| Titel: | Methode zur Bestimmung von Mangan. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 225 | 
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                        Methode zur Bestimmung von Mangan.
                        Methode zur Bestimmung von Mangan.
                        
                     
                        
                           In den Sitzungsberichten der kaiserl. Akademie der
                                       										Wissenschaften in Wien, 1888 Bd. 97 Abth. II b, theilt L. SchneiderNach vom Herrn Verfasser gefälligst eingesendetem
                                       											Sonderabzuge. eine neue titrimetrische Methode zur
                              									Bestimmung von Mangan mit.
                           Das energische Oxydationsvermögen und die Eigenschaft, selbst ihren verdünntesten
                              									Lösungen eine deutliche, rothe Farbe zu ertheilen, haben der Uebermangansäure schon
                              									seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle in der Maſsanalyse verschafft.
                           Dieselbe dient bekanntlich bei einer groſsen Reihe von Bestimmungen als
                              									ausgezeichneter Maſsstab für die Oxydation anderer Körper. Es lag daher der Gedanke
                              									nahe, diese wohlcharakterisirte Verbindung auch als Ausgangspunkt für die Bestimmung
                              									des Manganes selbst zu benutzen, und in der That versuchte man schon vor Jahren in
                              									Roheisen und Erzen das Mangan durch Schmelzen dieser Producte mit Kali und Salpeter
                              									zu Uebermangansäure zu oxydiren.
                           Die Oxydation gelingt jedoch nie vollständig, indem die Zersetzungsproducte des
                              									Salpeters wieder einen Theil der schon gebildeten Uebermangansäure reduciren, sobald
                              									man die Schmelze mit Wasser aufweicht. Diese Methode kann sonach nur zum
                              									qualitativen Nachweise des Manganes benutzt werden.
                           Etwas besser gelangen die Versuche, das Mangan durch Kochen seiner salpetersauren
                              									Lösungen mit Bleisuperoxyd in Uebermangansäure überzuführen, um es colorimetrisch zu bestimmen. Jedoch
                              									auch diese Oxydationsmethode erzielt nur bei sehr geringen Mengen Mangan brauchbare
                              									Resultate, auſserdem sind colorimetrische Bestimmungen der Natur der Sache nach nur
                              									für sehr geringe Mengen anwendbar.
                           Die Ursache, warum letztgenannte Oxydation eine unvollkommene ist, liegt in der
                              									erhöhten Temperatur, in welcher dieselbe vorgenommen werden muſs. Bleisuperoxyd
                              									wirkt nur in der Kochhitze bei Gegenwart von Salpetersäure oxydirend auf Mangan.
                              									Uebermangansäure zersetzt sich hingegen schon bei dieser Temperatur theilweise, noch
                              									rascher bei Gegenwart von Manganoxydul, mit welchem es Mangansuperoxyd bildet, das
                              									sich als flockiger Niederschlag aus der Lösung sondert und dann nicht weiter oxydirt
                              									wird.
                           Wismuthtetraoxyd dagegen oxydirt bei Gegenwart gröſserer
                              									Mengen Salpetersäure die Manganoxydulsalze schon bei gewöhnlicher Temperatur rasch
                              									und vollkommen zu Uebermangansäure.
                           
                        
                           
                              Oxydation des Manganes zu Uebermangansäure.
                              
