| Titel: | Die Löslichkeit der Sulfide im Glase (neue Farben); von Richard Zsigmondy. | 
| Autor: | Richard Zsigmondy | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 29 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Löslichkeit der Sulfide im Glase (neue
                           								Farben); von Richard Zsigmondy.
                        Zsigmondy, über die Löslichkeit der Sulfide im Glase.
                        
                     
                        
                           Die gelbe bis braungelbe Färbung, welche dem Glase ertheilt wird, wenn dem
                              									gewöhnlichen weiſsen Glassatze verkohlende Substanzen, wie Weinstein, Zucker, Rinde,
                              									Borke zugesetzt werden, ist eine dem Praktiker seit langem bekannte Thatsache. Als
                              									man anfing, chemische Kenntnisse zur Erklärung der Erscheinungen der Glasindustrie
                              									zu verwerthen, wurde diese Gelbfärbung mit ziemlich richtigem Blicke der Reduction
                              									von Sulfaten, die aus der Potasche stammen, zugeschrieben. Schon im J. 1839 theilte
                              										Splitgerber (Pogg. Bd. 47 S. 166, Bd. 95 S. 472)
                              									seine Beobachtungen darüber mit, und erklärt die Färbung durch Bildung von
                              									Alkalisulfiden, die mit dem Glase zusammenschmelzen: Ein durch organische Substanz
                              									gelb gefärbtes Glas wird durch 10 bis 15 Minuten dauerndes, nicht bis zum Erweichen
                              									gesteigertes Rothglühen dunkelroth und endlich undurchsichtig. Durch stärkeres
                              									Erhitzen bis zum beginnenden Erweichen wird das Glas wieder durchsichtig; diese
                              									Erscheinungen sollen darin ihre Erklärung finden, daſs die Schwefelmetalle analog
                              									dem freien Schwefel beim Erhitzen in die rothe und schwarze Modification
                              									übergehen.
                           Direkte Beweise für die Löslichkeit von Schwefelalkalien im Glase finden sich mehrere
                              									in der Literatur (vgl. Pelouze, Comp. rend., Nr. 60 S.
                              									985; Ann. Chim. Phys. [4] Bd. 6 S. 467; J. B. 1865 S. 802). Ferner Seleznew, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 15 S. 1191).
                              										Einfach-Schwefelalkalien sollen das Glas intensiv roth, ins Braune,
                              									Mehrfach-Schwefelalkalien schön roth färben.
                           P. Ebell fand, daſs freier Schwefel geschmolzenes Glas,
                              									welches mehr Alkalien enthält, als der Formel 2R2O,
                              										5SiO2 entsprechen, gelb färbt, dagegen ein
                              									kieselsäurereicheres nicht, und schreibt daher dem neutralen Glase die obige Formel
                              									zu.
                           Ohne mich in eine Discussion über diese interessanten, noch weiterer Untersuchung
                              									werthen Erscheinungen einzulassen, will ich gleich zu der Besprechung meiner eigenen
                              									Versuche übergehen.
                           In einer vor etwa 2 Jahren veröffentlichten AbhandlungNeue Lichter und Farben auf Glas 1887 266
                                    										369. habe ich darauf aufmerksam gemacht, daſs Sulfide der
                              									Schwermetalle und speciell das Schwefelcadmium unverändert vom geschmolzenen Glase
                              									gelöst werden. Es ist diese Thatsache nicht nur interessant vom Standpunkte des
                              									Glastechnikers, der dadurch in Stand gesetzt wird, eine Reihe neuer Farbstoffe für
                              									Glas zu gewinnen, sondern auch von dem des Chemikers, da im Glase ein Lösungsmittel
                              									für einen Körper gefunden wurde, der bisher ohne Zersetzung nicht in Lösung gebracht
                              									werden konnte.
                           Es wurde in der eben citirten Abhandlung darauf aufmerksam gemacht, daſs die Farbe
                              									durch Oxydationsmittel verschwindet, daſs das Glas während des Abkühlens dieselben
                              									Farbenwandlungen durchmacht, wie das Cadmiumsulfid; ferner auf die eigenthümliche
                              									Erscheinung des Zerfallens eines durch Schwefelcadmium gefärbten Glases in Tausende
                              									von kleinen Blättchen, eine Erscheinung, die durch das Bestreben des Cadmiumsulfids
                              									erklärt wurde, noch während des Erkaltens aus dem ihm unbequemen Lösungsmittel
                              									auszufallen, was im kalten Glase nicht ohne Aufhebung des Zusammenhanges möglich
                              									ist. Diesem Berichte wäre noch beizufügen, daſs bei allzuhoher Temperatur das Glas
                              									gispig wird, sich nicht gut läutern läſst, wahrscheinlich in Folge partieller
                              									Verflüchtigung von Schwefelcadmium aus dem Glase. Bei der Arbeit wird das Glas durch
                              									öfteres Erwärmen dunkler gelb. (Vgl. Buchner, Chem.
                                 										Zeitung Nr. 11 S. 1108.)
                           Die oben beschriebenen Schwierigkeiten sind inzwischen vollständig überwunden worden,
                              									und das gelbe Glas wird auf einer österreichischen Hütte im Groſsen fabricirt. Auf
                              									der Wiener Jubiläums-Gewerbeausstellung war unter dem Namen Kaisergelb eine Reihe
                              									von Luxusgegenständen ausgestellt, mit CdS gefärbte Gläser, die sich durch ihre satt
                              									gelbe, feurige Farbe mit einem schwachen Stich ins Grünliche von den
                              									bräunlich-gelben Silbergläsern unterschieden, und von denen eine bedeutende Menge
                              									aus Oesterreich exportirt wird.
                           Durch diese Erfolge ermuthigt, unternahm ich es in Gemeinschaft mit Herrn C. Haller, Chemiker aus Prag, eine Reihe von Versuchen
                              									über die Löslichkeit anderer Sulfide im Glase anzustellen.
                           
