| Titel: | Die gegenwärtige Lage der Sodaindustrie in England. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 465 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die gegenwärtige Lage der Sodaindustrie in
                           								England.
                        Die gegenwärtige Lage der Sodaindustrie in England.
                        
                     
                        
                           Vor der chemischen Section der British Association in
                              									Manchester hat A. Fletcher über das genannte Thema
                              									einen Vortrag gehalten, dessen in der Chemischen
                                       										Industrie, 1887 Bd. 10 S. 467 erschienenem Auszuge wir das Folgende
                              									entnehmen:
                           Es sind jetzt 100 Jahre verflossen, seit Nicolas Leblanc
                              									1787 seinen Sodaprozeſs ausarbeitete, welcher noch heute in fast unveränderter Weise
                              									ausgeführt wird. Alle Versuche bis 1866, das Leblanc-Verfahren durch andere Fabrikationsmethoden zu ersetzen, schlugen
                              									fehl, besonders seit die Sodafabrikanten durch die erste „Alcali Works Regulation Act“ von 1863 zu ihrem eigenen Vortheile
                              									gezwungen wurden, möglichst vollständige Condensation der Salzsäure einzuführen.
                              									Hierdurch, sowie durch die stetig wachsende Nachfrage nach Sodaproducten, erhielt
                              									auch die Fabrikation von Chlorkalk eine bedeutende Ausdehnung, aber man Ws die
                              									sauren Manganbrühen, sowie die nicht verwendbare Salzsäure in die natürlichen
                              									Wasserläufe abflieſsen. Aus den Klagen der Bewohner von St. Helens über die
                              									zunehmende Verunreinigung des Wassers im Sankey Brook und dem Wunsche, so viel
                              									werthvolles Mangan nicht verloren zu geben, entstand der Weldon-Prozeſs, welcher in den Jahren 1866
                              									bis 1869 in der Fabrik von Gamble and Sons in St.
                              									Helens ausgearbeitet und sogleich in einer gröſseren Anzahl von Fabriken eingeführt
                              									wurde (vgl. 1869 194 51). Um 1870 entstand noch ein
                              									zweiter Chlorprozeſs von Hurter und Deacon und zwei
                              									Jahre lang schwankten die Fabriken, welchem Verfahren sie den Vorzug geben sollten.
                              									Seit einem Vortrage von Deacon (1872) entschlossen sich
                              									manche Fabrikanten, beide Prozesse aufzunehmen. Die Chlorkalkpreise waren 1872 bis
                              									auf 18 Pfd. Sterl. für die Ton (= 360 Mark) gestiegen (vgl. 1870 198 227. 1871 199 * 272. 200 * 398. 201 354). Mit
                              									diesen beiden Erfindungen und seit dem Anwachsen des Ammoniaksodaprozesses im J.
                              									1866 stellten sich Verbesserungen des Leblanc-Prozesses
                              									in stets wachsender Zahl ein, so daſs gegenwärtig die Herstellungskosten von Soda
                              									und Chlorkalk nur noch halb soviel betragen wie 1861.
                           Von mechanischen Verbesserungen sind zu erwähnen: Der
                                 										rotirende Sodaofen. Derselbe wurde zuerst von Ellison und Rüssel vorgeschlagen, 1853 patentirt und in St. Helens
                              									probirt, aber wieder abgeschafft. Stevenson und
                                 										Williamson in Jarrow nahmen die Erfindung aber wieder auf und 1867 stellte
                              										Duffy im Sutton Alcali Work in St. Helens einen
                              									Revolverofen in Betrieb. Seitdem ist dieser Ofen von fast allen Sodafabrikanten
                              									angenommen und sind seine Dimensionen beständig vergröſsert worden (vgl.
                              									Riesendrehofen der Widnes Alcali Company S. 37 d. Bd.).
                              									Die mechanischen Soda-Calciniröfen von Shofield und von Mactear
                              									1875 und 1876. Die mechanischen Sulfatöfen von Johns und Walsh 1875, von Mactear und von Cammack und Walcker 1876.
                              									Neuerdings haben Black und Larkin einen neuen
                              									Muffelofen construirt (vgl. 1876 220 * 232. 288. 1877 224 200. 1885 257 161).
                           Aber auch die alten Handöfen sind in der Absicht verbessert, etwaiges Entweichen von
