| Titel: | Bandeisenwalzwerk von Wilhelm Bansen in Kattowitz (O.-Schl.). | 
| Autor: | Stn. | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 438 | 
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                        Bandeisenwalzwerk von Wilhelm Bansen in Kattowitz (O.-Schl.).
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									21.
                        Bansen's Bandeisenwalzwerk.
                        
                     
                        
                           Die bis jetzt gebräuchliche Bandeisenfabrikation geschieht in der Weise, daſs der in
                              									den Vorwalzen von quadratischem Querschnitte gebildete Stab behufs Umformung in den
                              									rektangulären flachen Querschnitt ein oder mehrere Flachkaliber eines
                              									Flachwalzenpaares passiren muſs, wobei der Stab in Folge der Kaliberanordnung nach
                              									jedesmaligem Passiren eines Flachkalibers von den Walzarbeitern um 180° gedreht
                              									wird, um im nächstfolgenden Flachkaliber die etwa entstandene Walznaht wieder
                              									herunter zu walzen. Die Flachkaliber sind in dem Walzenpaare in der Weise neben
                              									einander liegend eingedreht, daſs die Unterwalze die Matrize und die Oberwalze die
                              									Patrize bildet. Nachdem der Stab in den Kaliberwalzen seine ihm bestimmte Breite und
                              									Dicke erhalten hat, wird derselbe in einem glatt abgedrehten Walzenpaare
                              									geschlichtet und dann nach Passirung eines Schabers, behufs Entfernung der
                              									Oxydschicht, zwischen Hartwalzen polirt. Das Bandeisen wird dann an den Enden
                              									beschnitten, nach Abkühlung zusammen gebogen und mit Eisenbändern gebunden. Schon
                              									hieraus geht hervor, daſs die Fabrikation sehr zeitraubend ist, nur kurze (bis 15m lange) Bänder herzustellen erlaubt und auſserdem
                              									ein groſses, gut geschultes Arbeiterpersonal verlangt.
                           Wilhelm Bansen in Kattowitz (O.-Schl.) schlägt deshalb
                              									ein Walzwerk (*D. R. P. Kl. 7 Nr. 43041 vom 19. Juni 1887) vor, bei welchem das
                              									Eisen durch hinter einander angeordnete Kaliberwalzen ausgewalzt, dann direct
                              									geschlichtet, polirt und endlich auf eine selbsthätige Trommel aufgewickelt wird.
                              									Dann erfolgt auf einer besonderen Vorrichtung die Zusammenbiegung und Bindung der
                              									Bunde.
                           Das Walzwerk (Fig.
                                 										16 Taf. 21) hat drei Duowalzenpaare A A1
                              									A2
                              									, deren Anzahl je nach Bedarf vermehrt oder vermindert
                              									werden kann, und welche in den Seitenständern wagerecht und parallel hinter einander
                              									in bekannter Weise gelagert sind.
                           Die Walzen A A1
                              									A2 haben geschlossene
                              									Kaliber, und diese sind in die Walzen so eingedreht, daſs das erste Walzenpaar A die Matrizen in der Unterwalze, das zweite Walzenpaar
                              										A1 die Matrizen in
                              									der Oberwalze und das dritte Walzenpaar A2 die Matrizen wieder in die Unterwalze trägt, daſs
                              									also die Matrizen und die Patrizen in zwei auf einander folgenden Walzenpaaren in
                              									Ober- und Unterwalze abwechseln. Durch diese Anordnung wird erreicht, daſs das
                              									bisher übliche Wenden des zu walzenden Materiales und die Bildung von Walznähten
                              									vermieden wird. Damit beim Durchlaufen des Eisens durch die hinter einander
                              									liegenden Walzen keine schädliche Spannung im Bandeisen auftritt, sind hinter den
                              									unteren Abstreichmeiſseln x die fest liegenden und unnachgiebigen
                              									Ueberbrückungen x1
                              									angeordnet, die bis zum folgenden Walzenpaare reichen. Zwischen den oberen
                              									Abstreichmeiſseln y dagegen befinden sich
                              									scharnierartig nach oben ausweichende Führungsschenkel x2, welche eine Bogenbildung des Bandes
                              									nach oben gestatten.
                           Die Geschwindigkeiten der Kaliberwalzen verhalten sich zu einander wie die Abnahme
                              									der Kaliberquerschnitte und bleiben für die Walzen A
                                 										A1 und A2 constant bei allen zu walzenden Querschnitten. Die
                              									Geschwindigkeiten bei den Schlichtwalzen B und
                              									Polirwalzen B1 wechseln
                              									dagegen bei jedem Querschnitte. Der Antrieb der Kaliberwalzen A A1 und A2 kann demnach mittels
                              									Zahnräder erfolgen, dagegen muſs derselbe für die Schlichtwalzen B und Polirwalzen B1 veränderlich sein, und erfolgt derselbe deshalb
