| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | Stammer | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 375 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 126
                           								d. Bd.)
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Die richtigen Verhältnisse für die qualitative Bestimmung des
                                 										Invertzuckers neben Rohrzucker mit Soldaini'scher Lösung (vgl. 1886 261 487. 1887 264 622. 265 554) sind von E. Parcus festgestellt worden (Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 741).
                           Die Soldaini'sche Lösung hat vor der Fehling'schen den Vortheil, daſs sie mit Rohrzucker
                              									erst nach sechs bis sieben Minuten eine Reaction zeigt, während dies bei der Fehling'schen schon nach zwei Minuten der Fall ist.
                              									Indeſs liefert auch das Soldaini'sche Reagens nur dann
                              									sichere Angaben, wenn
                              									die Menge des Zuckers beim Kochen eine beschränkte ist, da sonst die Reduction
                              									früher eintritt und zu falschen Schlüssen führen kann. Zur Ermittelung der hiernach
                              									inne zu haltenden Bedingungen angestellte Versuche ergaben folgendes:
                           1) Verhalten des reinen Rohrzuckers. Man kann Rohrzucker
                              									mit 100cc
                              									Soldaini'scher Lösung 15 Minuten lang kochen, ohne eine
                              									Spur von Ausscheidung zu erhalten, wenn nicht mehr als
                              										5g Rohrzucker zur Einwirkung kommen. Kocht man
                              									dagegen 100cc der Lösung mit 10g Rohrzucker, so ist Reduction bemerkbar. Die
                              									Zersetzbarkeit des Rohrzuckers ist somit nicht allein von der Zeit, sondern auch von
                              									der Menge abhängig. 5g Rohrzucker mit 10cc Lösung zeigen schon nach fünf Minuten starke
                              									Reduction. Es geht hieraus hervor, daſs das Verhältniſs, in welchem eine
                              									Gewichtsmenge Rohrzucker zu einem Volumen Soldaini'scher Lösung stehen muſs, um bei zehn Minuten langem Kochen Reduction
                              									auszuschlieſsen, gleich 1 : 8 ist, daſs mithin bei Gebrauch von 50cc Lösung und 5g
                              									Rohrzucker bei fünf Minuten langem Kochen Reduction nicht eintreten wird.
                           Nach diesen Erfahrungen gestaltet sich eine Methode zur Prüfung
                              									von Zucker auf Invertzucker folgendermaſsen: Man bringt 5g des zu untersuchenden Zuckers (oder
                              									Zuckerlösung, welche 5g der zu analysirenden
                              									Substanz enthält) in ein Kölbchen, setzt 50cc
                              									Soldaini'scher Lösung hinzu, erwärmt vorsichtig bis zur
                              									vollständigen Lösung des Zuckers, erhitzt zum Kochen und erhält fünf Minuten darin.
                              									Entsteht eine Ausscheidung von Kupferoxydul, so ist die Anwesenheit von Invertzucker
                              									erwiesen.
                           2) Verhalten des Invertzuckers. Der Invertzucker zeigt bezüglich der Einwirkung auf
                              									wechselnde Mengen Soldaini'scher Lösung dasselbe
                              									Verhalten wie Rohrzucker. Er bewirkt bei gleicher Kochdauer in einer geringen Menge
                              										Soldaini'scher Lösung Reduction, während eine
                              									Ausscheidung von Kupferoxydul bei Vorhandensein von groſsen Mengen der Lösung
                              									entweder gar nicht oder doch nur in geringem Maſse eintritt. Selbstverständlich gilt
                              									dies nur für äuſserst geringe Mengen von Invertzucker, da 2mg Invertzucker unter allen Umständen schon
                              									deutliche Reduction hervorbringen. Die Erhöhung der Empfindlichkeit der Reaction bei
                              									Anwendung einer geringen Menge Soldaini'scher Lösung
                              									läſst sich indessen nicht verwerthen, da Rohrzucker, wie schon erwähnt, unter
                              									gleichen Bedingungen ebenfalls leichter reducirt. Dagegen erhält man durch Verdünnen
                              									der Soldaini'schen Lösung mit dem halben Volumen Wasser
                              									ein Reagens, mit welchem es gelingt, noch geringe Mengen Invertzucker nachzuweisen,
                              									weil das Reductionsvermögen des Invertzuckers in der verdünnten Lösung ein gröſseres
                              									ist, ohne daſs Rohrzucker einen störenden Einfluſs ausüben könnte, vorausgesetzt,
