| Titel: | Ueber Neuerungen an Nähmaschinen. | 
| Autor: | H. G. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 577 | 
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                        Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
                        (Patentklasse 52. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								264 S. 368.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									29.
                        Ueber Neuerungen an Nähmaschinen.
                        
                     
                        
                           Doppelstich-Nähmaschine für Lederwaaren; von C. S. Larrabee in Frankfurt a. M. Diese Nähmaschine (*
                              									D. R. P. Nr. 42012 vom 1. März 1887) arbeitet mit einer Hakennadel, welche sich in
                              									einer senkrechten Ebene bewegt und einem um eine horizontale Achse rotirenden
                              									Greifer (Schlingentransporteur) N (Fig. 1 bis 4 Taf. 29), welcher die
                              									von der Hakennadel durch den Stoff gezogene Fadenschlinge aufnimmt und über die den
                              									zweiten Faden enthaltende ruhende Spule z führt, welche
                              									aus zwei gewölbten, kreisrunden Metallplatten besteht, die in ihrer Mitte durch
                              									einen Steg verbunden sind, auf welchen der Faden bezieh. Pechdraht gewickelt wird
                              									und welche Spule zwischen den Backen l und m (Fig. 3) des unter der
                              									Platte W angebrachten Lagerbockes x vollständig auſser jeder Verbindung mit einem anderen
                              									Theil liegt.
                           Der gleichfalls in dem Bock x verschiebar gelagerte
                              									Bolzen y ist von einer Feder n umgeben, durch welche derselbe gegen die Spule z gepreſst wird, so daſs diese, zwischen dem Bolzen y und dem Backen eingeklemmt, sich nicht bewegen kann.
                              									Das andere aus dem Lagerbock x hervorstehende Ende des
                              									Bolzens y ist mit der an der einen Seite abgeschrägten
                              									Fläche o2 versehen.
                              									Hinter dieser Abschrägung liegt das gleichfalls keilförmig zulaufende Ende des
                              									Winkelhebels V (Fig. 2), welches auſserdem
                              									eine Gabel bildet, so daſs es sich über den Bolzen y
                              									schieben kann. Macht nun der Winkelhebel die in Fig. 2 angegebene
                              									Verschiebung, veranlaſst durch die auf der Curvenscheibe U sitzenden Nasen f, so wird er, wie in Fig. 2
                              									angegeben, den Bolzen y zu einer Verschiebung in seinen
                              									Lagern veranlassen und zwar in der durch den Pfeil angegebenen Richtung, wodurch
                              									dessen Druck auf die Spule z aufgehoben und letztere
                              									nunmehr ganz frei wird.
                           Der Schlingentransporteur N sitzt verschiebbar auf dem
                              									aus der Lagerung M vorstehenden vierkantigen Theil der
                              									Welle L und macht mit dieser während eines Nadelhubes
                              									zwei Umdrehungen. Die Verschiebung des Greifers auf der Welle L erfolgt von der Curvenscheibe O aus, gegen welche das mit der Rolle R
                              									versehene Ende des um den Punkt P drehbaren Hebels Q durch die Feder S
                              									gedrückt wird. Das andere Ende des Hebels Q ist mit
                              									einer Rolle T versehen, welche in eine ringförmige Nuth
                              									des Greifers N eingreift, so daſs sich dieser auch
                              									während seiner zweimaligen Umdrehung bei der entsprechenden, durch die Hubscheibe
                              										O veranlaſsten Bewegung des Hebels Q auf der Welle L von
                              									links nach rechts oder umgekehrt verschiebt.
                           Die Construction des Schlingentransporteurs N ergibt
                              									sich aus der Fig.
                                 										4, welche denselben in perspectivischer Ansicht, sowie von der Seite
                              									gesehen zeigt. In der Mitte der mit der ringförmigen Nuth versehenen Muffe a befindet sich eine der Stärke der Welle L
                              									entsprechende viereckige Oeffnung b, mit welcher der
                              									Greifer auf die Welle L aufgeschoben wird. Der mit
                              									dieser Muffe aus einem Stück bestehende, unten winkelig umgebogene Arm c erweitert sich wieder, aufwärts gehend, zu einer Art
                              									Schaufel d, auf welcher sich unten ein spitzer, an
                              									seiner Basis jedoch sehr breiter Haken e ansetzt.
