| Titel: | Ueber die Herstellung gewebter Spitzen. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 301 | 
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                        Ueber die Herstellung gewebter
                           								Spitzen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 15.
                        Ueber die Herstellung gewebter Spitzen.
                        
                     
                        
                           Seit ungefähr zwei Jahren kommen im Handel wollene Spitzen in den verschiedensten
                              									Farben vor, welche sich besonders durch ihren niedrigen Preis auszeichnen und in
                              									Folge dessen in der Putzmacherei und Confection eine groſse Verwendung finden. Der
                              									niedrige Preis dieser Spitzen ergibt sich aus deren Herstellungsweise, sie sind
                              									nicht geklöppelt, gehäkelt u.s.w., sondern auf dem Webstuhle angefertigt und dann
                              									einem Appretur verfahren unterworfen, durch welches ihnen das Aussehen der echten
                              									Spitzen gegeben wird.
                           Das Verfahren und die zur Ausführung dieses Verfahrens dienende Vorrichtung, den
                              									durch die Webeart spitzenartig vorbereiteten Geweben das Ansehen echter Spitzen zu
                              									geben, rührt von Gustav Wuppermann, Friedrich Siebel
                              									und Caspar von der Mühlen, sämmtlich in Barmen, her und
                              									ist Gegenstand des *D. R. P. Kl. 8 Nr. 35509 vom 19. Mai 1885.
                           Das Verfahren besteht darin, daſs das vom Webstuhle kommende Gewebe durch eine
                              									Vorrichtung geführt wird, in welche es in seiner natürlichen Breite, also im
                              									trockenen Zustande eintritt, an den Kanten gefaſst, nach links und rechts in die Breite gezogen, dann
                              									bei fortgesetztem Auseinanderziehen einer Dämpfung unterworfen und in ausgedehntem
                              									Zustande leicht getrocknet wird. Durch das Dämpfen werden die Kettenfäden weich und
                              									plastisch und kommen in Folge des Auseinanderziehens des Gewebes in eine Wellenform,
                              									die sie, da das Trocknen dem Dämpfen sogleich folgt, auch beibehalten, wenn die
                              									Waare nicht mehr gespannt ist.
                           Die Vorrichtung gleicht im Wesentlichen einer Spannrahmenmaschine mit Nadelketten,
                              									wie solche zum Ausbreiten, Strecken, Spannen und Trocknen benutzt wird. Während aber
                              									der Zweck der letzteren der ist, das durch das Weben entstandene oder durch die
                              									Behandlung in der Färberei und Appretur hervorgerufene „Schieflaufen“ der
                              									Fäden zu beseitigen, um der Waare ein ganz regelrechtes Aussehen zu geben, d.h.
                              									Kette und Schuſs rechtwinkelig zu einander erscheinen zu lassen, so hat die
                              									vorliegende Vorrichtung gerade den Zweck, den Kettenfäden der spitzenartig gewebten
                              									Waaren die ursprüngliche, im Wesentlichen rechtwinkelige Lage zu den Schuſsfäden zu
                              									nehmen, sie aus der geraden, zur Kante parallelen Richtung zu bringen und ihnen eine
                              									bleibende Wellen form zu geben.
                           Die Vorrichtung besteht aus einem passend construirten und zusammengefügten Gestelle
