| Titel: | Ueber Differenzen, welche bei Gerbstoffbestimmungen entstehen können durch wechselnde Ausscheidung schwer löslichen Gerbstoffes, sowie durch Gerbstoffabsorption des Filtrirpapieres; von Prof. Dr. v. Schröder in Tharand. | 
| Autor: | v. Schröder | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 83 | 
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                        Ueber Differenzen, welche bei
                           								Gerbstoffbestimmungen entstehen können durch wechselnde Ausscheidung schwer löslichen
                           								Gerbstoffes, sowie durch Gerbstoffabsorption des Filtrirpapieres; von Prof. Dr. v.
                              								Schröder in Tharand.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 38 d. Bd.)
                        Differenzen bei Gerbstoffbestimmungen.
                        
                     
                        
                           Es sollen noch zwei Quebrachoextractanalysen angeführt werden, die Herr Prof. Councler in Münden in letzter Zeit ausführte, und mir
                              									für diese Publikation freundlichst zur Verfügung stellte. Es sind von einem festen
                              									Extract a) 15g und b) 3g in heiſsem Wasser von 90° gleichmäſsig gelöst,
                              									nach dem Erkalten auf Zimmertemperatur filtrirt, und die indirekt
                              									gewichtsanalytische Methode mit Hilfe des Procter'schen
                              									Hautfilters durchgeführt:
                           
                              
                                 
                                 a
                                 b
                                 Differenz
                                 
                              
                                 Wasser
                                   18,73
                                   18,73
                                 –
                                 
                              
                                 Gerbende Stoffe
                                   60,16
                                   73,50
                                 + 13,34
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Nichtgerbstoffe
                                     6,07
                                     5,33
                                 –   0,74
                                 „
                                 
                              
                                 Asche
                                     0,66
                                     0,66
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                   14,38
                                     1,78
                                 – 12,60
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                                 
                                 
                              
                           Nach den mitgetheilten Belegen halte ich es nun für erwiesen, daſs alle besprochenen
                              									Differenzen im Unlöslichen sich stets durch entsprechende entgegengesetzte
                              									Differenzen der gerbenden Stoffe erklären, man hat es dabei also immer mit
                              									wechselnden Ausscheidungen schwer löslichen Gerbstoffes und, wie ich gleich zeigen
                              									werde, zum Theil auch mit verschiedenen Gerbstoffabsorptionen zu thun, während die
                              									Nichtgerbstoffe in der Hauptsache unverändert bleiben. Bei den folgenden Versuchen
                              									ist daher jetzt nur noch die Gesammtmenge der in Wasser löslichen Stoffe bezieh. das
                              									Unlösliche festgestellt, die Gerbstoffbestimmung dagegen als überflüssig unterlassen
                              									worden.
                           Aus dem einen für den Quebrachoextract F mitgetheilten Versuche ergibt sich, daſs die
                              									Menge des Unlöslichen wesentlich kleiner ausfällt, wenn man die Abkühlung der
                              									heiſsen Lösung nicht ganz vollständig bis zur Zimmertemperatur herabgehen läſst.
                              									Diese Thatsache ist ja auch ganz einleuchtend. In heiſsem Wasser löst sich der
                              									schwer lösliche Gerbstoff
                              									auf, beim Abkühlen scheidet er sich allmählich aus, es muſs sich daher auch weniger
                              									oder mehr Unlösliches ergeben, je nachdem man früher oder später abfiltrirt. Es
                              									scheint indessen, daſs verhältniſsmäſsig geringe Temperaturunterschiede hierbei
                              									schon eine wesentliche Rolle spielen. Bei dem S. 45 besprochenen Versuche mit dem
                              									festen Quebrachoextract F betrug das Unlösliche für die concentrirte und verdünnte
                              									Lösung nach 20stündigem Stehen, also bei ganz vollkommener Kühlung 13,92 bezieh.
                              									3,92 Proc. Bei der knappen Kühlung, wo bei 25° abfiltrirt wurde, während die
                              									Lufttemperatur 17,5° betrug, fielen die Resultate nur wenig different aus, indem
                              									sich entsprechend 13,59 Proc. und 3,25 Proc. ergaben, d.h. nur 0,33 Proc. und 0,67
                              									Proc. weniger. Als die verdünnte Lösung bei dem folgenden Versuch aber bei 27,5°
                              									abfiltrirt wurde, ergab sich das Unlösliche zu 1,81 Proc.Mit Volumencorrection., also um 2,11 Proc. kleiner als bei der
                              									guten Kühlung und nach einigem Stehen. Es scheint demnach, daſs die Hauptmenge des
                              									Unlöslichen sich gerade in den letzten Stadien der Kühlung ausscheidet. Hieraus
                              									würden sich mir die groſsen Differenzen erklären, die für Fichtenextracte früher bei
                              									einer ganzen Anzahl solcher Versuche mit knapper Kühlung erhalten wurden. Die
                              									Details dieser Versuche, bei denen die Temperaturen nicht genau bestimmt wurden,
                              									will ich indessen hier übergehen und nur bemerken, daſs auch dabei die Schwankungen
                              									im Betrag des Unlöslichen sich für concentrirte Lösungen gröſser herausstellten als
                              									für verdünnte Lösungen. Die letztere Thatsache demonstrirt auch der folgende
                              									Versuch, der neuerdings von Herrn Assistent Manstetten
                              									auf meine Veranlassung angestellt wurde:
                           Von einem Fichtenextracte wurden zunächst (I) a) 35,1030 und b) 10g,6830 im Liter unter 1stündiger Digestion auf dem
                              									Dampf bade heiſs gelöst. Darauf blieben die fast bis zur Marke gefüllten Literkolben
                              									mit den heiſsen Lösungen 15 Stunden lang in der Stube stehen. Die Lufttemperatur des
                              									Zimmers betrug während dieser Zeit 17 bis 18°. Die Filtration geschah bei diesen und
                              									den beiden folgenden Lösungen durch 4 Filter von je 28cm Durchmesser, die 5,1 bis 5g,4 wogen.
                              									Die beim Filtriren zuerst durchgelaufenen 100cc,
                              									die bei der concentrirten Lösung trübe waren, wurden bei a) und b) aufs Filter
                              									zurückgegossen und darauf beiderseits ein gleiches Volumen klare Flüssigkeit
                              									ablaufen gelassen. Weiter wurden (II) a) 35,3895 und b) 10g,1110 Extract genau wie bei I heiſs aufgelöst.
                              									Die fast bis zur Marke aufgefüllten heiſsen Literflaschen blieben, bei einer
                              									Zimmertemperatur von 17°, 4 Stunden und 20 Minuten stehen, und wurden dann, als die
                              									Abkühlung der Flüssigkeiten auf 24° herabgegangen war, filtrirt. Die Filtration
                              									wurde in jeder Beziehung conform mit I durchgeführt. Das Resultat stellte sich wie
                              									folgt:
                           
