| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 61 | 
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                        Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr.
                              								Kick.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 17
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           Das Reinigen und Schälen des Getreides. Es ist bekannt,
                              									daſs unter Reinigung des Getreides alle jene Verfahren
                              									verstanden werden, durch welche man die dem Getreide anhaftenden Schmutztheilchen
                              									und sonstige Beimengungen entfernt; während man unter Schälen auch die Beseitigung eines Theiles der äuſseren, werthlosen
                              									Zellschichten (der Frucht- und Samenhaut) versteht, insoferne selbe nicht in die
                              									tiefe Spalte reichen, welche Weizen und Roggen aufweist.
                           Die Schälmaschinen, wenn sie auch die genannten, wichtigsten Getreidearten nicht
                              									völlig zu schälen vermögen, wie das z.B. bei Reis möglich ist, haben unbestritten
                              									den Vortheil sehr kräftiger Reinigung, sie entfernen das Bärtchen und Theile der
                              									Fruchthaut. Es fragt sich nur, wie weit ist ihre Anwendung von Vortheil, soll man so
                              									weit zu schälen suchen, daſs die Körner nahezu weiſs (von der Spalte abgesehen)
                              									erscheinen? In dem Berichte 1886 259 204 wurde
                              									mitgetheilt, daſs V. Till in Brück a. d. Mur auf
                              									trockenem Wege das Getreide zu schälen suchte, und wurden die Ergebnisse kurz
                              									besprochen. Auf der Müllerei-Ausstellung 1887 in Mailand hatte Ganz und Comp. in Budapest eine Schälmaschine
                              									senkrechter Anordnung ausgestellt, bei welcher das Getreide durch mit Schmirgel
                              									belegte Arbeitsflächen, ähnlich wie bei Till's
                              									Maschine, eine recht sanfte Einwirkung erfuhr; doch hafteten auch dieser Maschine
                              									noch mannigfache Uebelstände an. Seither ist diese Firma, bezieh. Herr Friedrich Eichleiter im Vereine mit Herrn Wimmer bemüht, die Schälfrage weiter zu fördern. Sie
                              									kehrten zur Till'schen Maschine, welche in mehreren
                              									Einzelheiten verbessert wurde, zurück; das Schälen findet wie bei Till durch mit Schmirgel belegte Scheiben statt, doch
                              									ist der Cylinder (Mantel) fest stehend, eine gute Regelung des Einlaufes und eine
                              									kräftige Ventilation angebracht. Es wurden bereits vielfache und zum Theile recht
                              									günstige Proben ausgeführt, und hofft Eichleiter, daſs
                              									bei etwa 16 Proc. Schälverlust das Getreide so von den äuſseren Theilen der Frucht-
                              									und Samenhaut befreit werden kann, daſs sowohl eine Verkürzung des Schrotprozesses,
                              									als eine Verminderung der Griesauflöse-Durchgänge sich ergibt. Die Schrotmehle und
                              									Schrotdunste fallen schöner aus, die Griese lassen sich leichter putzen. Die ökonomischen Vortheile, welche sich in Bezug auf die
                              									besserwerthigen Producte nach eingelangten Mittheilungen auf etwa 60 fl. (100 M.)
                              									für 100 MC Weizen belaufen, müssen die Kosten des Schälbetriebes natürlich
                              									übersteigen. Dies dürfte der Fall sein, da der Schmirgelüberzug der Scheiben bei
                              									beständigem Betriebe angeblich etwa 8 Tage Stand hält (zuweilen wesentlich länger)
                              									und zur Schälung von 100 MC in 24 Stunden 20  erforderlich sein sollen,
                              									welche des vereinfachten, weiteren Vermahlungsganges wegen zudem nur theilweise in Rechnung zu stellen
                              									wären. Wenn auch noch weitere Versuche in groſsem Maſsstabe abzuwarten sind, so sind
                              									doch schon die bisherigen sehr beachtenswerth.
                           Den langdauernden Versuchen Eichleiter's entsprang auch
                              									dessen *D. R. P. Nr. 36859 vom 18. März 1886 auf ein Verfahren trocken geschältes
                              									Getreide, durch Beimengung von Kleie, gemeinsamer Bewegung des Gemenges und
                              									schlieſslichen Trennung der Theile, von dem anhaftenden Schälstaube zu befreien.
                              									Durch dieses Verfahren wird der Schälstaub entschieden vollkommener entfernt, als
                              									durch Ventilation allein, doch bedingt dessen Anwendung die Einschaltung zweier
                              									Cylinder hinter die Schälmaschine. Durch die gute Absonderung des Schälstaubes hebt
                              									sich die Qualität des Schrotmehles vom 1. und 2. Schroten, und deshalb ist dieselbe
                              									von Wichtigkeit.
                           Recht interessant ist der von Wimmer in Scheibbs mit
                              									zwei Posten zu 100 MC durchgeführte Versuch, welcher hier mitgetheilt werden
                              									möge:
                           
