| Titel: | Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Autor: | Kt. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 363 | 
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                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Seit längerer Zeit stellt man elektrolytisches Kupfer in der Weise her, daſs man
                              									Schwarzkupferplatten abwechselnd mit reinen Kupferblechen in ein saures Bad aus
                              									Kupfervitriol einhängt und den elektrischen Strom in der Richtung von den
                              									Schwarzkupferplatten zu den reinen Kupferblechen hindurchschickt. Es wird dann durch
                              									den elektrischen Strom Kupfer bezieh. Kupfer, Arsen, Antimon, Eisen u.s.w. gelöst
                              									und an der Kathode Kupfer galvanisch niedergeschlagen, während die Edelmetalle als
                              									Kathodenschlamm niedersinken, welcher von Zeit zu Zeit aus den Bädern entfernt
                              									werden muſs. Man pflegt diesen Prozeſs die elektrolytische Raffination des
                              									Schwarzkupfers zu nennen. Je höher der Gehalt des Schwarzkupfers an Edelmetallen und
                              									je weniger Arsen und Antimon vorhanden ist, desto günstiger stellt sich das
                              									Verfahren hinsichtlich seiner Ertragsfähigkeit. Indessen ist es nothwendig, daſs die
                              									Kupfervitriollauge alljährlich ein- oder zweimal erneuert wird, damit nicht Arsen
                              									und Antimon mit dem Kupfer niedergeschlagen werden und die Qualität desselben
                              									beeinträchtigen, was aber immer zu befürchten ist, sobald die Lauge mehr als 2 Proc.
                              									Arsen o. dgl. in Lösung enthält.
                           Um nun billigere Anoden zu gewinnen und die vielen Schmelz- und Röstprozesse bis zur
                              									Erlangung von Schwarzkupfer zu vermeiden, wendete Marchese und vor ihm bereits Elkington statt
                              									der Schwarzkupferanoden solche aus Kupferstein an. In diesem Falle wird aber die
                              									Lösung bald kupferarm und muſs durch neue Lösung ersetzt werden, deren Darstellung
                              									aus den Erzen mit Kosten und Schwierigkeiten verschiedener Art verbunden ist.
                              									Auſserdem bedingt die Herstellung der Anoden aus geschmolzenem Kupfersteine einen
                              									vorhergehenden Schmelzprozeſs des gerösteten geschwefelten Kupfererzes. Der Guſs der
                              									Anodenplatten ist schwierig und unsicher, und der elektrolytische Prozeſs wird durch
                              									das Zerfallen der Anoden vor ihrer vollständigen Auflösung sehr gestört, welchem
                              									Zerfall allerdings durch das Einlegen von Drahtnetzen in die zum Gusse der
                              									Anodenplatten dienenden Formen vorgebeugt werden kann. Dieses sogen. Marchese-Verfahren ist in Oberitalien eine Zeitlang in Anwendung gewesen
                              									und sollte auch auf dem Hüttenwerke zu Stollberg bei Aachen eingeführt werden. Man
                              									überzeugte sich jedoch bald, daſs der Verbrauch an Schwefelsäure ein sehr groſser
                              									war und der Niederschlag des Kupfers weder an Qualität noch an Quantität befriedigen
                              									konnte.
                           Die durch zahlreiche elektrolytische Raffinationsanlagen um die Elektrometallurgie
                              									hoch verdiente Firma Siemens und Halske zu Berlin hat
                              									nun ein Verfahren in Vorschlag gebracht (vgl. das D. R. P. Nr. 42243 vom 14.
