| Titel: | Neue Verfahren und Apparate der Soda-Industrie. | 
| Autor: | Sachse | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 356 | 
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                        Neue Verfahren und Apparate der
                           								Soda-Industrie.
                        Patentklasse 75. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 17.
                        Neue Verfahren und Apparate der Soda-Industrie.
                        
                     
                        
                           Um aus Rohsoda des Leblancprozesses, aus rohem
                              									Schwefelnatrium oder aus rohem Bicarbonat des Ammoniaksodaprozesses nahezu chemisch
                              									reines Bicarbonat zu gewinnen, lösen N. Mathieson und
                              										J. Hawliczek in Liverpool (D. R. P. Nr. 41985 vom
                                 									7. Januar 1887) die betreffenden Rohproducte in 16 bis 19procentiger Salzsoole auf
                              									und behandeln die Lösung mit Kohlensäure, wodurch nahezu alles Natron der Rohstoffe
                              									als reines Bicarbonat in krystallinischer Form ausgeschieden wird, welches durch ein
                              									Vacuumfilter oder eine Centrifuge von der Salzsoole getrennt wird. Mit kleiner, aber
                              									hinreichender Menge Wasser systematisch gewaschen, resultirt ein Bicarbonat von
                              									nahezu chemisch reiner Form. Bei rationeller Leitung des Prozesses wird man nur so
                              									viel Waschwasser zu verwenden suchen, als Wasser aus der Rohlauge durch Bildung des
                              									Natriumbicarbonates in fester Form entnommen ist und dadurch eine constante Soole
                              									von 16 bis 19 Proc. Kochsalz zur Auflösung neuer Mengen von Rohsoda im Kreislauf des
                              									Prozesses erhalten. Bei der Verarbeitung von Rohsoda und rohem Schwefelnatrium ist
                              									es nöthig, durch Einleiten von Kohlensäure zunächst Kieselsäure, Eisen und Thonerde
                              									zu fällen und dieselbe bei beginnender Bicarbonatausscheidung von der Lauge durch
                              									Filtration zu trennen und dann erst die Abscheidung des Bicarbonates durch weiteres
                              									Einleiten von Kohlensäure zu bewirken. Diese Abscheidung der genannten
                              									Verunreinigung findet bei der Verarbeitung von rohem Bicarbonat bereits durch das
                              									Auflösen desselben in der heiſsen Soole statt, wobei das Bicarbonat zum groſsen
                              									Theile unter Abgabe von Kohlensäure in Monocarbonat übergeführt wird. Die hierbei
                              									entweichende Kohlensäure und das dem Rohbicarbonat anhaftende und nun ebenfalls
                              									entweichende Ammoniak werden aufgefangen, ebenso wie der bei der Verarbeitung von
                              									Rohschwefelnatrium ausgetriebene Schwefelwasserstoff. In gleicher Weise wie
                              									Chlornatrium soll auch Natriumsulfat in Form von Laugen bei dem beschriebenen
                              									Verfahren verwendet werden.
                           
                           Bei dem Ammoniaksodaverfahren gibt die bei der Ausscheidung des Bicarbonates aus der
                              									ammoniakalischen Kochsalzlauge frei werdende Wärme leicht zu einer allzu starken
                              									Erhitzung des Apparates Veranlassung, so daſs schlieſslich wieder eine Zersetzung
                              									des Bicarbonates eintreten kann, was bekanntlich bei etwa 60° der Fall ist. Tritt
                              									eine derart hohe Hitze auch nicht ganz ein, so wirkt doch schon eine annähernde
                              									Erwärmung höchst nachtheilig auf die Ausscheidung des Bicarbonates. Durch Anbringung
                              									einer Kühlvorrichtung an der gewöhnlichen Reactionscolonne sucht W. B. Cogswell in Syracuse (* D. R. P. Nr. 41989 vom 8.
