| Titel: | Die Dauerhaftigkeit des Ten-Brink-Apparates. | 
| Autor: | Gg. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 445 | 
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                        Die Dauerhaftigkeit des
                           								Ten-Brink-Apparates.
                        Dauerhaftigkeit des Ten-Brink-Apparates.
                        
                     
                        
                           Dem Berichte des bayerischen Kesselüberwachungsvereines entnehmen wir auszüglich
                              									nachstehende Mittheilungen:
                           Es ist wohl allgemein anerkannt, daſs unter allen Kesselarten die mit Ten-Brink-Apparat versehenen Dampfkessel unter sonst
                              									gleichen Bedingungen den Heizwerth des Brennmateriales am vollständigsten ausnutzen.
                              									Dagegen gehen die Meinungen über die Dauerhaftigkeit dieser Apparate aus einander
                              									und neigen nicht selten auf die ungünstige Seite, wozu die eifrige Besprechung und
                              									Verbreitung der an diesen Apparaten hier und da aufgetretenen Schäden nicht wenig
                              									beiträgt.
                           Will man sich über den Ten-Brink-Apparat ein richtiges
                              									Urtheil bilden, so muſs man nicht nur die ungünstigen, sondern auch die günstigen
                              									Fälle ins Auge fassen, und weiter auch die Ursachen der letzteren aufdecken und
                              									würdigen. Nur auf diese Weise läſst sich Klarheit erlangen, ob der in seiner
                              									Leistung anerkannte Apparat zu verlassen ist oder ob man ihn beibehalten und alle
                              									Sorgfalt auf die Erhöhung seiner Dauerhaftigkeit verwenden soll.
                           Zu dieser Klarlegung würden die Erhebungen von allen bis jetzt hergestellten Ten-Brink-Apparaten erforderlich sein. Da uns dieses
                              									umfassende Material nicht zu Gebote steht, so müssen wir uns darauf beschränken, zu
                              									der aufgeworfenen Frage nur einen Beitrag zu liefern, indem wir diejenigen Apparate
                              									behandeln, welche sich in der Ueberwachung unseres Vereines befinden.
                           Am 1. Januar 1887 betrug die Zahl der letzteren 101 Stück, von denen 71 eine und 30
                              									zwei Feuerbüchsen besitzen; es sind mithin 131 Apparate in Rechnung zu setzen, da
                              									der Doppelapparat hinsichtlich der möglichen Beschädigung zwei einfachen
                              									gleichmachten ist.
                           Die Ten-Brink-Apparate lassen sich hinsichtlich der
                              									Schäden, die an ihnen auftreten, unterscheiden in solche, welche keine, eine kleine
                              									oder eine groſse Ausbesserung erfahren haben.
                           Zur ersten Klasse rechnen wir auch solche Apparate, welche in der ersten Zeit ihres
                              									Betriebes – wie dies bei neuen Kesseln nicht selten vorkommt – an Nähten oder Nieten
                              									eine Undichtheit zeigten., welche lediglich durch Nachstemmen beseitigt wurde, ohne
                              									daſs eine weitere Ausbesserung erforderlich war. In die zweite Klasse sind
                              									diejenigen Apparate eingereiht, welche durch Verbohren von Rissen, Aufsetzen von
                              									Flicken, Erneuerung von Nieten u. dgl. ausgebessert werden muſsten. Zur dritten
                              									Klasse endlich zählen alle Apparate, an welchen die Feuerbüchse, ein oder
                              									mehrere Verbindungsstutzen zwischen Kessel und Apparat, der ganze Apparat oder ein
                              									Theil seines Mantels erneuert werden muſste.
                           Nach dieser Eintheilung ergibt sich folgende Uebersicht über die in unserer
                              									Ueberwachung befindlichen Ten-Brink-Apparate:
                           
                              
                                 Jahr der Ein-stellung
                                 
                                    Ausbesserung
                                    
                                 Summe derApparate
                                 
                              
                                 keine
                                 kleine
                                 groſse
                                 