                              									daſs nicht mehr als 5g Zucker der Prüfung
                              									unterworfen werden.
                           Zu erwähnen ist noch, daſs Soldaini'sche Lösung und
                              									Rohrzucker, in dem Verhältnisse von 50cc zu 5g gemischt und fünf Minuten gekocht, nach
                              									12stündigem Stehen eine Ausscheidung von Kupferoxydul nicht constatiren lassen, somit fällt
                              									die Möglichkeit einer Reduction der Soldaini'schen
                              									Lösung durch Rohrzucker in einer späteren Periode weg.
                           Max Müller empfiehlt, bei polarimetrischen Arbeiten sich
                              									der Polarisationsröhren von Porzellan zu bedienen (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1888 Heft 9 S. 251).
                              									Die Porzellanröhren vereinigen nämlich die Vortheile der Metall- und der Glasröhren,
                              									sind jedoch frei von deren bekannten Fehlern; sie sind dauerhaft, können innen stark
                              									verletzt werden ohne zu zerspringen, werden von Säuren und Laugen nicht angegriffen
                              									und haben dabei ein gefälliges Aussehen.
                           Die vom Verfasser benutzten Röhren sind innen und auſsen glasirt, und haben einen
                              									inneren Durchmesser von 10mm und eine Wandstärke
                              									von 1mm,5.
                           Mit dem früher (1888 268 * 275) beschriebenen Osmometer hat Leplay eine
                              									lange Reihe von Versuchen begonnen, die sich einstweilen auf die einfachsten
                              									Verhältnisse, nämlich reine Zuckerlösungen erstrecken, und also wohl erst später
                              									praktisch verwerthbare Ergebnisse liefern werden. Folgende nicht gerade auffallende
                              									Thatschen wurden bisher (Sucrerie indigène, 1888 Bd. 31
                              									S. 550) einstweilen festgestellt:
                           1) Die Schnelligkeit der Osmose einer Zuckerlösung steht im
                              									geraden Verhältnisse zu ihrer Dichte, und zwar sowohl bei hoher, wie bei
                              									gewöhnlicher Temperatur.
                           2) Die Abnahme der Osmosegeschwindigkeit mit der Verminderung der
                              									Dichtigkeit der Zuckerlösung scheint in der Hitze beträchtlicher zu sein, ist aber
                              									niemals geringer als in der Kälte.
                           3) Die Geschwindigkeit der heiſsen Osmose ist etwa viermal gröſser
                              									als die der kalten bei gleich dichten Lösungen.
                           4) Die Dichtigkeit des Exosmosewassers nimmt in der Wärme wie in
                              									der Kälte mit der Abnahme derjenigen der osmosirten Lösung zu.
                           5) Der Einfluſs der Dichtigkeit der osmosirten Zuckerlösung auf
                              									den Zuckerverlust in dem Exosmosewasser ist in der Wärme und Kälte ungefähr der
                              									gleiche.
                           6) Eine Temperatur von 80 bis 82° bewirkt bei verschieden dichten
                              									Zuckerlösungen etwa den doppelten Zuckeraustritt, d.h. Zuckerverlust, wie eine
                              									solche von 18 bis 20° unter sonst gleichen Umständen.
                           Auslaugebatterie für Zucker oder Zuckerfüllmasse; von
                              										Carl Steffen in Wien (*D. R. P. Nr. 43484 vom 4.
                              									Mai 1887). Beim systematischen Auswaschen von Rohzucker nach dem Patente Nr. 31486
                              									oder Rohzuckerfüllmassen im Allgemeinen mittels wässeriger, alkoholischer oder
                              									anderer Zuckerlösungen in Nutschapparaten durchdringt die am meisten concentrirte
                              									Waschflüssigkeit in Folge ihrer Dickflüssigkeit die Zuckerschichten mit sehr
                              									geringer Geschwindigkeit. Hierdurch entsteht der Uebelstand, daſs die nachdrängenden
                              									reineren und daher leichtflüssigeren Waschflüssigkeiten ebenfalls zu einem
                              									langsameren Durchdringen der Zuckermassen veranlaſst werden. Dieselben bleiben in
                              									Folge dessen zu lange mit der Zuckermasse in Berührung und das in Folge der
                              									hierdurch herbeigeführten Uebersättigung der Waschflüssigkeit stattfindende
                              									Auskrystallisiren von Zucker vermindert die Durchlässigkeit der zu waschenden
                              									Zuckermassen.
                           