                           
                              
                                 
                                 I. Gute Kühlung
                                 II. Knappe Kühlung
                                 
                              
                                 
                                 a) concentrirt
                                 b) verdünnt
                                 a) concentrirt
                                 b) verdünnt
                                 
                              
                                 Wasser
                                 44,50
                                 44,50
                                 44,50
                                 44,50
                                 
                              
                                 In Wasser lösliche    org. Stoffe
                                 47,20
                                 51,06
                                 48,37
                                 51,24
                                 
                              
                                 Extractasche
                                   1,74
                                   1,69
                                   1,71
                                   1,67
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                   6,56
                                   2,75
                                   5,42
                                   2,59
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Die durch die ungleiche Kühlung bewirkte Differenz beträgt hier bei der concentrirten
                              									Lösung 1,14 Proc. bei der verdünnten Lösung dagegen nur 0,16 Proc. Der Unterschied
                              									im Betrag des Unlöslichen für die concentrirten und verdünnten Lösungen tritt sowohl
                              									bei I wie bei II deutlich hervor, ist aber im letzteren Falle um 1 Proc. kleiner,
                              									weil dieser Unterschied, wie ja in der Natur der Sache liegt, sich überhaupt um so
                              									mehr verwischen muſs, je unvollständiger die Abkühlung wird. Verfährt man nicht
                              									absichtlich allzu ungleichmäſsig, so sind diese durch verschiedene Kühlung bedingten
                              									Differenzen bei verdünnteren Lösungen von
                                 										Fichtenextract nicht sehr bedeutend. Das beweisen folgende Bestimmungen für
                              									den S. 42 erwähnten Fichtenextract Nr. III, bei denen immer nahezu 10g im Liter heiſs gelöst wurden, und ein und
                              									dieselbe Filtrirpapiersorte benutzt ist:
                           
                              
                                 
                                 UnlöslichesProc.
                                 MittelProc.
                                 
                              
                                 a) Sehr knappe Kühlung
                                 0,96
                                 bis
                                 1,34
                                 1,15
                                 
                              
                                 b) Nach 3stündigem Stehen
                                 1,67
                                 „
                                 1,75
                                 1,71
                                 
                              
                                 c) Nach 19stündigem Stehen
                                 1,82
                                 „
                                 1,96
                                 1,89
                                 
                              
                                 d) Kühlung mit kaltem WasserIn ähnlicher Weise wie das S. 40 für die Fichtenextrate I und II
                                          													beschrieben wurde.
                                 2,25
                                 2,25
                                 
                              
                           Die gröſste Differenz zwischen den Zahlen unter b bis
                              										d beträgt hier nur 0,58 Proc.
                           Was den bereits mehrfach angedeuteten Einfluſs des Filtrirpapieres anbetrifft, so
                              									will ich zunächst zwei ganz gleichmäſsig mit Quebrachoextract und Fichtenextract
                              									durchgeführte Versuche beschreiben, aus denen sich ergibt, daſs unter Umständen
                              									nicht ganz unbedeutende Differenzen durch die Benutzung verschiedener Papiersorten
                              									entstehen können. Die 3 Papiersorten waren folgende:
                           A) Das früher erwähnte starke Papier von Schleicher und Schüll in Düren bezeichnet Nr. 598. Ein Filter von 28cm Durchmesser wog etwa 8g.
                           B) Eine geringere Sorte mittelstarkes Filtrirpapier, bezogen von
                              										Kegler und Comp. in Dresden. Dieses Papier wird in
                              									meinem Laboratorium zu den meisten präparativen Arbeiten und zu den laufenden
                              									Gerbstoffbestimmungen gebraucht, es genügt auch für die meisten qualitativen
                              									analytischen Arbeiten, fällt aber bei verschiedenen Bezügen nicht immer ganz
                              									gleichmäſsig stark aus. Ein Filter von 28cm
                              									Durchmesser wog hier 5,5 bis 5g,7.
                           C) Feinstes weiſses Filtrirpapier (37 × 46cm), bezogen von H.
                                 										Trommsdorff in Erfurt. Bei dieser dünnen und sehr gleichmäſsigen Sorte wog
                              									ein Filter von 28cm Durchmesser etwa 4g,3.
                           Filtrirt wurde in der Art, wie man verfahren wäre, wenn eine Analyse auszuführen
                              									gewesen wäre. Bei den concentrirten Lösungen wurden die zuerst trübe durchgelaufenen Antheile
                              									fortgethan und darauf ein bestimmtes Volumen aufgefangen. Bei den verdünnten
                              									Lösungen, wo die Filtration viel schneller vor sich ging und auch die ersten
                              									Antheile klar waren, wurde der ganze Liter abfiltrirt.
                           Von dem festen Quebrachoextract F, mit 17,08 Proc. Wasser, sind 450g und 15g heiſs
                              									zu 3l gelöst. Nach ganz vollständiger Abkühlung
                              									über Nacht wurde die concentrirte und verdünnte Lösung vorher tüchtig
                              									durchgeschüttelt, darauf auf je 3 einzelne Liter vertheilt und diese unter sich nun
                              									ganz gleichen 3l concentrirte Flüssigkeit und 3l verdünnte Flüssigkeit neben einander durch die 3
                              									Papiersorten filtrirt. Beim Fichtenextract, der 42,65 Proc. Wasser enthielt und den
                              									ich hier mit V bezeichnen will, verfuhr man ganz in derselben Weise, indem 131, 390
                              									und 23g,6750 zunächst heiſs für je 3l aufgelöst wurden. Die Detailresultate geben
                              									nebenstehende Zusammenstellung.
                           Das Maximum der Differenzen haben wir hier für den Quebrachoextract zwischen dem
                              									starken Papier A und dem dünnen Papier C, und zwar beträgt diese Differenz für die
                              									concentrirte Lösung 3,0 Proc. für die verdünnte Lösung 1,33 Proc. Am kleinsten sind
                              									beim Quebrachoextract die entsprechenden Differenzen 1,17 Proc. bezieh. 0,33 Proc.
                              									für die Papiere B und C. Bei dem Versuch mit Fichtenextract sind die Unterschiede
                              									für die
                           