                           Die Stichbildungswerkzeuge functioniren in folgender Weise:
                           Hat die Hakennadel E den zu vernähenden Stoff
                              									durchstochen und bringt bei ihrem Aufwärtsgange den Faden, welcher um den Haken der
                              									Nadel eine kleine Schleife bildet, mit, so kommt der Greifer N und schiebt mit dem schaufeiförmigen Theil d den zwischen Spule und Stoff befindlichen Faden, durch welchen der
                              									letzte Stich gebildet ist, bei Seite, so daſs die Spitze des nunmehr nahe an die
                              									Nadel herangetretenen Hakens e ungehindert in die von
                              									dem Haken der Nadel gebildete Fadenschleife eintreten kann. Bei der weiteren
                              									Umdrehung nimmt nun der Schlingentransporteur die Schleife von der Nadel ab und ganz
                              									auf und führt sie um die in diesem Augenblick durch Verschiebung des Winkelhebels
                              										V von jedem Druck befreite Spule z. Ist dieses geschehen, so verschiebt sich der Greifer
                              									in Richtung seiner Drehachse von rechts nach links, um der Nadel bei ihrem nächsten
                              									Niedergang nicht im Wege zu sein und die Schleife von dem Haken e abzuwerfen.
                           Der Anzug des Stiches erfolgt durch den aus Fig. 1 ersichtlichen
                              									Mechanismus. Eine auf der Antriebswelle befindliche Excenter- oder Curvenscheibe
                              									wirkt auf die durch Gelenk mit einander verbundenen Hebel A1, B1, C1. Ersterer ist ein Winkelhebel und hat bei i seinen Drehpunkt, während der doppelarmige Hebel C1 bei D1 seinen Drehpunkt
                              									hat. Die an dem einen Ende des Hebels C1 angebrachte Gleitrolle G1 greift in eine rinnenförmige Nuth der
                              									auf der vertikal stehenden Welle E1 verschiebbar angebrachten Muffe F1, deren auf und ab
                              									gehende Bewegung dann durch das Stück H auf den um den
                              									Punkt J drehbaren Hebel R1 übertragen wird. Letzterer ist durch
                              									ein Gelenk mit dem Stück L1 verbunden, an welchem sich oben eine kleine Rolle M1 befindet, um welche
                              									der Faden O1 von der an
                              									dem Hörn N1 drehbar
                              									fest angebrachten Rolle P1 bezieh. von der Spule Q1 aus zur Arbeitsstelle geführt wird. Wird durch die
                              									auf der Arbeitswelle A befindliche Excenter- bezieh.
                              									Curvenscheibe in Verbindung mit den combinirten Hebeln A1, B1 und C1 die Muffe F1 bezieh. das Stück H
                              									zu einer Bewegung in Richtung des Pfeiles 3 veranlaſst,
                              									so macht das mit dem Winkelhebel K1 durch ein Gelenk verbundene Stück L1 eine abwärts gehende
                              									in der Richtung des Pfeiles 4 erfolgende Bewegung,
                              									wodurch dann ein Anziehen des Fadens O1, also des Stiches bewirkt wird.
                           Nähmaschine zur Herstellung von zwei oder mehr parallelen
                                 										Steppnähten, von Wilhelm Richard Weiſse in
                                 										Dresden. Wenn man, wie bisher, zwei oder mehrere parallele Steppnähte
                              									dadurch erzeugt, daſs man Schleifen der oberen Fäden durch ein senkrecht zur Nahtrichtung laufendes
                              									Schiffchen verriegelt, so kann man die Gleichmäſsigkeit der Steppstiche auf der
                              									oberen Stoffseite schwer erzielen, weil die oberen Fäden mit ungleicher Kraft von
                              									dem unteren Faden zurückgehalten werden.
                           Aus diesem Grunde wird bei der Maschine von Weiſse (* D.
                              									R. P. Nr. 41787, vom 17. Juni 1887) die Verriegelung der oberen Fadenschleifen s1
                              									s2 (Fig. 5 bis 10 Taf. 29) mittels einer
                              									horizontalen, zur Nahtrichtung senkrecht sich bewegenden Nadel m bewirkt, in welche nahe der Spitze ein Faden f3 eingezogen ist und
                              									welche mit den oberen Nadeln n1
                              									n2 derart zusammen
                              									arbeitet, daſs sowohl die senkrechten Nadeln an der horizontalen Nadel, als auch die
                              									letztere vor den senkrechten Nadeln n1
                              									n2 auf der Seite
                              									vorbeistechen, welche der fertigen Naht zugekehrt ist.
