| Titel: | Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Autor: | Kt. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 392 | 
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                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 289
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									19.
                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           
                              Aluminium bezieh. Natrium und Zink.
                              
                           Da die Aluminium haltigen Mineralien in der Natur sehr verbreitet sind und das
                              									Aluminium als reines Metall wie auch als Legirung immer gröſsere Bedeutung in der
                              									Industrie gewinnt, wie neuerdings in der Eisenerzeugung zur Erzielung sehr dichten
                              									Materiales (vgl. Engineering and Mining Journal, 1887
                              									S. 109), so wendet sich das Interesse der Erfinder immer von Neuem der Darstellung
                              									dieses Metalles zu. Die Franzosen Reillon, Montagne und
                              										Bourgerel stellen aus der Thonerde mit Hilfe von
                              									Kohlenstoff und Schwefelkohlenstoff bei einem geeigneten Hitzegrade
                              									Schwefelaluminium dar, welches dann zwischen Roth- und Weiſsglühhitze mit
                              									Kohlenwasserstoffgasen behandelt wird, wodurch es seinen Schwefel abgibt und reines
                              									Aluminium zurückbleiben soll.
                           Zur Erzeugung des Schwefelaluminiums wird zunächst die bereits bekannte Thonerde
                              									haltige Kohle erzeugt, indem 100 Gewichtstheile Thonerdepulver und 40 Gewichtstheile
                              									pulverisirter Kohle oder Ruſs unter Zusatz einer hinreichenden Menge beliebigen
                              									Oeles, oder Thonerdepulver mit Theer zu einem dichten Teige angemacht werden und
                              									diese Masse behufs Zersetzung des Oeles oder Theeres in geschlossenen Gefäſsen aus
                              									Thon oder Metall bei lebhafter Glühhitze calcinirt wird. Auf diese Weise erhält man
                              									eine zusammenhängende feste Masse von Thonerde haltiger Kohle, welche nach dem
                              									Erkalten zu kleinen Bruchstücken zerkleinert wird. Diese werden dann in ein Gefäſs
                              										b gebracht (Fig. 1), welches dem
                              									vorher benutzten ähnlich und mit zwei Oeffnungen zur Aufnahme von Röhren oder
                              									röhrenförmigen Ansätzen versehen ist.
                           Die eine dieser Röhren (d) dient dazu, einen Strom von
                              									gasförmigem Schwefelkohlenstoff dem Inhalte der Retorte bezieh. des Gefäſses so
                              									lange zuzuführen, bis die beabsichsigte Reaction vollendet ist, während das sich
                              									hierbei entwickelnde Kohlenoxydgas durch die andere Röhre e abgeführt und aufgefangen wird.
                           Die chemische Formel der Umwandlung von Thonerde in Schwefelaluminium ist:
                           2Al2O3 + 3C + 3CS2 = 2Al2S3 + 6CO.
                           Die Reduction des Schwefelaluminiums, welches bereits früher als Ausgangsproduct zur
                              									Aluminiumgewinnung von Niewerth vorgeschlagen wurde,
                              									geschieht durch Kohlenwasserstoffgas, insbesondere durch dasjenige
                              									Kohlenwasserstoffgas, welches bei der Destillation der Steinkohle entsteht.
                           Die Zersetzung des Schwefelaluminiums kann nun gleichfalls in dem in Fig. 1 dargestellten
                              									Apparate erfolgen, indem dann der Kohlenwasserstoff durch Röhre d eintritt und der sich bildende Schwefelwasserstoff
                              									und Schwefelkohlenstoff durch e abgeleitet werden,
                              									während Aluminium in reinem Zustande in der Röhre zurückbleibt.
                           Im Gegensatze zu diesem chemischen Verfahren schlägt Dr. E.
                                 										C. Kleiner-Fiertz in Zürich ein Verfahren nebst einem Apparate zur
                              									Herstellung von Aluminium oder anderen Leichtmetallen aus ihren
                              									Doppelfluorverbindungen und einem Alkali mit Hilfe des elektrischen Lichtbogens vor.
                              									Das Wesentliche dieses Verfahrens besteht darin, daſs sowohl das Schmelzen wie auch
                              									das Zersetzen der Masse ohne äuſsere Erwärmung durch
                              									den elektrischen Lichtbogen zwischen den, in der pulverisirten Masse eingebetteten
                              									Elektroden erfolgt, wobei sich das Leichtmetall an der negativen Elektrode
                              									abscheidet und das Doppelfluoralkali des Rohmateriales aus der Behälterauskleidung
                              									regenerirt wird.
