| Titel: | Zur Technologie des Glases. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 37 | 
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                        Zur Technologie des Glases.
                        Zur Technologie des Glases.
                        
                     
                        
                           Prof. Rudolf Weber, der Entdecker der Thatsache, daſs
                              									die gleichzeitige Anwesenheit von Kali und Natron die Ursache der
                              									Depressionserscheinungen an Thermometern ist, hat weitere werthvolle Mittheilungen
                              									über den Einfluſs der Zusammensetzung des Glases auf die
                                 										Depression der Thermometer im Sprechsaal,
                                 									Jahrg. 21 S. 242, gegeben. Zunächst wird die Analyse des thonhaltigen Martinsrodaer
                              									Sandes angeführt, da mit demselben mehrere Schmelzproben durchgeführt wurden:
                           
                              
                                 Al2O3
                                   3,82
                                 Proc.
                                 
                              
                                 CaO
                                   0,14
                                 „
                                 
                              
                                 K2O
                                   2,65
                                 „
                                 
                              
                                 Na2O
                                   0,29
                                 „
                                 
                              
                                 SiO2
                                 93,10
                                 „
                                 
                              
                           Die chemische Zusammensetzung, das Verhältniſs der Aequivalente von SiO2 zu CaO, K2O, Na2O und Al2O3 und die Depression in Graden Celsius sind in einer
                              									groſsen Tabelle zusammengestellt. Der Vergleich der Resultate ergibt folgendes: Der
                              									Gehalt an Kieselsäure kann in weiten Grenzen schwanken, ohne auf die Depression von
                              									Einfluſs zu sein. Der Kalkgehalt variirt zwischen 10 und 15 Proc. bei abwechselnden
                              									Verhältnissen zum Alkali; eine namhafte Influenz auf die Depression macht sich nicht
                              									geltend; ein gröſserer Kalk- oder Kieselsäuregehalt kann den Fehler, den das
                              									gleichzeitige Vorhandensein von Kali oder Natron hervorruft, nicht corrigiren.
                              									Selbst ein hoher Natrongehalt (2,4 Aeq. auf 8 Aeq. SiO2 und 1 Aeq. CaO) gibt gute Resultate. Thonerde wurde von 0,28 Proc. bis zu 4,39 Proc.
                              									dem Glase zugesetzt, sie hat keinen Einfluſs auf die Depression, erleichtert aber
                              									die Verarbeitung (vgl. O. Schott weiter unten).
                              									Besonders wichtig ist die vollkommene Durchschmelzung und Homogenität der Gläser.
                              									Für die Praxis wichtig ist auch die Beobachtung, daſs der Gehalt an Kali in
                              									Natrongläsern selbst 1 Proc. übersteigen kann, ohne den Depressionsbetrag wesentlich
                              									zu steigern. Aus Versuchen, die in kleineren Mengen mit 1 bis 2k der reinsten Materialien in Seger'schen Schmelzöfen ausgeführt wurden, sowie aus
                              									früheren Arbeiten des Verfassers geht zur Evidenz hervor, daſs reines Kali oder reines
                                 										Natron, in richtiger Menge dem Glassatze zugefügt, Gläser gibt, die den
                              									höchsten Anforderungen an die daraus gefertigten Thermometer Genüge leisten.
                           R. Weber bespricht ferner die
                                 										Herstellung von Thermometern für höhere Temperaturen (vorläufige
                              									Mittheilungen, gegeben in der Sitzung des Vereins zur
                                 										Beförderung des Gewerbefleiſses in Preuſsen vom 18. Oktober 1888; Sprechsaal, Jahrg. 22 S. 193). Quecksilberthermometer,
                              									die längere Zeit auf Temperaturen gegen 300° C. erhitzt werden, erleiden eine
                              									wesentliche, oft auf 7 bis 10° C. sich beziffernde Veränderung, ein Nachtheil, von
                              									dem nicht nur wissenschaftliche Untersuchungen, sondern auch vielfach Fabrikanten
                              									betroffen werden, namentlich solche, welche höher siedende Zwischenproducte durch
                              									fractionirte Destillation zu trennen haben. Besonders scharf hervortretende
                              									Abweichungen sind von Friedel (Comptes rendus, 2.
                              									August 1880 S. 291) angeführt worden. Es wurde bei Thermometern, die auf 440° C.
                              									erhitzt wurden, eine Erhöhung der Temperatur um 12 bis 17° C. beobachtet. Andere
                              									Beobachter constatirten eine Erhöhung von 11° C. schon bei 320°. Die Ergebnisse der
                              									Versuche von Weber sind in Kürze folgende:
                           Ein aus Bleiglas gefertigtes Thermometer (aus Ehrenfeld)
                           
