| Titel: | Ueber die Herstellung des Weissbleches. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 481 | 
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                        Ueber die Herstellung des
                           								Weiſsbleches.
                        (Schluſs des Berichtes S. 9 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									24.
                        Ueber die Herstellung des Weiſsbleches.
                        
                     
                        
                           e) Theorie der Verzinnung.
                              								
                           Bevor wir zu den Versuchen zur Verbesserung des gebräuchlichen Verzinnverfahrens in
                              									5-Kesselherden übergehen, sei es gestattet, vorher einen Blick auf die Theorie der
                              									Verzinnung zu werfen. Zur Klärung derselben wurden vom Verfasser Bleche aus dem
                              									Grob-, Bürst-, Durchführ- und Walzkessel entnommen; aus dem Bürstkessel:
                              									ungebürstete und gebürstete Bleche; diese Bleche wurden auf die Beschaffenheit ihrer
                              									Verzinnung untersucht. Dabei wurden die Bleche in 1cm,5 breite Streifen geschnitten, geebnet und dann unter bei den einzelnen
                              									Blechstreifen relativ gleichem Druck unter einem belasteten Schabemesser
                              									hindurchgezogen. Die hierbei entfallenden Späne wurden auf ihren Eisengehalt
                              									analysirt. Dabei zeigte sich, daſs sich beim Verzinnen von Eisen zwischen beiden
                              									Metallen eine Legirung bildet, daſs aber dieselbe in Folge der verhältniſsmäſsig
                              									niedrigen Temperatur, bei welcher beide Metalle zusammentreten, eine nur ganz
                              									oberflächliche ist und daher nur eine äuſserst geringe Stärke hat (0mm,05 mit 0,03 Proc. Eisen). Sie genügt aber, um
                              									beide Metalle fest mit einander zu verbinden. Diese Legirung beider Metalle kann, da
                              									eine Lösung derselben in dem Zinnbade bezieh. eine Mehraufnahme von Zinn nicht
                              									eintritt (das Zinn eines 28 Tage in Gebrauch befindlichen Grobkessels enthielt nur
                              									0,03 Proc. Eisen), nur so viel Eisen aufnehmen bezieh. weiter in das Eisen
                              									eindringen, als sie flüssig ist. Erstarrt sie, was je nach der Temperatur bei einer
                              									Aufnahme bis zu 20 Proc. Eisen stattfindet, so hört eine weitere Aufnahme von Eisen
                              									auf. Da nun aber Späne mit mehr als 20 Proc. Eisen gefunden wurden (die von auſsen
                              									nach innen auf einander folgenden Späne enthielten z.B. beim Grobblech 0,03, 0,03,
                              									0,03, 0,03, 0,03, 11,30, 74,69, 97,01 Proc. Eisen), so kann nur angenommen werden,
                              									daſs das Zinn in die Poren des Eisens eindringt und die Wände derselben mit der
                              									Legirung überzieht, dagegen das zwischen den Poren stehende Eisen ungelöst läſst.
                              									Demnach bildet sich beim Eintauchen einer reinen Eisenfläche in geschmolzenes Zinn
                              									sofort eine oberflächliche Legirung, welche um so tiefer in das Eisen eindringt
                              									bezieh. um so mehr Eisen aufnimmt, je höher die Temperatur des Zinnes ist, und auf
                              									welcher eine reine Zinnschicht durch Kohäsion haftet. Ein Beweis hierfür ist u.a.
                              									das Aussehen eines gebürsteten Bleches unter dem Mikroskop. Eine Schluſsfolgerung