                              									September 1886 und das Englische Patent Nr. 14033 vom Jahre 1886), bei welchem im
                              									Gegensatze zu den früheren Prozessen, bei denen zum Zwecke der Depolarisation
                              									auflösbare Anoden dienten, als Depolarisationsmittel eine Flüssigkeit in Verbindung
                              									mit unlöslichen Anoden verwendet und das an der Kathode zu zersetzende Kupfersalz
                              									von der an der Anode zu oxydirenden Flüssigkeit durch ein nicht metallisches
                              									Diaphragma (Pergamentpapier) getrennt wird. Die der Elektrolyse unterworfene
                              									Flüssigkeit besteht aus Kupfervitriol, welcher etwas freie Schwefelsäure hinzugefügt
                              									wird, um die Leitungsfähigkeit zu verbessern.
                           Diese Flüssigkeit wird bei Anwendung einzelner Zersetzungszellen am besten
                              									continuirlich nahe dem Boden des die Kathodenplatten umgebenden Raumes eingeführt,
                              									steigt an diesen in die Höhe, wobei sich ein Theil des Kupfers durch den
                              									elektrischen Strom metallisch an den Kathoden absetzt, und flieſst über den oberen
                              									Rand der Membrane in den Anodenraum, welchen sie durchströmt, um am Boden desselben
                              									wieder abgezogen zu werden.
                           Während dieses Niederganges wird nun das schwefelsaure Eisenoxydul zunächst in
                              									basisch schwefelsaures Eisenoxyd, sodann durch Aufnahme von Schwefelsäure, welche
                              									aus der Zersetzung des Kupfervitrioles herstammt in neutrales Eisenoxydsulfat
                              									umgewandelt, welches in Folge seines gröſseren specifischen Gewichtes an den aus
                              									Kohle gebildeten Anodenstäben oder Platten niedersinkt. Die abflieſsende Flüssigkeit
                              									ist also kupferärmer geworden und besteht zum Theile aus einer Lösung von neutralem
                              									schwefelsaurem Eisenoxyde. Letzteres hat nun, wie im Hüttenwesen längst bekannt, die
                              									Eigenschaft, Halbschwefelkupfer, Einfachschwefelkupfer, sowie auch Kupferoxyd in
                              									Kupfervitriol überzuführen. Es wird dann bei der ersten der Auflösungen der beiden
                              									Kupferverbindungen das schwefelsaure Eisenoxyd in schwefelsaures Eisenoxydul
                              									zurückgebildet, während der frei werdende Sauerstoff das Schwefelkupfer oxydirt. Zu
                              									Linz a. Rh. und zu Stadtberge, wo früher schon die auflösende Eigenschaft des
                              									Eisenoxydsulfates technisch verwerthet wurde, fand man diese Extractionsflüssigkeit
                              									in den sogen. Cementationsmutterlaugen vor, die somit eine zweckmäſsige Verwendung
                              									finden konnten.
                           Bei manchen Kupfererzen dürfte eine vorherige Röstung des Materiales nicht nothwendig
                              									erscheinen, bei den meisten jedoch wird es sich empfehlen, die gepulverten Kupferkiese bei
                              									gelinder Temperatur, zweckmäſsig in Gerstenhöfer'schen
                              									Oefen, zu rösten. Dadurch wird das Kupfer theils in schwefelsaures Kupferoxyd,
                              									theils in Kupferoxyd verwandelt, zum gröſsten Theile aber als Halbschwefelkupfer im
                              									Röstgute verbleiben, während das in den Erzen vorhandene Eisen in Eisenoxyd, also in
                              									eine Verbindung übergeführt wird, welche durch Eisenoxydsulfat gar nicht, durch
                              									Schwefelsäure jedoch nur unwesentlich angegriffen wird. Somit wird das Eisen in
                              									zweckmäſsiger Weise beseitigt und kommt bei der nachfolgenden Auslaugung nicht mehr
                              									in Betracht. Diese Auslaugung, welche also mittels der aus den galvanischen
                              									Zersetzungszellen abflieſsenden Flüssigkeit bewirkt wird, geschieht am besten in
                              									einer Reihe nach einander durchströmter Auslaugegefäſse, und zwar derartig, daſs die
                              									Flüssigkeit zuletzt das mit Röstgut neu beschickte Gefäſs durchströmt. Die hierdurch
                              									mit Kupfervitriol wieder angereicherte Lösung, in der sich kein Eisenoxydsalz mehr
                              									befindet, wird nun den galvanischen Zersetzungszellen wieder zugeführt, wird also
                              									von neuem zunächst entkupfert, darauf oxydirt, um dann von neuem durch das Röstgut
                              									zur Aufnahme neuen Kupfers geleitet zu werden. Es ist also ein ununterbrochener
                              									Vorgang, bei dem dieselbe Flüssigkeit so lange dienen kann, bis sie durch Aufnahme
                              									fremder, im Erze vorhandener Metalle zu unrein für den galvanischen
                              									Niederschlagsprozeſs geworden ist.