                           Zur Herstellung, insbesondere von Aluminium, wird in der Regel der natürliche
                              									Kryolith verwendet. Die Verbindung der Masse mit den Chloriden von Alkalien, wie sie
                              									von Lossier in Genf vorgeschlagen ist, wird dabei
                              									ausdrücklich vermieden. Es kommt nämlich nicht darauf an, das Bad zu einem besseren
                              									elektrischen Leiter zu machen. Vielmehr ist es zweckmäſsig, in dem Bade einen
                              									gewissen Widerstand aufrecht zu erhalten, der für den Erfolg des Verfahrens
                              									wesentlich ist. Auch findet, wie bereits bemerkt, eine äuſsere Erhitzung des
                              									Gefäſses, um die Masse in demselben flüssig zu erhalten, nicht statt. Die Zersetzung
                              									wird durch den zwischen den Elektroden entstehenden Lichtbogen bewirkt, der die
                              									Masse schmilzt; eine Trennung der Elektrode durch eine Scheidewand wird nicht
                              									vorgenommen, ebenso wenig wie nach den chemischen Vorgängen Vorkehrungen zur
                              									Abführung des Fluors getroffen werden brauchen. In gleicher Weise wird die Anwendung
                              									von Aluminiumsilicat oder eines Silicium enthaltenden Stoffes als Fluſsmittel oder
                              									zur Bekleidung der Anode vermieden. Das nach dem Verfahren hergestellte Aluminium
                              									oder andere Leichtmetall sammelt sich in metallischen Kügelchen um die negative
                              									Elektrode an dem Boden des Bades, wodurch vermieden wird, daſs sich das frei
                              									werdende Fluor mit dem ausgeschiedenen Aluminium wieder verbindet.
                           Fig. 2 zeigt
                              									den zu dem vorliegenden Zwecke construirten Apparat.
                           Das Gestell A dient zum Tragen des mit Bauxit u.s.w.
                              									ausgefütterten Behälters B. Die Halter b der negativen Elektroden a sitzen auf einem in senkrechter Richtung durch Schnecke und Schneckenrad
                              									verstellbaren Brette D. Der Strom von der
                              									Elektricitätsquelle geht zuerst durch die Widerstandsspule E, dann nach dem Schalter e, dem Indicator
                              										d, der Spule F und von
                              									hier zu dem bei k drehbar gelagerten Hebel G und dem Halter f der
                              									positiven Elektrode g. Der Halter f ist an einem Solenoid H
                              									befestigt, an dessen oberem Ende ein Rahmen oder eine Stange h angebracht ist, die einen Kolben i trägt,
                              									welcher sich in einem
                              									Cylinder J lose auf und ab bewegen kann. Der Cylinder
                              									ist an der Wand oder dem Gestelle des Apparates befestigt und mit Wasser oder einer
                              									anderen Flüssigkeit gefüllt, in welche der Kolben eintaucht. Der Zweck dieser
                              									Anordnung ist, die Bewegung des Solenoides H und der
                              									damit verbundenen Elektrode g (wenn eine solche
                              									Bewegung überhaupt eintritt) zu verlangsamen; diese Wirkung wird durch das
                              									adjustirbare Gewicht j auf dem Hebel G unterstützt. Auf diese Weise kann ein gleichmäſsiger,
                              									ruhiger Lichtbogen erhalten werden; die Stromstärke wird so regulirt, daſs die Masse
                              									gerade noch flüssig erhalten wird. Ist die Zersetzung der Doppelfluorverbindung an
                              									einem Paare Elektroden beendet, so wird der Strom bei e
                              									unterbrochen und die Masse abkühlen gelassen, worauf sie zerkleinert und das
                              									metallische Aluminium u.s.w. davon getrennt werden kann.
                           Eine besondere Intensität und Quantität des Stromes dürfte für den Erfolg des
                              									Verfahrens sehr wesentlich sein. Vor Allem muſs darauf gesehen werden, daſs die zur
                              									Darstellung des Aluminiums verwendete Doppelfluorverbindung von Natrium und
                              									Aluminium frei von Eisen, Schwefel und anderen bekannten, das Verfahren
                              									beeinträchtigenden Substanzen ist. Da nach der Abscheidung des Aluminiums eine
                              									Doppelfluorverbindung von Natrium in der Masse übrig bleibt, so dürfte sich hieraus
                              									durch Zusammenschmelzen mit reiner Thonerde oder Bauxit wieder das ursprüngliche
                              									Rohmaterial herstellen lassen.
