| Titel: | Neuerungen in der Anordnung und Herstellung der Röhren. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 355 | 
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                        Neuerungen in der Anordnung und Herstellung der
                           								Röhren.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 18.
                        Neuerungen in der Anordnung und Herstellung der Röhren.
                        
                     
                        
                           A) Ersatz der guſseisernen Röhren
                                 										durch Holz- und genietete Eisenblechrohre.
                              								
                           Mehrfach sind Vorschläge gemacht worden, die bisher gebräuchlichen Guſseisenröhren
                              									durch Röhren aus anderem, billigerem Materiale zu ersetzen, welches entweder am Orte
                              									des Verbrauches sich vorfindet, oder dessen Anfuhr weniger Schwierigkeit bietet, als
                              									die der Guſseisenröhren. Soll zugleich die Leitung widerstandsfähig gegen
                              									bedeutenden Druck sein, so wird Holz und Schmiedeeisen in erster Reihe in Frage
                              									kommen.
                           Röhrenleitung aus Cement. Für stark
                              									vitriolische Gebirge hat nach den Mittheilungen der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preußen, Bd. 36 S.
                              									231, die Berginspection in Rammeisberg Röhren von Cement verwendet. Da dieselben
                              									theilweise auf starken Druck in Anspruch genommen wurden und die erhebliche Weite
                              									von 30cm hatten, so verwendete man
                              									Drahtseileinlagen. Die Seile wurden geglüht, in einzelne Litzen, zu 3 Drähten von
                              										3mm,5 Stärke, zerlegt, und diese auf einen
                              									Holzcylinder gewickelt. Die Einrichtung desselben und das Herstellungsverfahren
                              									werden a. a. O. genau beschrieben. Als Material benutzte man 1 Th. Portlandcement
                              									auf 5 Th. Granitsand, welches bei wagerechter Lage des Holzcylinders zunächst an der
                              									oberen Seite, und, nachdem diese hinreichend verhärtet, an der nun nach oben
                              									gedrehten bisher noch freien Seite aufgebracht wurde. Die Cementschicht erhielt eine
                              									Dicke von 12 bis 15mm. Die Auskleidung und
                              									Glättung der Innenwand des Drahtcylinders geschah nachträglich mit der Hand. Die
                              									Länge der Röhren ist 1,5 bis 2m und kosten
                              									dieselben bei 1m,5 Lange 6,50 M.
                           Fig. 1., Bd. 269, S. 355Hölzerne Wasserleitungen für gröſsere Weiten
                              									werden nach amerikanischen Fachzeitungen (Engineering and
                                 										Building Record, 1888 S. 196) neuerdings von der Wasserleitungsgesellschaft
                              									in Denver, Colorado, angewendet. Das Rohr wird, ähnlich einem Fasse, aus durch
                              									Rundeisenreifen zusammengehaltenen Dauben von 100mm Breite und 40 bis 50mm Stärke
                              									gebildet. Je nach der Stärke des Druckes sind die Reifen 12 bis 15mm stark und in Abständen von 100 bis 200mm angebracht. Zum Anspannen und Nachziehen
                              									derselben dient nebenstehend angedeutete Anordnung. In Denver sollen in der
                              									bleibenden Leitung solche Rohre in Weiten von 600 bis 1200mm bei einem Drucke bis zu 4at und mit Krümmungen bis zu 60m Halbmesser liegen. Zum Legen der Leitung wird
                              									bei 600 bis 800mm Weite eine halbe bis ein drittel
                              									Arbeitsschicht für den laufenden Meter erforderlich. Die Gesammtkosten sind
                              									selbstredend in hohem Maſse von den örtlichen Verhältnissen abhängig. Die Abzweigungen werden
                              									immerhin vortheilhaft durch guſseiserne Formstücke bewirkt werden.