                           Zunächst wollten wir feststellen, in welcher Weise Glas sich gegen einen groſsen
                              									Ueberschuſs von Schwefelalkalimetallen verhält. Zu diesem Zwecke wurde folgender
                              									Satz geschmolzen:
                           
                              
                                 Nr. 1.
                                 Sand
                                 130dg
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   20
                                 
                              
                                 
                                 Mehrfach-Schwefelkalium
                                   36
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   18
                                 
                              
                           Die angewendeten Materialien waren möglichst rein, eisenfrei, die Potasche 85 bis
                              									90procentig;, die Soda nach dem Ammoniakprozesse gewonnen, der Kalk gebrannt und an
                              									der Luft zerfallen. Das Glas wurde in kleinen, etwa 2k fassenden Thontiegeln von der Form der gewöhnlichen Hafen geschmolzen;
                              									sie wurden von den Arbeitern mit besonderer Geschicklichkeit mit Hilfe einer
                              									zweizinkigen Eisengabel gepackt, und auf die einander zugekehrten Randtheile zweier
                              									benachbarter Hafen in der Weise aufgestellt, daſs der kleine Tiegel förmlich die
                              									Brücke von einem Hafen zum anderen bildet. Unsere Versuche wurden mit laufenden
                              									Nummern versehen, die ich hier beibehalten will, und von denen viele hier nicht
                              									angeführt sind, theils weil sie zur Erledigung ganz specieller Fragen angestellt
                              									wurden, theils aber, weil die Resultate mancher von geringerem Interesse waren.
                           Das Glas Nr. 1 wurde in 2 Stunden erschmolzen; es war schwarz, stark glänzend und
                              									spröde. Nach einigen Tagen zersprang der ausgegossene Kuchen in mehrere Stücke ohne
                              									äuſsere Veranlassung, vielleicht deshalb, weil wir ihn nicht genügend langsam
                              									gekühlt hatten. Auf Krystall überfangen, gibt es ein schwarzbraunes, an Dunkelumbra
                              									erinnerndes Glas. Schwefelleber schmilzt also mit dem Glase zusammen, selbst wenn
                              									man dieselbe in groſser Menge zusetzt; Glasgalle war nicht zu bemerken.
                           Da wir uns durch Vorversuche überzeugt hatten, daſs Metallsulfide in den kleinen
                              									Tiegeln durch Einwirkung der Flammengase sehr leicht oxydirt werden, und die
                              									Anbringung von Deckeln auf den Tiegeln nicht gut durchführbar war, wurde zum Schütze
                              									der Sulfide etwas Einfach-Schwefelnatrium zugesetzt, in Mengen von ½ bis 3 Proc.,
                              									von dessen Färbevermögen wir uns durch besondere Proben überzeugt hatten; da
                              									dasselbe groſsentheils oxydirt wird, färbt es nur lichtbraungelb, eine Färbung, die
                              									sich von den weit intensiveren Färbungen der Sulfide von Schwermetallen leicht
                              									unterscheiden läſst, und auf die stets Rücksicht genommen wurde bei der Beurtheilung
                              									der erschmolzenen Gläser.
                           