                           In Gmelin-Kraut's Handbuch der anorganischen Chemie, Bd.
                              									2 S. 437, ist einer Mittheilung Barfoed's Erwähnung
                              									gethan, welcher zu Folge Manganoxydul in seinen Salzen durch Wismuthsäure bei
                              									gewöhnlicher Temperatur zu Uebermangansäure oxydirt werden soll. Wismuthsäure wird
                              									jetzt allgemein das noch wenig studirte Pentoxyd des Wismuthes genannt. Unter jener
                              									erwähnten Wismuthsäure dürfte jedoch das schon länger bekannte, von Fremy genauer studirte und von ihm auch Wismuthsäure
                              									benannte Wismuthtetraoxyd gemeint sein, denn thatsächlich übt auch das Tetraoxyd
                              									(auch Wismuthhyperoxyd genannt) diese oxydirende Kraft aus.
                           Bei neutralen oder schwach sauren Lösungen tritt jedoch auch hier die erwähnte
                              									Wechselwirkung von Manganoxydul und Uebermangansäure ein, es fällt Mangansuperoxyd
                              									aus der Lösung, welches sich der weiteren Oxydation entzieht. Diese Einwirkung des
                              									Manganoxydules auf Uebermangansäure hängt einerseits von der Concentration der
                              									Manganlösung und dem Verhältnisse von Oxydul zu Uebermangansäure, andererseits von
                              									der Natur und der Menge der gleichzeitig vorhandenen freien Säure und schlieſslich
                              									von der Temperatur der Lösung ab.
                           Schneider hat gefunden, daſs von allen Säuren die
                              									Salpetersäure für diese Zwecke der Oxydation die geeignetste ist und daſs bei einer
                              									Verdünnung von 1mg Mangan auf etwa 2cc Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. bei
                              									gewöhnlicher Temperatur in keinem Stadium der Oxydation oder Reduction eine Fällung
                              									von Mangansuperoxyd eintritt. Gibt man zu einer derartig verdünnten Lösung von
                              									Mangan in Salpetersäure einen Ueberschuſs von fein vertheiltem Wismuthtetraoxyd, so
                              									wird die Lösung sofort dunkelviolett. Die Oxydation des Manganes zu Uebermangansäure
                              									wird, besonders wenn man die Reaction durch mehrmaliges Schwenken der Flüssigkeit
                              									unterstützt, nach wenigen Minuten vollendet. Es entweicht Sauerstoff gasförmig und
                              									ist ein Ueberschuſs des Tetraoxydes vorhanden, so kennzeichnet das Aufhören der
                              									Sauerstoffentwickelung zugleich die Vollendung der Oxydation.
                           Nun läſst man die Flüssigkeit einige Minuten ruhig stehen. Das Wismuthtetraoxyd setzt
                              									sich zu Boden, während die darüber stehende Lösung alles Mangan als Uebermangansäure
                              									enthält. Letztere wird durch ein Asbestfilter vom Rückstande getrennt und durch
                              									Titration die Menge desselben bestimmt.
                           Ueber die Vollständigkeit und den raschen Verlauf dieser Oxydation geben folgende
                              									zwei Versuche Aufschluſs.
                           40cc,5 Chamäleonlösung (1cc = 0g,01
                              									Eisen), welche 0g,0794 Mangan entsprachen, wurden
                              									mit 50cc concentrirter Salpetersäure und 60cc Wasser gemischt und dann durch Zugabe von 3g schwefelsaurem Eisenoxydulammon die
                              									Uebermangansäure vollständig zu Manganoxydul reducirt. Nun wurden 5g Wismuthtetraoxyd zugesetzt und unter
                              									zeitweiligem Schwenken der Flüssigkeit bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen.
                              									Die Oxydation begann sogleich. Nach 10 Minuten wurde über Asbest filtrirt, die
                              									entstandene Uebermangansäure durch Zugabe eines Ueberschusses von genau titrirter
                              									Oxalsäurelösung wieder reducirt und der Ueberschuſs der Oxalsäure mit
                              									Chamäleonlösung zurücktitrirt. Diese Titration ergab 0g,0792 Mangan. Bei Wiederholung dieses Versuches wurden 81cc,0 von derselben Chamäleonlösung mit 50cc concentrirter Salpetersäure und 19cc Wasser gemischt, durch 6g des Eisendoppelsalzes reducirt und mit 10g Wismuthtetraoxyd oxydirt. Die abfiltrirte Lösung
                              									von Uebermangansäure wurde, nachdem dieselbe noch mit 150cc Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. verdünnt
                              									worden war, wie vorher titrirt und ergab 0g,1583
                              									Mangan gegen 0g,1587 Mangan, welche in der
                              									verwendeten Chamäleonlösung enthalten waren.
                           Aus diesen Versuchen geht hervor, daſs Manganoxydul in stark salpetersaurer Lösung
                              									durch Wismuthtetraoxyd vollständig in Uebermangansäure übergeführt wird, und zwar
                              									auch bei Gegenwart beträchtlicher Mengen Schwefelsäure und Eisenoxyd.
                           