                                 									Februar 1887) diesen Uebelstand zu vermeiden. Zu dem Ende sind die Colonnenelemente
                              										A (Fig. 5 bis 8 Taf. 17) an zwei
                              									gegenüberliegenden Seiten mit rechteckigen Oeffnungen versehen, welche durch
                              									entsprechende Stutzen B eingeschlossen werden. Die vorn
                              									gerade abgeglichenen Stutzen B sind hier mit einem
                              									gelochten Flansch versehen, auf welchem eine am Rande ebenso gelochte Platte C befestigt wird. Diese Platte C ist im mittleren Theile mit Löchern versehen, in welchen die durch das
                              									Element hindurch reichenden Kühlrohre D in irgend einer
                              									geeigneten Weise abgedichtet werden. Die Rohrenden liegen in Behältern, welche nach
                              									innen zu durch die Platten C, nach auſsen hin durch die
                              									Deckel E bezieh. E1 abgeschlossen werden. Der Deckel E ist mit zwei Stegen b
                              									versehen, welche bis auf die Platte C reichen und den
                              									Deckelraum derart in drei Abtheilungen 1, 2, 3 theilen,
                              									daſs in den Endräumen 1 und 3 sich je zwei und in dem mittleren Raume 2
                              									sich vier Rohrmündungen befinden. Der an den gegenüberliegenden Rohrenden
                              									befindliche Deckel E1
                              									ist nur in der Mitte mit einem Steg b1 versehen, so daſs in jede der hier entstehenden
                              									beiden Abtheilungen 4 und 5 vier Rohre ausmünden.
                           Das Kühlwasser flieſst durch Rohr m zu und tritt durch
                              									den Anschluſsstutzen F in die Abtheilung 1 ein, flieſst durch die beiden hier einmündenden Rohre
                              										D in die auf der gegenüberliegenden Seite des
                              									Elementes befindliche Abtheilung 4, tritt in die beiden
                              									benachbarten Rohre D über und gelangt nach der
                              									Abtheilung 2, aus welcher es durch die beiden nächsten
                              									Rohre nach der Abtheilung 5 flieſst, um durch die
                              									beiden letzten Rohre schlieſslich nach der Abtheilung 3
                              									zu kommen. Aus dieser flieſst es durch den Stutzen F1 und das Verbindungsrohr e (Fig.
                                 										8) nach der Kühlvorrichtung des nächsten Elementes über. Nachdem das
                              									Kühlwasser mehrere Elemente passirt hat, flieſst es durch eines der Rohre n ab. An den Abtheilungen 4 und 5 sind ebenfalls Rohrstutzen H bezieh. H1 angebracht, welche ebenfalls zur Verbindung der
                              									Kühlvorrichtung der einzelnen Elemente dienen können. Die Elemente selbst werden in
                              									der bei solchen Colonnen üblichen Weise auf einander befestigt.
                           Von Solvay selbst ist bereits die Magnesia zur
                              									Zersetzung der beim Ammoniaksodaprozeſs abfallenden Salmiaklauge, sowie die
                              									Gewinnung von Salzsäure aus dem hierbei resultirenden Chlormagnesium durch Erhitzen
                              										desselben mit
                              									Kieselsäure oder Thonerde vorgeschlagen. Diese oder auch anderweitige Zerlegung des
                              									Chlormagnesiums hat bisher noch nicht vortheilhaft in der Praxis durchgeführt werden
                              									können, und es ist dies einer der wenigen wunden Punkte des Ammoniaksodaprozesses,
                              									welcher bisher das Gesammtchlor des Kochsalzes in Form von unverwerthbarem
                              									Chlorcalcium oder Chlormagnesium verliert. Dr. Chr.
                                 										Heinzerling und Dr. J. Schmid in Zürich (* D.
