| Titel: | Die Tachymeter von Wagner-Fennel. | 
| Autor: | R. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 305 | 
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                        Die Tachymeter von Wagner-Fennel.
                        Mit Abbildungen.
                        Tachymeter von Wagner-Fennel.
                        
                     
                        
                           Die in den zwanziger Jahren von Prof. Porro in Mailand
                              									erfundene, erst viel später durch den Mechaniker Richer
                              									in Paris und den französischen Ingenieur Moinot in
                              									weitere praktische Verwendung gekommene, Tachymetrie
                              									benannte Aufnahmemethode ist eine Theodolithaufnahme, welche jeden Punkt
                              									hinsichtlich seiner horizontalen sowohl als auch hinsichtlich seiner Höhenlage von
                              									nur einem einzigen Standpunkte aus aufnimmt. In den Jahren der zahlreichen
                              									Bahnbauten stellte sich die tachymetrische Aufnahme als ein lebhaft gefühltes
                              									Bedürfniſs heraus; es galt, schnell und billig zu arbeiten, selbst unter Preisgebung
                              									der sonst unter getrennter Anwendung der Horizontalaufnahme und Bestimmung der Höhen
                              									mittels geometrischer Nivellements erreichbaren gröſseren Genauigkeit, die für den
                              									Zweck der Arbeit ohnehin nicht in jenem Grade erforderlich war. Die tachymetrische
                              									Aufnahmemethode hat sich bewährt und auch seither vielfache Verbreitung und
                              									Anwendung gefunden und es erscheinen die zahlreichen Versuche, die dahin zielen, die
                              									Aufnahmemethode zu vervollkommnen, entweder indem man, insbesondere bei der dabei
                              									erforderlichen Distanzmessung, eine gröſsere Genauigkeit zu erreichen strebt,
                              									andererseits durch entsprechende Einrichtungen noch weiter zu vereinfachen auch vom
                              									praktischen Standpunkte aus gerechtfertigt.
                           Bei den Tachymetern ist das Fernrohr zum Distanzmessen eingerichtet und erfolgt die
                              									optische Distanzmessung entweder nach Reichenbach unter
                              									Anwendung zweier fester Horizontalfäden oder es ist einer derselben beweglich
                              									verstellbar mit Hilfe einer genauen mit Trommel u.s.w. ausgestatteten
                              									Mikrometerschraube, wie dies bei den sogen.
                              										Ocular-Filar-Schraubenmikrometer-DistanzmessernA. Schell, Professor, Die Tachymetrie, unter besonderer Berücksichtigung des Tachymeters
                                    											von Tichy und Starke. Wien 1880, und Die Terrainaufnahme mit der tachymetrischen
                                       												Kippregel von Tichy und Starke. Wien
                                    											1881. der Fall ist. Hier wird man eine Latte mit Zieltafeln
                              									benutzen können, und da insbesondere für gröſsere Entfernungen das Einstellen auf Zieltafeln
                              									genauer erfolgen kann, als das Ablesen auf Latten zum Selbstablesen, wird die
                              									Bestimmung der Lattenintervalle, von welcher wieder die Genauigkeit der
                              									Distanzmessung abhängt, genauer erfolgen können. Der Bestrebung, die Genauigkeit der
                              									Distanzmessung zu erhöhen, ist der logarithmische Tachymeter, Patent Tichy-Starke, zu verdanken und sei bezüglich des
                              									Prinzipes, der Anwendung u.s.w. auf: Das optische
                                 										Distanzmessen und dessen Beziehung zur direkten Längenmessung von Forstrath
                              										Josef Friedrich, Wien 1881, sowie auf Ant. Schell, k. k. Prof.: Die
                                 										Methoden der Tachymetrie bei Anwendung eines
                                 										Ocular-Filar-Schraubenmikrometers, Wien 1883, sowie auf die von Starke 1885 herausgegebenen
                              									logarithmisch-tachymetrischen Tafeln für den Gebrauch der logarithmischen Tachymeter
                              									verwiesen.