                        
                           
                              Titration der Uebermangansäure.
                              
                           Während die Uebermangansäure sehr häufig als Maſs für die Oxydation anderer Körper
                              									Verwendung findet, sind für die umgekehrte Operation, also für die Titration der
                              									Uebermangansäure durch reducirende Agentien nur sehr wenige chemische Verbindungen
                              									geeignet. Es eignen sich im Allgemeinen zur Titration nur solche Substanzen, deren
                              									Umsetzung eine augenblickliche ist. Verbindungen, welche, wie beispielsweise
                              									Oxalsäure, Rhodanammonium, salpetrige Säure oder salpetersaures Quecksilberoxydul zu
                              									ihrer Oxydation einiger Zeit bedürfen, reduciren die Uebermangansäure vorerst zu
                              									höheren Oxyden, es entstehen Veränderungen der Farbennüancen, welche von zwiebelroth
                              									bis blaſsweingelb verlaufen und die Endreaction nicht genau erkennen lassen.
                           Von diesen Verbindungen kann man nur Oxalsäure, welche durch verdünnte Salpetersäure
                              									keine Veränderung erleidet, in der Art zur Bestimmung benutzen, daſs man dieselbe im
                              									Ueberschusse zugibt und diesen zurücktitrirt. Rasch reducirend wirken auf Uebermangansäure schweflige
                              									Säure und Wasserstoffsuperoxyd.
                           Bekanntlich hat R. Bunsen die schweflige Säure als Maſs
                              									für freies Jod und auf indirektem Wege auch für Chamäleon empfohlen. Die indirekte
                              									Methode durch vorausgehende Umsetzung der Uebermangansäure mit Jodwasserstoff ist
                              									der gleichzeitig vorhandenen Salpetersäure wegen hier nicht anwendbar. Schneider versuchte daher die direkte Titration des
                              									Chamäleons mittels einer wässerigen Lösung von schwefliger Säure. Die Reduction geht
                              									augenblicklich vor sich und gleiche Mengen Uebermangansäure unter ganz gleichen
                              									Umständen titrirt, ergaben sehr gut übereinstimmende Resultate. Trotzdem muſs vor
                              									der Benutzung der schwefligen Säure als Titer in diesem speciellen Falle gewarnt
                              									werden. Gibt man nämlich zu einer Chamäleonlösung bei Gegenwart verdünnter
                              									Salpetersäure schweflige Säure, so werden die ersten Antheile, so lange noch
                              									gröſsere Mengen Uebermangansäure vorhanden sind, zu Schwefelsäure, die gegen Ende
                              									der Operation zugegebenen hingegen nur zu Unterschwefelsäure oxydirt. Titrirt man
                              									daher viel Uebermangansäure, so braucht man verhältniſsmäſsig weniger schweflige
                              									Säure als für geringe Mengen.
                           Von der groſsen Zahl der Reductionsmittel bleibt nur eines zur Titration brauchbar –
                              									das Wasserstoffsuperoxyd.
                           Das Wasserstoffsuperoxyd wirkt sowohl oxydirend auf reducirende als auch desoxydirend
                              									auf reducirbare Stoffe und diese Doppelart macht es auch ganz besonders für diese
                              									Titration geeignet. Wasserstoffsuperoxyd entzieht der Uebermangansäure den
                              									Sauerstoff, indem es derselben gegenüber als energisches Reductionsmittel auftritt,
                              									während es andererseits der oxydirenden Wirkung der Salpetersäure vollkommen
                              									widersteht. Beim Zusammenbringen mit Uebermangansäure verbinden sich seine
                              									Wasserstoffatome mit dem Sauerstoffe dieser Säure, während sein Sauerstoffmolekül
                              									frei wird.Traube, Jahresbericht über die Fortschritte der
                                       												Chemie, 1882 S. 219. (Mn2O7K2O +
                              										5H2O2 = Mn2O2 + K2O + 5H2O + 5O2.) Die Reduction geht augenblicklich vor sich, ohne
                              									Zwischenproducte zu bilden, und die Titration kann mit jeder Menge Mangan in der
                              									Lösung, wie selbe durch die vorher beschriebene Oxydation mittels Wismuthtetraoxyd
