| Titel: | Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C. Engler. | 
| Autor: | C. Engler | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 507 | 
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                        Die deutschen Erdöle; von Prof. Dr. C.
                              								Engler.
                        (Auszug aus der vom Verein zur Beförderung des
                           								Gewerbfleiſses [Berlin] gekrönten Preisschrift.)
                        Mit Abbildung.
                        Engler, über die deutschen Erdöle.
                        
                     
                        
                           In Deutschland sind 3 Gebiete zu unterscheiden, auf welchen das Erdöl in solchen
                              									Mengen vorkommt, daſs sich dessen Ausbeutung in gröſserem Maſsstabe lohnt. Das eine,
                              									das sogen. hannoverische, erstreckt sich, selbstverständlich mit Unterbrechungen und
                              									Abzweigungen in nördlicher und südlicher Richtung, über die fast gerade Linie von
                              									Verden über Wietze, mit Steinförde, Hänigsen, mit Edemissen und Oedesse (Oelheim)
                              									bis in die Nähe der Stadt Braunschweig, mit einer Seitenlinie, welche von Limmer bei
                              									Hannover ausgeht und sich ebenfalls in der Richtung nach Braunschweig fortsetzt, mit
                              									Vorkommen bei Sehnde, Oberg und Oelsburg.
                           Im Elsaſs haben wir das kleinere oberelsässische Vorkommen im Illthale bei Altkirch
                              									zu unterscheiden von demjenigen des Unterelsaſs, welches, von der Umgebung Hagenau's
                              									ausgehend, über Wörth, Pechelbronn, Lobsan, Schwabweiler und wieder nach Hagenau
                              									zurück, ein ziemlich ausgedehntes Oelgebiet mit sehr reichhaltigen Aufschlüssen zu
                              									Pechelbronn, neuerdings auch bei Biblisheim (bei Wörth) und Ohlungen (bei Hagenau),
                              									umschlieſst. Mehrere sporadische Vorkommen des Elsaſs, so die von Mutzig und
                              									Molsheim, St. Pilt bei Schlettstadt u.a. markiren die Verbindung der beiden
                              									elsässischen Lager.
                           Nennenswerthe und für praktische Ausbeutung in Betracht kommende Mengen von Erdöl
                              									finden sich auſserdem nur noch an der Westseite des Tegernsees, ohne daſs jedoch für
                              									dieses Lager eine gröſsere Ausdehnung mit Sicherheit hätte festgestellt werden
                              									können.
                           Die Ausbeutung des Erdöles geschah früher, wenn es nicht wie bei Tegernsee von selbst
                              									an die Erdoberfläche trat, auf sehr primitive Weise durch Anlage von Gruben
                              									(Theer-Kuhlen, Fettlöcher), in denen man dasselbe sich ansammeln lieſs und dann
                              									ausschöpfte, oder indem man bloſs theerhaltigen Sand auswarf, um aus diesem über Tag
                              									mit oder ohne Wasser das Oel auszulösen und auszuschmelzen. Erst verhältniſsmäſsig
                              									spät ging man, und zwar in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Elsaſs, zu dem
                              									Tiefbauschachtbetrieb über. Zu einer rationelleren Ausbeutung durch Bohrungen und zur
                              									Verarbeitung des Erdöles im Groſsbetrieb auf Leuchtöl wurde jedoch in Deutschland,
                              									ebenso wie in allen übrigen europäischen Staaten, welche Erdölvorkommen aufweisen,
                              									erst geschritten, nachdem man in Amerika mit der Gewinnung und Verwerthung des
                              									pennsylvanischen Erdöles zu so überraschenden und glänzenden Resultaten gelangt war,
                              									also etwa vom Jahre 1859 an. Von da ab wurde zuerst im Hannoverischen, bald darauf
                              									auch im Elsaſs und später bei Tegernsee mit mehr oder weniger Glück gebohrt und noch
                              									jetzt sind allerwärts Bohrgesellschaften in Thätigkeit, um die vorhandenen
                              									Lagerstätten zu erschlieſsen.
                           In Bezug auf Ergiebigkeit ist das Erdöllager des Elsaſs zur Zeit unter den deutschen
                              									unstreitig das bedeutendste. Gegenüber dem zwar ausgedehnteren hannoverischen
                              									zeichnet sich dasselbe insbesondere durch sehr kräftige Springquellen (bei
                              									Pechelbronn) aus, und die heutige durchschnittliche Tagesproduction darf zu etwa 150
                              									bis 160 Barrels angenommen werden. Bei Oelheim werden nur etwa 50 bis 60 Faſs, durch
                              									die neue Quelle bei Wietze etwa 10 Faſs (zu Anfang 30 Faſs) gefördert und Tegernsee
                              									hat gerade jetzt keine nennenswerthe Production, was jedoch nicht ausschlieſst, daſs
                              									dortige Bohrungen noch bessere Resultate als bisher ergeben.
                           
