| Titel: | Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 269, Jahrgang 1888, S. 577 | 
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                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 529 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           
                              Gold und Silber. Goldgewinnung auf nassem Wege.
                              
                           Das Plattner'sche Goldextractionsverfahren mittels
                              									Chlorgas besteht bekanntlich darin, daſs das Gold in dem Gold haltigen Materiale in
                              									lösliches Goldchlorid verwandelt und dann das Gold mittels Eisenvitriols oder
                              									Holzkohle ausgefällt wird. Sobald aber die Gold haltigen Pyrite, welche vorzugsweise
                              									dem Plattner'schen Verfahren unterworfen werden,
                              									gröſsere Mengen von Körpern enthalten, auf welche das Chlor gleichfalls einwirkt, so
                              									ist das Verfahren wegen der groſsen Mengen unnütz verbrauchten Chlores nicht mehr
                              									vortheilhaft.
                           Damit das Gold in den Pyriten freigelegt wird, müssen dieselben geröstet werden, und
                              									zwar derartig, daſs die Schwefelmetalle in durch Chlor nur wenig angreifbare Oxyde
                              									verwandelt, dagegen die Bildung von Eisensalzen vermieden wird, weil durch diese das
                              									Gold aus dem Goldchloride ausgeschieden wird.
                           Ueber die Zusammensetzung amerikanischer Gold haltiger Kiese, wie man sie durch
                              									Verwaschen der Amalgamationsrückstände erhält, gibt C.
                                 										Schnabel (Zeitschrift des Vereines deutscher
                                 										Ingenieure, 1888 S. 596) folgende Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                 IEureka und IdahoMines, Grass Valley
                                 IIWashington MineMaripoza County
                                 IIIBlack Bear MineKlamath County
                                 
                              
                                 Cu
                                   0,85
                                   0,00
                                   0,00
                                 
                              
                                 Pb
                                   0,78
                                   1,50
                                   0,00
                                 
                              
                                 Au
                                         0,02743
                                         0,00914
                                       0,0137
                                 
                              
                                 Ag
                                       0,0068
                                       0,0035
                                       0,0030
                                 
                              
                                 Zn
                                   0,00
                                   1,34
                                   0,00
                                 
                              
                                 Fe
                                 40,65
                                 30,85
                                 42,05
                                 
                              
                                 As
                                 Spur
                                   0,00
                                 21,25
                                 
                              
                                 S
                                 32,80
                                 31,33
                                 25,10
                                 
                              
                                 Si
                                 12,64
                                 33,30
                                 10,35
                                 
                              
                                 Al
                                   0,10
                                   0,00
                                   0,85
                                 
                              
                                 Mg
                                   3,50
                                   0,00
                                   0,00
                                 
                              
                                 O und Verlust
                                   8,65
                                   1,67
                                   0,38
                                 