                              
                                 
                                 Zusammensetzungin Proc.
                                 Atomverhältniſs
                                 
                              
                                 SiO2
                                 56,74
                                 6,4
                                 
                              
                                 PbO
                                 29,86
                                 1,0
                                 
                              
                                 CaO
                                   0,18
                                 –
                                 
                              
                                 K2O
                                 12,48
                                 0,9
                                 
                              
                           ergab schon bei zweistündiger Erhitzung auf 320° C. eine
                              									Abweichung um 2°.
                           Ein altes Thermometer aus weichem Thüringer Glase zeigte beim achttägigen Erhitzen
                              									auf 260° C. eine Erhöhung um 4°. Das Glas hatte die Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Atomverhältniſs:
                                 
                              
                                 SiO2CaOAl2O3K2ONa2O
                                 65,18  8,03  1,1615,1617,47
                                 SiO2CaONa2OK2O
                                 9,61,02,26
                                 
                              
                           Da diese weichen Gläser im Handel die Hauptrolle spielen, so erklärt sich daraus die
                              									so wiederholt gefühlte Calamität.
                           
                           In Gemeinschaft mit Greiner und Friedrichs in
                              									Stützerbach wurden viele Gläser geschmolzen und zu Thermometern verarbeitet. Ein
                              									weiches Natronglas von folgender Zusammensetzung
                           
                              
                                 
                                 
                                 Atomverhältniſs:
                                 
                              
                                 SiO2CaOAl2O3K2ONa2O
                                 69,84  8,18  1,30  1,9718,71
                                 SiO2CaONa2OK2O
                                 8,01,02,1
                                 
                              
                           wurde durch 8 Tage auf 220 bis 260° C. erhitzt, zeigte dann
                              									ein Ansteigen um 5° C.
                           Ein kalkreicheres, aber natronärmeres Glas
                           
                              
                                 
                                 
                                 Atomverhältniſs:
                                 
                              
                                 SiO2Al2O3CaOK2ONa2O
                                 67,33  3,9412,42  0,4915,82
                                 SiO2CaOK2ONa2O
                                 5,01,01,2
                                 
                              
                           verhielt sich ähnlich, denn es zeigte nach achttägigem
                              									Erhitzen auf etwa 260° ein Ansteigen von 5° C., welches sich um etwa 1° vermehrte,
                              									als die Erhitzung nochmals 8 Tage lang vorgenommen wurde.
                           Ein weiches Kaliglas, das ein sehr genaues Thermometer, fast depressionsfrei,
                              									zwischen 0 und 100° C. ergab, und das enthielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Atomverhältniſs:
                                 
                              
                                 SiO2
                                 67,33
                                 SiO2
                                 4,4
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   0,93
                                 K2O
                                 1,0
                                 
                              
                                 CaO
                                 13,67
                                 CaO
                                   0,84
                                 
                              
                                 K2O
                                 19,46
                                 
                                 
                                 
                              
                           erfuhr bei achttägigem Erhitzen auf 260° ein Ansteigen von
                              									1,6°.
                           Das sehr harte Kaliglas
                           
                              
                                 
                                 
                                 Atomverhältniſs:
                                 
                              
                                 SiO2
                                 69,04
                                 SiO2
                                 6,0
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   0,89
                                 CaO
                                 1,0
                                 
                              
                                 CaO
                                 12,21
                                 K2O
                                 1,0
                                 
                              
                                 K2O
                                 18,52
                                 
                                 
                                 
