| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 488 | 
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                        Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr.
                              								Kick.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes S. 61
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									25.
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           Das Spalten und Schneiden des Weizens wird immer wieder
                              									durch neue Mittel angestrebt. Obwohl die hierher gehörigen Neuerungen kaum eine
                              									weitere Verbreitung finden dürften, verdienen sie doch eine kurze Besprechung.
                           Die Getreidespaltmaschine von Bernhard Schiele in Erwinhof-Eilenburg (D. R. P. Nr. 35131 vom 21. Juni
                                 									1885) beruht zwar auf keinem neuen Prinzipe, denn sie verwendet eine Reihe scharfer
                              									Kreisscheiben zum Spalten, kann aber insolange die Scheibenmesser scharf sind ihrer
                              									Aufgabe gut entsprechen, denn es ist für richtige Zuführung gesorgt Die Fig. 1, 2 und 3 stellen die
                              									wirksamen Theile dar. w1 ist die Messerwalze, deren scheibenförmige, zugeschliffene Messer durch
                              									eiserne Zwischenscheiben genau auf die Mitte der eingedrehten Furchen der
                              									Rillenwalze w2 gestellt
                              									sind. In diesen Rillen liegen die Körner der Länge nach, einestheils weil die Rillen
                              									nicht breit genug sind, die Querlage zu gestatten, andererseits deshalb, weil das
                              									gleichfalls geriffelte Schüttelbrett B, dessen Rillen
                              									mit den Rillen der Walze w2 übereinstimmen, schon die richtige Lage anweist. Es müssen die Körner,
                              									weil die Messerscheiben ziemlich genau in der Mitte die Körner fassen und zudem mit
                              									etwas gröſserer Umfangsgeschwindigkeit sich bewegen als die Rillenwalze, richtig
                              									gespalten werden; einzelne werden allerdings seitlich ausweichen und ungetheilt
                              									durchgehen. Nach auſsen zu sind die Rillen der Walze w2 etwas erweitert, um die getheilten
                              									Körnerhälften ungequetscht durchgehen zu lassen. Die Schüttelbewegung des Brettes
                              										B kann durch Spannen von Federn verstärkt werden.
                              									Die ganze Anordnung ist eine gute und wird Schiele's
                              									Maschine nur an der groſsen Schwierigkeit leiden, die Messer genügend scharf zu
                              									halten. Wo das Getreide früher keine Steinauslesemaschine passirte, sind derartige
                              									scharfe Werkzeuge in kürzester Zeit schadhaft.
                           Die Weizenspaltmaschine von L.
                                 										Gathmann in Chicago, Nordamerika, arbeitet mit einer Walze w (Fig. 4) mit Längsriffeln
                              									und einem Quetschbacken b. Letzterer ist verschiebbar
                              									und gegen die Walze einstellbar an der Gosse G
                              									angebracht, unter welcher sich die Walze im Sinne des Pfeiles dreht. Mit dieser
                              									Vorrichtung wird das Spalten etwa ebenso gut, wie mit zwei zusammen arbeitenden
                              									Walzen gelingen.
                           Die Weizenspaltmaschine von Jos.
                                 										Schweitzer fils in Paris (D. R. P-Nr. 34621 vom 9. April 1885) arbeitet mit
                              									zwei entgegengesetzt rotirenden, kegelförmigen Ringen mit innerer bezieh. äuſserer
                              									Riffelung. Der untere Ring u (Fig. 5) ist aufgesetzt auf
                              									Haube oder Glocke g1
                              									, der obere Ring ist eingelassen und gleichfalls
                              									festgeschraubt in der Glocke g2. Auf einer Vollachse, welche ähnlich einer
                              									Mühlspindel senkrecht verstellbar ist, wird g1 befestigt und durch eine Riemenscheibe umgetrieben; während g2 auf einer
                              									unverschiebbar gelagerten Hohlachse aufgekeilt ist, welche ebenso, aber in
                              									entgegengesetzter Richtung angetrieben wird. Die Hohlachse steht mit dem Auslaufe
                              									der Gosse in Verbindung.
