| Titel: | Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag. | 
| Autor: | H. Gollner | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 440 | 
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                        Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in
                           								Prag.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 22 und 23.
                        H. Gollner, über Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Im Folgenden sollen die auf dem Gebiete des Dampfkesselbaues sich ergebenden
                              									fortschrittlichen Neuerungen zusammengefaſst und einer eingehenden Besprechung
                              									unterzogen werden. Neuerungen, welche zugleich auch als Verbesserungen,
                              									Vervollkommnungen, ferner als Ausbildungen gegebener älterer Constructionen
                              									anzuerkennen sind, sind nach mehreren Hauptrichtungen zu verzeichnen. Die
                              									zahlreichsten Neuerungen sind, wie vorauszusehen, auf dem Gebiete der Kesselformen und der hierdurch bedingten constructiven
                              									Einzelheiten derselben wahrzunehmen, nachdem die Beschaffungs- wie
                              									Betriebsverhältnisse eines Kessels so auſserordentlich verschieden sein können und
                              									auch thatsächlich sind, und daher eine einheitliche Kesselform völlig undenkbar ist.
                              									Nicht minder zahlreich und sehr bemerkenswerth sind die auf dem Sondergebiete der
                              										„Sicherheitsarmaturen“ nachweisbaren Vervollkommnungen der einzelnen hierher gehörigen
                              									Apparate und Einrichtungen, welche von mehreren bewährten Firmen in der mechanisch
                              									vollkommensten Weise ausgeführt und in der Kesselpraxis verwendet werden.
                              									Desgleichen sind gerade für Sonderfälle hinsichtlich Form und Betrieb von
                              									Dampfkesseln fortschrittliche Neuerungen auf dem Gebiete der Kesselfeuerungen zu verzeichnen, welche in erster Linie den Zweck
                              									verfolgen, die Betriebskosten der Kesselanlagen zu vermindern, d. i. eine möglichst
                              									vollkommene Ausnutzung des Brennstoffes zu sichern.
                           Die zahlreichen Bestandtheile der sogen. Heizarmatur,
                              									gewisse Nebeneinrichtungen zum Zwecke der Wasserreinigung, ferner betreffend die
                              									Wasservorwärmer, Oeconomiser u.s.w., können auch in eine besondere Gruppe
                              									zusammengefaſst werden, um die auf diesem sehr wichtigen Gebiete gefundenen
                              									Neuerungen zur übersichtlichen Darstellung zu bringen.
                           Den Schluſs des folgenden Berichtes sollen jene Mittheilungen bilden, welche sich auf
                              									die Methoden der praktisch-wissenschaftlichen Untersuchung von Dampfkesseln, sowie auf die für dieselben nothwendigen
                              									und maſsgebenden instrumentalen Einrichtungen beziehen.
                           „Ueber die neueren Kesselsysteme“ berichtet R.
                                 										Flimmer in Uhland's technischer Rundschau,
                              									1887 Nr. 5. Es wird hierbei insbesondere auf die „combinirten Cornvall- und Röhrenkessel“ Rücksicht genommen und
                              									deren Verwendung als Groſskessel für den groſsen
                              									Fabriksbetrieb (Zucker-, Spiritusfabrikation, Brauereien, chemische Groſsindustrie)
                              									in Betracht gezogen. Die dargestellten Kesseltypen beziehen sich auf jene, welche
                              									unter den Namen Piedbeufkessel, Tischbeinkessel und
                              									deren Abarten bekannt sind. Zu der von R. Flimmer
                              									gelieferten kritischen Besprechung der erwähnten Kesseltypen, welcher, übrigens
                              									bekannte, Einzeleinrichtungen für die Erhaltung des doppelten Wasserspiegels (Ober-
                              									und Unterkessel), der sicheren und rationellen Speisewasserzuführung, Einmauerung
                              									u.s.w., beigeschlossen sind, wäre aber noch der entschiedene Nachtheil der
                              									combinirten Kessel nach Piedbeuf-Tischbein, nämlich die
                              									Schwierigkeit der Erhaltung eines dichten Mauerwerkes, anzuschlieſsen. Die Höhe der Mauerausführung für die bezeichneten
                              									Kesselformen als Groſskessel erreicht 5 bis 7m.
                              									Mit Rücksicht auf die sehr verwickelte Einmauerungsweise dieser Kessel ist die
                              									Standfestigkeit der vier umschlieſsenden Hauptmauern trotz reichlicher Verankerungen
                              									nicht befriedigend und, unterstützt durch das sogen. Treiben des Ober- und
                              									Unterkessels, eine Zerklüftung derselben nicht zu vermeiden.
                           Referent hatte Gelegenheit, diese Thatsache und deren Folgen für den Wirkungsgrad in
                              									mehreren Fällen sicherzustellen. Bei sonst sachgemäſs construirten Dampfkesseln
                              									obigen Systemes konnte nur ein Güteverhältniſs von 62 Proc. (Unterfeuerung), von 64
                              									Proc. (Innenfeuerung) erzielt werden, obschon die Anstrengung der Heiz- und
                              									Rostfläche geeignet war, eine wirthschaftliche Kesselanlage zu liefern.
                           
                           Die von R. Flimmer, betreffend die Einmauerung derselben
                              									Kessel, gemachten Bemerkungen sind vollkommen sachgemäſs und beachtenswerth.
                           Die ungünstigen Erfahrungen mit der Anordnung des Röhrenkessels über den Cornvall-Kessel wegen Undichtheit des
                              									Mauerwerkes führten zu einer entschieden verbesserten Anordnung, welche durch die
                              									Verbindung des Cornvall- (oder Walzenkessels) mit dem Röhrenkessel in der Richtung ihrer Längsachsen gekennzeichnet ist.
                              									(Erste Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik in Wysoczan.)
                           Es sei noch bemerkt, daſs für Groſskessel in neuerer Zeit wieder auf das einfach
                              									klare System des gewöhnlichen Röhrenkessels zurückgegriffen wird, welches selbst für
                              									hohe Kesselspannungen (bis 11at) und Heizflächen
                              									von rund 130qm zur Anwendung kam. (Prager
                              									Maschinenbau-Actien-Gesellschaft.)