                              										A. Auf demselben ruht an der vorderen Seite (Fig. 1 und 2 rechts Taf.
                              									15) die Achse C in Lagern F; hinten (Fig. 1 und 2 links) sind zwei Achsen
                              										DD1 auf besonderen
                              									Unterlagsplatten WW1
                              									mit Längsschlitzen X X1
                              									in Lagern EE1 beweglich
                              									und in der Wagerechten etwas drehbar montirt. Auf diesen Achsen sitzen zwei
                              									Scheibenpaare GH, G1
                              									H1 und die Achse C trägt ferner die feste und lose Antriebsscheibe JJ1. Ueber je ein
                              									Scheibenpaar GH und G1
                              									H1 ist ein in Abständen
                              									von 6 bis 8mm mit Nadeln besetztes Band BB1 gezogen und über
                              									den Scheiben GG1 ist
                              									eine Bürstenwalze K in den Lagerbocken L so montirt, daſs sie gerade sanft auf die Scheiben
                              									bezieh. die über dieselben laufenden Nadelbänder drückt und durch Reibung mit ihnen
                              									umläuft und den auf die Bänder gelegten Stoff in die Nadeln eindrückt. Die Scheiben
                              										GG1 und HH1 sind mit ihren
                              									Nadelbändern verschiebbar, so daſs die letzteren der jeweiligen Breite der zu
                              									bearbeitenden Waare entsprechend eingestellt werden können. Auf ihrem Wege von G bis H werden die
                              									Nadelbänder zwischen den in der Breitenriehtung verstellbaren Führungskluppen OO1 und PP1 geführt und durch
                              									diese gezwungen, erst (zwischen G und O) eine ziemlich stark divergirende Richtung
                              									einzunehmen, zwischen O und P ebenfalls noch aus einander zu gehen, doch weniger als von G bis O, und dann von G bis H wieder zu
                              									convergiren, um bei H etwa die Weite zwischen OO1 einzunehmen, damit
                              									die nun ausgespannte Waare bequem von den Nadelbändern abgenommen werden kann. Die
                              									Kluppen OO1 und PP1 sind auf Spindeln
                              										R und S in den Lagern
                              										T und  U mittels
                              									Stellschrauben befestigt
                              									und können leicht in der Breitenrichtung der Maschine verstellt werden.
                           Zwischen den Kluppen O und P ist ein Dämpfkasten aufgestellt, durch welchen die Nadelbänder mit der
                              									Waare hindurchgeführt werden, damit letztere angefeuchtet und gedämpft und hierdurch
                              									geschmeidiger und plastischer wird, so daſs die Kettenfäden leicht in die ihnen
                              									vorgeschriebene Lage übergehen können, um beim Trocknen in derselben zu verbleiben.
                              									Der Dämpfkasten ist von bekannter Construction. Er besteht aus einem
                              									parallelepipedischen Gefäſse mit oberem Siebboden, in welches durch das Rohr Y Dampf eingeleitet wird, während das
                              									Condensationswasser durch das Rohr Z austritt.
                           Es liegt zunächst in der Natur des hier in Rede stehenden Gewebes, eine groſse
                              									Erweiterung in der Breite zuzulassen, da dasselbe sehr locker ist. Die Bindung ist
                              									eine derartige, daſs der Schuſs nie die ganze Breite des Gewebes direkt durchläuft,
                              									sondern seinen Weg sprungweise macht und jeweils mit einem Bündel Kettenfaden
                              									wiederholt sich verbindet, um dann auf ein anderes Bündel überzugehen, sich mit
                              									diesem ebenso und vielleicht mit einer kleinen Abänderung einige Male zu verbinden
                              									u.s.w., bis die ganze Breite durchlaufen ist, um auf dem Rückwege dasselbe Spiel zu
                              									wiederholen, jedoch die Kettenfadenbündel anders wählend als zuvor.
                           Die Art und Weise, wie diese sprungweise Einführung des Schuſsfadens erfolgt, hängt
                              									von dem zu erzeugenden Muster ab und ist also Sache des Webers, hat aber keinen
                              									Einfluſs auf das Appreturverfahren.
                           Wenn nun ein solches Gewebe, indem es durch die Nadeln der Vorrichtung an beiden
                              									Seiten festgehalten ist, durch die Nadelbänder gleichzeitig nach links und rechts in
                              									die Breite gezogen wird, wie es bei der vorliegenden Vorrichtung der Fall ist, so
                              									werden die Kettenfäden abwechselnd nach links und rechts gezogen und nehmen die
                              									Wellenform an. Diese sollen sie aber beibehalten, und damit dieses geschieht, muſs
                              									die Reihenfolge der von der Vorrichtung ausgeführten Operationen eine ganz bestimmte
                              									sein.