                              									erhalten wird, mit gleicher Genauigkeit vorgenommen werden.
                           Die wässerige Lösung des Wasserstoffsuperoxydes prüft man für die Zwecke der
                              									Maſsanalyse zuerst mittels Chamäleon auf ihren Gehalt und verdünnt hiernach mit so
                              									viel Wasser, daſs man eine etwa 0,5 Proc. Wasserstoffsuperoxyd haltende
                              									Titerflüssigkeit erhält. Von einer derartigen Lösung entspricht 1cc nahezu 3mg
                              									Mangan. Sie ist in dieser Verdünnung ziemlich gut haltbar, so daſs man eine solche
                              									Lösung Mehrere Monate benutzen kann. Ist dieselbe einige Zeit gestanden, so muſs ihr Wirkungswerth
                              									mit Chamäleonlösung von bekanntem Titer aufs Neue bestimmt werden.
                           Für die Titerprüfung des Wasserstoffsuperoxydes gibt man zu einer
                              									genau gemessenen Menge Chamäleon so viel verdünnte Salpetersäure, daſs 1mg Mangan in etwa 2cc Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. enthalten ist, und läſst nun unter
                              									häufigem Schwenken der Uebermangansäurelösung so lange von der zu prüfenden Lösung
                              									zuflieſsen, bis die zuletzt blaſsrothe Farbe durch Zugabe eines Tropfens
                              									verschwunden ist. Die verdünnte Salpetersäure stellt man sich durch Mischen von 1
                              									Vol. concentrirter Salpetersäure mit 2 Vol. Wasser dar. Ein solches Gemisch hat ein
                              									specifisches Gewicht von beiläufig 1,2 und bleibt im zerstreuten Tageslichte
                              									vollkommen unverändert. Von der Reinheit dieser Säure von niederen Oxydationsstufen
                              									des Stickstoffes überzeugt man sich leicht, indem man einen Theil derselben mit
                              									einem Tropfen Chamäleonlösung versetzt. Die hierdurch entstehende rothe Färbung darf
                              									im Verlaufe einiger Minuten nicht verschwinden. Die Gegenwart freier Salpetersäure
                              									ist der Titration der Uebermangansäure in jeder Hinsicht förderlich, indem dieselbe
                              									nicht bloſs die Fällung von Mangansuperoxyd während der Titration gröſserer Mengen
                              									Mangan verhindert, sondern auch die freiwillige Zersetzung sehr geringer Mengen
                              									Uebermangansäure hemmt. Weder in rein wässeriger, noch in der mit anderen Säuren
                              									versetzten Lösung verbleiben sehr geringe Mengen davon so lange unverändert, wie in
                              									verdünnter Salpetersäure, auch hat diese Säure weniger Neigung Manganoxydsalze zu
                              									bilden als die Schwefelsäure.
                           Eines Umstandes muſs hier noch Erwähnung geschehen. Das
                              									Wasserstoffsuperoxyd des Handels ist häufig durch geringe Mengen Chloride
                              									verunreinigt, andererseits werden durch den Silbergehalt des käuflichen Wismuthes
                              									leicht geringe Mengen Silber in die Lösung gelangen. Beim Titriren wird daher in
                              									diesem Falle eine weiſse Trübung von Chlorsilber entstehen, welche jedoch der
                              									Beobachtung der rothen Farbe während der Titration durchaus nicht hinderlich ist.
                              									Keineswegs darf man zur Titerflüssigkeit einen Ueberschuſs von salpetersaurem
                              									Silberoxyd geben, um diesen Chlorgehalt zu entfernen. Salpetersaures Silberoxyd
                              									erleidet beim Stehen mit Wasserstoffsuperoxyd eine Umsetzung, deren Natur noch nicht
                              									erkannt ist, welche jedoch bei der Titration störend wirkt, indem die dabei
                              									entstandenen Producte langsamer auf Uebermangansäure einwirken und die violettrothe
                              									Nuance der Farbe verändern.
                           Die Titration ist nur dann als vollkommen gelungen zu betrachten,
                              									wenn sich während derselben wohl die Intensität, nicht aber die charakteristische
                              									violettrothe Nüance der Farbe verändert.
                           