                              
                           Wenn die Erze Kalk und Magnesia enthalten, so werden sie am Schlusse der Röstung mit
                              									etwas Kochsalz versetzt. Dieses entwickelt in Folge der Einwirkung von
                              									Schwefelsäure-Anhydrid oder -Hydrat, welche Verbindungen bei der Zersetzung des bei
                              									der Röstung des Pyrites gebildeten Eisensulfates entstehen, Chlor bezieh.
                              									Chlorwasserstoff. Beide Stoffe bilden mit Kalk und Magnesia Chloride, so daſs das
                              									freie Chlor, welches auf Gold einwirken soll, nicht zur Bildung fremder Chloride
                              									verwendet wird. Blei verwandelt sich bei der Röstung zunächst in Bleisulfat. Dieses
                              									wird mit dem zugesetzten Kochsalze in Glaubersalz und Bleichlorid bezieh.
                              									Bleioxychlorid verwandelt. Wenn Silber haltige Golderze einer chlorirenden Rüstung unterworfen werden, so
                              									tritt nach Egleston leicht ein sehr bedeutender Verlust
                              									durch Verflüchtigung des Goldchlorides ein, was um so eher der Fall sein soll, wenn
                              									gleichzeitig Kupferchlorid vorhanden ist. Auſserdem werden die Goldtheilchen leicht
                              									durch Chlorsilber umhüllt und daher vor der Einwirkung des Chlores geschützt. Das
                              										Plattner'sche Verfahren hat also seine
                              									Schattenseiten. De Lacy, Mears, Henderson u.a. haben
                              									das Verfahren verbessert. Mears führt die Chloration
                              									des Goldes in einem mit Bleiblech ausgefütterten umlaufenden eisernen Cylinder unter
                              									Druck aus. Das Chlor wird zu diesem Zwecke entweder in einem besonderen Gefäſse
                              									hergestellt und dann in das Extractionsgefäſs hineingepreſst, oder die Herstellung
                              									des Chlores findet in dem Chlorirungsgefäſse selbst statt. In dem letzteren Falle
                              									bringt man nach dem Vorschlage von Davis mit den Erzen
                              									Chlorkalk in den genannten Cylinder und setzt Schwefelsäure hinzu. Durch den Umlauf
                              									des Cylinders soll vorzugsweise bewirkt werden, daſs die einzelnen Erztheilchen
                              									zerrieben werden, damit die Goldtheilchen dann besser der Einwirkung des Chlores
                              									ausgesetzt sind. Nach der Auslaugung des Goldchlorides mit Wasser, bringt man die
                              									Goldlösung in Klärgefäſse oder filtrirt sie durch Sackfilter oder Holzkohle.
                           Eine klare Goldlauge zeigte nach Deetken die
                              									nachstehende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Grains
                                 
                              
                                 Aluminiumsulfat
                                 6,98
                                 
                              
                                 Magnesiumsulfat
                                 13255
                                 
                              
                                 Bleisulfat
                                 4,16
                                 
                              
                                 Natriumsulfat
                                 426,62
                                 
                              
                                 Goldchlorid
                                 10,44
                                 
                              
                                 Eisenchlorid
                                 0,32
                                 
                              
                                 Kupferchlorid
                                 8,95
                                 
                              
                                 Natriumchlorid
                                 536,00
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,24
                                 
                              
                                 Freies Chlor
                                 101,02
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 1227,28
                                 