                              
                           gab Thermometer, die, durch 8 Tage auf 260° C. erhitzt, ein
                              									Ansteigen von 1,2 bezieh. 1,1° C. zeigten. Ein nochmaliges Erhitzen durch 8 Tage
                              									veränderte nichts.
                           Gläser von der Zusammensetzung 6 SiO2, 1Na2O, 1CaO gaben auch gute Resultate.
                           Weber behält sich weitere Mittheilungen von Details
                              									vor.
                           Versuche über die Standänderungen der Thermometer nach Erhitzung auf höhere
                              									Temperaturen von H. F. Wiebe (Zeitschrift für
                                 										Instrumentenkunde, 1888 S. 362) führten zu folgenden Schluſsfolgerungen: 1)
                              										Craft's Annahme, daſs bei lang andauernder
                              									Erhitzung auf eine und dieselbe Temperatur die Eispunktserhebung schlieſslich ein
                              									Maximum erreicht, scheint sich zu bestätigen. 2) Lang andauernde Erhitzungen auf
                              									höhere Temperaturen machen den Eispunkt für niedere Temperaturen nahezu beständig.
                              									Für chemische Thermometer aus Jenaer Normalglas dürfte in den meisten Fällen eine etwa 24 stündige
                              									Erhitzung auf 300° C. vor Herstellung der Scale ausreichen, um die beim Gebrauche
                              									eintretenden Eispunktserhebungen auf unerhebliche Gröſsen einzuschränken. 3)
                              									Thermometer aus englischem Bleiglase und solche aus Thüringer Glas verhalten sich
                              									beim Erhitzen ungünstiger als Thermometer aus Jenaer Gläsern und aus dem bei älteren
                              									deutschen Thermometern angewandten Kaliglase. 4) Das Jenaer Normalglas verhält sich
                              									in dieser Beziehung mehr als dreimal so günstig als das gewöhnliche Thüringer Glas.
                              									5) Zwischen den durch andauernde Erhitzung hervorgerufenen Eispunktsanstiegen und
                              									den durch kurze Erwärmung auf 100° erzeugten vorübergehenden Erniedrigungen des
                              									Eispunktes besteht für die hier untersuchten Gläser die Beziehung, daſs einem
                              									gröſseren Abstieg auch ein höherer Anstieg entspricht. – Schlieſslich ist zu
                              									erwähnen, daſs die durch andauernde Erhitzungen bewirkten Eispunktserhebungen
                              									meistens von einer Gasabscheidung begleitet sind, welche sich durch kleine Blasen im
                              									Thermometergefäſse zu erkennen gibt. Der Annahme, daſs das abgeschiedene Gas aus dem
                              									Quecksilber herrühre, steht der Umstand entgegen, daſs die kleinen Bläschen selbst
                              									nach tagelangem Liegen von dem umgebenden Quecksilber nicht wieder aufgenommen
                              									werden. Es dürfte demnach die Annahme gerechtfertigt sein, daſs das durch Erhitzen
                              									abgeschiedene Gas aus der Glasmasse herrühre. Uebrigens nöthigen die
                              									Gasabscheidungen nach langem Erhitzen dazu, die Capillare von Thermometern oben mit
                              									einer Erweiterung zu versehen, da es sonst häufig nicht möglich ist, das
                              									abgeschiedene Gas in den leeren Theil der Capillare über das Quecksilber zu
                              									schaffen, so daſs das Thermometer in der Regel unbrauchbar wird. – Mit der
                              									Eispunktserhebung geht auch eine Aenderung des Ausdehnungscoëfficienten des Glases
                              									Hand in Hand. Es ist daher zu empfehlen, Thermometer für höhere Temperaturen vor der
                              									Herstellung der Scale längeren Erhitzungen auszusetzen.
                           Die Fehler an Libellen sind schon öfters der Gegenstand
                              									eingehender Untersuchungen geworden (vgl. z.B. Rieth
                              									1887 264 501). Es wird einerseits angenommen, daſs die
                              									Beschaffenheit des Glases dabei eine maſsgebende Rolle spiele, andererseits das
                              									Auftreten von Beschlägen auf die Natur der Flüssigkeit zurückgeführt. Durch mehr als
                              									4 Jahre währende Beobachtungen hat nun Prof. Weber die
                              									Frage ihrer Entscheidung zugeführt (Sprechsaal, Jahrg.
                              									21 S. 471). Nach wiederholtem Auswaschen mit Alkohol und Salzsäure wurden die Röhren
                              									mit Wasser, Alkohol, Aether und schlieſslich einige Male mit der Füllflüssigkeit
                              									ausgespült. Die Röhren wurden nun einerseits mit Aether gefüllt, der über gebranntem
                              									Marmor gestanden, dann bei sehr gelinder Temperatur destillirt wurde und sofort zur
                              									Anwendung kam, andererseits mit Aether, der durch Stehen in undichten Flaschen
                              									Feuchtigkeit angezogen hatte.
                           Die geprüften Glasröhren hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 VI
                                 
                              
                                 SiO2
                                 65,4
                                 69,0
                                 74,1
                                 78,4
                                 69,8
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   0,9
                                   0,9
                                   0,1
                                   1,3
                                   1,1
                                 
                              
                                 CaO
                                 13,7
                                 12,2
                                   7,2
                                     6,75
                                   3,0
                                 