                           Die Riffelung des unteren Mahlkranzes ist, wie Fig. 6 andeutet, in der
                              									Drehungsrichtung geneigt und nimmt an Breite und Tiefe von innen gegen auſsen ab, so
                              									zwar, daſs die Körner jeder Gröſse in die Riffelungen eintreten können und die
                              									Spaltung derselben sich um so näher am Umfange vollzieht, je kleiner die Körner
                              									sind. Zwischen diesen Riefen befinden sich Gegenriefen, welche umgekehrt sich gegen
                              									auſsen erweitern und als Abfuhrkanäle für die gespaltenen Körner dienen. Der obere
                              									Mahlkranz hat keine Gegenriefen und ist die Riffelung desselben entweder im gleichen
                              									Winkel mit den Riefen des unteren Mahlkranzes gelegt oder nach der Richtung der
                              									Erzeugenden der Kegelfläche („radial“). Schweitzers Maschine arbeitete bei der Müllereiausstellung in Mailand 1887
                              									als Spalt- und Schrotmaschine vorzüglich, und war auch der Antrieb sehr hübsch
                              									gelöst; dennoch kann der Berichterstatter nicht daran glauben, daſs diese Maschine
                              									geeignet wäre, die Riffelwalzen für den Schrotprozeſs zu ersetzen, denn jeder Fehler
                              									in der Lagerung der beiden Achsen, welche genau in derselben Lothrechten liegen
                              									sollen, muſs ungleichmäſsiges Arbeiten zur Folge haben; auch dürfte die
                              									Instandhaltung der Riffelungen weit schwieriger sein, als bei Walzen, weil die
                              									Riffelform bei Schweitzer eine zusammengesetztere
                              									ist.
                           Zum Zerschneiden des Weizens, an Stelle des Schrotens,
                              									hat Johann Wehle in Neustadt, Baden (D. R. P. Nr. 38485
                                 									vom 5. Juni 1886) die in ihren wirksamen Theilen in Fig. 7 skizzirte Maschine
                              									erfunden. Unter der Gosse G, welche mit Ansätzen a, a1 versehen ist,
                              									liegt die Walze w in welcher radial verschiebbare
                              									Schienen s eingesetzt sind. Die Schienen s werden durch Federn gegen die Innenfläche der Ansätze
                              										a a1 gedrückt und
                              									schieben den zu schneidenden Weizen gegen das Messer M.
                              									Jene Schiene, welche dem Messer M sich nähert, wird
                              									durch excentrische Leisten l so weit zurückgedrückt,
                              									daſs sie ungehindert bei dem Messer vorbeigeht.
                           Wehle will durch diese Maschine Kraft sparen; der
                              									wesentlichste Werth der Weizenschneidmaschinen besteht jedoch in der Vermeidung von
                              									viel Schrotmehl und wird dieser Vortheil erreicht, so lange die Messer recht scharf
                              									bleiben. Ein gleichmäſsiges Zerschneiden der Weizenkörner wird bei Wehle's Maschine deshalb nicht möglich sein, weil die
                              									Körner in unregelmäſsiger Lage gegen das Messer gedrückt werden.
                           Die Neuerungen an Mahlgängen sind von geringem Belange.