                              									hieraus ist, daſs die Stärke der Verzinnung von der Dauer des Eintauchens der Bleche
                              									in das Zinnbad nicht abhängt, Wohl aber hängt die Reinheit der Verzinnung von der
                              									Dauer des Eintauchens ab. Denn bei kurzbemessener Eintauchdauer haben die in den Poren des Eisens
                              									sitzenden Körper (Luft, Wasser-, Säure-Dämpfe, Krätze) nicht Zeit, aus den Poren
                              									trotz des sehr starken Auftriebes herauszutreten, damit das Zinn an ihre Stelle
                              									tritt. In Folge dessen sehen die Bleche körnig aus. Unter dem Mikroskop bemerkt man
                              									zahllose Erhöhungen und vulkanartige Gebilde. Reichen letztere bezieh. deren Krater
                              									bis auf die legirte Schicht, oder sogar bis auf das Eisen, so tritt ein baldiges
                              									Rosten des Bleches ein. Ebenso findet ein schnelles Rosten statt, wenn die unter den
                              									Erhöhungen befindlichen bis auf das Eisen reichenden Hohlräume bloſsgelegt werden,
                              									z.B. durch Verschleiſs der Zinndecke. Die vorerwähnten Gebilde treten aber ganz
                              									besonders bei aus dem Bürstkessel genommenem und dann gebürstetem Blech auf, weil
                              									durch das Bürsten jene Einschlüsse gelöst werden und dann an die Oberfläche treten,
                              									um beim Durchführen des Bleches abgespült zu werden. Dies ist der Grund, weshalb
                              									gebürstetes Blech immer glänzender und reiner ist als ungebürstetes. Alle Versuche
                              									der Engländer, die so roh erscheinende Handarbeit des Bürstens, welche den
                              									Verzinnungsprozeſs zu einem so umständlichen macht, fortzulassen oder durch eine
                              									andere mechanische Arbeit zu ersetzen, sind bis jetzt noch fehlgeschlagen. Das
                              									einzige Verfahren, was die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges vielleicht für sich
                              									hat, würde das mechanische Hin- und Herbewegen des Bleches im Zinn sein, wodurch das
                              									Zinn selbst das Bürsten übernähme. Inwieweit dies aber
                              									praktisch durchführbar ist, und ob das Verfahren von einem praktischen Erfolge
                              									überhaupt begleitet ist, läſst sich bis heute noch nicht feststellen.
                           Bezüglich des Walzens des fertigen Weiſsbleches im Walzkessel ist zu erwähnen, daſs
                              									dasselbe zur Regelung der Zinnstärke und zur Glättung der Zinnoberfläche dient.
                              									Regel ist, daſs die Walzen um so dünner verzinnt bezieh. um so stärker gegen
                              									einander gedrückt werden müssen, je schwächer der Zinnüberzug sein soll. Im Uebrigen
                              									muſs das Blech sofort eine Temperatur unter dem Schmelzpunkt des Zinnes erhalten,
                              									wenn es aus dem Fett des Walzkessels heraustritt. In Folge dessen muſs die
                              									Temperatur des letzteren nur etwas höher als der
                              									Schmelzpunkt des Zinnes liegen. Die auf jedem fertigen Weiſsblech bemerkbaren
                              									Punktstreifen rühren von auf den Walzen sich festsetzenden Unreinigkeiten, besonders
                              									Krätze her, weshalb für eine sorgfältige Reinhaltung der Walzen Sorge getragen
                              									werden muſs.
                           