                              									Salzsäure nach dem Kamin zu verhindern, wie die Vorschläge von Gamble, Gaskell, Deacon und Comp. und Wigg zeigen. Auch die übrigen mechanischen Hilfsmittel
                              									für Vorbereitung und Bewegung der Rohmaterialien und Producte sind vervollkommnet
                              									worden.
                           Noch viel zahlreicher sind die chemischen Verbesserungen seit 1861. In dem Berichte
                              									von 1861 wurde gesagt, daſs „der Gay-Lussac-Thurm bei einem Preise von 12 Pfd.
                                 										Sterl. für 1t Chilisalpeter sich nicht bezahlt
                                 										machte,“ weil man die dazu nöthige starke Säure durch Eindampfen von
                              									schwacher Säure über freiem Feuer herstellen muſste. Glover errichtete seinen ersten Thurm im J. 1859, und damit kam auch der
                              									Gay-Lussac-Thurm wieder in allgemeinen Gebrauch. Hierbei ist man neuerdings
                              									ebenfalls zu sehr groſsen Dimensionen gelangt: Ein kürzlich in den Weston Works der
                              										Runcorn Soaf and Alcali Co. errichteter Gay-Lussac hat 6m,4 Durchmesser und 21m,34 Höhe. Ein anderer in den Globe Works, St. Helens hat 6m,1 Durchmesser und 18m,29 Höhe. Andere Fabrikanten haben vorgezogen, kleinere Gay-Lussacs, aber
                              									eine gröſsere Anzahl davon aufzustellen. Hierdurch wurde der Salpeterverbrauch von
                              									12 oder selbst 15 Proc. in 1861 herabgedrückt auf 2 bis 1,5 Proc. der verbrannten
                              									Schwefelmenge. Ja, manche Fabrikanten gaben denselben noch niedriger an.
                           Die Ausbeute an Schwefelsäure erreicht jetzt nahezu die theoretische Menge. Die
                              									austretenden Gase werden sorgfältig überwacht, in manchen Fabriken
                              									continuirlich.
                           In dem Bericht von 1861 ist mitgetheilt, daſs die Concentration der Schwefelsäure in
                              									Glasgefäſsen abgeschafft, und durch eine solche in Platinapparaten ersetzt wäre.
                              									Dies trifft nicht allgemein zu. In den gröſsten Fabriken wird allerdings Platin
                              									vorgezogen wegen Erspaniſs an Raum und Brennmaterial. In den kleineren Fabriken sind
                              									jedoch noch immer Glasgefäſse in Gebrauch. In einigen Fabriken wird die von Chance in Oldbury vorgeschlagene Einrichtung benutzt,
                              									in welcher Schwefelsäure durch eine terrassenförmig aufgestellte Reihe von
                              									Glasgefäſsen flieſst und aus dem untersten als concentrirte Säure gewonnen wird.
                           In dem Bericht von 1861 wird ein Verfahren der Patent Alkali Co. in St. Helens
                              									erwähnt, um Soda zu fabriciren durch Rösten von Pyrit mit Kochsalz. Es sollte sich
                              									dabei Salzsäure und Chlor bilden und ein Gemisch von Natriumsulfat und Eisenoxyd
                              									zurückbleiben. Dieser Prozeſs bezahlte sich aber nicht und wurde bald wieder
                              									aufgegeben. Die Idee desselben wurde aber von HendersonEnglische Patente von 1859 und 1860. wieder aufgenommen, um Kupfer
                              									haltige Kiesabbrände mit Kochsalz zu rösten, und das dabei in lösliche Form
                              									übergehende Kupfer durch Behandlung mit Wasser zu extrahiren. Dies Verfahren hat
                              									sich seitdem so ausgebreitet, daſs gegenwärtig über 12000t Kupfer im JahrFür die vorhergehenden Jahre vgl. Oesterreichische
                                       												Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1886 S. 742,
                              									danach gewonnen werden. Dieser Kupferextractionsprozeſs wurde durch Claudet1872 206 30. in glücklicher Weise durch
                              									ein Verfahren vervollständigt, um auch die kleinen Mengen von Silber und Gold zu
                              									gewinnen, welche sich neben dem Kupfer in vielen Pyriten, namentlich den
                              									portugiesischen, vorfinden. Auf diese Weise werden jetzt jährlich 11200k Silber und 94k
                              									Gold gewonnen. Die Gesammtmenge, welche nach diesem Prozeſs bis jetzt dargestellt
                              									worden ist, beläuft sich auf 85525k Silber und
                              										465k Gold.