                           Die Schweizerische Metallurgische Gesellschaft in Neuhausen, welche einen Apparat
                              									(vgl. Illustrirtes österreichisch-ungarisches
                                 										Patentblatt, 1887 S. 194) angibt, der zur Herstellung von Aluminiumbronze
                              									benutzt werden soll, arbeitet wie Cowles mit einem
                              									starken elektrischen Strome. Der Apparat hat zum positiven Pole ein Bündel B von Kohlenstäben b,
                              									während flüssiges Kupfer am Boden eines Kohlentiegels A
                              									den negativen Pol bildet. Zur Ermöglichung eines continuirlichen Betriebes befindet
                              									sich am Boden des Tiegels der Auslauf oder das Abstichloch C, welches mittels Kohlenstabes c
                              									verschlossen wird.
                           Fig. 3 zeigt
                              									den Apparat im Längsschnitte, nur das Kohlenbündel B
                              									ist nicht im Schnitte gezeichnet.
                           Ein auf dem Boden isolirt aufliegender oben offener Kasten a aus Eisen oder anderem Metalle wird mit einer starken Ausfütterung A von Kohlenplatten versehen, welche unter sich durch
                              									einen Kohlenkitt verbunden werden. Dieser Verbindungskitt kann beispielsweise Theer,
                              									Zuckersyrup oder Fruchtzucker sein. Der das Bassin A
                              									umschlossen haltende Kasten a soll auch gut leitend
                              									sein; will man eine sehr günstige Leitungsfähigkeit erzielen durch innigste
                              									Berührung der äuſseren Bassin-Kohlen wände mit der Innenwand des Kastens a, so wird derselbe um den Kohlentiegel A herum gegossen, um durch das Erkalten die innigste
                              									Berührung mit der Kohle zu erzielen.
                           Im Kasten a befinden sich eine Anzahl Stifte a1 aus Kupfer, welche
                              										den negativen
                              									elektrischen Strom mit geringstem Widerstände nach innen zum Bassin A führen. In dieses taucht die genannte positive
                              									Elektrode B, deren einzelne Kohlenstäbe entweder auf
                              									einander gelegt oder mit Zwischenräumen versehen sind, welche dann mit leitendem
                              									Materiale (Kupfer oder weicher Kohle) ausgefüllt sein müssen.
                           Am oberen Ende sind die Kohlenplatten b durch das
                              									Rahmenstück g zusammengefaſst, dessen Oese e zum Einhängen in eine Kette dient, mittels welcher
                              									das Kohlenbündel B eingestellt (d.h. in seine Stellung
                              									gebracht) und höher oder tiefer gestellt werden kann. Das die Peripherie des
                              									Kohlenbündels umschlieſsende Rahmenstück h ist mit den
                              									nöthigen Klemmvorrichtungen, wie Schrauben u. dgl. zur Fixirung des positiven Kabels
                              									versehen.
                           Mit Ausnahme eines für die senkrechte Bewegung des Kohlenbündels nöthigen Spielraumes
                              										i wird die Oeffnung des Bassins B durch Graphitplatten k
                              									überdeckt, worin einige Oeffnungen n zur
                              									Materialeinführung sind. Entsprechend diesen Oeffnungen n sind an den Seitenwänden des Bassins nöthigenfalls auch die Aussparungen
                              										m. Diese Kanäle m n
                              									dienen auch für die Ableitung der sich im Bassin entwickelnden Gase. Die mit einer
                              									Einfassung o1 sammt
                              									Griff o2 versehenen
                              									beweglichen Platten o dienen zum Zudecken der Löcher
                              										n während der verschiedenen Phasen des
                              									Schmelzprozesses. Zwischen der Graphitplatte k und dem
                              									Rande des Kastens a ist eine Ausfüllung k1 von
                              									Holzkohlenpulver.
                           Zum Beginne der Operation bringt man zuerst Kupfer, und zwar vortheilhafter Weise in
                              									zerkleinertem Zustande in das Bassin A; das
                              									Kohlenbündel B wird hierauf dem Kupfer entgegen
                              									gebracht, der Strom geht durch das Kupfer und bringt dasselbe zum Schmelzen. Sobald
                              									das als negativer Pol dienende Bad aus flüssigem Kupfer vorhanden ist, bringt man
                              									auch Thonerde in das Bassin und hebt das Bündel B noch
                              									etwas höher. Nun geht der Strom durch die Thonerde, welche schmilzt und sich
                              									zersetzt. Der Sauerstoff geht an die Kohle b und
                              									verbrennt dieselbe, so daſs Kohlenoxydgas aus dem Bassin entweicht. Das Aluminium
                              									scheidet sich aus seiner Sauerstoffverbindung ab und geht ans Kupfer, so daſs direkt
                              									Aluminiumbronze erzeugt wird. Man speist nun das Bassin ganz nach dem Fortschreiten
                              									der elektrolytischen Metallgewinnung weiter, und zwar stetig oder mit
                              									Unterbrechungen, sowohl mit Kupfer als mit Thonerde.