                              
                                 
                                 Fester Quebrachoextract F
                                 Fichtenextract Nr. V.
                                 
                              
                                 Papiersorten
                                 A) Starkes
                                 B) Gewöhnlichesmittelstarkes
                                 C) Feinstesdünnes
                                 A) Starkes
                                 B) Gewöhnlichesmittelstarkes
                                 C) Feinstesdünnes
                                 
                              
                                 Lösungen
                                 Conc.
                                 Verd.
                                 Conc.
                                 Verd.
                                 Conc.
                                 Verd.
                                 Conc.
                                 Verd.
                                 Conc.
                                 Verd.
                                 Conc.
                                 Verd.
                                 
                              
                                 Volumen des gesammten Filtrates in cc.
                                 360
                                 1000
                                 480
                                 1000
                                 570
                                 1000
                                 280
                                 1000
                                 300
                                 1000
                                 310
                                 1000
                                 
                              
                                 Dauer der ganzen Filtration in Minuten
                                 115
                                 9
                                 135
                                 5
                                 135
                                 7
                                 205
                                 20
                                 190
                                 15
                                 205
                                 20
                                 
                              
                                 Erster trüber Antheil, der    fortgethan wurde
                                 Volumen in ccfiltrirte in Minuten
                                 16011
                                 ––
                                 28015
                                 ––
                                 37015
                                 ––
                                 8010
                                 ––
                                 10010
                                 ––
                                 11010
                                 –
                                 
                              
                                 Klarer Antheil des    Filtrates
                                 Volumen in ccfiltrirte in Minuten
                                 200105
                                 10009
                                 200120
                                 10005
                                 200120
                                 10007
                                 200195
                                 100020
                                 200180
                                 100015
                                 200195
                                 100020
                                 
                              
                                 In Wasser gelöste organische Stoffe in Proc.
                                 69,16
                                 78,27
                                 71,00
                                 79,40
                                 72,17
                                 79,671
                                 47,95
                                 52,77
                                 48,63
                                 53,35
                                 48,52
                                 53,15
                                 
                              
                                 Extractasche in Proc.
                                   0,33
                                   0,40
                                   0,33
                                   0,27
                                   0,33
                                   0,33
                                   1,37
                                   1,27
                                   1,43
                                   1,52
                                   1,37
                                   1,46
                                 
                              
                                 Unlösliches in Proc.
                                 13,42
                                   4,25
                                 11,59
                                   3,25
                                 10,42
                                   2,92
                                   8,03
                                   3,31
                                   7,29
                                   2,48
                                   7,46
                                   2,74
                                 
                              
                                 Differenz des Unlöslichen für Conc. und
                                    											Verd.    in Proc.
                                 9,17
                                 8,34
                                 7,43
                                 4,72
                                 4,81
                                 4,72
                                 
                              
                           