                              
                                 100 MC Weizen ergabengereinigt:
                                 100 MC Weizen ergaben ge-reinigt und geschält:
                                 
                              
                                 als Material für die 1. Schro-    tung
                                   98,70 MC
                                 als Material für die 1. Schro-    tung
                                   82,25 MC
                                 
                              
                                 zur
                                 2.
                                 Schrotung
                                 gelangten
                                   95,64   „
                                 zur
                                 2.
                                 Schrotung
                                 gelangten
                                   78,26   „
                                 
                              
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 „
                                   86,65   „
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 „
                                   57,96   „
                                 
                              
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 „
                                   73,91   „
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 „
                                   32,46   „
                                 
                              
                                 „
                                 5.
                                 „
                                 „
                                   50,81   „
                                 „
                                 5.
                                 „
                                 „
                                   15,30   „
                                 
                              
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 „
                                   29,56   „
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 „
                                     7,44   „
                                 
                              
                                 Uebergang von derselben
                                   19,51   „
                                 Uebergang
                                 
                                     4,94   „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Demnach betrugen die ge-    sammten Schrotmengen:
                                 454,78 MC
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 278,61 MC
                                 
                              
                           Hiernach verhalten sich die zu verarbeitenden Schrotmengen wie 8 zu 5, und müſste
                              									danach auch die Zeit der Vermahlung eine wesentlich verkürzte sein.
                           Eichleiter und Wimmer
                              									verbinden die Schälmaschine, wie oben bereits erwähnt, mit einem Ventilator und
                              									schalten zwischen beide einen Staubfänger, wodurch das Schälmehl vollkommen
                              									gesammelt wird. Von besonderer Wichtigkeit ist zartes
                              									Schälen; das Abschleifen der Frucht- und Samenhaut hat ohne tieferes Ritzen des
                              									Kornes zu erfolgen. Reichliche Ventilation verhindert nicht nur die Erhitzung des
                              									Getreides, sondern soll auch das Schälen bei geringerem Kraftaufwande ermöglichen.
                              									Die Versuche Wimmer's in Scheibbs und bei Krendl in Wildon ergaben gröſsere Ausbeute an
                              									Weiſsmehlen und an Mehl überhaupt, doch liegen darüber genaue Zahlenangaben nicht
                              									vor; letztere beziehen sich durchweg auf kleinere Posten. Der Satz auf S. 66 meiner
                              										„Mehlfabrikation“: „Dennoch ist die Anwendung der 'Schälmaschinen'
                                 										anzurathen, weil sie den Weizen höchst intensiv putzen, das Bärtchen und Theile
                                 										der Fruchthaut entfernen und dadurch die Erzeugung eines schönen Mehles
                                 										erleichtern,“ dürfte nach den mitgetheilten Ergebnissen eine Erweiterung erfahren müssen, etwa
                              									dahin gehend, daſs eine geringe Mehrausbeute an Mehl überhaupt und an besseren
                              									Mehlen insbesondere durch das Schälen erreichbar ist und dasselbe auch eine
                              									Verkürzung des Schrot- und Griesprozesses ermöglicht.
                           Es ist übrigens durchaus nicht ausgeschlossen, daſs die von Eichleiter und Wimmer zum Schälen verwendete
                              									verbesserte Till'sche Maschine ihre Verwendung
                              									groſsentheils als eine intensiv wirkende Reinigungsmaschine finden wird.
                           Unter den neueren Getreide-Reinigungs- und Putzmaschinen
                              									finden sich zunächst zwei, welche mit dem alten „Conus“ groſse Aehnlichkeit haben. A.
                                 										Wache's Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik in Glatz in Schlesien
                              									verwendet einen conischen Stern S (Fig. 1), zwischen welchem und dem Mantel m, aus geschlitztem Bleche, das Getreide allmählig
                              									gegen unten gelangt. Bei der Anordnung von H. M.
                                 										Collyer und Middleton Crawford in New York
                              									(*D. R. P. Nr. 39585 vom 7. September 1886) ist der Kegel in seinen oberen drei
                              									Viertheilen aus Holz, mit Schmirgel belegt, im unteren Viertheile mit Bürsten
                              									besetzt; der Mantel ist aus Drahtsieb gebildet. Die Anordnung von Wache besitzt eine vom Handrade R aus stellbare Achse, wie dies zu Folge der allmähligen Abnutzung des
                              									Steines nöthig ist, das Getreide wird sodann einer Bürstmaschine zugeführt; Collyer hingegen hat im Untertheile einen
                              									Saugventilator angeordnet, gestattet der äuſseren Luft durch einen ringförmigen
                              									Spalt oben am Mantel Eintritt in den Raum zwischen dem Siebmantel und einen
                              									denselben umgebenden Vollmantel und saugt dieselbe gegen einwärts und unten ab.
                           Fig. 1., Bd. 269, S. 63Neu ist die Anordnung von Ernst Garbe in
                              									Berlin (*D. R. P. Nr. 41927 vom 13. Mai 1887), welcher einen wellenförmigen Mantel
                              									aus Drahtgeflecht anwendet, in welchem eine Trommel kreist, deren Oberfläche mit
                              									entsprechend geformten, in die Vertiefungen des Mantels passenden Wellen aus
                              									Drahtgeflecht bedeckt ist. Die Anordnung ist gleichfalls die lothrechte. Abgesehen
                              									von den Schwierigkeiten der Herstellung und besonders der Ausbesserung der
                              									wellenförmigen Drahtgeflechte, mag Garbe's Maschine
                              									recht gut reinigen, wenn zwischen Trommel und Mantel der richtige Spielraum
                              									ermittelt ist.
                           