                           Zur Beseitigung dieses Uebelstandes werden zwei Mittel, entweder jedes für sich oder
                              									mit einander vereint, angewendet.
                           1) Der Waschflüssigkeit wird im Laufe der Waschperiode, bevor sie
                              									auf weitere Zuckermassen geführt wird, ein entsprechendes Quantum Wasser zugeführt,
                              									um die in der Waschflüssigkeit sich bildenden feinen Zuckerkrystalle zu lösen.
                           2) In Verbindung mit den Nutschapparaten werden besondere Gefäſse
                              									(Zellengefäſse) zur Aufnahme der Waschflüssigkeit so angeordnet, daſs sie die
                              									Waschflüssigkeiten in der gebotenen Reihenfolge in solchen Quantitäten aufnehmen
                              									können, daſs ein Getrennthalten derselben nach den specifischen Gewichten in noch
                              									merkbaren kleinen Unterschieden möglich ist, wodurch erzielt wird, daſs die
                              									Waschflüssigkeiten nach dem Austritte aus diesen Gefäſsen in derselben Reihenfolge
                              									zur Wirkung auf die zu waschende körnige Zuckermasse gelangen, als wenn sie, aus der
                              									Zuckermasse austretend, direkt auf das zunächst dem Waschprozesse zu unterwerfende
                              									Zuckerquantum gelangten. Man erreicht durch diese Anordnung, daſs die
                              									Waschflüssigkeiten die körnigen Zuckermassen immer mit der gröſsten, dem
                              									verringerten specifischen Gewichte entsprechenden Geschwindigkeit durchdringen.
                           Bei dem systematischen Auswaschprozesse können die Zellengefäſse in ihrer Verbindung
                              									mit den Waschgefäſsen, in welchen die körnige Zuckermasse sich befindet, in
                              									folgenden vier verschiedenen Verbindungen angeordnet werden (welche in der
                              									Patentschrift durch Zeichnungen erläutert sind):
                           1) Auslaugebatterien von mehr als zwei Waschgefäſsen.
                           2) Auslaugebatterien von zwei Waschgefäſsen.
                           3) Auslaugebatterien aus zwei Waschgefäſsen mit einem
                              									Zellengefäſse.
                           4) Auslaugebatterien mit einem Waschgefäſse und einem
                              									Zellengefäſse.
                           Die Patentansprüche lauten: 1) Auslaugebatterie für Zucker oder Zuckerfüllmasse,
                              									bestehend aus einem oder mehreren Wasch- oder Nutschgefäſsen mit Siebboden und einem
                              									oder mehreren mit denselben durch Rohrleitungen verbundenen Zellengefäſsen;
                              									zusammengesetzt aus mehreren Abtheilungen oder Zellen, deren jede durch eine die
                              									Abtrennung ermöglichende Zufluſsvorrichtung (Hahn, Ventil, Drehrohr) von einer
                              									gemeinsamen Röhrleitung aus gefüllt und durch eine Ablaſsvorrichtung und eine
                              									gemeinsame Rohrleitung in das Waschgefäſs entleert werden kann.
                           2) Als Abänderung der unter 1) angegebenen Auslaugebatterie die Verdoppelung der
                              									gemeinsamen Rohrleitungen mit Zulauf- und Abfluſsvorrichtung an dem
                              									Zellengefäſse.
                           Ueber die neuesten Versuchsarbeiten zur Gewinnung von Zucker
                                 										aus Sorghum, welche im Herbste 1887 in Fort Scott, Kansas, Vereinigte
                              									Staaten von Nordamerika, ausgeführt worden sind, ist ein ausführlicher Bericht
                              									erschienen (Bulletin, Nr. 17, Washington 1888, Ackerbauministerium, Abtheilung für Chemie), welcher von H. W. Wiley
                              									am 26. Januar 1888 an das Ackerbauministerium erstattet worden ist. (Einen früheren
                              									Bericht von Wiley, die Versuche vom Jahre 1886
                              									betreffend, siehe 1887 265 557.) Für die Versuche mit
                              									Sorghum waren vom Congresse Geldunterstützungen gewährt worden, im Ganzen seit 1884
                              									die Summe von 244000 Dollars.
                           