                           Papiersorten überhaupt viel geringer ausgefallen, sie treten
                              									indeſs auch hier beim starken Papier A deutlich genug hervor.
                           Betrachtet man alle so vollständig übereinstimmend ausgefallenen Resultate für das
                              									höhere Ergebniſs des Unlöslichen bei concentrirten Lösungen im Vergleich zu
                              									verdünnten Lösungen, und sucht man nun, mit Rücksicht auf die gegentheiligen
                              									Resultate des Herrn Simand, nach Einwänden gegen
                              									sämmtliche bisher angeführte Versuche, so könnten hier, meinem Dafürhalten nach,
                              									zwei Gesichtspunkte mit Recht geltend gemacht werden. Wie aus der zuletzt
                              									mitgetheilten Tabelle hervorgeht, filtrirt die verdünnte Lösung immer viel
                              									schneller, und in der Regel auch von vornherein ganz klar, so daſs es gar keine
                              									Schwierigkeit hat, in ganz kurzer Zeit 1l Filtrat
                              									zu erhalten. Die concentrirte Lösung filtrirt zuerst trübe, die Filtration
                              									verlangsamt sich sehr bald, und wenn die Poren des Papieres soweit verstopft sind,
                              									daſs das Filtrat ganz klar abläuft, wird man meist eine längere Zeit gebrauchen, um
                              									das zur Untersuchung nöthige Quantum Flüssigkeit zu erhalten. Bei dieser ungleichen
                              									Dauer der Filtration könnten die Gerbstoffabsorptionen des Papieres für die
                              									concentrirte Lösung leicht gröſser werden, weil hier ein kleineres Volumen
                              									Flüssigkeit mit derselben Papiermasse wesentlich längere Zeit in Berührung bleibt.
                              									Dadurch müſsten natürlich Täuschungen entstehen, denn man würde diesen durch das
                              									Papier absorbirten Gerbstoff als Unlösliches bestimmen and der verdünnten Lösung
                              									gegenüber als Gerbstoffausscheidung fälschlich in Rechnung stellen. Ferner könnten
                              									sich während der längeren Filtration aus der concentrirten Lösung auf dem Filter
                              									weitere Gerbstoffmengen ausscheiden, auch dadurch würde das Unlösliche, im
                              									Verhältniſs zur verdünnten Lösung, zu groſs erscheinen müssen. Um diese auf die Dauer der Filtration bezüglichen Einwände
                                 										zu prüfen, wurde in folgender Weise verfahren. An das Rohr des Trichters,
                              									durch welchen die verdünnte Lösung filtrirte, wurde ein in eine Spitze ausgezogenes
                              									kurzes Glasrohr mit einem Stückchen Gummischlauch angesetzt, und der Gummischlauch
                              									mit einem Schraubenquetschhahn versehen. Durch Regulirung des Quetschhahnes hatte
                              									man es nun in der Hand, die Filtration der verdünnten Lösung zu verlangsamen, und
                              									dieselbe der Filtration der concentrirten Lösung überhaupt in der Weise anzupassen,
                              									daſs beiderseits, bei stets vollgehaltenen Trichtern, in gleichen Zeiträumen immer
                              									genau gleiche Volumina Flüssigkeit abliefen. Wenn sich nun, wie das in der That der
                              									Fall war, auch bei dieser Abänderung des Filtrirverfahrens eine wesentliche
                              									Differenz des Unlöslichen herausstellt, so könnte weiter noch in Frage gezogen
                              									werden, ob nicht möglicherweise, auch bei dieser gleich
                                 										langen Berührung der concentrirten und verdünnten Flüssigkeit mit dem Papier,
                                 										aus der ersteren verhältniſsmäſsig mehr Gerbstoff aufgenommen wird, so daſs
                              									dadurch ein falsches gröſseres Ergebniſs des Unlöslichen zu Gunsten der
                              									concentrirten Lösung entsteht. Um diesen Einwand zu prüfen, wurde zunächst, durch sorgfältige
                              									Filtration einer concentrirten Lösung, ein gröſseres Quantum einer absolut klaren
                              									Flüssigkeit hergestellt und die im Wasser gelösten Stoffe genau bestimmt. Nun wurde
                              									ein Theil dieser Flüssigkeit genau auf ⅕ verdünnt, so daſs man eine concentrirte und
                              									verdünnte Lösung von genau bekanntem Gehalte und ganz ohne suspendirten Niederschlag
                              									erhielt. Diese beiden Flüssigkeiten filtrirte man ganz gleichmäſsig durch gleich
                              									groſse Papierfilter und konnte die Gröſse der Gerbstoffabsorption beiderseits aus
                              									der Abnahme des Gehaltes der Flüssigkeiten nun ersehen. Es ergab sich immer, daſs
                              									die Gerbstoffabsorption des Papieres bei gleichmäſsiger und gleich lange dauernder
                              									Filtration bei beiden Lösungen, auf den Extract gerechnet, annähernd gleich war,
                              									d.h. aus der concentrirten Lösung wurde unter gleichen Bedingungen in demselben
                              									Verhältniſs mehr absorbirt als der Gehalt höher war wie der Gehalt der verdünnten
                              									Lösung. Die Versuche mit dem festen Quebrachoextract F und dem Fichtenextract Nr. V,
                              									welche alle diese Thatsachen ersehen lassen, sind folgende:
                           A) Es wurden 15 und 30g fester Quebrachoextract
                              									heiſs im Liter gelöst und vollständig bis zur Zimmertemperatur abkühlen gelassen. Es
                              									werden zwei Filter des S. 84 erwähnten mittelstarken Papieres B verwendet, und zwar
                              									im Durchmesser von 28cm. Die Filtration der
                              									verdünnten Lösung, durch Quetschhahn regulirt, dauert genau ebenso lange, wie die
                              									Filtration der concentrirten Lösung. Der zuerst trübe durchgelaufene Antheil des
                              									Filtrates der concentrirten Lösung wird fortgethan, ebenso der in der gleichen Zeit
                              									abgelaufene und ebenso viel betragende Antheil des Filtrates der verdünnten Lösung.
                              									Darauf beiderseits gleiche Mengen Filtrat in derselben Zeit ablaufen gelassen:
                           
                              
                                 
                                 ConcentrirtProc.
                                 VerdünntProc.
                                 
                              
                                 In Wasser gelöste Stoffe
                                 72,67
                                 79,33
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 10,25
                                   3,59
                                 
                              
                           Zugleich sind 30g Extract in derselben Weise in
                              										2l gelöst und nach dem Abkühlen durch 3 Filter
                              									desselben Papieres filtrirt. Die gesammten klaren Antheile der Filtrate sind
                              									vereinigt, und 500cc dieser concentrirten Lösung
                              									nebst 500cc genau auf ⅕ verdünnter Flüssigkeit
                              									gleichmäſsig durch Reguliren mit Quetschhähnen durch 2 Filter filtrirt, welche bei
                              										20cm Durchmesser nahezu den halben
                              									Flächeninhalt der vorhin benutzten Filter hatten. Die Resultate in Procenten auf den
                              									Extract berechnet sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 UrsprünglicheconcentrirteLösung
                                 Nach der zweiten Filtration
                                 Differenz nach der
                                    											zweitenFiltration
                                 
                              
                                 ursprünglicheconc. Lösung
                                 ⅕ verdünnteLösung
                                 concentrirteLösung
                                 ⅕ verdünnteLösung
                                 
                              
                                 In Wasser ge-  löste Stoffe
                                 68,83
                                 66,83
                                 66,67
                                 – 2,00
                                 – 2,16
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 14,09
                                 16,09
                                 16,25
                                 + 2,00
                                 + 2,16
                                 
                              
                           
                           Diese letztere zweite Filtration dauerte etwa 2 Stunden und es sind hier aus 100cc der concentrirten Lösung 0g,0300, und aus 100cc der verdünnten Lösung 0g,0065 durch
                              									das Papier absorbirt, so daſs das Unlösliche beiderseits um 2 Proc. zu hoch
                              									erscheint.
                           B) Bei diesem zweiten Versuch mit dem Quebrachoextract F sind ebenso wie unter A
                              									Lösungen von 150g und 3g im Liter hergestellt, und Filter desselben
                              									Papieres von 28cm Durchmesser benutzt. Die
                              									Filtration der verdünnten Lösung wird durch Quetschhahn regulirt. Die beiderseits
                              									zuerst, innerhalb einer halben Stunde, erhaltenen 230cc Filtrat werden fortgethan, und darauf in 2 Stunden je 200cc klares Filtrat erhalten:
                           
                              
                                 
                                 ConcentrirtProc.
                                 VerdünntProc.
                                 
