| Titel: | Zur Technologie des Glases. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 83 | 
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                        Zur Technologie des Glases.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 37 d.
                           								Bd.)
                        Zur Technologie des Glases.
                        
                     
                        
                           Untersuchungen über die Löslichkeit von Glas in Wasser
                              									wurden von F. Mylius und F. Foerster ausgeführt.
                              									Zunächst wurde die Einwirkung von Wasser auf Natron- und Kaliwasserglas studirt.
                           18g,5 Natronwasserglas
                              									wurden als grobes Pulver 9 Tage lang unter häufigem Umschütteln mit 70cc Wasser von 20° C. in Berührung gelassen. Die
                              									entstandene Lösung enthielt in 60cc 0g,045 Natron (Na2O) und 0g,014 Kieselsäure (SiO2). Mithin hatten sich nur 0,37 Proc. des Glases
                              									gelöst. Als bei derselben Glasmenge die Behandlung mit Wasser 3 Monate dauerte,
                              									betrug das in Lösung gegangene 0,81 Proc. des Glases. Bei diesen Versuchen betrug
                              									die wirkende Oberfläche des Glases mindestens 8qm.
                              									Nach der Analyse kamen im Wasserglase auf je 1 Mol. Na2O 3,2 Mol. SiO2, die in Lösung gegangene
                              									Substanz betrug aber im ersten Versuche auf 1 Mol. Na2O 0,32 Mol. SiO2, im zweiten 0,55 Mol.
                              									Aus diesen Versuchen geht hervor, daſs das Natronwasserglas als solches im Wasser unlöslich sei. Der in Lösung gegangene Theil des
                              									Glases ist an Alkali viel reicher als der Rückstand. Der Rückstand der Extraction
                              									von fein gepulvertem Glase mit viel Wasser war Kieselsäure und enthielt etwa 1 Proc.
                              										Na2O, und an der Luft aufbewahrt 25 Proc. H2O, wovon die Hälfte durch Stehen über Schwefelsäure
                              									entzogen werden konnte, der Rest beim Glühen entwich.
                           Aus diesen und ähnlichen Versuchen geht hervor, daſs der Gebrauch der atomistischen
                              									Formel Na2Si4O9 für Natronwasserglas unstatthaft ist.
                           Nach Ebell's Versuchen (1878 228 47 und 160) bedarf 1 Mol. Na2O etwa
                              									2,5 Mol. SiO2 zur Sättigung, und die überschüssige
                              									Kieselsäure ist im Glase als solche vorhanden. Man kann aber leicht zeigen, daſs aus
                              									einem Glase, welches weniger als 2,5 Mol. SiO2
                              									enthält, sich solche durch Wasser abscheidet, was gegen Ebell's Annahme spricht.
                           Durch Auflösen von Kieselsäure in Natronlauge, Eindampfen und kurzes Glühen des
                              									Rückstandes wurde eine ungeschmolzene, bimssteinartige Masse erhalten, die durch
                              									passende Behandlung mit Wasser in 4 Fractionen von folgender Zusammensetzung zu
                              									spalten war:
                           Angewendete Menge: 2g,5.
                           
                              
                                 Es enthielten
                                 Na2O
                                 SiO2
                                 
                              
                                 das ursprüngliche Material
                                 34,07 Proc.
                                 65,93 Proc.
                                 
                              
                                 Fraction I
                                 88,13
                                 11,87
                                 
