| Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 1 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wirkereimaschinen.
                        (Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								266 S. 1.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									1.
                        Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
                        
                     
                        
                           Die im verflossenen Halbjahre bekannt gewordenen Erfindungen in der Wirkerei beziehen
                              									sich in drei Fällen auf runde, in zweien auf flache Kulirstühle, in zwei Fällen auf
                              									Kettenstühle und in sechs solchen auf Strickmaschinen; es zeigt sich also noch immer
                              									das lebhafte Bestreben, die kleinen, leicht zu handhabenden Wirkmaschinen
                              									vorzugsweise weiter zu vervollkommnen, welche man mit dem Namen Strickmaschinen
                              									bezeichnet. In vielen Fällen ist freilich der letztere Name nicht ganz geeignet,
                              									denn es wäre wohl angezeigt, nur diejenigen Wirkereimaschinen Strickmaschinen zu
                              									nennen, welche die Maschenbildung und die Vollendung der Gebrauchsgegenstände nach
                              									Art des Handstrickens vornehmen, welche also die Maschen einzeln bilden, indem sie
                              									die neuen Schleifen durch die alten Maschen hindurchziehen und welche ferner die
                              									Gegenstände thunlichst fertig zum Gebrauche liefern. Es ist nothwendig, diese
                              									Erklärung festzuhalten, da wir sonst leicht unser Wort „Wirken“ überhaupt
                              									verlieren könnten und im gewerblichen oder Fabrikationsverkehre die Wortarmuth
                              									sicher nicht zur Deutlichkeit beiträgt. Enthält doch z.B. die Liste des Kaiserl.
                              									Patentamtes nicht das Wort „Wirkmaschinen“, sondern dasjenige
                              										„Strickmaschinen“ an Stelle des ersteren – es ist aber sicher, daſs
                              									Wirkmaschinen seit etwa drei Jahrhunderten und Strickmaschinen seit nahezu drei
                              									Jahrzehnten bestehen und daſs die letzteren aus den ersteren hervorgegangen sind,
                              									also auch in ihnen eingeschlossen liegen.
                           Nach der oben angedeuteten Reihenfolge kommen also zunächst an Rundkulirstühlen
                              									folgende Neuerungen vor: Ein Verfahren und eine Einrichtung
                                 										zur Herstellung schlauchförmiger Wirkwaare von wachsender oder abnehmender
                                 										Weite von Edgar Covell und Elisha Gram in Laconia, New Hampsh., Nordamerika (*D.
                              									R. P. Nr. 42149 vom 21. Juni 1887), ist in Bezug auf das Verfahren thatsächlich
                              									nicht eine Neuheit, denn dasselbe besteht einfach darin, die schlauchförmige Waare
                              									locker zu arbeiten, um den Schlauch weit, und sie fester zu arbeiten, um ihn enger
                              									zu erhalten. Das ist eine
                              									längst bekannte Erfahrung, sie ist auch vorübergehend dazu benutzt worden, um
                              									Strumpflängen oben etwas weiter als unten, folglich  mit ungefähr richtiger Form des
                              									Oberlängens und der Wade herzustellen. Das soll durch die Vorlage auch geschehen und
                              									der Stuhl enthält zum Zwecke der regelmäſsigen Veränderungen die in Fig. 1 Taf. 1 angedeutete
                              									Vorrichtung: Der englische Rundkopf b mit den lothrecht
                              									stehenden gewöhnlichen Hakennadeln c hat das bekannte
                              									Kulirrad d, dessen Tragbolzen f wagerecht verschiebbar in seinem Tragarme h
                              									liegt und von einer Spiralfeder nach innen, also vom Stuhle c ab, durch einen Hebel pm aber nach auſsen
                              									gegen den Stuhl hin getrieben wird, wenn das zwischen p
                              									und dem Gestellarme q hindurchlaufende Musterband z die Erhöhungen b1 an die Stelle qp
                              									bringt, welche p nach links hin abdrängen und m nach rechts treiben, so daſs das Kulirrad d tiefer zwischen die Stuhlnadeln c eintritt und längere Schleifen, also lockere Waare
                              									herstellt. Nimmt die Erhöhung b1 ab, so geht auch d
                              									weniger tief in den Nadelkreis hinein und die Waare wird stetig fester. Das
                              									Musterband z ist oben mit der empor gehenden Waare
                              									verbunden und unten um eine Scheibe y gelegt, an
                              									welcher es mit dem Fallgewicht w gespannt erhalten
                              									wird; es trägt, neben b1 liegend, Erhöhungen v1 welche zu geeigneter Zeit durch p1
                              									o1 eine Feder y1 auslösen, so daſs
                              									diese den Treibriemen des Stuhles verschiebt und den Stuhl still stellt.