                           Bei den gewöhnlichen Spannrahmenmaschinen wird die Waare feucht in dieselben
                              									eingeführt, sei es, daſs sie vorher mit einer Appreturmasse behandelt oder aus
                              									irgend welchem Grunde angefeuchtet worden ist. Durch diese Operation werden die
                              									Fäden zusammengezogen und die Waare wird schmäler und bisweilen auch etwas kürzer.
                              									Der Zweck der bekannten Spannrahmen und Trockenmaschinen ist es nun, diesen Verlust
                              									an Längen- und Breitenmaſs wieder auszugleichen, oft auch etwas mehr als nur zu
                              									ersetzen. Nebenbei soll dem Gewebe Geschmeidigkeit gegeben und etwaige Appretur- und
                              									Webefehler sollen beseitigt werden.
                           Ganz anders dagegen ist die Reihenfolge und Wirkungen der Operationen bei
                              									gegenwärtigem Verfahren und anders ist der Zweck der dabei verwendeten
                              									Vorrichtung.
                           
                           Hier wird die Waare trocken in die Vorrichtung eingeführt, und erst, nachdem sie
                              									schon erbreitert ist und während dieses noch vor sich geht, wird sie heiſsen Dämpfen
                              									ausgesetzt, um dadurch die thierische (Woll-)Faser zu erweichen. Dann hält die
                              									Vorrichtung die Waare noch eine kurze Zeit, damit sie erkalten kann und so, wenn
                              									abgenommen, die neue Form mit wellenförmig verlaufenden Kettenfäden behält. Das
                              									Trocknen wird dabei nicht künstlich beschleunigt.
                           Durch Ausübung dieses Verfahrens unter Verwendung der vorgehend erläuterten Maschine
                              									ist es nur möglich, die durch die Webeart spitzenartig vorbereiteten Gewebe derart
                              									zu verändern, daſs ein spitzenartiges Muster zum Ausdrucke kommt, wenn die Spitze
                              									flach und geradlinig aufliegt. Nun sollen die Spitzen aber als Besatz eines Kleides
                              									oder auch zu einem ganzen Kleide benutzt, „conisch“ und in Falten sich legen,
                              									so zwar, daſs jede Falte wieder den Theil eines Kegels bildet, welcher mit seiner
                              									Spitze an dem Bördchen liegt und dort festgenäht wird.
                           Caspar von der Mühlen und Friedrich Siebel in Barmen bringen nun die Falten gleich beim Appretiren
                              									in die Spitze, d.h. sie behandeln sie so, daſs bei geraden Bördchen der zackige und
                              									gemusterte Theil sich „conisch“, d.h. wie der Mantel eines Kegels und in
                              									gleichmäſsige halten legt, und daſs diese Falten beliebig tief oder breit in die
                              									Waare eingeprägt werden. Das zu diesem Zwecke zu beobachtende Verfahren ist im
                              									Grunde dasselbe, wie das durch *D. R. P. Nr. 35509 geschützte und vorstehend
                              									beschriebene: Die Spitze wird trocken aufgenadelt, langsam aus einander gezogen,
                              									währenddessen heiſsen Dämpfen ausgesetzt, um plastisch und weich zu werden, dann auf
                              									den Maschinen etwas zusammengehen gelassen, damit sie bequem abgenadelt werden
                              									kann.
                           Während aber nun hiermit nach dem alten Verfahren die Operation beendet ist, kommt
                              									jetzt die Spitze noch zwischen zwei conische, cannellirte Walzen, die zahnartig in
                              									einander greifen, und in Bezug auf ihre Mittelpunkte einander genähert oder von
                              									einander entfernt werden können bezieh. auch heizbar sind, oder zwischen zwei
                              									doppelte, endlose Gliederketten, deren Verbindungsbolzen zwischen den Kettenpaaren
                              									Kegel bilden und wobei die Entfernung von Glied zu Glied, von Kegelachse zu
                              									Kegelachse gleich dem doppelten Durchmesser der Kegelbasis ist oder etwas mehr, so
                              									daſs die eine Kegelkette zum Theile in die andere eingesenkt werden kann und
                              									folglich ein zwischen beiden Ketten liegendes Gewebe eine Wellenform annehmen muſs,
                              									mit nach einer Seite tiefen, nach der anderen Seite schwächer werdenden Wellen.