                           Die Zeitschrift „Stahl und Eisen“ hat schon mehrfach darauf hingewiesen, daſs unter
                              									Umständen die gebräuchlichen guſseisernen Röhren vortheilhaft durch solche aus Schmiedeeisen ersetzt werden können. Im Anschlusse an
                              									eine Mittheilung über eine schmiedeeiserne Rohrleitung von 14km,5 Länge und 1270 bis 1350mm Weite, welche angeblich mit groſser
                              									Kostenersparniſs anstatt einer guſseisernen Leitung von der Verwaltung der Stadt
                              									Melbourne verwendet wurde, gibt sie in Nr. 5 vom Jahre 1888 nachstehende Angaben
                              									über einen von Robert S. Moore in San Francisco der Institution of Engineers and Shipbuilders in Scotland
                              									gehaltenen Vortrag, die Ausführungsweise schmiedeeiserner Rohrleitungen
                              									betreffend:
                           Die von Moore beschriebene Rohrleitung war bestimmt, von
                              									dem etwa 45km entfernten Crystal Springs Lake Wasser nach San Francisco zu führen. Der erste Theil
                              									der Leitung von 1118mm Durchmesser erstreckt sich
                              									von der Quelle bis zu einem Sammelbecken von etwa 150000cbm Inhalt, welches 2km,4 vor der Stadt
                              									in einer Höhe von 61m über derselben gelegen ist.
                              									Von dort ab nimmt der Durchmesser auf 940mm und in
                              									der Stadt selbst bis auf 838 und 762mm ab. Zur
                              									Fertigstellung der Röhren waren von der Risdon Iron and
                                 										Locomotive Works Co. in San Francisco besondere hydraulische maschinelle
                              									Einrichtungen getroffen. Die Länge der einzelnen Röhren betrug je 8m,53. Die erforderlichen Bleche waren, aus
                              									pennsylvanischem Schweiſseisen genau zugeschnitten, in Gröſsen von 1118 × 3607
                              									bezieh. 3632mm und in den Stärken nach Blechlehre
                              									Nr. 6 und 7 (5,15 bezieh. 4mm,57) angeliefert. Die
                              									Zerreiſsfestigkeit des Eisens durfte nicht unter 35k,15 auf 1qmm sein und die
                              									Elasticitätsgrenze nicht unter 40 Proc. dieses Maſses liegen.
                           Die Fabrikation der Röhren ging unter bedecktem Raume vor sich, wobei Bleche und
                              									Nieten vor Feuchtigkeit möglichst geschützt waren. Sie wurden aus engeren und
                              									weiteren Schüssen so zusammengesetzt, daſs die Schüsse kleineren Durchmessers fertig
                              									zusammengenietet in den gröſseren Schüssen fest anschlieſsend paſsten. Behufs
                              									Fabrikation der einzelnen Schüsse wurden die Bleche auf Wagen zu zwei mehrfachen
                              									Lochmaschinen geschafft, auf deren erster die Löcher für die runden Nähte und auf
                              									der zweiten für die Längsnähte ausgestoſsen wurden. Die Tische dieser Lochmaschinen
                              									waren mit selbsthätigem Vorschübe für die Lochung versehen. Die Maschine machte etwa
                              									50 Umdrehungen in der Minute und 10 Löcher während einer Umdrehung. Nach Verlassen
                              									dieser Lochmaschine wurden die Bleche an den Kanten nachgearbeitet und in einer
                              									Biegemaschine mit senkrechten Walzen zu Cylindern von der vorgeschriebenen Weite
                              									gebogen. Nachdem alsdann die Schüsse unter einem Drucke von 4l in einander gepreſst waren, erfolgte die Nietung
                              									auf hydraulischen Nietmaschinen, mit kalten, von auſsen in die Löcher eingesteckten Nieten. Die
                              									Nieten bestanden natürlich aus dem besten Materiale, um die Verarbeitung im kalten
                              									Zustande ertragen zu können. Die Ueberblattungen an den Schüssen wurden in der beim
                              									Kesselbaue üblichen Weise bewirkt. Der gröſsere Theil der Röhren wurde in Längen von
                              									je acht Schüssen so hergestellt, daſs an dem einen Ende ein engerer, an dem anderen
                              									Ende ein weiterer Schuſs sich befand. Alle Nähte wurden mit dem Meiſsel verstemmt,
                              									in ähnlicher Weise, wie man bei bester Kesselarbeit verfährt. Besondere Sorgfalt
                              									wurde auf die Ueberblattungen verwendet. Hin und wieder wurde eine Röhrenlänge unter
                              									dem Drucke von 8at,78 geprüft.
                           Nach Fertigstellung wurden die Röhren mit einer Mischung von Asphalt und Kohlentheer
                              									überzogen. Zu diesem Zwecke waren zwei groſse Becken von 9m,75 Länge und 1m,20 Tiefe neben einander gestellt und mit direkter Feuerung versehen
                              									worden. Die Asphaltmischung des Beckens, in welche das Rohr zuerst getaucht wurde,
                              									wurde bei hoher Temperatur gehalten, diejenige des zweiten Beckens war niedriger.