                        
                           f) Verbesserungen des üblichen
                                 										Verzinn-Verfahrens.
                              								
                           Nach diesen Auslassungen über die Theorie der Verzinnung wenden wir uns wieder zu den
                              									Bestrebungen zur Verbesserung der 5-Kesselherde zurück. Dieselben fanden bis jetzt
                              									nur bei den Engländern Ausdruck; aber trotzdem dieselben unendliche Anstrengungen
                              									gemacht haben, ist es ihnen noch nicht gelungen, gute Glanzbleche anders als im
                              									5-Kesselherd zu erzeugen. Das Handbürsten hat sich bis jetzt, wie schon früher erwähnt wurde, noch
                              									durch keine andere Manipulation ersetzen lassen. Trotzdem läſst man es in England
                              									vielfach fort, wenn für den Export bestimmtes minderwerthiges Blech erzeugt wird.
                              									Die Folge hiervon war, daſs man die Zahl der Kessel in einem Herde verminderte. So findet man in England Verzinnherde mit 5, 4,
                              									3, 2 und nur 1 Kessel.
                           Ein ausgezeichnetes Beispiel für 1 kesselige Herde gibt der Taylor-Leyshon-Herd (vgl. 1885 256 * 59).
                              									Derselbe ist in England in einzelnen Hütten bis zu 20 Stück vertreten. Auch in
                              									Deutschland ist er in einigen Hütten in wenigen Exemplaren eingeführt. Aber er macht
                              									nur minderwerthige Bleche, welche keinen hohen Glanz haben und leicht rosten. In einem Herd können aber in 12 Stunden 35 bis 40 Kisten
                              									530 × 380mm Weiſsblech oder 45 bis 50 Kisten
                              									Mattblech erzeugt werden.
                           Eine sinnreiche Anordnung der Kessel, gewissermaſsen über einander, verdankt man den rastlosen englischen Erfindern Morewood und Rogers. Einen derartigen Herd zeigt Fig. 1 Taf. 24.
                              									Derselbe enthält vor allem den „Fetttrichter“
                              									F. (Eine besonders charakteristische Gestalt hat
                              									derselbe in Fig.
                                 										2 bei „h“.) Letzterer gestattet, an
                              									der Stelle, wo die Bleche in den Zinnkessel eintreten, eine hohe Fettschicht zu
                              									erhalten, während die Höhe der Fettschicht an den übrigen Stellen der Zinnoberfläche
                              									das gewöhnliche Maſs nicht zu übersteigen braucht; da das specifische Gewicht des
                              									Zinnes zu dem des Fettes sich ungefähr wie 8 : 1 verhält, so kann die im Trichter
                              									befindliche Fettsäule ungefähr 8mal höher sein, als die auſserhalb des Trichters
                              									stehende Zinnschicht, vermehrt um die niedrige, lediglich die Oxydation verhindernde
                              									Fettschicht, ohne daſs ein Austreten des Fettes unter den Rand der Wand K des Trichters zu befürchten wäre. Gleichzeitig hält
                              									man dadurch das schaumige, unreine Fett der Eintrittsstelle von dem der
                              									Austrittsstelle fern. Da an letzterer die Fettschicht gewöhnlich nur eine geringe
                              									Höhe hat, so kann man hier die Zinnasche leichter entfernen. Das im Trichter
                              									befindliche Fett wird durch die Berührung mit dem Metallbade an der unteren Oeffnung
                              									des Kastens F flüssig erhalten. Je groſser die Oeffnung
                              									ist, um so schneller findet die Temperaturausgleichung zwischen Fett und Zinn statt.
                              									Der Weg, welchen das Blech beim Durchgang durch den Fetttrichter zurücklegt, ist so
                              									lang, daſs man bei manchen Apparaten den Fettkessel als überflüssig ganz fortläſst.
                              									Die Durchgangsdauer kann durch die Anordnung von Walzen v geregelt werden.
                           Im Uebrigen besitzt der Herd Fig. 1 einen geheizten
                              									Fettkessel, welcher aber bei gröſserer Höhe von F auch
                              									fortbleiben kann, und daneben den Zinnkessel. Die Feuerungen sind wie gewöhnlich
                              									einrichtet. Der Zinnkessel hat im oberen Theil eine Scheidewand K, welche etwa 2 bis 3cm in das Zinnbad eintaucht und den oberen mit Fett gefüllten Kesseltheil