                           Die Herren Em. Störr und Wilh. Uhlmann in Lützschera,
                              									Sachsen (*D. R. P. Nr. 43406 vom 7. Oktober 1887) haben eine Getreideschälmaschine
                              									ausgeführt, bei welcher in zwei senkrechten Cylindern
                              									aus Drahtgewebe (viereckigen Drähten), welche mit einander in Verbindung stehen (wie
                              									die Fig. 2 im wagerechten Schnitt andeutet), zwei
                              									Teller und Schaufelsysteme kreisen, welche der Höhe nach versetzt sind, so daſs die
                              									erste Abtheilung des ersten Cylinders höher liegt als die erste Abtheilung des
                              									zweiten Cylinders u.s.w. Auch sind die Cylinder durch Zwischenböden in Abtheilungen
                              									getheilt. Das Getreide gelangt auf den obersten Teller t1 des Cylinders c1 wird gegen die Sieb wand geschleudert,
                              									fällt auf den ersten Zwischenboden und wird von diesem durch Flügel, welche an der
                              									Unterseite des Tellers sitzen, in den Cylinder c2 geworfen, von den Schlägern f in diesem herumgetrieben, bis es auf den obersten
                              									Zwischenboden von c2
                              									fällt, von welchem Flügel es in die zweite Abtheilung des ersten Cylinders
                              									zurückwerfen u.s.w. Das Getreide wird also von der ersten Abtheilung des ersten
                              									Cylinders in die erste Abtheilung der zweiten, von dieser in die zweite Abtheilung
                              									von c2, von hier in die
                              									zweite Abtheilung von c2, von hier in die dritte Abtheilung von c1 u.s.w. geworfen. Da man denselben langen Weg auch
                              									durch einen Cylinder mit der doppelten Zahl
                              									Abtheilungen erreichen kann, so ist diese Anordnung als unnöthige Complication
                              									aufzufassen.
                           Fig. 2., Bd. 269, S. 64Fig. 3., Bd. 269, S. 64Die Maschine von Gustav Hartlaub in Hamburg
                              									gehört zu den Spitzgängen oder Schälmaschinen mit einem Steine. Der Stein ist auf
                              									einer p. senkrechten Spindel gelagert, oben von
                              									etwas gröſserem Durchmesser als unten und von einem Siebmantel umgeben, in welchem
                              									elastische Einlagen angebracht sind, welche den eigentlichen Gegenstand des Patentes
                              									(*D. R. P. Nr. 38497 vom 5. August 1886) bilden. Die zwischen Stein und Mantel
                              									befindlichen Körner werden, dem Kreislaufe des Steines folgend, sich an einander, am
                              									Steine und am Mantel reiben. Die aus Kautschuk, Filz oder anderem Materiale
                              									bestehenden elastischen Einlagen hemmen den Umlauf, die Körner müssen sich um sich
                              									selbst drehen und dadurch um so vollkommener den Reinigungsprozeſs durchmachen. Die
                              										Hartlaub'sche Maschine soll namentlich zum Poliren
                              									der Kaffeebohnen sich eignen, aber auch zur Reinigung anderer Körnerfrüchte dienlich
                              									sein. Fig. 3 stellt im wagerechten Schnitte bei S ein Stück des Steines, bei m den Mantel und bei e eine der stellbaren Einlagen vor, deren
                              									mehrere, etwa sieben, in gleichen Abständen in dem Mantel angebracht sind. Der
                              									Mantel läſst sich, der Verkleinerung des Steines bei dessen allmähliger Abnutzung
                              									entsprechend, nachstellen.
                           Bei der Schäl- und Reinigungsmaschine von Otto Fuchs in Buttstädt (*D. R. P. Nr. 38707 vom 27.
                              									August 1886), welche dem äuſseren Ansehen nach einem Mahlgange ähnlich ist, trägt
                              									die senkrechte Achse eine Scheibe, in deren Mitte sich der Einlauf befindet und an
                              									deren Unterseite mehrere Treiber befestigt sind, welche in ringförmige Abtheilungen
                              									des das Getreide aufnehmenden, niedrigen Kastens hineinragen und bei der Drehung der
                              									Spindel darin umlaufen. In den ringförmigen Wänden der Abtheilungen sind Oeffnungen
                              									angebracht, so daſs das Getreide aus der innersten Abtheilung endlich bis in die