                           Der in der Maschinenbauanstalt derselben Gesellschaft bereits in Betrieb stehende
                              									Dampfkessel für 11at Betriebsspannung erhielt nach
                              									den Fig. 1 und
                              										2 bei 2m,0 Durchmesser 4m,0 Länge; in den zum Theile ebenen Rohrböden waren 116 Rauchrohre von
                              										80mm lichtem Durchmesser derart gelagert, daſs
                              									diese als Versteifungen der ersteren ausgenutzt werden konnten. Die beiden Böden des
                              									cylindrischen Hauptkessels wurden nach Fig. 1 auſserhalb der
                              									erwähnten ebenen Flächen (zur Lagerung der Rauchrohre) nach Cylinderflächen ausgebildet und nur in den Uebergangsflächen zum
                              									cylindrischen Walzenkessel mit kräftig entwickelten Borden versehen. Der Kessel ist
                              									nach Fig. 1
                              									mit einem Dampfdome ausgerüstet, und erhält einen elliptischen Fahrstutzen, sowie
                              									einen conischen Blechstutzen (zur Anbringung der Wasserstandzeiger) mit
                              									kreisförmigem Querschnitte. Bemerkenswerth ist auch die angewendete Verbindung der
                              									Rauchrohre mit dem rückwärtigen wie vorderen Rohrboden. Die Wandstärke des
                              									Walzenkessels wurde bei Anwendung von weichem Fluſseisen als Constructionsmaterial
                              									mit 18mm, die Stärke der Rohrböden mit 26mm bemessen.
                           Die Ausführung der cylindrischen Rohrböden auſser dem Bereiche der beiden ebenen
                              									Rohrfelder sichert die Ersparung jedweder Versteifung der ersteren mit dem
                              									Walzenkessel unter der Voraussetzung, daſs die Rauchrohre selbst zur Versteifung der
                              									ihnen zur Lagerung dienenden ebenen Flächentheile der beiden Rohrböden sicher
                              									ausgenutzt werden, und ist daher als ein wesentlicher praktischer Vortheil zu
                              									erkennen.
                           Ueber eine bemerkenswerthe Neuerung im Schiffskesselbaue berichtet Engineering, 1887 Bd. 43. Sie bezieht sich auf Kemp's Ausführungen zur Verwerthung der hohen und
                              									niederen Temperatur der Heizgase. Die bezüglichen Einrichtungen sind auf dem für den
                              									Frachtentransport bestimmten gepanzerten Schraubendampfer „Bléville“ ausgeführt und durch die Firma Alex. Stephen und Sohn in Glasgow geliefert worden. Das Schiff besitzt
                              									eine Tragfähigkeit von 3800t und ist mit Wasserballast ausgestattet.
                              									Die Maschine ist ein Triple-Expansionsmaschine mit einer dreifach gekröpften Welle;
                              									die Betriebsspannung der Dampfkessel, welche nach den Fig. 3 und 4 den
                              										„Rückkehr-Heizrohrtypus“ zeigen, erreicht 11at,25. Die Hauptdimensionen dieser Kessel sind: Durchmesser des
                              									Mantelkessels 3m,22; Länge des Kessels 3m,0; Durchmesser der beiden Flammrohre 1m,0; Heizfläche des Kessels 164qm,5; Rostfläche 6qm,5. Im Fuchse jedes der Dampfkessel ist ein System von 2m,74 langen und 51mrn weiten Röhren eingebaut, durch welche das Speisewasser zu strömen hat,
                              									bevor es von der Luftpumpe in den Kessel selbst gelangt. Die Oberfläche dieses
                              									Rohrsystemes bietet eine Vorwärmfläche von 315qm,5. Die Anordnung dieser Rohre ist aus den Fig. 3, 4 und 5 sofort ersichtlich. Die
                              									in der Rauchkammer liegenden Rohre sind in vier Gruppen getheilt, deren zwei
                              									unterste Gruppen zunächst der vorderen Rohrwand angeordnet sind. Die Enden dieser
                              									Rohre sind nach Fig.
                                 										5 in Stahlplatten geschraubt, welche wieder durch derart gerippte
                              									Guſsstahlmäntel gedeckt sind, daſs eine regelmäſsige Wassercirculation erreicht
                              									wird. Das vorzuwärmende Wasser tritt an einer Seite der obersten Rohrgruppe ein,
                              									flieſst durch eine senkrechte Rohrreihe, kehrt durch
                              									die nächste zurück u.s.w., bis es die Endreihe erreicht. Von da gelangt es durch ein
                              									Verbindungsrohr zu der benachbarten unteren Rohrgruppe und tritt nach Zurücklegung
                              									eines ähnlichen Weges in den Hauptkessel (Fig. 4). Bei der
                              									angeordneten Gas- und Wassercirculation ist das Prinzip des Gegen- und
                              									Parallelstromes gleichzeitig durchgeführt. Das dem Vorwärmer zugeführte Speisewasser
                              									von 49° tritt an der kältesten Stelle der Rauchkammer, in welcher eine Temperatur
                              									von 149° herrscht, ein und erwärmt sich bis auf 182° an der Stelle des Vorwärmers,
                              									welcher von Rauchgasen umströmt wird, deren Temperatur 343° beträgt. Der
                              									Leitungswiderstand des Wassers im Bereiche des Vorwärmers betrug 0at,3.
                           Zum Zwecke der Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Kessel im Bedarffalle (Forcirung
                              									der Maschine, schlechte Kohle) ist noch im Fuchskanale des Dampfkessels ein Ventilator angeordnet, welcher 1m,8 Durchmesser hält und von einer kleinen, im
                              									Maschinenraume gelegenen Dampfmaschine (W. H. Allen und
                                 										Comp. in London) bethätigt wird; der Ventilator vermochte bei 500
                              									Umdrehungen in der Minute eine Depression von 53mm
                              									Wassersäulenhöhe zu erzeugen, während für den normalen betrieb eine solche von 13
                              									bis 19mm als ausreichend befunden wurde. Eine
                              									besondere Klappe vermittelte den Betrieb der Kessel mit natürlichem Luftzuge.
                           Es sollen noch einige Daten angeschlossen werden, aus welchen die Wirthschaftlichkeit
                              									des Kessel- bezieh. des Maschinenbetriebes sicher gestellt werden kann.
                           Normaler Betrieb; natürlicher Luftzug für die Dampfkessel; Zahl der Umdrehungen der
                              									Maschinenwelle in 1 Minute: n = 60; Fahrgeschwindigkeit
                              										
                              									V = 19km,5; Kohlen
                              									verbrauch für zwei Kessel 11t,4 für 1 Tag, wobei jene Brennstoffmenge, welche
                              									dem für Steuerungszwecke verwendeten Dampfgewichte äquivalent ist, nicht berücksichtigt wurde.