                              									in 2 Räume scheidet. Der rechts der Scheidewand K
                              									gelegene Theil dient als Fetttrichter; das unreinere Fett desselben steht mit dem reinen Fett des
                              									linken Raumes nicht in Verbindung. Am Fetttrichter ist ein zum Fettkessel führender
                              									Ueberlauf l, und im Zinnkessel sind ein Paar Walzen v und eine Hebevorrichtung cf angeordnet. Die Tröge T tauchen mit ihren
                              									unteren Enden etwas in das Zinn ein, sind im Uebrigen aber bis zum Rande von Fett
                              									umgeben. Die Arbeit geht in der Weise vor sich, daſs die im Fettkessel getrockneten
                              									und vorgewärmten Bleche einzeln zwischen die ganz im Fett liegenden Walzen v eingesteckt werden, diese führen sie nach unten und
                              									lassen sie endlich in das Zinnbad auf die Arme c
                              									fallen. Nunmehr drückt man den Hebel f nach unten,
                              									wirft dadurch das auf c stehende Blech auf die andere
                              									Seite gegen die Führungen a und hebt es zwischen die
                              									Trogwalzen. Zwischen diesen findet das Abquetschen des überschüssigen Zinnes und das
                              									Ueberziehen mit reinem Zinn, mit welchem die Tröge gefüllt sind, statt. Behufs
                              									Reinhaltung der zwischen den Trögen befindlichen Zinnoberfläche ordnet man an den
                              									Kopfwänden des Kessels kleine Vorherde z an, durch die
                              									man die Krätze mittels einer gebogenen Krücke abzieht. Fetttrichter und Trogwalzen
                              									der angegebenen Art findet man bei den meisten Herden mit weniger als 5 Kesseln und
                              									auch bei den Verzinnmaschinen. Unter letzteren versteht man Verzinnherde, bei
                              									welchen das Blech nicht auf und ab gehend durch das Zinn geführt wird, sondern in
                              									mehr horizontaler Richtung von Transportwalzen durch das Zinn gezogen wird. Die
                              									ebenfalls von Morewood und Rogers gemachte Erfindung
                              									datirt aus dem Jahre 1843 und ist seitdem erheblich ausgebildet worden.
                           Ein neuerer Herd dieser Art ist in Fig. 2 Taf. 24 abgebildet.
                              									Er enthält Fett-, Grob-, Durchführ- und Walzkessel in einem einzigen Kessel
                              									vereinigt. Der bis 2m lange und 1m breite Kessel ist durch einen Kanal a in 2 Hauptabtheilungen geschieden, die in Folge der
                              									unter a angeordneten Einbiegung des Kesselbodens durch
                              									eine nur enge Oeffnung in Verbindung stehen. Beide Abtheilungen haben besondere
                              									Feuerungen, deren beide Feuerthüren auf einer Langseite des Kessels liegen. Der Zug
                              									jeder Feuerung geht einmal quer unter dem Boden, dann ein kurzes Stück an der
                              									Längswand hin und kehrt quer unter dem Boden wieder zurück, um in die Esse zu
                              									entweichen. Die Feuerung rechts wird aber nur beim Inbetriebsetzen des Herdes
                              									benutzt. Ist das Zinn im Kessel durch beide Feuerungen auf die erforderliche
                              									Temperatur gebracht, so benutzt man nur die linke Feuerung, so daſs dann der linke
                              									Kesseltheil auf einer höheren Temperatur erhalten wird, als der rechte. Zur Regelung
                              									der Hitze dienen die Kanäle a und b, durch welche man eben so wohl wie durch die rechte
                              									Feuerung nach Bedarf kalte Luft strömen läſst. In dem Kessel sind 3 Paar Lagerböcke
                              										c, d, e eingesetzt, welche die gleich groſsen und
                              									mit gleicher Geschwindigkeit angetriebenen 5 Walzenpaare aufnehmen. Zur Führung der
                              									Bleche von einem Walzenpaar zum anderen dienen die an den Lagerböcken angegossenen Rippen r. Die Einstellung der Walzen geschieht durch
                              									Schrauben, der Antrieb durch die Zahnräder s, t unter
                              									Einschaltung von Zwischenrädern passender Gröſse. Der Fetttrichter h, dessen untere Oeffnung, um eine zu hohe Erhitzung
                              									des Inhaltes zu vermeiden, nur schmal ist, ist mit einem Gemisch von Harz (67