                              									Der Asphalt in dem ersten Becken enthielt einen gröſseren Zusatz von Kohlentheer und
                              									war in Folge dessen flüssiger als die Mischung im zweiten Becken. Ersterer diente
                              									hauptsächlich dazu, das Eisen zu erwärmen und an allen Stellen mit einem Ueberzuge
                              									zu versehen. Das Rohr wurde jeweilig in dem ersten Becken 25 Minuten gelassen,
                              									hierauf in aufrechter Lage über demselben aufgehängt, damit der überflüssige Asphalt
                              									abtropfen konnte, und alsdann in das zweite Becken eingetaucht, in welchem das Rohr
                              									verblieb, bis das Eisen die Temperatur desselben angenommen hatte, dann nochmals in
                              									das zweite Bad eingetaucht und diesmal rasch herausgezogen. Durch dieses Verfahren
                              									erhielt man einen die ganze Oberfläche des Eisens bedeckenden Ueberzug, der an der
                              									dünnsten Stelle immer noch eine Dicke von 0mm,8
                              									besaſs.
                           Der zur Aufnahme der Rohrleitung bestimmte Graben war 2m,13 tief, am Boden 1m,5 und oben 1m,6 breit.
                           An drei Stellen muſsten Bodenerhebungen durchbohrt werden, und da, wo die
                              									Bodenbeschaffenheit eine Ausfütterung mit schmiedeeisernen Röhren überflüssig
                              									machte, wurde ein (670m langer) Stollen aus
                              									Cementmauerwerk hergestellt, dessen Anschluſsverbindung mit den eisernen Röhren
                              									durch Betonmasse erfolgte.
                           Zwei andere Stollen von 365 bezieh. 91m Länge
                              									wurden mit eisernen Röhren ausgelegt, welche hier jedoch nur in einzelnen Schüssen
                              									zur Verwendung kommen konnten. Die Nietlöcher an den Rundnähten der groſsen Schüsse
                              									wurden mit 9/16zölligem Gewinde versehen, während die engeren Schüsse auf ⅝ Zoll
                              									Durchmesser glatt ausgestoſsen worden waren. Die engeren Schüsse wurden dann in die
                              									weiteren eingeschoben und so lange gedreht, bis die entsprechenden Löcher einander
                              									genau gegenüber standen; alsdann wurden Schraubenbolzen durch die Nietlöcher gesteckt. Durch das
                              									Anziehen der Schrauben wurde eine vollständig dichte Verbindung hergestellt, indem
                              									die Kante des inneren Schusses verstemmt wurde.
                           Die mit eisernen Röhren ausgefütterten Stollen wurden in einem Durchmesser von etwa 6
                              									Fuſs im Lichten vorgestoſsen; sobald man einen Schuſs eingebracht hatte, wurde
                              									derselbe mit zwei Schichten Ziegeln und einem Gemenge von Ziegeln und Beton
                              									umhüllt.
                           Wo der Graben es erlaubte, wurden die Verbindungen der einzelnen Röhren dadurch
                              									hergestellt, daſs das engere Ende einfach in das weitere eingeschoben und beide mit
                              									einander ohne Anwendung von Blechstreifen vernietet wurden. Letztere wurden nur dort
                              									benutzt, wo sie in Folge einer Krümmung der Rohrleitung erforderlich wurden. Bei der
                              									Anwendung von Nahtstreifen wurde der Asphaltüberzug bis auf 3 Zoll Abstand von den
                              									Kanten abgekratzt und eine dichte Vernietung von Eisen auf Eisen durch Vernietung
                              									auf warmem Wege und Verstemmung der Innenkanten hergestellt. Bei besonders starken
                              									Krümmungen schaltete man einen oder mehrere einzelne Schüsse ein. In Folge der
                              									Beschaffenheit der Leitung wurde es nöthig, mehrere hundert Fuſs auf diese Weise zu
                              									verlegen.
                           Bei der Annäherung an die Stadtgrenze muſste, da die Leitung durch aufgeschütteten
                              									Boden ging, die Verbindung mit Hilfe von Blei vorgenommen werden. Man half sich
                              									dabei durch Anwendung einer 160mm breiten Muffe,
                              									welche über die Enden der zu verbindenden Röhren je 80mm überschoben wurde. Die Röhren waren so eingerichtet, daſs beide Enden
                              									aus weiteren Schüssen bestanden. Zwischen der inneren Wand der Muffe und dem
                              									äuſseren Rohrdurchmesser bestand noch ein lichter Zwischenraum von 10mm, der mit Blei ausgegossen wurde, welches
                              									alsdann verstemmt wurde.Von der Firma Edwin Lewis and Sons in
                                    											Wolverhampton wird eine derselben patentirte Flanschenverbindung benutzt,
                                    											deren Construction aus nebenstehender Abbildung verständlich
                                    									ist.