                              									äuſserste gelangt, welche Bewegung noch durch Schaufeln befördert wird, die gleich
                              									den Treibern an der Unterseite der rotirenden Scheibe befestigt sind. Der Boden und
                              									die Wände der Abtheilungen bestehen groſsentheils aus eingesetztem Reibbleche und
                              									die Treiber sind damit bekleidet, und zwar so, daſs die erste (innerste) Abtheilung
                              									das gröbste, die äuſserste das feinste Reibblech besitzt, wodurch Herr Fuchs eine schonendere Einwirkung auf das Getreide
                              									hervorbringen will. Aus dem Hohlraume, unter den Abtheilungen, welcher mit den
                              									Hohlräumen der doppelwandigen Zwischenwände der Ringabtheilungen in Verbindung
                              									steht, wird die Luft durch einen Ventilator abgezogen und werden daher die
                              									abgestoſsenen Schalentheilchen thunlichst rasch entfernt.
                           Eine Schälmaschine, deren Anordnung einige Aehnlichkeit mit einem Graupengange nach
                              										Martin hat, bei welcher die Trommel aber an der
                              									Umfläche und an den Seitenflächen mit zahlreichen kleinen Messern nach Fig. 4, der fest stehende
                              									Mantel mit Reibblech versehen ist, wurde von C. F.
                                 										Rolle in Zschopenthal, Sachsen (*D. R. P. Nr. 34164 vom 17. April 1885)
                              									eingeführt. Drei nach Bedarf in Wirkung zu bringende Ausläufe, in verschiedener
                              									Höhe, gestatten gröſsere oder kleinere Füllung und mehr oder weniger heftige
                              									Einwirkung. Die scharfen Schneiden und Spitzen der Messer sollen ritzend auf die
                              									äuſseren Gewebsschichten des Getreides wirken. Doch halten Messer die Schärfe nur
                              									durch beschränkte Zeit.
                           Fig. 4., Bd. 269, S. 65Fig. 5., Bd. 269, S. 65Fig. 6., Bd. 269, S. 65Zu den Reinigungsmaschinen, bei welchen das Abscheuern der Getreidekörner
                              										vorzüglich durch Reiben der Körner an einander erfolgt, gehört die
                              									Getreidepolirmaschine von Ludwig Röſsler in Aibling und
                              										Heinr. Reinhard in München (*D. R. P. Nr. 41693 vom
                              									24. März 1887) und die Maschine von August Schneider in
                              									Firma Schneider und Werner in Dresden-Neustadt (*D. R.
                              									P. Nr. 42257 vom 3. Mai 1887). Bei beiden Maschinen wird das Getreide in hoher
                              									Schicht in einem wagerechten, liegenden Cylinder der Wirkung von Flügeln ausgesetzt,
                              									welche an einer rotirenden Welle befestigt sind. Röſsler und
                                 										Reinhard verbinden mit der Welle schraubenartig gewundene lange Flügel,
                              									welche ganz wenig von der Achsenrichtung abweichen, und viel kürzere Flügel mit
                              									starker entgegengesetzter Neigung, welche eigentlich transportirend wirken. Die
                              									langen Flügel wirken daher mehr als Rührer und suchen dabei das Getreide gegen den
                              									Einlauf zu schieben, die kurzen Flügel besorgen den Transport gegen den Auslauf und
                              									bedingen in ihrem Zusammenwirken mit den langen Flügeln eine kräftige Reibung der
                              									Körner unter sich, so daſs z.B. bei geschälter Hirse recht wohl eine polirende
                              									Wirkung bei richtiger Tourenzahl und entsprechender Regelung von Zu- und Ablauf
                              									erfolgen kann. – Bei der Maschine von Schneider sind
                              									mit der Achse theils Rührarme, theils schräg gestellte, das Getreide befördernde
                              									Bleche verbunden, wie die Fig. 5 und 6 darstellen. Die Formen der Arme werden nach Fig. 5 verschieden gehalten und ihre Neigung ist
                              									einstellbar. Diese Maschine arbeitet in Verbindung mit einem Ventilator und wird
                              									dieselbe auch zur Reinigung von Malz verwendet.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 269, S. 66
                              
