| Titel: | Theisen's Oberflächen-Condensator mit Verdunstungskühlung. | 
| Fundstelle: | Band 267, Jahrgang 1888, S. 586 | 
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                        Theisen's Oberflächen-Condensator mit
                           								Verdunstungskühlung.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Theisen's Oberflächen-Condensator mit
                           								Verdunstungskühlung.
                        
                     
                        
                           Ueber diesen, im Walzwerke von L. Mannstädt und Comp. in
                              									Kalk bei Köln aufgestellten Oberflächen-Condensator macht Julius v. Hauer in der Oesterreichischen
                                       										Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1888 Nr. 6 * S. 65, folgende
                              									Mittheilung:
                           Die Anwendung einer erfolgreichen Condensation scheitert bekanntlich häufig daran,
                              									daſs die erforderliche Wassermenge, welche mindestens das 20- bis 25fache des
                              									Speisewassers beträgt, nicht zur Verfügung steht. Ist man im Stande, das zur
                              									Condensation dienende Wasser genügend zu kühlen, so kann dasselbe wiederum verwendet
                              									werden. Mitunter wird dies durch groſse offene Bassins erreicht, welchen das Wasser
                              									des Condensators behufs Abkühlung zugeleitet wird.
                           Bei Theisen's Apparat wird dem Wasser durch Luftkühlung so viel Wärme entzogen, daſs dasselbe
                              									fortwährend eine gute Condensation bewirkt. Sind mehrere Dampfmaschinen vorhanden,
                              									so wird für den gesammten abgeblasenen Dampf zweckmäſsig ein gemeinschaftlicher
                              									Apparat verwendet.
                           Fig. 7 Taf. 30
                              									zeigt den Längsschnitt, Fig. 8 den Grundriſs eines
                              										Theisen'schen Condensators. Den Träger des Ganzen
                              									bildet ein allseitig geschlossener Behälter aus Blech, dessen unterer Theil mehrere
                              									Gruppen von horizontalen Röhren aus Messing enthält, welche den Dampf aufnehmen und
                              									condensiren.
                           Der von den Maschinen durch das Rohr a zutretende Dampf
                              									gelangt in den Kasten b, circulirt durch die erwähnten,
                              									von Wasser umgebenen Condensationsröhren zwischen den Kästen b und c hin und her und wird dabei
                              									niedergeschlagen:, das gebildete Wasser strömt durch das Rohr d zur Luftpumpe, welche, da der Dampf nahezu
                              									vollständig condensirt ist, fast nur Wasser und die vom Abblasedampf mitgeführte
                              									Luft zu saugen hat und beides in einen Behälter schafft, aus welchem oben die Luft
                              									entweicht und das Wasser durch die Speisepumpe in die Kessel gedrückt wird. Auf
                              									diese Weise wird stets dieselbe Wassermenge erst im Kessel verdampft, dann von der
                              									Maschine verbraucht, im Apparate condensirt und endlich wieder dem Kessel zugeführt.
                              									Der Speisewasserverbrauch ist daher nahe gleich Null.
                           Die Abkühlung des Wassers, welches den unteren Theil des Blechbehälters erfüllt und
                              									die Condensationsröhren umgibt, erfolgt durch Scheiben e aus Blech, welche in Gruppen zu je vieren auf je zwei Wellen angeordnet
                              									sind, mit der unteren Hälfte zwischen den Condensationskörpern in das Wasser tauchen
                              									und langsam rotiren. Dieselben erhalten ihre Bewegung von der Riemenscheibe r, die eine Welle treibt, deren Drehung durch eine
                              									endlose Kette an die zweite Welle übertragen wird.
                           