                           Bei Verwendung nur eines Kessels wurde eine Depression
                              									in der Rauchkammer von 26mm eingestellt und eine
                              									Fahrgeschwindigkeit von 18km,5 in der Stunde
                              									erreicht; für Einstellung des natürlichen Luftzuges lieferte derselbe Kessel
                              									genügend Dampf zur Erreichung einer Fahrgeschwindigkeit von 15km,75 für die Stunde. Beim Betriebe beider Kessel mit mäſsig forcirtem Luftzuge wurde eine
                              									indicirte Leistung der Maschine von 1223  bei n
                                 										= 70 in der Minute erreicht und konnte eine Fahrgeschwindigkeit von 21km,3 auf die Stunde eingehalten werden. Bei
                              									forcirtem Luftzuge im Fuchse der Dampfkessel stieg die Temperatur der abziehenden
                              									Heizgase zunächst der Rohrwand auf 565°, zunächst der obersten Vorwärmrohre auf
                              									177°. Die Ueberfahrt von Havre nach Clyde forderte einen Kohlenverbrauch von 10t,5 in 24 Stunden (Scotchkohle) bei einer
                              									Fahrgeschwindigkeit V = 18km,5 in der Stunde.
                           Der Patentbericht des Engineering (Patent Nr. 13588 vom
                              									23. Oktober 1886 6d) enthält Angaben über den Dampfkessel von S. P. Wilding in London (T.
                                 										Lammine in Mülheim a. Rh.). Dieser Röhrenkessel (Fig. 6) ist in folgender
                              									Weise eingerichtet: Der obere Theil des Flammrohres B
                              									ist von einer gröſseren Anzahl von engen Siederöhren (Wasserrohren) F durchsetzt, welche mit dem rückwärtigen Ende in der
                              									Wand W der Umkehrkammer C
                              									gelagert sind, deren vorderes Ende seine Lagerung in der Abschluſswand der vorderen
                              									Kammer B1 findet; von
                              										B1 steigt der
                              									gebildete Dampf durch H in den Dampfsammler D auf, welcher den aus G
                              									austretenden Heizgasen ausgesetzt ist. Die Rohrwand W1 der Umkehrkammer C nimmt wieder eine Partie enger Rauchrohre G auf, welche – wie schon erwähnt – im vorderen Boden
                              									des Mantelkessels ihre Lagerung finden. Die Umkehrkammer C ist durch zwei Stutzen E mit dem hinteren
                              									Boden desselben Mantelkessels fest verbunden. Die Führung der Rauchgase ist aus der
                              									Richtung der eingezeichneten Pfeile zu ersehen. Es erscheinen bei diesem Kessel die
                              									Wasser- und Rauchrohre geschickt in Verwendung gebracht; erstere für die höheren,
                              									letztere für die niederen Temperaturen der Rauchgase. Die wirksame Innenfeuerung der
                              									Kesselanlage ist ein entscheidender Vortheil derselben, desgleichen die Verwerthung
                              									der abziehenden (aus G tretenden) Rauchgase zur
                              									Trocknung des Kesseldampfes; die entwickelten Wände W
                              									und W1 der Umkehrkammer
                              										C werden durch die Wasser- bezieh. Siederohre
                              									entsprechend abgesteift und W noch durch E gesichert; sämmtliche Feuerzüge sind sogen.
                              									Innenzüge, daher die Wärmeverluste durch schädliche Strahlung nach auſsen
                              									verhältniſsmäſsig gering.
                           Revue universelle, 1885 Bd. 17, berichtet über einen
                              									Groſskessel unter dem Titel „Neuer Dampfkesseltypus mit Auſsenfeuerung und
                                 										schrägem Roste“.
                              									Der in den Fig.
                                 										7 bis 12 dargestellte Kessel (sammt Roststabanordnung) besteht aus 9
                              									Walzenkesseln mit einem untergelegten Querkessel; die erwähnten Walzenkessel sind in
                              									drei Gruppen zu je drei Kessel getheilt, welche in der aus Fig. 7 und 8 ersichtlichen Weise
                              									neben und über einander angeordnet sind. Die in die zwei unteren Horizonte gelegten
                              									Walzenkessel erhielten 640mm, die drei obersten
                              									Kessel je 800mm Durchmesser; die in den drei
                              									Horizonten gelegenen Walzenkessel sind durch Stutzen mit einander verbunden. Die
                              									Walzenkessel b des mittleren Horizontes werden noch
                              									durch drei Stutzen mit dem Querkessel d in Verbindung
                              									gebracht, unter welchem die Feuerungsanlage angeordnet ist. Diese besteht aus dem
                              									schrägen Planroste o, unter dessen besonders
                              									ausgebildeten Roststäben ein Wasserbecken q angeordnet
                              									ist; die Abfallproducte der Verbrennung lagern sich auf der Platte r. Behufs sicherer Zuführung des Speisewassers nach d ist das Speiserohr e
                              									eingebaut. Die Führung der Rauchgase ist aus den Richtungen der eingezeichneten
                              									Pfeile zu erkennen. Die primäre Verbrennungsluft wird vorgewärmt. Die kalte Luft
                              									tritt durch den Kanal a1 ein, bestreicht die erhitzten cannelirten Platten v, welche zur Deckung des Zuges III dienen und die
                              									durch Sand gegen die rinnenförmigen Querstege z
                              									gedichtet sind, streicht weiter durch zwei Seitenkanäle b1 und c1 und gelangt dann erst – entsprechend vorgewärmt –
                              									als Verbrennungsluft zur Verwendung. Die in den Fig. 9 bis 12 dargestellten
                              									Roststäbe werden nach Guzzi an den hoch entwickelten
                              									Seitenflächen cannelirt, um durch die Unterbringung und Ausnutzung einer möglichst
                              									groſsen Kühlfläche das „Werfen“ der Roststäbe zu verhindern. Guzzi kritisirt mit Recht die häufig genug nachweisbare
                              									Vernachlässigung der Erfahrung, daſs die Erhaltung der Roststäbe, d.h. die
                              									Verhinderung ihres Erglühens von dem Verhältnisse der seitlichen Begrenzungsfläche
                              									derselben zur Rückenfläche oder von dem Verhältnisse der Höhe zur Rückenbreite des