                           Für englische Rundstühle ist ferner verwendbar das Verfahren
                                 										und die Einrichtung zur Herstellung von Ringelwaaren von Emil und Oswald Meyer in
                              									Chemnitz (*D. R. P. Nr. 40151 vom 12. Oktober 1886). Es ist dabei zunächst nur an
                              									zweifarbige Ringelwaare gedacht und das Abschneiden des nicht arbeitenden Fadens in
                              									folgender Weise vermieden worden: Der Stuhl hat, wie Fig. 3 Taf. 1 zeigt,
                              									einzeln bewegliche Spitzennadeln o, Platinen b und Pressenstäbchen c,
                              									er ist hohl und die Waare w wird innen nach unten
                              									abgezogen. Die beiden Führerschienen ff1 (Fig. 2 und 3) mit den Fadenröhrchen
                              										r, r1 sind
                              									horizontal verschiebbar, ein Führer mit dem arbeitenden Faden (r in Fig. 2) steht auſserhalb
                              									des Nadelkreises und der andere mit dem ruhenden Faden, r1 (Fig. 2 und 3), steht innerhalb dieses
                              									Kreises a. Damit wird es möglich, den Nadelkreis mit
                              									der daran hängenden Waare zu drehen und doch den ruhenden Faden r1 an der Waare zu
                              									belassen, mit welcher er einfach auch im Kreise herumgeht und nur ein wenig
                              									zusammengedreht wird. Der Färb Wechsel erfolgt in der Weise, daſs ein geeigneter
                              									Zählapparat den Fadenführer f mit r nach innen und den anderen f1 mit r1 nach auſsen schiebt; sie werden jedoch dabei
                              									zugleich um eine Nadel seitlich bewegt, so daſs sie auf eine Stuhlnadel beide ihren
                              									Faden legen und diese Nadel also eine doppelte oder plattirte Masche erhält, behufs
                              									fester Verbindung des Endes von einem Farbringe mit dem Anfange vom anderen. Diese
                              									Einrichtung mag für zwei Fäden möglich und verwendbar sein, für mehrere aber erscheint
                              									sie kaum als ausführbar.
                           Am französischen Rundstuhle hat Ernst Frenzel in
                              									Dittersdorf bei Chemnitz die in Fig. 4 und 5 Taf. 1 gezeichnete Vorrichtung zur Herstellung plattirt gemusterter
                                 										Wirkwaare angebracht (*D. R. P. Nr. 42357 vom 17. April 1887), welche in
                              									folgender Weise wirkt: Werden durch eine Platine p zwei
                              									Fäden r und s (Fig. 5) zu
                              									Schleifen zwischen die Nadeln eingedrückt, so liegt in der aus dieser Doppelschleife
                              									entstehenden Masche rs derjenige Faden r auf der Waarenvorderseite oben auf, welcher auf die
                              									Nadel am weitesten nach hinten gelegt worden ist. Ist r
                              									ein rother und s ein schwarzer Faden, so entsteht also
                              									bei der Schleifenlage rs rothe Waare und bei der
                              									Schleifenlage s1
                              									r1  schwarz aussehende
                              									Waare. Der eine Faden s wird den Nadeln von einem
                              									unbeweglichen Führer f2
                              										(Fig. 4)
                              									zugeführt, welcher über f1 liegt und oben am Stuhle befestigt ist; der andere Faden r aber kommt von einem Führer f1 welcher an dem in der Nadelrichtung
                              									verschiebbaren Schieber c befestigt ist. Dieser
                              									Schieber wird durch eine unter ihm befindliche Feder immer nach links gezogen, zum
                              									Anstoſse der Schraube h an die Kante p, in welcher Stellung der Führer f1 in der gezeichneten
                              									Lage 2 sich befindet, so daſs roth aussehende Maschen
                              										rs entstehen. Die Deckplatten d des Nadelkranzes enthalten aber einen Reifen a mit Schrauben b, durch
                              									welche der Schieber c nach rechts verschoben wird, so
                              									daſs fa vor f2
                              									, also etwa bei 3 liegt
                              									und nun die schwarz aussehenden Maschen s1
                              									r1 entstehen. Durch die
                              									Vertheilung der Schrauben b im Umfange des Stuhles wird
                              									es also möglich, in einer Reihe abwechselnd etliche Maschen roth und andere schwarz
                              									aussehend herzustellen. Aus diesen Reihenstücken ist aber schlieſslich in der Längs-
                              									und Breitrichtung der Waare ein Farbmuster zusammenzusetzen.
