| Titel: | Basischer Flusseisenprozess von P. C. Gilchrist in Westminster. | 
| Autor: | Stn. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 267 | 
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                        Basischer Fluſseisenprozeſs von P. C. Gilchrist
                           								in Westminster.
                        Gilchrist's basischer Fluſseisenprozeſs.
                        
                     
                        
                           Bisher hat man bei Ausübung des basischen Prozesses im Siemens-Martin-Ofen gewöhnlich das Verfahren beobachtet, mit dem Roheisen
                              									eine gewisse Menge festen Abfalleisens oder Stahles in kaltem oder nur theilweise
                              									erhitztem Zustande und mit diesen den nothwendigen Kalk oder Kalkstein einzusetzen.
                              									Ein Nachtheil dieses Arbeitsverfahrens liegt darin, daſs das Abfalleisen längere
                              									Zeit zum Schmelzen braucht als das Roheisen, während nach der Schmelzung beider der
                              									Kalk oder Kalkstein noch in unflüssigem Zustande bleibt und in Folge dessen seine
                              									reinigende Wirkung nicht ausüben kann.
                           Percy Carlyle Gilchrist in Westminster schlägt deshalb folgendes bemerkenswerthe Verfahren (D. R. P. Kl. 18 Nr. 43623 vom 20. August 1887)
                              									vor: Ein basisch ausgefütterter Siemens-Martin-Ofen
                              									wird mit Roheisen und Kalk oder Kalkstein in der üblichen Weise, aber ohne Zusatz
                              									von Abfalleisen beschickt; der Zusatz an Kalk muſs geringer sein, als nothwendig
                              									ist, um die Roheisenpost ganz zu reinigen. Während diese Post geschmolzen wird,
                              									verbläst man in einer basisch ausgefütterten Bessemer-Birne genügend viel Roheisen, um den Rest der Post für den Siemens-Martin-Ofen zu bilden. Dieses Roheisen ist
                              									dabei zweckmäſsig Phosphor haltig. In der Birne wird aber ein beträchtlicher
                              									Ueberschuſs an Kalk zugesetzt. Wenn die Post aus 75 Proc. Roheisen, das auf der
                              									Sohle des Siemens-Martin-Ofens geschmolzen wird, und 25
                              									Proc. Bessemer-Eisen besteht, das in geschmolzenem
                              									Zustande aus der basischen Birne zugesetzt wird, wobei das verwendete Roheisen etwa
                              									0,5 bis 1 Proc. Silicium und etwa 2,5 Proc. Phosphor enthält, so können zu dem
                              									Gewichte des in dem Herdofen geschmolzenen Roheisens 5 bis 10 Proc. seines Gewichtes
                              									an Kalk in Form von Kalkstein und zu dem in der basischen Birne verblasenen Roheisen
                              									etwa 20 Proc. seines Gewichtes an Kalk hinzugesetzt werden. Wenn die Post in dem Siemens-Martin-Ofen geschmolzen ist, oder wenn sie sich
                              									erst in halbgeschmolzenem Zustande befindet, wird in den Ofen die fertig geblasene
                              									Post aus der Bessemer-Birne einschlieſslich der
                              									Schlacke abgelassen, die, obwohl in flüssiger Beschaffenheit, doch eine Menge von
                              									freiem ungebundenem Kalk enthält, welcher zur Reinigung der Post in dem Siemens-Martinen-Ofen dient. Auf diese Weise wird das
                              									Abfalleisen in geschmolzenem Zustande der Post in dem Siemens-Martin-Ofen zugesetzt; der erforderte Kalk wird dabei ebenfalls in
                              									flüssiger Beschaffenheit eingeführt und die zur Reinigung der Post erforderliche Zeit wird
                              									dadurch erheblich abgekürzt.
                           Die Menge Erz, welche erforderlich ist, die Post in dem Siemens-Martin-Ofen zu reinigen, wird auch erheblich verringert, da die
                              									Oxyde in der basischen Schlacke, welche mit dem verblasenen Eisen eingeführt werden,
                              									dazu dienen, das geschmolzene Roheisen zu reinigen; auf diese Weise wird auch der
                              									Abbrand verringert.
                           Der Patentanspruch des Patentes lautet:
                           Die Neuerung bei der Herstellung von Stahl und Fluſseisen durch den basischen
                              									Prozeſs, darin bestehend, daſs in einem basisch ausgefütterten Siemens-Martin- (Flamm-) Ofen ein Theil des
                              									umzuwandelnden Metalles und ein Theil des basischen Materiales eingesetzt wird,
                              									welcher zur Reinigung des Metalles erforderlich ist, worauf, nachdem die Post
                              									geschmolzen oder halbgeschmolzen ist, in den Ofen aus einer basischen Bessemer-Birne eine geschmolzene Post zusammen mit der
                              									basischen Schlacke abgelassen wird, welche einen Ueberschuſs von Kalk und
                              									Eisenoxyden enthält.
                           
                              Stn.