                              									Höchstens verdient die Stellvorrichtung für unterläufige Mahlgänge von H. und E. Albert in
                              									Biebrich am Rhein (D. R. P. Nr. 41425 vom 15. Februar 1887) und die
                              									Mühlsteinbewegungsübertragung von J. Ch. L Pestrup und
                              										
                              									G. Diers in Göppingen (D. R. P. Nr. 34496 vom 10. Juni
                                 									1885) erwähnt zu werden. Bei Albert's Stellvorrichtung
                              									ist der obere Stein mit zwei Drehzapfen in einem Ringe gelagert, welcher gleichfalls
                              									mit zwei Zapfen in den Augen zweier Schrauben ruht, welche gleichzeitig mittels
                              									zweier Schneckentriebe gehoben oder gesenkt werden können. Je zwei Zapfen bilden
                              									eine Drehachse des Steines bezieh. Ringes und stehen diese beiden Drehachsen wie
                              									beim bekannten Compaſsgelenke auf einander senkrecht. Dadurch ist der Oberstein frei
                              									beweglich und läſst sich derselbe senkrecht verstellen, während dies sonst
                              									gewöhnlich bei unterläufigen Gängen mit dem Untersteine geschehen kann. Auch ist der
                              									Oberstein im Compaſsgelenke beweglich.
                           Pestrup und Diers' „Bewegungsübertragung“ besteht
                              									in einem Antriebe des zweiten Steines vom ersten aus. Hierbei rotiren beide Steine
                              									in entgegengesetzter Richtung gleich schnell, die Bewegung wird auf einen der Steine
                              									in gewöhnlicher Weise direkt übertragen, von diesem dann mittels eines über zwei
                              									Leitrollen geführten Riemens auf den zweiten, auf einer Hohlachse sitzenden. Die
                              									beiden Leitrollen, welche zugleich den Riemen spannen, sind von einander um den
                              									Steindurchmesser entfernt, ihr Durchmesser ist annähernd gleich der Dicke eines
                              									Steines und ihre Mittelebenen stehen senkrecht zur Mahlfläche und tangiren den
                              									Umfang der Steine.
                           Wie gewöhnlich liegen auch diesmal wieder ein Paar Patente (Nr. 35663 und 36036) vor,
                              									bei welchen in veralteter und mit Recht verworfener Weise die Mahlgangventilation
                              									mittels Druckluft erzielt werden soll.
                           Neuerungen an Walzenstühlen. Auch in dieser Gruppe der
                              									Müllereimaschinen kann nicht wohl von wesentlichen oder besonders wichtigen
                              									Neuerungen gesprochen werden; doch enthalten die zahlreichen hierher gehörigen
                              									Patente immerhin einiges Beachtenswerthe.
                           Unter der Ueberschrift „Regelung der Walzenstellung durch die Mahlgutwärme“ wurde den
                              									Herren Rudolf und Josef Gawron aus Grabow bei Stettin
                              									das D. R. P. Nr. 38102 vom 20. November 1885 (ausgegeben am 12. Januar 1887)
                              									verliehen. Die diesem Patente zu Grunde liegende Idee ist neu. Das Mahlgut fällt auf
                              									ein mit einer Flüssigkeit gefülltes Gefäſs und durch die vom Mahlgute
                              									hervorgebrachte Erwärmung erfährt die Flüssigkeit eine Ausdehnung. Diese Ausdehnung,
                              									welche natürlich gröſser sein muſs, als diejenige des Gefäſses, bewirkt (oder leitet
                              									ein) durch entsprechende Uebertragung der Flüssigkeitspressung auf einen
                              									Gefäſsdeckel und durch diesen auf die Achse einer Reibungsscheibe, einerseits eine
                              									geringe Vermehrung des Walzenabstandes, andererseits eine geringe Verminderung der
                              									Mahlgutzuführung und durch beides eine Verminderung der Temperatur des Mahlgutes.