                              
                                 187818791880188118821883188418851886
                                     1    6  10  12  17  16  21  17    7
                                   –  –  6  1  –  3  3  –  –
                                   –  –  3  1  2  –  3  2  –
                                     1    6  19  14  19  19  27  19    7
                                 
                              
                                 Summa
                                 107      =    81 Proc.
                                 13      = 10 Proc.
                                 11      =   9 Proc.
                                 131
                                 
                              
                           Die gesammte Betriebszeit aller dieser Apparate anzugeben würde hier zu weit führen
                              									und dürfte es auch für unseren Zweck genügen, wenn wir von den 7 ältesten aus den
                              									Jahren 1878 und 1879 stammenden und überdies schadlos gebliebenen Apparaten die
                              									Betriebszeit und einige andere Betriebsverhältnisse nachstehend angeben, wie sie uns
                              									von den Besitzern mitgetheilt wurden.
                           
                              
                                 Appa-rat-Nr.
                                 Gewerbebetrieb
                                 
                                    Betriebszeit
                                    
                                 Brennmaterial
                                 DurchschnittlicheRostanstrengung * *
                                    											k Kohle
                                 
                              
                                 täglichStunden
                                 insgesammtJahre * 
                                 
                              
                                 123456
                                 Wasserwerk„„Papierfabrik„Maschinenfabrik
                                 242424242411
                                 13½10½  8½  9⅓  9⅓  4¾
                                 BöhmischeSteinkohlen(etwa 6500W.
                                    											E.)
                                   80108108  90  90130
                                 
                              
                                 7
                                 Zündholzfabrik
                                 19
                                 12¾
                                 Saarkohle
                                   52
                                 
                              
                            * Das Jahr zu 300 Tagen von 12 Stunden gerechnet.
                            * * d. i. die in 1 Stunde auf 1qm Rostfläche verheizte Kohlenmenge.
                           Es läſst sich hieraus ersehen, daſs der Ten-Brink-Apparat lange Jahre betrieben werden kann, ohne
                              									ausbesserungsbedürftig zu werden; man darf also nicht als Regel hinstellen, daſs der
                              									Apparat nur 5 oder 10 Jahre halte und dann mit einer neuen Feuerbüchse u.s.w.
                              									versehen werden müsse. Wenn letzteres dennoch eintritt, so ist die Ursache nicht in
                              									der Bauart, sondern in der Herstellungs- und Betriebsweise des Apparates zu suchen.
                              									Eine Stütze für diese Behauptung ergibt sich aus Nachstehendem.
                           Von den 13 Fällen „kleiner“ Ausbesserung sind 9 durch Risse am oberen Borde
                              									der Feuerbüchse, 3 durch Kesselsteinablagerung (Risse am unteren Borde) und 1 Fall
                              									durch fehlerhafte Arbeit bei Erstellung des Apparates verursacht worden.
                           Wenn man die auf gröſsere AusbesserungIn unserer Quelle befindet sich eine kurze Beschreibung der betreffenden