                           Damit aber dieses möglich wird, muſs die dem Patente Nr. 35509 zu Grunde liegende, in
                              									den Fig. 1 und
                              										2 Taf. 15
                              									dargestellte Maschine so abgeändert werden, daſs sie die Erweiterung der Spitze
                              									derartig bewirkt, daſs dieselbe am Bördchen weniger, am anderen (Zacken-)Rande mehr
                              									aus einander gezogen wird, und zwar sowohl in der Länge als auch in der Breite. Die
                              									Spitze muſs „conisch“ erbreitert werden, d.h. so daſs sie die vielfache
                              									Abwickelung eines abgestumpften Kegels bildet.
                           Die Maschine, welche das „conische Erbreitern“ und das in „Wellenlegen“
                              									der gewebten Spitzen ausführt, ist durch das *D. R. P. Kl. 8 Nr. 42844 vom 6. Mai
                              									1887 geschützt und in den Fig. 3 bis 5 Taf. 15 und Textfig. 1 bis 3
                              									dargestellt. Derjenige Theil derselben, welcher die erste Operation, also das
                              									conische Erbreitern bewirkt, besteht im Wesentlichen aus zwei groſsen
                              									Arbeitsscheiben A und B,
                              									welche jede für sich auf einer besonderen Achse C
                              									bezieh. D aufgekeilt und unabhängig von einander
                              									drehbar sind, Achse C ruht in den beiden Lagern EE1 auf dem
                              									Säulenständer F.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 269, S. 304
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 269, S. 304
                              
                           Dieser selbst steht auf einem Lagerstuhle G und ist mittels des rund abgedrehten Fuſsflansches so
                              									darauf befestigt, daſs er in wagerechter Richtung gedreht werden kann, was durch die
                              									in dem Fuſsflansche angebrachten Rundschlitze H
                              									ermöglicht wird. Der Lagerstuhl G steht auf einer
                              									Fundamentplatte J mit gehobelten Führungsleisten und
                              									Längsschlitzen K, so daſs er, wenn die
                              									Befestigungsschrauben, mit denen er auf J aufgeschraubt
                              									ist, gelöst sind, mittels der Schraube L und einer in
                              									ihm passend angebrachten Mutter in der Längsrichtung mitsammt dem Säulenständer und
                              									der auf ihm befestigten Theile, Lager, Achse und Scheibe (ECA) in der Längsrichtung verschoben werden, also Scheibe A der Scheibe B in
                              									paralleler Richtung genähert oder von ihr entfernt werden kann. Schraube L findet ihren Stützpunkt im Lager M, das ebenfalls auf der Fundamentplatte J, aber unverrückbar sitzt. Lager M nebst Lager M1, die beide auf der Fundamentplatte J stehen, dienen zur Lagerung der Hauptachse O der Maschine. Die letztere geht durch den Lagerstuhl
                              										G hindurch, unter welchem sie das Kegelrad P trägt, das mit dem gleichen Rade P1 auf der senkrechten
                              									Achse Q, die durch die Säule F hindurchgeht, in Eingriff steht. Oben auf der Achse Q sitzt das Kegelrad R,
                              									das mit dem Zahnrade S auf der Achse C zusammen
                              									arbeitet, woraus sich die Inbetriebsetzung der Scheibe A von der Hauptachse O aus ergibt.
                           Fest- und Losscheibe T dienen zur Aufnahme der
                              									Betriebskraft von einer Transmission.