                           Das Kohlenbündel muſs, wie bereits erwähnt, entsprechend dem Widerstände höher oder
                              									tiefer gestellt werden. Diese Höhenregulirung kann übrigens auch automatisch
                              									stattfinden, indem man die das Kohlenbündel B tragende
                              									Kette z.B. mit einem reversibleu-dynamoelektrischen Motor (der vom Ampèremeter aus
                              									regulirt wird) in Verbindung setzt, Welcher als elektrischer Regulator wirkt.
                           Zum Ablassen der angesammelten flüssigen Aluminiumbronze wird die mit Kohle ausgefütterte
                              									Blockform l unter das sogen. Stichloch C gebracht und der Kohlenstab c so lange aus dem Stichloche entfernt, bis die Form gefüllt ist.
                           Bekanntlich findet bei der Darstellung des Aluminiums aus Kryolith oder anderen
                              									Halogensalzen mittels Natriums, dem alten Deville'schen
                              									Verfahren, eine so stürmische Einwirkung statt, daſs der Vorgang einen
                              									explosionsartigen Charakter trägt und der ganze Apparat oder Ofen erzittert. Diesem
                              									Uebelstande wollen Thompson und White (D. R. P. Nr.
                              									42578 vom 26. Juli 1887) dadurch abhelfen, daſs sie eine Mischung der genannten
                              									Salze mit dem metallischen Natrium bewerkstelligen, sobald letzteres seinen
                              									Schmelzpunkt erreicht hat. Die Erfinder legen 5 Gewichtstheile Natrium auf den Boden
                              									eines Tiegels, überschütten dasselbe mit 16 Gewichtstheilen fein gepulverten
                              									Kryoliths und erhitzen auf etwa 100° C. Sobald das Natrium weich geworden ist, wird
                              									mit einem Eisenspatel umgerührt und die Masse zur Abkühlung hingestellt. In Folge
                              									der so bewirkten innigen Mischung der beiden, nur bei höherer Temperatur auf
                              									einander reagirenden Substanzen findet bei der nachfolgenden Reduction eine
                              									explosionsartige Erscheinung nicht statt, vielmehr soll dieselbe glatt und ruhig
                              									verlaufen.
                           Obiges Mischungsverhältniſs wird indessen nur angewendet, wenn es sich um Darstellung
                              									von Aluminiumbronze handelt, bei welcher das zugesetzte Kupfer während der Reduction
                              									schmilzt und sich mit dem frei gewordenen Aluminium legirt. Zur Herstellung reinen
                              									Aluminiums nehmen die Erfinder 3 Th. Natrium und 4 Th. gepulverten Kryolith, welche
                              									Mischung nach dem Erhitzen und Abkühlen noch mit 4 Th. Chloraluminium überschüttet
                              									wird, um eine recht leichtflüssige Schmelze zu erhalten.
                           Zum Erweichen des mit Kryolith überschütteten Natriums dient zweckmäſsig ein
                              									Wasserbad. Der Reductionsofen (Fig. 4) jedoch ist ein
                              									Flammofen, dessen Reductionsherd mit einer halbkugelig vertieften Sohle D und mit nach der Seite abgeführtem centralem Abstiche
                              										G versehen ist, welch letzterer während der Arbeit
                              									mit einem feuerfesten Pfropfen zu verschlieſsen ist. Im Gewölbe des Reductionsherdes
                              									ist oberhalb der Sohle D die mittels feuerfester Platte
                              										H1 zu
                              									verschlieſsende Beschickungsöffnung H angeordnet. In
                              									letztere paſst genau ein Auffüllkasten J, der oben mit
                              									Deckel j und unten mit einem Schieber j1 versehen ist. Der
                              									Kasten faſst gerade eine Beschickung.
                           Sobald der Ofen auf Hellrothglut gebracht ist, hebt man die Platte H1 ab, setzt den
                              									beschickten Kasten J in H
                              									ein und zieht den Schieber zurück, so daſs die Beschickung in die Sohle fällt. Wenn
                              									die Reaction beendet ist, öffnet man den Abstich und fängt die ausflieſsende Masse
                              									in einem geeigneten Gefäſse auf. Bei der Darstellung von Aluminiumbronze sinkt diese
                              									rasch zu Boden und kann leicht von der anhaftenden Salzschmelze getrennt werden, bei
                              									reinem Aluminium dagegen wird das Salz durch heiſses Wasser ausgelaugt.
                           
                           Unzweifelhaft ist obiges Verfahren, da es sich auf die bewährte Methode von Deville stützt, ausführbar und wird die Höhe des zu
                              									erhoffenden Gewinnes vorzugsweise von der möglichst billigen Darstellung des
                              									Natriums abhängen. Für die Darstellung des letzteren haben dieselben Erfinder
                              									ebenfalls ein neues Verfahren nebst Apparat in Vorschlag gebracht. Nach dem D. R. P.