                           Die bei der Elektrolyse und dem Auslaugungsverfahren sich abspielenden chemischen
                              									Vorgänge erhellen aus folgenden Gleichungen:
                           1) Vorgänge bei der Elektrolyse:
                           xH2SO4 + 2CuSO4 + 4FeSO4 = 2Cu +
                              										2Fe2(SO4)3 + xH2SO4.
                           2) Vorgänge bei der Auslaugung:
                           α) xH2SO4 + Cu2S + 2Fe2(SO4)3 = 2CuSO4 + 4FeSO4 + S + xH2SO4;
                           β) CuO + H2SO4 = CuSO4 + H2O;
                           γ) 3Cu + Fe2(SO4)3 = 3CuSO4 + Fe2O3;
                           δ) CuO + 2FeSO4 + H2O = CuSO4 + (Fe2O3 + SO3) + H2.
                           Vergleicht man die Formeln 1) und 2α), so erkennt man,
                              									daſs, wenn das Erz sämmtliches Kupfer in Form von Halbschwefelkupfer enthält, die
                              									elektrolytische Flüssigkeit nach dem Passiren des Auslaugebassins genau die gleiche
                              									Menge Kupfervitriol, Eisenvitriol und freie Schwefelsäure enthält, wie vor der
                              									Elektrolyse, daſs sie also vollständig regenerirt ist und von neuem zur Elektrolyse
                              									verwendet werden kann. Ist dagegen das Kupfer zum Theile auch als Kupferoxyd im Erze
                              									vorhanden, so erkennt man aus den Gleichungen 2β), γ) δ), daſs in diesem
                              									Falle nach der Auslaugung die elektrolytische Flüssigkeit kupferreicher, aber ärmer
                              									an Eisengehalt und freier Schwefelsäure geworden ist, als sie vor der Elektrolyse
                              									gewesen ist.
                           Es bedarf kaum einer Erwähnung, daſs man anstatt des gerösteten Kupfererzes auch
                              									ungerösteten Stein zur Auslaugung verwenden kann, in dem das Kupfer fast
                              									ausschlieſslich als Halbschwefelkupfer vorhanden ist. Hierbei wird aber nicht nur
                              									Kupfer, sondern auch Eisen gelöst, so daſs eine vollständige Constanz der Lösung an
                              									Kupfer und Eisen nicht erreicht wird.
                           Es ist hierbei zu bemerken, daſs bei dem beschriebenen galvanischen Prozesse keine
                              									Polarisation stattfindet, und daſs auch die verschiedene Stellung der Anode und
                              									Kathode in der Spannungsreihe keine elektrische Gegenkraft bewirkt.
                           Während bei Anwendung von Kupfersteinanoden eine Potentialdifferenz von etwa 1,5 Volt
                              									consumirt wird, ist bei den beschriebenen Prozessen nur eine Spannung von etwa 0,7
                              									Volt bei derselben Stromdichte erforderlich. Während ferner bei Anwendung von
                              									Kupfersteinanoden etwa ⅓ der Strommengen zur Leistung anderer Reductionsarbeiten
                              									verwendet wird und demnach verloren geht, findet bei dem beschriebenen Prozesse kein
                              									Stromverlust statt.