                           Was die zweite Art der Versuche, die tachymetrischen Methoden zu vervollkommnen,
                              									anlangt, so muſs vorher bemerkt werden, daſs bei der Tachymetrie, wie sie
                              									ursprünglich üblich war, aus den am Horizontal- und Vertikalkreis, sowie auf der im
                              									aufzunehmenden Punkt meist vertikal aufgestellten Latte gemachten Ablesungen die
                              									Horizontalentfernung und der Höhenunterschied des beobachteten und des
                              									Instrumentenstandpunktes abzuleiten sind. Die für diesen Zweck zur Berechnung
                              									gelangenden hinreichend bekannten Formeln genau zu berechnen wäre zu zeitraubend und
                              									kostspielig, und auch mit Rücksicht auf die bei der Beobachtung der Aufnahmedaten
                              									erreichbare Genauigkeit vollkommen überflüssig; die Anwendung der, für die schnelle
                              									Verrechnung dieser Formeln eigens angefertigten Rechenschieber (Starke in Wien), Tabellen (Jordan, Hilfstafeln für Tachymetrie, Stuttgart 1880) oder Apparate
                              									(Ingenieur E. Teischinger, Zeitschrift des österreichischen
                                 										Ingenieur- und Architektenvereines, 1883) kürzen unter Einhaltung einer dem
                              									Zweck der Aufnahme ausreichend entsprechenden Genauigkeit die Arbeit
                              									auſserordentlich ab, ja man kann sagen, daſs diese Hilfsmittel erst die praktische
                              									Anwendung dieser Aufnahmemethoden ermöglichten. Trotzdem ist die rechnerische
                              									Bureauarbeit, wenngleich sie zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter und auch von
                              									minderem, eigens hierzu geschulten Personale geleistet werden kann, immerhin noch
                              									lästig und die Versuche, die Instrumente mit Einrichtungen zu versehen, welche diese
                              									rechnerischen Bureauarbeiten und allenfalls auch die zeichnerischen wenigstens
                              									theilweise ausfallen machen, haben Berechtigung, und werden auch praktischen Erfolg
                              									haben, wenn die hierdurch naturgemäſs eintretende Verlangsamung und Erschwerung der
                              									Feldarbeit aufgewogen wird durch den Vortheil des Wegfalles jener Arbeiten; nicht zu
                              									vergessen jenes Vortheiles, der darin liegt, daſs bei der sofortigen zeichnerischen
                              									Aufnahme allfällig aufgetretene Irrthümer gleich entdeckt und berichtigt werden
                              									können. Dieses ist der Fall bei dem Vielmesser von JahnsDer Vielmesser, ein neues Feldmeſsinstrument zu
                                    											universalem Gebrauch auf dem Meſstische, von R.
                                       												Jähns. Berlin 1874.
                              									, beim Tacheometer von KreuterDas neue Tacheometer von T. Ertel und Sohn in München, von F.
                                       												Kreuter iun Wien 1875. und bei C. Wagner's Tachymeter und Tachygraphometer.
                           In Nachstehendem soll eine Beschreibung des Prinzipes und des Gebrauches der
                              									letzteren Instrumente folgen, da sich dieselben bewähren, wie zahlreiche aus der
                              									Praxis einlaufende UrtheileDie Wagner-Fennel'schen Tachymeter. Cassel 1886. sowie die stetig wachsende
                              									Verbreitung beweisen. Nicht nur die Einfachheit der Handhabung bei der Aufnahme
                              									allein, sondern auch die den Anforderungen der Praxis entsprechende damit
                              									erreichbare GenauigkeitVgl. Prof. Dr. W. Tinter. Zeitschrift des
                                       												österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines
                                    										1876. wird diesen Instrumenten Anwendung in der Praxis sichern.
                           Fig. 1., Bd. 267, S. 307 Bei den Tachymetern, wie sie nach C. Wagner
                              									im mathematisch-mechanischen Institute von O. Fennel in
                              									Cassel seit 1868 angefertigt werden, ist das zur Anwendung gelangende
                              									Distanzmesserprinzip das bekannte nach Reichenbach.