                           Am Stirnende des Behälters sind zwei Schraubenventilatoren f angeordnet, welche in den Behälter einen Luftstrom treiben, der durch
                              									gekrümmte Blechmäntel n zwischen die oberen Hälften der
                              									Scheiben e geleitet wird und sodann durch den Schlot
                              										g ins Freie entweicht. Dieser Luftstrom bewirkt
                              									eine Abkühlung der Scheiben, welche stets mit einer verdunstenden Schicht
                              									mitgenommener Feuchtigkeit bedeckt sind; die Scheiben entziehen dem Wasser im
                              									Behälter beständig so viel Wärme, daſs die Condensation vollständig eintritt.
                           Nach dem Gesagten ist bloſs die Wassermenge, welche mit der Luft durch den Schlot
                              									entweicht, als Verbrauch an Condensationswasser anzusehen. Bei feuchter Luft ist die
                              									Aufnahmefähigkeit geringer, jedoch leidet dadurch die Condensation nicht, weil die
                              									Luft den Scheiben doch stets die genügende Wärmemenge entzieht.
                           Unter günstigen Umständen, d.h. bei sehr feuchter Luft soll die verdunstete Menge
                              									beträchtlich kleiner sein als die gleichzeitig in den Condensationsräumen gebildete
                              									Wassermenge, welche in die Kessel gelangt. Diese letztere Menge stimmt aber mit dem
                              									Wasserverbrauch einer Auspuffmaschine, d.h. einer solchen ohne Condensation. Der
                              									Speisewasserverbrauch ist darauf nahe gleich Null, der Verbrauch an
                              									Condensationswasser kleiner als der an Speisewasser für eine Auspuffmaschine. So
                              									ergibt sich das überraschende Resultat, daſs der ganze Wasserverbrauch bei Anwendung
                              									des Theisen'schen Apparates unter günstigen Umständen
                              									kleiner wird als bei einer Auspuffmaschine, wie es sich im Mannstädt'schen Werke thatsächlich herausgestellt haben soll.
                           Weitere Vortheile der Einrichtung sind, daſs für die Speisung der Dampfkessel sehr
                              									reines Wasser, welches keinen Kesselstein bildet, gewonnen wird, daſs der Apparat
                              									auch für die gröſsten Leistungen ausführbar ist, daſs er ein gutes Vacuum erzielt,
                              									endlich daſs auch unreines Wasser zur Kühlung verwendet werden kann, da das
                              									Kühlwasser von dem zur Speisung dienenden getrennt bleibt und der Apparat leicht zu
                              									reinigen ist.
                           Um die Condensationskörper auch innen reinigen zu können, sind Oeffnungen mit Deckeln
                              									in den Kästen b, c angebracht. Sollte man die Speisung
                              									des Kessels durch das aus dem Maschinendampf condensirte Wasser für nachtheilig
                              									halten, so kann man sich mit der Condensation begnügen und die Kessel mit frischem
                              									Wasser speisen, wobei allerdings mehr an Wärme verloren geht.
                           In L. Mannstädt's Walzwerk in Kalk bei Köln ist der
                              									Apparat für Maschinen von zusammen 470  im Betriebe. In dem
                              									Dampfzuleitungsrohr a war mittels Vacuummeter ein
                              									Vacuum von 0m,6, mithin eine Spannung von
                              										\frac{0,16}{0,76}=0^{at},21 zu beobachten. Zeitweise erhöht
                              									sich diese Ziffer bis auf 0m,65. Dabei ist jedoch
                              									zu bemerken, daſs die Maschinen weit von einander liegen und die Leitung, welche den
                              									Dampf zum Condensator
                              									führt, mehr als 200m Länge besitzt. Bei den
                              									Erschütterungen, welche der Walzwerksbetrieb verursacht, läſst sich die Leitung
                              									nicht vollkommen dicht halten und wird daher durch Eindringen von Luft das Vacuum,
                              									welches sich sonst günstiger gestalten würde, nicht unbedeutend vermindert.
                           Aus dem genannten Grunde muſste auch die Luftpumpe, sowie die zu deren Betrieb
                              									dienende Dampfmaschine gröſsere Dimensionen erhalten, als sonst nöthig gewesen wäre.
                              									Diese Dampfmaschine, welche nebstdem die Ventilatoren und die Kühlscheiben in Gang
                              									setzt, entwickelt bei 4at eine effective Leistung
                              									von 17 .
                           Die zum Betriebe der Condensation erforderliche Arbeit beträgt daher nur
                              										\frac{17}{470}\,100=3,6 Proc. der Gesammtleistung von 470
                              									 der Maschinen des Walzwerkes, welche Ziffer sich unter günstigeren
                              									Verhältnissen auf 3 Proc. reduciren dürfte, während der Gewinn an Leistung durch die
                              									Condensation augenscheinlich ein weit höherer ist. Bei 0at,2 Condensationsspannung wird nämlich die Spannung des verbrauchten
                              									Dampfes um 0at,8 vermindert, mithin der wirksame
                              									Druck, wenn die Maschinen mit voller Füllung arbeiten, also im ungünstigsten Falle,
                              									bei 3at Admissionsspannung um
                              										\frac{0,8}{3}\,100=26,6 Proc., also die Leistung der Maschine
                              									um wenigstens 20 bis 25 Proc. erhöht.
                           In der That geben L. Mannstädt und Comp. an, daſs durch
                              									die Verwendung des Apparates bei ihren Maschinen, die früher ohne Condensation
                              									arbeiteten, monatlich 1350 M. an Kohle, dann 170 bis 180 M. an Chemikalien für
                              									Reinigung der Speisewässer erspart wurden.
                           Der Preis der Anlagen wird folgendermaſsen berechnet. Für jedes Liter für die Stunde
                              									zu condensirenden, d.h. von den Maschinen benöthigten Speisewassers ist 1/65qm Condensationsfläche nothwendig. Ist also L die in der Stunde erforderliche Zahl Liter
                              									Speisewasser, so wird die Condensationsfläche gleich \frac{L}{65}
                              									qm.
                           Für 1qm Condensationsfläche aber werden 250 M.
                              									berechnet, daher der Preis der Anlage gleich
                              										250\,.\,\frac{L}{65}=3,85
                              									L Mark beträgt. Erfordert 1  12l Wasser in der Stunde und haben die Maschinen,
                              									für welche der Apparat bestimmt ist, zusammen n
                              									Pferdekraft, so wird L = 12n, und es stellen sich daher die Kosten der Anlage auf rund
                           3,85 . 12n +46n Mark,
                           z.B. für Maschinen mit zusammen 470  auf 46,474 =
                              									21600 M.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
