| Titel: | Ergänzungen zur Theorie der Heissluftmaschinen; von Joh. Engel in Hamburg. | 
| Autor: | Joh. Engel | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 558 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ergänzungen zur Theorie der Heiſsluftmaschinen;
                           								von Joh. Engel in Hamburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 511 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Engel, Ergänzungen zur Theorie der Heiſsluftmaschinen.
                        
                     
                        
                           A. Offene Maschinen.
                           In den offenen Maschinen ist der Zustand 1 constant und durch den Zustand der
                              									atmosphärischen Luft bestimmt; p1 und T1 sind also bekannt. Läſst man V4 zunächst noch
                              									unbestimmt und nimmt dagegen für V1
                              									, das Volumen der Luftpumpe des älteren Ericsson'schen Systemes, eine gewisse Gröſse an, so ist
                              									auch G, das Gewicht der thätigen Luftmenge damit
                              									festgesetzt, nach der oben erwähnten Gleichung
                           
                              G=\frac{V_1\,p_1}{R\,T_1}
                              
                           Die höchste im Kreisprozesse vorkommende Temperatur T3 ist durch die constructiven Verhältnisse der
                              									Maschine gegeben.
                           Nimmt man zunächst auch m2 als gegeben an, so bleibt in Gl. 10 als einzige veränderliche Gröſse T2.
                           Unter Fortlassung constanter Factoren geht Gl. 10 über in
                           \frac{L}{V_4}\ \mbox{proportional}\
                                 										\frac{T_1+T_3-T_2-T_1\,T_3\,{T_2}^{-1}}{T_2^{\frac{m_2-1}{1}}} . . .
                              									(10a)
                           
                           und -\frac{1}{m_2-1}=a gesetzt
                           \frac{L}{V_4}\ \mbox{proportional}\
                                 										(T_1+T_3)\,{T_2}^a-{T_2}^{a+1}-T_1\,T_3T_2\,a-1 (11)
                           Dieser Werth wird in Bezug auf die Veränderliche T2 ein Maximum, wenn
                           
                              a\,(T_1+T_3)\,{T_2}^{a-1}-(a+1)\,{T_2}^a-(a-1)\,T_1\,T_3\,{T_2}^{a-2}=0
                              
                           das heiſst, wenn
                           
                              T_2=\frac{a}{2\,(a+1)}\,(T_1+T_3)+\sqrt{\frac{1-a}{1+a}\,T_1\,T_3+\frac{a^2}{4\,(a+1)^2}\,(T_1+T_3)^2}
                              
                           oder wieder -\frac{1}{m_2-1} gesetzt,
                              									wenn
                           T_2=\frac{T_1+T_3}{2\,(2-m_2)}+\frac{1}{2-m_2}\,\sqrt{m_2\,(m_2-2)\,T_1\,T_3+1/4\,(T_1+T_3)^2}
                              									(12)
                           Eine offene Maschine leistet also nur dann das gröſste Maſs von Arbeit für ein
                              									bestimmtes Volumen V4,
                              									wenn die Compression und Expansion nach der adiabatischen Curve dem für T2 in Gl. 12 gefundenen
                              									Werthe entsprechen. Ein Gleiches gilt überhaupt für alle aus zwei Curvenpaaren
                              									gebildeten Kreisprozesse mit constantem Zustande 1, d.h. auch für geschlossene
                              									Maschinen ohne Luftersatzpumpe und solche Maschinen, bei denen der niedrigste Druck
                              									immer dem atmosphärischen gleich erhalten wird.
                           Was nun den noch nicht besprochenen Werth von m2 anbelangt, also der Gröſse, von welcher die Art
                              									der Curven 2–3 und 4–1 abhängt, so kommen für offene Motoren eigentlich nur zwei der
                              									zu untersuchenden Kreisprozesse in Betracht, nämlich derjenige mit Erhitzung und
                              									Abkühlung der Luft bei constantem Volumen (m2
                              									= – ∞) und derjenige mit Erhitzung und Abkühlung der
                              									Luft bei constantem Drucke (m2 = 0).
                           Für m2
                              									= – ∞ wird in Gl. 12
                              										T_2=\sqrt{T_1\,T_3}.
                           Hier fallen Maximum der Gewichtsarbeit und Maximum der Raumarbeit zusammen.
                           Für m2 = 0 wird in Gl.
                              									12 T2 = ½ (T1 + T3).
                           Letzterer Werth für T2
                              									wurde in dem zweiten der obigen numerischen Beispiele angenommen.
                           Weil aber in diesem Beispiele nur eine 2 bis 3 Proc. gröſsere Raumarbeit erreicht
                              									wurde als im ersteren, so bleibt die Kenntniſs der Maximal-Raumarbeit für die
                              									offenen Motoren und solche mit niedrigem Drucke überhaupt nur von mehr theoretischem
                              									Interesse.
                           Wichtiger wird die Kenntniſs der Raumarbeit allerdings für die Construction
                              									geschlossener Heiſsluftmaschinen mit höherem Drucke, wovon weiter unten die Rede
                              									sein wird.
                           In nachfolgender Tabelle sind nach Gl. 12 die Werthe von T2 berechnet, für welche ein Kreisprozeſs mit
                              									dem beigesetzten Werthe von m2 die Maximal-Raumarbeit leistet, vorausgesetzt, daſs m1
                              									= 1,41 ist, also 1–2 und 3–4 adiabatische Curven sind.
                              									Für die höchste und niedrigste Temperatur wurden je drei verschiedene Werthe
                              									angenommen.
                           
