| Titel: | Neuheiten in der Explosivstoff- Industrie und Sprengtechnik. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 370 | 
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                        Neuheiten in der Explosivstoff- Industrie und
                           								Sprengtechnik.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								265 S. 331.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und
                           								Sprengtechnik.
                        
                     
                        
                           Es ist keineswegs unerfreulich, daſs in der jüngsten Zeit einiger Stillstand in der
                              										„Erfindung“ von Explosivstoffen eingetreten ist; man wird darin vielmehr
                              									die Erkenntniſs finden, daſs der heutige Stand unserer Chemie die Herstellung eines
                              									kräftigeren oder nach jeder Richtung besseren Sprengstoffes nicht sehr
                              									wahrscheinlich macht. Die gröſsere Sicherheit in Schlagwetter-Gruben hat jedoch eine
                              									so hohe menschliche und wirthschaftliche Bedeutung, die gasführenden Gruben sind so
                              									zahlreich, daſs die im letzten Jahre mächtig angewachsene Bewegung zur Schaffung
                              									einer womöglich gefahrlosen Sprengung wohl berechtigt ist. Daſs damit leider auch
                              									wieder der Anstoſs zu den abenteuerlichsten Erfindungen gegeben ist, mag wohl
                              									Mancher beklagen, der zu Versuchen genöthigt ist, allein selbst derlei verneinende
                              									Erfolge haben das Gute, daſs sie schlieſslich die Grenzen feststellen lassen,
                              									innerhalb welcher Verbesserungen von Werth möglich sind.
                           In eingehender Weise beschäftigt sich die Grube
                                 											„König“ bei Neunkirchen (Saarbrücken) mit der Erprobung von
                              									Sprengstoffen auf ihr Verhalten in Schlagwettern, und benutzt hierzu eine besondere
                              									Versuchsstrecke, in welcher sie nach Belieben Gasgemische herstellen, Kohlenstaub
                              									aufwirbeln, Bohrlöcher anlegen, Patronen frei aufhängen u.s.w. kann. Zu gleicher
                              									Zeit tagen wieder in Deutschland und Oesterreich Schlagwetter-Commissionen, nachdem
                              									schon früher solche in Belgien und Frankreich beriethen. Schlieſslich hatten einige
                              									Besitzer von Kohlengruben im Ostrau-Karwiner Bergreviere Oesterreichs einen Preis von 1000 Dukaten für die
                              									Erfindung eines die Schieſsarbeit in Schlagwetter-Gruben ersetzenden oder dieselbe
                              									ungefährlich machenden Mittels ausgeschrieben; derselbe wurde zwar nicht gewonnen., aber die verhältniſsmäſsig besten
                              									(später zu erwähnenden) Vorschläge von Lauer und Walcher (vgl. 1887 263 *
                              									227) erhielten einen Ehrensold.
                           Ueberblicken wir diese ganze Bewegung, so finden wir, daſs Neues überhaupt noch nicht zu Tage gefördert wurde. Von allen in
                              									Neunkirchen erprobten Explosivstoffen, sofern sie brisante sind, läſst sich
                              									behaupten, daſs sie den dermalen erreichbaren Grad von Sicherheit bieten. Wenn die
                              									Neunkirchener Versuche schlieſslich darauf hinauszugehen scheinen, daſs man ein
                              									Sprengmittel sucht, welches freihängend ein
                              									10procentiges Schlagwetter-Gemisch bei gleichzeitiger Anwesenheit von Kohlenstaub
                              									nicht zündet, so kann nur behauptet werden, daſs ein solches Sprengmittel kaum zu
                              									erreichen ist. Alles, was man anstreben kann, ist, daſs ein Bohrschuſs, wenn er richtig angelegt und geladen ist, das Gasgemisch
                              									auſserhalb nicht entzünde, und da läſst sich nur wiederholen, was wir mit Trauzl schon früher (1886 261 26) sagten und gegenwärtig auch Oberingenieur Joh. MayerLauer's Frictionszündmethode. Sonderabdruck aus
                                    											der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                       												Hüttenwesen, 1887. bestätigt, daſs brisante Sprengstoffe
                              									wegen der in äuſserst kurzer Zeit erfolgenden Vergasung ihrer Bestandtheile bei
                              									solchen Bohrschüssen sicher sind. Dem mit der Frage nicht so sehr Vertrauten muſs
                              									deshalb eine irrige Vorstellung erwachsen, wenn er bei den Berichten über die
                              									Neunkirchener Versuche die Bezeichnungen „gefährlich“ und „höchst
                                 										gefährlich“ unter Umständen findet, welche eine solche Steigerung wohl nicht
                              									rechtfertigen.