                           Der Gesammtbericht besteht aus drei Haupttheilen, von welchen der erstere der
                              									wichtigste ist, und seinerseits wieder aus zwei Theilen, einem Berichte von Prof.
                              										M. Swenson und einem ebensolchen von E. B. Cowgill zusammengesetzt ist. Aus beiden soll hier
                              									das Wichtigste angeführt werden. Bisher boten die Versuchsarbeiten in Folge
                              									verschiedener Schwierigkeiten nur geringe Aussichten auf die Entwickelung einer
                              									Sorghumzuckerindustrie; nach den letztjährigen Versuchen ist dies aber wesentlich
                              									anders geworden.
                           Der chemische Theil derselben stand unter der Leitung Prof. Wiley's, ebenso wie bei den Versuchen in Rio Grande (N. J.) und in
                              									Lawrence (Louisiana).
                           
                        
                           1) Aus dem Berichte von M. Swenson vom
                                 										9. November 1887.
                              								
                           Alle bisherigen Bemühungen, Zucker aus Sorghum mit Vortheil herzustellen, können als
                              									gescheitert angesehen werden für die Sorghumindustrie (siehe den Bericht von Hardinge, 1887 266 85). Die
                              									mechanischen wie die chemischen Schwierigkeiten in der Behandlung des Rohres und des
                              									Saftes war es bis zu den hier zu besprechenden neuen Versuchsarbeiten nicht gelungen
                              									zu überwinden. Dieselben betrafen hauptsächlich die Einrichtungen zum Zerschneiden
                              									und Reinigen des Rohres, die Verhinderung der Inversion des Zuckers und die billige
                              									und wirksame Behandlung des Rohres bei der Diffusion. Alle diese Schwierigkeiten
                              									werden jetzt als überwunden angesehen.
                           Vergleiche zwischen Diffusion und Auspressung ergaben die Vorzüge der ersteren, indem
                              									sogar aus sehr geringem Rohre sehr guter Syrup erhalten wurde, dessen Farbe und
                              									Geschmack bei gleicher Arbeit demjenigen des Syrupes von ausgepreſstem Rohre
                              									überlegen war. Man wird also auch am Anfang und Ende der Jahreszeit noch mit Nutzen
                              									mit der Diffusion arbeiten.
                           Um die Zuckerinversion in der Batterie zu vermeiden, wurden etwa 5k gefällten trockenen kohlensauren Kalkes mit
                              									Wasser zu einem dünnen Breie vermischt und zu den Schnittlingen während des
                              									Beschickens der Diffusionsgefäſse zugesetzt; hierdurch wurde jede Spur von Inversion
                              									verhütet. Dieser kohlensaure Kalk wurde erhalten, indem die Gase aus einem kleinen
                              									Koksofen durch Kalkmilch geblasen wurden. Wenn der Kalk nur noch geringe Alkalität
                              									zeigte, wurde er in ein groſses Loch in der Erde abgelassen, wo der kohlensaure Kalk
                              									in kurzer Zeit fast ganz trocken wurde. Um die Ausbeute von 1t Sorghumrohr zu bestimmen, wurden zwei Versuche
                              									mit folgendem Ergebnisse durchgeführt.
                           1. Versuch. Ein Sud wurde aus 133t gereinigtem Rohre gekocht. Um besseres Korn zu erhalten, wurden 2600
                              									Pfund Zucker zum geschiedenen Safte hinzugesetzt. Ein Diffusionscylinder lieferte
                              									2200 Pfund Saft. Die Temperatur der Batterie betrug zwischen 75 und 80°.
                           
                           
                              
                                                Rohrzucker im Schnitzelsafte
                                 10,00
                                 
                                 
                              
                                                Glucose        „            „
                                 3,41
                                 
                                 
                              
                                                Nichtzucker  „            „
                                 3,20
                                 
                                 
                              
                                                Verhältniſs von Rohrzucker zu Glucose
                                 2,94
                                 
                                 
                              
                                                Reinheitsquotient
                                 60,3
                                 
                                 
                              
                                                Rohrzucker im Diffusionssafte
                                 7,91
                                 
                                 
                              
                                                Glucose        „            „
                                 2,60
                                 
                                 
                              
                                                Nichtzucker  „            „
                                 2,59
                                 
                                 
                              
                                                Verhältniſs von Rohrzucker zu Glucose
                                 3,04
                                 
                                 
                              