                              									Nr. 43235 vom 26. Juli 1887 besteht dieses Verfahren darin, Natrium bezieh.
                              									Kaliumcarbonat, am zweckmäſsigsten in möglichst trockenem Zustande innig mit einer
                              									an Kohlenstoff reichen Substanz gemischt, höherer Temperatur auszusetzen. Als solche
                              									Kohlenstoff haltige Substanz werden benutzt: flüssige oder lösliche
                              									Kohlenstoffverbindungen, welche sich unter der Einwirkung von Wärme zersetzen,
                              									schwere Kohlenwasserstoffe, Glucose und ähnliche, sowie auch Theer, welcher des
                              									billigen Preises wegen vorzugsweise Anwendung finden sollte. Ein sehr zweckmäſsiges
                              									Mischungsverhältniſs ist:
                           
                              
                                 2
                                 Gewichtstheile
                                 trockenes Natriumcarbonat,
                                 
                              
                                 1½
                                 „
                                 Theer.
                                 
                              
                           Man mischt die beiden Stoffe zu einem Teige zusammen und erhitzt letzteren langsam
                              									auf dunkle Rothglut, wobei man sich eines Tiegels oder anderen Gefäſses aus
                              									Guſseisen oder sonst passendem Materiale bedient. Sobald alles Flüchtige entwichen
                              									ist, läſst man erkalten; dann stürzt man um und zerkleinert die Schmelze.
                           Die Reduction läſst sich vortheilhaft in dem in Fig. 5 und 6 im Längs- bezieh.
                              									Querschnitte dargestellten Ofen ausführen.
                           Die zerkleinerte Schmelze füllt man in einen bis zu 10cm tiefen und mit einer Schnauze versehenen Eisenblechkasten b und schiebt ihn in eine auf helle Rothglut gebrachte
                              									irdene gebrannte (auch D-förmige) Gasretorte derart ein, daſs seine Schnauze sich
                              									zunächst der alsdann luftdicht aufzusetzenden Retortenthüre c befindet. Hinter dem Deckel steht die Retorte durch die Oeffnung e in freier Communication mit einer unterhalb gelegenen
                              									und mittels Thüre f luftdicht zu verschlieſsenden
                              									Kammer g, in welcher unterhalb der Schnauze des Kastens
                              										b ein Aufgangsgefäſs g1 eingestellt ist. Zweckmäſsig enthält
                              									letzteres behufs Erzeugung einer nicht oxydirenden Atmosphäre etwas Paraffin öl. Aus
                              									der Kammer g führt ein Rohr h nach auſsen, durch welches das in Folge der Reduction sich bildende
                              									Kohlenoxyd frei entweicht. Letzteres sollte angezündet werden; das Erlöschen der
                              									Kohlenoxydflamme zeigt dann die Beendigung der Reaction an. Das durch letztere
                              									reducirte Metall tropft nach dem Auffangegefäſse ab. Man nimmt dasselbe heraus,
                              									sobald die Kohlenoxydflamme erloschen ist, und setzt ein leeres Gefäſs ein, worauf
                              									man sodann den Kasten b herauszieht und einen frisch
                              									beschickten Kasten einschiebt.
                           In gleicher Weise verfährt man mit Natrium- bezieh. Kaliumhydrat.
                           Während man die Reduction in der beschriebenen Weise vornimmt, bereitet man die Schmelze für
                              									weitere Operationen, indem man das Gemisch von Carbonat bezieh. Hydrat und
                              									Kohlenstoff reicher Substanz, in eiserne Töpfe A
                              									gefüllt, durch die mit feuerfesten Platten bedeckten Oeffnungen B in den zu diesem Zwecke vergröſserten Abzugskanal für
                              									die Feuergase einsetzt und so deren Hitze für die Herstellung der Schmelze
                              									ausnutzt.
                           Das offenbare Bestreben von Thompson und White, ein
                              									billiges Aluminium dadurch zu gewinnen, daſs die Methode der Herstellung des
                              									Natriums verbessert werde, theilt auſser Castner (vgl.