                           Verbindungen dieser Art sind erfolgreich in Californien, wo die Rohrleitungen sich
                              									häufig durch gebirgige Gegenden hinziehen, verwendet. Bei einer Bewässerungsanlage
                              									auf den Sandwichs-Inseln wurden 7000 Fuſs 42zöllige Röhren verlegt, um 36
                              									Thaleinschnitte zu überschreiten, und hat die Anlage in 7jährigem Betriebe zu keiner
                              									Klage Veranlassung gegeben.
                           Fig. 2., Bd. 269, S. 358Fig. 2. Der Druck, welchen die Rohrleitung von San Francisco auszuhalten hat, ist
                              										5at,3. Der Boden hat sich mittlerweile
                              									meistens gesetzt, ohne
                              									daſs indessen irgendwo eine Undichtigkeit entstanden wäre. Die Mannlöcher, Luft- und
                              									Ablaſsventile machten keine besonderen Schwierigkeiten. Mannlöcher wurden
                              									durchschnittlich in je 1000 Fuſs Entfernung angebracht; an einigen Stellen auch alle
                              									500 Fuſs. Bei den Verstärkungsringen der Mannlöcher und Ventile bediente man sich
                              									ausschlieſslich warmer Nieten.
                           Während der Verlegung der Leitung wurde mit heiſsem Asphalte jede Stelle, welche
                              									durch die Verlegung gelitten hatte, neu überzogen. Bei ordentlichem Arbeitsgange
                              									legte man bis zu 950 Fuſs in der 10stündigen Arbeitsschicht, während man bei
                              									ungünstiger Beschaffenheit des Bodens häufig nicht mehr als 200 bis 300 Fuſs im Tage
                              									vorankam. Nachdem das Wasser eingelassen worden war, brauchte keine einzige Strecke
                              									der 45km langen Leitung behufs Vornahme von
                              									Ausbesserungen geleert zu werden.
                           Seit Vollendung der oben beschriebenen Rohrleitung haben die Risdon Iron Works eine weitere Rohrleitung von 8km Länge aus 37zölligen schmiedeeisernen Röhren
                              									mit 3/16 Zoll
                              									Wandstärke für die Stadt Oakland gelegt. Hier ging die Leitung durch eine Ebene,
                              									wodurch es möglich wurde, dieselbe innerhalb 6 Wochen zu vollenden.
                           Ueber die Dauer von Wasserleitungsröhren aus Schmiedeeisen fehlen noch Erfahrungen;
                              									der Umstand, daſs die Wasserwerke in San Francisco bereits vor 20 Jahren zwei
                              									Stränge von 30zölligen Röhren in Betrieb gesetzt haben, läſst indessen darauf
                              									schlieſsen, daſs sie mit denselben hinreichend gute Erfahrungen gemacht haben, wenn
                              									sie sich neuerdings bei einer so ausgedehnten Neuanlage wiederum zur Verwendung von
                              									Schmiedeeisen entschlieſsen.
                           
                        
                           B) Röhren mit Schweiſsnaht.1887 264 200.
                              								
                           Nach den vorzüglichen Ergebnissen, welche mit dem Fluſseisen bezüglich des
                              									Schweiſsens und der Walzbarkeit erzielt wurden, war es zu erwarten, daſs sich dies
                              									Material mit Vortheil zur Fabrikation von Röhren verwenden lieſse.
                           Einer Mittheilung des Iron Age vom 9. Februar zu Folge
                              									hatten die Riverside Iron Works in Wheeling sich
                              									entschlossen, eine Röhrenfabrik anzulegen, um ein bestehendes Puddel- und
                              									Eisenwalzwerk auszunutzen, welches früher den Rohstoff für Nagelfabrikation
                              									geliefert hatte, aber in Folge des Umstandes, daſs in letzterer das Schweiſseisen
                              									durch das Fluſseisen vollständig verdrängt wurde, zum Stillstande gekommen war.