                        
                           
                              Praktische Anwendung der Manganprobe.
                              
                           Zum Zwecke der praktischen Ausführung der im Vorhergehenden theoretisch dargelegten
                              									Manganbestimmungsmethode werden von Stahl und manganarmen Roheisensorten 5g in 100cc
                              									Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. gelöst und nach vollendeter Lösung kurze Zeit
                              									gekocht. Nach dem Erkalten werden noch etwa 100cc
                              									Salpetersäure von gleicher Concentration zugegeben und die Lösung mit etwa 10g Wismuthtetraoxyd einige Minuten digerirt. Bei
                              									Eisensorten, welche mehrere Procente Mangan enthalten, löst man 1g in Salpetersäure und verdünnt die Lösung durch
                              									Zugabe von 200 bis 300cc von derselben Säure. Erze
                              									oder Schlacken, welche in Salpetersäure unlöslich sind, werden mit Salzsäure
                              									gekocht, der Rückstand, welcher bei den meisten Manganerzen noch Mangansilicat
                              									enthält, nach der Behandlung mit Salzsäure sammt der Lösung in eine Platinschale
                              									gespült und mit Fluſssäure versetzt. Schlieſslich wird nach Zugabe einer genügenden
                              									Menge Schwefelsäure abgedampft bis zum beginnenden Entweichen derselben. Bei sehr
                              									manganreichen Spiegeleisen, ferner bei Ferromanganen und reichen Manganerzen
                              									verdünnt man die Lösung von 1g Probesubstanz mit
                              									Wasser auf 1l, nimmt davon 200cc, versetzt dieselben mit 100cc concentrirter Salpetersäure und oxydirt auf
                              									gleiche Weise mit Wismuthtetraoxyd.
                           Nach vollendeter Oxydation des Manganes wird die Lösung der Uebermangansäure vom
                              									überschüssigen Wismuthhyperoxyd durch ein Asbestfilter getrennt.
                           Das violett gefärbte Filtrat gieſst man aus dem Kolben in ein hohes, auf weiſses
                              									Papier gestelltes Becherglas und titrirt mit einer Lösung von Wasserstoffsuperoxyd
                              									von bekanntem Wirkungswerthe bis zum völligen Verschwinden der rothen Farbe.
                           Nachdem die Wirkung eines Zehntelcubikcentimeters dieser Titerflüssigkeit leicht
                              									erkannt werden kann und 0cc,1, wie oben erwähnt,
                              									beiläufig 0g,0003 Mangan entspricht, nachdem
                              									ferner die Ausführung der Manganprobe bei Stahl und Roheisensorten in etwa einer
                              									Stunde vollendet werden kann, so genügt diese Probe sowohl in Bezug auf Genauigkeit
                              									als auch in Bezug auf Raschheit der Ausführung den praktischen Zwecken.
                           
                        
                           
                              Darstellung des Wismuthtetraoxydes.
                              
