| Titel: | Das natürliche Vorkommen des Kobaltoxydes. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 519 | 
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                        Das natürliche Vorkommen des
                           								Kobaltoxydes.
                        Das natürliche Vorkommen des Kobaltoxydes.
                        
                     
                        
                           H. RösslerNach vom Herrn Verfasser gefälligst eingesendetem Separatabzug.
                              									erörtert im Sprechsaal, 1888 Bd. 21 S. 34 das Vorkommen
                              									des für die keramische Industrie so wichtigen Kobaltoxydes in Rücksicht auf den
                              									stets wachsenden Bedarf an diesem Metalloxyd.
                           Es ist noch gar nicht so lange her, daſs die sächsischen Blaufarbenwerke den Bedarf
                              									in Kobaltpräparaten fast ausschlieſslich gedeckt haben, während heute im
                              									Wesentlichen sechs Werke, drei deutsche, zwei englische und ein amerikanisches, sich
                              									in die Lieferung für den Verbrauch theilen.
                           Die alten sächsischen und schwedischen Vorkommen von eigentlichen Kobalterzen, in
                              									welchen das Metall mit Arsen verbunden vorkommt, welche früher fast ausschlieſslich
                              									zur Gewinnung von Kobalt dienten, reichen schon lange nicht mehr aus, und man war genöthigt, andere Erze
                              									und Rückstände, welche geringe Mengen von Kobalt enthalten, mit heranzuziehen. So
                              									wird heuzutage wohl die gröſste Menge Kobalt aus dem neukaledonischen braunen
                              									Manganeisenstein gewonnen, welcher dort, getrennt von dem grünen Nickelerz, in
                              									groſsen Lagern gefunden wird, einen Gehalt von meist etwa 2 Proc. Kobalt neben
                              									ebenso viel Nickel hat und in groſsen Massen nach Deutschland und England ausgeführt
                              									wird.
                           Aber es gibt noch eine ganze Anzahl von anderen Materialien, welche Kobalt in
                              									oxydirtem Zustande in gröſserer oder kleinerer Menge enthalten, und es werden sich
                              									solche noch mehr finden in dem Maſse, als man danach sucht. So wird in der
                              									spanischen Provinz Leon ein schwarzes oxydisches Kupfererz gefunden, welches einen
                              									starken Kobaltgehalt zeigt, und in manchen Eisenerzen und in zahlreichen
                              									Braunsteinen läſst sich ebenfalls Kobalt nachweisen. Am ärmsten scheinen die
                              									Braunsteine aus dem Kaukasus zu sein; sie enthalten nur 0,01 Proc., während der
                              									Gehalt in manchen Sorten von der Lahn, aus dem Odenwald und Spessart auf 0,1 bis 0,2
                              									Proc. und in manchen spanischen Vorkommen sogar auf 0,7 Proc. steigt. Diese geringen
                              									Gehalte werden sich, wenn auch nicht überall, so doch an manchen Orten bei
                              									Verarbeitung des Braunsteines gewinnen lassen, es wird sich lohnen, die Kobalt
                              									reicheren Sorten auszusuchen, und bei den groſsen Massen Braunstein, welche zur
                              									Verarbeitung kommen, wird sich das ganz gut rentiren.
                           Ein ganz besonders interessantes Vorkommen von Kobalt haltigem Material ist das von
                              									Imsbach am Donnersberg in der Pfalz. Es findet sich dort im Porphyr eine etwa 1m weite Spalte, welche mit einer mulmigen, aus
                              									Eisenoxyd und Manganoxyd bestehenden Masse ausgefüllt ist, die einen Gehalt von
                              									durchschnittlich 0,3 Proc. Kobalt neben 0,1 Proc. Nickel und auſserdem einige
                              									Procente Kupfer und Blei zeigt. Der Kobaltgehalt übersteigt an einzelnen Stellen 1
                              									Proc. und als besonders interessante Mineralien kommen noch Mennige und Wismuthocker
                              									vor.
                           Die Metalle müssen hier im Lauf der Jahrtausende aus dem Gestein, welches davon
                              									äuſserst kleine Mengen enthält, ausgelaugt und in der Spalte abgelagert worden sein,
                              									ein schönes Beispiel, welches uns die Natur selbst gibt, wie kleine Mengen von
                              									nützlichen Stoffen auf einen Gehalt, der die Gewinnung lohnt, angereichert werden
                              									können. In jener Spalte sind nach einer Schätzung mindestens 30000k Kobalt enthalten.
                           Eine groſse Anzahl von Eisensorten des Handels, mehr ausländische als deutsche, haben
                              									merklichen Gehalt an Kobalt und Nickel, und beträgt die Menge des letzteren meist an
                              									das Fünffache von der des ersteren. Auch wurde in einem von der Saalburg bei Homburg
                              									stammenden altrömischen Eisenstück 0,050 Proc. Kobalt und 0,242 Proc.
                           