                           Die flachen Kulirstühle weisen zwei Neuerungen auf, mit welchen man wohl eine
                              									Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit angestrebt hat. Der Cottonwirkstuhl mit Vorrichtung zur Randmaschenbildung von Lamb und Löwe in
                              									Nottingham (*D. R. P. Nr. 42358 vom 4. Mai 1887) benutzt die Decker der
                              									Mindermaschine zur Erreichung einer richtigen Fadenlage auf sämmtlichen Nadeln in
                              									folgender Weise: Nach dem Abschlagen einer Maschenreihe (Fig. 6 Taf. 1) müssen die
                              									Nadeln a zunächst wieder gehoben werden, ehe der
                              									Fadenführer b den Faden zur neuen Reihe auf sie legt.
                              									Eilt nun doch dieser Führer etwas vor, so daſs er schon zur Seite fortgeht, bevor
                              									die Nadeln genügend hoch gestiegen sind, so kann es vorkommen, daſs er den Faden
                              									über den Kopf der Randnadel a1 hinweg zieht, anstatt ihn auf diese Nadel zu legen. Dann erhält, wie
                              										Fig. 8 in
                              									punktirter Linie zeigt, diese Randnadel keine neue Masche und die alte fällt von ihr
                              									ab. Zur Verhütung dieses Uebelstandes hat man nun Einrichtung dahin getroffen, daſs
                              									beim Abschlagen der Waare die Decker c sich senken
                              										(Fig. 7),
                              									so daſs der Faden um die
                              									erste Decknadel c herum gelegt wird (Fig. 8 in x), wenn die Stuhlnadel noch nicht in richtiger Höhe
                              									steht. Ist letztere Stellung erreicht, so hebt sich der Decker c und übergibt den Faden unmittelbar der Stuhlnadel a.
                           Flacher Kulirwirkstuhl mit besonderem Einschlieſskamm
                              									von Ernst Boeſsneck in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 41090
                              									vom 9. November 1886). Wenn auf den Stuhlnadeln a (Fig. 9 Taf. 1)
                              									eine neue Maschenreihe vorbereitet werden soll, so muſs die alte Waare w zwischen den Abschlagzähnen b und den Platinen c eingeschlossen gehalten
                              									werden. Die Verwendung der Platinen zu diesem Zwecke bedingt für dieselben eine
                              									besondere Bewegung, und eine gröſsere Breite und deshalb wieder für die Nadeln
                              									gröſsere Länge und längeren Weg. Zur Erhöhung der Geschwindigkeit ist indessen
                              									gerade die Verminderung in der Ausdehnung aller dieser Stücke erforderlich und man
                              									hat deshalb den Platinen nicht den vorspringenden Theil 1 (Fig.
                                 										9), sondern die Form von Fig. 10 und 11 gegeben und
                              									einen besonderen Einschlieſskamm d angebracht, welcher
                              									entweder mit dem Abschlagkamme b verbunden (Fig. 10) oder
                              									getrennt von diesem an der Platinenschiene befestigt ist (Fig. 11).
                           Die Verbesserungen, welche an Kettenstühlen getroffen worden sind, betreffen eine
                              									Construction zur Verwendung eines sonst im Allgemeinen schon bekannten Verfahrens
                              									und ein Verfahren zur Herstellung einer neuen Fangkettenwaare. Der Kettenvirkstuhl für flache Waare von Cohnheim und Berndt in Berlin (*D. R. P. Nr. 42735 vom
                              									31. August 1887) enthält, als Handstuhl ausgeführt, eine Verbindung des
                              									Pressentrittes t1 (Fig. 12 Taf.
                              									1) mit dem Spannkreuze r der Kettenfäden k, und der Arbeiter hat diesen Tritt t1 während des Pressens
                              									einer Reihe niederzudrücken, wobei er zugleich durch Wenden der Welle w mittels der Spiralfeder z2 einen elastischen Zug auf die
                              									Spannrolle r und die Kettenfäden ausübt, so daſs diese
                              									die entstehenden Maschen straff anspannen und dichte oder feste Waare herstellen.
