| Titel: | Donat Bánki's Umdrehungs-Kraftmesser. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 148 | 
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                        Donat Bánki's Umdrehungs-Kraftmesser.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									9.
                        Bánki's Umdrehungs-Kraftmesser.
                        
                     
                        
                           Das Centralblatt für Elektrotechnik gibt in Nr. 4 vom
                                 									Jahre 1888 die Abbildung und Theorie des Umdrehungs-Kraftmessers von Donat Bánki, welcher von Ganz
                                 										und Comp. in Ofen gebaut wird und bereits mehrfach ausgeführt und
                              									angewendet ist.
                           Die bisher gebräuchlichen Einschalt-Kraftmesser, insbesondere auch das so bekannte
                              									Dynamometer von Hartig, haben den Fehler einer gewissen
                              									Unempfindlichkeit in Folge nicht unbeträchtlicher Reibungen, welche z.B. Hartig für seinen Apparat auf etwa 12 Proc. angibt.
                              									Diese Reibungen sind dabei auch nicht einmal unveränderlich, sondern von
                              									verschiedenen Einflüssen – Schmiermittel, Zustand der Radzähne, Riemenspannung
                              									u.s.w. – abhängig, so daſs dieselben ein nicht unbeträchtliches Element der
                              									Unsicherheit in die Beobachtungen einführen, dem Instrumente eine gewisse
                              									Unempfindlichkeit verleihen, kurz – die Resultate wesentlich ungünstig beeinflussen.
                              									Dazu kommt, daſs bei dem Hartig'schen Kraftmesser die
                              									Benutzung sehr hoher Umdrehungszahlen, wie z.B. bei Dynamomaschinen vorhanden, der
                              									Verzahnungen wegen unthunlich erscheint.
                           Alle diese Umstände bewirken, daſs das Einschalt-Dynamometer noch lange nicht in dem
                              									Umfange in Anwendung steht, welchen es seiner Wichtigkeit wegen wohl verdienen
                              									würde; Bestrebungen auf Verbesserung desselben haben also noch ein dankbares Feld
                              									vor sich.
                           Das von Ganz und Comp. in Ofen gebaute
                              									Rotations-Dynamometer (Patent Donat Bánki) scheint in
                              									vieler Beziehung ein glücklicher Griff zu sein. Es arbeitet nur mit Riemenscheiben,
                              									wodurch sehr hohe Geschwindigkeiten ohne Nachtheil anwendbar erscheinen, und die
                              									Nebenhindernisse haben auf die Ergebnisse fast keinen Einfluſs, so daſs die
                              									Diagramme keinerlei besonderer Correction bedürfen; endlich ist die Empfindlichkeit
                              									des Instrumentes eine verhältniſsmäſsig sehr groſse, da der Gewichtshebel desselben
                              									sich in Schneiden bewegt, während bei den üblichen Kraftmessern, z.B. dem Hartig'schen, dieser Hebel auf einer dicken Welle
                              									gelagert ist.
                           Fig. 1 Taf. 9
                              									zeigt den Apparat in senkrechtem Durchschnitte. Derselbe besteht in einem Ständer
                              										A, in welchem die Achse B fest gelagert ist. Auf ihr drehen sich lose aufgesteckt die beiden
                              									Doppelriemscheiben I und II. Ueber diese Scheiben, und zwar über die beiden inneren
                              									Läufe derselben, ist unter Zuhilfenahme zweier Leitrollen H1 und H2 ein Riemen S1
                              									S2 gelegt. Die beiden
                              									Leitrollen sind mit senkrechter Achse derart gegen I und II angeordnet, daſs die
                              									Mittellinien der vier Riemenstücke zu einander parallel laufen.
                           Das System der Leitrollen ist mit dem Hebelarme C um die
                              									Spitzen c leicht beweglich und die Achse G der Leitrollen in dem Kreuzkopfe D befestigt, der mittels des Schraubenbolzens E und mit der Mutter F
                              									verschoben werden kann, um dadurch den Uebertragsriemen anzuspannen oder zu lockern.
                              									Die Oelbüchse K sorgt für stetige Schmierung der
                              									Leitrollen, der Teller L nimmt das abflieſsende Oel
                              									auf.