                              
                                 Nr. 3.
                                 Uransaures Natron und Schwefelnatron
                                 
                              
                                 
                                        Sand
                                 65
                                 
                              
                                 
                                        Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 
                                        Soda
                                   5
                                 
                              
                                 
                                        Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                        Uransaures Natron
                                   0,75
                                 
                              
                                 
                                        Schwefelnatron
                                   1,5
                                 
                              
                           Hier wurde versucht, eine Umsetzung zwischen Uransilicat und Na2S zu veranlassen. Das Glas war lichtgelb bräunlich, die Farbe des Urans
                              									war verdeckt; eine Umsetzung hat wahrscheinlich nicht stattgefunden, da Uransulfid
                              									jedenfalls weit intensiver gefärbt haben würde.
                           Ein Versuch mit Schwefelwolfram unter Zusatz von Schwefelnatrium gab ein unscheinbar
                              									röthlichgelbes Glas.
                           Mehr Interesse bieten die Proben mit Molybdän.
                           
                              
                                 Nr. 17.
                                 Sand
                                 65
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 Molybdänglanz
                                   3
                                 
                              
                                 
                                 Na2S
                                   2
                                 
                              
                           Es resultirte ein dunkelrothbrauner Rubin. In dünneren Schichten erschien das Glas
                              									licht braungelb, auf Opal überfangen wurde es schmutzig schwarzbraun. Wir haben
                              									diese Erscheinung auch bei anderen Sulfiden beobachtet; sie ist darauf
                              									zurückzuführen, daſs das Sulfid aus der ziemlich concentrirten Lösung bei
                              									wiederholtem Anwärmen ausfällt. Während das zuerst ausgegossene und erkaltete Glas
                              									schön rothbraun und durchsichtig ist, wird das nochmals eingewärmte dunkelbraun und
                              									undurchsichtig, offenbar hat sich ein Niederschlag gebildet. Gläser, die mit
                              									Schwefelcadmium übersättigt sind, zeigen diese Erscheinung noch deutlicher, sie
                              									verändern ihre Farbe nicht, werden aber opak.
                           Wir haben es hier mit einer ganz allgemeinen Erscheinung der Glaschemie zu thun, die
                              									nicht genug Berücksichtigung finden kann. Milchgläser, die anfangs nicht oder wenig
                              									getrübt erscheinen, werden durch ein- bis zweimaliges Anwärmen völlig opak. Durch
                              									Edelmetalle gefärbte Gläser erhalten ihre, ihnen eigenthümliche Färbung, wenn sie
                              									farblos erkaltet sind, erst durch Nachwärmen. Auch die Trübung der mit Oxyden
                              									gesättigten Boraxperle durch Flattern gehört hierher. Wir sehen an diesen
                              									Beispielen, daſs für die Bildung gröſserer Molecularcomplexe bezieh. die sich darin
                              									vollziehenden Umlagerungen (wir können es bei Goldgläsern mit verschiedenen
                              									Isomeriearten zu thun haben) eine Temperaturänderung vielleicht speciell die
                              									ansteigende Temperatur besonders begünstigend wirkt.
                           Nr. 27 war wie Nr. 17 zusammengesetzt, nur daſs statt 65 Th. Sand 50 Th. angewendet
                              									wurden. Nach 3 Stunden war das Glas geläutert, enthielt aber viel Galle. Im Uebrigen
                              									hatte es die Eigenschaften des Glases Nr. 17. Nach 16 Stunden fiel der Tiegel durch
                              									Zufall in den daneben stehenden Hafen, der mit Opalglas beschickt war. Nach einiger
                              									Mühe konnte der Thontiegel wieder herausgezogen werden, sein Inhalt war aber mit dem
                              									des groſsen Hafens gemischt und zeigte schön carneolartige Streifung und
                              									Bänderung.
                           Nr. 28. Aehnlich wie Nr. 17 zusammengesetzt, wurde mit Minium versetzt, um zu prüfen,
                              									ob Bleigehalt des Glases verändernd auf die Farbe einwirkt. Das Glas war gelbbraun; auf Opal
                              									überfangen, wurde es schwarzbraun.
                           