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 269, S. 66
                              
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 269, S. 66
                              
                           
                           Reispolirmaschine. All der Reis, welcher in den
                              									Kleinhandel gelangt, ist geschälter Reis, d.h. von den Spelzen befreit. Um das Ansehen dieser Getreidefrucht noch weiter zu
                              									verschönern, findet nach dem Schälen noch ein einmaliges bis dreimaliges Schleifen
                              									statt und läſst man auf das letzte Schleifen ein Bürsten folgen um der Waare Glanz
                              									zu geben. Besonders schönen, hohen Glanz erlangt der Reis durch das sogen. Poliren,
                              									und hat Giuseppe Locarni in Vercelli auf der
                              									Müllereiausstellung in Mailand 1887 eine Reispolirmaschine ausgestellt, bei welcher der Reis durch ein ganz
                              									eigenthümliches Gewebe, welches aus etwa 4mm
                              									dicken Flachs-Schnüren sammtartigDie an Stelle der Sammtnadeln gebrauchten Leisten mögen eine Höhe von 40 bis
                                    												50mm besitzen. hergestellt
                              									ist, gerieben wird. Zu diesem Zwecke ist das Innere einer langsam rotirenden Trommel
                              									mit diesem Gewebe überzogen; in derselben liegt eine kleinere Trommel, welche auſsen
                              									mit demselben Gewebe bekleidet ist und der Reis gelangt zwischen beide und wird
                              									einer sanften Reibung unterworfen. Die Leistung der Maschine ist der Menge nach
                              									nicht bedeutend, denn in 2 Stunden werden etwa 150k Reis polirt (oder glacirt); jedoch ist der so behandelte Reis von hohem,
                              									fast öligem Glänze und von weit glasigerem Aussehen, als der bloſs gebürstete. Durch
                              									diese Behandlung soll der Reis haltbarer werden; gewiſs ist, daſs er ein weit
                              									schöneres Aussehen als der bloſs gebürstete erlangt.
                           Fig. 10., Bd. 269, S. 67Bürstmaschinen oder Reinigungsmaschinen, bei
                              									welchen Bürsten doch wesentlich mitwirken, sind von Wilhelm
                                 										Zahn in Berlin, H. Gathmann in Hannover und
                              										Emil Fritsch in Leipzig patentirt worden. Bei der
                              									Maschine von Zahn (*D. R. P. Nr. 40380 vom 8. December
                              									1886) sind an einer senkrechten Trommel Schlagleisten angebracht, welche das
                              									Getreide gegen einen mit Bürsten besetzten Mantel werfen. Fig. 7 zeigt die Anordnung in einem senkrechten Schnitte, aus welchem zu
                              									entnehmen ist, daſs für gute Ventilation gesorgt ist.
                           