                              
                                 In Wasser gelöste Stoffe
                                 70,77
                                 77,00
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 12,15
                                   5,92
                                 
                              
                           Zugleich sind 60g Extract in derselben Weise in
                              										4l gelöst und nach dem Abkühlen durch 6 Filter
                              									von der angegebenen Gröſse filtrirt. Die vereinigten klaren Filtrate gaben 1l concentrirte und 1l auf ⅕ verdünnte, von ausgeschiedenem Niederschlag freie Flüssigkeit.
                              									Diese beiden Lösungen wurden auf Filter von 28cm
                              									Durchmesser gegossen und unter Reguliren mit Quetschhähnen, wie auch vorhin bei
                              									stets vollgehaltenen Filtern, zuerst in ½ Stunde 230cc abtropfen gelassen, darauf in 2 Stunden je 200cc. Die ersten 230cc wurden fortgethan, die folgenden 200cc dienten zur Bestimmung. In Procenten auf den Extract gerechnet ergab
                              									sich:
                           
                              
                                 
                                 UrsprünglicheconcentrirteLösung
                                 Nach der zweiten Filtration
                                 Differenz nach der
                                    											zweitenFiltration
                                 
                              
                                 ursprünglicheconc. Lösung
                                 ⅕ verdünnteLösung
                                 concentrirteLösung
                                 ⅕ verdünnteLösung
                                 
                              
                                 In Wasser ge-  löste Stoffe
                                 69,83
                                 67,50
                                 67,33
                                 – 2,33
                                 – 2,50
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 13,09
                                 15,42
                                 15,59
                                 + 2,33
                                 + 2,50
                                 
                              
                           Aus 100cc concentrirter Lösung sind hier 0g,0350 und aus 100cc verdünnter Lösung 0g,0075 bei der
                              									Filtration der klaren Flüssigkeiten absorbirt worden, wodurch der Gerbstoff um 2,33
                              									bis 2,50 Proc. zu niedrig und das Unlösliche um denselben Betrag zu hoch erscheinen
                              									muſs. Da diese zweite Filtration der klaren Flüssigkeiten bis ins Detail dem
                              									Verfahren bei Filtration der trüben Lösungen im ersten Theil des Versuches angepaſst
                              									ist, so kann man auch schlieſsen, daſs die dort erhaltenen Zahlen von 12,15 Proc.
                              									und 5,92 Proc. Unlöslichem durch Absorption des Papieres um Beträge von 2,33 Proc.
                              									und 2,50 Proc. fehlerhaft geworden sein müssen. Zieht man diese Gröſsen beiderseits
                              									ab, so erhält man 9,82 Proc. Unlösliches für die concentrirte Lösung und 3,42 Proc.
                              									für die verdünnte Lösung. Es ist also nicht zu bezweifeln,
                                 										daſs sich aus gleichmäſsig hergestellten cocentrirten Lösungen mehr schwer
                                 										löslicher Gerbstoff ausscheidet als aus verdünnten Lösungen, wie sich das
                              										auch aus allen
                              									früheren Versuchen ergeben hatte. Man ersieht aber zugleich auch, daſs die Fehler, welche aus der Gerbstoffabsorption des Papieres
                                 										entstehen, durchaus nicht so unbedeutend sind, und daſs alle Bestimmungen des
                                 										Unlöslichen mehr oder weniger in der Luft schweben. Bei der gewöhnlichen
                              									Art der Arbeit müssen diese Fehler bei den concentrirten Lösungen, in Folge der
                              									langsamen Filtration beträchtlichen sein, als wenn verdünnte Lösungen in gröſserem
                              									Quantum und schnell durch das Papier hindurchgehen. Der folgende Versuch mit
                              									Fichtenextract führte in der Hauptsache zu denselben Ergebnissen.
                           C) In derselben Weise wie bei A und B sind hier vom Fichtenextract V 40g,170 und 8g,272
                              									heiſs in 1l gelöst und nach vollständiger
                              									Abkühlung gleichmäſsig unter Regulirung mit Quetschhahn filtrirt. Die in den ersten
                              									5 Minuten abgelaufenen und bei der concentrirten Lösung trüben 100cc Filtrat werden fortgethan und darauf
                              									beiderseits innerhalb 2 Stunden weitere 120cc
                              									Filtrat erhalten, von denen ein Theil zur Bestimmung verwendet ist. Benutzt sind
                              									hier Filter von 28cm Durchmesser des S. 84
                              									erwähnten feinsten weiſsen Filtrirpapieres von H.
                                 										Trommsdorff in Erfurt:
                           
                              
                                 
                                 ConcentrirtProc.
                                 VerdünntProc.
                                 
                              
                                 In Wasser gelöste Stoffe
                                 50,35
                                 52,10
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                   7,00
                                   5,25
                                 
                              
                           Gleichzeitig wurden 160g,1380 Extract genau in
                              									derselben Weise in 4l gelöst und nach dem Abkühlen
                              									durch 7 Filter filtrirt. Die vereinigten klaren Filtrate gaben 1l concentrirte und 1l auf ⅕ verdünnte, von Niederschlag freie Flüssigkeit. Diese beiden
                              									Lösungen wurden, durch gleich groſse Filter desselben Papieres, wie oben, unter
                              									Reguliren mit Quetschhähnen filtrirt. Zuerst lieſs man in 5 Minuten 100cc ablaufen, die fortgethan wurden, darauf in 2
                              									Stunden 120cc. Die Trichter wurden bei der
                              									Filtration, wie auch beim ersten Theil des Versuches, immer voll gehalten. In
                              									Procenten auf den Extract gerechnet ergab sich:
                           
                              
                                 
                                 UrsprünglicheconcentrirteLösung
                                 Nach der zweiten Filtration
                                 Differenz nach der
                                    											zweitenFiltration
                                 