                        
                           
                              Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Erdöle,
                                 										insbesondere der deutschen.
                              
                           
                              I. Die physikalischen
                                    											Eigenschaften.
                              Die Erdöle verschiedener Fundstätten weisen in Bezug auf ihre physikalischen
                                 										Eigenschaften groſse Verschiedenheiten auf. So schwanken die specifischen Gewichte der bis jetzt aufgefundenen
                                 										Rohöle in den weiten Grenzen von 0,765 bis 0,970. Die pennsylvanischen sind im
                                 										Allgemeinen die leichtesten, doch geht auch bei diesen das specifische Gewicht
                                 										von 0,785 bis auf 0,936 in die Höhe.Höfer, Bericht über die Weltausstellung in
                                          													Philadelphia 1874. Von den bekannteren Erdölen
                                 										folgen alsdann die galizischen, welche durchschnittlich innerhalb der Grenzen
                                 										von 0,799 bis 0,902 sich halten.Nawratil 1882 246
                                       												328. 424. Die im J. 1885 auf den Oelfeldern bei Baku
                                 										geförderten Oele zeigten auf dem Gebiete von Balakhani-Sabuntschi 0,850 bis
                                 										0,885, auf dem Gebiete von Bibi-Eybat 0,855 bis 0,958 spec. Gew.,Engler 1886 260
                                       												433. doch findet man auch hier gröſsere Schwankungen, von
                                 										0,7852 bei einem hellen Rohöl von SurakhaniVictor Ragosin, „Naphta und
                                             														Naphta-Industrie,“ St. Petersburg, 1884. S.
                                       											124. bis 0,9405 bei einem dicken schwarzen Oel;ibid. S. 115 (Tabelle). ein
                                 										schweres Oel des Kuban-Distriktes zeigte nach G.
                                    											KrämerSitzungs-Bericht des Vereins zur Beförderung des
                                          													Gewerbfleißes 1885. S. 294. 0,930 spec. Gew. Das bis
                                 										jetzt gefundene höchste specifische Gewicht zeigt das Erdöl der Terra di
                                 											LavoroEngler 1850 250
                                       												316. mit 0,970, sowie die schwerste Sorte des Pechelbronner Erdöles
                                 										(Elsaſs), dessen Dichte nach Le BelComptes rendus 78 S. 499.
                                 										ebenfalls bis auf 0,97 steigt.
                              Von den deutschen Erdölen zeigt dasjenige von Tegernsee nach G. Krämera. a. O. S. 294. das spec. Gew. 0,712, das zur Zeit auf den
                                 										Feldern von Oelheim gewonnene und vorkommende nach Engler 0,895 bis 0,915, steigt jedoch in dem Vorkommen bei Wietzeibid. S. 291. bis auf 0,944. Das
                                 										elsässische Oel der Springquellen von Pechelbronn schwankt zwischen 0,878 bis
                                 										0,907, aus dem dortigen Schachtbetrieb zwischen 0,950 bis 0,970.
                              Betrachten wir das specifische Gewicht der einzelnen Fractionen, so steigt im
                                 										Allgemeinen bei Oelen gleicher Fundstätten die Dichte entsprechend dem
                                 										Siedepunkt. Doch darf diese fast noch allgemein als richtig angenommene Regel
                                 										nicht mehr in allen Fällen als zutreffend betrachtet werden, seitdem es MendelejeffWagner's Jahresbericht, 1883 S.
                                       											1258. gelungen ist, zweifellose Abweichungen davon zu
                                 										constatiren. Derselbe fand bei einem kaukasischen Oele das specifische Gewicht
                                 										der Fraction 56° zu 0,675, der Fraction 62° aber zu 0,672; ferner der Fraction
                                 										100° zu 0,7609 und der Fraction 110° zu 0,7539 u.s.w. Auch ein amerikanisches
                                 										Oel ergab in seiner Fraction 80° ein specifisches Gewicht von 0,7347, Fraction
                                 										92° aber 0,7069. Dann fand wieder ein Steigen statt bis 104° mit 0,7543, alsdann
                                 										Sinken bis auf 0,7270 bei 115 bis 117° Siedepunkt. Hieraus ist zu schlieſsen,
                                 										daſs wir es in einer Erdölsorte nicht bloſs mit einem Gemische einfach homologer
                                 										Kohlenwasserstoffreihen zu thun haben, daſs vielmehr auch in der chemischen
                                 										Natur der einzelnen Bestandtheile weitergehende Verschiedenheiten liegen, die
                                 										auch die physikalischen Eigenschaften in gedachtem Sinne beeinflussen.
                              Noch viel mehr in die Augen springend sind die Verschiedenheiten, welche
                                 										gleichsiedende Fractionen der Erdöle verschiedener Fundstätten in Bezug auf ihr
                                 										specifisches Gewicht aufweisen. Untersuchungen hierüber liegen in reicher Fülle
                                 										vor, besonders über die Dichten der Einzelfractionen bei kaukasischen und
                                 										amerikanischen Oelen. Immer zeigen dabei die ersteren die gröſseren Dichten.
                              Auch bei den deutschen Erdölen verschiedener Fundstätten existiren, wie aus den
                                 										Untersuchungen Krämer's, (a. a. O. S. 295)
                                 										hervorgeht, derartige Verschiedenheiten, die sich beispielsweise in den bei 150°
                                 										siedenden Fractionen des Oelheimer und des Elsaſser Oeles bis auf eine Differenz
                                 										des specifischen Gewichtes von 0,030 erheben. – Auch Engler hat einige dahingehende Bestimmungen (es wurde dabei immer im
                                 										gleichen Apparat und nach gleicher Methode destillirt; das specifische Gewicht
                                 										mittels einer Westphal'schen hydrostatischen Wage
                                 										ermittelt) ausgeführt, deren Resultate in folgender Tabelle zusammengestellt
                                 										sind:
                              