                           Die Scheibe B sitzt am inneren Ende der Achse D, der Seheibe A
                              									gegenüber. Achse D ist ähnlich wie C in zwei Lagern U und U1 gelagert. U1 steht auf der an V angeschraubten Console W. Der Ständer V ist, ähnlich wie der
                              									Säulenständer F auf dem Lagerstuhle G, auf der Fundamentplatte J drehbar befestigt, indem sein runder Bodenflansch in geeigneten
                              									Führungen und mittels der Schlitze X bis zu einem
                              									gewissen Grade in der Wagerechten gedreht werden kann.
                           Rechts vom Ständer V sitzt nun auf der Hauptachse O ein gleiches Kegelrad Y
                              									wie P, das mit dem Rade Y1 auf der senkrechten Achse Z in Eingriff steht, welch letztere in Halslagern a und a1 am Ständer V ruht und
                              									oben das Kegelrad b trägt, das seinerseits mit dem ihm
                              									gleichen Kade c auf der Achse D in Eingriff steht.
                           Aus der beschriebenen Anordnung folgt, daſs die Scheiben A und B in gleicher Richtung und mit gleicher
                              									Geschwindigkeit von der Hauptachse O aus in Umdrehung
                              									versetzt werden können. Um die Maschine für Versuche und zum Mustermachen, statt von
                              									einer Transmission, mit der Hand regieren zu können, ist am freien Ende der Achse
                              										D eine Kurbel d
                              									angebracht.
                           Wenn nun die beiden als gleich groſs vorausgesetzten Scheiben A und B von je einem Nadelbande umgeben und
                              									mittels der drehbaren Ständer F und V divergirend gegen einander gestellt werden, wie es
                              									die schematische Textfig. 1 andeutet, und man dreht
                              									dieselben in der Richtung des Pfeiles (Fig. 3 Taf. 15), und legt
                              									an der genäherten Seite beider eine Spitze so auf, daſs z.B. das Bördchen auf der
                              									Scheibe A, die Zackenseite auf der Scheibe B aufgenadelt wird, so wird die Wirkung in Beziehung
                              									auf die Spitze genau dieselbe sein, wie bei der durch * D. R. P. Nr. 35509
                              									geschützten Maschine. Die Spitze wird nach und nach aus einander gezogen, erreicht
                              									an der der Eingangsstelle diametral entgegengesetzten Seite ihre gröſste Breite,
                              									läuft dann wieder etwas zusammen, bis sie von den Nadelbändern abgenommen wird.
                           Während des Erbreiterns kann die Spitze mittels einer geeigneten Dämpfvorrichtung
                              									ebenfalls gedämpft werden und wir hätten also somit dasselbe Verfahren und die
                              									ähnlich wirkende Vorrichtung wie früher. Nun soll aber die Spitze an der Zackenseite
                              									mehr ausgezogen werden, d.h. eine gleichzeitige Streckung erfahren und zwar in der
                              									Länge.
                           Um dies zu erreichen, muſste zu der bisher beschriebenen Maschine ein neues Element
                              									hinzukommen, welches den einen wesentlichen Theil der Verbesserung ausmacht. Es ist
                              									die Scheibe B so construirt, daſs man ihren Umfang
                              									beliebig vergröſsern kann, natürlich muſs auch das Nadelband dieser Erweiterung
                              									folgen können. Sie ist deshalb nicht aus einem Stücke angefertigt, sondern aus Segmenten i zusammengesetzt, welche an Armen h sitzen, die auf den an die Nabe g angegossenen Armen f mit
                              									Hilfe der Schrauben k verstellt werden können (Fig. 3 und 4 Taf. 15).
                           Damit die Verschiebung bei allen Armen gleich groſs und gleichzeitig bewirkt wird,
                              									ist auf Nabe g eine Nabe l
                              									mit Scheibenkranz genau passend aufgesetzt. In diesem Scheibenkranze sind
                              									concentrische Schlitze m eingeschnitten, in welchen
                              									Bolzen n stecken und darin verschoben werden können.