                              
                           Wendet man, wie Davis vorgeschlagen hat, Holzkohle zum
                              									Filtriren an, so wird die Gold haltige Holzkohle an der Luft getrocknet und in einem
                              									Muffelofen verbrannt. Die Asche wird zur Entfernung löslicher Salze mit Salzsäure
                              									behandelt, nach der Auswaschung getrocknet und der Rückstand in einem Tiegel
                              									geschmolzen.
                           In neuerer Zeit ist eine Modification des Plattner'schen
                              									Verfahrens von Newberry-Vautin aufgekommen, von welchem
                              									wir schon in Kürze Mittheilung gemacht haben (1888 269
                              									368). Eine Chlorirungsanlage nach dieser Erfindung wurde in den Dimensionen eines
                              									Werkes unter Vautin's Leitung in British Wharf,
                              									Clinkstreet, Southwark, errichtet (Berg- und Hüttenmännische
                                 										Zeitung, 1888 S. 69).
                           In diesem neuen Systeme wird das vorbereitete Erz mittels eine Trichters a (Fig. 16) in den
                              									Chlorirungsbehälter A gefüllt. Dieser besteht aus einem
                              									drehbaren Fasse aus Eisen, mit Blei und Holz gefüttert und hinreichend stark, um einen
                              									Druck von 6at,6 auszuhalten. Einer Füllung von 30
                              									Centner werden die nöthigen Mengen Wasser, sowie Schwefelsäure und Chlorkalk zur
                              									Entwickelung von Chlorgas hinzugesetzt. Nach gasdichter Verschlieſsung mittels des
                              									Mannlochdeckels wird ein eigens construirtes Ventil durch einen Gummischlauch mit
                              									einer Druckpumpe b verbunden und Luft von hinreichendem
                              									Drucke (etwa 4at) behufs Verflüssigung des Chlores
                              									in das Chlorirgefäſs gepreſst. Das Ventil wird geschlossen, der Schlauch abgezogen
                              									und das Faſs während vier Stunden, je nach der Gröſse der Goldkörner, gedreht, um
                              									die Bildung von Goldchlorid zu bewirken. Man stellt dann das Chlorirfaſs still,
                              									läſst den Luftdruck zurückgehen, während alles Chlorgas in einem mit Kalkwasser
                              									gefüllten Fasse B absorbirt wird. Nach Entfernung des
                              									Deckels wird das Faſs A in ein darunter aufgestelltes
                              									Filter, d.h. in ein bleigefüttertes, eisernes Laugegefäſs C mit falschem Boden abgelassen, worauf die Goldlösung mittels einer
                              									Vacuumpumpe c abgesogen wird, unter Nachspülen des
                              									Erzes mit Wasser bis zur Erschöpfung des Goldgehaltes. Die Goldlösung wird dann aus
                              									dem Reservoir E über Holzkohle nach D filtrirt, wodurch das Goldchlorid in der bereits
                              									mitgetheilten Weise zersetzt wird.
                           Unter der Voraussetzung, daſs die Ausfütterung des Chlorirungsbehälters nicht zu
                              									schnell zerstört werden wird, dürfte das Verfahren hinsichtlich der Schnelligkeit
                              									und der Zuverlässigkeit in der Ausführung die bestehenden Verfahren zurückdrängen.
                              									Das beschriebene Verfahren ist bereits auf verschiedenen Werken Australiens in
                              									Aufnahme gelangt. Engineering and Mining Journal findet
                              									nichts Originelles und Eigenthümliches an dem Verfahren, während Engineering, Bd. 44 S. 555, hervorhebt, daſs den
                              									bekannten Verfahren von de Lacy und Mears gegenüber wesentliche Unterschiede vorlägen.
                           Eine andere Modification des Plattner'schen Verfahrens
                              									und der Davis'schen Abänderung an demselben ist von H. Munktell in Falun erfunden worden. Bei Munktell's Verfahren (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1887 S. 533, Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1887 S. 225) wird
                              									durch die, wenn nothwendig, vorher gerösteten und von Oxydulsalzen rein gewaschenen
                              									Erze eine Flüssigkeit durchfiltrirt, welche aus einem Gemenge von schwacher
                              									Chlorkalklösung und verdünnter Salzsäure oder einer anderen Säure besteht. Das
                              									Zusammenmischen der beiden Flüssigkeiten, Chlorkalklösung einerseits und verdünnte
                              									Säure andererseits findet unmittelbar vor dem Eintritte in die Erzpost statt.
                              									Chlorkalk und Säure werden hierbei in ihrem Aequivalentverhältnisse
                              									zusammengebracht.
                           Der Verlauf des Prozesses ist der folgende:
                           Die zerkleinerten, geeignetenfalls vorher gerösteten Erze werden durch ein Tuch
                              									gesiebt, dessen Stärke nach der Filtrirbarkeit der zerquetschten Masse bestimmt