                              
                                 ursprünglicheconc. Lösung
                                 ⅕ verdünnteLösung
                                 concentrirteLösung
                                 ⅕ verdünnteLösung
                                 
                              
                                 In Wasser ge-  löste Stoffe
                                 51,21
                                 49,83
                                 49,89
                                 – 1,38
                                 – 1,32
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                   6,14
                                   7,52
                                   7,46
                                 + 1,38
                                 + 1,32
                                 
                              
                           Bei der Filtration der klaren Flüssigkeiten sind hier aus 100cc concentrirter Lösung 0g,0550 und aus 100cc verdünnter Lösung 0g,0105 absorbirt
                              									worden. Rechnet man diese 1,38 bis 1,32 Proc. betragenden Absorptionsfehler von den
                              									Bestimmungen des ersten Theiles des Versuches ab, so erhält man dort für die
                              									concentrirte Lösung 5,62 Proc. und für die verdünnte Lösung 3,93 Proc. Unlösliches.
                              									Es ist also auch hier beim Fichtenextract die gröſsere Ausscheidung schwer löslichen
                              										Gerbstoffes aus
                              									concentrirter Lösung, in Uebereinstimmung mit allen früheren Ergebnissen, klar
                              									ersichtlich.
                           Herr Simand findet bei seinen S. 41 mitgetheilten
                              									Fichtenextractanalysen das Unlösliche zu 5,49 bis 5,79 Proc. oder im Mittel zu 5,66
                              									Proc. gleichgültig, ob 10 oder 40g Extract in 1l gelöst werden. Es ist angegeben, und stimmt mit
                              									meinen Erfahrungen vollkommen überein, daſs die Extracte in heiſsem Wasser sich
                              									beinahe vollständig lösten. Nach dem Abkühlen müssen sie aber, wie ich vielfach
                              									gesehen habe, bei fast 6 Proc. Unlöslichem, von ausgeschiedenem Niederschlag ganz
                              									trübe gewesen sein. Es ist also jedenfalls auch bei den Analysen des Herrn Simand der gröſste Theil dessen, was als
                              										„Unlösliches“ aufgeführt ist, nicht im Wasser wirklich unlöslich, sondern
                              									es sind Stoffe, die in heiſsem Wasser löslich sind und die sich erst beim Erkalten
                              									aus der Lösung ausscheiden. Nach Herrn Simand müssen
                              									nun diese in heiſsem Wasser löslichen Stoffe in kaltem Wasser so gut wie vollständig
                              									unlöslich sein. Bei Anstellung von 40g im Liter
                              									sind in 1l (bei 5,79 Proc. Unlöslichem) vor dem
                              									Filtriren 2g,3160 Niederschlagvorhanden. Setze ich
                              									nun zu 1l dieser unfiltrirten concentrirten Lösung
                              										3l Wasser, so würde ich, wenn sich gar nichts
                              									auflöste, in 1l 0g,579 haben, während nach Herrn Simand bei
                              									direkter Auflösung von 10g im Liter 0g,549 Niederschlag vorhanden sind. Diese in
                              									heiſsem Wasser löslichen Stoffe müssen also in kaltem Wasser so überaus unlöslich
                              									sein, daſs von 3l kaltem Wasser nicht mehr als
                              										0g,12 aufgenommen werden könnten. Ware das
                              									richtig, so müſste es doch ohne groſsen Fehler möglich sein, das „Unlösliche“
                              									direkt zu bestimmen., indem man den Niederschlag durch ein gewogenes Filter
                              									filtrirt, mit kaltem Wasser auswäscht und nach dem Trocknen wieder wägt. Man würde
                              									z.B. bei 40g Extract im Liter 100cc mit 0g,2316
                              									Niederschlag abfiltriren, und beim Verbrauch von 300cc kaltem Waschwasser nicht mehr als 0g,0120 durch Lösung verlieren, also statt 5,79 Proc. nur 5,49 Proc.
                              									Unlösliches finden, was für derartige Bestimmungen allerdings eine sehr gute
                              									Uebereinstimmung genannt werden könnte. Nach meinen direkten Versuchen bestätigt
                              									sich aber diese Consequenz der Simand'schen Angaben in
                              									keiner Weise. Es besteht durchaus kein so schroffer
                                 										Gegensatz der Löslichkeit in heiſsem und kaltem Wasser, sondern es findet,
                              									wie das ja auch der Natur der Sache nach viel einleuchtender ist, bezüglich der
                              									Löslichkeit in heiſsem und kaltem Wasser ein mehr allmählicher Uebergang statt.
                              									Hierin liegt es ja auch unzweifelhaft begründet, warum die Ausscheidungen des schwer
                              									löslichen Gerbstoffes aus concentrirten Lösungen gröſser ausfallen als aus
                              									verdünnten Lösungen.
                           Die folgenden Versuche beweisen direkt, daſs der aus heiſsem
                                 										Wasser beim Abkühlen ausgeschiedene schwer lösliche Gerbstoff in überschüssigem
                                 										kaltem Wasser sehr merkbar löslich ist. Bei diesen Versuchen wurde
                              									zunächst, in derselben Weise wie früher, durch Auflösen der entsprechenden Extractmengen eine
                              									concentrirte Lösung (I) und eine ⅕ schwächere verdünnte Lösung (II) hergestellt.
                              									Darauf wurden 200cc der unfiltrirten trüben
                              									concentrirten Lösung 1 auf 1l verdünnt und diese
                              									Lösung (III) stets ganz conform mit der gleich verdünnten Lösung II filtrirt. Das
                              									Unlösliche stellte sich wie früher bei I immer gröſser als bei II, für die Lösung III wurde, aber immer in Folge
                              									theilweiser Lösung des Niederschlages im kalten Wasser, eine
                                 										Zahl erhalten, die zwischen den Werthen für I und II lag.
                           A) Vom Quebrachoextract F sind I 150g und II 30g in 1l heiſs
                              									gelöst und ausreichend gekühlt, Lösung III hergestellt durch Verdünnen von 200cc der unfiltrirten trüben Lösung I auf 1l. Filtrirt durch 3 Filter von 28cm Durchmesser des mittelstarken Papieres C. Da
                              									die Lösung III, nachdem der Liter durchs Filter gegangen war, noch nicht genügend
                              									klar erschien, so wurde die ganze Menge nochmals durch dasselbe Filter durchlaufen
                              									gelassen. Dasselbe geschah, um den Vergleich nicht zu stören, mit der Lösung II.
                           B) Lösungen I, II, III vom Quebrachoextract F wie unter A, ebenso die Gröſse der
                              									Filter. Zum Filtriren diente das feinste weiſse Papier C. Lösung II und III ganz
                              									gleichmäſsig durch Reguliren mit Quetschhähnen filtrirt. Der erste halbe Liter
                              									fortgethan, der zweite besonders aufgefangen und zum zweiten Mal durch die Filter
                              									durchlaufen gelassen.
                           C) Fichtenextract V. Lösung I 39g,744 und Lösung II
                              										7g,9330 im Liter. Lösung III durch Verdünnen
                              									von 200cc der abgekühlten trüben concentrirten
                              									Lösung I auf 1l hergestellt. Zum Filtriren dienen
                              									3 Filter von 28cm Durchmesser des feinsten weiſsen
                              									Filtrirpapieres C von Trommsdorff. Lösung II und III
                              									durch Reguliren mit Quetschhähnen ganz conform filtrirt. Der erste halbe Liter
                              									beiderseits fortgethan, weil das Filtrat von III nicht klar genug war, der zweite
                              									halbe Liter, beiderseits klar durchgegangen, diente zu den Bestimmungen.
                           Die Resultate dieser 3 Versuche ergaben folgende Werthe für das Unlösliche, in
                              									Procenten auf die Extracte berechnet:
                           