                              									Roststabes abhängig ist. Um diesen Verhältniſswerth möglichst hoch zu erhalten,
                              									schlägt Guzzi vor, die erwähnten Seitenflächen
                              									cannelirt bezieh. die Höhe der Roststäbe möglichst groſs zu wählen. Eigenartig ist
                              									noch die Zuführung des Speisewassers angeordnet, bei welcher noch eine Verbesserung
                              									des Speisewassers durch Ausscheidung gewisser mineralischer Substanzen, wie der
                              									Sulfate und Carbonate, erreicht wird. Diese Ausscheidung erfolgt eigenthümlicher
                              									Weise während des Transportes des Speisewassers durch den Dampfraum der Walzenkessel
                              									c. Zu diesem Zwecke sind in den Dampfräumen der drei Walzenkessel c je zwei Längsrinnen k
                              									und l angeordnet, welche bezieh. mit den aus der Fig. 7
                              									ersichtlichen Kammern m und n in Verbindung stehen. Das Speisewasser tritt bei j in den Walzenkessel c ein und nach
                              									Durchflieſsen der Rinnen k und l aus der Kammer n in den Wasserraum von c. Dieses Verfahren gründet sich auf die Thatsache,
                              									daſs die Löslichkeit der Sulfate im Speisewasser mit der Zunähme der Temperatur desselben von
                              									einer bestimmten Temperatur an abnimmt und bei 160° schon sehr gering ist. Bei
                              									Anwendung obigen Apparates scheiden sich die Sulfate bei den erreichten höheren
                              									Temperaturen des Speisewassers auf dem Wege längs den beiden Rinnen k und l als weiſses Pulver
                              									aus; auf ähnliche Weise wird auch das Bicarbonat gewonnen, welches bei etwa 100°
                              									unlöslich wird. Diese Methode soll sich auf Grund einer mehrjährigen Erfahrung
                              									bewährt haben.
                           Als Vortheile dieser Kesselanlage sind hervorzuheben: 1) einfache, billige
                              									Herstellung der Kesselgruppen a, b und c; 2) reichliche und werthvolle Verdampffläche bei
                              									beschränkten Raumverhältnissen für die Anlage; 3) Sicherung der Wasser- und
                              									Rauchgascirculation; 4) wirthschaftliche Verbrennung durch Anwendung und Ausnutzung
                              									einer Ten-Brink-Feuerung mit vorgewärmter
                              									Verbrennungsluft; 5) Vorwärmung der Verbrennungsluft; 6) rationelle Reinigung
                              									(Verbesserung) des Speisewassers.
                           Industries vom 29. Oktober 1886 berichten über einen
                              									Dampfkessel mit Heiſsluft-Feuerung nach dem Patente von
                              										Ed. Albin und Comp. zu Straſsburg (Fig. 13 und 14). Der
                              									Kessel ist als gewöhnlicher Röhrenkessel gebaut und bietet hinsichtlich seiner
                              									Construction nichts Neues. Von Interesse ist die Feuerungsanlage, welcher kräftig
                              									vorgewärmte Verbrennungsluft zugeführt wird. Der Rost AB ist ein Treppenrost, welchem der kleine Schlackenrost C am unteren Theile angeschlossen ist. Unterhalb des
                              									erwähnten Treppenrostes und parallel zu diesem ist der gleich breite
                              									Heiſsluftvertheiler DE, um den Schildzapfen F drehbar (mittels Haspel K), angeordnet. Durch Drehen von DE wird die
                              									völlige Reinigung des Rostes sammt des Hilfsapparates erzielt. Die kalte
                              									Verbrennungsluft tritt durch die regulirbaren Spaltschieber M ein, streicht durch die Seitenkanäle L und
                              									gelangt in der Richtung der Pfeile hauptsächlich durch den Vertheiler in den Raum
                              									unter dem Treppenroste und durch die Rostspalten desselben zum Brennmateriale. Die
                              									Abrauchung bezieh. vollkommene Verbrennung derselben wird durch die gewählte Form
                              									der Feuerbrücke begünstigt. Die Führung der Rauchgase ist aus Fig. 13 ersichtlich.
                           Die Verwendung der erhitzten Verbrennungsluft ist unter allen Umständen vortheilhaft,
                              									weil hierdurch eine Hauptbedingung, nämlich die Einstellung und Erhaltung einer
                              									günstigen Anfangstemperatur, sowie der hohen Temperatur im Feuerraume, gesichert
                              									ist. Einer Ueberschreitung gewisser Temperaturgrenzen muſs durch reichlichere
                              									Zuführung der primären bezieh. secundären Verbrennungsluft vorgebeugt werden; es ist
                              									daher eine sicher wirksame Regulirvorrichtung betreffend die Verbrennungsluftmenge
                              									erforderlich. Die erreichbare obere Temperaturgrenze ist bei gegebenem Brennstoffe
                              									von der verwendeten Verbrennungsluftmenge abhängig, die zulässige Temperaturgrenze
                              									durch die Wahl des
                              									Constructionsmateriales für den Kessel im Bereiche der direkten Verdampffläche
                              									bestimmt. Leider fehlen im Berichte die entscheidenden Angaben über die Temperatur
                              									der Verbrennungsluft und im Feuerraume.
                           The Engineer, Bd. 63 S. 198, nimmt von einem neuen
                              									Patente über einen „Senkrechten Multitubularkessel mit Rauchkammer“
                              									Kenntniſs, dessen Einrichtung aus Fig. 15 zu ersehen ist.
                              									Der cylindrische Mantelkessel ist mit zwei Feuerbox B
                              									und B1 ausgerüstet. Die
                              									untere B wird durch eine Deckwand (Plafond) P nach oben, durch den Rost R nach unten abgeschlossen. Der Stutzen S
                              									verbindet B mit B1; die Deckplatte P1 nimmt eine gröſsere Anzahl von Field'schen Röhren auf, welche von den Heizgasen
                              									bestrichen werden; P1
                              									ist noch durch einen besonderen Anker mit dem oberen (gewölbten) Boden fest
                              									verbunden. B1 ist
                              									mittels wagerechten Stutzens mit dem Fuchskanale und dem Schlote verbunden; der
                              									Stutzen S1 soll die
                              									Möglichkeit der gründlichen Reinigung der Feuerbox B1 sichern.