                              									wird. Man kann im Allgemeinen annehmen, daſs die Grenze für die Feinheit zwischen 150 und 250
                              									Löchern für 1qcm liegt. Um etwa vorhandenes Silber
                              									und Kupfer zu gewinnen und um die Röstung zu beschleunigen oder zu vervollkommnen,
                              									sowie, um die für die Goldextraction erforderliche Salzsäure zu erhalten, setzt man
                              									je nach dem Schwefelgehalte weniger oder mehr Procente Kochsalz bei der
                              									Zerkleinerung hinzu. Ist der Gehalt an Kupfer, sowie der an Silber gering, so setzt
                              									man nur so viel Kochsalz hinzu, daſs der unbedeutende Bedarf an Salzsäure durch die
                              									Condensation der abziehenden Gase gedeckt wird. Die Masse wird sodann in Flamm- oder
                              									Muffelöfen geröstet, bis alle Schwefel-, Arsen- oder Antimonverbindungen zersetzt
                              									sind.
                           Fig. 17 bis
                              										19 zeigen
                              									die Ofenconstruction, welche zu Falun in Schweden angewendet wird. Die Masse wird
                              									durch eine Feuerung auf sechs unter dem Herde liegenden Rosten a erwärmt, von welchen drei von der einen, drei von der
                              									anderen Seite gefeuert werden. Das im Feuerungsraume unvollständig verbrannte Gas
                              									trifft mit Luft zusammen, welche durch den Luftkanal b
                              									am entgegengesetzten Ende der Feuerstelle eindringt, wodurch die Gase so vollständig
                              									als möglich verbrannt werden, bevor sie über die Feuerbrücken c zu beiden Seiten des Herdes e umwenden, um in der Mitte des Ofens zusammenzutreffen und durch eine
                              									Spalte d im Gewölbe zu verschwinden.
                           Von hier aus gehen sie, entweder während der fortgesetzten Feuerung direkt in den
                              									Schornstein, oder sie werden nach Erwärmung der Beschickung mit ihrem Gehalte an
                              									Salzsäure zum Condensationsthurme f geleitet.
                           Die geröstete Masse wird in Bottiche (Fig. 20 und 21)
                              									geschüttet, die aus haltbarem Holze gefertigt und von guter Construction sind, worin
                              									zuerst die Oxydulsalze, geeignetenfalls auch Kupfer- und Silbersalze mit warmem
                              									Wasser ausgelaugt werden, worauf das Gold mittels einer in b (Fig.
                                 										22 bis 24) befindlichen Lösung von 0,6 bis 0,7 Proc. Chlorkalk in Wasser
                              									extrahirt wird, welche Lösung in thönernen oder hölzernen Röhren d kurz vorher mit einem gleichen Volumen Salzsäure von
                              									1,002 bis 1,003 spec. Gew. aus Gefäſs c sich vereinigt.
                              									Diese Flüssigkeit muſs nun langsam durch die Masse in a
                              									filtriren, bis eine Probe der durchgelaufenen Lösung mit einer angesäuerten Lösung
                              									von Zinnchlorür eine Reaction auf Gold nach 1 oder 2 Stunden Stehens nicht mehr
                              									zeigt. e sind Läden über den Lösegefäſsen, f ist eine Leitung zum Schornsteine, g ein durchlöcherter Losboden von Steingut, h eine Decke von 15mm
                              									Thon mit 25mm Deckbrettern. Die Goldlösung wird in
                              									hölzernen Bassins aufgesammelt und unter Dampferwärmung (etwa 60 bis 70° O.) auf
                              									eine der gewöhnlichen Weisen mit Eisenvitriol, Schwefelnatrium, schwefliger Säure
                              									u.a. gefällt. Um die vollständige Absetzung des Goldes in der Lösung zu
                              									beschleunigen, wird bei de Fällung ein wenig aufgelöster Bleizucker zugesetzt. Im
                              									Allgemeinen kann man
                              									annehmen, daſs die aus der gerösteten Masse zuerst ausgewaschene Oxydul haltige
                              									Lösung zur Fällung des Goldes ausreicht, ohne daſs man eines anderen Fällungsmittels
                              									bedarf. Bei dem Kupferwerke in Falun, wo die Methode 1885 eingeführt wurde, sind im
                              									Laufe von zwei Jahren der Abfall von etwa 29000t
                              									Kupfererz, sowie 1500t reicheres Golderz auf oben
                              									beschriebene Weise behandelt worden.
                           Zur Beleuchtung der ökonomischen Seite des Verfahrens folgen hier Angaben über die
                              									Behandlung des Abfalles, sowie des Golderzes im J. 1886, in welchen Kosten und
                              									Ausgaben, jedoch nicht für Verwaltung und Ausbesserungen, enthalten sind. Der Abfall
                              									von 14000t Kupfererz enthielt vor der
                              									Goldextraction 28,71 Gold in der Tonne, nach der Goldextraction 0g,263 Gold für die Tonne.
                           Die Behandlung kostete für die Tonne:
                           