                              
                                 
                                    Erdöl von
                                    Fraction 140 bis 160°
                                    190 bis 210°
                                    240 bis 260°
                                    290 bis 310°
                                    
                                 
                                    Tegernsee
                                    0,7465
                                    0,7840
                                    0,8130
                                    0,8370
                                    
                                 
                                    Pechelbronn, Elsaſs
                                    0,7550
                                    0,7900
                                    0,8155
                                    0,8320
                                    
                                 
                                    Oelheim, Hannover
                                    0,7830
                                    0,8155
                                    0,8420
                                    0,8625
                                    
                                 
                                    Pennsylvanien
                                    0,7550
                                    0,7860
                                    0,8120
                                    0,8325
                                    
                                 
                                    Baku
                                    0,7820
                                    0,8195
                                    0,8445
                                    0,8640
                                    
                                 
                              Bei diesen Resultaten fällt die Uebereinstimmung der specifischen Gewichte
                                 										gleicher Einzelfractionen des Tegernseer, Pechelbronner und pennsylvanischen
                                 										Oeles auf, desgleichen diejenige zwischen Oelheimer und Bakuer Erdöl. Daſs die
                                 										gefundenen theilweise sehr erheblichen Differenzen nicht allenfalls bloſs auf
                                 										einen sehr verschiedenen Gehalt derselben an mehr oder weniger schweren
                                 										Einzelbestandtheilen zurückzuführen sind, geht aus der weiter unten gegebenen
                                 										Tabelle S. 512 hervor. Nach allen bisher gemachten Beobachtungen sind diese
                                 										Unterschiede hauptsächlich durch die verschiedenartige chemische Natur der
                                 										diesen Fractionen zu Grunde liegenden Kohlenwasserstoffe bedingt.
                              Die Ausdehnung durch die Wärme von Erdölen
                                 										verschiedener Abstammung ist zwar verschieden, doch gilt hier die Regel, daſs
                                 										der Ausdehnungscoefficient mit zunehmendem specifischem Gewicht des Oeles
                                 										abnimmt. Vielfache VersuchsergebnisseSt. Claire-Deville (Comptes rendus, Bd. 66 S. 442, Bd. 68 S. 349, 485, 686, Bd. 69
                                       												S. 933. Annal. chim. phys. [4] Bd. 15 S.
                                       												30).Markownikoff und Ogloblin (Berichte der deutschen chemischen
                                          													Gesellschaft, 1873 Bd. 16).Bartoli und Stracciati (Berichte der deutschen chemischen
                                          													Gesellschaft, Bd. 19 Ref. S. 249). bestätigen zwar
                                 										im Allgemeinen die Richtigkeit dieses Satzes, insbesondere bei Oelen ein und
                                 										derselben Fundstätte, doch finden nach St.
                                    											Claire-Deville's Resultaten bei Oelen verschiedener Abstammung immerhin
                                 										einige bemerkenswerthe Abweichungen statt, wie sich aus folgender nach Ragosina. a. O. S. 159. wiedergegebener Zusammenstellung erkennen
                                 										läſst:
                              