                              
                                 Nr. 30.
                                 Sand
                                 50dg
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 Molybdänglanz
                                   1
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                   2
                                 
                              
                           Hier wurde nur der dritte Theil an Schwefelmolybdän verwendet; das Glas war gelb,
                              									stark anlaufend, wurde nach 24 Stunden Schmelzzeit mit Opal überfangen. Diesmal war
                              									der sepiafarbige Niederschlag nicht aufgetreten, und das Glas feurig
                              									orange-rothbraun gefärbt.
                           Nr. 31. Ein Kryolithglas mit Schwefelmolybdän versetzt.
                           
                              
                                 Sand
                                 40dg
                                 
                              
                                 Potasche
                                   2,5
                                 
                              
                                 Soda
                                   5
                                 
                              
                                 Kryolith
                                   3
                                 
                              
                                 Fluſsspath
                                   3
                                 
                              
                                 Feldspath
                                   4,5
                                 
                              
                                 Molybdänglanz
                                   2
                                 
                              
                                 Schwefelnatron
                                   2
                                 
                              
                           Schwärzlich-grünbraun, zeigte schöne Wolken, wo langsam erkaltet, wurde das Glas opak
                              									(weiſslich vom Kryolith). Ein Glas von dieser Zusammensetzung hat offenbar ein sehr
                              									geringes Lösungsvermögen für Schwefelmolybdän und dieses hat sich lebrig
                              									ausgeschieden.
                           Nr. 33. Derselbe Satz wie Nr. 31, nur wurden statt 2dg MoS2 und 2dg Na2S je ½dg der beiden Substanzen verwendet. Das Glas war gelbbraun, der Kryolith
                              									ausgeschürt, wahrscheinlich in Folge zu langer Einwirkung des Feuers.
                           Nr. 40. Herr C. Haller hatte die Freundlichkeit, mir
                              									nachträglich noch folgenden, in gröſserem Maſsstabe ausgeführten Versuch
                              									mitzutheilen.
                           
                              
                                 Sand
                                 9
                                 Wr.-Pfd.
                                 entsprechend
                                 10 Th.
                                 
                              
                                 Potasche
                                 3
                                 „
                                 „
                                 3,3
                                 
                              
                                 Soda
                                 0,25
                                 „
                                 „
                                   0,27
                                 
                              
                                 Kalk
                                 1,5
                                 „
                                 „
                                   1,64
                                 
                              
                                 Molybdänglanz
                                 1,5dg
                                 
                                 „
                                   0,03
                                 
                              
                           Der Satz wurde in einem 10 bis 15k fassenden
                              									Probehafen niedergeschmolzen, ohne Zusatz von Schwefelnatrium, der hier nicht
                              									nöthig, da eine Oxydation nur an der Oberfläche zu befürchten war. Das Glas war
                              									durch den geringen Zusatz von 0,3 Proc. Schwefelmolybdän röthlich-gelb gefärbt mit
                              									sehr schönem Stich ins Rothe. Auſserdem wurde sehr starke Gallenbildung
                              									beobachtet.
                           Nr. 16. Färbung durch Schwefelantimon. Folgender Satz
                              									gab ein farbloses Glas:
                           