                           Fig. 8 zeigt im wagerechten Schnitte die Anordnung
                              									der Bürsten, deren Borstenbüschel in einem spitzen Winkel zur Bewegungsrichtung der
                              									Schläger stehen. Bei der Anordnung von Gathmann (*D. R.
                              									P. Nr. 38360 vom 6. Juli 1886) ist ein Bürstenconus an einer wagerechten Achse
                              									angebracht, die Getreidezuführung erfolgt an der Achse, wie Fig. 9 zeigt, und wird das Getreide zuerst gegen den fest liegenden Stein
                              										T gebürstet und dann gegen das aus kreisförmigen
                              									Drahtringen und Verbindungsdrähten gebildete Sieb S.
                           Die Bürstmaschine von Fritsch (*D. R. P. Nr. 35275 vom
                              									12. Mai 1885) arbeitet mit fest stehenden conischen Bürsten gegen unter denselben
                              									rotirende Steine und ist, wie Fig. 10 darstellt, aus
                              									zwei gleichartigen Abtheilungen zusammengesetzt. Oben an der Maschine befindet sich
                              									der Ventilator, und die Luftbewegung erfolgt bei x quer
                              									der Richtung des Getreidestromes, ist daher recht wirksam.
                           Magnetische Auslesemaschine. Abweichend von der
                              									gewöhnlichen Anordnung, bei welcher die Polenden der Magnete in der geneigten Fläche
                              									eingelassen sind, über welche das Getreide abgleitet, bringt Alwin Hempel in Dresden (*D. R. P. Nr. 42950 vom 1. Oktober 1887) die
                              									gewölbten oder dachförmigen Polschuhe der Magnete am Ende der schiefen Ebene so an,
                              									daſs das Getreide zuerst auf die Polschuhe und dann zwischen denselben
                              									hindurchfällt, wodurch enthaltene Eisentheile meist an der unteren Seite der
                              									Polschuhe hängen bleiben und von dort auch während des Betriebes abgenommen werden
                              									können. Nach der Patentzeichnung zu schlieſsen, verwendet Hempel Inductionsmagnete.
                           Getreide- Wasch- und Trockenmaschinen. Die
                              									Getreidewaschmaschinen können zwar eine sehr vorzügliche Reinigung des Getreides
                              									bewirken, sie machen aber nachfolgendes Trocknen erforderlich, und das vertheuert
                              									den Vermahlungsvorgang wesentlich. Das Trocknen für sich allein genommen hat bei
                              									naſs geernteter Frucht und dumpfig gewordenem Getreide allerdings hohe Bedeutung,
                              									weil durch das Trocknen dem Verderben Einhalt gethan werden kann. Die vorliegenden
                              									Neuerungen weisen theilweise Beachtenswerthes auf.
                           Die Waschmaschine von Arnold Niederer in Heidelberg und
                              										Amandus Kahl in Hamburg (*D. R. P. Nr. 36418 vom
                              									22. Januar 1886) läſst das Getreide aus der Spalte einer Gosse aus ganz geringer
                              									Höhe in eine Wanne so fallen, daſs die Körner knapp vor der Zwischenwand w (Fig. 11 und 12) in das Wasser tauchen. Indem das Wasser mit
                              									bestimmter Geschwindigkeit in der Richtung des Pfeiles flieſst, werden die Körner
                              									sofort über die Zwischenwand w nach III mitgenommen und sinken dort gegen den Auslauf a1, während Steinchen
                              									von gleichem oder gröſserem Volumen noch in II
                              									niedersinken und bei a2
                              									entfernt werden können; taube Körner und leichter Schmutz gelangen durch die
                              									Oeffnung o1 in die
                              									Abtheilung IV, aus welcher sie bei o2 abflieſsen, während
                              									etwa mitgerissene schwere Körner zum Auslaufe a3 gelangen.
                           