                                    											Vorkommnisse. bezüglichen 11 Fälle, welche sich auf 5 einfache
                              									und 3 doppelte Apparate, also auf 8 Kessel, vertheilen, nach den verschiedenen
                              									Ursachen der Beschädigung scheidet, so ergibt sich, daſs 6 Fälle theils auf
                              									Materialfehler, theils auf Betriebsfehler (Kesselsteinablagerung und Wassermangel,
                              									d.h. Versäumniſs rechtzeitiger Reinigung und Speisung) zurückzuführen sind, während
                              									5 andere Fälle – wenn man einen zweifelhaften Fall einrechnet – durch Risse am
                              									oberen Borde der Feuerbüchse veranlaſst wurden.
                           Die letztere Beschädigung stellt sich ziemlich häufig ein und umfaſst, wenn man die 9
                              									unter kleiner Ausbesserung verzeichneten Fälle hinzurechnet, etwa 11 Proc.
                              									sämmtlicher Apparate, so daſs also unter je 10 Apparaten einer durch Risse am oberen
                              									Borde der Feuerbüchse schadhaft wird. Man könnte hieraus folgern, daſs diese
                              									Beschädigung der eigenthümlichen Bauart des Apparates zur Last falle, also früher
                              									oder später an jedem Apparate auftreten müsse. Dieser Folgerung widerspricht jedoch
                              									die Thatsache, daſs von unseren während 8 Jahren angelegten 131 Apparaten 107 bis
                              									heute schadlos geblieben sind. Wenn man ferner erwägt, daſs sich unter diesen
                              									schadlos gebliebenen Apparaten verschiedene befinden, welche schon länger als 10
                              									Jahre (zu 3600 Betriebsstunden) und theilweise scharf betrieben werden, so wird man
                              									die Annahme, daſs der Apparat an einem organischen Fehler kranke, aufgeben und die
                              									Ursache jener Beschädigung in Herstellungs- oder Betriebsfehlern suchen müssen. Die
                              									Frage ist so wichtig, daſs wir sie nachstehend etwas näher beleuchten wollen.
                           Was zunächst die Erscheinung der fraglichen Risse betrifft, so treten diese über dem
                              									Roste, jedoch nach unseren Erfahrungen niemals an der höchsten Stelle des oberen
                              									Bordes auf, sondern stets seitlich von der senkrechten Achsebene der Feuerbüchse,
                              									und zwar links und rechts gleichmäſsig etwa 20 bis 30cm (je nach der Weite der Feuerbüchse) von dieser Ebene entfernt. Es
                              									bildet sich auf jeder Seite nur ein Riſs parallel zur Längsnaht der Feuerbüchse, und
                              									zwar auf der Biegung, welche den Mantel der Feuerbüchse mit seiner oberen Flansche
                              									verbindet. Der Riſs befindet sich im vollen Bleche, endigt nach beiden Seiten mit
                              									der Biegung und ist gewöhnlich 8cm lang,
                              									entsprechend einem Biegungsradius von etwa 5cm. Er
                              									tritt bald an der einen, bald an der anderen Seite, zuweilen auch an beiden Seiten
                              									auf, indem, wenn derselbe auf der einen Seite verbohrt wird, nach einiger Zeit auf
                              									der anderen Seite ein zweiter Riſs entsteht. In allen Fällen stehen die Risse
                              									symmetrisch zur senkrechten Achsebene der Feuerbüchse und finden sich so zu sagen
                              									immer an derselben Stelle.
                           