                              									1887 265 595) auch Curt-Netto in Dresden (vgl. Engineering, 1888
                              									S. 546), dessen Verfahren auf dem Krupp'schen Werke in
                              									Essen erprobt und durch die „Alliance Aluminium Company“ von King's Head
                                 										Yard, E. C. in England eingeführt wird. Das Verfahren Curt-Netto's besteht ebenfalls in der Ausscheidung des
                              									Aluminiums aus natürlichem oder künstlichem Kryolith mittels Natriums. Das
                              									Rohmaterial wird als feingemahlenes Pulver mit Kochsalz vermischt und in einem
                              									Flammofen geschmolzen. Nachdem die Masse flüssig ist, läſst man sie in ein Gefäſs
                              									laufen und führt Stückchen von Natrium bis auf den Boden des Gefäſses, wo dieselben
                              									so lange gehalten werden, bis das Natrium flüchtig wird, was nach wenigen
                              									Augenblicken geschieht. Das gasförmige Natrium steigt in dem geschmolzenen Kryolith
                              									empor und verdrängt das Aluminium aus seiner Verbindung. Letzteres sammelt sich am
                              									Boden des Gefäſses. Der gröſsere Theil der Schlacke wird abgeschöpft und das Uebrige
                              									in einen eisernen Tiegel gegossen, damit es abkühle. Am Grunde desselben findet sich
                              									später ein schöner Regulus von Aluminium. Da nicht alles Aluminium aus der
                              									Beschickung mit einem Male erhalten wird, so wird die Schlacke wieder mit einer
                              									gröſseren Menge von Kryolith in den Ofen zurückgegeben. Nur bei der ersten
                              									Beschickung ist Kochsalz erforderlich, später dient die Schlacke als Fluſsmittel. Zu
                              									jedem Pfunde Aluminium sind 3½ Pfund Natrium erforderlich, welches auf den Werken
                              									der Gesellschaft gleichfalls nach bekanntem Verfahren hergestellt wird.
                           Die Productionskosten von Aluminiummetall nach Curt-Netto's Verfahren werden vom Engineering
                              									auf 6 Schilling das Pfund angegeben. Auch meint das genannte Blatt, daſs, da Stahl
                              									und Eisen nur mit 0,1 Proc. legirt zu werden brauche, um ein ausgezeichnetes
                              									Material zu geben, der Preis von 10 Schilling das Pfund schon ein äuſserst günstiger
                              									sein würde.
                           Ein besonderer Vortheil des Curt-Netto'schen Verfahrens
                              									soll noch darin bestehen, daſs das erzeugte Aluminium viel reiner ist, als das durch
                              									den elektrischen Strom von Cowles niedergeschlagene.
                              									Wir werden später ausführlich auf dieses Verfahren zurückkommen.
                           Auf dem Gebiete des Zinkhüttenwesens sind gleichfalls
                              									einige Neuerungen zu verzeichnen. Paul Heil in Breslau
                              									hat einen Ofen angegeben, welcher vorzugsweise eine bessere Verwerthung der Zinkerze mittels Verwendung
                              									stehender Retorten, die eine ununterbrochene Destillation gestatten, bezweckt. Aus
                              									einer solchen Retorte r (Fig. 7), welche bei g mit doppeltem Gichtverschlusse versehen ist,
                              									entweichen die Metalldämpfe, dem Siedepunkte der Metalle entsprechend, in
                              									verschiedenen Höhen derselben auf kürzestem Wege durch die Oeffnungen oo nach gesonderten Vorlagen ss, wo sie sich zu flüssigem Metalle verdichten, welches sich bei c ansammelt und durch i
                              									nach untergestellten Gefäſsen abflieſst, während die in der Retorte verbleibenden
                              									Schmelzproducte – regulinisches Metall, Stein, Speise oder Schlacken – durch ein
                              									Stichloch a nach Kippwagen entfernt werden.
                           Die Retorte r hat eine länglich ovale Form und wird an
                              									den beiden Breitseiten und an der einen Stirnwand von Gasen umstrichen, welche, mit
                              									Luft gemischt, durch die Kanäle pp zuströmen (D. R. P.
                              									Nr. 40768 und Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1888
                              									S. 116 u. f.). Bei e wird zweckmäſsig ein Saugapparat
                              									angesetzt, um die entstandenen Gase durch das Metallbad hindurchzusaugen, damit der
                              									Wärmeüberschuſs aus der Reductionskohle nicht verloren geht. Wenn mehrere Metalle
                              									gleichzeitig überdestilliren, so kann das specifisch schwerere durch a1 abgestochen
                              									werden.
                           Das bisher geübte Verfahren der Zinkdestillation hat zahlreiche Mängel, von denen
                              									nach Dr. Kosmann die folgenden angeführt werden
                              									sollen:
                           1) Von dem analytisch ermittelten Zinkgehalte wird in Folge der Metallverluste,
                              									welche theils aus den entweichenden und nicht aufgefangenen Zinkdämpfen, theils aus
                              									der Beschaffenheit der Erze entstehen, oder welche in den Muffelrückständen
                              									verbleiben, den Erfahrungen der Praxis gemäſs ein Viertel bis ein Drittel als nicht
                              									ausbringbar angesehen. Das unvollkommene Ausbringen des Zinkgehaltes ist zunächst
                              									dem ruhigen Verharren der Beschickungssäule innerhalb der Muffel zuzuschreiben,
                              									welches verhindert, daſs nach geschehener Entzinkung gewisser Erztheilchen nicht
                              									neue Partien derselben mit der glühenden Kohle in Berührung gelangen. Sodann müssen
                              									die Erze sehr lange in der Muffel verweilen.