                              
                                 K2O
                                 19,8
                                 18,5
                                 18,9
                                 13,7
                                   8,9
                                 
                              
                                 Na2O
                                 
                                 
                                 
                                   0,5
                                 17,0
                                 
                              
                           Nr. I ist ein für Thermometer sehr bewährtes, etwas weiches, Nr. II ein etwas
                              									härteres, sehr widerstandsfähiges Glas, das nahezu der Formel 6SiO2, 1CaO, 1K2O
                              									entspricht; Nr. III und IV sind die Analysen von Böhmischem Glase, III von Weber und IV von Otto
                                 										(Muspratt's Encycl., III S. 191) ausgeführt,
                              									die Gläser V, VI und VII, von denen hier bloſs VI angegeben, sind weiche
                              									Libellengläser des Handels. Die Versuche mit weichen, leicht beschlagenden Gläsern
                              									ergaben, daſs sowohl bei Anwendung von schlechtem, als auch von rectificirtem Aether
                              									Beschläge auftraten, im ersteren Falle schneller als im letzteren. Auch die Röhren I
                              									und II zeigten Verschiedenheiten. In der Röhre I entspannen sich Beschläge, wenn
                              									auch in weit geringerem Maſse als bei den Werkstattröhren. Die Röhren Nr. II lieſsen
                              									nur eine sehr geringe Veränderung erkennen: die mit wässerigem Aether gefüllte
                              									Libelle zeigte sporadisch auftretende Beschlagspartikel, wogegen das mit reinem
                              									frisch rectificirten Aether gefüllte Rohr frei von allen Sedimenten, von allen der
                              									Blasenbewegung entgegentretenden Hindernissen war. Bei der Constatirung dieser
                              									Verhältnisse wurden die empfindlichsten Libellenprüfer, die exactesten Instrumente
                              									verwendet. Das Glas Nr. II entspricht vollständig allen Anforderungen, wenn es mit
                              									gutem Aether gefüllt wird. Da die Verarbeitung von Libellen aus böhmischem Glase auf
                              									Schwierigkeiten stöſst, so wäre es erwünscht, auch das Verhalten von ganz
                              									wasserfreiem, mit Natrium geschütteltem Aether auf weichere Röhren kennen zu lernen.
                              									Versuche in dieser Richtung, sowie unter Anwendung von Petroläther als Füllmaterial
                              									werden später vom Verfasser mitgetheilt werden.
                           Libellen aus böhmischem Hartglase mit 73,9 Proc. SiO2, 1,3 Proc. Al2O3, 9,99 Proc. CaO und 14,83 Proc. K2O
                              									wurden 3 Monate lang mit wässerigem Aether besetzt; die Innenwand der Röhre war mit
                              									den bekannten Ansätzen wie übersäet. Hartes Glas schützt also gegen schlechten
                              									Aether nicht, die Feuchtigkeit greift auch das härteste Glas an (Sprechsaal, Jahrg. 21 S. 717).
                           Prof. Weber hat auch Untersuchungen über den Einfluſs
                              									von Spiritus auf die Libellen angestellt (Sprechsaal,
                              									Jahrg. 21 S. 768). Der Inhalt der Libellen des Handels für gewerbliche Zwecke ist
                              									etwa 93 procentiger Alkohol. Selbst hartes Glas von der Zusammensetzung: 7SiO2, CaO, 1,2Na2O wird
                              									von solchem Alkohol heftig angegriffen. Es ist daher dringend anzurathen, die Röhren
                              									des Handels mit absolutem Alkohol anzufüllen. Röhren,
                              									die mit reinem Alkohol angefüllt waren, zeigten nach einem halben Jahre keine
                              									Veränderung.
                           