                                 									R. P. Nr. 41996 vom 24. März 1887) wollen die völlige Zerlegung des
                              									Magnesiumchlorides unter Gewinnung eines Stromes concentrirten Salzsäuregases
                              									dadurch bewirken, daſs sie das beim Entwässern und bei der hierbei statthabenden
                              									theilweisen Zersetzung des Magnesiumchlorides sich ergebende Gemenge von Wasserdampf
                              									und Salzsäuregas über das bereits entwässerte und in Muffeln erhitzte Magnesiumchlorid bezieh. Magnesiumoxychlorid systematisch
                              									leiten, so daſs das heiſse Gemenge von Dampf und Salzsäuregas zunächst über schon
                              									ziemlich vollständig in Magnesia übergeführtes Magnesiumchlorid und das sich an
                              									Salzsäure fortwährend bereichernde Dampfgemenge schlieſslich über frisches, nur
                              									entwässertes Magnesiumchlorid bezieh. Oxychlorid geführt wird, so daſs zum Schluſs
                              									ein durch Rauchgase nicht verunreinigtes concentrirtes Salzsäuregas den
                              									Zersetzungsofen verläſst. Dieser Ofen (Fig. 9 und 10 Taf. 17) ist ein
                              									Etagenmuffelofen, dessen einzelne Etagen durch die durch G von unten heraufströmenden und verbrennenden Generatorgase zum Glühen
                              									erhitzt werden, so daſs die untersten Etagen naturgemäſs die stärkste Glut besitzen.
                              									Das bei der ersten Entwässerung bezieh. theilweisen Zersetzung des
                              									Magnesiumchlorides resultirende Magnesiumoxychlorid wird noch heiſs durch die mit
                              									Speisewalzen versehenen Trichter T auf der obersten
                              									Etage ausgebreitet und nach bestimmten Zeitintervallen mit Krücken von einer Etage
                              									durch die bald hinten, bald vorn liegenden Unterbrechungen O auf die nächst darunter liegende Etage geschafft. Die bei der ersten
                              									Zersetzung des Magnesiumchlorides entweichenden Producte, bestehend aus Salzsäuregas
                              									und Wasserdampf, streichen nun durch JFin umgekehrter Richtung, nachdem sie in der
                              									Röhre s überhitzt worden sind, von unten nach oben über
                              									das glühende Magnesiumoxychlorid weg, wodurch dasselbe successive in Magnesia und
                              									Chlorwasserstoffsäure zerlegt wird, welch letztere nun ihrerseits die anfangs
                              									verdünnte Salzsäure systematisch anreichert. Durch dieses eigenthümliche
                              									Gegenstromprinzip wird es ermöglicht, mit wenig mehr als dem im sechsfach
                              									gewässerten Chlormagnesium enthaltenen Wasser alle Salzsäure auszutreiben, das
                              									Chlormagnesium zu spalten in Magnesia und eine concentrirte Salzsäure. Da das
                              									Salzsäuregas weder durch die Rauchgase noch durch erhebliche Mengen von Luft
                              									verdünnt ist (letztere dringt nur ein beim jeweiligen Oeffnen der Arbeitsthüren), so
                              									dürfte die Codensation der Salzsäure keine besonderen Schwierigkeiten bieten, welche
                              									wohl mehr der Etagenofen selbst durch Undichtheiten u.s.w. bereiten dürfte.
                           
                           Nach Versuchen von Dr. Löwig in Breslau (D. R. P. Nr.
                              									41990 vom 9. Februar 1887, abhängig vom Patent Nr.
                              									21593) hat sich das durch Erhitzen von Natriumbicarbonat des Ammoniaksodaprozesses
                              									erhaltene kohlensaure Natron als besonders geeignet erwiesen, nach dem durch Patent
                              									Nr. 21593 geschützten Verfahren durch Erhitzen mit Eisenoxyd in Aetznatron übergeführt zu werden. Hierbei kann das rohe Natriumbicarbonat des Ammoniakprozesses direkt mit
                              									der nöthigen Menge Eisenoxyd gemischt und dann diese Mischung behufs Darstellung des
                              									Aetznatrons geglüht werden, und empfiehlt es sich, das Glühen der letztgenannten
                              									Mischung zunächst in einem geschlossenen Apparate vorzunehmen, wie man solche
                              									gegenwärtig in den Ammoniaksodafabriken zur Umbildung des Natriumbicarbonates in das
                              									Natriummonocarbonat verwendet, welcher Apparat das Auffangen und die
                              									Wiederverwendung des sich bei der Operation entwickelnden Ammoniaks und der
                              									Kohlensäure gestattet.