                              
                                 Chlorkalk 3k à 13,71
                                    											Pf.
                                 0,41 M.
                                 
                              
                                 Schwefelsäure 3k,8 à 2,1
                                    											Pf.
                                 0,08  „
                                 
                              
                                 Bleizucker und Reagentien
                                 0,06  „
                                 
                              
                                 Brennmaterial zur Dampfwärmung
                                 0,11  „
                                 
                              
                                 Arbeit
                                 0,09  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 0,75 M.
                                 
                              
                           960t Golderz enthielten vor der Goldausbeutung in
                              									der Tonne 33g,93, nach der Goldausbeutung in der
                              									Tonne 0g,39.
                           Die Behandlung kostete für die Tonne:
                           
                              
                                 Chlorkalk 15k à 13,71
                                    											Pf.
                                  2,06 M.
                                 
                              
                                 Schwefelsäure 20k à 2,1
                                    											Pf.
                                  0,42  „
                                 
                              
                                 Bleizucker und Reagentien
                                  0,56  „
                                 
                              
                                 Kochsalz 80k à 2,24
                                    											Pf.
                                  1,79  „
                                 
                              
                                 Steinkohle 85k à 18 M. für
                                    											die Tonne
                                  1,52  „
                                 
                              
                                 Holz 0cbm,67 à 2,57
                                    											M.
                                  1,68  „
                                 
                              
                                 Holz zur Dampfwärmung
                                  0,28  „
                                 
                              
                                 Arbeitslöhne
                                  3,92  „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 12,23 M.
                                 
                              
                           Gegenüber dem alten Plattner'schen Verfahren ergeben
                              									sich aus dem Munktell'schen Verfahren folgende
                              									Vortheile:
                           1) Es sind keine Chlorentwickelungapparate und zugehörige Leitungen erforderlich, und
                              									entfallen daher die mit diesen unvermeidlich verbundenen Gefahren für die Gesundheit
                              									der Arbeiter. Die schwachen Lösungen erreichen in keiner Weise den Sättigungsgrad in
                              									Betreff der Aufnahme von Chlor, und ist daher Chlorentweichung höchst
                              									unbedeutend.
                           2) Die Auflösung des Goldes geschieht gleichmäſsig, und kann die Extraction
                              									fortgesetzt werden, bis jede Spur von Gold ausgezogen ist, was mit gröſster Schärfe
                              									mittels Zinnchlorür geprüft werden kann. Selbstverständlich wird der jeweilige
                              									ökonomische Calcül bestimmen, bis zu welcher Grenze die Auslaugung fortzusetzen
                              									ist.
                           3) Es können hölzerne Bottiche oder Kasten angewendet werden, da dieselben durch die
                              									schwachen Lösungen nicht leiden, was die Anlagekosten bedeutend verringert.
                           
                           4) Die in der Lösung stattfindende Bildung von Chlorcalcium zersetzt etwaiges
                              									Hornsilber, die Anwesenheit von Silber stört daher den Prozeſs in keiner Weise.
                           5) Es müssen Chlor bezieh. die betreffenden Reagentien nicht im Ueberschusse
                              									angewendet werden, da man den Grad der Auslaugung jeden Augenblick controliren und
                              									den Prozeſs beliebig unterbrechen kann.
                           6) Die hierbei anlaufenden Arbeitskosten sind bedeutend geringer, als bei irgend
                              									einer der bisherigen Goldgewinnungsmethoden.
                           Das Munktell'sche Verfahren ist in verschiedenen
                              									Staaten, z.B. auch in Oesterreich-Ungarn patentirt, wohingegen von einem
                              									Patentschutze im Deutschen Reiche nichts verlautet.
                           
                        
                           
                              Gold- und Silberscheidung.
                              