                           Wir sind damit noch weit davon entfernt, den Werth solcher Versuche, wie sie in
                              									Neunkirchen und im Wilhelmsschachte von Polnisch-Ostrau ausgeführt werden, zu
                              									unterschätzen, allein wir möchten doch davon abrathen, ohne allseitige
                              									Berücksichtigung der in Gruben herrschenden Verhältnisse sich durch einzelne
                              									Ergebnisse zu raschem Urtheile verleiten zu lassen.
                           Nach unbefangener Beurtheilung aller dieser Versuche wird man die vorerwähnte Ansicht
                              									bestätigt finden, daſs, je brisanter ein Explosivstoff ist, er desto gröſsere
                              									Sicherheit bietet. In dieser Richtung müſste Schieſsbaumwolle am meisten leisten,
                              									welche gegenwärtig der brisanteste praktisch verwendete Explosivstoff ist; natürlich
                              									darf man damit nicht die sogen. Bergwerkspatronen (Tonite) verwechseln, ein Gemisch
                              									von 50 Proc. Schieſsbaumwolle und 50 Proc. salpetersaurem Baryt, welche ebenso wenig
                              									mehr Schieſsbaumwolle sind, als ein 50 Proc. haltendes Dynamit Nitroglycerin ist.
                              									Einzelne Versuche in Neunkirchen haben auch gezeigt, daſs Schieſswolle in 5 bis 10
                              									procentigen Schlagwettern nicht zündet, und es ist zu bedauern, daſs die Versuche
                              									nicht fortgesetzt wurden; freilich ist Schieſswolle für Sprengungen in der Kohle wenig vortheilhaft.
                              									So wird man sich schlieſslich in einem Kreise bewegen; ist das Sprengmittel zu
                              									brisant, so zertrümmert es die Kohle, liefert es viel Stückkohle, so ist es nicht
                              									sicher. Sehen wir also vorläufig von einem umständlichen Berichte über derartige
                              									Versuche ab und erwähnen wir kurz, daſs Zündschnüre und elektrische Funken, wie zu
                              									erwarten stand, Gasgemische entzünden, Knallquecksilber, einer der brisantesten
                              									Stoffe, dies aber nicht thut, so bleiben nur noch wenige Vorschläge, welche wirklich
                              									den Uebelständen einigermaſsen abhelfen.
                           Vorerst die von Abel und Smethurst schon vor sehr langer Zeit vorgeschlagenen Wasserpatronen,
                              									richtiger Wassermäntel (vgl. 1887 266 69 und 263 354). Es werden Papierhülsen von
                              									z.B. 30mm Durchmesser und 400mm Länge hergestellt, auf den Boden ein
                              									Holzpflöckchen gegeben und darauf eine Patrone von z.B. 20mm Durchmesser und 210mm Länge gesteckt. Die so zugerichtete Hülse wird mit Wasser gefüllt und
                              									mit einem Lettenpfropfen verschlossen. Die neueren Versuche haben die älteren
                              									Bedenken gegen diese Sprengungsweise nicht behoben. So viele Versuche auch keine
                              									Entzündung der Gasgemische ergaben, so sind doch andere Fälle bekannt geworden, in
                              									denen das unerwünschte Gegentheil stattfand. Wenn hierbei entschuldigend bemerkt
                              									wird, daſs das Wasser ausgelaufen sein müsse, so ist damit unbewuſst auch der
                              									wahrscheinliche Grund angegeben; denn es ist leicht möglich, daſs der in
                              									gewöhnlicher Hülse verarbeitete, Salpeter enthaltende und im Wasser liegende
                              									Explosivstoff an einer Stelle Feuchtigkeit anzieht, die Fortpflanzung der Explosion
                              									an dieser Stelle verlangsamt wird, und so die Wasserhülle schon verschleudert ist,
                              									ehe die Patrone vollständig zur Explosion gelangte. Das würde nun, schon im
                              									Interesse des Zündhütchens, zu wasserdichter Verschlieſsung des Explosivstoffes
                              									führen. Rechnet man aber hinzu, daſs man z.B. in dem oben angegebenen Falle unter
                              									Aufwand von Zeit und Kosten dem Bohrloche eine mehr als doppelt so groſse Oberfläche
                              									geben muſs, daſs die Zurichtung solcher Patronen an Ort und Stelle sehr mühselig und
                              									zeitraubend ist, so wird man sich mit diesem Vorschlage nicht zu befreunden