                              									Sinkt diese unter die mittlere Temperatur, so bewegt sich der Gefäſsdeckel
                              									entgegengesetzt, die Reibungsscheibe wirkt nun auf eine Verminderung des Walzenabstandes und
                              									Vermehrung der Mahlgutzuführung. In dem angegebenen Patente sind zwei
                              									Ausführungsformen beschrieben, die erste durchwegs auf mechanischen Hilfsmitteln
                              									beruhend, die zweite unter Mitbenutzung des elektrischen Stromes. Beide Formen sind
                              									mehr angedeutet, als vollkommen durchgeführt. Diese Gawron'sche selbstthätige Regulirung kann für Riffelwalzen keine Bedeutung
                              									haben, da die Regulirung nicht so schnell zu wirken vermag, um dem schädlichen
                              									Einflüsse unmittelbarer Berührung der Riffeln vorzubeugen, wogegen
                              									Einstellvorrichtungen für den richtigen Minimalabstand am besten schützen; für
                              									glatte Walzen, namentlich für Ausmahlstühle, konnte sie bei richtiger Instandhaltung
                              									allerdings gute Dienste leisten; man wird aber denselben Zweck auch durch richtige
                              									Stellung der Mahlgutzuführung einfacher dann erreichen, wenn die
                              									Walzenandrucksmittel eine übermäſsige Steigerung der Pressung überhaupt nicht
                              									zulassen, wie dies z.B. bei elastischem Andrucke durch Gewichte der Fall ist.
                           Zur Kühlung der Mahlwalzen wendet Karl Seck in Bockenheim (D. R. P. Nr. 40121 vom 29.
                                 									December 1886) Hohlwalzen an, welche er an beiden Enden zwischen Nabe und Cylinder
                              									mit schraubenförmig angeordneten Speichen versieht, welche bei der Rotation der
                              									Walzen einen ununterbrochenen Luftstrom der Länge der Walzen nach durch dieselben
                              									führen sollen.
                           Gustav Daverio in Zürich (D. R. P. Nr. 37342 vom 4.
                                 									April 1886) kühlt die Mittelwalze eines Dreiwalzenstuhles dadurch, daſs er diese
                              									Walze auf einen Theil ihres Umfanges mit einem dicht anschlieſsenden Gehäuse umgibt,
                              									in welches er einen Luftstrom einleitet, welcher an der Walze hinstreicht und
                              									nachdem er erwärmt wurde, seine Ableitung durch ein Abzugsrohr findet, welches mit
                              									einem Längsschlitze oder einer Reihe von Löchern versehen ist.
                           Endlich kühlt J. P. Fielden und T. N. Robinson in
                              									Rochdale die Walzen eines zweipaarigen Walzenstuhles dadurch, daſs er in dem Kasten
                              									unter den Walzen ein entsprechend überdachtes Luftsaugrohr münden läſst, wodurch ein
                              									mäſsiger Luftwechsel erzielt wird. Die Form der Ueberdachung des Saugrohres ist so
                              									gewählt, daſs eine zu heftige, örtliche Luftbewegung, welche Mehlstaub mitreiſsen
                              									würde, möglichst vermieden ist.
                           Unter den neueren Vorrichtungen zum Einstellen und Abstellen der Walzen mag zunächst Paul Hofmann's (Breslau) Walzenstellung mit
                              									Keilverschiebung (D. R. P. Nr. 37822 vom 11. December 1885) Erwähnung finden, weil
                              									dessen Anordnung eine vorzügliche ist. Die beiden inneren Walzen des zweipaarigen
                              									Walzenstuhles sind fest gelagert, die äuſseren Walzen besitzen wie gewöhnlich
                              									stellbare Lager und elastischen Andruck. l1 (Fig. 8) deutet ein Lager
                              									einer der inneren Walzen, l2 ein Lager der äuſseren Walze an. Die Feder F wirkt durch die Schraube S im Sinne des
                              									beistehenden Pfeiles auf den Hebel H, dessen oberes
                              									Ende das Lager l2 so weit nach links
                              									schiebt, als es die sofort zu besprechenden Keile gestatten.