                           Statt der aus der Kupfer- und Eisenvitriol bestehenden elektrolytischen Flüssigkeit
                              									kann auch eine solche verwendet werden, welche aus Kupferchlorid und Eisenchlorür
                              									besteht. Wenigstens muſs, vom theoretischen Standpunkte aus betrachtet, der Prozeſs
                              									in gleicher Weise durchzuführen sein, wie derjenige mit Sulfaten. Es wird nur darauf
                              									ankommen, ob der aus Chloriden bewirkte galvanische Niederschlag an Qualität
                              									demjenigen, welcher aus Sulfaten hervorgeht, gleichzurechnen ist, und ob es möglich
                              									sein wird, haltbare und geeignete Diaphragmen herzustellen. Die Elektrolyse der
                              									Chloridlauge vollzieht sich nach folgender Formel:
                           CuCl2 + Fe2Cl4 = Cu + Fe2Cl6.
                           Das in der Anodenflüssigkeit enthaltene Eisenchlorid wird beim Auslaugen der Erze
                              									energisch lösend wirken und sich dabei wieder in Eisenchlorür verwandeln.
                           Dasselbe Verfahren kann ferner zur galvanischen Gewinnung des Zinkes aus
                              									geschwefelten Zinkerzen mit Hilfe einer Lösung von Zinkvitriol und Eisenvitriol
                              									verwendet werden. Es bildet sich in den elektrolytischen Zersetzungszellen Zink und
                              									schwefelsaures Eisenoxyd, gemäſs der Gleichung:
                           ZnSO4 + 2FeSO4 = Zn + Fe2(SO4)3.
                           Das so gebildete schwefelsaure Eisenoxyd besitzt nun die Eigenschaft, aus schwach
                              									gerösteten Schwefelzinkerzen Zink aufzulösen, indem Zinkvitriol und schwefelsaures
                              									Eisenoxydul entstehen, gemäſs der Gleichung:
                           ZnS + Fe2(SO4)3 = ZnSO4 + 2FeSO4 + S.
                           Eine Vergleichung dieser mit der vorhergehenden Gleichung ergibt, daſs nach der
                              									Auslaugung schwach gerösteter Schwefelzinkerze durch die elektrolytisch oxydirte
                              									Flüssigkeit Zink und Eisengehalt wieder ganz so groſs werden, wie sie vor der
                              									Elektrolyse waren. Allerdings ist bei diesem Zinkprozesse die nöthige
                              									Potentialdifferenz zwischen Anode und Kathode des elektrolytischen Bades etwa doppelt so groſs,
                              									wie bei den vorherbeschriebenen Kupferprozessen wegen der elektrischen
                              									Spannungsdifferenz zwischen Zink und Kohle.
                           Es läſst sich auch die den beschriebenen Prozessen zu Grunde liegende neue Thatsache,
                              									daſs sich oxydirbare, die Elektricität leitende Lösungen an einer aus Kohle (oder
                              									auch Platina, Gold u.s.w.) bestehenden Anode durch den galvanischen Strom unter
                              									gewissen Bedingungen ohne Auftreten von Polarisation höher oxydiren, zu anderen
                              									chemischen Operationen benutzen, indem man den Zersetzungsapparat so einrichtet,
                              									daſs in den die Anoden umgebenden Zellen die zu oxydirende, in den die Kathoden
                              									umgebenden eine zu reducirende Flüssigkeit circulirt. Da es im Allgemeinen bequemer
                              									ist, elektrische Ströme hoher Spannung zu erzeugen und zu benutzen und hierdurch die
                              									Hintereinanderstellung einer gröſseren Anzahl von Zersetzungszellen erforderlich
                              									ist, so ist eine derartige Flüssigkeitsleistung durch die Zersetzungszellen
                              									nothwendig, daſs zuerst sämmtliche Kathodenzellen hinter einander von der
                              									regenerirten Flüssigkeit durchlaufen werden, daſs darauf dieselbe Flüssigkeit durch
                              									sämmtliche Anodenzellen und schlieſslich durch die mit Röstgut gefüllten
                              									Regenerirungsbassins geführt wird. Es wird hierdurch erzielt, daſs in der die
                              									Kathodenzellen füllenden Flüssigkeit kein Eisenoxydsalz enthalten ist, welches durch
                              									den Strom reducirt werden und dadurch die Kupferausscheidung, sowie die Anreicherung
                              									mit Eisenoxydsalz in der Endlauge beeinträchtigen würde.