                           Es ist eine dem Chemiker wohl bekannte Thatsache, daſs Gefäſse aus Glas, wenn sie
                              									längere Zeit mit heiſser Lauge oder mit kochendem Wasser in Berührung stehen,
                              									zahlreiche Risse bekommen und oft eine weitergehende Zersetzung zeigen. Häufig wird
                              									die Oberfläche solcher Gläser derart verändert, daſs beim Erhitzen derselben über
                              									den Siedepunkt des Wassers, amorphe Schuppen sich ablösen, während die übrige
                              									Glasmasse keine Veränderung zeigt. Diese Erscheinung ist nicht bloſs auf eine
                              									chemische Action zurückzuführen, sondern auch dem Eindringen
                                 										des Wassers in die Glasoberfläche zuzuschreiben. Eine Untersuchung über
                              									diesen Gegenstand hat O. Schott in Jena in der Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1889 Bd. 9 S. 86,
                              									veröffentlicht.
                           Verschiedene Glassorten wurden in Form von Röhren oder Scheibchen 5 Tage lang mit
                              									heiſsem destillirten Wasser gekocht, vor und nach der Behandlung mit Wasser und nach
                              									dem Erhitzen auf 150° C. gewogen.
                           Das Ergebniſs der Prüfung war folgendes:
                           1) Thüringer Glas, untergeordneter Qualität T. Analyse: K2O 7,3 Proc.; Na2O 15,87; CaO 5,66; Al2O3 + Fe2O3 2,11; MgO 0,24;
                              										SiO2 68,69.
                           Sechs Röhren von 1,666qdm Oberfläche mit einem
                              									Gewichte von 32g,9073.
                           
                              
                                 
                                    α)
                                    
                                 Gewichtsverlust
                                 nach Behandlung mit Wasser
                                 0g,0176
                                 
                              
                                 
                                    β)
                                    
                                 „
                                 für 1qdm Oberfläche
                                 0g,0107
                                 
                              
                                 
                                    γ)
                                    
                                 „
                                 nach Erhitzen auf 150° C
                                 0g,0081
                                 
                              
                                 
                                    δ)
                                    
                                 „
                                 für 1qdm Oberfläche
                                 0g,0049
                                 
                              
                           Nach Erwärmen im Wasser war die Glasoberfläche unverändert; nach Erhitzen auf 150° C.
                              									im Luftbade corrodirte sie vollständig und lieſs reichlich Oberflächenpartikelchen
                              									in Form kleiner Schuppen abfallen. Der Verlust von 8mg,1 ist also nicht allein Wasser gewesen.
                           2) Besseres Thüringer Glas F – Analyse: K2O 3,38
                              									Proc.; Na2O 16,0; CaO 7,2; Al2O3 3; Fe2O3 0,4; MgO 0,3;
                              									MnO 0,4; As2O5
                              										0,24Der Gehalt an As2O5 wird im Thüringer Glas öfters gefunden und erklärt sich durch
                                    											das Verfahren, die Ueberbleibsel von der Anfertigung der mit Emaille
                                    											belegten Röhren den nächsten Glasschmelzungen beizumischen. Die Emaille
                                    											enthält 9 bis 10 Proc. As2O5; diese kann sich in solchem Maſse in den
                                    											Röhren ansammeln, daſs dieselben während der Verarbeitung braun
                                    										werden.; SiO2 – 69,0 wurde in 3facher
                              									Art untersucht:
                           a) Nach zweijährigem Liegen an der Luft.
                           b) Nach voraufgegangener Erwärmung auf 150°.
                           c) Nach Erhitzen bis zum beginnenden Erweichen.
                           a) Zwei Röhren von 3qdm,956 Oberfläche und einem
                              									Gewichte von 23g,4593.
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 0g,0139
                                 
                              
                                 
                                    β
                                    
                                 0g,0035
                                 
                              
                                 
                                    γ
                                    
                                 0g,0032
                                 
                              
                                 
                                    δ
                                    
                                 0g,0008
                                 
                              
                           (α, β, γ, δ haben dieselbe
                              									Bedeutung wie oben.)
                           
                           Nach der Entnahme der Röhren aus dem Wasser war die Oberfläche des Glases
                              									unverändert; nur nach dem Erhitzen im Trockenschranke bemerkte man sehr feine, die
                              									Oberfläche bedeckende Risse, ohne daſs Glaspartikelchen abgesprungen wären. Die
                              									bessere Beschaffenheit dieses Glases erklärt die geringere Veränderung.
                           b) Zwei Röhren von 3qdm,67 Oberfläche und einem
                              									Gewichte von 18g,2912 wurden auf 150° C. erhitzt
                              									und dann mit Wasser behandelt.
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 0g,0094
                                 
                              
                                 
                                    β
                                    
                                 0g,0025
                                 
                              
                                 
                                    γ
                                    
                                 0g,0031
                                 
                              
                                 
                                    δ
                                    
                                 0g,0008
                                 
                              
                           Die nach dem Erhitzen im Trockenschranke entstandenen Risse waren sehr klein und kaum
                              									zu erkennen. Die Resistenz der Oberfläche war gröſser geworden.
                           c) Zwei Röhren von 3qdm,626 Oberfläche mit einem
                              									Gewichte von 22g,1298.
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 0g,0067
                                 
                              
                                 