                              									G.-Th.), Talg (23 G.-Th.) und Palmfett (10 G.-Th.) gefüllt. In dem Trichter sind 3
                              									feste Führungen angeordnet, zwischen denen je 2 um o
                              									drehbare federnde Führungen p liegen. Zwischen diesen
                              									und den festen Führungen wird je ein Blech eingesetzt und werden diese in bestimmter
                              									Reihenfolge nach einander dadurch in das Zinnbad hinabgelassen, daſs man die
                              									betreffenden Führungen etwas zur Seite drückt, so daſs die unteren Enden derselben
                              									den Mund des Trichters freigeben. Die leere Abtheilung wird dann sofort wieder mit
                              									einem neuen Blech besetzt. Die Bleche bleiben bei diesem Verfahren längere Zeit in
                              									dem heiſsen Fett und haben so Gelegenheit zu trocknen und vorgewärmt zu werden. Der
                              									mit Fett gefüllte Walzkessel f enthält 3 Paar Walzen,
                              									von denen das oberste Paar in Trögen mit reinstem Zinn gelagert ist. Die Einstellung
                              									der Trogwalzen erfolgt durch Federhebel, die der unteren Walzen durch
                              									gemeinschaftliche Federn t, welche durch Schrauben g direkt angespannt werden. Die Walzen werden durch
                              									Zahn- oder Schneckenräder umgedreht. In letzterem Falle haben die linken Walzen
                              									Schneckenräder, in welche eine gemeinschaftliche, senkrecht stehende Schneckenwelle
                              									eingreift. Bei allen Walzen liegen die Zahnräder auſserhalb der Lagerböcke, und zwar
                              									die Räder, welche ein Walzenpaar unter sich treiben, auf der einen, die übrigen
                              									Räder auf der anderen Seite. Fällt aus dem Fetttrichter h ein Blech zwischen die obersten Walzen, oder wird dasselbe durch ein
                              									darauf gesetztes Blech zwischen dieselben gestoſsen, so fassen diese es und führen
                              									es weiter durch das Metall hindurch, welches im Hauptkessel bis über die obersten
                              									Walzen steht, so daſs diese frei von Krätze bleiben. In dem linken hocherhitzten
                              									Kesseltheil (welcher dem Grobkessel entspricht) überziehen sich die Bleche mit
                              									Metall und gelangen dann in den nicht so heiſsen rechten Raum, welcher bezüglich der
                              									Temperatur dem Durchführkessel entspricht. Dem Bleche auf der oberen Seite etwa
                              									anhaftende Aschetheilchen können hier nach oben steigen und werden durch die
                              									schrägen Flächen des Kanales b vom Eintritt in den
                              									Walzkessel f abgehalten. Die Temperatur in letzterem
                              									ist am niedrigsten und entspricht der des Walzkessels der gewöhnlichen Verzinnherde.
                              									Im Walzkessel wird durch die 4 unteren Walzen der Ueberzug geregelt und dann dem
                              									Blech durch die beiden obersten Walzen eine glänzende Verzinnung gegeben. Bei dieser
                              									Maschine fehlt aber das Bürsten und sie kann deshalb nur minderwerthige Bleche
                              									geben. Zur Herstellung von Mattblech wird sie aber in England vielfach verwandt.
                           Eine neueste Verzinnmaschine ist diejenige der Duffryn-Werke bei Swansea (Fig.
                                 										3 und 4 Taf. 24, vgl. auch * D. R. P. Kl. 7 Nr. 38158 vom 18. März 1886 von D. Edwards, E. Lewis und Ph. Jones in Duffryn Iron and
                              									Tin Plate Works bei Swansea). Der obere Theil des Zinnkessels ist durch eine
                              									Scheidewand a in 2 Abtheilungen geschieden. In der
                              									linken ist ein Fetttrichter b mit 4 Paar Glättwalzen
                              									angeordnet. Um das darin befindliche Fett leicht höher erhitzen oder abkühlen zu
                              									können, steht der um 3 Seiten des Trichters geführte Zug c durch eine Wechselklappe (bei d) sowohl mit
                              									der Hauptfeuerung als auch mit einer nach auſsen führenden Oeffnung in Verbindung,
                              									so daſs der Fetttrichter entweder von heiſsen Gasen oder kalter Luft umzogen wird.
                              									Die Detaileinrichtung des Walzenkessels ist aus den Skizzen zu ersehen. An der