                              									vermögen. Man könnte allerdings behaupten, daſs ein einfacher Wasserbesatz auf im
                              									Bohrloche nicht zerdrückte Patronen praktisch das Gleiche, aber weniger umständlich
                              									ist, besonders da – ausgenommen bei den noch viel dickeren Settle'schen Wasserpatronen – die Patrone im
                              									Wassermantel ja auch nicht vollständig centrirt und gegen das Zusammendrücken beim
                              									Besetzen geschützt ist. Allein der Einfluſs des Wassers auf den Explosivstoff
                              									verbleibt, und immer entsteht der Nachtheil, daſs wegen der Unnachgiebigkeit des
                              									Wassers die Wirkung zu brisant ist, was gerade in Kohlengruben durch Verminderung
                              									des Stückkohlenfalles unangenehm wird; auch sollen dabei sogar Pfeifen sitzen
                              									bleiben, und so werden schlieſslich die Kosten des Betriebes sehr gesteigert.
                           
                           Ein Aehnliches ist von der Ersetzung des Wassers durch nasses Sägemehl zu sagen, wenn
                              									auch dabei manche Uebelstände ausbleiben.
                           Günstigeres läſst sich über die sogen. Soda-Patronen
                              									berichten. Man ging dabei von der Idee aus, daſs an Stelle des schädlich wirkenden
                              									Wassermantels eine Hülle von Salzen mit hohem Krystallwasser-Gehalte durch Bildung
                              									eines Mantels von Wasserdampf im Augenblicke der Explosion gleich nützlich sein
                              									werde, und als ein solches, billig zu beschaffendes Salz nahm man die Krystallsoda.
                              									Die Versuche fielen günstig aus, allein in dieser Form ist ja auch der Uebelstand
                              									weiterer Bohrlöcher und der Notwendigkeit des Centrirens vorhanden. Direktor Müller in Köln vermischt nun 10 Th. 77procentigen
                              									Guhrdynamites mit 7 Th. Soda und formt daraus Patronen, Wetter-Dynamit benannt, welche sich gleichfalls als sicher erwiesen. In
                              									dieser Form entfallen die früheren Bedenken, dagegen ist nicht ausgeschlossen, daſs
                              									besonders bei mangelhafter Mischung, stellenweise doch Flammen durchschlagen.
                              									Wirthschaftlich wird ein solcher Sprengstoff gewiſs nicht sein, denn derselbe
                              									enthält bei 45,29 Proc. Nitroglycerin 25,90 Proc. Krystallwasser, zu dessen
                              									Verdampfung ein sehr groſser Theil der bei der Explosion frei gewordenen Wärme
                              									nöthig ist, welche für die Sprengwirkung abgeht; der Sprengstoff wird demnach
                              									schwächer sein, als seinem Nitroglyceringehalte entspricht, die Arbeit damit also
                              									theurer.
                           Wir kommen nun zu den von der Ostrauer Preis-Commission
                              									ausgezeichneten zwei Vorschlägen. In erster Linie wurde die Reibungszündung des um
                              									die Sprengtechnik hochverdienten Oberstlieutenants Joh.
                                 										Lauer gestellt, und es gibt darüber bereits eine Anzahl von
                              										Veröffentlichungen.Anleitung zum Zünden von Bohrlochladungen durch Friction u.s.w. von Johann Lauer. Wien 1887. Anleitung zur
                                    											Bestimmung der Bohrloch-Labungen für Sprengungen in Schlagwetter führenden
                                    											Gruben; von Johann Lauer. Wien 1887. Lauer's Vorschläge zur Verhinderung von
                                    											Explosionen u.s.w.; von Ed. F. Csánk. Wien
                                    											1887. J. Lauer's Frictionszündmethode: von J. Mayer (s. Seite 371).
                           Lauer geht gleichfalls von dem Gedanken aus, daſs die
                              									brisanten Explosivstoffe bei richtiger Ladung sicher seien, und findet mit Recht,
                              									daſs die meisten Schlagwetter-Explosionen durch Zündschnur und Lunte, sowie durch
                              									das ungleich zeitige Abschieſsen nahe an einander gelegener Bohrlöcher erfolgen. Zur
                              									Vermeidung dieser Fälle schlägt Lauer eine
                              									Reibungszündung zusammen mit einer Abziehschnur vor. Der Reibungszünder besteht aus
                              									einer Metallröhre A (Textfig.