                                                Reinheitsquotient
                                 60,4
                                 
                                 
                              
                                                Rohrzucker im geschiedenen Safte
                                 8,34
                                 
                                 
                              
                                               
                                    											Glucose        „              „              „
                                 2,40
                                 
                                 
                              
                                               
                                    											Nichtzucker  „              „              „
                                 2,46
                                 
                                 
                              
                                                Verhältniſs von Rohrzucker zu Glucose
                                 3,47
                                 
                                 
                              
                                                Reinheitsquotient
                                 63,6
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtgewicht des Zuckers des ersten Productes
                                 17688
                                 Pfund
                                 
                              
                                 Zum Safte zugesetzt
                                 2600
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Ausbeute an I. Product
                                 15008
                                 Pfund
                                 
                              
                                         „       „  II.      „
                                 2330
                                 „
                                 
                              
                                         „       „   Melasse
                                 2220
                                 Gallonen
                                 
                              
                                 (etwa
                                 24400
                                 Pfund).
                                 
                              
                           Ausbeute aus 1t Rohr.
                           
                              
                                  I.
                                 Product
                                 113,0
                                 Pfund
                                 Melasse
                                   15,5
                                   Gallonen
                                 
                              
                                 II.
                                 „
                                   17,5
                                 „
                                 (etwa
                                 170
                                   Pfund).
                                 
                              
                           
                              
                                 Polarisation
                                 des
                                  I.
                                 Productes
                                 93,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 II.
                                 „
                                 88,7
                                    „
                                 
                              
                           2. Versuch. 172t reines Rohr ergaben ohne
                              									Zuckerzusatz einen Sud mit folgender Ausbeute:
                           
                              
                                  I.
                                 Product
                                   9292
                                 Pfund;
                                 von
                                 der
                                 Tonne
                                 108
                                 Pfund
                                 
                              
                                 II.
                                 „
                                   1988
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   23
                                 „
                                 
                              
                                 Melasse
                                   1462
                                 Gallonen;
                                 „
                                 „
                                 „
                                   17
                                 Gallonen
                                 
                              
                                 
                                 (rund
                                 16082
                                 Pfund).
                                 
                                 
                                 (rund
                                 187
                                 Pfund).
                                 
                              
                           
                              
                                 Polarisation
                                 des
                                 I.
                                 Productes
                                 97
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 II.
                                 „
                                 98
                                 „
                                 
                              
                           Ein Sud Melasse, auf Faden gekocht, ergab noch 12½ Proc. Zucker
                              									von 88 Proc. Danach würde man im Durchschnitte aus der Tonne Rohr 128 Pfund Zucker
                              									aller Producte und 16 Gallonen (177 Pfund) Melasse haben erhalten können. Ob man
                              									zwei oder drei Producte kochen soll, hängt nur vom Stande des Syrupmarktes ab.
                           Aus vorstehenden Ziffern ergibt sich, daſs die bisherige Berechnungsart des
                              									gewinnbaren Zuckers unbrauchbar für diesen Fall ist. Beim ersten Versuche würde man
                              									nach der Zusammensetzung des Diffusionssaftes auf 61,6 Pfund Zucker aus der Tonne
                              									Rohr gekommen sein, während in Wirklichkeit 130,5 Pfund erhalten worden sind. Statt
                              									ihres gleichen Gewichtes haben Glucose und andere Nichtzucker nur ⅖ desselben
                              									ungewinnbar gemacht. Dies wird durch alle Analysen während der ganzen Arbeitszeit
                              									bestätigt.
                           Aus den Versuchen haben sich ferner folgende Thatsachen ergeben:
                           a) Das Rohr ist die ganze Zeit über von gleichmäſsiger Beschaffenheit gewesen.
                           b) Eine kleine Menge kohlensaurer Kalk verhindert die Inversion des Zuckers in dem
                              									Diffusionsgefäſse.
                           c) Der Zuckergehalt in den Rückständen war zu hoch, jedenfalls in Folge der oben erwähnten
                              									unrichtigen Gestalt mancher Schnittlinge. Aus diesem Grunde war auch der Saft zu
                              									verdünnt.
                           Die zu erzielenden Erfolge hängen nicht allein von dem Verhältnisse des zu
                              									gewinnenden Zuckers, sondern auch von den Betriebskosten ab, und in dieser Beziehung
                              									ist der Einfluſs der einfachen und billigen Arbeit der besten Arbeitszeit
                              									entscheidend gewesen. Man kann alle mit der Verarbeitung verbundenen Kosten auf
                              									höchstens zwei Dollars für die Tonne Sorghumrohr beziffern.
                           Die ausgelaugten Schnittlinge können in dreierlei Weise ausgenutzt werden, nämlich
                              									entweder als Dünger für die Sorghumfelder, oder als Brennstoff (nach vorherigem
                              									Auspressen), oder endlich zur Papierfabrikation. Es muſs der Zukunft vorbehalten
                              									werden, zu entscheiden, welcher dieser Wege der vortheilhafteste sein wird.
                           Die von Swenson aus den angestellten Beobachtungen
                              									gezogenen Schlüsse sind folgende:
                           1) Es ist ein vollständiger Erfolg erzielt und der Beweis dafür erbracht worden, daſs
                              									die Zuckerfabrikation aus Sorghum ausführbar und nutzbringend ist.
                           2) Der Zucker ist gleichmäſsig während der ganzen Jahreszeit erhalten worden.
                           3) Dies ist trotz der geringen Beschaffenheit und der Beschädigung des Sorghums durch
                              									Trockenheit und Blattläuse der Fall gewesen.
                           4) Der Werth der in diesem Jahre aus 1t
                              									Sorghumzucker erhaltenen Producte, Zucker und Melasse, steht dem höchsten aus
                              									Zuckerrohr in Louisiana erzielten vortheilhaft gegenüber, während letzteres nichts
                              									dem 2 Bushel Samen von 1t Sorghum Entsprechendes
                              									liefert. Es ist also bestimmt auszusprechen, daſs in Kansas (aus Sorghum)
                           