                              									unteren Seite desselben ist eine schräge Wand e
                              									befestigt, welche bis auf den Boden des Kessels reicht. In der rechten Abtheilung
                              									sind an der Stange f 2 senkrechte Wände g derart aufgehängt, daſs sie mit ihren horizontalen
                              									Flanschen auf den Rändern des Kessels aufliegen. Auf den einander zugekehrten
                              									Flächen der Wände g sind gebogene Führungsrippen h angeordnet, deren Zwischenräume sich nach links
                              									verjüngen und nahezu in die Richtung der schrägen Wand e bezieh. der Walzenmittellinie auslaufen. Der Kessel wird bis etwas über
                              									(das unterste Walzenpaar mit Zinn, im Uebrigen aber mit Palmfett gefüllt. Hat das
                              									Bad die erforderliche Temperatur, so steckt man ein Blech zwischen die vordersten
                              									Führungsrippen h der Wände g und stöſst es mit der Zange bis an die Wand e vor. Das Blech liegt dann ganz im Zinn. In derselben Weise füllt man die
                              									übrigen Führungen h mit im Ganzen 7 Blechen. Ist dies
                              									geschehen, so stöſst man das erste Blech vor, bis seine linke Kante, von der
                              									schrägen Wand e geführt, zwischen die untersten
                              									Glättwalzen gelangt und von diesen erfaſst wird. Während dieses Blech durchgewalzt
                              									wird, setzt man ein neues Blech an die leere Stelle und stöſst dann das zweite Blech
                              									zwischen die Walzen u.s.f. Der ununterbrochene Betrieb ist also gewahrt und trotzdem
                              									ein längerer Aufenthalt der Bleche im Zinnbade erreicht. Behufs Verzinnung schmaler
                              									Bleche verstellt man die Wände g nach innen. Ob sich
                              									die Maschine praktisch bewährt, ist noch nicht näher bekannt geworden.
                           Es erübrigt nun noch die Erwähnung der Massen-Verzinn-Maschinen. Dieselben bezwecken
                              									die gleichzeitige Verzinnung einer groſsen Masse Bleche, die dann in irgend welchen
                              									anderen Herden ohne Fett-, Grob-, Bürst- und Durchführkessel, die also nur einen
                              									Walzkessel besitzen, weiter behandelt bezieh. fertig gestellt werden können.
                           Das interessanteste Beispiel dieser Art ist die Maschine von Madge und Jenkins (Englisches Patent Nr. 954 vom Jahre 1871). Die Maschine
                              										Fig. 5 und
                              										6 Taf. 24
                              									hat einen halbkreisförmigen Zinnkessel, bestehend aus einem äuſseren Halbkreismantel
                              										a, den beiden flachen Seiten b und dem inneren Halbkreismantel c, in welchem sich um eine horizontale Mittellinie eine
                              									Trommel d dreht. Dieselbe wird aus 2 Ringscheiben gebildet, die durch
                              									Bolzen e mit einander verbunden sind. Die Trommel wird
                              									von Rollen f geführt und von der Schnecke g, welche in eine Kronenverzahnung der Trommel
                              									eingreift, angetrieben. In den beiden Wänden der Trommel d sind Ausschnitte h mit gezahnten Rändern
                              									angeordnet, in welche die Bleche, während sich die betreffenden Ausschnitte
                              									auſserhalb des Zinnbades befinden, von der Seite eingeschoben werden. Die Bleche
                              									verbleiben bei der ununterbrochenen Umdrehung der Trommel eine bestimmte, von der
                              									Schnelligkeit der Umdrehung abhängende Zeit im Zinnbade und werden beim Verlassen
                              									des Bades von der Seite herausgenommen. Die Kanäle i
                              									sind zur Einführung von Zinnbarren in das Bad bestimmt. Auch über diese Maschine
                              									sind praktische Ergebnisse nicht zu erlangen gewesen.
                           Nochmals muſs aber hier hervorgehoben werden, daſs mit allen diesen Apparaten und
                              									Maschinen Glanzbleche nicht erzeugt werden können. Sie sind in England allerdings
                              									stellenweise in Gebrauch, aber fast nur zur Erzeugung von minderwerthigen
                              									Exportblechen. Gute Glanzbleche werden immer in dem alten 5-Kesselherd erzeugt.
                           