                           Bei gröſseren technischen Anlagen sind natürlich viele Zersetzungszellen mit einander
                              									verbunden. Um nun einen schnellen Flüssigkeitsstrom durch die Zersetzungszellen zu
                              									erzielen, werden dieselben treppenförmig aufgestellt und alle Kathodenabtheilungen
                              									sowie alle Anodenabtheilungen der Zellen durch Heber mit einander verbunden. Um das
                              									Niveau in allen Gefäſsen dabei unabhängig von der Zufluſsmenge zu erhalten, werden
                              									die zu den tiefer stehenden Zellen führenden Heberschenkel um ein Stück aufwärts
                              									gebogen, welches gleich ist dem Höhenunterschiede zweier auf einander folgenden
                              									Zellen.
                           Hinsichtlich des Kostenpunktes ist zu bemerken, daſs die Niederschlagszellen bei der
                              									Anlage theurer sein werden als diejenigen, welche bei der Raffination verwendet
                              									werden, da bei der letzteren nur Kathodenbleche, hier aber auſser den gleichen
                              									Kathoden auch besondere unlösliche Anoden gebraucht und beschafft werden müssen. Die
                              										Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1888
                              									S. 427, gibt an, daſs bei einer vollständigen Neuanlage, in welcher täglich 1000k Kupfer gewonnen werden sollen, die Kosten sich
                              									auf etwa 60000 M. belaufen würden.
                           Wie verlautet, ist das vorstehend beschriebene Verfahren zunächst auf dem Siemens'schen Kupferwerke Kederbeck im Kaukasus und auf
                              									einem Hüttenwerke bei Aachen zur Ausführung gelangt.
                           Es liegt auf der Hand, daſs das beschriebene Verfahren nicht für alle Kupfererze von gleicher
                              									Wichtigkeit sein kann. Vor der Einrichtung einer Anlage wird es daher zweckmäſsig
                              									sein, durch eine Probe sich davon zu überzeugen, ob die betreffenden Erze von
                              									solcher Beschaffenheit sind, daſs die vorgeschlagene Auslaugeflüssigkeit ihren Zweck
                              									erfüllen kann.
                           Auch ist zu berücksichtigen, daſs bei Silber haltigen Erzen das Silber nach der
                              									Entfernung des Kupfers besonders extrahirt werden muſs. Immerhin dürfte die Umgehung
                              									aller Schmelz- und eventuell auch aller Röstprozesse bei dieser
                              									Kupfergewinnungsmethode hinreichend sein, das Interesse der betheiligten
                              									Industriellen in hohem Grade zu wecken.
                           Bei der Goldgewinnung mittels elektrolytisch erzeugten, nascirenden Chlores, wie es
                              										Cassel (vgl. 1887 265
                              									444) u.a. vorgeschlagen haben, zeigt sich, wenn die Gold haltigen Stoffe Eisen
                              									u.s.w. enthalten, der Uebelstand, daſs diese das Golderz verunreinigenden Metalle
                              									leicht in Oxydulsalze übergehen, welche dann ein vorzeitiges Ausscheiden des Goldes
                              									bewirken. Diesem Uebelstande sucht Hannay (Englisches
                              									Patent Nr. 14061 vom Jahre 1886) dadurch abzuhelfen, daſs er ein geeignetes Cyanid
                              									oder Sulfocyanid, wie z.B. Cyankalium in Lösung, in den Kathodenraum des
                              									galvanischen Niederschlagsgefäſses bringt. Eine derartige Cyanverbindung bewirkt
                              									sodann, daſs das Gold in Lösung bleibt, bis es durch den elektrischen Strom selbst
                              									auf der Kathode niedergeschlagen wird.