                                 
                                    Erdöl von
                                    Spec. Gewicht
                                    Ausdehnungscoefficient
                                    
                                 
                                    Pennsylvanien
                                    0,816
                                    0,000840
                                    
                                 
                                    Canada
                                    0,828
                                    0,000843
                                    
                                 
                                    Schwabweiler, Elsaſs
                                    0,829
                                    0,000843
                                    
                                 
                                    Virginien
                                    0,841
                                    0,000839
                                    
                                 
                                    Schwabweiler, Elsaſs
                                    0,861
                                    0,000858
                                    
                                 
                                    Walachei
                                    0,862
                                    0,000808
                                    
                                 
                                    Ost-Galizien
                                    0,870
                                    0,000813
                                    
                                 
                                    Rongoon
                                    0,875
                                    0,000774
                                    
                                 
                                    Kaukasien
                                    0,882
                                    0,000817
                                    
                                 
                                    West-Galizien
                                    0,885
                                    0,000775
                                    
                                 
                                    Ohio
                                    0,887
                                    0,000748
                                    
                                 
                                    Benkendorf, Baku
                                    0,890
                                    0,000784
                                    
                                 
                                    Oedesse, Hannover
                                    0,892
                                    0,000772
                                    
                                 
                                    Pechelbronner Grubenöl
                                    0,892
                                    0,000792
                                    
                                 
                                    Walachei
                                    0,901
                                    0,000748
                                    
                                 
                                    Oberg, Hannover
                                    0,944
                                    0,000662
                                    
                                 
                                    Wietze desgl.
                                    0,955
                                    0,000647
                                    
                                 
                              Im Allgemeinen also zwar Abnahme der Ausdehnung mit steigender Dichte, doch nicht ohne
                                 										Abweichung von dieser Regel (Erdöl von Ost-Galizien und Rongoon u.s.w.) bei
                                 										einigen Oelen, was wiederum auf die verschiedene chemische Natur der
                                 										Einzelbestandtheile von Erdölen verschiedener Abstammung hinweist.
                              Auch das Lichtbrechungsvermögen der Erdöle steht im
                                 										Zusammenhang mit ihrer Dichte und ihrem Siedepunkt und zwar derart, daſs mit
                                 										steigendem Siedepunkt und zunehmender Dichte der Fractionen ein und derselben
                                 										Erdölsorte der Refractionsindex zunimmt, doch gerade wie beim specifischen
                                 										Gewicht zeigt sich auch hier, daſs die Brechungswinkel gleichsiedender
                                 										Fractionen verschiedener Erdölsorten nicht gleich, sondern diesen letzteren
                                 										specifisch eigenthümlich und von einander verschieden sind.
                              Versuche, welche Engler durch Messung der
                                 										Brechungswinkel einzelner Fractionen von deutschen und ausländischen Erdölen mit
                                 										einem Abbé'schen Refractometer durchgeführt hat,
                                 										ergaben die folgenden Brechungsindices (die specifischen Gewichte dieser
                                 										Fractionen sind aus der Tabelle S. 509 zu entnehmen):
                              
                                 
                                    Erdöl von
                                    Fraction 140 bis 160°
                                    190 bis 210°
                                    240 bis 260°
                                    290 bis 310°
                                    
                                 
                                    Tegernsee
                                    1,427
                                    1,437
                                    1,451
                                    1,465
                                    