                        
                           g) Das Putzen des Weiſsbleches.
                              								
                           Da die Bleche beim Verzinnen mit Fett in Berührung kommen, so sind sie nach der
                              									Verzinnung ausnahmslos mit Fett überzogen, welches bei Glanzblechen möglichst
                              									beseitigt werden muſs. Hierzu benutzt man Kleie, Kalk oder Sägemehl, in welche die
                              									Bleche noch warm wiederholt eingesteckt werden, so daſs alle Punkte des Bleches
                              									damit in Berührung kommen. Die genannten Stoffe saugen das in Folge der Wärme der
                              									Bleche noch flüssige Fett auf; sind die Stoffe vollgesogen. so sind sie verbraucht
                              									und müssen durch frische Stoffe ersetzt werden. Von denselben empfiehlt sich am
                              									meisten die Kleie, weil sie am wenigsten nachtheilig für die Gesundheit der Arbeiter
                              									ist und weil sich die verbrauchte Kleie als Viehfutter wohl verwenden läſst,
                              									wenigstens bekommt den Schweinen das in der Kleie enthaltene Palmfett ganz gut. Ganz
                              									zu verwerfen ist das Putzen mit zu Pulver gelöschtem Kalk wegen des starken Staubes,
                              									welchen derselbe verursacht und die Athmungs- und Sehorgane der Arbeiter ganz
                              									erheblich angreift. Obschon dieser schädliche Einfluſs auch den anderen Stoffen
                              									innewohnt, so ist doch der Grad der Schädlichkeit ein bedeutend geringerer, wenn sie
                              									auch immer noch vorhanden ist.
                           In England ist man schon seit Langem bestrebt gewesen, die Handarbeit durch Maschinen
                              									zu ersetzen, bis jetzt aber noch ohne Erfolg. Zwar wird jedes Jahr von einer oder
                              									der anderen englischen Maschinenfabrik behauptet, sie habe eine praktische
                              									Weiſsblech-Putzmaschine erfunden, bis jetzt hat sich aber noch immer erwiesen, daſs
                              									dies nicht der Fall war. In englischen Patenten sind viele Maschinen bereits
                              									beschrieben; da sie in Deutschland noch gar nicht bekannt sind, so möge hier die kurze Beschreibung
                              									einiger derselben folgen. Die meisten Maschinen besitzen Förderwalzen, welche die
                              									Bleche den Putzorganen zuführen bezieh. sie aus denselben heraus befördern. Die
                              									Walzen bestehen aus Holz oder Eisen und sind mit irgend einem weichen Stoff, Leder,
                              									Filz, Kautschuk, überzogen, um die Bleche nicht zu beschädigen und um dieselben
                              									leichter und fester fassen zu können. Als Putzorgane dienen feststehende Bürsten,
                              									rotirende Bürsten walzen und gegen einander bewegte Flächen, welchen das
                              									Putzmaterial, Kleie, auf irgend eine Weise zugeführt wird, oder genuthete Walzen,
                              									welche in dem Putzmaterial rotiren und dabei letzteres in den Nuthen mitnehmen und
                              									gegen die Bleche drücken. Einige, und zwar die besseren Maschinen besitzen besondere
                              									Putzorgane überhaupt nicht und ahmen dann die Handarbeit nach, indem sie die Bleche
                              									durch das Putzmaterial, welches ruht oder eine rüttelnde Bewegung macht, wie bei der
                              									Handarbeit hindurchführen. Die Anwendung von Bürsten irgend welcher Form und von
                              									gegen einander reibenden Flächen (Filz, Schaffell, Leder u.s.w.) zum Putzen in
                              									Maschinen ist aber ganz zu verwerfen. Ihre Wirkung nimmt in demselben Maſse ab, wie
                              									die Räume zwischen den Borsten, Haaren und die Poren sich mit Fett und Kleie
                              									verstopfen – verschmieren. Ist dies aber eingetreten, so hört jede putzende Wirkung
                              									auf. Die beste aller Maschinen ist die in Fig. 7 Taf. 24 skizzirte
                              									(vgl. Englisches Patent Nr. 4264 vom Jahre 1877). Sie besitzt einen zwischen 2
                              									Förderwalzenpaaren a durch eine Kurbel Vorrichtung
                              									geradlinig hin und her geschobenen Kleienkasten b mit
                              									Schlitzen an den Längsseiten. Die Länge derselben muſs gleich der Breite des Bleches
                              									sein, vermehrt um die Länge des vom Kasten zurückgelegten Weges. Die Bleche werden
                              									von den Förderwalzen durch die Kleie hindurchgeführt, während diese sich mit dem
                              									Kasten hin und her bewegt. Dadurch, daſs man die Drehgeschwindigkeit der Walzen oder
                              									die der Kurbel ändert, kann man die Länge des von den Blechen in der Kleie
                              									zurückgelegten Weges beliebig ändern. Die Kleie drückt auf die Bleche von oben in
                              									Folge ihrer Schwere, und von unten in Folge der lebendigen Kraft, welche die Kleie
                              									bei der Umkehr der Bewegung des Kastens nach allen Seiten, also auch von unten nach
                              									oben, zusammendrückt. Dabei findet, während kein Blech durch den Kasten geht, ein
                              									Durcheinanderrütteln der Kleie statt, so daſs die ganz Masse der Kleie gleichmäſsig
                              									verbraucht wird und immer wieder neue Kleietheilchen mit den Blechen in Berührung
                              									kommen. Sollte es sich herausstellen, daſs die Bleche schon zu kalt sind, ehe sie
                              									mit der Kleie in Berührung kommen, so könnte man vielleicht die Kleie durch
                              									eingelegte Dampfschlangen erwärmen. Die Bewegung des Kastens geschieht am besten
                              									ruckweise. Es lohnte sich der Mühe mit der Maschine, die in Deutschland nicht
                              									patentirt ist, hier Versuche zu machen. Bei der Einfachheit des Gegenstandes können
                              									dieselben viel Geld nicht kosten.
                           