                           Hierauf bringt man das noch warme, in diesem geschlossenen Apparate dargestellte
                              									Gemisch von Natriummonocarbonat und Eisenoxyd in einen zweiten Apparat oder Ofen, in
                              									welchem man es behufs Austreibung der noch vorhandenen Kohlensäure der gewünschten
                              									Glühhitze aussetzt, um Aetznatron darzustellen.
                           Textabbildung Bd. 267, S. 359 In der Praxis hat sich herausgestellt, daſs sich die Alkali- und
                              									Eisenoxydmischung kurz nach eingetretener Reaction mit einer Atmosphäre fast reiner
                              									Kohlensäure umgibt, welche aus der Reaction selbst herrührt. In einer solchen
                              									Atmosphäre schreitet die Reaction nur sehr langsam vorwärts. Auch im gewöhnlichen
                              									Flammofen verbleibt die Kohlensäure, welche viel schwerer als die den Glühraum
                              									durchstreichenden heiſsen Gase ist, in der Nähe der Ofensohle, hüllt die verwendeten
                              									Körper ein und verhindert so eine genügend schnelle und vollständige Reaction. Es
                              									ist daher nöthig, das zu zersetzende Gemisch möglichst schnell und vollständig auſser Berührung mit
                              									diesen heiſsen Reactionsgasen zu bringen, und hat sich zu diesem Zweck die
                              									Verwendung des in vorstehender Figur dargestellten cylindrischen Röstofens als
                              									praktisch erwiesen. Derselbe dreht sich um seine fast horizontale Achse und ist mit
                              									Chamottesteinen dergestalt ausgekleidet, daſs eine Anzahl radial gerichteter, zur
                              									Cylinderachse parallel laufender Vorsprünge d, d1, d2, d3 entstehen, welche das Reactionsgemisch bei der
                              									Rotation des Ofens auf eine gewisse Höhe heben und dann durch die den Ofen
                              									durchziehenden heiſsen Feuergase herabfallen lassen, wobei die innerhalb der Masse
                              									gebildete fast reine Kohlensäure durch die heiſsen Feuergase ersetzt wird und mithin
                              									den Verlauf und Vollzug der Reaction der Alkali- und Eisenoxydmischung nicht
                              									beeinträchtigen kann. Zur Erläuterung der dargestellten Anlage diene noch
                              									Folgendes:
                           a ist der mit feuerfesten Steinen ausgelegte Cylinder,
                              									welcher von einem geeigneten Riemenantriebe aus durch die Zahnräder b, b1 in Drehung
                              									versetzt wird, von denen b1 auf der Ofenauſsenfläche sitzt; geeignete Tragscheiben c, c1, auf denen zwei
                              									auf der Cylinderauſsenfläche aufgeschobene, befestigte Ringe laufen, sichern den
                              									Cylinder und schützen ihn gegen Durchbiegen, e ist der
                              									Feuerherd zur Bildung der heiſsen Verbrennungsproducte, f der Abzugskanal, g ein Aufgebetrichter.
                              									Lagerung findet der Cylinder bei seiner Drehung einerseits auf dem Abzugskanal des
                              									Herdes, andererseits auf einem an den Abzugskanal sich anschlieſsenden Ansätze.Vgl. Die Metallurgie von Percy-Wedding 2. Bd. * S. 300 Danks
                                    											Ofen. Arents 1887 264 * 617. Smith 1888 267 * 37.