                           2) Der Beruhungszustand, sowie die räumliche und materielle Beschaffenheit der
                              									Muffeln, endlich die Oekonomie des Verfahrens selbst verlangen, daſs die Erze in der
                              									durch ihre Natur bedingten Zusammensetzung zur Verhüttung gelangen und schlieſst
                              									jede Verwendung von Zuschlägen aus, welche durch die Zersetzung störender vererzter
                              									Verbindungen oder durch eine leichtere Versinterung Schlacken bildender
                              									Bestandtheile das Ausbringen zu erhöhen vermöchten. Deshalb wird bei der
                              									Werthberechnung der Erze ein gewisser Gehalt an Kieselzinkerz, Eisen, Schwefel und
                              									Blei mit Recht als Werthverminderung in Rechnung gezogen. Während die Mitgewinnung
                              									von Blei (Silber), Eisen und Cadmium zur Erhöhung des Erzwerthes beitragen sollten, bilden gegenwärtig die
                              									ersten beiden Begleiter eine Quelle von Verlegenheiten. Wegen der unumgänglichen
                              									Abröstung und der Beseitigung der schwefligen Säure sind auſserdem bei der
                              									Blendeverhüttung kostspielige Vorbereitungsanlagen u.s.w. erforderlich.
                           3) Die gegenwärtige Unterbrechung und der zeitweise Stillstand des Betriebes, die
                              									Entstehung von Zinkoxyd und Zinkstaub nach dem Wiederbesetzen der Muffeln oder
                              									Röhren, die Abkühlung des Ofens und der Destillirgefäſse und die hierdurch bedingte
                              									Brennstoffvergeudung, die Verstopfung der Vorlagen durch erkaltete Halbproducte, die
                              									Belästigung der Arbeiter durch Dämpfe und Staub, dies alles sind Schattenseiten des
                              									gegenwärtigen Verfahrens.
                           Alle diese Uebelstände sollen durch die Arbeit in den Keil'schen continuirlich arbeitenden stehenden Retorten und bei Anwendung
                              									geeigneter Vorlagen vermieden werden, zumal das Herabgehen der Beschickung und die
                              									dadurch bedingte Umlagerung ihrer einzelnen Theilchen durch die Anwendung
                              									entsprechender Zuschläge befördert werden kann. Kalkstein und Dolomit würden sich
                              									bei Galmeierzen, metallisches Eisen, bezieh. seine Sauerstoffverbindungen oder
                              									Braunstein bei Verhüttung roher Zinkblenden empfehlen. Auch Kalkerde, Magnesia,
                              									Fluſsspath, Natriumcarbonat könnten nach Umständen nützlich verwendet werden.
                           Schlieſslich ist noch eine Einrichtung getroffen, um Cadmium, Arsen, Antimon u.s.w.
                              									zu gewinnen, indem auſser den schon genannten Vorlagen ss noch besondere Vorlagen vorhanden sind, welche durch Kanäle ff mit dem oberen Theile der Retorte in Verbindung
                              									stehen.
                           In zweiter Reihe soll der Ofen auch sanitäre Vortheile bringen, da keine schädlichen
                              									Gase in die Arbeitsräume und in die Umgebung der Hütten entweichen. Sodann kann der
                              									Ofen als stehende Retorte auch zur Destillation von Stein- und Braunkohlen zur
                              									Leuchtgas- bezieh. Paraffinbereitung und anderen Zwecken verwendet werden.
                           Ein anderes Verfahren nebst Vorrichtung zur Zinkgewinnung ist von E. Walsh in St. Louis angegeben worden. Das Verfahren
                              									fuſst darauf, daſs, wenn Zinkdämpfe und Kohlensäure, beide bei einer Temperatur
                              									zwischen 760 und 820° C. durch Kohle oder Kohlenstoff haltiges Material streichen,
                              									welches auf der gleichen Temperatur gehalten wird, die Kohlensäure sich sofort in
                              									Kohlenoxyd verwandelt und der Zinkdampf eine weitere Oxydation nicht eingehen soll.