                                 										1), in welcher ein beliebiger Reibsatz a, der
                              									gezahnte Reibdraht b, ein Holzzapfen d zum Schütze des Drahtes, das Zündhütchen e und der plastische Verschluſs f sich befinden. Reibzünder und Zündhütchen befinden sich in einer Hülse
                              										h aus Pappe oder Holz, und die Füllmasse (oder
                              										Holzpfropf) h dient zur Führung. Ein Ring s, sonst umgebogen und an die Hülse gebunden, wird
                              									vorsichtig aufgerichtet und daran die Abziehschnur befestigt; der Draht b ist im Zündsatze zu einem Haken gebogen, welcher sich
                              									an das Röhrchen legt und so gegen zufälligen Zug einigen Widerstand bietet.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 267, S. 374
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 267, S. 374
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 267, S. 374
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 267, S. 374
                              
                           Die Abziehschnur ist eine gewöhnliche feste Schnur a (Textfig. 2), die
                              									durch Ringe in Zweigschnüre b und c getheilt ist, deren jede einen Haken oder Karabiner
                              										1, 2, 3, 4 zum Einhängen in den Ring s des Reibdrahtes trägt. Textfig. 3 bis 6 zeigen die Anordnung in
                              									einer Strecke mit Hilfe einer Seilrolle, und zugleich, wie das Abziehen der Schnur
                              									um die Ecke aus dem Fliehorte F eingerichtet ist.
                              									Versagt ein Schuſs, so muſs der Ring des Reibdrahtes abgezwickt und der ganze Zünder
                              									durch vorsichtiges Ziehen entfernt werden, worauf ein neuer einzusetzen ist.
                           Fig. 5., Bd. 267, S. 375Fig. 6., Bd. 267, S. 375 Da in Schlagwetter-Gruben ein Ueberladen des Schusses gefährlich sein
                              									kann, entwickelt Lauer seine schon früher angegebenen
                              									Ladungstabellen nach der Formel L = cw3 und stellt Ladungsmeſsbänder her welche, für einen bestimmten
                              									Coefficienten eingetheilt, unmittelbar die Anzahl der Dynamit-Patronen abzulesen
                              									gestatten, wenn man sie vom Bohrlochsmunde zur freien Seite in der Richtung der
                              									Vorgabe spannt.
                           Was die Neuheit der Reibungszündung betrifft, so hat, abgesehen von deren Verwendung
                              									für artilleristische Zwecke, der französische Feuerwerksmeister Ruggieri dieselbe schon im J. 1880 und eine Veränderung
                              									vor etwa einem Jahre für Bergwerkszwecke vorgeschlagen. Die Abziehschnur, wenn auch
                              									noch nicht so ausgebildet, finden wir ebenso bei Kanonen, wie beim Landtorpedo von Zubovics.
                              									Dies thut jedoch dem keinen Eintrag, daſs die gesammte Anordnung und Verwendung als
                              									durchgebildeter, praktisch verwerthbarer Vorgang zum erstenmale auftaucht.
                           Ob die Reibungszündung wirklich den ihr beigemessenen hohen Werth hat, möchten wir
                              									bezweifeln. Derlei Zünder sind nicht ohne Gefahr, weil das Aufbiegen des Ringes,
                              									eine unvorsichtige Handhabung beim Mitnehmen in die Grube und beim Laden eine
                              									vorzeitige Explosion hervorrufen kann. Es ist uns auch nicht recht klar, wie der
                              									Eisenbahnverkehr solcher Zünder möglich sein wird, da ja alle bezüglichen Gesetze
                              									Zündungen ausschlieſsen, welche sprengkräftig sind, d.h. in sich die Mittel zur
                              									Entzündung bergen. Auch mag noch zu erproben sein, ob bei festem Besätze die
                              									Papphülse nicht gequetscht wird und durch Verbiegen des Drahtes entweder Explosion
                              									hervorruft oder das Abziehen verhindert.