                              
                                 
                                 IConcentrirteLösung
                                 II⅕ verdünnteLösung
                                 IIIMit kaltem Wasser⅕ verd. trübe Lösung
                                    											I
                                 
                              
                                 Quebrachoextract
                                 11,0910,25
                                 4,093,42
                                 7,595,59
                                 
                              
                                 Fichtenextract
                                   6,53
                                 3,34
                                 5,27
                                 
                              
                           Wie ich bereits früher für Fichtenextract angab, sind die durch verschiedene Umstände
                              									bedingten Differenzen im Ergebniſs des Unlöslichen bei verdünnten Lösungen im
                              									Allgemeinen kleiner als bei concentrirten Lösungen. Dasselbe tritt beim
                              									Quebrachoextract F hervor, wenn man das Ergebniſs aller derjenigen Versuche
                              									zusammenhält, bei denen die Auflösung gleichmäſsig geschah, und wo die concentrirten
                              									Lösungen unter sich gleichmäſsig, und die verdünnten Lösungen ebenso unter sich
                              									gleichmäſsig filtrirt wurden. Wir haben hier für die concentrirten Lösungen Schwankungen von 10,25
                              									Proc. bis 13,92 Proc. für die verdünnten Lösungen Schwankungen von 2,92 Proc. bis
                              									4,25 Proc; bei ersteren also eine Maximaldifferenz von 3,67 Proc. bei letzterenHier sind natürlich diejenigen Versuche ausgeschlossen, wo die Filtrationen
                                    											absichtlich durch Quetschhahn verlangsamt wurden. eine
                              									Maximaldifferenz von nur 1,33 Proc. In derselben Weise schwanken die Zahlen für das
                              									Unlösliche bei den Versuchen mit dem Fichtenextract V, bei den concentrirten
                              									Lösungen von 6,14 Proc. bis 8,03 Proc. bei den verdünnten Lösungen von 2,24 Proc.
                              									bis 3,34 Proc. In den ersteren Fällen also eine Maximaldifferenz von 1,89, in den
                              									letzteren Fällen eine Maximaldifferenz von nur 0,86 Proc.
                           Es wird hiernach keinem Zweifel unterliegen, daſs man im Allgemeinen beim Arbeiten
                              									mit verdünnteren Lösungen gleichmäſsigere und übereinstimmendere Resultate zu
                              									erwarten haben wird als beim Arbeiten mit concentrirten Lösungen. Meiner Ansicht nach ist es am richtigsten so zu arbeiten,
                                 										daſs man den gesammten Gerbstoffgehalt möglichst vollständig findet. Das
                              									wird geschehen, wenn man bestes dünnes Papier benutzt, wenn man mit verdünnteren
                              									Lösungen arbeitet, alles zwecklose zu starke Kühlen und zu lange Stehen der
                              									Flüssigkeiten vermeidet, die Filtrationen schnell ausführt, und dabei darauf achtet,
                              									daſs die Papiermasse, die mit ein und demselben Volumen Flüssigkeit in Berührung
                              									kommt, nicht zu groſs ist. Ueber alle diese Punkte muſs eine Vereinbarung existiren,
                              										sonst kann jeder Analytiker schlief stich finden was er
                                 										will. Der allergröſste Theil dessen, was man bei der Arbeit mit
                              									concentrirten Lösungen als Unlösliches bestimmt, ist nichts weiter als
                              									ausgeschiedener schwer löslicher und zum Theil auch vom Filtrirpapier absorbirter
                              									Gerbstoff. Davon kann man sich durch gleichzeitige Anwendung der Löwenthal'schen und indirekt gewichtsanalytischen
                              									Gerbstoffbestimmungsmethode überzeugen. Es kann demnach auch nicht zweckmäſsig sein,
                              									die Analyse so einzurichten, daſs ein irgend gröſserer Posten des Gerbstoffgehaltes
                              									unter der Rubrik „Unlösliches“ von der Bestimmung ausgeschlossen bleibt. Es
                              									ist das nicht einmal vom praktischen Standpunkte aus gerechtfertigt, denn abgesehen
                              									davon, daſs diese Zahlen für das Unlöslösliche ganz unsicher sind, ist der aus
                              									heiſsem Wasser ausgeschiedene Gerbstoff in kaltem Wasser nicht wirklich unlöslich,
                              									sondern nur schwer löslich, kann demnach auch wieder durch kaltes Wasser aufgelöst
                              									werden.
                           Wenn ich hier im Allgemeinen der Arbeit mit verdünnteren Lösungen, gegenüber der
                              									Arbeit mit concentrirteren Lösungen, das Wort rede, so möchte ich mich dagegen
                              										verwahrenVgl. die Ausfälle des Herrn Berthold Weiß gegen
                                    											Prof. Councler und mich Gerber, 1887 S. 139 und 175., als wollte ich damit
                              									einen Einwand gegen die indirekt gewichtsanalytische Methode erheben. Es ist das
                              									meine Absicht nicht, denn meiner Ansicht nach kann man nach dieser Methode ebenso gut mit