                              									Während sonst in der Regel die Latte in dem aufzunehmenden Punkte vertikal gestellt
                              									wird, ist dies bei den Fennel'schen Tachymetern nicht
                              									der Fall; hier wird die Latte von dem Gehilfen senkrecht zur mittleren Visur gehalten. Um dieses bewerkstelligen zu
                              									können, sind an der Latte, 1m,5 vom Boden
                              									entfernt, wagerechte Handhaben (Fig. 1), und der
                              									hinter der Latte stehende Figurant bringt, an diesen die Latte haltend, indem er
                              									über die Oberkanten der an dieser Stelle sich befindenden Visirbrettchen auf das
                              									Fernrohr visirt, diese in die verlangte Stellung, deren Richtigkeit zu controliren
                              									der Beobachter jederzeit in seiner Macht hat, indem er in das Fernrohr sieht und bei
                              									unrichtiger Stellung nicht die schwarz angestrichenen vorderen Flächen der
                              									Visirbrettchen allein, sondern auch die oberen oder unteren weiſs angestrichenen
                              									Seitenflächen sehen wird, und durch geeignete, mit dem Gehilfen vereinbarte Zeichen
                              									die Richtigstellung veranlassen wird. Damit die Latte auch seitlich richtig gestellt
                              									werden kann, ist an der rückwärtigen Seite in der Höhe der Handhaben eine Libelle
                              									angebracht, wie aus der Fig. 1 zu ersehen ist. Die
                              									vordere, bei der Distanzmessung dem Beobachter zugewendete Seite hat 1m,5 vom Boden entfernt den Null-Punkt; die Länge
                              									der Latte ist 4m,5 und ist die zweite Seite vom
                              									Boden weg fortlaufend getheilt und beziffert für geometrische Nivellements zu
                              									verwenden. Aus der mit dem Distanzmesser gemessenen Länge der schiefen Visur (CL + c, wo C die Constante des Instrumentes, c die additionelle Constante und L
                              									das beobachtete
                              									Lattenintervall ist) wird nun einerseits die Horizontalentfernung des
                              									Instrumentenstandpunktes und des beobachteten Punktes, andererseits deren
                              									Höhenunterschied abzuleiten sein, was auf Grundlage der nachstehenden Einrichtung
                              									geschieht.
                           Fig. 2., Bd. 267, S. 308 Ist in Fig. 2
                              									O der Drehungspunkt der Visirlinie VV, die auf den Punkt P
                              									gerichtet ist, und stellt HH eine mit der Visirlinie in
                              									derselben Vertikalebene gelegene Horizontale vor, so wird, wenn Op die im gewählten Verjüngungsverhältniſs genommene
                              									Länge OP bedeutet und C1
                              									D1
                              									E ein rechter Winkel ist, der sich längs HH an VV verschieben
                              									läſst, OD1 die
                              									horizontale, D1
                              									p die vertikale Entfernung der Punkte O und P geben, und zwar in
                              									dem angenommenen Verjüngungsverhältniſs. Ersetzt man HH
                              									durch die in derselben Vertikalebene gelegene Parallele BB, so wird O1
                              									D = OD1 die horizontale
                              									und D1
                              									p = Dp – OO1 (OO1 eine bekannte Constante) die vertikale Entfernung
                              									dieser Punkte O und P
                              									geben.
                           Die Wagner-Fennel'schen Tachymeter besitzen nun einen
                              									von Wagner angegebenen sogen. Projectionsapparat, der
                              									auf dem oben erläuterten einfachen Prinzipe beruht und im Wesentlichen folgende
                              									Einrichtung hat.