                           Es ist hervorzuheben, daſs bei der dargestellten Anordnung und Verwendung von Field'schen Wasserröhren diese vor der direkten
                              									Einwirkung geschützt sind, daher nicht – wie bei gewöhnlicher Anordnung – so sehr
                              									der Gefahr des Durchbrennens ausgesetzt sind. Der dargestellte Kessel miſst 2m,75 Höhe und 1m,22 Durchmesser bei Ausnutzung von 70 Field'schen Röhren. Für Marinezwecke werden nach diesem Systeme Kessel von
                              									gröſserem Durchmesser und geringerer Höhe ausgeführt.
                           Bei Beurtheilung der Festigkeitsverhältnisse dieser Construction muſs insbesondere
                              									auf die drei Böden der zwei Feuerbox hingewiesen werden, deren Sicherung gegen
                              									bleibende Deformation jedenfalls in ungenügendem Maſse durchgeführt ist.
                              									Insbesondere erscheint noch die Platte P1
                              									– durch die vielen Bohrungen zur Aufnahme der Field'schen Rohre – geschwächt und der angeordnete
                              									centrale Anker in derselben von nicht ausreichender Wirkung. Als selbstverständlich
                              									muſs die (aus Figur nicht ersichtliche) im Boden des Mantelkessels anzuordnende
                              									Oeffnung zum Ein- und Ausbringen der Field'schen Rohre
                              									angenommen werden.
                           Der vorgeführte Kesseltypus gestattet bei sehr beschränkten Raumverhältnissen eine
                              									groſse und werthvolle Heizfläche anzuordnen, für welche noch unter dem Einflusse der
                              										Field'schen Rohre eine lebhafte Wassercirculation
                              									gesichert ist. Die durchaus inneren Feuerzüge lassen bei sonstiger guter
                              									Wärmedichtheit des Mantelkessels und entsprechender Führung der Feuerung einen sehr
                              									befriedigenden Wirkungsgrad der Kesselanlage erwarten.
                           Weiter sei noch vor Abschluſs der ersten Gruppe der
                              									Kesseltypen der von W. J. Fraser und F. S. Morris in London ausgeführten Construction eines
                              									Multitubular-Dampfkessels gedacht. Nach Fig. 16 Taf. 23 ist der Patentkessel (Patent
                              									Nr. 194 vom 5. Januar 1886 8d) ein stehender Kessel mit Feuerbox und Rauchkammer,
                              									deren Wandungen zur Lagerung von Rauch- und Wasserröhren verwendet werden.
                           In der Feuerbox J sind die Enden der Circulationsrohre
                              										D gelagert, welche bis zur Decke F der oberen Rauchkammer G
                              									reichen und daselbst ihre zweite Lagerung finden. Diese Wasserrohre durchziehen die
                              									Rauchrohre B, welche einerseits im Plafond der
                              									Feuerbox, andererseits in der unteren Deckplatte der oberen Rauchkammer gelagert und
                              									gedichtet sind. J und G
                              									sind durch ein weites centrales Rohr K verbunden und
                              									abgesteift, welches durch ein aus der Figur ersichtliches Ventil L nach oben geschlossen werden kann; L dient überhaupt zur Regelung des Luftzuges bezieh.
                              									der Verbrennung; der Schlot N ist die Fortsetzung des
                              									Rohres K.
                           Es muſs nothwendig eine lebhafte Wasser- und Gascirculation während des Betriebes des
                              									Kessels entstehen, welche für die Wärmeübertragung zweifellos vortheilhaft ist;
                              									desgleichen ist es möglich, eine reichliche und entschieden werthvolle Heizfläche
                              									bei sehr knappen Kesseldimensionen unterzubringen; ob aber die stark der Belegung
                              									ausgesetzte Heizfläche der Rauchrohre voll zur Wirkung gelangen kann, ist gewiſs
                              									zweifelhaft, und wegen der Schwierigkeit ihrer Reinigung sogar unwahrscheinlich.
                           Die Dilatation sämmtlicher Rohre ist gesichert, der Wasserraum des Kessels gering,
                              									daher ein rasches Anheizen bezieh. ein rasches Verdampfen des Wassers, eine lebhafte
                              									Dampfproduction, möglich.
                           Endlich verdient noch eine Patent-Kesselconstruction (D. R. P. Nr. 37299 vom 9. März
                              									1886) von Laurent Roufosse in Verviers Erwähnung,
                              									welche eine gelungene Verbindung eines Wasserröhren- und Flammrohrkessels zeigt.
                           Die Fig. 17,
                              										18 und
                              										19 lassen
                              									die bezügliche Kesselconstruction überblicken. Der wagerechte Rauchrohrkessel K, die beiden oberen Rauchrohre rr, ferner das untere Rauchrohr R und auſser
                              									diesen noch die aus den Fig. 18 und 19
                              									ersichtlichen sieben engen Rauchröhren, welche in den beiden Kesselböden ihre
                              									Lagerungen finden, bilden die Hauptbestandtheile der Kesselanlage. Der Hauptkessel
                              										K ist mit dem Dampfsammler S ausgerüstet und sind beide durch zwei senkrechte Stutzen in Verbindung
                              									gebracht. Im vorderen Boden von K findet nun eine
                              									gröſsere Anzahl geneigter, von auſsen geheizter Wasserröhren W ihre einseitige Lagerung, deren zweite Lagerung in einem senkrechten
                              									ebenwandigen Wasserkasten erreicht wird, welcher noch durch das Verbindungsrohr mit
                              										K in Verbindung gebracht ist. Der erwähnte
                              									Wasserkasten enthält noch eine Reihe von Putzöffnungen K1
                              									, so wie K mit dem
                              									Fahrstutzen f ausgerüstet ist. Die angeordnete Feuerung
                              									ist eine Plan-Unterfeuerung; die entwickelten Rauchgase umspielen zunächst das
                              									System der Wasserrohre, streichen durch die Rauchrohre von K und umspielen schlieſslich den Mantel desselben Kessels K. Die Führung der Rauchgase ist übrigens aus der Richtung der in die Fig. 17
                              									eingezeichneten Pfeile zu ersehen.