                              									Die Wendewelle w wird auch durch Bolzen c und Arm d in der Lage
                              									erhalten, in welcher sie diese stärkere Spannung auf die Kettenfäden ausübt, bis bei
                              									dem Einschlieſsen der Waare der nach hinten bewegte Stangenarm a1 an den Hebel e stöſst, diesen wendet und durch d3 den Arm d hebt, so daſs die Welle w mit dem Bolzen c sich nach links wenden und
                              									den Zug auf die Spannrolle aufheben kann. Die Kettenfäden liegen also nun locker,
                              									denn es beginnt nun das Legen derselben auf die Stuhlnadeln, während welcher Zeit
                              									die starke Spannung schädlich ist und Fadenbruch verursacht. An mechanischen
                              									Kettenstühlen wird dieselbe Spannungsvorrichtung durch ein Excenter der Triebwelle
                              									zu geeigneter Zeit in Thätigkeit gebracht, so daſs auch da die Fäden während des
                              										„Legens“ locker und während der übrigen Zeit der Reihenbildung straff
                              									gespannt sind. Es soll ein solches Verfahren zur Herstellung dichter Waare bei
                              									möglichster Schonung der Kettenfäden führen.
                           
                           Fangkettenstuhl für Doppelkettenwaare von C. A. Roscher in Mittweida in Sachsen (*D. R. P. Nr.
                              									42368 vom 23. Juni 1887). Auch in der Kettenwirkerei kann man Rechts- und
                              									Rechtswaare arbeiten, wenn man zwei Nadelreihen a und
                              										b (Fig. 13 Taf. 1) am Stuhle
                              									verwendet. Die dadurch entstehende Waare, welche man gewöhnlich nicht Ränder–,
                              									sondern Fangkettenwaare nennt, hat im Allgemeinen die in Fig. 14 gezeichnete
                              									Fadenverbindung, nach welcher alle Fäden sowohl auf der Nadelreihe a, als auch auf derjenigen b Maschen bilden. Nach der neuen Anordnung des Stuhles (Fig. 13) schwingen jedoch
                              									die Kettenmaschinen c und d nicht durch beide Stuhlnadelreihen a und
                              										b, sondern jede dieser Maschinen gibt ihre Fäden
                              									nur der gegenüber liegenden Nadelreihe, also c nur an
                              										b und d nur an a. Jede Maschine und Nadelbarre bildet also ein Stück
                              									Waare für sich, aber die Fäden von beiden kreuzen und umschlingen sich zwischen
                              									diesen Waaren, wie Fig. 15 und 16 zeigen, so daſs in der
                              									That nur ein Stoffstück, eine Doppelkettenwaare, entsteht. Der Stuhl hat zwei
                              									Triebwellen a1
                              									a2, welche durch
                              									Excenter die Nadelbarren bewegen und von einer Kurbelwelle b1 umgedreht werden. Die Nadelbarren
                              									werden nur je an beiden Seiten geführt, und diese zu ölenden Führungen liegen
                              									auſserhalb der Waare, welch letztere also gegen Verunreinigung geschützt ist.
                           Eine interessante Neuheit ist die doppelte Rundstrickmaschine
                                 										zur gleichzeitigen Herstellung zweier schlauchförmigen Waarenstücke von Josephine Barbara Schröder in Cleveland, Ohio,
                              									Nordamerika (*D. R. P. Nr. 42459 vom 5. April 1887). Wie Fig. 17 Taf. 1 zeigt, ist
                              									auf einem Gestell A eine gewöhnliche Bickford-Rundstrickmaschine mit äuſserem
                              									Schloſscylinder C aufgestellt und ein Gestellarm A1 trägt an der
                              									festhängenden Achse B eine zweite Rundstrickmaschine
                              									mit innerem Schloſscylinder D. Durch ein in die Zähne
                              										G des äuſseren Schloſscylinders C eingreifendes Kegelrad mit Drehung wird C gedreht und der an C
                              									befestigte Arm H dreht die Röhre J mit um und diese endlich nimmt den inneren
                              									Schloſsmantel D mit fort. An dem Arme H hängen zugleich die Fadenführer K für beide Nadelreihen und am äuſseren Mantel C ist auch der Spulenträger L angeschraubt mit je einer Spule für die äuſsere und für die innere
                              									Reihe, so daſs diese Spulen sich um die Nadelcylinder mit herumdrehen. Die Nadeln
                              									der beiden Maschinen sind einander ganz gleich, auch die Anzahl derselben ist in
                              									einer Maschine so groſs wie in der anderen; natürlich wird dann aber die Theilung
                              									beider Nadelreihen sehr verschieden sein. Man läſst nun, um von beiden Maschinen
                              									doch gleiche Waaren zu erhalten, die innere viel lockerer arbeiten als die äuſsere
                              									und rechnet darauf, daſs die langen, eng an einander stehenden Maschen der inneren
                              									Waare sich später breit und kurz ziehen zu ganz gleichem Aussehen mit der äuſseren
                              									Waare. Diese Doppelmaschine würde also thatsächlich ein Paar Strümpfe von gleicher
                              									Gröſse und sonstiger Beschaffenheit liefern, wenn man an beiden Waaren dieselben Arbeiten vornimmt. In die
                              									ersten Anschlagreihen muſs man zwei runde Abzugkämme MN
                              									einhängen, welche mit entsprechendem Gewicht die beiden Waarenstücke abziehen.