                           Schlieſslich wird auch bei mehr als 2 Schüssen die Handhabung etwas umständlich, wenn
                              									die Bohrlöcher nicht gleich weit von einander entfernt sind, weil dann zur
                              									Herstellung gleichmäſsiger Spannung die Schnüre verlängert oder verkürzt werden
                              									müssen.
                           Keineswegs aber sind wir einverstanden, wenn die Reibungszündung als besonders
                              									vortheilhaft gegenüber der elektrischen Zündung hingestellt wird, wie es Lauer und Mayer thun. Lauer sagt, letztere sei für den sprengenden Arbeiter
                              										„schwer verständlich, zu complicirt und auch viel zu theuer.“
                              									Mayer hält es nicht immer für thunlich, die
                              									Leitungsdrähte derart zu isoliren und von einander entfernt zu halten, daſs ein
                              									Ueberspringen des Funkens unmöglich wäre, und auch am Conductor der Zündmaschine
                              									könne ein Funke entstehen. Diese Einwände sind wenig stichhaltig. Selbst einfache
                              									Arbeiter begreifen nach ganz kurzer Zeit die Anordnung der elektrischen Sprengung,
                              									und, so viel wir wissen, ist ja gerade in den Ostrauer Gruben stets eine
                              									verständigere Person mit dem Abfeuern der Schüsse betraut. Die Umständlichkeit ist
                              									nicht gröſser, denn auch bei der Reibungszündung muſs durch verschiedene
                              									Zwischenvorrichtungen – die bei weniger geweckten Personen oft miſslingen werden –
                              									dafür gesorgt sein, daſs die Schnüre stets gleichmäſsig gespannt seien, wenn man
                              									keine Versager haben will, und das Aufbiegen der Ringe, Einhängen und Richten der
                              									Schnüre und Legen der Hauptschnur werden kaum weniger Zeit beanspruchen, als die
                              									Verbindung von Drähten und deren Anhängen an die Hauptleitung. Der Reibungszünder
                              									ist nicht billiger, da seine Herstellung umständlicher und gefährlicher bei fast
                              									gleicher Materialverwendung ist. Daſs es so schwer halten solle, die Drähte bei der
                              									elektrischen Sprengung von einander entfernt zu halten, hat unsere Erfahrung nie
                              									gezeigt, und es müſsten z.B. die Verbindungsstellen der Drähte schon sehr schlecht
                              									gemacht sein, wenn daselbst ein Funke überspringen soll. Gegen die auch nur bei
                              									Nachlässigkeit möglichen Funken am Conductor gibt es den einfachen Schutz, eine
                              									beständige Hauptleitung von einem sicheren Punkte aus einzurichten. Wir können, das
                              									Ganze zusammenfassend, nur die Ansicht Trauzl's
                              									bestätigen, daſs die elektrische Zündung am besten entspricht und, nimmt man Alles
                              									in Allem, nicht umständlicher, nicht kostspieliger und weniger gefährlich ist; trotzdem sind
                              									wir sicher, daſs die Lauer'sche Reibungszündung sich
                              									viele Freunde schaffen wird.
                           Schlieſslich auch noch einige Worte über die Ladungsmeſsbänder, die eine Verbesserung
                              									des früheren Lauer'schen Apparates zur Bestimmung der
                              									Ladungen sind. Es ist zweifellos, daſs diese Meſsbänder sehr nützlich sind, wenn man
                              									in der That die Formel L = cw3 bei Sprengungen im Bergbaue
                              									verwenden könnte. Wir haben schon früher (1884 254 117)
                              									gesagt, daſs wir es für richtiger halten, die Ladung im Verhältnisse zur
                              									Bohrlochstiefe zu bestimmen, da ja eine gestreckte
                              									Ladung einen Kegel gegen eine freie Fläche auswerfen soll. Wir wollen nur
                              									hinzufügen, daſs es irrig ist, anzunehmen, es könne dieselbe Ladungsmenge bei zwei
                              									Bohrlöchern gleich gut wirken, wenn in dem einen Falle die Bohrlochstiefe gleich und
                              									im anderen um die Hälfte gröſser ist als die Vorgabe. Bestimmten Ladungsmengen
                              									entsprechen bestimmte Trichter, und ist das Bohrloch bei einer geringsten Ladung zu
                              									lang, so bleibt eben vorn ein Stück stehen.