                           Soll diese Maschine gut arbeiten, dann muſs durch einen Kleinweizencylinder eine
                              									Entfernung der kleinen Steinchen bereits früher stattgefunden haben, denn sonst
                              									würden diese, obwohl specifisch schwerer, durch das bewegte Wasser dennoch über w mit den Getreidekörnern gerissen und nach a1 gelangen. Die
                              									Wasserzuführung erfolgt durch das Einlaufrohr e.
                           Die Waschmaschine von F.
                                 										Brandstaedter in Louvain, Belgien (*D. R. P. Nr. 40927 vom 28. August 1886)
                              									soll das Getreide waschen und zugleich schälen, indem dasselbe in einem
                              									cylindrischen, stehenden Gefäſse, welches einwärts gerichtete, radiale Stäbe trägt,
                              									von einer mit radialen Armen versehenen rasch umlaufenden Spindel gepeitscht wird.
                              									Die Anordnung ist für postenweisen Betrieb eingerichtet und würde, ganz abgesehen
                              									von der sehr kräftigen Durchfeuchtung des Getreides, nur geringe Leistung
                              									bieten.
                           Fig. 11., Bd. 269, S. 69Fig. 12., Bd. 269, S. 69Von demselben Erfinder ist eine Getreidetrockenmaschine (* D. R. P. Nr. 41044 vom 4. Januar 1887) gebaut,
                              									bei welcher in einem senkrechten Siebcylinder ein Flügelsystem rotirt, welches
                              									sowohl hebend als trocknend wirkt. Getreide und Waschwasser treten unten ein,
                              									schraubenförmige Flügel befördern das Getreide aufwärts, während andere Flügel einen
                              									Luftstrom erzeugen, welcher trocknend wirken soll. Nahe an der Decke der Maschine
                              									findet der Austritt des Getreides statt.
                           Ungleich beachtenswerther ist die Anlage für Waschen und
                                 										Trocknen, welche von Edmundson Scholes in
                              									Hollinwood, England (* D. R. P. Nr. 40113 vom 13. Juli 1886) in dessen Patentschrift
                              									dargestellt ist. Das Getreide fällt in ein stehendes Waschgefäſs, in welchem eine
                              									Spindel mit Schlagleisten (Rührleisten) sich dreht, sinkt in diesem Gefäſse nieder
                              									und gelangt in ein damit verbundenes, darunter befindliches, schräg liegendes Rohr,
                              									welches auf gröſsere Höhe ansteigt, als die des Waschgefäſses. In diesem Rohre
                              									befindet sich eine Getreideschraube, welche das Getreide hebt, und da das Rohr über
                              									die Höhe des Wasserspiegels im Waschgefäſse hinausragt, so wird das Getreide durch die
                              									Schraube aus dem Wasser gehoben und in ein Fallrohr befördert, welches es einer
                              									Centrifuge zuführt. Diese wirkt ähnlich gewissen Milchcentrifugen ununterbrochen,
                              									indem die Füllung oder der Zulauf nahe der Achse, der Auslauf oder die Hebung des
                              									Getreides nahe an der Wand des Centrifugenkorbes durch fest stehende, schräg
                              									gestellte Schaufeln erfolgt, um welche sich der Korb dreht.
                           Das ausgeschleuderte Wasser und das Getreide haben natürlich getrennten Ablauf. Das
                              									Getreide gelangt sodann zu einer Trockenmaschine, welche aus über einander gesetzten
                              									Tellern mit hohlen, durch Dampf geheizten Böden und einem Rührwerke besteht. Das
                              									Getreide fällt aus dem Zuleitungsrohre auf den obersten Teller, wird von dem
                              									Rührwerke allmählig gegen auswärts befördert, fällt auf den zweiten, gröſseren
                              									Teller, wird auf diesem durch entgegengesetzt geneigte Rührer gegen einwärts
                              									befördert, fällt durch eine nahe der Achse befindliche Durchbrechung des Tellers
                              									nach abwärts auf den dritten Teller, auf welchem es wieder nach auswärts befördert
                              									wird u.s.w., bis es endlich unten die Maschine trocken verläſst.
                           Oben an der Trockenmaschine ist ein Saugventilator angebracht, welcher die Dämpfe aus
                              									der Maschine absaugt. Die Luftbewegung ist der Richtung der Bewegung des Getreides
                              									entgegengesetzt, wie es sein soll.
                           Den Gegenstand des Patentes bildet eigentlich nur die Abführung von Schlamm und