                           Die Fig. 5 bis
                              										10 Taf.
                              									29 stellen die Entstehung der Nähte dar.
                           Nachdem die oberen Nadeln n1
                              									n2 nach oben aus dem
                              									Stoff zurückgezogen sind (Fig. 5) greift der Kamm
                              										k, der so viel Zähne z
                              									besitzt, als parallele Nähte neben einander hergestellt werden sollen, zwischen die
                              									auf der Nadel m hängenden Schleifen s1
                              									s2 und schiebt
                              									dieselben so weit zur Seite, daſs die Nadeln n1
                              									n2 beim nächsten Stich,
                              									auch bei sehr enger Nadelstellung, mit Sicherheit daneben stechen (Fig. 6).
                           Während die Nadeln n1
                              									n2 tiefer gehen, zieht
                              									sich der Kamm k und die Nadel m zurück, wobei letztere ihren Faden, der von den Schleifen s1
                              									s2 umfaſst wird (Fig. 7), um die
                              									Nadeln n2 schlingt.
                           Bevor die Nadel m sich wieder vorwärts bewegt, rückt
                              									dieselbe in der Nahtrichtung so viel zur Seite, daſs ihre Bahn zwischen die fertige
                              									Naht und die oberen Nadeln zu liegen kommt (Fig. 8), und die Schleifen
                              										s1
                              									s2 ziehen sich in Folge
                              									der Niederbewegung der oberen Nadeln so weit zusammen, daſs sich der Faden f3 auch um die Nadel
                              										n1 schlingt.
                           Sobald die Nadeln n1
                              									n2 so weit
                              									zurückgegangen sind, daſs ihre Fäden f1
                              									f2 sich lockern, sticht
                              									die Nadel m an den oberen Nadeln vorbei und dringt mit
                              									ihrem Faden in die Schleifen s1
                              									s2 ein (Fig. 9), so daſs beim
                              									Rückgang der oberen Nadeln die Schleifen auf der Nadel m hängen bleiben.
                           Haben die Nadeln n1
                              									n2 den Stoff verlassen,
                              									so wird letzterer um eine Stichlänge weiter gerückt und es hat sich so ein zweites
                              									Glied der Naht dem in Fig. 6, 7, 8 und 9 dargestellten ersten
                              									Glied angefügt (Fig. 10).
                           Schlieſslich rückt die Nadel m in der Nahtrichtung zur
                              									Seite und der Kamm k bringt die Schleifen wieder in die
                              									in Fig. 6
                              									gezeichnete Stellung, worauf das Spiel von Neuem beginnt.
                           Der Bewegungsmechanismus für die Stichbildungswerkzeuge ist aus Fig. 11 ersichtlich. Die
                              									Hauptwelle a, von welcher aus durch Excenter der die senkrechten
                              									Nadeln tragende Arm bewegt wird, trägt die Curvenscheiben b1
                              									b2 von denen b1 unter Vermittelung
                              									des Hebels b3 die
                              									Nadelstange m1 der
                              									Nadel m senkrecht zur Nahtrichtung verschiebt und b2 dieselbe seitwärts
                              									rückt.
                           Die gleichfalls auf der Hauptwelle befestigte doppelte Hubscheibe c1 wirkt auf die beiden
                              									Rollen r1
                              									r2 des Hebelarmes c2 ein und veranlaſst
                              									durch diesen die Bewegung der Welle c3 in der Weise, daſs der durch Arm c4 mit ihr verbundene
                              									Kamm k die für die Stichbildung erforderliche Bewegung
                              									erhält.
                           Die Feder c5 drückt die
                              									beiden Rollen r1
                              									r2 gegen die Hubscheibe
                              										c1.
                           Die Excenter t1 und t7 bewirken in
                              									bekannter Weise die Bewegung des Stoffschiebers t6, indem t7 den mit einem Lappen auf ihm ruhenden
                              									Stoffschieberarm t6
                              									hebt und das Excenter t1 unter Vermittelung der Theile t2
                              									t3
                              									t4
                              									t5 den Fortschub
                              									bewirkt.