                              Tabelle A
                              
                           Kreisprozesse mit constantem Zustande 1; m1 = 1,41; die Werthe von T2 und \frac{V_4}{V_1}
                              									entsprechen dem Maximum der Raumarbeit für die betreffenden Werthe von m2.
                           
                              
                                 Werthe vonm2
                                 T3 = 573
                                    												undT1
                                    											= 288
                                 T3 = 473
                                    												undT1=303
                                 T3 = 380
                                    												undT1
                                    											=350
                                 
                              
                                 
                                    
                                    T2
                                    
                                 
                                    \frac{V_4}{V_1}
                                    
                                 
                                    
                                    T2
                                    
                                 
                                    \frac{V_4}{V_1}
                                    
                                 
                                    
                                    T2
                                    
                                 
                                    \frac{V_4}{V_1}
                                    
                                 
                              
                                     – ∞
                                 406,2
                                   1
                                 378,6
                                   1
                                 364,7
                                   1
                                 
                              
                                     – ½
                                 422,5
                                   1,225
                                 384,9
                                   1,147
                                 364,9
                                   1,004
                                 
                              
                                        0
                                 430,5
                                   1,331
                                 388
                                   1,219
                                 365
                                   1,041
                                 
                              
                                     + ½
                                 452,4
                                   1,604
                                 397
                                   1,420
                                 365,3
                                   1,082
                                 
                              
                                     + ¾
                                 484,4
                                   1,958
                                 412,2
                                   1,734
                                 365,9
                                   1,163
                                 
                              
                                     + 0,9
                                 526,1
                                   2,350
                                 437,3
                                   2,191
                                 367,7
                                   1,390
                                 
                              
                                     + 0,999
                                 572,4280
                                   2,717
                                 472,5281
                                   2,711
                                 379,6239
                                   2,698
                                 
                              
                                     + 1
                                 573
                                      ?
                                 473
                                      ?
                                 380
                                       ?
                                 