                           Trotzdem also die neu erbaute Röhrenfabrik gerade auf ein vorhandenes Puddelwerk sich
                              									stützte, ging man doch dazu über, Versuche mit Fluſseisen anzustellen, und zwar nahm
                              									man weiches Bessemer-Material. Die fluſseisernen
                              									Streifen, welche sich von den schweifseisernen durch glattes Aussehen auszeichneten,
                              									widerstanden besser der Hitze, als letztere, und war ihre Schweiſsbarkeit
                              									vorzüglich. In Folge dessen fuhr man daselbst fort, jenes Fluſseisen zu verarbeiten,
                              									und zwar nicht nur zu patentgeschweiſsten, sondern auch zu stumpfgeschweiſsten
                              									Röhren. Der Abfall soll wegen der ausgezeichneten Schweiſsbarkeit ein beträchtlich
                              									geringerer sein, so daſs auch in dieser Beziehung die Verwendung von Fluſseisen mit
                              									Nutzen verknüpft ist.
                           Wie die Revue universelle vom 19. Mai 1888 mittheilt,
                              									sind auch in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit gegen Säuren vergleichende Versuche
                              									zwischen Eisen- und Stahlröhren angestellt. Dieselben ergaben, daſs Abschnitte,
                              									welche 24 Stunden einer Lösung von verdünnter Salpetersäure ausgesetzt waren, einen
                              									Gewichtsverlust erlitten: bei Eisen von 234mg, bei
                              									Stahl von 75mg; nach Verlauf von 48 Stunden betrug
                              									der Verlust entsprechend 417mg und 143mg.
                           Ebenso sind Versuche über die Festigkeit der Schweiſsnaht angestellt worden;
                              									dieselben ergeben für Stahl 37 bis 47k/qmm Bruchfestigkeit bei 18,75 bis 17,25 Proc.
                              									Dehnung, dagegen bei Eisen 25 bis 30k/qmm Bruchfestigkeit bei 2,25 bis 0,5 Proc.
                              									Dehnung.
                           Einen eigenartigen Weg zur Herstellung von Röhren hat die Spiral Weld Tube Company in East Orange, N. J., eingeschlagen. Sie benutzt
                              									zu ihrer Fabrikation schweiſs- und fluſseiserne Blechstreifen, welche spiralförmig
                              									gewunden, und an der überragenden Kante erhitzt und durch Hämmern geschweiſst
                              										werden.Derartige Spiralröhren, jedoch genietet, sind seit längerer Zeit im
                                    											Gebrauche. Das Verfahren soll sich besonders zur Herstellung
                              									dünnwandiger Röhren eignen und sollen die bisher verwendeten Blechstreifen eine
                              									Stärke von 0mm,31 (Nr. 29) bis zu 2mm (Nr. 14 der Birminghamer Blechlehre) gehabt
                              									haben. Als Durchmesser der Röhren ist das Maſs von 100m bis zu 760mm in Aussicht genommen.
                              									Zwischen der Breite des Blechstreifens und dem Durchmesser des Rohres soll keine
                              									bestimmte Beziehung bestehen, und wird für ein 150mm weites Rohr die Breite der Streifen passend zu 150, 210, 270mm angegeben. In der Quelle (Iron Age vom 1. März 1888) wird angegeben, daſs zur
                              									Herstellung einer 30 Fuſs langen 6zölligen Röhre ein 12 Zoll breiter und etwa 49
                              									Fuſs langer Streifen erforderlich sei. (Diesen Angaben entspricht ein
                              									Aufwickelungswinkel der Spirale von annähernd 52°.) Bei der Schwierigkeit, die
                              									betreffenden Streifen länger als 12 Fuſs zu walzen, wird die angegebene Länge mit
                              									Hilfe besonders eingerichteter Schweiſsmaschinen erzielt.
                           Die zu der Herstellung erforderliche Maschine wird durch nebenstehende Figur
                              									erläutert. Das eine Ende des Streifens wird auf einen Führungstisch aufgelegt,
                              									welcher in den richtigen Winkel je nach dem Verhältnisse der Breite des Streifens zu
                              									dem Durchmesser des Rohres eingestellt wird. Zwei Speisewalzen führen den Streifen
                              									in die Maschine ein,
                              									woselbst er zunächst die passende Biegung erhält. Die Speisewalzen laufen nicht
                              									ununterbrochen, sondern in Pausen, so daſs sie den Streifen bei jedem Vorwärtsschube
                              									um 3 bis 15mm vorrücken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 269, S. 361
                              
                           Die Erwärmung der beiden an einander zu schweiſsenden Kanten
                              									erfolgt in einem Ofen durch ein oder zwei Löthrohre, welche unmittelbar auf das
                              									Metall mittels Oeffnungen von passender Form, in dem feuerfesten Futter des Ofens
                              									ausgespart, einwirken. Das hierbei benutzte Brennmaterial ist Wassergas. Wenngleich eine
                              									Düse genügt, so sollen zwei derselben doch erheblich besser wirken und eine raschere
                              									Arbeit gestatten. Der Gasverbrauch soll nur gering sein und in einem Falle 1cbm für einen Fuſs Schweiſslänge betragen
                              										haben.Leider enthält unsere Quelle über diesen, bei dem ganzen Verfahren jedenfalls
                                    											wichtigsten Punkt, keine näheren und verständlichen Angaben.