                           Im Probirlaboratorium zu New York geschieht nach Egleston die Trennung des Goldes vom Silber durch Schwefelsäure. Die
                              									Legirungen, welche geschieden werden sollen, werden derartig mit Silber
                              									zusammengeschmolzen, daſs auf 1 Th. Gold 4 Th. Silber kommen. An Kupfer darf nicht
                              									mehr als 1/12 des
                              									Gewichtes der Legirung vorhanden sein. Nachdem die Legirung granulirt ist, wird sie
                              									in guſseisernen Kesseln mit der dreifachen Gewichtsmenge concentrirter Schwefelsäure
                              									von 66° B. behandelt. Die erhaltene Silbersulfatlösung
                              									wird in mit Blei ausgekleidete Bottiche übergeschöpft, während der Gold haltige
                              									Rückstand in andere Kessel gebracht und darin wiederholt mit Schwefelsäure gekocht
                              									wird.
                           Der ausgekochte Rückstand wird dann in einem mit Blei ausgekleideten Bottiche
                              									wiederholt mit heiſsem Wasser behandelt, darauf in einer Wasserdruckpresse von dem
                              									gröſsten Theile des Wassers befreit, in einem mit Dampf geheizten Ofen getrocknet
                              									und schlieſslich in Graphittiegeln unter einer Decke von Knochenasche
                              									geschmolzen.
                           Die bei dem Kochen der Legirung mit Schwefelsäure entweichenden Dämpfe von
                              									schwefliger Säure werden durch Wasser, welches theils in mit Koks gefüllten
                              									Bleithürmen herabrieselt, theils in Röhren als Sprühregen niederfällt, condensirt.
                              									Zuweilen wird auch die SO2 in Bleikammern in
                              									Schwefelsäure verwandelt.
                           Die von dem Gold haltigen Rückstande getrennte Silbersulfatlösung wird auf 20° B.
                              									verdünnt und dann unter Erwärmen durch eingeleiteten Wasserdampf mit Kupfer
                              									behandelt, wodurch das Silber niedergeschlagen wird. Das Fällsilber wird auf einem
                              									Filter ausgewaschen, in einer Wasserdruckpresse zu Kuchen gepreſst, in einem
                              									kupfernen Dampftrockner getrocknet und dann in Graphittiegeln mit Salpeter, Borax
                              									und Soda unter einer Decke von Knochenasche geschmolzen. Die Mutterlauge von der
                              									Silberfällung wird auf Kupfervitriol verarbeitet.
                           Die Gold und Silber haltigen Abfälle (Flugstaub, Kehricht, Asche) werden nach der
                              									Zerkleinerung durch einen Steinbrecher gemahlen und dann durch einen Wasserstrom in
                              									mehrere Systeme unter einander stehender Trichter geführt, in welchen sich die
                              									metallischen Theile zu Boden setzen. Der Bodensatz wird zu einem König
                              									zusammengeschmolzen und auf die beschriebene Weise geschieden. Die aus den Trichtern
                              									abflieſsende Trübe wird der Amalgamation in besonderen Pfannen unterworfen. Das
                              									Amalgam wird ausgeglüht, während die aus den Pfannen abflieſsende Trübe in
                              									Klärgefäſse geleitet wird, in welchen sich ein Metall haltiger Schlamm absetzt, der
                              									getrocknet und dann an die Krätzeschmelzer verkauft wird.
                           In der Münze zu Philadelphia wird die Goldscheidung nach dem Verfahren von Mason ausgeführt. Es besteht in der Herstellung einer
                              									Legirung, welche in 285 G.-Th. 100 G.-Th. Gold enthält, in der Behandlung der
                              									granulirten Legirung mit Salpetersäure in Töpfen aus Steingut, welche in einem durch
                              									Dampf erwärmten Wasserbade stehen, und in dem zweimaligen Auskochen des
                              									Goldrückstandes mit Schwefelsäure. Das so geschiedene Gold hat einen Feingehalt von
                              									0,998. Aus der erhaltenen Silbernitratlösung wird das Silber durch Kochsalz als
                              									Chlorsilber ausgefällt, aus welchem das Silber durch Zink reducirt wird.
                           In der Münze zu San Francisco wird die Goldscheidung mit Hilfe von Schwefelsäure
                              									ausgeführt. Die Ausfällung des Silbers aus der Sulfatlösung geschieht durch
                              									Eisenvitriol. (Vgl. Berg- und Hüttenmännische Zeitung,
                              									1887 Nr. 16, 17, 20, 21, 22; Zeitschrift des Vereines
                                 										deutscher Ingenieure, 1888 S. 599; Engineering
                              									vom 9. und 16. Juli 1887 u.s.w.)
                           Zum Schlusse mögen noch einige statistische Mittheilungen hier Platz finden.
                           Die Reinproduction des siebenbürgischen Goldbezirkes betrug im J.:
                           