                                 
                                    Pechelbronn
                                    1,421
                                    1,440
                                    1,454
                                    1,462
                                    
                                 
                                    Oelheim
                                    1,435
                                    1,450
                                    1,468
                                    1,480
                                    
                                 
                                    Pennsylvanien
                                    1,422
                                    1,439
                                    1,454
                                    1,463
                                    
                                 
                                    Baku
                                    1,436
                                    1,454
                                    1,467
                                    1,475
                                    
                                 
                              Wie in den specifischen Gewichten, so zeigen auch in Bezug auf die
                                 										Lichtbrechungsvermögen gleichsiedende Fractionen der Erdöle von Tegernsee,
                                 										Pechelbronn und Pennsylvanien auffallende Uebereinstimmung, desgleichen
                                 										diejenigen von Oelheim und Baku.
                              Specifisches Gewicht und Lichtbrechungsvermögen können sonach als Mittel zur
                                 										Unterscheidung zwischen Erdölsorten und einzelner ihrer Theile sehr gut benutzt
                                 										werden. Man darf nur in gleichsiedenden Fractionen, z.B. eines amerikanischen
                                 										und eines russischen Oeles, specifisches Gewicht oder Lichtbrechungswinkel
                                 										bestimmen, um einen sicheren Anhaltspunkt für Beurtheilung der Abstammung der
                                 										Oele zu erlangen. Diese Eigenschaften werden sich zur praktischen Unterscheidung
                                 										der Mineralöle des Handels benutzen lassen. Bei Schmierölen müssen dabei, um
                                 										Dissociationen auszuschlieſsen, immer die niedrigst womöglich unter 300°
                                 										siedenden correspondirenden Fractionen verglichen werden.
                              
                           
                              II. Die chemische Natur der Erdöle,
                                    											insonderheit der deutschen.
                              In Bezug auf die Menge der einzelnen Fractionen aus
                                 										Erdölen verschiedener Abstammung zeigen sich, wie zahlreiche Versuche lehren,
                                 										sehr weitgehende Verschiedenheiten. Auch über diesen Punkt liegen von G. Krämer (a. a. O. S. 294) vergleichende Versuche
                                 										mit deutschen und ausländischen Erdölen vor, aus denen sich ergibt, daſs unter
                                 										den ersteren das
                                 										Erdöl von Tegernsee die gröſste Menge leichtflüchtiger Bestandtheile enthält,
                                 										worauf dasjenige des Elsaſs, zuletzt das hannoversche folgt. Im Uebrigen lassen
                                 										sich die von verschiedenen Chemikern erhaltenen Versuchsresultate fast
                                 										ausnahmslos deshalb nicht mit einander vergleichen, weil nicht dieselben
                                 										Methoden der Destillation in Anwendung gebracht worden sind und
                                 										nachgewiesenermaſsen je nach Destillationsapparat und DestillationsmethodeAls Apparat diente ein gewöhnliches rundes Siedekölbchen A (Fig. 1)
                                       													(Engler, Chemiker Zeitung, 1886 S.
                                       												1238) Von 6cm,5 Durchmesser × 1cm,5 weitem, 15cm langem Hals; Höhe des
                                       												Entbindungsrohres für die Dämpfe über dem obersten Theile des Kölbchens
                                       													6cm,5. Als Kühlapparat dient das
                                       													1cm weite und im Ganzen 45cm lange Kupferrohr b, zur Aufnahme der Destillate die von Thörner vorgeschlagene Glashahnbürette c, von auſsen durch Wasser gekühlt. Hierbei
                                       												können die Fractionen leicht gewaschen und in dem untergestellten
                                       												Kölbchen C gewogen werden. Für jede
                                       												Destillation wurden 100cc Oel genommen
                                       												und so rasch destillirt, daſs in der Minute 2 bis 2cc,5 übergingen. Bei jedesmaligem
                                       												Erreichen eines Fractionspunktes wurde die Lampe weg genommen, das
                                       												Thermometer um mindestens 20° sinken gelassen und bis zum selben
                                       												Fractionspunkt so lange wieder erhitzt, als noch merkliche Mengen
                                       												übergingen. die Resultate mit ein und demselben Oel sehr
                                 										verschieden ausfallen.
                              Um zutreffende Vergleichswerthe für die einzelnen Fractionen verschiedener Rohöle
                                 										und damit ein Bild von dem Charakter derselben hinsichtlich technischer
                                 										Verwerthbarkeit zu erlangen, hatte Engler unter
                                 										Anwendung ein und desselben Apparates und immer derselben Destillationsmethode
                                 										eine Anzahl deutscher und ausländischer Erdöle in Fractionen von 20 zu 20°
                                 										zerlegt und dabei die in der Tabelle auf S. 512 folgenden Resultate
                                 										erhalten.
                              Textabbildung Bd. 267, S. 511 Rechnet man die unter 300° siedenden Theile zusammen, so ist auch nach
                                 										meinen Untersuchungen unter den gewöhnlichen Erdölen das von Tegernsee das
                                 										leichteste (67 Vol.-Proc.), es folgt unter den deutschen alsdann das der neuen
                                 										Springquelle (Nr. 213) von Pechelbronn (39 Vol.-Proc.); das Oelheimer (32
                                 										Vol.-Proc.) und das ältere Pechelbronner (Nr. 146) sind ziemlich gleich
                                 										schwer.
                              