                           Ein anderer Theil der Hannay'schen Erfindung besteht
                              									darin, daſs er bei dem Goldchlorirungsprozesse anstatt gasförmigen Chlores
                              									verflüssigtes Chlor anwendet. Um Chlor flüssig zu machen, bedarf es eines höheren
                              									Druckes. Man kann nun hierbei den höheren Druck dadurch erzielen, daſs man das Chlor
                              									in erheblich gröſserer Menge einführt, als zur Bildung der Goldchlorverbindung
                              									erforderlich ist. Dieses Uebermaſs von Chlor dient dann bei dem Prozesse nur als
                              									Druckerzeugungsmittel und ist sonst nutzlos. Vautin
                              									schlägt vor (D. R. P. Nr. 43232 vom 29. Mai 1887), an Stelle eines Ueberschusses an
                              									Chlor gepreſste Luft in den Behälter, in welchem die Behandlung des Gold haltigen
                              									Materiales vor sich geht, einzuführen. Bei einem Drucke von 4at soll das Chlor in der Wasserfüllung des
                              									Apparates flüssig werden.
                           Vautin gewinnt dann das Gold aus der Goldlösung in
                              									folgender Weise: In Wannen oder Säulen aus Steingut werden Holzkohlenfilter
                              									angebracht. Beim Durchfiltriren schlägt sich dann das Gold auf der Kohle nieder. Die
                              									Ueberführung des Goldsalzes in metallisches Gold bewirkt er dann dadurch, daſs er
                              									die Kohlenfilter verbrennt, wobei sich mit Rücksicht auf das Goldsalz folgende
                              									Reaction vollzieht:
                           4AuCl3 + 3C + 6H2O = 12HCl + 3CO2 +
                              									4 Au.
                           Einen eigenthümlichen Vorschlag zur Gewinnung der Edelmetalle macht Keeport (D. R. P. Nr. 43231 vom 21. April 1887).
                              									Anstatt wie bisher
                              									direkt auf die Abtrennung des zu gewinnenden Edelmetalles auszugehen, sucht er
                              									dasselbe durch Zusatz von Zirkon möglichst zurückzuhalten und trennt zunächst die
                              									löslichen Nebenbestandtheile des Erzes nach und nach ab, bis nur das Edelmetall, das
                              									Zirkon und die unlöslichen Nebenbestandtheile zurückbleiben, welche dann gleichfalls
                              									getrennt werden.
                           Dieser Vorschlag macht mehr den Eindruck der Entdeckung einer bisher nicht bekannten
                              									Eigenschaft des Zirkons, als den einer durchgearbeiteten Erfindung, welche
                              									gewerblich verwerthet werden soll.
                           Havemann ändert sein Verfahren zur direkten Gewinnung
                              									metallischen Bleies (vgl. 1886 260 379) dahin ab, daſs
                              									die Bleierze in ein Bad von geschmolzenem Eisen eingetaucht, anstatt mit
                              									geschmolzenem Eisen übergössen werden. Die Erfindung charakterisirt sich also als
                              									eine Modification der alten sogen. Niederschlagsarbeit und ist nicht ohne Weiteres
                              									zu übersehen, ob durch die vorgeschlagene Abänderung des an sich längst bekannten
                              									Prozesses ein besonderer Vortheil erreicht werden kann.
                           
                              
                                 Kt.