                           Der durch den Lageransatz gesteckte Bolzen o ist mit dem
                              									Bügel b verbunden, welcher die Keile k1 k2 (vgl. Fig. 9) übergreift;
                              									demnach kann das Lager nur so weit dem Drucke der Feder F folgen, als dies die Keile gestatten, welche sich ihrerseits an die
                              									feste Wand w anlegen. In dem Grundrisse Fig. 9 sind beide Lager
                              										l2 der stellbaren
                              									Walze sichtbar. Von dem Handrade R können durch die
                              									Schraube s die beiden Keile k1 gemeinsam verstellt werden. Die
                              									Doppelmutter m gestattet die relative Verstellung
                              									dieser Keile gegen einander, wovon natürlich nur zum Zwecke der Parallelstellung der
                              									Walzen Gebrauch gemacht wird. Der Arm A läſst sich aus
                              									der gezeichneten Stellung um 180° verstellen (umschlagen) und wirkt durch ein an
                              									seiner Achse sitzendes Excenter derart auf einen Hebel h, daſs die beiden Keile k2 gleichzeitig verschoben werden. Durch diese
                              									Verschiebung wird die Walze W2 der fest gelagerten Walze entweder rasch genähert oder von ihr entfernt.
                              									Das Spiel der beschriebenen Theile ist nun folgendes. Durch die Doppelmutter m wird bei der Montirung oder später im Bedarfsfalle,
                              									etwa bei ungleicher Lagerabnutzung, die Parallelstellung der Walzen bewirkt. Die
                              									Einstellung auf den richtigen Minimalabstand wird durch das Handrad R, endlich die Ausrückung durch den Arm A erzielt. Der Grad des elastischen Andruckes läſst
                              									sich endlich durch Bethätigung der Schraube S
                              									regeln.
                           Die Vorrichtungen zum selbsthätigen Ausrücken der Walzen, wie sie in den D. R. P. Nr.
                              									35968, 36034, 41800 u.a. besprochen sind, können im Hinblicke auf das in D. p. J. 1883 250 483 und
                              									1886 260 108 Gesagte übergangen werden.
                           Auch genügt es, aus den Patenten über Antriebsvorrichtungen
                                 										der Walzenstühle jenes von Hugo Luther in
                              									Braunschweig (D. R. P. Nr. 40907 vom 21. December 1885) zu besprechen, da die
                              									anderen nur unwesentlich von früheren Ausführungen abweichen. Die allgemeine
                              									Anordnung des Walzenstuhles von Luther zeigen die Fig. 10 und
                              										11 und
                              									ist aus denselben sofort ersichtlich, daſs die beiden inneren Walzen direkt durch
                              									Riemen von der Transmission angetrieben werden, zu welchem Zwecke die beiden
                              									Riemenscheiben R R1
                              									vorhanden sind. Von diesen inneren Walzen erfolgt der Antrieb der langsamer bewegten
                              									äuſseren beiden Walzen durch Reibungsräder und Mitnehmerscheiben in der Weise, daſs
                              									der veränderliche Walzenabstand keinen Einfluſs auf die Bewegungsübertragung nimmt.
                              									Es ist dies durch nachstehende sinnreiche Anordnung erreicht. Das gröſsere
                              									Reibungsrad A jedes Paares a,
                                 										A sitzt lose auf der hohlen Nabe eines Hebels h, welcher um o drehbar ist. Der verlängerte
                              									Walzenzapfen geht durch diese Nabe frei hindurch und trägt die Mitnehmerscheibe m bezieh. m1. Ein mit dem Reibungsrade verbundener Zapfen z greift in das genau passende Loch eines Steines oder Gleitstückes,
                              									welches sich in radialen Führungen der Mitnehmerscheibe bewegen kann und auch dann
                              									wirklich bewegt, wenn die Walzenachse etwas excentrisch zur Achse des Reibungsrades
                              									(Achse der Hebelnabe) steht. Durch die Spannfedern s
                                 										s1 werden die Hebel h h1 und hierdurch die groſsen
                              									Reibungsräder A A1
                              									gegen die kleinen gepreſst. Durch den Hebel H können in
                              									Vermittelung von Krummzapfen und Ketten die Gewichte G
                                 										G1 gehoben und dadurch die Walzen
                              									ausgerückt, ferner durch Excenter die Hebel h so
                              									bethätigt werden, daſs die Reibungsräder auſser Eingriff kommen.