                           Der Hebel C ruht mit allen daran hängenden Theilen auf
                              									der Schneide n des in m an
                              									den Arm b bezieh. Haken s
                              									aufgehängten Wagehebels M auf. Ein Gegengewicht Q im Punkte 0 des
                              									letzteren angreifend, wirkt an einem Hebelarme m0 und
                              									mit einer Uebersetzung \frac{m_0}{m_n} dem Gewichte des Systemes
                              									entgegen, ist jedoch um etwas gröſser, als zum Ausbalanciren nothwendig wäre. Dieses
                              									Mehrgewicht nimmt die Feder y des Indicators J auf, mit welcher der Waghebel durch die Stange z im Punkte p verbunden
                              									ist. Mit dem Gegengewichte ist noch bei T der Kolben
                              									eines „Moderators“ verbunden.
                           Der Registrirapparat ist auf dem Ständer N befestigt.
                              									Der Papierstreifen wird von einer Walze V abgewickelt,
                              									zwischen den Walzen U1
                              									und U2, welche mit den
                              									Schrauben x und x1 gegen einander gepreſst Werden, durchgezogen und
                              									auf eine zweite hinter der Walze V liegende nieder
                              									aufgewickelt; das Diagramm zeichnet der Indicatorbleistift, der in Fig. 1 Taf. 9 beiseite
                              									gedreht gezeichnet ist, auf die Walze U1 auf. Die Bewegung der Walze U2 erfolgt durch die
                              									Schnecke Z und eine Schraube, welch letztere durch eine
                              									der Schnurscheiben R ohne Uebersetzung von der Scheibe
                              										I oder II aus
                              									angetrieben wird. Der Rahmen P, in welchem die Walzen
                              									untergebracht sind, ist zur Walzenachse excentrisch im Ständer N gelagert, so daſs durch Verdrehen des Rahmens das
                              									Schneckenrad Z mit der Schraube r in oder auſser Eingriff gebracht Werden kann. Die Schneckenradachse
                              									dient gleichzeitig für den Umdrehungszähler 
                              									t, und zur Erleichterung der Rechnung hat das
                              									Schneckenrad 100 Zähne erhalten. Auſserdem ist fest an dem Ständer ein hier nicht
                              									gezeichneter Bleistift angeordnet, welcher während des langsamen Abwickelns des
                              									Papier Streifens auf letzteren die Nulllinie aufzeichnet.
                           Um die Wirkungsweise des Apparates zu verstehen, denke man sich die eine der
                              									Scheiben, z.B. I, von der Transmission aus in der Richtung von rechts nach links
                              									angetrieben. Die Drehbewegung dieser Scheibe überträgt der Riemen S1
                              									S2 auf die Scheibe II, welche durch einen Riemen mit der zu messenden
                              									Arbeitsmaschine verbunden ist. Die Spannungen in den Riemenstücken, welche im
                              									Ruhezustande einander gleich sind, ändern sich während der Bewegung. Bei der
                              									Bewegung im Sinne der Pfeilrichtung sind die oberen Riemenstücke gespannt, die
                              									unteren hingegen schlaff.
                           Wenn die Führungsrollen keine Widerstände hätten, und das Umbiegen des Riemens keine
                              									Arbeit erfordern würde, müſste S1
                              									= S1
                              									' und S2 = S2
                              									' sein. In der That ist aber S1 um etwas gröſser als S1
                              									' und S2
                              									' gröſser als S2.
                           Die Summe der Kräfte S1
                              									und S1
                              									' wirken mit dem Momentenarme gleich dem Halbmesser der
                              									Riemenscheiben S = S1 (im Riemenmittel gemessen) auf die Verdrehung des
                              									Hebels C um dessen Drehachse c. Die Kräfte S2 und S2
                              									' wirken zwar mit gleichem Momentenarme, aber sie haben
                              									die Tendenz, den Hebel C in entgegengesetztem Sinne zu
                              									verdrehen.
                           Das resultirende Moment ist:
                           