                              
                                 
                                 ProcentRohr-Zucker
                                 Procent Glucose
                                 Procent Balling
                                 
                              
                                 Mittel
                                 Maximum
                                 Minimum
                                 Mittel
                                 Maximum
                                 Minimum
                                 Mittel
                                 Maximum
                                 Minimum
                                 
                              
                                 Saft von Schnittlinien   55 Analysen
                                   9,54
                                 11,51
                                   6,20
                                   3,40
                                   6,49
                                 1,39
                                 16,14
                                 17,18
                                 13,09
                                 
                              
                                 Diffusionssaft                51      „
                                   6,68
                                   8,79
                                   5,05
                                   2,26
                                   3,07
                                 1,75
                                 11,08
                                 13,10
                                   8,64
                                 
                              
                                 Ausgelaugte Schnitzel 29      „    Gesammtzucker
                                   1,03
                                   1,83
                                   0,49
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Geklärter Saft              25 Analysen
                                   6,91
                                   8,25
                                   5,11
                                   2,19
                                   2,85
                                 1,69
                                 11,31
                                 13,35
                                   8,94
                                 
                              
                                 Dicksaft                        14      „
                                 29,90
                                 41,90
                                 16,10
                                 10,06
                                 16,26
                                 7,52
                                 46,02
                                 60,40
                                 36,20
                                 
                              
                                 Erstes Product              28      „
                                 95,64
                                 98,10
                                 92,40
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Zweites Product             3      „
                                 85,80
                                 88,70
                                 82,30
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Verhältniſs von Rohrzucker
                                    											zuGlucose
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 im Durchschnitte der ganzen Arbeit
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     im Schnitzelsafte wie    2,80 : 1
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     im Diffusionssafte wie    2,95 : 1
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           ebenso billig Zucker hergestellt werden kann, wie in Louisiana
                              									(aus Zuckerrohr).
                           Endlich folgt hier eine Zusammenstellung der Ergebnisse der verschiedenen
                              									mitgetheilten Analysen der Fabrikproducte. Diejenigen der Füllmassen und Melassen
                              									fehlen noch.
                           