                           Eine Muster Strickmaschine von Claes und Flentje in Mühlhausen in Thüringen (*D. R. P. Nr. 42381 vom 17.
                              									April 1887) enthält als solche selbst, d.h. also hinsichtlich des Musterarbeitens,
                              									nicht etwas Neues, sondern nur eine Vorrichtung der Musterwalze derart, daſs die auf
                              									letzterer etwa liegenden Musterkarten thunlichst gegen Eindrücke und Abnutzung
                              									geschützt sind. Es werden in ihr nach bekanntem Verfahren manche der eigentlichen
                              									Stricknadeln a (Fig. 18 Taf. 1) durch
                              									Hilfsnadeln b empor in die Arbeitsstellung geschoben
                              									und dieses Verschieben bewirkt die Musterwalze c nicht
                              									direkt durch Anstoſsen ihres Umfanges an die Hilfsnadeln, sondern es ist mit der
                              									Musterwalze eine Schiene d verbunden, welche ebenso
                              									viele Hebel e trägt, wie Nadeln vorhanden sind und
                              									welche Hebel durch Federn f leicht auf den Umfang von
                              										c gedrückt werden. Auf diesem Umfang liegt nun
                              									zunächst das Musterblatt oder die Karte und zwar in der hier dargestellten Form als
                              									ein drehbares Rohr mit eingebohrten Löchern. Die offenen Löcher gestatten den
                              									Hebelenden ein Einsinken und die durch Schrauben geschlossenen Löcher halten die
                              									Hebel hoch nach oben vorstehend. Wird nun die Musterwalze in Richtung i gegen die Nadelreihe hin bewegt, so stoſsen nur die
                              									hoch vorstehenden Hebel an die Nadeln an und schieben dieselben vor sich her,
                              									während die eingesunkenen Hebel unter ihren Nadeln hinweg gehen. Da also nicht der
                              									Umfang der Walze direkt, sondern die von diesem regulirten Hebel die Nadeln treffen,
                              									so wird erstere nicht angegriffen und nicht abgenutzt. Für diejenigen Randnadeln,
                              									von denen man beim Mindern die Maschen abgenommen hat und welche nun auſser
                              									Thätigkeit gesetzt werden, schlägt man die Hebel e so
                              									weit zurück, daſs sie von der Feder f im Haken g gehalten werden und nun selbst auſser Thätigkeit
                              									gesetzt sind.