                           Nickel gefunden und zugleich nachgewiesen, daſs die oberitalischen Eisenerze, aus
                              									denen jenes Eisen wahrscheinlich dargestellt worden ist, jenen Gehalt an Kobalt und
                              									Nickel ebenfalls zeigen. Also auch hier handelt es sich bei den enormen Quantitäten
                              									von Eisen, die in den Handel kommen, um sehr bedeutende Mengen Kobalt, die, wie sich
                              									leicht nachweisen läſst, jene aus wirklichen Kobalterzen dargestellten weit
                              									übertreffen, die aber freilich noch weit schwerer als die aus den Braunsteinen zu
                              									gewinnen sein würden.]
                           Nicht weniger interessant, als das Vorkommen von Kobalt in den oxydischen Erzen, ist
                              									das in geschwefelten, besonders in den Kupfer haltigen Schwefelkiesen. Auch hier
                              									handelt es sich um ganz groſse Quantitäten, und es ist wahrscheinlich, daſs man viel
                              									eher dazu kommen wird, dieselben zu gewinnen, weil diese Kiese vielfach zur
                              									Darstellung von Schwefelsäure abgeröstet und dann auf nassem Wege weiter verarbeitet
                              									werden.
                           Es sollen hier nur einige Beispiele angeführt werden, welche zeigen, um welche Mengen
                              									Kobalt es sich handelt. Die Schwefelsäurefabrik in Witkowitz in Mähren verarbeitet
                              									die Schmöllnitzer Kupfer haltigen Schwefelkiese und gewinnt aus den Abbränden eine
                              									Lauge, die nach dem Ausfällen des Kupfers mit einem Gehalt von etwa 120g Kobalt in 1cbm
                              									wegläuft. Das entspricht im Jahre einem Quantum von 3090k Kobalt. Ein deutsches Werk geht mit dem Gedanken um, schwedische Kiese,
                              									welche 1,5 Proc. Kupfer und 0,3 Proc. Kobalt enthalten, zu verarbeiten und würde
                              									dann jährlich etwa 40000k Kobalt darstellen.
                           Endlich seien die Mansfelder Kupferwerke erwähnt, in deren erstem Schmelzproduct, dem
                              									Kupferrohstein, sich durchschnittlich 0,08 Proc. Kobalt vorfinden. Dies würde, falls
                              									es einmal gelingen sollte, den ganzen Kobaltgehalt zu gewinnen, einer jährlichen
                              									Production von etwa 30000k entsprechen. Bis jetzt
                              									werden aus solchen Erzen meist nur diejenigen Mengen von Kobalt und Nickel gewonnen,
                              									welche sich in den Schmelzabfällen ansammeln, die man Ofensauen nennt, und welche an
                              									manchen Orten in groſsen Haufen aufgestapelt liegen.
                           Wir sehen also, daſs das Kobalt ein in der Natur sehr verbreitetes Metall ist, daſs
                              									es an bis jetzt noch wenig benutztem Material zur Darstellung desselben nicht
                              									mangelt, und wir dürfen erwarten, daſs es dem menschlichen Erfindungsgeiste gelingen
                              									wird, verbesserte Methoden zur Verarbeitung jener Materialien herauszufinden, in dem
                              									Maſse als der Bedarf an Kobalt noch weiter zunimmt.