                              									Mit diesen Bolzen sind die Stangen o an einem Ende
                              									verbunden, während deren andere Enden gelenkig mit den Armen der
                              									Scheibenkranzsegmente zusammenhängen. Wenn also nun die Bolzen n in den Schlitzen m
                              									verschoben werden, ziehen die Stangen o die Segmentarme
                              									und die Segmente selbst nach innen oder schieben sie nach auſsen und der Durchmesser
                              									bezieh. der Umfang der Scheibe wird verändert.
                           Würden nun aber beide ursprünglich conachsial zu einander stehenden Scheiben auch bei
                              									verändertem Durchmesser conachsial zu einander bleiben, so würde dies das Aufnadeln,
                              									wenn auch nicht unmöglich machen, so doch wesentlich erschweren, so daſs der Werth
                              									der Maschine in Beziehung auf Leistungsfähigkeit ein geringer würde; denn wenn die
                              									eine Scheibe 10 bis 100mm über der anderen an der
                              									Einlauf- oder Aufnadelseite vorstehen würde, wäre es schwer, die Spitzen gut und
                              									gleichmäſsig aufzunadeln. Die Scheibe muſs deshalb ferner mit einer Einrichtung
                              									verbunden sein, durch welche es möglich wird, trotz gröſseren Durchmessers der
                              									einen, die Einlaufseiten beider Scheiben in gleicher Höhe zu erhalten, so daſs die
                              									Projectionen der Umfangskreise beider Scheiben zwei sich innen berührende Kreise
                              									bilden (Textfig. 3).
                           Fig. 3., Bd. 269, S. 306Der Mittelpunkt bezieh. die geometrische Achse der Scheibe mit
                              									veränderbarem Durchmesser muſs zu diesem Zwecke ebenfalls verstellbar sein. Es sind
                              									deshalb die Lager U und U1 auf dem Ständer V bezieh. der Console W mittels der Schlitze
                              										pp1 verschiebbar
                              									und auch die Lager aa1
                              									sind verstellbar angeordnet. Diese letzteren können aber, ebenso wie die von ihnen
                              									geführte Achse Z, eine Drehbewegung ausführen, indem
                              									sich letztere um den Durchschnittspunkt ihrer geometrischen Achse mit der geometrischen
                              									Achse von O dreht und es bleiben in Folge dessen die
                              									Räder Y1 und b in richtigem Eingriffe mit den Rädern Y und c. Bei groſser Verschiebung der Achse D kann es nothwendig werden, daſs das Rad b etwas gehoben werden muſs.
                           Auf diese Weise wird es möglich, die Achsen der Scheiben A und B in wagerechter Richtung gegen
                              									einander so zu verschieben (eigentlich nur die Achse von B), daſs auch bei beliebig gröſser werdendem Durchmesser von B die Aufnahmeseiten in gleicher Lage bleiben, also
                              									ihre Projectionen sich berühren.
                           Wenn man nun die Umfänge der beiden Scheiben durch ein Netz von Umhüllungslinien
                              									verbindet, wie es Textfig. 2 andeutet, so bilden
                              									diese den Mantel eines schiefen abgestumpften Kegels, dessen Mantellinien an der
                              									Aufnahmeseite am kürzesten, an der diametral gegenüberliegenden Seite am längsten
                              									sind und wobei die Umfänge der beiden Grundflächen im Verhältnisse der Durchmesser
                              									von einander verschieden sind. Diese Umhüllungsfläche (für den Zweck des conischen
                              									Erbreiterns der Spitze jedoch nur zur Hälfte des Kegels) bildet die in
                              									continuirlichem Gange stetig aufgenadelte Spitze. Berücksichtigt man dann noch, daſs
                              									die beiden Scheiben, wie schon oben erläutert worden, auch noch convergirend gegen
                              									einander gestellt werden, so ist einleuchtend, wie dieselben, wenn das Bördchen an
                              									der unveränderlichen Scheibe aufgenadelt wird, die Spitze an der Zackenseite in
                              									Länge und Breite ausgehen und diese so die Form eines Kegelmantels annehmen
                              									muſs.