                        
                           2) Aus dem Berichte von E. B.
                                 										Cowgill,
                              								
                           welcher in allen Punkten, namentlich in der Schluſsfolgerung
                              									mit dem vorhergehenden übereinstimmt, soll hier nur einiges zur Ergänzung des
                              									Gesagten angeführt werden.
                           Die ganze Rechnung für die ausgeführte Arbeit stellt sich wie folgt:
                           
                              
                                 Erhaltener Zucker 235826 Pfund zu 5¾ Cents
                                 13559,98
                                 Dollars
                                 
                              
                                 Staatszuschuſs, 2 Cents
                                   4716
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 17276,50
                                 Dollars
                                 
                              
                                 Syrup, 51000 Gallonen zu 20 Cents
                                 10200
                                 „
                                 
                              
                                 Samen
                                   7000
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    Gesammtwerth der Producte
                                    
                                                                  Kosten
                                    
                                 34476,50
                                 Dollars
                                 
                              
                                 3840t Rohr
                                   7680
                                 Dollars
                                 
                              
                                 Samen
                                   1934 
                                 „
                                 
                              
                                 Arbeitskosten, einschlieſslich Versuchskosten
                                   5737,16 
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlen, Versuche eingeschlossen
                                   1395,77 
                                 „
                                 
                              
                                 Gehälter u.s.w.
                                   3500,00 
                                 „
                                 
                              
                                 Versicherung und Verschiedenes
                                   1500,00 
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 21746,93
                                 Dollars
                                 
                              
                                 Reinertrag 13229,57 Dollars.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Bestimmung von Rohrzucker neben „Glucose“ scheint in folgender Weise
                              									ausgeführt worden zu sein. Zunächst wird mit Fehling'scher Lösung maſsanalytisch die Glucose gefunden, dann wird dieselbe
                              									Bestimmung mit der invertirten Lösung ausgeführt; der Unterschied ergibt die vom
                              									Rohrzucker stammende Glucose, woraus durch Multiplication mit 0,95 ersterer
                              									berechnet wird.
                           Die Bestimmungen mit dem Polarisationsinstrumente werden daneben als für die meisten
                              									Fälle ausreichend bezeichnet, wonach angenommen zu werden scheint, daſs der Glucose
                              									in diesen Producten keine Drehung zukomme.
                           Die Glucose wird als „hauptsächlich aus Dextrose und Lävulose“ bestehend
                              									bezeichnet und auch „Traubenzucker“ genannt, welcher die Ursache des süſsen
                              									Geschmackes der meisten Früchte sei. „Der hohe Gehalt daran – über 53 Pfund in
                                 											1t Rohr – wird sich in kurzer Zeit als
                                 										eine der werthvollsten Bestandtheile des Sorghumzuckers herausstellen. “
                           Ueber die Zukunft der Sorghumindustrie spricht sich der Bericht wie folgt aus:
                           Die Sorghumindustrie scheint jetzt eine gesicherte Zukunft zu haben. Die von 1t Rohr und von einem Acre Land zu erhaltenden
                              									Zucker und Melassen und andere werthvolle Producte werden den Landwirth wie den
                              									Fabrikanten für Anlage, Arbeit und aufzuwendende Mühe belohnen. Der wie oben beschrieben
                              									dargestellte Zucker ist hell von Farbe, aber nicht weiſs. Seine Süſskraft wird von
                              									keinem anderen Zucker übertroffen, sein Geschmack ist sehr angenehm. Der jetzigen
                              									Richtung entsprechend wird er raffinirt werden müssen; wenn, wie zu erwarten,
                              									kleinere Syrupfabriken und gröſsere Centralanstalten entstehen, werden letztere auch
                              									das Raffiniren übernehmen.
                           Die deutschen Consularberichte aus Havana über den Stand
                              									der Zuckergewinnung auf der Insel Cuba (Wochenschrift des
                                 										Centralvereines für Rübenzuckerindustrie in Oesterreich-Ungarn, Bd. 26 Nr.
                              									25 S. 395) zeigen, daſs die ungünstige Lage der Industrie in dieser Colonie sich