                              
                           Es ist wohl zu beachten, daſs die hier mit einander verglichenen Kreisprozesse in der
                              									höchsten Temperatur und dem Zustande 1 übereinstimmen. Der höchste Druck ist bei den
                              									verschiedenen Kreisprozessen ungleich.
                           Aus den für T2 gefundenen Werthen geht zunächst hervor, daſs bei den aus einem adiabatischen und einem anderen
                                 										Curvenpaare zusammengesetzten Kreisprozessen bei constantem Zustande 1 und
                                 										gleicher höchster Temperatur das Maximum der Gewichtsarbeit nur dann mit dem
                                 										Maximum der Raumarbeit zusammenfällt, wenn die Erhitzung der Luft bei constantem
                                 										Volumen stattfindet.
                           Erfolgt dagegen bei Erwärmung der Luft
                              									(auf der Curve 2–3) eine Volumenvergröſserung, so muſs,
                                 										damit das Maximum der Raumarbeit erreicht werde, die Compression auf der
                                 										adiabatischen Curve (1–2) höher ausfallen als
                                 										erforderlich für das Maximum der Gewichtsarbeit, und zwar um so höher, je
                                 										niedriger die Curve 2–5 verläuft.
                           Der Werth von \frac{V_4}{V_1} steigt mit zunehmenden Werthen von
                              										m2; geht aber für
                              									solche Curven, die ganz nahe der isothermischen verlaufen, durchaus nicht ins
                              									Unendliche über, sondern nähert sich einer ganz bestimmten Gröſse = etwa 2,7. Ebenso
                              									ist bemerkenswerth, daſs das Verhältniſs der Temperaturen T1 und T3 immer weniger Einfluſs auf den Werth von
                              										\frac{V_4}{V_1} ausübt, je mehr die Linie 2–3 der
                              									isothermischen Curve nahe kommt. Daraus muſs geschlossen werden, daſs auch für die isothermische Curve
                              									ein Maximum der Raumarbeit existirt, worüber in Nachfolgendem noch näherer
                              									Aufschluſs gegeben werden soll.
                           Für die isothermische Curve würde die Temperaturensumme der allgemeinen
                              									Leistungsformel gleich Null und der Werth von s2 gleich unendlich werden, so daſs die allgemeine
                              									Leistungsformel nicht auf den Carnot'schen Kreisprozeſs
                              									angewandt werden kann. Die Leistungsformel ist vielmehr, wie bekannt:
                           L=\left(1-\frac{T_1}{T_3}\right)\,.\,V_2\,.\,p_2\,.\,lnat\,\frac{V_3}{V_2}
                              									. . . . . . (13)
                           und, weil
                           G=\frac{V_2\,.\,p_2}{R\,T_3}=\frac{V_4\,.\,p_4}{R\,T_1},
                           so ist
                           V_2\,.\,p_2=V_4\,.\,p_4\,.\,\frac{T_3}{T_1}.
                           Setzt man diesen Werth von V2 . p2 in
                              									(13) ein, so wird
                           L=\left(\frac{T_3}{T_1}-1\right)\,.\,V_4\,.\,p_4\,.\,lnat\,\frac{p_1}{p_4}
                              									. . . . . . (14)
                                                                                                   
                              										\left(\mbox{NB}.\ \frac{V_3}{V_2}=\frac{p_1}{p_4}\right)
                           Die Raumarbeit für den Carnot'schen Kreisprozeſs ist
                              									also
                           \frac{L}{V_4}=\left(\frac{T_3}{T_1}-1\right)\,.\,p_4\,.\,lnat\,\frac{p_1}{p_4}
                              									. . . . . . (15)
                           oder \frac{L}{V_4} direkt proportional
                              										p_4\,.\,lnat\,\frac{p_1}{p_4}.
                           Dieser Werth wird mit Bezug auf die Veränderliche p4 ein Maximum, wenn
                           
                              lnat\,p_1-lnat\,p_4-1=0,
                              
                           d.h., wenn
                           
                              
                                 oder
                                 p1 = e . p4V4 = e . V1
                                 . . . . . . . . (16)
                                 
                              
                           wird.
                           Die Zahl, auf welche die Tabelle A hinführt, ist also die Basis der natürlichen
                              									Logarithmen, e = 2,71828 . . . . .
                           Die Maximal-Raumarbeit für den Carnot'schen
                                 										Kreisprozeſs (dessen Curvenpaare bezieh. isothermische und adiabatische
                              									Linien sind) wird immer geleistet, wenn
                              									\frac{V_4}{V_1}
                              									oder
                              									\frac{p_1}{p_4}=e
                              									ist. Dieses Verhältniſs bleibt unabhängig von der
                                 										Compression auf der adiabatischen Curve, also unabhängig von den Temperaturen
                                 										T1
                              									und T3
                              									.
                           