                           Während der letzten 10 Jahre sind eine Reihe von kleinen Abänderungen für die
                              									Mischungsverhältnisse von Natriumsulfat, Kalkstein oder Kreide und Kohle für die
                              									Rohsodaschmelze in Vorschlag gebrachtBesonders zu erwähnen wären hier die Patente von Mactear, 1877 224 200 und von Pechiney und Weldon, 1879 231 337.
                              									worden, ohne jedoch die
                              									Vorschriften, welche Leblanc vor 100 Jahren gab,
                              									dadurch zu verlassen. Für die Behandlung der Rohsodalauge wurde 1879 eine erhebliche
                              									Neuerung durch Carey, Gaskell und Hurter eingeführt. Dieselben lassen die Rohsodalauge
                              									durch ein eisernes Spiralrohr flieſsen, dessen Temperatur auf 149° erhalten wird,
                              									Hierdurch wird das Natriumferrocyanür zerstört und das Eisen als Schwefeleisen
                              									abgeschieden. Aus dieser gereinigten Rohsodalauge scheidet sich das kohlensaure
                              									Natron in Form kleiner Krystalle mit 1 Aequivalent Krystallwasser aus, welches jetzt
                              									als „Krystall-Carbonat“ in den Handel kommt. Soda in dieser Form ist sehr
                              									geeignet zur Absorption von Kohlensäure, und wird daher mit Erfolg zur Fabrikation
                              									von Bicarbonat verwendet. Auf diese Weise kann Natriumbicarbonat direkt aus der
                              									Rohsoda innerhalb von 24 Stunden erzeugt werden, während nach dem früheren Verfahren
                              									ein Zeitraum von ungefähr 3 Monaten darüber verging.
                           Der Bericht von 1861 erwähnt ferner die Fabrikation von Aetznatron als eine ganz neue
                              									Errungenschaft von Dale in Warrington. Gegenwärtig
                              									werden jährlich 154000t producirt.
                           Derselbe Bericht führt endlich ein Verfahren von Gossage
                              									an, um Schwefel aus den Sodarückständen zu gewinnen, welches jedoch nicht
                              									erfolgreich war. Mit gröſserem Erfolge ist seitdem das Verfahren von Mond angewendet worden, durch welches jetzt jährlich
                              									etwa 3500t Schwefel erzeugt werden.
                           Im J. 1877 machte sich zuerst die Ammoniaksoda auf dem englischen Markt bemerkbar und
                              									hat seitdem eine solche Bedeutung gewonnen, daſs gegenwärtig 17,4 Proc. der
                              										GesammtsodaHasenclever, 1887 266
                                    											184 gibt 22 Proc. an. nach diesem Verfahren hergestellt werden.
                              									Die Firma Brunner, Mond und Co. producirt gegenwärtig
                              									in ihren beiden Fabriken Northwich, welche 1874 gegründet wurde, und Sandbuch
                              									zusammen etwa 80000t kohlensaures Natron im Jahr.
                              									Auſserdem sind noch 3 Firmen mit diesem Prozeſs beschäftigt.
                           Diesem Anwachsen der Ammoniaksodaproduction gegenüber muſsten sich die Leblanc-Sodafabrikanten mehr und mehr auf ihre
                              									Nebenproducte, also namentlich auf den Chlorkalk, stützen, denn das
                              									Ammoniakverfahren lieferte die Soda zu einem billigeren Gestehungspreise als das Leblanc-Verfahren. Mit um so gröſserem Interesse
                              									verfolgte man daher die Versuche, welche gemacht wurden, um in Verbindung mit dem
                              									Ammoniakprozeſs auch Chlor darzustellen. Es werden die Patente von Solvay1885 257 259., MondEnglisches Patent 8308 von 1886, 8622 und 10955 von 1887. Vgl. auch Journal Society Chemical Industry, Juni 1887
                                    											und Chemical Industry, August 1887 S.
                                    										293 und PechineyD. R. P. 34397 und 35227 und 1885 257
                                    										112. erwähnt. Dieser drohenden Gefahr gegenüber muſsten die Leblanc-Sodafabrikanten erneute Anstrengungen machen
                              										um ihre Neben- und
                              									Abfallprodukte besser zu verwerthen. Und hierzu ist in der That neuerdings Aussieht
                              									vorhanden. Fletcher hat hierbei hauptsächlich den neuen
                              									Prozeſs von Alexander ChanceMr. A. M. Chance hat sich weitere Mittheilungen