                              									Auf diesen Anschauungen baut der Erfinder auf, um gleichzeitig Zinkdämpfe und
                              									Kohlenoxyd zu gewinnen. Er benutzt (vgl. D. R. P. Nr. 43471) einen Cupolofen, der
                              									bereits früher, aber mit wenig praktischem Erfolge zur Zinkgewinnung vorgeschlagen
                              									wurde, weil die den Cupolöfen anhaftenden Eigenthümlichkeiten und die Temperatur,
                              									bei welcher die verschiedenen Reactionen stattfinden, nur schwierig richtig
                              									beurtheilt werden konnten. Nach dem vorliegenden Verfahren von Walsh
                              									wird nun auf die mit Brennmaterial gemischte Beschickung von calcinirten Zinkerzen,
                              									welche durch den Trichter B dem Ofen A (Fig. 8 und 9) zugeführt werden, noch
                              									durch die Hilfstrichter D eine besondere Lage C von Kohle oder Kohlenstoff haltigem Materiale
                              									aufgegeben. Das Rohr B ist so angeordnet, daſs sein
                              									unteres Ende in den Ofen A weit genug hineinreicht, um
                              									eine Abgabe des gemischten Brennmateriales und Erzes an einem Punkte des Ofens zu
                              									sichern, wo die Temperatur der Beschickung 820° C. oder etwas mehr beträgt, jedoch
                              									nicht so tief, daſs das Beschickungsrohr der intensivsten Hitze des Ofens ausgesetzt
                              									würde, um es vor Zerstörung zu bewahren.
                           Sobald nun in dem angefeuerten Ofen A das Gemisch von
                              									Brennmaterial und Erz und das nachgeschickte Brennmaterial C eine Temperatur von etwa 820° C. erreicht haben, gehen die Zinkdämpfe
                              									und die aus der Reduction des Zinkoxydes mit Kohle gebildete Kohlensäure durch die
                              									Schicht C, wo die Kohlensäure durch Berührung mit der
                              									glühenden Kohle in Kohlenoxyd verwandelt wird. In Folge dessen werden Zinkdämpfe und
                              									Kohlenoxyd erzeugt, welche beide durch ein oder mehrere Leitungsrohre zum
                              									Condensator abgehen, aus welchem die Zinkdämpfe zu flüssigem Zinke condensirt
                              									werden, während das Kohlenoxyd zusammen mit dem Stickstoffe u.s.w. von hier durch
                              									passende Rohre weitergeleitet wird, um beliebig verwendet zu werden.
                           Der Condensator muſs zwischen 420 und 650° C. gehalten werden, weil bei einer
                              									Temperatur von 420° C. das Zink fest werden, dagegen nach Ansicht des Erfinders bei
                              									einer Temperatur von 650° zu verdampfen anfangen würde. Der Apparat besteht aus zwei
                              									guſseisernen Kesseln oder Kammern G G1 (Fig. 10) von passender
                              									Länge und eiförmigem Querschnitte. Letztere sind durch die syphonartigen, parallel
                              									zu einander angeordneten Rohre J, welche nach oben in
                              									den Feuerkanal H reichen, verbunden. Die Kammer G communicirt durch Rohr K
                              									mit dem Cupolofen, während von Kammer G1 ein Auslaſsrohr L
                              									durch das Mauerwerk I nach auſsen führt. Die Befeuerung
                              									des Condensators geschieht mittels der Heizkanäle O,
                              									welche von dem Feuerraume M auslaufen. Das flüssige
                              									Zink verläſst den Apparat bei N.
                           Ob das Verfahren wesentliche praktische Erfolge nach sich ziehen wird, bleibt noch
                              									abzuwarten.
                           Zum Schlusse möge noch eine mehr wissenschaftliche Mittheilung, die jedoch auch den
                              									praktischen Hüttenmann im hohen Grade interessiren wird, hier Platz finden.
                           Dr. W. Stahl in Altenau (Oberharz) berichtet nämlich in
                              									der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1888 S. 207,
                              									von hexagonal krystallisirtem Schwefelzinke, welches er unter Zwischenproducten von
                              									der Sophienhütte am Unterharze entdeckte. Bekanntlich ist der Dimorphismus des
                              									Schwefelzinkes, welches als regulär krystallisirendes Mineral Zinkblende heiſst, an künstlich
                              									dargestellten Krystallen schon von St. Claire Deville
                              									und Troost nachgewiesen worden. Friedet und Troost fanden auch in der Natur
                              									hexagonales Schwefelzink, den sogen. Wurtzit. Die Krystalle stammten aus Oruro in
                              									Bolivia. Die chemische Zusammensetzung entsprach nach der bisherigen Ansicht der
                              									Forscher der Formel 6ZnS + FeS. Die von Stahl
                              									untersuchten Krystalle bestanden aber nur aus fast reinem ZnS, da ganz geringe
                              									Mengen von Schwefelblei nach der mikroskopischen Untersuchung sich als grauliche
                              									Einlagerungen in die Schwefelzinkmasse darstellten.
                           
                              
                                 Kt.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
