              									V die eine Grenzstellung der Kurbel, wo der
                              									Eintsittskanal ganz geöffnet ist u.s.f.
                           Bei den Diagrammen Fig. 1 und 2 erscheint demnach die centrale Partie des Zeuner'schen Diagrammes an den Umfang eines mit der Excentricität als
                              									Halbmesser gezeichneten Kreises verlegt.
                           Lösung der Aufgaben.Vgl. Zeuner, Schiebersteuerungen. 4.
                                    											Auflage. In den Figuren sind die als gegeben angenommenen
                              									Bestimmungsdaten sowohl als auch die gesuchten Daten besonders bezeichnet.
                           Aufgabe 1. Es soll bei einer einfachen Schiebersteuerung
                              									die Excentricität = r und der Winkel des Voreilens =
                              										δ sein. Die Expansion soll beginnen, nachdem der
                              									Kolben m Procente seines Hubes zurückgelegt hat; der
                              									Dampfaustritt hingegen soll beginnen, nachdem der Kolben n Procente seines Hubes durchmessen hat. Demnach ist ε = m und ε1 = n Proc.
                           Es ist zu bestimmen die innere und äuſsere Deckung, das innere und äuſsere
                              									Voreilen.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 267, S. 111
                              
                           Auflösung. Auf einer Geraden messe 50
                              									gleiche Theile, etwa Millimeter, ab. Mit diesen als Halbmesser beschreibe einen
                              									Bogen. Aus den dem Procentverhältnisse ε und ε1 entsprechenden
                              									Theilungspunkten errichte Senkrechte auf OA (Fig. 4) und bezeichne deren Durchschnittspunkte. Diese
                              									seien N und M. Ziehe ON und OM. Mit r als Radius beschreibe einen Bogen von dem Mittelpunkt
                              										O, ziehe zu OA unter
                              									dem ∢δ eine Linie, diese schneidet den mit r als Halbmesser gezogenen Bogen in O1. Es ist dann die
                              									Länge der Senkrechten O1
                              									P = e, die Länge der Senkrechten O1
                              									R = i. Zieht man mit dem Halbmesser O1
                              									P und O1
                              									R Kreise, so ist auf der Senkrechten O1
                              									S das Stück vom Punkte S
                              									bis zur Linie OA = v und
                              									das Stück vom Punkte Z bis zur Linie OA gleich dem inneren Voreilen.
                           Fig. 5., Bd. 267, S. 111Aufgabe 2. Bei einer Schiebersteuerung soll die äuſsere
                              									Ueberdeckung e sein, ferner sei verlangt das
                              									Expansionsverhältniſs ε = n Proc. und ein Voreilen = v.
                           Zu bestimmen ist die Excentricität r und der Winkel des
                              									Voreilens δ.
                           
                           Auflösung. Ziehe zur Linie OA (Fig. 5), dem
                              									gewünschten Expansionsverhältniſs entsprechend, die Linie OB. Zu OB ziehe in der Entfernung e eine Parallele, zu OA
                              									eine Parallele in der Entfernung e + v. Vom Durchschnittspunkte O1 dieser 2 Parallelen bis O eine Linie gezogen, ergibt sich OO1
                              									= r und Winkel O1
                              									OA = δ.
                           Aufgabe 3. Verlangt wird das Expansionsverhältniſs ε = n Proc., ferner daſs der Voröffnungswinkel = γ sei, auch soll bei einer Kanalweite = a die Strecke, um welche die äuſsere Kante des
                              									Schiebers bei dessen gröſster Ausweichung noch über die innere Kante des
                              									Eintrittskanales zurückstehen soll, = k sein.
                           Es ist zu bestimmen die Excentricität r, der
                              									Voreilungswinkel δ, die äuſsere Deckung e und das lineare äuſsere Voreilen v.
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 267, S. 112
                              