                                    											vorbehalten. Englisches latent 8666 von 1887. und von Partiell und Simpson1885 258 287. im Sinne.
                           Chance hat 1882 bis 1883 etwa 10000 Pfd. Sterl.
                              									aufgewandt, um Schaffner und Helbig's Prozeſs1883 249 33. im groſsen Maſsstabe
                              									auszuführen, muſste denselben aber, als ihm der Erfolg sicher zu sein schien,
                              									aufgeben, weil der Preis des Schwefels im Pyrit plötzlich um 50 Proc. herabgesetzt
                              									wurde. Seitdem hat Chance an einem anderen Verfahren
                              									gearbeitet: Er behandelt die Sodarückstände unter solchen Bedingungen von Temperatur
                              									und Druck mit Kohlensäure, daſs dieselben vollständig zersetzt werden, indem sich
                              									Schwefelwasserstoff und kohlensaurer Kalk bilden. Die Absorption der Kohlensäure ist
                              									so vollständig, daſs das Schwefelwasserstoffgas rein genug ist, um sofort durch
                              									vollständige Verbrennung zur Fabrikation von Schwefelsäure, oder durch partielle
                              									Verbrennung zur Fabrikation von Schwefel verwendet zu werden. Der erzeugte
                              									kohlensaure Kalk kann mehrere Male wieder gebraucht werden.
                           Parnell und Simpson behandeln die Sodarückstände mit der
                              									Chlorammoniumlauge der Ammoniaksodafabrikation. Reichlich 90 Proc. des
                              									Gesammtschwefels kann dabei als Schwefelammonium abdestillirt werden. Dasselbe wird
                              									in einem Solvay'schen Thurm durch Salzsoole absorbirt
                              									und durch Kohlensäure zersetzt, wobei Natriumbicarbonat und Schwefelwasserstoff
                              									entstehen. Bei diesem Verfahren tritt also Sodarückstand an die Stelle von Kalk, um
                              									das Ammoniak zu regeneriren, und man gewinnt nebenbei noch Schwefel.
                           Fletcher erwähnte ferner noch das Ammoniakverfahren von
                              										Carey, Gaskell und Hurter1885 257 * 253. Seit 1887 als zu kostspielig
                                    											aufgegeben., und betrachtet sodann den Einfluſs dieser
                              									verschiedenen Prozesse auf die unmittelbare Zukunft der Sodaindustrie.
                           Gegenwärtig werden in Groſsbritannien 713000t
                              									Kochsalz im Jahr zersetzt. Von der daraus zu erhaltenden Salzsäure gehen keine 2
                              									Proc., entsprechend 12000t Salz, verloren. Der
                              									ganze Rest wird zu Chlorproducten verarbeitet. Fletcher
                              									sieht daher den gegenwärtigen Chlorkalkpreis als den natürlichen an, der nicht
                              									dauernd herabgedrückt werden könne, selbst wenn der gegenwärtig bestehende
                              									Cartellverband der Fabrikanten aufgelöst werden sollte. Denn mehr Chlor als
                              									gegenwärtig könnte nicht fabricirt werden, ohne zugleich auch die Production von
                              									Sulfat zu vergröſsern, und diese findet bei dem jetzigen Preise schon mit einem
                              									Verlust statt.
                           Bei den gegenwärtig bestehenden chemischen Prozessen würden die Leblanc-Sodafabrikanten sogar noch einen weiteren Fall der Sodapreise
                              									ertragen können, weil dieselben sich durch Erhöhung des Chlorkalkpreises schadlos
                              									halten könnten. Nur wenn alle Fabrikanten einen Prozeſs anwenden sollten, durch
                              									welchen man für 1t Kochsalz mehr Chlorkalk
                              									fabriciren könnte als jetzt, würden sich – damit sich der Reingewinn ausgliche – die
                              									Productionen etwas verschieben: die Leblanc-Fabrikanten
                              									würden etwas weniger Soda, und die Ammoniaksodafabrikanten entsprechend mehr Soda
                              									erzeugen.
                           Der eigentliche Todeskampf der Leblanc-Sodaindustrie
                              									würde erst dann beginnen, wenn es gelänge, in Verbindung mit der
                              									Ammoniak-Sodafabrikation Chlorkalk billig herzustellen. Für die verschiedenen