                              
                                 Sand
                                 65dg
                                 
                              
                                 Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 Soda
                                   9
                                 
                              
                                 Sb2S3
                                   5
                                 
                              
                                 Na2S
                                   1
                                 
                              
                           
                           Der Schwefelantimon scheint sich zu verflüchtigen. Ein Kryolithglas mit
                              									Schwefelantimon und Schwefelnatron versetzt, gab ein braungelbes Glas; die Färbung
                              									kann hier vom Schwefelnatrium herrühren, da etwa 6 Proc. des letzteren zugesetzt
                              									wurden. Eine Wiederholung dieses Versuches mit etwa 4k Sand, 250g Kryolith, 100g Schwefelantimon und 200g Schwefel hat Herr C.
                                 										Haller ausgeführt; er erhielt ein schön rothbraunes, durchaus nicht sprödes
                              									Glas.
                           Der Glassatz von Nr. 16 statt mit Schwefelantimon mit 2dg Zinnsulfür und 2dg Schwefelnatrium
                              									versetzt, gab ein schwach grünlichgelb gefärbtes Glas. Der Tiegel war jedenfalls
                              									ungünstig gestellt, so daſs das Schwefelzinn entweder verflüchtigt oder oxydirt
                              									worden war.
                           Mit Schwefelkupfer wurden mehrere Glasproben versetzt.
                           
                              
                                 Nr. 11.
                                 Sand
                                 100 Th.
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                   26
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                     1,8
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   12
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelkupfer
                                     1,7
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                     2,3
                                 
                              
                           Das Glas war sepia- bis sienafarbig, dunkelbraun, so dunkel, daſs man durch die
                              									einigermaſsen dicke Schicht nicht mehr hindurchsehen konnte; dennoch war es klar und
                              									ungetrübt. Durch Nachwärmen wurde es wieder schmutzig schwarzbraun und getrübt. Wird
                              									dieses Glas mit Schleifglas verdünnt und auf Opal überfangen, so erhält man angenehm
                              									warme sepiafarbige Töne, die in beliebiger Intensität herstellbar, dem sogen.
                              									Naturpapiere der Maler gleichen und sich wohl als Hintergrund für Zeichnungen oder
                              									edlere Glasmalerei eignen dürften.
                           
                              
                                 Nr. 13.
                                 Sand
                                 60
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                   4
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   8
                                 
                              
                                 
                                 Kryolith
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Fluſsspath
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Feldspath
                                   7
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelkupfer
                                   0,8
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                   1,2
                                 
                              
                           Der Hafen war gesprungen, der gröſsere Theil des Glases ausgelaufen; der Rest des
                              									Glases hatte chocolatbraune Farbe und war opak.
                           
                              
                                 Nr. 14.
                                 Sand
                                 65
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                 20
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                 10
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 Kupferrubinglas
                                   6
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelkupfer
                                   0,5
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                   1,1
                                 
                              
                           Der intensiv gefärbte Kupferrubin wurde zugesetzt, um die Farbe des Glases in
                              									rothbraun umzuändern. Trotzdem war die Färbung ähnlich der durch Versuch 11
                              									erzielten und kaum ins Rothe nüancirt, ein Beweis, daſs die färbende Kraft von
                              									Schwefelkupfer sehr bedeutend ist. Ebenso hatte ein Zusatz von Schwefelcadmium
                              									keinen Einfluſs auf die Nuance des Kupfersulfidglases.
                           