                              
                                 1876
                                 1276,4462k
                                 
                                 
                              
                                 1877
                                 1109,5540
                                 
                                 
                              
                                 1878
                                 1241,3400
                                 
                                 
                              
                                 1879
                                 1013,3799
                                 
                                 
                              
                                 1880
                                 1097,1979
                                 
                                 
                              
                                 1881
                                 1063,8588
                                 
                                 
                              
                                 1882
                                 1177,8259
                                 
                                 
                              
                                 1883
                                 1043,1830
                                 
                                 
                              
                                 1884
                                 1077,5339
                                 
                                 
                              
                                 1885
                                 1101,2337
                                 
                                 
                              
                                 1886
                                 1222,0842k
                                 (nach C. Schnabel).
                                 
                              
                           Ostsibirien producirte im J.:
                           
                              
                                 1876
                                 23440k
                                 Saifengold
                                 
                                 
                              
                                 1877
                                 29664
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1878
                                 28714
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1879
                                 28337
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1880
                                 29222
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1881
                                 24947
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1882
                                 25061
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1883
                                 23882
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1884
                                 24193
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1885
                                 21245
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 1886
                                 18837
                                 „
                                 (nach Jos. Straka).
                                 
                              
                           
                           Das ganze russische Reich producirte im J.:
                           
                              
                                 
                                 Saifengold
                                 Ganggold
                                 
                              
                                 1876
                                  33628k
                                 –
                                 
                              
                                 1877
                                 40982
                                 –
                                 
                              
                                 1878
                                 42129
                                 –
                                 
                              
                                 1879
                                 43096
                                 –
                                 
                              
                                 1880
                                 43276
                                 –
                                 
                              
                                 1881
                                 36757
                                 327k
                                 
                              
                                 1882
                                 36150
                                 1146
                                 
                              
                                 1883
                                 35725
                                 1425
                                 
                              
                                 1884
                                 35561
                                 1491
                                 
                              
                                 1885
                                 33006
                                 1802
                                 
                              
                                 1886 etwa
                                 31122
                                 1638
                                 
                              
                           Hiervon entfallen 90 Proc. auf die Ausbeute in den asiatischen Provinzen von West-
                              									und Ostsibirien (nach J. Straka).
                           Produktion des preuſsischen Staates an Silber- und Golderzen im J.:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Werth in dem betr. Jahre
                                 
                              
                                 1881
                                 122000k
                                   = 118021 M.
                                 
                              
                                 1882
                                 114792
                                   =   78771  „
                                 
                              
                                 1883
                                   95911
                                   =   56840  „
                                 
                              
                                 1884
                                   67005
                                   =   36711  „
                                 
                              
                                 1885
                                   58727
                                   =   36559  „
                                 
                              
                                 1886
                                   76760
                                   =   41561  „
                                 
                              
                           (nach der Zeitschrift für Berg-,
                                 										Hütten- und Salinenwesen, Bd. 34 und 35).
                           Die Production der Vereinigten Staaten betrug im J. 1885 an Gold 30800000 Dollars und
                              									an Silber 48800000 Dollars.
                           W. Koort.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