                                    β
                                    
                                 0g,0018
                                 
                              
                                 
                                    γ
                                    
                                 0g,0023
                                 
                              
                                 
                                    δ
                                    
                                 0g,0006
                                 
                              
                           Es waren bei diesem Glase auch mit bewaffnetem Auge keine Oberflächenrisse zu sehen.
                              									Eine frisch ausgeglühte Glasoberfläche ist widerstandsfähiger als eine solche, die
                              									schon längere Zeit atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt war.
                           3) Eine im Jenaer Laboratorium hergestellte Glasröhre XVIII von der Zusammensetzung:
                              										Na2O 13 Proc., PbO 10 Proc., ZnO 7 Proc., B2O3 3 Proc., SiO2 66 Proc. gab einen Gewichtsverlust (β) bei 1qdm von 0g,0012 und keinen Gewichtsverlust beim Erhitzen
                              									auf 150° C. Die Oberfläche zeigte einen bläulichen Schiller ohne sonstige
                              									Veränderung.
                           4) Glas XXII (Zusammensetzung: Na2O 14, K2O 14, CaO 6, SiO2
                              									66 Proc). Die Röhren zeigten schon nach 36 stündigem Aufenthalte in warmem Wasser
                              									zahlreiche, unregelmäſsige Sprünge und zerfielen theilweise.
                           5) Das Jenaer Glas 3III (Zusammensetzung: Na2O 16, CaO 16, Al2O3 2, B2O3 4, SiO2 62 Proc). 15 Röhren von 10qdm,14
                              									Oberfläche und einem Gewichte von 98g,9257.
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 0g,0566
                                 
                              
                                 
                                    β
                                    
                                 0g,0055
                                 
                              
                           Die Röhren hatten einen schwach bläulichen Schimmer angenommen, zeigten sonst keine
                              									Veränderung.
                           6) Glas 6III (Zusammensetzung: Na2O 15, K2O 5, Al2O3 5, B2O3 2, SiO2 73 Proc). Der Gewichtsverlust β bei 1qdm betrug
                              										0g,0009, nach Erhitzen auf 150° C. δ 0g,0007.
                           7) Glas 15III (Zusammensetzung: Na2O 8, K2O 9, CaO 7,
                              									ZnO 7, Al2O3 2,
                              										SiO2 67 Proc). Der Gewichtsverlust β betrug 0g,0009, δ 0g,00006.
                           
                           8) Glas 13III (Zusammensetzung: K2O 15, ZnO 20, B2O3 7, SiO2 58 Proc). 11 Röhren mit 7qdm,90
                              									Oberfläche und einem Gewichte von 74g,8306.
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 0g,0126
                                 
                              
                                 
                                    β
                                    
                                 0g,0016
                                 
                              
                                 
                                    γ
                                    
                                 0g,0019
                                 
                              
                                 
                                    δ
                                    
                                 0g,00024
                                 
                              
                           Man ersieht aus diesen Zahlenangaben einen auffallenden Unterschied zwischen Kali-
                              									und Natrongläsern, während die letzteren ein Erhitzen auf 150° C. gestatten, ohne
                              									ihr Gewicht zu ändern, ist bei ersteren – besonders in den weniger widerstandsfähig
                              									zusammengesetzten Arten – ein erheblicher Gewichtsverlust zu constatiren, der sich
                              									öfters durch Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit zu erkennen gibt. Solche
                              									Gläser ziehen leicht aus der Luft genügend Wasser an, um nachher beim Erhitzen
                              									Erscheinungen zu zeigen, die bei oberflächlicher Betrachtung für Entglasung gehalten
                              									werden könnten. Das Rissigwerden der Oberfläche bei Lampencylindern gehört
                              									hierher.
                           Kaligläser mit 33 bis 40 Proc. K2O bedeckten sich
                              									nach längerem Liegen an der Luft mit einer Schicht, die mit dem Messer wie Hörn
                              									abgeschabt werden konnte.
                           Reichlich Natron haltige Gläser sind ebenso wenig beständig wie die Kaligläser,
                              									bedecken sich aber mit einer leicht ablösbaren krystallinischen Kruste. Wasserhaltiges Kalisilicat erscheint stets
                              									glasartig amorph, wasserhaltiges Natronsilicat krystallinisch. Für Fenstergläser ist
                              									daher schlecht zusammengesetztes Kaliglas dem Natronglase überlegen; für die
                              									Verwendung zu chemischen und physikalischen Zwecken wird aber das Natronglas stets vorzuziehen sein.