                           Herr C. Haller hat noch folgende Versuche
                              									ausgeführt:
                           
                              
                                 Nr. 37a.
                                 Sand
                                 10 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                   3
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   1,2
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   0,25
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelkupfer
                                   7,5dg
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                 10,5
                                 
                              
                                 
                                 Borax
                                   9,5
                                 
                              
                           Er erhielt ein schön kupferrubinrothes Glas.
                           Nr. 37b war eine Wiederholung von 37a, unter Hinzugabe von 2dg,5 CdS und 3dg,5 Schwefelnatrium; es wurde ein rothes Glas mit bräunlichem Stich erhalten.
                              									Es mag auffallend erscheinen, daſs die letzten zwei Versuche rothe Gläser ergeben
                              									haben, während durch Schwefelkupfer sonst stets braune Gläser erzielt wurden. Uns
                              									sind derartige unerwartete Farbwandlungen öfter bei Sulfidgläsern begegnet. Kleine
                              									Differenzen in der Zusammensetzung, Temperaturunterschiede, Abänderung der Gröſse
                              									der Gefäſse können dieselben bedingen und erschweren einigermaſsen das Studium der
                              									Sulfidgläser.
                           Ein Versuch, Glas mit Schwefelwismuth zu färben, schlug fehl, das Glas war fast
                              									farblos und das Sulfid wahrscheinlich verflüchtigt worden. Schwefelblei wurde aus
                              									der Lösung von Bleinitrat mit Schwefelwasserstoff gefällt und der abfiltrirte und
                              									gewaschene Niederschlag verwendet.
                           
                              
                                 Nr. 34.
                                 Sand
                                 50dg
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelblei
                                   1
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                   1
                                 
                              
                           Das Glas war spröde und sah schwärzlich lebrig aus; zu einem dünnen Kölbchen
                              									aufgeblasen, hatte es noch immer das dunkle Aussehen; sehr grelles Licht kann durch
                              									dasselbe gesehen werden, erscheint aber roth, wie durch beruſstes Glas
                              									betrachtet.
                           
                              
                                 Nr. 36.
                                 Sand
                                 50dg
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelblei
                                   0,5
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                   0,5
                                 
                              
                           gab ein schmutzigbraunes Glas; im Ueberfang erschien es
                              									ähnlich dem Glase Nr. 1. Auch hier hat sich trotz der Verdünnung Bleisulfid
                              									ausgeschieden und es muſste erst durch noch stärkere Verdünnung festgestellt werden,
                              									welche Anlauffarbe dem gelösten Bleisulfide zukommt.
                           Auch das Schwefelsilber wurde durch Fällen von Nitrat mit Schwefelwasserstoff
                              									gewonnen.
                           
                              
                                 Nr. 35.
                                 Sand
                                 56
                                 
                              
                                 
                                 Potasche
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 Soda
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsilber
                                   1
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelnatrium
                                   1
                                 
                              
                           