                              									Prozesse, welche zu diesem Zwecke vorgeschlagen sind, kann man jetzt noch keine
                              									genauen Kostenberechnungen aufstellen, jedoch lassen sich einige allgemeine
                              									Anhaltspunkte gewinnen.
                           Der Hauptvortheil des Leblanc-Prozesses beruht in der
                              									enormen Leistungsfähigkeit des Rohsodaofens: Kein anderer Apparat kann in
                              									verhältniſsmäſsig so kleinem Raume so viel Soda erzeugen.
                           Die Quantitäten von Kohle, welche im Leblanc- und
                              									Ammoniakprozeſs verbraucht werden, verhalten sich wie 5 zu 3, aber die letztere
                              									Quantität umschlieſst nur diejenige Menge Kohle, welche für den eigentlichen
                              									Sodaprozeſs verbraucht wird, die noch kein Chlor producirt. Nun aber werden alle die
                              									vorgeschlagenen Chlorprozesse sicherlich ganz bedeutende Mengen von Kohle
                              									verbrauchen, und dadurch wird sich das Gleichgewicht zwischen beiden Sodaprozessen
                              									wieder herstellen.
                           Mond hat kürzlich einen Gaserzeuger construirt, welcher
                              									geeignet ist, die Ausgaben für Kohle überhaupt zu verringern. Derselbe gestattet, so
                              									viel Ammoniak zu sammeln, daſs fast die ganzen Kosten für die aufgewendete Kohle
                              									gedeckt werden, und liefert ein Gas, das keinen schwarzen Rauch erzeugt, und daher
                              									zu Fabrikationszwecken wohl geeignet ist. Mond hat es
                              										Fletcher ermöglicht, in seinem Bericht für 1886 als
                              									Chief-Inspector under the Alkali Works Regulations-Act die Resultate eines 6
                              									monatlichen ununterbrochenen Betriebes dieses Gaserzeugers mitzutheilen. Dieselben
                              									zeigen, daſs die Qualität des erhaltenen Ammoniaks doppelt so groſs ist als
                              									diejenige, welche in den gewöhnlichen Leuchtgasfabriken aus derselben Menge Kohle
                              									gewonnen wird.
                           Sollten schlieſslich die neuerdings vorgeschlagenen Verfahren zur Wiedergewinnung des
                              									Schwefels aus den Sodarückständen allgemeine Anwendung finden, so würden die
                              									Fabrikanten von Leblanc-Soda den Vortheil der Differenz
                              									zwischen dem Preise des reinen Schwefels, den sie verkaufen können und dem Preise
                              									des Schwefels in Form von Pyrit, den sie zu bezahlen haben, genieſsen. Der Preis des
                              									reinen Schwefels würde durch eine so vergröſserte Production nicht sinken können, da
                              									derselbe durch den Preis des sicilianischen Schwefels bestimmt wird. Gegenwärtig
                              									sind aber die sicilianischen Grubenbesitzer schon sehr nahe an ihrem niedrigsten Preise
                              									für Schwefel angelangt, so daſs ihnen nur noch ein kleiner Nutzen verbleibt.
                              									Auſserdem hat Weldon in seinem Vortrage von 1884
                              									nachgewiesen, daſs die Menge Schwefel, welche aus Sicilien exportirt wird, bei
                              									weitem die ganze Production aller Sodafabrikanten übertreffen würde.
                           Im Allgemeinen kann man also sagen, daſs der Ammoniakprozeſs Kochsalz (zum Theil als Soole), Kohlensäure, Kalk und eine
                              									kleine Menge Ammoniak, der vervollkommnete Leblanc-Sodaprozeſs Kochsalz, Kohlensäure, Kalk und eine kleine Menge
                              									Schwefel verbraucht. Doch wird im letzteren Prozesse nur halb so viel Kalk nöthig
                              									sein als im ersteren, weil diese Menge zweimal verwendet wird: im Rohsodaofen und
                              									als Sodarückstand in der Parnell-Simpson'schen
                              									Ammoniakcolonne.
                           Fletcher ist durch Herrn K. E.
                                 										Muspratt, Hon. Secretary der Alkali-Manufacturers Association in den Stand
                              									gesetzt, folgende Productionstabelle mitzutheilen:
                           Jährliche Production an Soda und Chlorkalk in Groſsbritannien in
                              									Tons. *
                           