                           Ein Hauptvortheil dieses Kesselsystemes ist in dem groſsen Wasser- und Dampfraume
                              									desselben, ferner in der gesicherten Wassercirculation von rückwärts nach vorne
                              									durch die Rohre W bei groſs entwickeltem Wasserspiegel
                              									in K und R1 begründet. Die Sicherheit der ganzen Construction
                              									wird einerseits durch die angeordneten Wasserrohre W
                              									wesentlich erhöht, durch die Disposition der Kesseltheile K und K1
                              									, andererseits wieder erheblich vermindert. Ein
                              									Feuerschirm aus Chamotte als Deckgewölbe für den Feuerraum würde gewiſs für die
                              									Schonung und Sicherung der Wasserrohre W sehr geeignet
                              									sein.
                           Das eben beschriebene Kesselsystem kann als ein Uebergangstypus vom reinen
                              									Groſsrohrkessel zum eigentlichen Wasserrohrkessel angesehen werden, welch letzterer
                              									wieder in seiner weiteren Ausbildung zum richtigen Glieder- (Elementar-, Sections-)
                              									Kessel führte, obschon auch die nunmehr in Betracht kommenden Wasserrohrkessel als
                              									Gliederkessel bezeichnet werden, welche Bezeichnung von dem Gesichtspunkte aus, daſs
                              									die gesammten Wasserrohre im Wesentlichen aus Elementen und Sectionen (von
                              									Wasserröhren) gebildet werden, ihre volle Berechtigung hat.
                           Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, daſs sowohl die Zahl der Neuconstructionen von
                              									Wasserrohrkesseln, sowie die Zahl der „Neuerungen“ an wichtigen
                              									Bestandtheilen derselben, heute noch eine ziemlich bedeutende ist; ein Beweis, daſs
                              									dergleichen Kesselconstructionen, welche hinsichtlich Anordnung und Detailausbildung
                              									den maſsgebenden Anforderungen, wie gröſste Sicherheit bei hoher Dampfspannung,
                              									trockener Kesseldampf, absolute Dichtheit der Verbindungen, reichlich entwickelter
                              									Dampf- und Wasserraum, sichere Erhaltung des normalen Wasserspiegels und der
                              									Dampfspannung, rasche, leichte und billige Veränderung der Heizfläche, vollkommen
                              									befriedigen, noch nicht gefunden wurden. Jedenfalls stellen die Wasserrohrkessel ein
                              									ausbildungsfähiges und daher sehr beachtenswerthes Kesselsystem dar, und ist es von
                              									besonderem Interesse, die der neuesten Zeit angehörigen Typen, sowie die an
                              									denselben versuchten Neuerungen hinsichtlich wichtiger und entscheidender Details
                              									näher kennen zu lernen.
                           Betreffend die systematische Ausbildung eines nunmehr bewährten Wasserrohrkessels
                              									bringt The Engineer, 1885 Bd. 60 S. 322, eine
                              									interessante Darstellung aus einer Abhandlung über den Entwickelungsprozeſs des von
                              									der Babcock- und Wilcox-Gesellschaft in den Vereinigten Staaten seit 1867 gebauten
                              									Wasserrohrkessels. Ohne auf die ausführliche Darstellung der einzelnen
                              									Uebergangsformen des in Rede stehenden Kesselsystemes näher einzugehen, sei nur auf
                              									die ursprüngliche Form und Einrichtung des Babcock-Wilcox-Kessels (Fig. 20), sowie auf den
                              									wesentlich späteren und
                              									endgültigen Typus (Fig. 21) und endlich auf den für Marinezwecke ausgebildeten Kessel (Fig. 22 und
                              										23)
                              									hingewiesen.
                           Die leitende Idee für die in Fig. 20 dargestellte
                              									Construction ist durch die Anordnung einer Gruppe von mit Wasser gefüllten, gegen
                              									den Heizerstand ansteigenden Röhren ausgedrückt, welche als eigentliche Heizröhren
                              									dienen. Ueber diesen Wasserröhren liegt eine Gruppe von wagerechten Röhren, welche
                              									als Wasser- und Dampfsammler verwerthet werden. Die beiden Rohrsysteme sind
                              									gekuppelt und bilden diese mehrere neben einander liegende senkrechte Reihen, von
                              									welchen jede für sich mit ihrem Anschluſstheile ein besonderes Guſsstück vorstellt.
                              									Die erwähnten Heizrohre enthalten noch Innenrohre, um die Wassercirculation zu
                              									fördern.
                           Nach Fig. 21
                              									sind die früheren wagerechten Rohre durch einen Dampfsammler ersetzt, ferner
                              									erscheinen die seitlichen Abschluſswandungen für die Zugkanäle durch senkrechte
                              									Rohre gebildet, welche ihren Anschluſs an den erwähnten Dampfsammler finden, und
                              									noch nach auſsen durch ein Mauerwerk mit Blechverschalung gedeckt sind.
                           In den Fig. 22
                              									und 23 ist
                              									der Normaltypus für den Babcock- Wilcox-Marinekessel
                              									dargestellt. Hiernach sind die seitlichen Wände durch Rohre gebildet, welche
                              									dieselbe Neigung, besitzen, wie die eigentlichen Heizröhren. Diese zur Bildung der
                              									seitlichen Wandungen verwertheten Rohre sind derart mit einander verbunden, daſs sie
                              									einen geschlossenen, mit Wasser gefüllten Mantel um das Kesselinnere bilden, ohne
                              									daſs eigentliche Stehbolzen zur Anwendung gekommen wären. Hervorzuheben wäre noch
                              									die Construction an den Enden der Hauptheizrohre. Jedes dieser Rohre tritt durch die
                              									beiden Bleche des Stirnwasserkastens wie des Wasserkastens auf der Kesselrückseite
                              									und ist in beide Bleche gedichtet, wodurch jede weitere Versteifung der ebenen
                              									Wandungen der beiden Wasserkästen entfällt. Die Rohrenden (auſserhalb der
                              									Wasserkästen) werden durch Hauben gedeckt. Zum Zwecke der Wassercirculation in den
                              									Hauptheizröhren besitzt jedes Heizrohr auf der Strecke zwischen den Wandungen
                              									derselben Wasserkästen am Rücken und am Bauche eine Oeffnung.
                           Es seien noch folgende Betriebsergebnisse mit den Babcock-
                                 										Wilcox-Kessel angeschlossen. Bei 20 Probe versuchen, während welchen
                              										3000t Wasser verdampft wurden (wobei die
                              									verschiedensten Kohlensorten zur Verfeuerung kamen), ergab sich eine
                              									durchschnittliche Verdampfungsziffer von 11,5, wenn Wasser von 100° in Dampf von
                              										1at Spannung verwandelt wurde. Die
                              									durchschnittliche Anstrengung der Kesselheizfläche erreichte 20k Dampf, auf jede effective Pferdekraft
                              									Maschinenleistung entfielen 0qm,75 Heizfläche.