                           Die Ursachen dieser Riſsbildung pflegt man in sprödem Material, in ungeeigneter
                              									Bearbeitung des Materiales oder in Ueberhitzung des oberen Bordes zu suchen.
                              									Letztere kann aus verschiedenen Ursachen entstehen: durch Kesselstein, der sich in
                              									manchen Fällen am oberen Borde der Feuerbüchse ablagern soll, durch übermäſsiges
                              									Heizen oder durch den Dampf- und Luftsack, welcher sich an der gefährdeten Stelle
                              									bildet, wenn die nach den Oberkesseln führenden Verbindungsstutzen zu wenig
                              									Querschnitt haben oder nicht genau auf den Scheitel aufgesetzt sind. Wir wollen
                              									nicht bestreiten, daſs diese Fehler zur fraglichen Riſsbildung beitragen, ja wir
                              									glauben sogar, daſs sie in manchen Fällen den Schaden ganz allein bewirken können,
                              									aber als Hauptursache der Riſsbildung können wir keinen derselben ansehen, denn es
                              									ist nicht anzunehmen, daſs die bis heute schadlos gebliebenen Apparate in allen
                              									genannten Beziehungen tadellos beschaffen sind bezieh. stets ordnungsmäſsig
                              									betrieben wurden.
                           Die auffallende Thatsache, daſs die Risse stets in derselben Weise und stets an
                              									derselben Stelle auftraten, deutet darauf hin, daſs wir es in allen Fällen mit ein
                              									und derselben Ursache zu thun haben, deren Angriff auf die Festigkeit des oberen
                              									Bordes der Feuerbüchse von den angeführten Nebenursachen nur unterstützt und
                              									erleichtert wird. Welches ist nun jene Grundursache der Riſsbildung? Letztere läſst
                              									sich unseres Erachtens in einfachster Weise dadurch erklären, daſs der zwischen den
                              									üblichen Riſsstellen befindliche Theil des erhitzten Bordumfanges eine durch
                              									Abkühlung hervorgebrachte rasche und starke Zusammenziehung erleidet, welcher der
                              									übrige dieser Abkühlung nicht unterliegende Theil des Bordumfanges nicht rasch genug
                              									folgen kann. Hierdurch entsteht an den Grenzlinien, wo sich die groſsen
                              									Temperaturunterschiede unvermittelt begegnen, eine übermäſsige, d.h. die
                              									Festigkeitsgrenze überschreitende Spannung, welche die Materialfasern, von der
                              									Oberfläche beginnend, nach und nach zerreiſst und schlieſslich den die ganze Wandung
                              									durchdringenden Riſs hervorbringt. Dieser Vorgang kann als Folge wiederholter
                              									Abkühlungen allmählich verlaufen, der Riſs kann aber auch plötzlich entstehen, wenn
                              									das Material von Haus aus hart und spröde ist, die Materialfasern an den Riſsstellen
                              									durch ungeeignete Bearbeitung und vorausgegangene Ueberhitzung schon Spannung
                              									bezieh. geminderte Festigkeit besitzen, oder wenn die Abkühlung plötzlich und in
                              									starkem Maſse erfolgt. Jedenfalls wird die theilweise Abkühlung bei häufiger
                              									Wiederholung ihre verderbliche Wirkung auch dann äuſsern, wenn der Apparat aus
                              									bestem Material in tadelloser Weise erstellt ist und – mit der nachfolgenden
                              									Ausnahme – regelrecht betrieben wird.
                           Was nun die Entstehung der schädlichen Abkühlung betrifft, so muſs diese eintreten,
                              									wenn der obere Theil des Rostes während des Betriebes von Brennstoff entblöſst wird,
                              									ohne daſs man vorher durch Niederlassen des Kaminschiebers den Zug entsprechend
                              									gemäſsigt und die
                              									Aschenfallthüren geschlossen hat. Wird diese Vorsicht nicht beobachtet, so streicht
                              									ein kalter Luftstrom durch die unbedeckten Rostspalten unmittelbar nach bezieh. über
                              									den Scheitel des Apparates in die Züge und bewirkt die rasche und starke Abkühlung
                              									des oberen Bordes der Feuerbüchse in der Ausdehnung, wie sie der Breite des Rostes
                              									und dem Abstande zwischen den Verbindungsstutzen entspricht. Die vom unteren, noch
                              									bedeckten Theile des Rostes aufsteigende Hitze ist, weil die Zugwirkung auf das