                           Sobald die Schweiſshitze erreicht ist, rückt der Streifen unter einen leichten
                              									Hammer, welcher ungefähr 160 Schläge in der Minute macht; jedesmal, wenn der Hammer
                              									sich hebt, rückt der Streifen um die erwähnten 3 bis 15mm vorwärts, bleibt dagegen still stehen, sobald der Hammer ruht. Nur ein
                              									passend geformter Amboſs, aber kein Dorn wird gebraucht.
                           Die Maschine soll fast selbsthätig wirken und kaum Bedienung durch einen geübten
                              									Arbeiter verlangen. Das Zurichten der Röhren erfolgt in üblicher Weise, indem sie
                              									abgeschnitten und je nach Bedarf asphaltirt, gestrichen u.s.w. werden. Die Maschine
                              									beansprucht einen Raum zur Aufstellung von 2m ins
                              									Geviert.
                           Ueber die Maschine ist ein besonderer Vortrag in der Versammlung des American Institute of Mining Engineers in Boston am 21.
                              									Februar 1888 gehalten worden; in der demselben folgenden Besprechung machte Henry M. Howe die Mittheilung, daſs in Providence eine
                              									andere Methode zur Erzeugung spiralförmiger Röhren im Gebrauche sei, die sich
                              									dadurch unterscheide, daſs die Verbindungsstellen nicht geschweiſst, sondern
                              									gelöthet werden.
                           Da die Festigkeit der Wandungen in der Richtung der Walzfasern beansprucht wird, so
                              									sind diese Röhren viel widerstandsfähiger als gezogene Röhren. Nach den Angaben von
                              										The Engineering and Mining Journal vom 14. April
                              									1888 konnte ein sechszölliges Rohr von Nr. 14 Blechstärke bis zu 1383 Pfund auf den
                              									Quadratzoll belastet werden. Die Gewichte für ein sechszölliges Rohr bei
                              									spiralförmig gebildeten, bei geschweiſsten und bei Guſseisenrohren für den laufenden
                              									Fuſs betragen entsprechend 5,2, 18,77 und 28,28 Pfund und entsprechend bei
                              									12zölligen Rohren 10,46, 54,65 und 77,36 Pfund im Mittel. Dabei ist die Weite der
                              									Röhren eine unbegrenzte, während die gezogenen Röhren nur in engen Grenzen und nicht
                              									wohl über 20 Zoll weit hergestellt werden können. Ebenso ist die Länge unabhängig
                              									von der Darstellungsweise und nur durch Gebrauchsrücksichten bestimmt. Bei der
                              									bisher gebräuchlichen Verbindung durch Guſseisenflanschen soll sich eine
                              									Schwierigkeit nicht entgegengestellt haben. Natürlich sind die Röhren vor
                              									Durchrosten gebührend zu bewahren.
                           Das Benardos'sche Verfahren, über welches wir 1887 264 * 335 und 265 361
                              									berichteten, scheint sich zur Herstellung von Röhren mit elektrisch geschweiſsten
                              									Nähten auch verwenden zu lassen. So soll es gelungen sein, ein Rohr von 50mm lichter Weite und 3mm Wandstärke nicht nur in der Längsnaht zu schweiſsen, sondern auch die Endflanschen mit 170mm Durchmesser und 10mm Wandstärke nach demselben Verfahren anzufügen, und zwar ohne bemerkbare
                              									Schweiſsnaht. Ein Kupferrohr von 60mm Durchmesser
                              									und 3mm Stärke soll nach dem Benardos'schen Verfahren stumpf an ein gleiches
                              									Rohrstück so vollkommen angeschweiſst sein, daſs eine Schweiſsfuge nicht aufzufinden
                              									gewesen ist. Die Versuche über die Verwendung dieses Verfahrens sind zur Zeit noch
                              									nicht abgeschlossen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