                              									wesentlich zu bessern beginnt und daſs die nachtheiligen Einflüsse ihre Macht mehr
                              									und mehr verlieren. Es wird unter anderem gesagt:
                           Wenn die hiesige Zuckerindustrie trotz der niedrigen Preise zu
                              									Anfang des Jahres nicht zu Grunde ging, so wird dies in erster Reihe dem
                              									sachgemäſsen Verfahren der hiesigen Pflanzer zugeschrieben, welche während der
                              									harten Erfahrungen der vorausgegangenen Jahre gelernt haben, in der Gewinnung die
                              									gröſsten Ersparnisse einzuführen. Es unterliegt keinem Zweifel, daſs die Pflanzer
                              									heutzutage zu dem niedrigen Preise von 3½ bis 4 Realen für das Arroba (gleich 11k,5) produciren können, und es ist Thatsache, daſs
                              									trotz der niedrigen Preise, womit das Jahr begonnen hat, kein Pflanzer zu Grunde
                              									gegangen ist.
                           In zweiter Reihe ist die Erleichterung anzuführen, welche der
                              									Zuckerindustrie durch die am 1. August 1887 erfolgte gänzliche Aufhebung der
                              									Ausfuhrzölle auf Zucker zu Theil geworden ist.
                           Die groſsen Schwierigkeiten, welche der Zuckerindustrie durch die
                              									Abschaffung der Sklaverei und durch den Uebergang zur freien Arbeit bereitet waren,
                              									können als überwunden bezeichnet werden. Das Resultat, welches heute mit freien
                              									Arbeitern erzielt wird, übertrifft die Erwartungen, die man davon gehegt hat.
                              									Arbeiter der weiſsen, schwarzen und chinesischen Race werden heute ohne Unterschied
                              									neben einander verwendet, und es werden wenig Klagen über Uneinigkeiten unter den
                              									Arbeitern oder zwischen Arbeitern und Pflanzern laut. Die Betheiligung allein der
                              									chinesischen Bevölkerung an der Arbeit auf den Zuckerpflanzungen wird auf 40000
                              									Köpfe angegeben.
                           Die Einrichtung der sogen. Central-Ingenios, welchen seitens der
                              									kleinen Colonen das Zuckerrohr zur Verarbeitung überliefert wird, hat sich bewährt
                              									und wird das frühere System bald ganz verdrängt haben. Die Einführung des
                              									Colonensystemes hat den Anbau von Zuckerrohr auf bisher unbenutzte, abgelegene
                              									Gegenden ausgedehnt; der Transport des Rohres andererseits nach den Factoreien hat
                              									eine Steigerung des Eisenbahnbetriebes mit sich gebracht.
                           In der Fabrikation des Zuckers werden von Jahr zu Jahr neue
                              									Verbesserungen eingeführt. Zu den bereits in Gebrauch befindlichen Filterpressen hat
                              									man auf verschiedenen Pflanzungen versuchsweise Maschinen aufgestellt, welche das
                              									Rohr zerstückeln, bevor es durch die Mühle geht, wodurch die Gewinnung von
                              									Zuckersaft bedeutend erhöht wird; weitere Vervollkommnungen dieses Verfahrens sind
                              									zu erwarten. Daneben haben einzelne Pflanzungen die Einrichtung getroffen, den
                              									nassen Bagazo, d. i. das Rohr nach der Auspressung, auf Eisenplatten, welche über
                              									die Feuerungskessel laufen, zu trocknen, um denselben am gleichen Tage als
                              									Feuerungsmaterial verwenden zu können. Die letztere Neuerung hat noch wenig
                              									Nachahmung gefunden, weil der zum Trocknen nöthige Zusatz an Feuerungsmaterial bis
                              									jetzt noch nicht vortheilbringend durch den so gewonnenen Bagazo aufgewogen
                              									wird.
                           In früheren Jahren glaubte man, daſs 7 Proc. Zucker auf 100 Pfund
                              									Rohr als eine gute Ausbeute anzusehen und eine höhere Leistungsfähigkeit nicht zu
                              									erzielen sei. Heute erreicht eine Mehrzahl von Pflanzungen im Durchschnitte 8 Proc.
                              									als erstes Product.
                           
                           Der Zucker, welcher von Cuba zur Ausfuhr gelangt, ist fast
                              									ausschlieſslich unraffinirter Zucker. Es bestehen zwei Raffinerien auf der Insel,
                              									die eine in Cardenas, die andere in der Nähe von Matanzas, deren Leistungsfähigkeit
                              									zusammen auf etwa 50000 Barrels zu 400 Pfund Raffinaden für das Jahr geschätzt wird.
                              									Die Aussichten dieser Raffinerien werden nicht als vielversprechend bezeichnet, da
                              									die für ihr Product geforderten Preise für den allgemeinen Consum zu hoch sind. Die
                              									gewonnenen Raffinaden werden zum Theile auf der Insel verbraucht, zum gröſseren
                              									Theile werden sie nach Spanien verschifft. Aber trotzdem hat die Ausfuhr des
                              									raffinirten Productes gegenüber der Ausfuhr von Rohzucker bis jetzt keine
                              									Bedeutung.
                           Stammer.