                           Die Fig. 3 zeigt ein Lineal AA mit dem Fernrohre in fester Verbindung parallel der Visur, so daſs
                              									dasselbe stets dieselbe Richtung und Neigung wie jene hat. Das Lineal trägt eine
                              									Theilung und längs dieser ist ein Schieber mit selbstwirkender Federklemmung
                              									verstellbar, welcher 2 Nonien trägt, und zwar den mit b
                              									bezeichneten, der am Schieber fest ist und zur Einstellung der der Länge der
                              									schiefen Visur OP entsprechenden verkürzten Länge auf
                              									der Theilung AA dient. Der zweite Nonius, in der Figur
                              									mit a bezeichnet, ist drehbar angeordnet, so daſs
                              									dessen Theilung in jeder Lage des Lineales AA an die
                              									vertikale Kathete des anzuschiebenden Projectionswinkels CDE anliegen kann. Der Projectionswinkel ist längs der Theilung, die auf
                              									dem horizontalen Lineale BB angeordnet ist, zu
                              									verschieben, und ist die vertikale Kathete DE ebenfalls
                              									mit einer Theilung versehen. Zur leichteren Bewegung des Projectionswinkels läuft derselbe auf
                              									Frictionsrollen (in C und D) und die mit i bezeichnete Feder hat den
                              									Zweck, denselben in jeder Stellung zu klemmen. Die bei E ersichtliche Mikrometerschraube dient zur Verschiebung der vertikalen
                              									Theilung um etwa 1cm,5.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 267, S. 309
                              
                           Die vertikale Theilung hat keine feste Bezeichnung, sondern
                              									auf einem seitlich befindlichen Elfenbeinstäbchen wird mittels Bleistift die jeweils
                              									entsprechende Bezifferung von 10 zu 10 Einheiten hingeschrieben, nach Veränderung
                              									des Standpunktes weggewischt und durch die der Höhe des neuen Standpunktes
                              									entsprechende ersetzt. Die kleine, öfter nöthige Verschiebung der Skala um einzelne Einheiten
                              									oder um Bruchtheile von einer solchen, erfolgt mit Benutzung der Mikrometerschraube
                              										E und mit Hilfe des Nonius d. Man kann demnach die Höhe des Instrumentenstandpunktes auf irgend einen
                              									Horizont bezogen auf der Skala DE mit Hilfe von E, dem Nonius d und der
                              									Beschreibung auf dem Elfenbeinstäbchen einstellen. Bei horizontaler Visur müſste nun
                              									auf a und d diese Höhe
                              									abgelesen werden; würde man weiter b auf BA auf Null einstellen, so sollte der Nullpunkt von a sowie die vertikale Kante DE des Projectionswinkels in die verlängerte horizontale Drehungsachse des
                              									Fernrohres fallen, während der Nonius c auf der auf BB befindlichen Theilung die Lesung Null geben sollte.
                              									Um aber gewisse sonst noch nöthige Nebenrechnungen wegfallen zu machen, sind die
                              									Nonien nicht den obigen Bedingungen entsprechend justirt, sondern so, daſs jene
                              									Nebenrechnungen, d. i. gewisse sonst erforderliche Correctionen auf mechanischem
                              									Wege selbst erfolgen. Ist h der Höhenwinkel der
                              									mittleren Visur, so erhält man die Horizontaldistanz E
                              									nach der Formel: E = (CL +
                              										c) cos h + S sin h, in welcher Formel C die Constante des Instrumentes (100 oder 200), c die bekannte additionelle Constante und S
                              									die Signalhöhe (1m,5) ist. L ist der zwischen Distanzmesserfäden abgelesene Lattenabschnitt. Man
                              									hätte also nach der Formel zu dem mit der Constanten multiplicirten Lattenabschnitt
                              										c zu addiren, was im Kopfe leicht geschehen kann,
                              									die so erhaltene Länge in 1 : n verjüngt (z.B. 1 :
                              									1000), auf AA mit Hilfe des Nonius b einzustellen, und den Projectionswinkel anzuschieben.
                              									Die Addition von c, die jedesmal nothwendig wäre, kann
                              									erspart werden und mechanisch dadurch erfolgen, daſs b
                              									so justirt ist, daſs wenn a und die vertikale Kante des
                              									Projectionswinkels mit der horizontalen Drehungsachse in einer Ebene liegen, b die Ablesung – c gibt.
                              									(Die wirkliche Correction des Nonius b beträgt
                              										\frac{c}{n}.) Bei irgend einer Stellung des
                              									Projectionswinkels und dem entsprechenden L und
                              									geneigtem Fernrohre wird dann auf c und der Skala BB die Ablesung (CL + c)
                              										cos h sein, wobei a
                              									nur auf CL eingestellt wurde.