                           F. P. E. de Lalande in Paris (D. R. P. Nr. 41991 vom 22.
                                 									Februar 1887) macht das durch Entschwefelung von Alkali- und Erdalkalisulfiden
                              									bisher vorgeschlagene Zinkoxyd behufs Darstellung von
                                 										Aetzalkalien und Hydraten der alkalischen Erden durch Behandlung mit Aetzalkalien besonders reactionsfähig, da nach seinen Erfahrungen nur das
                              									durch Verbrennung von Zink erhaltene Zinkoxyd ohne Weiteres zur Entschwefelung
                              									geeignet ist, während durch Rösten von Zinkblende oder gefälltem Schwefelzink oder
                              									durch Glühen von Galmei hergestelltes Zinkoxyd nur äuſserst langsam und unvollkommen
                              									auf die Alkali- und Erdalkalisulfide einwirken soll. Für diesen Zweck genügt es, das
                              									fein gepulverte Zinkoxyd mit Aetzalkalien zu behandeln, was in der Kälte, Wärme oder
                              									unter Feuerschmelzung bei verschiedener Einwirkungsdauer geschehen kann. In
                              									rationeller Weise wird das Verfahren zur Darstellung von Aetznatron etwa wie folgt ausgeführt:
                           Man löst 100 Th. festes Aetznatron in 150 Th. Wasser, so daſs man eine Lauge mit etwa
                              									40 Proc. Natron erhält. Dieselbe kocht man etwa ¾ bis 1 Stunde unter sorgfältigem
                              									Umrühren und unter Zugabe von ungefähr 100 Th. Zinkoxyd, z.B. von geglühtem Galmei,
                              									gerösteter Blende oder regenerirtem, bei dem vorliegenden Verfahren gewonnenem Zinkoxyd. Nun fügt man
                              									unter fortgesetztem Kochen und Umrühren eine warme, concentrirte
                              									Schwefelnatriumlösung mit 38 bis 40 Proc. Schwefelnatrium (Na2S), welches eine sofortige Umsetzung erfährt, so
                              									lange zu, bis sich ein ganz geringer Ueberschuſs an Schwefelnatrium zeigt, was man
                              									daran erkennen kann, daſs ein Tropfen der klaren Flüssigkeit eine Lösung von
                              									Nickelammoniumsulfat dunkel färbt.
                           Zu dem ganzen Gemenge, welches auſser den anfangs gebrauchten 100 Th. noch das so
                              									gebildete Aetznatron, z.B. 50 Th., enthält, fügt man eine diesem gesammten
                              									Aetznatron entsprechende Menge Zinkoxyd, für vorliegenden Fall z.B. 150 Th., und
                              									kocht wiederum ¾ bis 1 Stunde, worauf man in vorhin beschriebener Weise
                              									Schwefelnatrium zugibt, dessen Menge jetzt selbstverständlich eine entsprechend
                              									gröſsere ist.
                           Sobald der Kessel genügend gefüllt ist, läſst man, die Hälfte der Masse heraus und
                              									benutzt den zurückbleibenden Theil zur weiteren Operation, indem man wieder eine
                              									entsprechende Menge Zinkoxyd hinzugibt, um dasselbe durch Kochen mit der
                              									Aetznatronlauge reactionsfähig zu machen und dadurch eine neue Menge von
                              									Schwefelnatrium in Aetznatron umzusetzen.
                           Jede Operation, zu welcher man die Herstellung des reactionsfähigeren Zustandes des
                              									Zinkoxydes und das Verwandeln des Schwefelnatriums in Aetznatron durch dieses
                              									reactionsfähige Zinkoxyd zu rechnen hat, dauert 1½ bis 2 Stunden. Die Reaction
                              									selbst verläuft fast genau der Theorie entsprechend.
                           Das in Lösung befindliche Aetznatron trennt man von dem Schwefelzink auf geeignete
                              									Weise, z.B. durch Filterpressen, wodurch man eine concentrirte Lauge gewinnt, aus
                              									welcher reines, festes Aetznatron durch Abdampfen und, wenn nöthig, durch Reinigung
                              									nach einem bekannten Verfahren gewonnen werden kann. Das Schwefelzink wird
                              									getrocknet, in geeigneter Weise geröstet und als Zinkoxyd, nachdem es in oben
                              									beschriebener Weise reaktionsfähig gemacht worden ist, für die Fabrikation zur
                              									Aetzendmachung von Schwefelalkali verwendet.