                           Nähmaschine zum Aufnähen von Perlen; von G. Kirchhoff in Berlin. Das Aufnähen von Perlen mit
                              									Hilfe der Maschine erfolgte bisher in der Weise, daſs man die Perlschnur durch
                              									Zickzacknähte auf dem Stoff befestigte; es wurde also ein besonderer
                              									Befestigungsfaden benutzt und abwechselnd vor und hinter der Perlschnur dieser Faden
                              									mit dem Stoff verbunden.
                           Bei der in den Fig.
                                 										12 bis 17 Taf. 29 dargestellten Maschine von G.
                                 										Kirchhoff (* D. R. P. Nr. 42236 vom 5. Juni 1887) wird nun der Perlfaden
                              									direkt zur Stichbildung verwendet und zwar mit Hilfe einer mit nach unten
                              									gerichtetem Haken ausgestatteten Nadel durch den Stoff geführt. Mit dieser Nadel ist
                              									der Nadelfaden nicht immer verbunden, sondern wird von derselben beim Abwärtsgang in
                              									Folge der Stoffverschiebung selbstthätig gefangen (Fig. 14) und nach jedem
                              									vollendeten Stich wieder frei gegeben, um die Perle an den eben fertig gestellten
                              									Stich gelangen zu lassen (Fig. 12).
                           Die Transport Vorrichtung für die Perlen (Fig. 15 bis 17) besteht im
                              									Wesentlichen aus einem feststehenden Perlhalter h und
                              									zwei oscillirenden Hebeln, dem Perlabtheiler a und dem
                              									Perlschieber b, welch letzterer eine Bürste r trägt und federnd achsial verschiebbar auf der
                              									Drehachse x sitzt. Dieser Perlschieber b ist mit den schrägen Flächen ff1 ausgerüstet und hat den Ansatz l. Der Perlabtheiler besitzt den nach hinten
                              									gerichteten Mitnehmer k.
                           Die beiden Arme bh sind an ihrem Ende umgebogen und bei
                              										ee1 V-förmig
                              									ausgeschnitten und zwar stehen sich die Ausschnitte mit ihren offenen Seiten
                              									gegenüber.
                           Die Wirkung der Transportvorrichtung ist nun folgende: Bei hoch stehender Nadel n wird der Arm b nach
                              									links bewegt, da der Kopf V des Nadelschlittens (Fig. 15) den
                              									Lappen l zurückdrückt. Beim Niedergang der Nadel trifft
                              									der Nadelschlitten S gegen die schräge Fläche f und drückt den achsial verschiebbaren Arm b zuerst so weit achsial zurück, daſs derselbe an der
                              									Nadel bei seiner später auszuführenden Schwingung vorübergehen kann. Schlieſslich
                              									trifft bei der Niederbewegung des Schlittens S der
                              									Knopf K der Nadelbefestigung gegen die schräge Fläche
                              										f1 und bewirkt eine
                              									Schwingung des Armes b nach der Seite. Derselbe gelangt
                              									somit in die in Fig. 16 gezeigte Stellung. Bei dieser Schwingung nimmt der Arm b mittels des Mitnehmers h
                              									den Arm a mit nach rechts.
                           Durch dieses Ausschwingen der Arme a und b ist erstens die Perle β,
                              									welche zwischen dem feststehenden Arm h und dem
                              									Abtheiler a stand und gehalten wurde, nach unten hin
                              									von h frei geworden, und zweitens ist der Faden aus dem
                              									Einschnitt e1 des Armes
                              										b herausgeschlüpft, so daſs die Perle β sich frei nach unten bewegen und unter den Einschnitt
                              										e1 gelangen
                              									kann.
                           Beim Hochgehen der Nadel n erfolgt dann nach der
                              									Freigabe des Perlfadens gleichzeitig das wieder nach links Schwingen des Armes b (mittels des Armes l,
                              									der Hebel a folgt durch die Fadenspannung) und die
                              									Bürste r führt dabei die Perle β an der Nadel vorbei und hält sie in der Stellung Fig. 15. Damit ist ein
                              									Stich vollendet und der Vorgang beginnt von Neuem.
                           
                              
                                 H. G.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