                           Ist ferner in Fig. 4
                              									PV = S die Signalhöhe
                              										(1m,5), V der
                              									Nullpunkt der Distanzmesserlatte, O die horizontale
                              									Drehungsachse des Fernrohres, OV die mittlere Visur, zu
                              									welcher die Latte, wie schon bemerkt, senkrecht gehalten wird, ist weiter OO2 = S gemacht und
                              									bezeichnet OO1
                              									= J die Instrumentenhöhe, so ist O1
                              									P1
                              									= O2
                              									P2 die zu messende
                              									Horizontaldistanz und PP1 der zu messende Höhenunterschied des Latten- und des
                              									Instrumentenstandpunktes. Um das Glied S sin h, welches
                              									in der Distanzformel vorkommt, auf mechanischem Wege in Rechnung zu bringen, verlegt
                              									man den Drehungspunkt des Nonius a nicht in die Höhe
                              									der horizontalen Drehungsachse des Fernrohres, sondern um
                              										\frac{S}{n}=\frac{1}{n}\ .\ VP=\frac{1}{n}\,OO_2=Oi nach
                              									abwärts in den Punkt i und es ist nun wohl aus der Fig. 4 selbst unmittelbar zu sehen, daſs hierdurch,
                              									wenn b auf CL eingestellt,
                              									durch Anschieben des Projectionswinkels an a1 (Stellung von i für
                              										CL) statt (CL + c) cos h die um S sin h gröſsere Ablesung auf BB mittels des Nonius c erhalten wird.
                           Fig. 4, Bd. 267, S. 311 Die vertikale Entfernung ergibt sich leicht, indem ja (Fig. 4) ia1
                              									= O2
                              									P und \frac{1}{n}\,O_2P ist, sowie
                              										a_1a_3=\frac{1}{n}\,PP_2 sein wird. Da die vertikale
                              									Entfernung H = PP2 +
                              										J – S ist, die Gröſse
                              										PP2 im verjüngten
                              									Maſse auf der vertikalen Kante des Projectionswinkels durch a1
                              									a3 gemessen bezieh.
                              									abgelesen wird, so ist bezüglich der Höhenbestimmung Folgendes zu bemerken: Nimmt
                              									man die Instrumentenhöhe J = S der Signalhöhe, so wird
                              										H = PP2 und es ist
                              									keine weitere Correction wegen J – S erforderlich, sondern die Ablesung auf a gibt die Höhe. Ist aber J nicht gleich S, so bringt man die Differenz
                              										J – S in die Rechnung, indem man bei horizontaler
                              									Lage des Fernrohres den Nonius d so verschiebt, daſs
                              									seine Ablesung an der Höhenskala gegen die des Nonius a
                              									um \frac{J-S}{n} differirt, und zwar ist, wie leicht einzusehen,
                              									der Nonius d nach aufwärts zu verschieben, wenn J – S negativ ist, im
                              									anderen Falle nach abwärts. Um diese Correction am Nonius d ausführen zu können, ist derselbe durch 2 Schräubchen, die sich in
                              									vertikalen länglichen Schlitzen bewegen, mit dem Projectionswinkel verbunden, und
                              									demnach die Vornahme dieser Correction von selbst klar.
                           Ist das Arbeiten mit der constanten Instrumenthöhe gleich S nicht thunlich, so kann der Unterschied J –
                                 										S auch noch in anderer als der vorhin angegebenen Weise in Rechnung
                              									gebracht werden, indem man die für einen bestimmten Standpunkt constante Differenz
                              										J – S bei der Einstellung der absoluten Höhe des
                              									Standpunktes auf der Höhenskala entsprechend berücksichtigt, was jedenfalls
                              									zweckmäſsiger ist, weil dadurch die Correction des Nonius d entfällt, oder man kann schlieſslich zu jeder auf a gemachten Höhenablesung den Unterschied J – S algebraisch addiren,
                              									was ja auch sehr einfach ist.