                           Das Glas, anfangs schwärzlich-rubinroth, wurde nach längerem Schmelzen gelbbraun,
                              									streifig, ähnlich einem schlecht geschmolzenen Silberrubin. Auch hier muſsten
                              									weitere Versuche mit passenden Modificationen unsere Beobachtungen über dieses Glas
                              									ergänzen.
                           Durch Zusatz von ½ Proc. Schwefelnickel zu einem gewöhnlichen Glassatze erhielt Herr
                              										Haller ein schön amethystviolettes Glas.
                           Durch Mittheilung der hier angeführten Versuche wollte ich darauf aufmerksam machen,
                              									daſs man im Stande ist, durch Lösen von Metallsulfiden in Gläsern denselben neue,
                              									vielleicht sehr brauchbare Färbungen zu ertheilen. Allerdings sind die durch Sulfide
                              									gefärbten Gläser nicht so leicht herzustellen, wie die durch Silicate gefärbten,
                              									dies liegt in der Natur der Sulfide, in ihrer leichten Oxydirbarkeit,
                              									verhältniſsmäſsig gröſseren Flüchtigkeit und dem Umstände, daſs die Metallsulfide
                              									von der Substanz des Glases gänzlich verschieden sind, sich mit ihnen daher nicht in
                              									beliebiger Menge zusammenschmelzen lassen. Ein weiterer erschwerender Umstand liegt
                              									in der Sprödigkeit vieler Gläser, der die Verarbeitung erschwert, und in der
                              									Veränderlichkeit der Farbe; letztere kann aber unerwartet zu ganz neuen Färbungen
                              									führen; andererseits kann man sicher sein, daſs wenn man stets dieselben Bedingungen
                              									einhält, man auch stets gleich gefärbte Gläser erhalten wird.
                           Es genügt nicht, um die Farbe eines Sulfids zu beurtheilen, einen einzigen Versuch,
                              									etwa in einem kleinen Tiegel, auszuführen, dies wird in den meisten Fällen zu
                              									Miſserfolgen führen. Das sicherste Resultat geben Schmelzproben in gröſserem
                              									Maſsstabe mit 10 bis 20k und bei nicht zu starker
                              									Hitze; es ist sogar nothwendig, will man nicht allzu verschwenderisch mit dem
                              									Materiale umgehen, derartige Versuche anzustellen, bevor man irgend ein in kleineren
                              									Tiegeln erschmolzenes Glas in den Groſsbetrieb einführt.
                           Die hier mitgetheilten Versuche sollen das Gebiet nur andeuten, das noch der
                              									Bearbeitung fähig ist; da jedes Metallsulfid ein eigenes Studium erfordert, ist es
                              									dem Einzelnen nicht gut möglich, alle hierher gehörigen Proben auszuführen, weitere
                              									Mittheilungen von Fachgenossen, werden uns daher stets willkommen sein. Die
                              									Sulfidgläser dürften, namentlich mit andersfarbigen Gläsern gemischt, brauchbare
                              									Nuancen geben.
                           Aber auch einem bisher mit Unrecht stark vernachlässigten Zweige der Wissenschaft,
                              									ich meine die Chemie feuerflüssiger Körper, dürften derartige Versuche werthvoll
                              									sein. Während die Reactionen der Körper bei niedriger Temperatur schon auf den
                              									weitverzweigtesten Gebieten eingehend studirt wurden, blieb die Erkenntniſs der
                              									Reactionen feuerflüssiger Körper in einer Periode der Entwicklung stehen, die nicht
                              									weit hinter dem Zeitalter der Phlogistontheorie liegt. Der Grund davon, mag darin zu
                              									suchen sein, daſs derartige Versuche nicht so leicht anzustellen sind, wie solche in
                              									der Eprouvette, theils auch darin, daſs dieses Gebiet dem forschenden Chemiker etwas
                              									abseits liegt.
                           
                           Eine seit etwa 100 Jahren in der analytischen Chemie zur Trennung von Metallen
                              									gebrauchte Operation ist die Fällung derselben mit Schwefelwasserstoff bezieh. mit
                              									Schwefelalkalien. Nachdem wir jetzt erkannt haben, daſs sowohl Silicate der
                              									Schwermetalle als auch Schwefelalkalien in gröſserer Menge im Glase gelöst werden
                              									können, welch letzteres hier die Rolle einer neutralen Flüssigkeit spielt, ferner
                              									daſs die Sulfide der Schwermetalle in flüssigem Glase theils in gelöstem, theils in
                              									suspendirtem Zustande beständig sind, wäre es gewiſs nicht uninteressant zu
                              									erfahren, in welcher Weise diese Körper in feuerflüssiger Lösung auf einander
                              									einwirken, ob die Silicate der Eisengruppe oder vielleicht die der Bleigruppe mit
                              									Schwefelnatrium in Reaction treten oder ob derartige Umsetzungen überhaupt nicht
                              									stattfinden.
                           Unsere Arbeit gab uns bereits einige Anhaltspunkte zur Entscheidung dieser Frage; wir
                              									wollen die Versuche in dieser Richtung gelegentlich noch fortsetzen und erst, wenn
                              									wir einen tieferen Einblick in die Natur dieser Reactionen gewonnen haben, darüber
                              									Mittheilung machen.
                           München, im Mai 1889.