                              									ohnehin kleine Feuer aufhört, so gering, daſs sie den kalten Luftstrom nicht mehr
                              									genügend erwärmen kann. Unter solchen Umständen läſst sich wohl annehmen, daſs auf
                              									der Oberfläche des Bordumfanges zwischen dem abgekühlten und nichtabgekühlten Theile
                              									derselben ein Temperaturunterschied von etwa 150° entstehen kann, womit die
                              									Elasticitätsgrenze der Materialfasern überschritten und die Zerreiſsung an den
                              									seitlichen Grenzlinien des kalten Luftstromes eingeleitet ist. Hat sich in solcher
                              									Weise der geringste Riſs in der Oberfläche des Bordes gebildet, so vertieft sich
                              									derselbe um so rascher, je gröſser er bereits geworden ist.
                           Die theilweise Entblöſsung des Rostes ergibt sich, wenn der Heizer die rechtzeitige
                              									Beschickung versäumt, mit sperrigem Brennmaterial arbeitet, oder, um die
                              									Dampfspannung zu mäſsigen, die Brennschichte absichtlich niederbrennen läſst, ohne
                              									dem kalten Luftstrom den Eintritt zu wehren. Daſs solche Fehler häufig begangen
                              									werden, ist Jedem bekannt, der die Bedienung von Ten-Brink-Feuerungen zu beobachten Gelegenheit hat.
                           Im Anschlusse an die vorstehende Schilderung der betreffenden Schäden und ihrer
                              									Ursachen möge noch Einiges Platz finden, was sich auf die Hintanhaltung derselben
                              									bezieht. Um den Dampfsack im Scheitel des Apparates zu vermeiden, empfiehlt es sich,
                              									das im Kessel bereits auf hohe Temperatur gebrachte Speisewasser nicht von oben,
                              									sondern an der unteren Hälfte des Apparatmantels einzuführen, und zwar mittels
                              									weiter Rohre, womit ein rascher Umlauf des Kesselwassers erzielt und der Dampfabzug
                              									nach dem Kessel in ungehinderter und ausgiebiger Weise bewirkt wird. Daſs die nicht
                              									zu engen Verbindungsstutzen mitten auf die höchste Stelle des Apparates zu setzen
                              									sind, ist selbstverständlich, ebenso, daſs zur Feuerbüchse, zu den Stutzen und zum
                              									Mantel nur bestes Eisen von höchstem Dehnungsvermögen verwendet wird. Das Umborden
                              									der Feuerbüchse sollte nicht stückweise und nicht von Hand, sondern im Ganzen
                              									mittels der Presse geschehen. Die fertigen Feuerbüchsen sind auszuglühen und in
                              									Asche langsam abzukühlen. Die Hüttenwerke müſsten sich auf diese Herstellungsweise
                              									einrichten und den Kesselschmieden die Feuerbüchsen in bestimmten Gröſsen fertig
                              									liefern.
                           Um die Ueberhitzung und namentlich die so verderbliche Abkühlung des oberen Bordes
                              									der Feuerbüchse zu verhüten, ist es nothwendig, daſs dieser Bord mit feuerfesten
                              									Formsteinen bedeckt wird, von welchen behufs Auswechselung eine Anzahl vorräthig zu halten ist.
                              									Solche Formsteine werden von einigen Kesselfabrikanten schon seit Jahren mit bestem
                              									Erfolge angewendet. Ihre Anwendung bedingt, daſs die Verbindungsstutzen zwischen
                              									Kessel und Apparat entsprechend verlängert werden, um den bezüglichen
                              									Uebergangsquerschnitt möglichst groſs zu gestalten und damit den Heizgasen
                              									ungehinderten Abzug zu sichern, was selbstverständlich auch für die nachfolgenden
                              									Zugquerschnitte gilt. Ferner empfiehlt es sich, auch den unteren Bord der
                              									Feuerbüchse, soweit er im Feuer liegt, durch vorgebautes feuerfestes Mauerwerk gegen
                              									Ueberhitzung in Folge etwaiger Ablagerungen von Kesselstein zu schützen, was sich in
                              									verschiedenen Vereinsanlagen bestens bewährt hat. Die Verwendung gereinigten
                              									Speisewassers wird den fraglichen Uebelstand noch wirksamer verhüten.
                           Uebermäſsiges Heizen verträgt kein Kessel, mag er gebaut sein wie er will;
                              									Undichtheiten, Risse und Beulen sind die unausbleiblichen baldigen Folgen. Deshalb
                              									sollte man auch den Ten-Brink-Apparat nicht übermäſsig
                              									in Anspruch nehmen. Selbstredend wird man auch andere Betriebsfehler, wie theilweise