                           Auflösung. Ziehe OB dem Expansionsverhältnisse entsprechend (Fig. 6). Zeichne an OA
                              									den Voröffnungswinkel COA = γ. Ziehe aus dem Punkte O als Mittelpunkt mit
                              									dem Radius a + k einen
                              									Bogen. Lege in den Winkel BOC einen Kreis, welcher
                              									dessen beide Schenkel, sowie auch den Kreisbogen zum Halbmesser a + k berührt. Von dem Mittelpunkte O1 dieses Kreises ziehe
                              									die Senkrechten O1
                              									P und O1
                              									S, so ist dann: OO1 = r, O1
                              									P = O1
                              									R = c, ferner RS = v und Winkel O1
                              									OA = δ.
                           Aufgabe 4. Es soll das Expansionsverhältniſs ε = n Proc. erzielt werden, ferner ist gegeben: das
                              									äuſsere lineare Voreilen v, die Kanalweite a und die Strecke k, um
                              									welche die äuſsere Schieberkante bei der gröſsten Ausweichung des Schiebers noch
                              									hinter die innere Kante des Eintrittskanales zurückweichen soll.
                           Fig. 7., Bd. 267, S. 112 Es ist zu bestimmen der Halbmesser r der
                              									Excentricität, der Voreilwinkel δ, die äuſsere Deckung
                              										e und der Voröffnungswinkel γ.
                           Auflösung. Zeichne die dem
                              									Expansionsverhältnisse entsprechende Linie OB (Fig. 7), ferner mit dem Radius a + k aus O als Mittelpunkt einen Kreisbogen,
                              									ziehe ferner in der Entfernung AC = v eine Parallele zu
                              										OA. Lege in den durch diese Parallele und die Linie OB eingeschlossenen Winkel einen Kreis, der auch den
                              									Kreisbogen zum Halbmesser a + k berührt. Ist O1 der Mittelpunkt dieses Kreises, so ist: OO1
                              									= r, Winkel O1
                              									OA = δ und die Senkrechte O1
                              									P = e. Die Linie OD. durch
                              									Punkt O tangential an den Kreis gezogen, schlieſst mit
                              									der Linie OA den Voröffnungswinkel γ ein.
                           Aufgabe 5. Gegeben die Excentricität r, die äuſsere Ueberdeckung e, das Voreilen v.
                           Zu bestimmen das Expansionsverhältniſs ε.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 267, S. 113
                              
                           Auflösung. Beschreibe mit
                              									Excentricität OA = r einen Bogen (Fig. 8), in der Entfernung e ziehe zu OA eine Parallele. Diese schneidet
                              									den Bogen im Punkte O1.
                              									Aus Punkt O1 als
                              									Mittelpunkt ziehe mit dem Radius e + v einen Bogen. Von dem Punkte, wo die durch O tangential an diesen Bogen gezogene Gerade den mit
                              									dem Halbmesser = r gezeichneten Bogen schneidet,
                              									errichte eine Senkrechte auf OA. Hierdurch ergibt sich
                              									der Fuſspunkt B1 und
                              									dadurch auch das Expansionsverhältniſs, indem dieses gleich ist mit r + OB getheilt durch 2r. Um das Expansionsverhältniſs unmittelbar in
                              									Procenten des Hubes ausgedrückt zu bekommen, braucht man nur mit einem Radius = 50
                              									Einheiten aus dem Punkte O als Mittelpunkt von der
                              									Linie OA hinweg bis zum anderen Schenkel des Winkels
                              									einen Kreisbogen zu zeichnen und den so sich ergebenden Punkt auf OA herab zu projiciren.
                           Aufgabe 6. Das Expansionsverhältniſs ist gegeben, ferner
                              									die Excentricität r und das lineare Voreilen v.
                           Zu bestimmen ist die äuſsere Ueberdeckung.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 267, S. 113
                              
                           Auflösung. Ziehe dem
                              									Expansionsverhältnisse entsprechend an OA die Linie OM (Fig. 9). In einer
                              									Entfernung = v ziehe zu OM
                              									die Parallele O1
                              									M1. Halbire den Winkel
                              										M1
                              									O1
                              									A. Von dem Punkte O11, wo die Halbirungslinie den aus O als Mittelpunkt mit dem Radius = r gezogenen Bogen schneidet, ziehe eine Senkrechte auf
                              										O1
                              									M1 oder O1
                              									A. Es ist dann: O11
                              									P = O11
                              									R = e.
                           Die Richtigkeit der Lösungen ergibt sich bei Betrachtung der Diagramme Fig. 1 und 2 von
                              									selbst, übrigens siehe diesbezüglich auch in Thallmayer's Schieberdiagrammograph
                              									(1877 224 * 137).
                           Ungarisch-Altenburg.
                           Prof. V.
                                 										Thallmayer.