                              [(S_1+{S_1}')-(S_2+{S_2}')]\,R;
                              
                           wo R den Halbmesser der
                              									Riemenscheiben bezeichnet.
                           Es läſst sich beweisen, daſs
                           
                              S_1+{S_1}'-(S_2+{S_2}')=2\,K,
                              
                           wenn K die Umfangskraft der, die
                              									Arbeitsmaschine treibenden, Scheiben bedeutet. Diese wichtige Eigenschaft wird bei
                              									dem beschriebenen Dynamometer für die ganz genaue Messung der übertragenen
                              									Umfangskräfte benutzt.
                           Bei einer Uebertragung der Umfangskraft K1 wird ein Theil des Gegengewichtes Q frei und belastet die Feder J des Indicators mit einer Zugkraft von:
                           
                              \frac{2\,R\,\overline{M\,n}}{\overline{c\,n}+\overline{m\,p}}\,.\,K=\alpha\,K;
                              
                           α ist eine durch die
                              									Uebersetzungsverhältnisse ein für allemal gegebene Constante. Die mit der
                              									Umfangskraft proportionalen Durchbiegungen der Feder zeichnet der Indicator auf dem
                              									vorbeigeführten Papierstreifen auf.
                           Bezeichnet man mit Z = S1
                              									+ S2 den Zug, welchen
                              									der Riemen auf die Achse B ausübt, mit u den Coefficienten des auf den Scheibenumfang
                              									reducirten Reibungs- und Riemensteifigkeitswiderstandes für die Scheiben I und II, mit u1 den gleichen
                              									Coefficienten für die Scheiben H1
                              									und H2, so ergibt sich für
                              									die auf Drehung des Hebelsystemes wirkende Kraft F,
                              									welcher die Federspannung proportional ist:
                           F=S_1+{S_1}'-S_2-{S_2}'=2\,K\,\left(\frac{1}{1-{u_1}^2}\right)+2\,u\,Z.
                           Für den Leergang ist K = o,
                              									also die Drehkraft
                           
                              F_0=2\,u\,.\,Z.
                              
                           Für die Umfangskraft K aber findet sich
                           
                              F-F_0=F_1=2\,K\,\left(\frac{1}{1-{u_1}^2}\right).
                              
                           also
                           K=\frac{F_1}{2}\,.\,(1-{u_1}^2).
                           Da u12 stets ein sehr kleiner Bruch ist, so kann man
                              									also die Spannungen F1,
                              									welchen wieder die Ordinaten der Diagramme entsprechen, einfach den Umfangskräften
                              									proportional setzen; der Widerstand u hat auf dieselben
                              									gar keinen, der Widerstand u1 nur einen verschwindenden Einfluſs.
                           Beispielsweise findet sich für das Dynamometer Nr. I (vgl. Tabelle am Schlusse):
                           
                              
                                 
                                    u
                                    1
                                    
                                    K
                                    
                                 ==
                                 0,01530,999766 \frac{F_1}{2},
                                 
                              
                           für das Dynamometer Nr. V aber:
                           
                              
                                 
                                    u
                                    1
                                    
                                    K
                                    
                                 ==
                                 0,07220,9998572 . \frac{F_1}{2},
                                 
                              
                           was offenbar vom praktischen Standpunkte aus als absolut genau
                              									anzusehen ist.
                           Zu beachten ist, daſs nach jedesmaligem Spannen des Riemens ein Leergang-Diagramm
                              									genommen werden und der Nullbleistift von Neuem eingestellt werden muſs.
                           Die Bánki'schen Kraftmesser werden in 6 Gröſsen gebaut,
                              									über deren wesentlichste Verhältnisse nachstehende Tabelle Auskunft gibt
                           
                              
                                 Nummerdes Dynamo-meters
                                 Breite desTreibriemens
                                 DurchmesserderScheiben
                                 Uebertragbare Pferdekräfte bei den
                                    											Riemen-geschwindigkeiten von
                                 
                              
                                 5m
                                 10m
                                 15m
                                   20m
                                   25m
                                  30m
                                 
                              
                                   I
                                   40
                                 200
                                 1¼
                                 2½
                                   4
                                    5
                                   6½
                                    8
                                 
                              
                                   II
                                   70
                                 300
                                 3
                                 6
                                   9
                                  12
                                  15
                                  18
                                 
                              
                                  III
                                 120
                                 400
                                 7
                                 14
                                 21
                                  28
                                  35
                                  42
                                 
                              
                                 IV
                                 180
                                 500
                                 10½
                                 21
                                 32
                                  42
                                  53
                                  63
                                 
                              
                                  V
                                 250
                                 600
                                 17
                                 34
                                 51
                                  68
                                  85
                                 102
                                 
                              
                                 VI
                                 350
                                 700
                                 25
                                 50
                                 75
                                 100
                                 125
                                 150
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