                           Die höheren Oxyde des Wismuthes waren vielfach Gegenstand chemischer Untersuchungen.
                              									Als Ergebniſs dieser Untersuchungen sind zahlreiche Angaben über die verschiedenen
                              									Oxydationsproducte zu betrachten, welche jedoch nicht minder reich an Widersprüchen
                              									sind, so daſs das Capitel über die Wismuthhyperoxyde noch keineswegs jenen Grad von
                              									Klarheit besitzt, welchen man nach den schematischen Angaben mancher Lehrbücher
                              									erwarten könnte.
                           Eine einfache und zugleich die reichlichste Ausbeute gebende Methode ist jene von Fremy empfohlene. Derselbe schmilzt Wismuthoxyd mit
                              									Aetzalkalien und chlorsaurem Kali und wäscht das Product mit Wasser und verdünnter
                              									Salpetersäure.
                           Ein Theil Wismuthoxyd, erhalten durch Erhitzen von basisch salpetersaurem Wismuthoxyd
                              									(Magisterium Bismuthi), wird mit einem gleichen Theile chlorsaurem Kali und 2 Th.
                              									Aetznatron in einer schmiedeeisernen Schale über freier Flamme zusammengeschmolzen.
                              									Die anfänglich gelblichbraune Masse färbt sich bald unter Schäumen dunkler. Nachdem
                              									man unter zeitweiligem Umrühren etwa eine Stunde erhitzt hat, läſst man die noch
                              									schwach schäumende Masse erkalten. Rascher verläuft diese Reaction, wenn man gleiche
                              									Theile Wismuthoxyd und chlorsaures Kali vor der Zugabe des Aetznatrons zusammenreibt
                              									und für sich erhitzt. Es findet hierbei ein lebhaftes Erglühen statt. Die Masse
                              									schmilzt nicht zusammen, auch ist keine Oxydation des Wismuthoxydes bemerkbar. Gibt
                              									man jedoch nun, nachdem das Erglühen vorüber ist, Aetznatron zu, so schmilzt das Gemenge
                              									sogleich zu einer dunkelbraunen Masse, ohne daſs ein Schäumen stattfindet. Die
                              									erkaltete Schmelze wird mit Wasser ausgelaugt bis zum völligen Verschwinden der
                              									alkalischen Reaction. Das durch das Wasser wieder lichtbräunlich gewordene Sediment
                              									ist eine Wasser haltige Verbindung von Wismuthsäure mit Natron. Wird dasselbe mit
                              									kalter 5procentiger Salpetersäure verrührt, so geht Natron in Lösung, während
                              									dunkelrothbraunes Wismuthhyperoxyd sich unter Entwicklung von Sauerstoff zu Boden
                              									setzt. Dieses wird anfangs mit schwach angesäuertem, schlieſslich mit reinem Wasser
                              									gewaschen und getrocknet.
                           Das wismuthsaure Natron wird sowohl von sehr verdünnter Salpetersäure als auch von
                              									sehr verdünnter Schwefelsäure und selbst von Essigsäure zersetzt, wobei in allen
                              									Fällen das frei werdende höhere Oxyd des Wismuthes unter Sauerstoffabgabe sich
                              									zersetzt und intermediäre Oxyde bildet, welche als wismuthsaure Wismuthoxyde
                              									aufgefaſst wurden.
                           Die nach der vorstehend beschriebenen Methode erhaltenen Hyperoxyde wurden wiederholt
                              									analysirt. Die Ergebnisse entsprechen annähernd der Formel Bi4O8H2O. Den älteren Anschauungen entsprechend wurde das
                              									Wismuthtetraoxyd nicht als einfaches Oxyd, sondern als wismuthsaures Wismuthoxyd
                              									erklärt und das eine Molekül Wasser dieser Verbindung, welches weder über
                              									Schwefelsäure noch bei 100° entweicht, spricht für die ältere Erklärungsweise. Diese
                              									Verbindung würde dann der Formel Bi2O3, Bi2O5, H2O
                              									entsprechen.
                           Digerirt man den Körper mit Salpetersäure von 1,2 spec. Gew., so geht der gröſste
                              									Theil davon in Lösung, das Zurückbleibende ist dunkelbraun bis nahezu schwarz. Die
                              									Untersuchung dieses bei 100° getrockneten Rückstandes ergab, daſs derselbe nicht
                              									wesentlich von den vorher untersuchten Producten verschieden ist.
                           Der Preis des Wismuthes ist ein immerhin erheblicher. 18 kostet 2 Pfg. Es lohnt sich
                              									daher, das bei der Analyse verwendete Wismuthoxyd wieder zu gewinnen. Zu diesem
                              									Zwecke sammelt man die Wismuth haltigen Lösungen und stumpft die freie Säure
                              									derselben mit Soda ab. Hierdurch fällt aus der noch schwach sauren Lösung basisches
                              									Wismuthnitrat, welches geglüht und neuerdings zur Erzeugung von Wismuthhyperoxyd
                              									verwendet werden kann.