                           Behufs Darstellung der Hydrate der alkalischen Erden setzt man zu der aus Zinkoxyd
                              									und Natron bestehenden Masse so viel Schwefelbarium oder Schwefelstrontium, als von
                              									diesen Sulfiden zersetzt werden kann. Darauf entfernt man das entstandene
                              									Schwefelzink durch Decantation, Filtration und Waschen; das Schwefelzink wird zur
                              									Herstellung von Zinkoxyd benutzt; aus der Lösung gewinnt man durch Krystallisation
                              									die alkalischen Erden.
                           Die Mutterlauge, welche neben etwas Aetzbaryt bezieh. Aetzstrontian zum gröſsten
                              									Theile Aetznatron enthält, kann zur Behandlung des z.B. aus dem Schwefelzink
                              									gewonnenen Zinkoxydes benutzt werden. Will man den Aetzbaryt oder das Aetzstrontian
                              									aus dieser Mutterlauge entfernen, was nicht immer nöthig ist, so kann man das leicht
                              									durch Zusatz von Natriumsulfat erreichen.
                           
                           Man kann auch das mit Natronlauge behandelte Zinkoxyd von der Lauge durch Filtration
                              									oder Decantation trennen und durch Auswaschen reinigen., dieses gereinigte Zinkoxyd
                              									der Behandlung mit Baryum- oder Strontiumsulfid unterwerfen, wodurch sogleich reiner
                              									Aetzbaryt oder reines Aetzstrontian neben Zinksulfid entstehen. Die von dem Zinkoxyd
                              									getrennte Natronlauge kann wieder dazu verwendet werden, Zinkoxyd reactionsfähig zu
                              									machen.
                           Um aus unreinem festen Natriumchlorid, wie solches in
                              									der Natur als unreines Steinsalz und ebenso als industrieller Abfall vorkommt, reines Natriumchlorid zu gewinnen, schlägt Dr. P. Degener in Berlin vor, den unreinen Rohstoff aus
                              									einer heiſsen Chlorcalciumlauge von etwa 1,1 spec. Gew. umzukrystallisiren, welche
                              									beim Erkalten Natriumchlorid in fast chemisch reiner Form fallen läſst. (D. R. P.
                              									Nr. 42422 vom 10. April 1887.)
                           Die zurückbleibende Mutterlauge, welche neben dem Natriumchlorid auch die in ihr
                              									löslichen Nebenbestandtheile des Rohsalzes enthält (das sind vornehmlich Magnesium-
                              									und Calciumchlorid) wird im Wesentlichen auf ihre ursprüngliche Zusammensetzung
                              									dadurch wieder zurückgeführt, daſs man sie zeitweilig oder continuirlich mit
                              									gebranntem oder gelöschtem Kalk behandelt; auch gebrannter oder gelöschter Dolomit
                              									ist anwendbar. Dabei entsteht aus dem Magnesiumchlorid Calciumchlorid, welches neben
                              									dem im Rohsalz an und für sich enthaltenen der Anreicherung der Lösung zu gute
                              									kommt. Nebenher wird Magnesiahydrat ausgeschieden.
                           Das Magnesiumsulfat des Rohsalzes wird schon bei der Auslaugung in Calciumsulfat und
                              									Magnesiumchlorid umgesetzt. Aus Natriumsulfat entsteht ebenfalls Calciumsulfat und
                              									Natriumchlorid. Sollten die beiden genannten Sulfate daher im Rohsalz sich finden,
                              									so geben sie nur zur Entstehung von Magnesium- und Natriumchlorid Veranlassung;
                              									Calciumsulfat ist in concentrirten Calciumchloridlaugen so gut wie unlöslich.
                           Auf diese Weise wird die Raffination des Rohsteinsalzes u.s.w. durch einen einfachen
                              									Umkrystallisationsprozeſs ohne jede bedeutendere Verdampfung erzielt.
                           Sachse.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