                              
                                 
                                    Rohes Erdölvon
                                    
                                    Spec. Gew.bei 17°
                                    Beginn desSiedens. C.o
                                    Bis 130°
                                    130/150°
                                    150/170°
                                    170/190°
                                    190/210°
                                    210/230°
                                    230/250°
                                    250/270°
                                    270/290°
                                    290/300°
                                    Bis 150°(Essenzen)
                                    150/300°(Brennöl)
                                    Ueber 300°(Rückstände)
                                    
                                 
                                    Pechelbronn(Elsaſs)
                                       												IBohrloch 146
                                    ccgr
                                    0,906
                                    155
                                    ––
                                    ––
                                    ––
                                    1,50,9
                                    1,51,4
                                    4,53,2
                                    5,54,4
                                    6,04,9
                                    6,55,4
                                    5,04,6
                                    ––
                                    30,524,8
                                    69,5–
                                    
                                 
                                    Pechelbronn IIBohrloch
                                       												213
                                    ccgr
                                    0,885
                                    170
                                      6,0  4,3
                                      4,0  2,8
                                    4,03,0
                                    4,03,2
                                    3,52,9
                                    3,52,9
                                    3,02,4
                                    4,53,6
                                    4,03,7
                                    3,02,6
                                    10,0  7,1
                                    29,524,3
                                    60,1–
                                    
                                 
                                    Oelheim(Hannover)
                                    ccgr
                                    0,899
                                      55
                                    ––
                                    ––
                                    ––
                                      4,753,2
                                      5,252,6
                                    6,04,8
                                    4,03,4
                                    5,04,3
                                    5,04,3
                                    2,01,8
                                    ––
                                    32,024,4
                                    68,0–
                                    
                                 
                                    Tegernsee
                                    ccgr
                                    0,815
                                      55
                                    16,011,7
                                      8,0  6,1
                                    6,04,8
                                    5,54,2
                                    4,53,7
                                    5,54,3
                                    5,54,5
                                    6,55,1
                                    5,54,7
                                    4,02,9
                                    24,017,8
                                    43,034,4
                                    33,0–
                                    
                                 
                                    Penn-sylvainen I
                                    ccgr
                                      0,8175
                                      82
                                    15,010,0
                                      6,0  4,6
                                    5,04,0
                                    5,04,0
                                    5,04,1
                                      5,754,5
                                      4,753,8
                                    6,05,0
                                      4,754,0
                                    2,01,7
                                    21,014,6
                                      38,2531,1
                                      40,75–
                                    
                                 
                                    Penn-sylvanien II
                                    ccgr
                                      0,8010
                                      74
                                    24,516,8
                                      7,0  4,7
                                    4,53,2
                                    4,53,3
                                    6,54,8
                                    5,04,3
                                      4,754,2
                                      3,253,0
                                    4,03,9
                                    2,52,5
                                    31,521,5
                                    35,029,2
                                    33,5–
                                    
                                 
                                    Galizien(Sloboda)
                                    ccgr
                                      0,8235
                                      90
                                    16,011,3
                                    10,5  7,6
                                    10,257,6
                                    6,55,2
                                    6,55,3
                                    7,05,6
                                      6,755,5
                                    6,05,6
                                    3,52,8
                                    0,5  0,45
                                    26,518,9
                                    47,0  38,05
                                    26,5–
                                    