                              									Entblöſsung der Rostfläche bei ungehemmtem Zuge, Ansammlungen von Kesselstein im
                              									Apparate und von Flugasche in den Zügen u.s.w. zu vermeiden haben.
                           Will man bei erforderlicher Ausbesserung eines Apparates möglichst wenig Störung und
                              									Verlust haben, so ist die Anlegung eines Reservekessels erforderlich, der ja ohnehin
                              									für jeden wohlgeordneten Dampfbetrieb unerläſslich ist (?). Ebenso wird man einen
                              									ganzen Apparat oder Theile desselben in Reserve halten. Die Auswechselung der
                              									Feuerbüchse verursacht beträchtliche Kosten, aber wohl nicht mehr, als wenn an einem
                              									Flammrohrkessel ein Theil des Flammrohres, oder an einem Locomobilkessel die
                              									Feuerbüchse erneuert werden muſs. Aber selbst wenn die Kosten der Instandhaltung und
                              									Ausbesserung eines mit Ten-Brink-Apparat versehenen
                              									Dampfkessels etwas höher sein sollten als bei anderen Kesselarten, so darf man nicht
                              									vergessen, daſs der Apparat auf der anderen Seite auch beträchtliche Vortheile,
                              									namentlich Brennstoffersparnisse, bringt.
                           Die Hauptergebnisse unserer Untersuchung über die Dauerhaftigkeit des Ten-Brink-Apparates fassen wir zusammen wie folgt:
                           1) Von den 131 Apparaten, welche unsere Mitglieder seit 8 Jahren in Gang gesetzt
                              									haben, sind 81 Proc. bis jetzt schadlos geblieben; darunter befindet sich eine
                              									Anzahl von Apparaten, welche schon 8 Jahre und länger – bis zu 13 Jahren – betrieben
                              									und zum Theil stark beansprucht werden.
                           Wir schlieſsen hieraus, daſs alle Schäden, welche an Ten-Brink-Apparaten vorkommen, nicht dessen Bauart zur Last fallen,
                              									sondern lediglich durch Erstellungs- und Betriebsfehler veranlaſst sind.
                           2) Von den 19 Proc. innerhalb 8 Jahren schadhaft gewordener Apparate haben 9 Proc. = 11
                              									Stück „groſse“ und 10 Proc. = 13 Stück „kleine“ Ausbesserung erhalten;
                              									nimmt man an, daſs von letzteren in den nächsten 2 Jahren noch 9 Stück, d.h. die zur
                              									Zeit mit Rissen am oberen Borde behafteten, zu den ersteren übergehen werden, so
                              									ergibt sich als Durchschnitt aus 10 Erstellungsjahren, daſs von den während dieser
                              									Zeit in Betrieb gesetzten Apparaten 16 Proc., d.h. von je 6 Apparaten nur einer
                              									groſse Ausbesserung erfordert hat. Eine Ausbesserung: überhaupt – kleine oder groſse
                              									– trifft nur einen von je 5 Apparaten.
                           Es erhellt hieraus, daſs die Wahrscheinlichkeit der Ausbesserung nur gering ist und
                              									nicht gröſser als bei anderen Kesselarten. Letzteres gilt auch hinsichtlich der
                              									Ausbesserungskosten, soweit es sich um Kessel mit Flammröhren, Feuerbüchsen u. dgl.
                              									handelt.
                           3) Alle Schäden, welche an Ten-Brink-Apparaten
                              									aufzutreten pflegen, lassen sich verhüten, wenn man den Apparat mit Sorgfalt
                              									anfertigt und betreibt. Die schlimmsten Schadenursachen sind Ueberhitzung und
                              									theilweise Abkühlung des oberen und unteren Bordes der Feuerbüchse; sie lassen sich
                              									beseitigen, wenn man die bedrohten Stellen durch feuerfeste Formsteine gegen grellen
                              									Temperaturwechsel schützt.
                           Auf Grund dieser Ergebnisse glauben wir die hier und da verbreitete Ansicht, daſs der
                              										Ten-Brink-Apparat nach kurzer Betriebszeit groſse
                              									Ausbesserungskosten verursache, überhaupt bald zu Grunde gehe und deshalb seine
                              									Verwendung keinen Vortheil bringe, als eine irrige bezeichnen zu dürfen; man wird
                              									daher diesen, durch rauchfreie Verbrennung und hinsichtlich vortheilhafter
                              									Dampferzeugung ausgezeichneten Apparat in allen Fällen, in welchen dessen Verwendung
                              									überhaupt angezeigt und zulässig ist, auch fernerhin ohne Bedenken anlegen können.
                              									(Vgl. 1877 226 461.)
                           
                              
                                 Gg.