                              
                                 Jahr
                                 Kochsalzzersetzt
                                 Soda von 48 Proc.Na2O
                                 Soda-krystalle
                                 Aetz-natron
                                 Chlor-kalk * * 
                                 Natrium-bicarbonat
                                 Total
                                 
                              
                                 Leblanc-Prozeſs
                                 Ammo-niak-Prozeſs
                                 
                              
                                 1877
                                 578201
                                 217556
                                   6220
                                 169769
                                   74663
                                 105529
                                 12109
                                 1164047
                                 
                              
                                 1878
                                 568542
                                 196876
                                 11116
                                 170872
                                   84612
                                 105044
                                 11756
                                 1148818
                                 
                              
                                 1879
                                 615287
                                 230683
                                 15526
                                 185319
                                   86511
                                 115290
                                 13083
                                 1126699
                                 
                              
                                 1880
                                 700016
                                 266093
                                 18800
                                 192926
                                 106384
                                 131606
                                 13539
                                 1429364
                                 
                              
                                 1881
                                 675099
                                 238687
                                 20400
                                 203773
                                 108310
                                 135826
                                 12853
                                 1394948
                                 
                              
                                 1882
                                 679935
                                 233213
                                 39000
                                 180846
                                 116864
                                 135170
                                 14115
                                 1399143
                                 
                              
                                 1883
                                 705732
                                 227284
                                 52750
                                 188678
                                 119929
                                 141868
                                 13609
                                 1452188
                                 
                              
                                 1884
                                 690502
                                 204072
                                 61480
                                 182567
                                 141639
                                 128651
                                 14576
                                 1423487
                                 
                              
                                 1885
                                 722472
                                 184597
                                 77530
                                 202705
                                 144954
                                 132761
                                 15179
                                 1480198
                                 
                              
                                 1886
                                 713112
                                 165782
                                 85000
                                 182379
                                 153884
                                 136234
                                 15083
                                 1454465
                                 
                              
                            * 1 Register Ton = 2cbm,8316.
                            * * Diese Zahlen umschlieſsen auch chlorsaures Kali, indem 5t Chlorkalk für 1t Kaliumchlorat gesetzt wurde. Gegenwärtig werden etwa 7000 Tons Chlorat
                              									im Jahr fabricirt.