                        
                           
                           h) Allgemeines.
                              								
                           Zuweilen wird das fertige Weiſsblech zwischen Hartguſswalzen kalt einmal
                              									durchgewalzt, um ihm eine besonders glänzende Oberfläche zu geben. Es geschieht dies
                              									besonders bei Blechen, welche nachher mit Nickel, Messing, Bronze auf galvanischem
                              									Wege überzogen werden.
                           Das Verpacken der Bleche geschieht in Weidenholzkisten. Eisenblechkisten haben sich
                              									in England nicht bewährt. Die Holzkisten erhalten die Bezeichnung der Bleche
                              									aufgebrannt. Für letztere sind der Ursprung der Schwarzbleche, die Zusammensetzung,
                              									das Aeuſsere, die Stärke der Verzinnung und die Stärke und Gröſse der Bleche
                              									maſsgebend. Die Zeichen, welche in den einzelnen Ländern üblich sind, sind aber so
                              									verschieden, daſs es ganz unmöglich ist, allgemein gültige Grundsätze für die
                              									Klassificirung aufzustellen. Die beste Bezeichnung scheint diejenige zu sein, welche
                              									die Widerstandsfähigkeit der Bleche gegen gewisse Bearbeitungsverfahren (Umbiegen,
                              									Falzen, Stanzen, Pressen, Ziehpressen), die Stärke und das Aussehen der Verzinnung
                              									enthält. Die ersten Vorschläge in dieser Richtung sind von den Amerikanern
                              									ausgegangen. Ob die von Stercken vorgeschlagenen
                              									Verbesserungen der Vorschläge sich in dem internationalen Verkehr einbürgern, muſs
                              									abgewartet werden. Nach Lage der Sache scheint wenig Aussicht dazu vorhanden zu
                              									sein.
                           Die Erzeugungskosten des Weiſsbleches sind in Oesterreich und Frankreich höher als in
                              									Deutschland, in letzterem aber höher als in England. Letzteres ist eben durch die
                              									kolossale Massenfabrikation minderwerthigen Bleches im Vortheil, der sogar die um 25
                              									Proc. höheren Arbeitslöhne mehr wie aufwiegt. Denn der Verkaufspreis des deutschen
                              									Bleches ist um 20 Proc. höher als derjenige des englischen Bleches.
                           Ueber die Verwendung des Weiſsbleches ist, weil sie allgemein bekannt ist, nichts
                              									weiter zu sagen. Daſs aber dieselbe in Amerika um so viel gröſser ist als in Europa,
                              									hat darin seinen Grund, daſs drüben ganz kolossale Mengen Weiſsblechgeschirre für
                              									die Einwanderer, für die groſsen Fleisch-, Pflanzen- und Frucht-Conservefabriken,
                              									für die Petroleum-Industrie und zum Eindecken von Dächern verwandt werden. Dieser
                              									Verbrauch wird in Europa und auch in keinem anderen Lande jemals erreicht werden,
                              									wenn er auch hier zu Lande fortwährend steigt.
                           In England waren im J. 1750 4 und im J. 1880 106 Weiſsblechwerke mit 400 Walzwerken
                              									vorhanden. Dieselben haben in den letzten Jahren eine solche Ueberproduction
                              									bewirkt, daſs der englische Weiſsblechmarkt augenblicklich schwer daniederliegt. In
                              									Amerika ist, trotzdem es der gröſste Verbraucher von Weiſsblech ist, bis jetzt noch
                              									keine Weiſsblechindustrie vorhanden- es ist dies die Folge des niedrigen
                              									Eingangszolles, gegen welchen die hohen Arbeitslöhne nicht ankommen können.
                              									Deutschland hat 5, Oesterreich 8 und Frankreich 14 Weiſsblechfabriken. Ganz neuerdings ist auch in
                              									Ruſsland (Warschau) eine Weiſsblechfabrik gegründet worden.
                           
                              
                                 Es betrugen
                                 die Production
                                 Ausfuhr und
                                 Einfuhr
                                 
                              
                                 im J. 1885
                                 in t à 1000k
                                 in t à 1000k
                                 in t à 1000k
                                 
                              
                                     in Deutschland
                                   13258
                                       186
                                 5989
                                 
                              
                                     in England
                                 417450
                                 297728
                                 –
                                 
                              
                                     in Oesterreich
                                     3510
                                 ?
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                                     in Frankreich
                                   17280
                                 ?
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                           Die Zukunft der deutschen Weiſsblechindustrie ist im Hinblick auf das ausgezeichnete
                              									Material, welches die deutschen Fabriken im basischen Fluſseisen besitzen und auf
                              									die verhältniſsmäſsig billigen Arbeitslöhne, eine hoffnungsreiche, wenn es gelingt,
                              									die deutschen Eisenbahnen zu einer Frachtermäſsigung zu bewegen. Dieselbe müſste von
                              									den Productionsorten (Letmathe, Arnsberg, Neuwied, Dillingen, Hayingen) bis zu
                              									denjenigen an schiffbaren Flüssen gelegenen Orten und bis zu deutschen Hafenplätzen
                              									eintreten, in welchen das deutsche Blech in Folge des jetzt erforderlichen
                              									Eisenbahnfrachtzuschlages mit dem englischen Fabrikat nicht mehr concurriren kann.
                              									Hierdurch würde es möglich sein, das englische Blech gänzlich vom deutschen Markt zu
                              									verdrängen und die heimische Industrie direkt zu heben. Ob diese dann im Stande ist,
                              									auf dem Weltmarkte neben England aufzutreten, hängt von der weiteren Entwickelung
                              									der Industrie in beiden Ländern und auch in Amerika ab.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