                                 
                                    Baku(Bibi-Eybot)
                                    ccgr
                                      0,8590
                                      91
                                    16,011,0
                                      7,0  5,7
                                    6,54,9
                                    6,55,1
                                    5,04,1
                                    5,04,2
                                    5,04,2
                                    5,54,7
                                    3,53,1
                                    1,00,9
                                    23,016,7
                                    38,031,2
                                    39,0–
                                    
                                 
                                    Baku(Balakhani-Sabuntschi)
                                    ccgr
                                    0,810
                                    105
                                       3,75  2,7
                                       4,75  3,4
                                    5,54,3
                                      4,754,0
                                      5,254,3
                                    5,04,1
                                    7,05,6
                                      4,754,1
                                    5,54,6
                                      1,751,6
                                      8,5  6,1
                                    39,532,6
                                    52,0–
                                    
                                 
                              Mit dem neueren Pechelbronner Springquellenöl sehr nahe verwandt ist das in
                                 										neuerer Zeit zu Ohlungen nächst Hagenau erbohrte Erdöl, es zeigt das spec. Gew.
                                 										0,868 und ergab bei einer vereinfachten fractionirten Destillation:
                              
                                 
                                    unter 140°
                                    140–200°
                                    200–310°
                                    über 210°
                                    
                                 
                                    8
                                    12,8
                                    35,5
                                    40,7 Theile.
                                    
                                 
                              Es darf als eines der leichteren bis jetzt im Elsaſs gefundenen Rohöle und für
                                 										Leuchtausbeute relativ günstig bezeichnet werden.
                              Ein neuerdings untersuchtes Rohöl von Wietze bei Celle war noch schwerer als das
                                 										Oelheimer. Es fing bei einem spec. Gew. von 0,944 erst bei 155° an zu sieden und
                                 										ergab:
                              
                                 
                                    
                                    bis 200°
                                    200–250°
                                    250–300°
                                    300-310°
                                    über 310°
                                    
                                 
                                    Vol.-Proc.
                                    6
                                    10,5
                                    13,5
                                    14
                                    70,
                                    
                                 
                              also nur 30 Vol.-Proc. unter 300° siedende Theile. Auch
                                 										sind, wie die erhaltenen Resultate ergeben, die beiden hannoverschen Oele
                                 										(Oelheim und Wietze) arm an unter 200° siedenden Oeltheilen, relativ reich aber
                                 										an solchen, deren Siedepunkt gegen 300° liegt. Inwieweit solches für die
                                 										praktische Verwendung der Rohöle von Wichtigkeit ist, soll weiter unten erörtert
                                 										werden. Jedenfalls folgt aber aus der gegebenen Zusammenstellung, daſs die verschiedenen
                                 										Rohöle sehr verschieden zusammengesetzte Gemische von Kohlenwasserstoffen
                                 										verschiedenen Siedepunktes sind. Ob sie es schon vom Anfang waren, läſst sich
                                 										nach der oben gegebenen Darlegung jetzt nicht mehr mit Sicherheit feststellen,
                                 										denn wir haben keine Mittel, um zu erkennen, inwieweit das ursprüngliche Oel
                                 										durch Verdunstung und Oxydation im Laufe der Zeiten verändert worden ist. Daſs
                                 										wir es nach den verschiedenen Dichten und Lichtbrechungswinkeln gleichsiedender
                                 										Fractionen verschiedener Erdölsorten in diesen letzteren nicht bloſs mit einem
                                 										Gemisch der gleichen Kohlenwasserstoffe, nur in verschiedenem
                                 										Mischungsverhältniſs, zu thun haben können, ist schon erörtert. Auſser den
                                 										Kohlenwasserstoffen verschiedener Reihen und verschiedener Zusammensetzung
                                 										enthalten aber die Erdöle verschiedener Fundstätten auch noch eine Anzahl
                                 										anderer Stoffe beigemischt, welche deren Eigenschaften ebenfalls stark
                                 										beeinflussen. Ueber die Gesammt-Zusammensetzung der Erdöle (ihre empirische
                                 										Zusammensetzung) liegen zahlreiche Analysen vor, aus denen sich oft schon
                                 										ziemlich weitgehende Verschiedenartigkeiten ergeben.
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)