                              									verdünnteren Lösungen arbeiten, wie sie bei der Löwenthal'schen Titrirmethode zur Anwendung kommen. Nach den Analysen,
                              									welche für den Fichtenextract Nr. III in der Tabelle S. 45 mitgetheilt wurden,
                              									ergaben sich die Nichtgerbstoffe in 6 Fällen aus concentrirten Lösungen zu 26,09
                              									Proc. bis 26,55 Proc. im Mittel zu 26,32 Proc. Bei vier Analysen aus verdünnter
                              									Lösung wurden 25,58 Proc. bis 26,32 Proc. und im Mittel 26,19 Proc. Nichtgerbstoffe
                              									erhalten. Bei diesem annähernd gleichen Resultat für die Nichtgerbstoffe bei so
                              									verschiedenen ConcentrationenAuch die S. 82 angeführten Quebrachoextractanalysen des Herrn Prof. Councler zeigen die annähernde Uebereinstimmung
                                    											der Nichtgerbstoffe bei der Arbeit mit sehr ungleich concentrirten
                                    											Lösungen. ziehe ich die Arbeit mit verdünnteren Lösungen vor,
                              									weil ich hier viel sicherer bin vor den Fehlern, die durch Gerbstoffausscheidungen
                              									und Absorptionen durch das Filtrirpapier entstehen können. Man könnte ja übrigens
                              									auch sehr gut, wie Herr Dr. Koch vorschlägt, die Menge
                              									der Nichtgerbstoffe in concentrirter Lösung feststellen und die maſsgebende
                              									Berechnung des Gerbstoffgehaltes dann vornehmen nach einer in verdünnter Lösung
                              									ausgeführten Bestimmung der löslichen organischen Extractstoffe.
                           Zum Schluſs möge mir noch eine Bemerkung über die Gerbstoffbestimmungsmethoden
                              									gestattet sein.
                           Die gute Uebereinstimmung, welche sich bei den 10 Bestimmungen der Nichtgerbstoffe im
                              									Fichtenextract Nr. III ergab, ist ein sprechender Beweis für die praktische
                              									Brauchbarkeit der indirekt gewichtsanalytischen Methode. An dieser Uebereinstimmung
                              									der Nichtgerbstoffe und nicht an der Uebereinstimmung der gerbenden Substanzen, muſs
                              									die Genauigkeit dieser Methode gemessen werden. Wenn ich bei der Auflösung der
                              									Fichtenextracte gleichmäſsig verfuhr, erhielt ich nach der indirekt
                              									gewichtsanalytischen Methode viel besser unter einander übereinstimmende Resultate
                              									für den Gerbstoff, als nach der Löwenthal'schen
                              									Methode. Mit der Löwenthal'schen Methode habe ich bei
                              									Fichtenextracten im letzten Jahre überhaupt so schlechte Erfahrungen gemacht, daſs
                              									ich dieselbe zur Bewerthung dieser Extracte gar nicht mehr gebrauche. Neben einander
                              									vergleichend ausgeführte Titrirungen geben auch hier brauchbare Resultate. Es
                              									zeigten sich aber, wenn man nach einiger Zeit die Bestimmungen bei denselben
                              									Objecten wiederholte, oft recht erhebliche Abweichungen der Titrirungen, und es war
                              									aus den übereinstimmenden Ergebnissen der indirekt gewichtsanalytischen Methode zu
                              									ersehen, daſs es sich dabei lediglich um Ungenauigkeiten der Titrirmethode handelte.
                              									Diese Unsicherheit der Löwenthal'schen Titrirungen für
                              									Fichtenextracte ist nicht auf eine prinzipiell falsche GrundlageVgl. Gerber, 1887 Nr. 296. der
                              									Methode selbst, sondern einfach darauf zurückzuführen, daſs man den Endpunkt der
                              									Reaction bei Fichtenbrühen nicht sicher und gleichmäſsig immer wieder zu treffen im Stande ist. Bei
                              									sehr vielen anderen Extracten und Gerbmaterialien gibt die Löwenthal'sche Methode ganz befriedigende relative Zahlen. Wenn Herr Simand in dem Eingangs citirten Artikel von der bei Prof. v. Schröder leider noch immer beliebten
                                 										Löwenthal'schen Methode spricht, so thut er
                              									mir damit Unrecht. Meine Stellung zu diesen beiden Methoden ist einfach die, daſs
                              									ich alle beide benutze, je nach dem Zweck, für den bald die eine, bald die andere
                              									sich besser eignet. Die beiden Methoden ergänzen sich ja auch ganz vortrefflich,
                              									denn ebenso wie es Fälle gibt, wo die Löwenthal'sche
                              									Methode unsicher wird oder ganz im Stich läſst, gibt es auch Fälle genug, wo die
                              									indirekt gewichtsanalytische Methode entweder gar nicht anwendbar ist, oder wo ihre
                              									Benutzung zwecklose Umständlichkeit wäre. Diese Stellung zur Sache scheint mir vom
                              									wissenschaftlichen und praktischen Standpunkte aus die allein richtige zu sein. Ich
                              									glaube nicht, daſs es sehr kritisch ist, mit der einen Methode ganz zu brechen, und
                              									die andere als den, wenn der Ausdruck hier erlaubt ist, allein selig machenden Weg
                              									hinzustellen und Anderen aufzuzwingen. (Vgl. 1888 268
                              									280. 329.)