                           Scheibenmühlen und Schleudermühlen oder Desintegratoren.
                              									Auch in diesen Maschinengruppen sind die Neuerungen von keinem wesentlichen Belange.
                              									Erwähnung mag die Verbindung einer Scheibenmühle mit einem Desintegrator finden,
                              									welche den Gegenstand des Patentes von Horn und Meinen in Berlin bildet (D. R. P. Nr. 42794 vom 4. August 1887). Die Maschine ist ihrer
                              									ganzen Anordnung nach dem Dismembrator von Nagel und
                                 										Kamp nachgebildet. Die wesentliche Abweichung liegt nur darin, daſs sich an
                              									den Einlauf die Mahlringe anschlieſsen, welche mit geriffelten, schmalen Mahlflächen
                              									auf dem ringförmigen Streifen m (Fig. 12) wirken.
                           Das einlaufende Mahlgut wird angeblich durch Schlagrippen und Zulaufrillen
                              									gleichmäſsig vertheilt zwischen die Mahlscheiben gebracht. Die fixe Mahlscheibe oder
                              									Mahlring ist auf einer Kautschuklage elastisch gelagert und durch Zug- und
                              									Druckschrauben montirt, die genauere Einstellung des Mahlscheibenabstandes erfolgt
                              									durch Verschiebung der Scheibenachse, welcher von Seiten der Schlagstifte deshalb
                              									kein Hinderniſs entgegengesetzt wird, weil dieselben mit ihren Enden in entsprechend
                              									tiefen Rillen der Gegenscheibe laufen. Gegen diese Verbindung der Scheibenmühle
                              									(welche Riffelwalzen ersetzen soll) mit dem Desintegrator läſst sich einwenden, daſs
                              									die Maschine die nothwendige Controle der richtigen Einstellung der Mahlscheiben
                              									nicht gestattet. Der Müller beurtheilt die richtige Einstellung sowohl bei
                              									Walzenstühlen als Scheibenmühlen aus dem Vergleiche des einlaufenden und
                              									auslaufenden Gutes; hier erfährt aber das Mahlgut eine doppelte Bearbeitung und es
                              									entzieht sich der Einfluſs der Mahlscheiben, oder der Schlagstifte für sich genommen
                              									der Beurtheilung. Aus diesem Grunde dürfte die „Schlagstift-Scheibenmühle“
                              									für besser eingerichtete Mühlen sich nicht empfehlen.
                           Die bei den Desintegratoren auftretenden, die Leistung vermindernden Luftwirbel will
                              										Gilbert Linie in London (D. R. P. Nr. 42630 vom 3.
                                 									August 1887) in eine kreisende Luftbewegung verwandeln,
                              									welche zugleich eine Sonderung des Mahlgutes in grobe und feine Theile bewirken
                              									soll. Die Skizze Fig. 13 zeigt, daſs zu diesem Zwecke unter den Desintegrator ein
                              									geschlossener Kasten gesetzt wird, in welchen bei a das
                              									Mahlgut, sowie Luft aus dem Inneren des Desintegrators eintritt. Der Mahlgut- und Luftstrom fährt
                              									gegen die Leitwände b, die gröberen Mahlguttheile
                              									gelangen nach I, während die feineren Theilchen von der
                              									bewegten Luft, welche durch c zum Desintegrator
                              									zurückkehrt, nach II getrieben werden. Zweifelsohne
                              									verbraucht eine regelmäſsige Luftströmung weniger Arbeit, als Luftwirbel verbrauchen
                              									können; um diese jedoch thunlichst zu beseitigen, muſs der Desintegratormantel
                              									ähnlich dem Gehäuse eines Ventilators geformt sein und muſs die Mahlgutzuführung,
                              									welche bei d angedeutet ist, unter thunlichstem
                              									Luftabschlusse erfolgen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