                           Es wird wohl keine Ladungsformel überall richtig sein, weil die Verhältnisse zu sehr
                              									wechseln; aber das ist ohne Weiteres klar, daſs z.B. in Kohle, wo die Ladung von
                              										100g Dynamit auf ein metertiefes Bohrloch bei
                              										1m Vorgabe häufig genügt, 13g, wie es die Lauer'sche Tabelle verlangt, bei 0m,50
                              									Bohrlochstiefe und der gleichen Vorgabe nichts wirken werden. Wir hoffen noch immer,
                              									daſs ein eingehendes Studium der Vorgänge beim Sprengen in Bergbauen veranstaltet
                              									werde, welches ein endgültiges Urtheil gestatten darf.
                           Der Kohlensprengapparat von Rudolf Ritter von Walcher-Uysdal in TeschenSonderabdruck aus der Oesterreichischen Zeitschrift
                                       												für Berg- und Hüttenwesen, 1887; von Eugen
                                       												Ritter von Wurzian in Peterswald (vgl. 1887 263 * 227). stellt sich die Aufgabe, das Sprengen mit
                              									Explosivstoffen ganz entbehrlich zu machen, und setzt an dessen Stelle den
                              									hydraulischen Druck. Maschinen dieser Art haben schon Grafton Jones, Chubb, sowie Bidder und John Jones hergestellt, auch ist der Levet'sche Keil (vgl. 1882
                              										246 * 18) ähnlich wirkend. Während aber mit den
                              									früheren Maschinen Löcher bis über einen Meter Durchmesser gebohrt wurden, und die
                              									Maschine dann vom Bohrlochsgrunde aus das Volle abzusprengen suchte, oder, wie bei
                              										Levet's Keil, der verhältniſsmäſsig kurze Apparat
                              									nach dem Sprengen wieder herausgezogen und zum Vorschübe neu hergerichtet werden
                              									muſste, läſst Walcher die Kohlenbank vor Allem
                              									unterschrämen und beiderseits schlitzen und setzt erst dann in ein mit der Lisbeth'schen Bohrmaschine hergestelltes Bohrloch von
                              										127mm Durchmesser seinen Apparat; derselbe
                              									hängt am Gestelle der Bohrmaschine, wird eingeschoben, so weit es die Conicität der
                              									Brechbacken gestattet, und sobald ein entsprechendes Stück abgebrochen ist, läſst
                              									man die Backen zusammenklappen und schiebt den Apparat weiter vor. Die Einrichtung
                              									des Apparates ist in D. p. J. 1887 263 * 227 ausführlich beschrieben, hat aber seitdem einige
                              									Verbesserungen erfahren, so daſs der aus Guſsstahl und Phosphorbronze hergestellte
                              									Apparat nur 68k wiegt und sammt Lisbeth'scher Bohrmaschine etwa 650 M. kostet, also
                              									auch sehr billig ist. Nach den mitgetheilten Ergebnissen siebenmonatlicher Versuche
                              									erzielt man mit dem Walcher'schen Apparate um 15
                              									Procent mehr Stückkohle; die Arbeit mit demselben kostet zwar um 2,94 Kreuzer für
                              										100k Kohle mehr, durch deren Mehrwerth aber
                              									entsteht ein Gewinn von 1,42 Kreuzer. Die Dauer des Bohrens von 1m Bohrloch beträgt etwa 40 Minuten, die des
                              									Absprengens durchschnittlich etwas weniger.
                           Der Walcher'sche Apparat ist eine wohldurchdachte,
                              									entschieden praktische Verbesserung im Grubenbetriebe. Wie bei allen hydraulischen
                              									Maschinen, werden sich auch hier häufig Undichtigkeiten und Reparaturen ergeben und
                              									am ehesten dürfte die selbstthätige Auslösung stocken. Daſs derselbe die
                              									Sprengarbeit verdrängen könnte, ist schon deshalb nicht anzunehmen, weil er weder im
                              									tauben Gesteine, noch in weicher Kohle verwendbar ist, seine Nutzleistung sehr von
                              									der Beschaffenheit der Kohle abhängen wird, und trotz seiner Billigkeit die
                              									Ausstattung einer ganzen Grube mit solchen Maschinen eine bedeutende Kapitals-Anlage
                              									erfordert. Immerhin aber wird er seinen Weg machen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)