                              									mittels conischer Riemscheibentrommeln. Durch diesen Antrieb mit veränderlichem
                              									Uebertragungsverhältnisse und durch die nach oben ausweichenden Ueberbrückungen wird
                              									erreicht, daſs man, wenn während des Walzens Spannungen in dem Walzenstabe dadurch
                              									eintreten, daſs z.B. die Walze A1 der Walze A, oder B1 der Walze B voreilt, diese Spannungen leicht dadurch und selbst
                              									während des Walzprozesses aufheben kann, daſs man beim Walzenpaare A die Ober walze niedriger stellt, also den Querschnitt
                              									des Kalibers verringert und bei dem Walzenpaare B1 durch Verrückung des Riemenantriebes auf den
                              									conischen Riementrommeln die Geschwindigkeit der Walzen B verringert, so daſs sich schlieſslich zwischen den Kaliberwalzen A und A1 ein Bogen bildet. Wird der Bogen während des
                              									Walzprozesses bemerkt, so ist man sicher, daſs der Eisenstab zwischen den
                              									betreffenden Kaliberwalzen an keiner Stelle eine Spannung besitzt, und ist es
                              									zweckmäſsig, diese Bogen zwischen allen hinter einander liegenden Walzenpaaren durch
                              									entsprechende Einstellung der Oberwalzen eintreten zu lassen. Die Ueberführungen
                              									reichen zweckmäſsig bis vor das Polirwalzenpaar B1
                              									, und wird das zu balzende Eisen hiernach durch den mit
                              									Scharnier versehenen, auf dem Rahmenstücke b1 ruhenden Balken z
                              									übergeführt, welcher sich mit dem Schaber b hebt und
                              									senkt. Schaber b und Rahmenstück b1 sind zu diesem
                              									Zwecke durch Klammern mit einander verbunden.
                           Hinter dem Polirwalzenpaare B1 ist die Aufwindetrommel C angeordnet (*D.
                              									R. P. Kl. 7 Nr. 43056 vom 19. Juni 1887). Dieselbe ist mittels langer Nabe auf einer
                              									Welle festgekeilt und trägt in achsialer Richtung verschiebbar einen
                              									Abstreifcylinder. Diese Verschiebung wird durch vier mit Gewinde versehene Spindeln
                              										m bewirkt, die in der Aufwindetrommel C drehbar gelagert sind und am vorderen Ende je ein
                              									Zahnrad n tragen. Diese vier Zahnräder greifen in das
                              									auf der Trommelachse drehbar sitzende Antriebsrad o,
                              									welches mittels Handrades vor- oder rückwärts gedreht werden kann und somit den
                              									Abstreifcylinder vor oder zurück schiebt. Am Umfange der Aufwindetrommel C sind in radialer Richtung acht Frictionsrollen d in Führungsbacken gelagert, welche wieder in einem die
                              									Trommel C umschlieſsenden Gehäuse e so angeordnet sind, daſs sie durch die Spiralfedern
                              										g gegen den Umfang der Trommel C angedrückt werden, so daſs die Rollen d bei der Drehung der Trommel C durch Reibung mitgenommen werden. Zwischen je zwei elastisch gelagerten
                              									Rollen d ist stets ein unter Federwirkung stehendes
                              									Führungssegment d1
                              									radial verschiebbar angeordnet. Die betreffenden Spiralfedern sollen die
                              									Führungssegmente d1
                              									einen kleinen Zwischenraum zwischen Trommel C und
                              									Führungssegmenten d1
                              									freilassend, gegen die Trommel C halten. Um die Rollen
                              										d während der ganzen Aufwickelungsperiode nicht
                              									mitlaufen zu lassen, werden dieselben und gleichzeitig auch die Führungssegmente d1, wenn der Bandstab
                              									die Trommel C einmal umlaufen hat und die zweite
                              									Umlauftour beginnt, ausgerückt. Dies geschieht mittels der Winkelhebel q und der dieselben verbindenden Zugbänder p in der Weise, daſs der verlängerte Winkelhebel q1 niedergedrückt wird.
                              									Hierdurch drückt der freie Schenkel eines jeden Winkelhebels gegen die vorspringende
                              									Nase sowohl der Führungsbacken, als auch gegen diejenige der Führungssegmente d1 und hebt die Rollen
                              										d und Führungssegmente d1 gleichzeitig hoch und setzt somit die
                              									sämmtlichen Rollen auſser Thätigkeit.
                           Ist ein Bund Bandeisen auf die Trommel C aufgewickelt,
                              									so streift man es ab und legt es auf einen Tisch, um zwei aus demselben vorstehende
                              									Daumen. Diese werden dann durch Schraubenantrieb aus einander gezogen, so daſs der
                              									Bund eine flache gestreckte Gestalt erhält. In dieser Form wird er gebunden und dann
                              									abgenommen. Angeblich sollen nach diesem Verfahren Bandeisen von bis 150m Länge hergestellt werden können.
                           
                              Stn.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