                           Zur Kennzeichnung der in den letzten Jahren zur Ausführung gekommenen,
                              									bemerkenswerthen Wasserrohr- bezieh. Gliederkessel diene folgendes:
                           
                           1) Revue universelle des Mines, 1884 Bd. 15, berichtet
                              									über den von Ingenieur Forlanini angegebenen
                              									Wasserrohrkessel, welcher auf der Ausstellung zu Mailand in Betrieb stand. Nach den
                              										Fig. 24,
                              										25 und
                              										26
                              									besteht das Kesselsystem aus neun Reihen von Wasserrohren aus Schweiſseisen, welche
                              									in einem gemeinsamen Feuerraume untergebracht und nach vorne (10 Proc.) ansteigend
                              									angeordnet sind. Die Enden der Rohre sind (rückwärts) durch Deckel abgeschlossen,
                              									welche schon auſserhalb des Umfassungsmauerwerkes der Kesselanlage liegen; auf der
                              									Vorderseite derselben überragen gleichfalls die Enden der Heizrohre das (vordere)
                              									Umfassungsmauerwerk; die Enden der in einer wagerechten
                              									Reihe angeordneten Rohre schlieſsen sich nun auf der bezeichneten vorderen Seite der
                              									Kesselanlage an einen röhrenförmigen Sammler an, welcher die Verbindung der Rohre
                              									unter sich vermittelt. Die derart ausgebildeten neun Sammler stehen je zu zwei, in
                              									Folge Anordnung eines halbkreisförmigen Rohrstutzens r,
                              									in Verbindung und bilden in ihrem Zusammenhange nach Fig. 26 ein
                              										„Serpentinen“-Rohr S-S. Jedes der
                              									Kuppelstücke r besitzt eine lothrechte Scheidewand a (Fig. 27), durch welche
                              									der höchste Wasserstand in den Röhrensammlern S bedingt
                              									ist. Vier solcher Sammler erhalten rechtsseitig Anschluſsrohre r1
                              									, welche die Verbindung der ersteren mit einem
                              									lothrecht gestellten cylindrischen Sammelgefäſse S1 vermitteln. Dieses Gefäſs dient, wie auch aus der
                              									Anordnung der Rohre r1
                              									ersichtlich, als Dampfsammler, indem je ein Rohr r1 aus zwei Sammlern S
                              									den Dampf in den Sammler S1 abzuleiten vermag, welcher übrigens auch mit einem Wasserstandrohre zu
                              									versehen ist (Fig.
                                 										24). Behufs Inbetriebsetzung des Kessels wird das oberst gelegene Querrohr
                              										S mit Wasser gespeist. Ist dasselbe bis zur
                              									Scheidewand a gefüllt, so fällt das folgende
                              									Speisewasser in die unterhalb gelegenen Sammler S und
                              									endlich in die Heizrohre ab, welche sich (nach Fig. 25) mit Speisewasser
                              									füllen. Wird noch mehr Speisewasser zugeführt, so wird dasselbe durch den untersten
                              									Stutzen r1 in den
                              									Dampfsammler S1
                              									eintreten und in demselben bis zu einer gewissen Höhe eingestellt werden, welche
                              									durch das früher erwähnte Wasserstandsglas sichergestellt wird.
                           Beim Anheizen des Kessels wird zunächst in den untersten Rohrreihen Dampf entwickelt;
                              									derselbe wirft zum Theile Wasser nach S1 und steigt nach den oberen Rohrreihen und in den
                              									Dampfsammler S1. Die
                              									Anheizperiode dauert etwa 40 Minuten, dann beginnt das Sieden des Wassers in
                              									sämmtlichen Rohrreihen und die Bildung höher gespannten Dampfes. Das Verhältniſs der
                              									Heizfläche zum Wasserinhalte des Kessels ist günstig; desgleichen ist ein
                              									entwickelter Wasserspiegel im Kesselinneren erreichbar, welche Verhältnisse für
                              									rasche Verdampfung und verhältniſsmäſsig geringe Dampfnässe sprechen. Die oberen
                              									Rohrreihen wirken auch als Vorwärmer; in denselben erfolgt ein lebhafter
                              									Niederschlag der im Speisewasser enthaltenen mineralischen Bestandtheile; die unteren Rohrreihen
                              									bleiben rein, worin ein wesentlicher praktischer Vortheil begründet ist. Das in den
                              									Sammler S1
                              									übergeworfene Speisewasser ist im ursprünglichen Zustande und ist aus S1 zu entfernen.
                           Ein bemerkenswerthes Detail bezieht sich auf die Verbindung der rückwärtigen
                              									Heizrohrenden mit ihren schmiedeeisernen Deckeln. Dieselbe wird durch Spannschrauben
                              										s erreicht, welche in guſseisernen Lappen l ihr Muttergewinde finden, die in den Sammlern S angeordnet sind. Als Dichtungsmaterial wird Asbest in
                              									Form von Scheiben verwendet.
                           Ingenieur Forlanini schreibt seinem Kessel alle jene
                              									Vorzüge zu, welche von den Wasserrohrkesseln heute mit mehr oder weniger
                              									Berechtigung erwartet werden. Der angegebene Vortheil der leichten Conservirung des
                              									Kessels bedarf mit Rücksicht auf die groſse Anzahl seiner Bestandtheile entschieden
                              									noch der Bestätigung. Nach den Berichten über die Mailänder Ausstellung ist der
                              									erste Versuch mit dem Forlanini-Kessel als gelungen zu
                              									betrachten. Der Erfinder beabsichtigt nur die Feuerung abzuändern und die Anordnung
                              									der Feuerzüge auszudehnen, um eine vollkommenere Ausnutzung der Wärme zu erreichen.
                              									Die Verdampfungsziffer, welche thatsächlich erreicht wurde, war mit 7,0 angegeben;
                              									aus dieser Ziffer kann übrigens kein weiterer Schluſs gezogen werden, nachdem die
                              									maſsgebenden Daten zur Kennzeichnung des verwendeten Brennstoffes, ferner betreffend
                              									die Anstrengung der Heiz- und Rostfläche u.s.w. fehlen. Die Kosten eines sogen.