                           
                           Der Gebrauch des Projectionswinkels ist nun kurz zusammengefaſst einfach der, daſs
                              									man in dem Standpunkt die Instrumentenhöhe J miſst, J – S zur absoluten Höhe
                              									des Standpunktes gibt (wenn man nicht eine andere der früher angegebenen Arten der
                              									Berücksichtigung dieses Unterschiedes vorzieht) und nun den Nonius d auf der Höhenskala DE
                              									auf die dieser Höhe entsprechende Ablesung einstellt. (Das geschieht durch
                              									Beschreibung des Elfenbeinstäbchens und mit Benutzung der Mikrometerschraube E.) Dann wird das Fernrohr auf die in dem zu
                              									beobachtenden Punkte aufgestellte Latte gerichtet, das Lattenintervall abgelesen und
                              									mittels b auf AA auf die
                              									Ablesung CL eingestellt, der Projectionswinkel an a angeschoben und sodann auf BB mit c die Horizontalentfernung auf der
                              									vertikalen Skala des Projectionswinkels mit a die Höhe
                              									des beobachteten Punktes abgelesen. Es kann vorkommen, daſs CL so groſs wird, daſs hierfür die Theilung auf dem Lineale nicht mehr
                              									ausreicht; in diesem Falle theilt man CL ab und
                              									ermittelt mit Hilfe des Projectionswinkels für jeden Theil horizontale und vertikale
                              									Projection, deren Summen zu bilden sind. Die Verwendung von Latten zum Selbstablesen
                              									bedingt es, daſs man nicht zu groſse Distanzen nehmen kann und nur ausnahmsweise in
                              									die Lage kommen wird, eine solche Theilung vorzunehmen und wird man dabei
                              									berücksichtigen müssen, daſs die Nonien mit Bezug auf das in Rechnung Bringen der
                              									Glieder c und S sin h justirt sind.
                           Nicht immer kann man die Latte senkrecht gegen die mittlere Visur stellen; ist dieses
                              									z.B. in sehr coupirtem Terrain, oder aus anderen Ursachen nicht möglich, so wird man
                              									sich dadurch helfen, daſs man die Latte vertikal halten läſst, CL bestimmt bei dieser Lage und den Projectionswinkel
                              									einstellt; die auf BB gemachte Ablesung wird dann
                              									neuerdings auf AA eingestellt, der Projectionswinkel
                              									angeschoben, wodurch man dann auf BB die
                              									Horizontaldistanz erhält; jedoch nicht vollkommen richtig, indem auch hier der
                              									besonderen Justirung der Nonien gedacht werden muſs, was hier um so mehr übergangen
                              									werden kann, als es nur Ausnahmefälle sein werden, in welchen man zu diesem
                              									Auskunftsmittel greifen wird, das, wie Versuche ergeben haben, auch nicht besonders
                              									empfehlenswerth ist. Das zweimalige Projiciren ist nicht genau und obwohl man die
                              									Latte leichter vertikal hält als senkrecht zur Visur, so ist doch wieder zu
                              									bedenken, daſs der Fehler wegen der Lattenschiefe im letzteren Falle fast für alle
                              									Vertikalwinkel der gleiche sein wird, im Falle der vertikalen Stellung aber mit
                              									zunehmendem Höhenwinkel ebenfalls wächst. Ueber die erreichbare Genauigkeit, sowie
                              									über andere Versuche und über die von Starke und Kammerer, der die Anfertigung der Instrumente
                           
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 267, S. 313
                              
                           
                           in Oesterreich besorgt, angeordneten Abänderungen kann auf die
                              									Ausführungen Hrn. Prof. Dr. Tinter's in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, 1876 hingewiesen werden, und soll hier nur noch eine
                              									kurze Beschreibung der Instrumente selbst folgen.
                           Die Wagner-Fennel'schen Tachymeter unterscheiden sich
                              									unter einander durch die Art, in welcher die Horizontalwinkelmessung erfolgt und
                              									zwar in: 1) Tachymeter mit Repetitionskreis, 2) Tachymeter mit Boussole und 3)
                              									Tachygraphometer oder Tachymeter mit Meſstisch. Der Tachymeter mit Repetitionskreis
                              										(Fig. 3) bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung;
                              									zu bemerken ist, daſs das Fernrohr 35cm Brennweite
                              									und 31 fache Vergröſserung hat, mit dem Ocularende zum Durchschlagen ist. Zum Zwecke
                              									der Ausführung genauer geometrischer Nivellements ist auf dem Fernrohr eine
                              									Reversionslibelle befestigt; der Ocularfadendistanzmesser ist so eingerichtet, daſs
                              									jeder der beiden äuſseren Fäden gegen den mittleren verstellbar ist. Der
                              									Horizontalkreis ist durch die Alhydade verdeckt, die Nonien sind unter Glas und
                              									geben 30'' (oder centesimal 400° mit 1' Angabe) und die Klemmen central. Auch die
                              									Stative, deren Kopf aus einem Bronzestück besteht, gewähren bei nicht zu groſsem
                              									Gewichte solide Aufstellung und gute Standfestigkeit.