                           Die währenddessen auf sie einwirkende Dämpfung hat hierbei denselben Effect, wie bei
                              									dem Verfahren des *D. R. P. Nr. 35509. Von α in Fig. 3 Taf. 15
                              									ausgehend, kommt also die Spitze bei β in dem
                              									gewünschten kegelförmig ausgebreitetem Zustande an.
                           Nun muſs sie noch der zweiten Operation unterzogen werden, durch welche sie in
                              									gleichmäſsige kleine Wellen gelegt wird. Eine Bürstenwalze p nimmt deshalb die Spitze von den Nadelscheiben ab und führt sie in den
                              									zu diesem Zwecke mit der Ausbreitevorrichtung in direktem Zusammenhange stehenden
                              									Apparate. Dieser besteht aus zwei endlosen Gliederkettenpaaren qq1 und rr1 (Fig. 3 und 5 Taf. 15). Die Dreh- oder
                              									Verbindungszapfen eines jeden Kettenpaares bilden conische Stege s und t, und die
                              									Entfernung von Glied zu Glied, von Steg zu Steg ist so bemessen, daſs die Stege oder
                              									Kegel der einen Kette in die Lücken der anderen zu liegen kommen. Die Ketten qq1 und rr1 werden um
                              									Rollenpaare uu1 und vv1 gelegt, so daſs das
                              									oben erwähnte Einlegen der kegelförmigen Stege der einen Kette in jene der anderen
                              									stattfindet, sobald die Achsenträger w der Rollen u und v in senkrechter
                              									Richtung nahe genug an einander gerückt sind, wie es Fig. 3 Taf. 15 und Textfig. 3 veranschaulicht.
                           Von geeigneter Stelle aus werden die Rollen u und v in mit der linearen Fortbewegung der Spitze
                              									entsprechende Bewegung versetzt und mit ihnen also auch die Ketten und die zwischen
                              									denselben liegende Spitze muſs sich demnach der durch die Kegelketten gebildeten
                              									Wellenform anpassen. Diese Wellenform ist an der dünnen Kegelseite – Bördchenseite
                              									der Spitze – gleich Null und nimmt nach der anderen Seite zu. Das Bördchen bleibt
                              									also gerade; denn tiefer als bis zur Berührung der Kegelachsen oder Kettenrollen
                              									können die Ketten überhaupt nicht einander genähert werden. Damit aber die Wellungen
                              									in Tiefe und Länge (Breite der Spitze) verändert werden können, sind die
                              									Rollenträger u und v auf
                              									den Ständern w1, deren
                              									Ende eine starke Schraube x bildet, mittels Mutter und
                              									Gegenmutter senkrecht verstellbar befestigt.
                           Damit endlich auch nur eine Seite der Kette gesenkt werden kann, ruhen die
                              									Lagerfutter der Rollenachsen in drehbaren Zapfen z,
                              									welche also ohne Zwang eine geneigte Lage der Achsen zulassen.
                           Endlich sind die Kegelketten noch wagerecht verschiebbar, Stellringe sichern auf
                              									ihren Achsenzapfen die jeweilige Lage.
                           Aus dieser Anordnung geht hervor, daſs der Spitze jede Wellung gegeben werden kann.
                              									An Stelle der Kegelkette können cannellirte Kegelwalzen treten, welche zahnartig in
                              									einander laufen, wie es Textfig. 4 zeigt. Die
                              									Anwendung derartiger Kegelwalzen gestattet aber nicht die Hervorbringung
                              									verschiedenartiger Wellungen ohne ein Auswechseln derselben, auch ihr Antrieb ist
                              									wegen der im Winkel zu einander liegenden Achsen umständlicher.
                           Fig. 4., Bd. 269, S. 308Fig. 5., Bd. 269, S. 308Die Befestigung des Nadelbandes auf der Scheibe mit veränderbarem
                              									Durchmesser geht aus Fig. 6 Taf. 15 hervor. Das eine Ende des Bandes sitzt fest auf einem
                              									Segmente, das andere kann mittels eines Schlitzes und einer Schraube innerhalb der
                              									nöthigen Grenzen darauf verschoben werden.
                           H. Glafey.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