                              									12pferdigen Dampfkessels stellen sich auf 2500 Fr. bei einem Gewichte der
                              									Eisenconstruction von 4000k.
                           2) Portefeuille des Machines, 1886 Bd. 11, bringt eine
                              									eingehende Schilderung des Wasserrohrkessels von A. Collet
                                 										und Comp. in Paris. Derselbe erinnert theilweise an den Field'schen Kessel, indem jedes Heizrohr für den
                              									Kreislauf des Wassers und des Dampfes eingerichtet ist. Der Dampfkessel selbst
                              									besteht aus vier von einander ganz unabhängigen Elementen, welche wieder aus zwei
                              									lothrechten Reihen von je sieben Röhren bestehen. Die Fig. 28 und 29 stellen
                              									einen lothrechten Schnitt durch ein Element des
                              									Röhrenkessels bezieh. die Kesselanordnung dar. Sämmtliche Rohre münden vorne in
                              									einen flachwandigen Sammler C, welcher aus hämmerbarem
                              									Guſseisen hergestellt ist; die rückwärtigen Enden derselben werden in, gleichfalls
                              									aus schmiedbarem Guſseisen hergestellte Buchsen N,
                              									gelagert. Die Schrauben D sind bestimmt, die
                              									Verschluſsdeckel von N und E auf ihre Sitze zu pressen und derart die nöthige Abdichtung der
                              									bezüglichen Fugen zu sichern. Die Anspannung der Schrauben D muſs mit gröſster Vorsicht geschehen, um ein Reiſsen derselben mit
                              									voller Sicherheit zu verhindern, da im Falle eines Bruches von D die Deckel N und E weggeschleudert werden würden. Collet versuchte zwar, die Gefahr des Reiſsens der
                              									Schrauben D
                              									durch eine besondere Art
                              									des Gewindschneidens auf denselben zu verringern. Der für jedes Kesselelement
                              									selbständig angeordnete Sammler C ist durch eine Mittel
                              									wand in zwei Kammern geschieden, welche das eine Ende der dünnwandigen Rohre B aufzunehmen hat. Die Rohre B sind gegen die Heizrohre A centrisch
                              									gelagert. Die den vier Elementen der Kesselanlage entsprechenden vier Sammler C münden nach oben in ein cylindrisches Sammelgefäſs
                              										G, welches zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, um
                              									einen möglichst entwickelten Wasserspiegel zu liefern; dasselbe wird nach Fig. 29 mit
                              									der Sicherheitsarmatur ausgerüstet und nimmt zuerst das Speisewasser auf. Aus dem
                              									Sammelgefäſse G gelangt das Speisewasser in die
                              									äuſseren Kammern von C, flieſst in der Richtung der
                              									Pfeile zunächst in die Innenrohre B und ergieſst sich
                              									dann nach den rückwärtigen, tieferen Theilen der Heizröhren A. Der gebildete Dampf steigt in der Richtung der Pfeile aus der
                              									ringförmigen Fläche der Heizrohre in die rückwärtige Kammer der Sammler C auf und gelangt schlieſslich in das Sammelgefäſs G. Es ist als bemerkenswerth hervorzuheben, daſs sich
                              									beim Collet'schen Kessel der abfallende Strom des
                              									Speisewassers (äuſsere Kammer) ungestört neben dem aufsteigenden Dampfstrome (innere
                              									Kammer) entwickeln kann. Aus dem Dampfsammler G tritt
                              									der Dampf in eine Gruppe von Röhren, an der höchsten Stelle des Feuerraumes
                              									gelagert, deren Oberfläche als Dampftrocknungs- bezieh. als Ueberhitzfläche
                              									ausgenutzt wird.
                           Die rückwärtigen Rohrköpfe N bilden in Folge ihrer
                              									quadratischen Form eine vollständige Abschluſswand des Feuerraumes. Die Enden der
                              									Heizrohre A werden conisch eingezogen und in die
                              									bezüglichen Verschluſsstücke N und C eingepreſst; die eigentlichen Wasserrohre B sind am vorderen Ende mit Bordringen aus hämmerbarem
                              									Guſseisen versehen und durch dieselben in der erwähnten Scheidewand der Sammler C gelagert. Je zwei dieser Sammler sind durch die
                              									Anschluſsstücke F mit einander gekuppelt. Die Sammler
                              										C können gereinigt und ausgeblasen werden.
                           Die Führung der Rauchgase ist aus Fig. 29 unmittelbar zu
                              									ersehen; die Ummauerung des Feuerraumes, auf dessen Sohle der Planrost angeordnet
                              									ist, ist in einfach solider Weise durchgeführt.
                           Der Collet'sche Kessel enthält für eine stündliche
                              									Verdampfung von 700k Wasser etwa 600k, d. i. 600l
                              									Wasser, welche Wassermenge genügt, um bis zu einer gewissen Grenze die
                              									Ungleichmäſsigkeiten im Betriebe des Kessels auszugleichen.
                           Die Anstrengung der Heizfläche beträgt bei normalem Betriebe 20k Dampf; bei Verdampfung von Seine-Wasser bleiben
                              									die Heiz- und Wasserrohre rein, ausgenommen die Innenrohre in den unteren
                              									Rohrpartien, in welchen sich eine geringe, leicht entfernbare Kesselsteinablagerung
                              									zeigte.
                           Der Collet'sche Wasserrohrkessel ist in Folge der
                              									Anwendung eines Reservoires G von 650mm Durchmesser und 1150mm Länge kein reiner Wasserrohrkessel, ist hinsichtlich seiner
                              									Sicherheit ungünstiger als dieser zu beurtheilen, und gestattet nicht die Erzeugung
                              									einer so hohen Dampfspannung wie die Wasserrohrkessel von Belleville, Root, Sinclair u.a. Der aus schmiedbarem Guſseisen
                              									hergestellte Sammler C ist in Folge seiner Formgebung
                              									und in Folge der Einwirkung der Spannschrauben D als
                              									ein sehr bedenkliches Detail zu erkennen. Einzelne Vorzüge der vorgeführten
                              									Construction, wie ungestörte Wasser- und Dampfcirculation, volle Füllung der
                              									Heizrohre, einfache und billige Vergröſserung der Heizfläche, leichte
                              									Transportfähigkeit, müssen anerkannt werden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