                        
                           B. Geschlossene Motoren.
                           Die Maximalleistung der mit erhöhtem Luftgewichte betriebenen geschlossenen
                              									Heiſsluftmaschinen wird auſser durch die höchste und niedrigste Temperatur im
                              									Kreisprozesse auch durch den höchsten zulässigen Druck bestimmt, und eben wegen der
                              									Abhängigkeit zwischen Leistung und Druck muſs dieser höchste Druck in allen zu vergleichenden Kreisprozessen als eine constante
                              									Gröſse angenommen werden.
                           Der Zustand 1 wird demnach veränderlich je nach dem Kreisprozesse und zwar wird bei
                              									constanter Temperatur T1 das Luftgewicht G um so gröſser, je gröſser
                              									der Druck p1 und das
                              									Volumen V1 werden, bei
                              									unverändert gedachtem Volumen V4. Mit einer solchen Vergröſserung des Luftgewichtes
                              									steigt auch die Leistung der Maschine, jedoch geschieht das nur bis zu einem
                              									bestimmten Grade. Von da an nimmt die Leistung wieder ab, wenn, wie vorausgesetzt,
                              									ein bestimmter höchster Druck nicht überschritten werden soll.
                           Es sollen hier zunächst wieder diejenigen Kreisprozesse untersucht werden, in
                              									denen
                           1–2 und 3–4 adiabatische Curven sind.
                           Die Raumarbeit ist allgemein:
                           \frac{L}{V_4}=\frac{G\,.\,\frac{1}{A}\,.\,s_2\,(T_1+T_3-T_2-T_4)}{V_4}
                              									. . . . (17)
                           Hierin ist, wie definirt, auſser T2 (und also T4) noch G
                              									veränderlich, hingegen V4 constant.
                           Zur Erleichterung der Rechnung soll indessen zunächst V4 als veränderlich und V1 als constant gelten,
                              									so daſs vom Zustande 1 nur p1 veränderlich bleibt, wobei ein für alle Kreisprozesse constanter
                              									höchster Druck, der mit pn bezeichnet werden möge, vorausgesetzt wird.
                           Hiernach ist es wiederum erlaubt, zunächst p1 und somit G als
                              									constant und dafür pn
                              									als veränderlich anzunehmen. Multiplicirt man nun die Leistung mit der constanten
                              									Gröſse pn und dividirt
                              									durch den jeweiligen höchsten Druck (entweder p3 oder p2 so würde man wieder die Leistung für den constanten Maximaldruck pn und ein veränderliches Luftgewicht erhalten.
                           Für ein veränderliches G bei höchstem constanten Drucke
                              										pn ist also die
                              									rechte Seite der Gl. (17) noch mit \frac{p_n}{p_3} oder
                              										\frac{p_n}{p_2} zu multipliciren.
                           Zunächst mögen die Kreisprozesse, in denen
                           
                              p3 höchster Druck
                              
                           ist (m2 zwischen – ∞ und 0), untersucht werden.
                           Es sind bekanntlich
                           
                              G=\frac{V_3\,p_3}{R\,T_3},\ \mbox{ferner}\
                                 										V_4=V_3\,\left(\frac{T_2}{T_1}\right)^{\frac{1}{k-1}}
                              
                           Diese Werthe in Gl. (17) eingesetzt und beachtet, daſs die rechte Seite der Gleichung
                              									noch mit \frac{p_n}{p_3} zu multipliciren ist, gibt
                           
                           \frac{L}{V_4}=\frac{\frac{p_n}{p_3}\,.\,\frac{V_3\,.\,p_3}{R\,T_3}\,.\,\frac{1}{A}\,.\,s_2\,(T_1+T_3-T_2-T_1\,T_3\,{T_2}^{-1})}{V_3\,\left(\frac{T_2}{T_1}\right)^{\frac{1}{k-1}}}
                              									. . . (18)
                           Faſst man in Gl. (18) die constanten Factoren zusammen, so erhält dieselbe folgende
                              									Form:
                           \frac{L}{V_4}=\frac{p_n\,.\,{T_1}^{\frac{1}{k-1}}}{A\,R\,T_3}\,.\,s_2\,.\,\frac{T_1+T_3-T_2-T_1\,T_3\,{T_2}^{-1}}{T_2^{\frac{1}{k-1}}}
                              									. . . (19)
                           also
                           
                              
                                 
                                    \frac{L}{V_4}
                                    
                                 direkt
                                 proportional
                                 s2 und
                                    											ferner
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                    \frac{T_1+T_3-T_2-T_1\,T_3\,{T_2}^{-1}}{T_2^{\frac{1}{k-1}}}
                                    
                                 
                              
                           Der Werth von \frac{L}{V_4} wird (Entwickelung wie bei Gl. 12) ein
                              									Maximum, wenn
                           T_2=\frac{T_1+T_3}{2\,(2-k)}-\frac{1}{2-k}\,\sqrt{k\,(k-2)\,T_1\,T_3-1/4(T_1+T_3)^2}  
                              									(20)
                           (NB. Hier gilt für die Wurzel das negative Vorzeichen.)
                           Setzt man T1 = 303 und
                              										T3 = 473, so wird
                              										T2 = 357,68. Die
                              									Compression muſs hier also geringer werden als
                              									diejenige für die Maximal-Gewichtsarbeit.
                           
                              (Schluſs folgt.)