                           Das Boussoleninstrument hat eine andere Fernrohrlagerung; das Fernrohr ist hier nicht
                              									wie bei dem früheren in den Lagern umlegbar. Die Boussole ist in halbe Grade
                              									getheilt.
                           Was endlich die dritte Gattung der Instrumente, die Tachygraphometer, anlangt, so
                              									kann das Wesentlichste aus Fig. 5 ersehen werden. Die
                              									Ablesung der Horizontaldistanz entfallt hier, indem durch Niederdrücken einer Nadel
                              									bei entsprechend eingestelltem Projectionswinkel der beobachtete Punkt gleich auf
                              									der Unterlage pikirt wird. Der Meſstisch, auf welchem die Kartirung erfolgt, ist
                              									entweder wie gewöhnlich aufgespannt oder es ist für Aufnahmen zu Tracirungszwecken
                              									u.s.w., die sich auf lange schmale Terrainstreifen erstrecken, das Papier mittels an
                              									der Unterseite des Tisches angeordneter Rollen befestigt. Auf dem Tische bewegt sich
                              									die Kippregel, bestehend aus einer das Lineal einer Kippregel ersetzenden
                              									Fuſsplatte, auf welcher an einem Träger das Fernröhr und der Projectionsapparat
                              									befestigt ist. Um die Bewegung der immerhin etwas schweren Kippregel zu erleichtern,
                              									läuft diese auf drei zur vertikalen Drehungsachse radial gestellten Rollen, die in
                              									Ausschnitten der Fuſsplatte sich bewegen und welche durch Stellschrauben in
                              									denselben gehoben werden können, so daſs sie nur wenig unter der Fuſsplatte
                              									hervorragen; die Stellschrauben haben zugleich den Zweck, die Fuſsplatte in
                              									horizontaler Lage zu erhalten, und eine der Rollen ist mit einer Bremsvorrichtung
                              									ausgestattet zur Regulirung der Beweglichkeit der Kippregel. Die gerade Kante der
                              									Fuſsplatte ist durch eine Flachschiene verstärkt, längs welcher sich parallel mit
                              										BB ein Schieber bewegt, der eine vertikale Hülse
                              									trägt, in welcher sich eine Nadel mit spiralförmiger Gegenfeder herabdrücken läſst.
                              									Die Bewegung des genannten Schiebers mit der Nadel erfolgt mit dem
                              									Projectionswinkel, mit welchem er durch einen vertikalen Stift verbunden ist. Zu
                              									bemerken ist noch, daſs die Kippregel nicht geschoben, sondern centrisch um den auf
                              									dem Tische markirten Punkt gedreht werden muſs, und ist zu diesem Zwecke ein
                              									Centrirstäbchen beigegeben, bestehend aus einem entsprechend langen Lineal, das mit
                              									einem kreisrunden in der Mitte durchbohrten Ansatz versehen ist. Das Lineal wird so
                              									gelegt, daſs die Bohrung centrisch den markirten Standpunkt umgibt und an den
                              									kreisförmigen Ansatz wird, während man das Lineal mit der einen Hand fest
                              									niederhält, die Kippregel mit dem an der entsprechenden Stelle angeordneten
                              									kreisbogenförmigen Querschnitt der Kante angeschoben, und nun kann dann, da der
                              									Ausschnitt genau zum Ansatz paſst, nur eine centrische Drehung des Instrumentes um
                              									jenen Punkt erfolgen. Die Flachschiene ist ebenfalls getheilt und der Schieber mit
                              									einem Nonius versehen, um auch unabhängig vom Projectionswinkel im Bedarfsfalle die
                              									Kartirung vornehmen zu können. Der Tachygraphometer wird in seiner Verwendbarkeit
                              									noch wesentlich unterstützt durch die Einrichtung, daſs man in Fällen, wo Witterung
                              									oder andere Umstände ein Arbeiten auf dem Meſstische nicht zweckmäſsig erscheinen
                              									lassen, die Kippregel direkt auf das mit einem Theilkreis versehene Stativ
                              									aufschrauben und das Instrument dann als einfachen Theodolithtachymeter verwenden
                              									kann.
                           
                              
                                 R.