                           Die Buntmusterstrickmaschine von Karl Groſs in Penzing und Eduard Popp in Wien
                              									(*D. R. P. Nr. 40482 vom 30. Juli 1886) liefert Farbmuster, welche als unterlegte
                              									Muster in Ränderwaaren anzusehen sind. Sie enthält für jede Nadelreihe, also unter
                              									jedem Nadelbett ein Jacquardprisma DD (Fig. 19 Taf. 1) mit
                              									überhängenden Musterkarten, welche bei der Verschiebung der Prismen nach oben direkt
                              									an die Nadeln stoſsen und dieselben heben. Durch das Parallelogramm C werden beide Prismen gleichzeitig gehoben, wenn der
                              									Arbeiter den Handhebel C1 abwärts drückt. Die Karten E lassen diejenigen Nadeln, an deren Anstoſsstelle sie
                              									durchlocht sind, unten in der Abschlagstellung liegen und heben die anderen, für
                              									welche sie nicht durchlocht sind, bis in die Einschlieſsstellung, so daſs nur diese
                              									gehobenen Nadeln den Faden zu Maschen verarbeiten. An den anderen, in tiefster
                              									Stellung liegenden Nadeln wird der Faden geradlinig und straff vorübergeführt, diese
                              									Nadeln gehen dann bei der
                              									Arbeit der nächsten Maschenreihe über ihn hinweg, er liegt also als lange
                              									Platinenmasche unter ihnen, genau so wie in den unterlegten Farbmustern. Man
                              									arbeitet nun an dieser Strickmaschine einreihige Ringelwaare, d.h. man wechselt in
                              									der Verwendung zweier verschiedenfarbigen Fäden in jeder folgenden Reihe; läſst man
                              									dabei nur auf einer Seite der Maschine die Nadeln theilen in solche, welche gehoben
                              									werden und andere, welche unten liegen bleiben, während auf der anderen Seite stets
                              									alle Nadeln arbeiten, so erhält man in der Waare auf der ersten Seite Musterbilder
                              									aus beiden Fäden zusammengesetzt, auf der anderen Waarenseite aber Querstreifen. Die
                              									Jacquardkarten der zweiten Maschinenseite sind dann gar nicht durchlocht, sie
                              									treiben alle Nadeln empor in die Arbeitslage. Wenn aber die Prismen DD auf beiden Maschinenseiten durchlochte Karten
                              									enthalten, so werden beide Nadelreihen getheilt, beide stellen Musterwaare her und
                              									jede Seite dieser Waare kann ein besonderes Musterbild erhalten. Diejenigen
                              									Fadenstrecken, welche von keiner der beiden Nadelreihen verarbeitet worden sind,
                              									liegen gerad gestreckt zwischen beiden Rechts- und Rechtsmaschenstäbchen des
                              									Stoffes. Das Schloſs der Maschine enthält, wie Fig. 20 zeigt, einen
                              									Winkel FF zum Herabziehen der jeweilig empor
                              									geschobenen Nadeln und dieser Winkel wird durch den Schloſsschieber G, welcher am Ende des Hubes an die bekannten Riegel
                              									stöſst, verstellt, so daſs er auch in die punktirt gezeichnete Lage F1
                              									F1 kommen kann.
                           Endlich sind an der Schmitt'schen Strickmaschine mit schraubenlinigem Waarenträger
                              									folgende Neuerungen angebracht worden: Zunächst die Einrichtung zum einseitigen Offenstricken von Johann Schmitt in Coblenz a. Rh. (*D. R. P. Nr. 41076 vom 18. April 1886),
                              									welche darin besteht, daſs der Fadenführer n (Fig. 21 Taf.
                              									1), d. i. die schwingende Nadel, welche die einzelnen Maschen näht, um etwa 90°
                              									gewendet werden kann, so daſs er zu den beiden Enden der Strickspiralen oder des
                              									Waarenträgers s1
                              									s2 eine der
                              									ursprünglichen fast entgegengesetzt gerichtete Lage n1 (Fig. 22) einnimmt und
                              									folglich ein Maschennähen im umgekehrten Sinne vornimmt.
                           Ferner ist dieselbe Strickmaschine von demselben Erbauer, J.
                                 										Schmitt, zur Herstellung gerippter, also der Rechts- und Rechtswaare
                              									eingerichtet worden (*D. R. P. Nr. 42015 vom 8. Januar 1887) durch Hinzufügung eines
                              									Maschenwenders m (Fig. 23 Taf. 1) zwischen
                              									die Enden der Strickspiralen s1
                              									s2. Derselbe nimmt
                              									zunächst die alte Masche a von einer Spirale ab und
                              									hält sie entweder direkt in der Lage Fig. 23 oder umgewendet
                              									in der Lage Fig.
                                 										24 der Nadel n zum neuen Stiche vor, so daſs
                              									entweder eine Rechts- oder eine Linksmasche entsteht.
                           Endlich ist für dieselbe Schmitt'sche Strickmaschine von
                              										J. Schmitt, J. Coblenzer und C. G. Rommenhöller die Zusammensetzung der
                              									Strickspirale aus zwei Theilen angegeben worden (*D. R. P. Nr. 41271 vom 26.
                              									November 1886), welche, wie Fig. 25 Taf. 1 zeigt, auf
                              									ein Stück in einander
                              									geschraubt worden sind und durch Umdrehung eines Theiles weiter oder enger gestellt
                              									werden können, je nachdem die daran hängende Waare erweitert oder verengt wird.
                              									Beide Theile liegen mit je einer Nuth und Feder in einander und die Spitze oder das
                              									Ende des einen Theiles ist in die Nuth des anderen eingesenkt, so daſs die Maschen
                              									ungehindert darüber hingleiten können.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