                              									schweren Verunreinigungen aus dem schrägen, die Getreideschraube enthaltenden Rohre.
                              									Zu diesem Zwecke befindet sich an demselben eine feste, durchlochte Platte, einen
                              									Oberboden bildend, unter welcher eine auf und ab gehende Platte mit conischen, in
                              									die Löcher des Doppelbodens passenden Zapfen bald den Abfluſs des Schlammes
                              									gestattet, bald aufhebt, wodurch ein Festsitzen des Schlammes einerseits und ein zu
                              									groſser Wasserverlust andererseits vermieden ist. Etwas oberhalb des genannten
                              									Doppelbodens befindet sich an der Unterseite des schrägen Rohres ein Ausschnitt, in
                              									welchen sich schwere Verunreinigungen, Steinchen u. dgl., einlagern. An diesem
                              									Ausschnitte ist ein Zellenrad (Trommel mit Aussparungen) angeschlossen, welches
                              									ruckweise Drehungen macht. Aus dem Rohrausschnitte fallen die Steinchen in die
                              									Zellen des Rades und werden durch dessen Drehung entfernt, gleichfalls ohne allzu
                              									groſsen Wasserverlust. Die ganze Anordnung scheint wohl durchdacht, doch ist Waschen
                              									und nachfolgendes Trocknen eine theuere Reinigung, welche nur in Ausnahmsfällen
                              									gerechtfertigt ist.
                           Unter der Benennung Reinigungsmaschine hat Emil Weiſs und Louis Fränkel in Berlin (*D. R. P. Nr.
                              									37831 vom 1. Mai 1886) eine in der Hauptsache vielen Getreideputzmaschinen sehr
                              									ähnliche Maschine patentirt erhalten, welche er zum Auflösen
                                 										plattgedrückten Schrotes verwendet wissen will. Die Maschine ist eine
                              									stehende. In einem Mantel aus Drahtgewebe, dessen lothrechte Drähte scharfkantig und
                              									dessen wagerechte Drähte
                              									rund sind, dreht sich ein System von Scheiben, welche an den Umflächen gleichfalls
                              									mit solchem Drahtgewebe bekleidet sind, und tragen die Scheiben an der Unterseite
                              									Flügel. Der Mantel ist entsprechend der Scheibenzahl durch nach innen einspringende
                              									Ringe in Abtheilungen getheilt; jede Abtheilung steht durch einen Ausschnitt im
                              									Ringe mit der nächsten in Verbindung, und da die Ausschnitte um 180° versetzt sind,
                              									so muſs jedes Theilchen jede Abtheilung mindestens halb durchlaufen. Auf diesem Wege
                              									finden zahlreiche Stöſse des plattenförmigen Schrotes an den Mantel- und
                              									Scheibenwänden statt und dadurch die Auflösung des Schrotes. Empfehlenswerth kann
                              									diese Maschine für Schrot aus hartem Weizen gar nicht, für plattes Schrot aus
                              									weichem Weizen auch nur bei einem einfachen, weniger auf weiſse Züge gerichteten
                              									Mahl verfahren sein.
                           Zum Schlusse dieses Abschnittes sei noch des Verfahrens gedacht, geschälte Hülsenfrüchte mit einem schützenden Ueberzuge
                              									zu versehen, welches den Gegenstand des Patentes von Friedrich Krietsch in Wurzen, Sachsen (D. R. P. Nr. 39223 vom 27. Oktober
                                 									1886) bildet. Krietsch beabsichtigt, das Eindringen der
                              									atmosphärischen Luft in den Kern geschälter Hülsenfrüchte dadurch zu verhindern,
                              									daſs er dieselben in einen mit Dampfröhren umgebenen Cylinder bringt, bei dessen
                              									Durchlaufen durch Zuführung von heiſsem Wasser oder Dampf eine Erwärmung auf 40 bis
                              									50° R. erzielt wird, worauf die Hülsenfrüchte unmittelbar in eine Maschine mit
                              									glatten Arbeitsflächen gelangen, welche dieselben Korn an Korn reiben, wodurch eine
                              									Erwärmung bis 70° R. erfolgt. Durch die Erwärmung und das Reiben wird eine gebildete
                              									Kleisterschicht geglättet und hierdurch eine Art Ueberzug erzielt, welcher die
                              									Hülsenfrüchte (Erbsen u. dgl.) vor der Einwirkung der Luft schützen und ihnen ein
                              									schöneres Aussehen verleihen soll. Die Patentschrift enthält keine näheren Angaben
                              									über die angewendeten mechanischen Mittel.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)