                              
                                      „       II
                                 41,64
                                 58,33
                                 
                              
                                      „       III
                                 30,31
                                 69,69
                                 
                              
                                      „       IV
                                   3,1
                                 96,7
                                 
                              
                           Fraction I war durch 5 Minuten dauernde Behandlung der zerriebenen Substanz mit
                              									kaltem Wasser, Fraction II durch Waschen mit heiſsem Wasser, Fraction III durch
                              									viertelstündiges Kochen mit Wasser erhalten worden, während Fraction IV 0g,5 im Rückstande blieb. Die Natriumverbindungen
                              									der Kieselsäure werden also nach der Formelgleichung
                           Na2O(SiO2)x + H2O = 2NaHO + xSiO2
                           zersetzt. (Hierbei bedeutet SiO2 die ungelöste Kieselsäure ohne Rücksicht auf den Wassergehalt.)
                           Es gelang niemals, die Lösung ganz frei von Kieselsäure zu erhalten. Die Auflösung
                              									der letzteren wird durch eine secundäre Wirkung des freien Alkalis bewirkt, die
                              									vielleicht in einer Uebertragung von Wasser an die Kieselsäure besteht. Damit im
                              									Widerspruche scheint der Umstand zu stehen, daſs aus Lösungen von Wasserglas
                              									wohldefinirte Silicate des Natriums (Na2SiO3 + 10H2O und Na2Si4O9 + 12H2O) erhalten
                              									werden können. Dieser Widerspruch löst sich bei der Betrachtung, daſs nach neueren
                              									Ansichten die Hydrate von Natron und Kieselsäure in einer Lösung neben einander
                              									vorhanden sein können, ohne zu einem Salze vereinigt zu sein. Auch ist es
                              									wahrscheinlich, daſs die aus wässerigen Lösungen der Kieselsäure erhaltenen Salze
                              									Additionsverbindungen jener Hydrate sind, worin also das sogen. Krystallwasser als
                              									Hydratwasser auf das Natron und auf die Kieselsäure zu vertheilen wäre.
                           Kaliwasserglas. Gemäſs seiner stärkeren Affinität ist
                              									die hydratisirende Wirkung des Kalis auf SiO2
                              									gröſser als die des Natrons. Durch Schütteln von geglühter Kieselsäure mit
                              									äquivalenten Mengen von Kali- und Natronlauge von verschiedener Concentration würde
                              									dies gezeigt. So wurden von einer zweifach normalen Kalilösung 2g,5 SiO2 in Lösung
                              									gebracht, von der äquivalenten Natronlösung nur 0g,66. Daraus ergibt sich auch, daſs das Kaliwässerglas viel leichter löslich
                              									ist als das Natronwasserglas, andererseits, daſs man aus ersterem bei weitem
                              									schwerer die Kieselsäure abscheiden kann, als aus letzterem.
                           Die groſse Verwandtschaft des Kaliwasserglases zum Wasser geht auch aus der
                              									bedeutenden Wärmeentwickelung bei geeigneter Berührung hervor; so stieg die
                              									Temperatur einer Mischung von 50g Wasserglas mit
                              									wenig Wasser von 18 auf 32° C.
                           
                           Die Eigenschaft des Kali Wasserglases, durch Aufnahme von Wasser zu einer viscosen
                              									Lösung und bei Zusatz von wenig Wasser zu einer festen Gallerte aufzuquellen,
                              									erklärt auch das mörtelartige Erhärten desselben unter Wasser. Die Theilchen des
                              									pulverförmigen Glases werden durch das Quellungsproduct innig verkittet und man
                              									erhält in 2 Tagen eine steinharte, glasige Masse, deren Wassergehalt (bis zu 50
                              									Proc.) beim starken Erhitzen unter Aufschäumen entweicht. Diese Erscheinungen treten
                              									bei Natronwasserglas in weitaus geringerem Maſse auf.
                           Die Erscheinung, daſs Kaligläser eine gröſsere Verwandtschaft zum Wasser haben als
                              									Natrongläser, findet sich selbst bei kalkhaltigen Gläsern des Handels vor; O. Schott (Zeitschrift für Instrumentenkunde, Bd. 9 S.
                              									86) hat darauf hingewiesen, daſs bei derartigen Gläsern nach einiger Zeit eine
                              									wasserhaltige Oberflächenschicht entsteht, welche die Haltbarkeit derselben
                              									wesentlich vermindert (vgl. diesen Bericht weiter oben). Dieselbe kann erst durch
                              									Erwärmen entdeckt werden, indem sie sich durch die Erscheinung des Abblätterns
                              									leicht verräth (vgl. auch Geuther, Wagner's Jahresbericht, 1869 S. 166. Splittgerber, 1861 159 158. Vogel und Reischauer, 1859 152 181. R. Weber, Wiedemann's Annalen, Bd. 6 S. 431).
                           Die Löslichkeit der Natrongläser verglichen mit derjenigen
                                 										der Kaligläser, Wie Schott gezeigt hat, sind
                              									die Kaligläser weniger widerstandsfähig als die
                              									Natrongläser. Um einen ziffernmäſsigen Nachweis der Unterschiede in der Löslichkeit
                              									der Gläser zu bringen, wurden folgende Gläser verschmolzen:
                           
                              
                                 I.
                                 2K2O, 6SiO2
                                 II.
                                 2Na2O,
                                    												6SiO2
                                 
                              
                                 III.
                                 1¾ K2O  ¼ CaO
                                 6SiO2
                                 IV.
                                 1¾ K2O  ¼ CaO
                                 6SiO2
                                 
                              
                                 V.
                                 1½ K2O  ½ CaO
                                 6SiO2
                                 VI.
                                 1½ Na2O  ½ CaO
                                 6SiO2
                                 
                              
                                 VII.
                                 1¼ K2O  ¾ CaO
                                 6SiO2
                                 VIII.
                                 1¼ Na2O  ¾ CaO
                                 6SiO2
                                 
                              
                                 IX.
                                 1K2O1CaO
                                 6SiO2
                                 X.
                                 1Na2O1CaO
                                 6SiO2
                                 
                              
                           Um dem Glase eine möglichst groſse, aber doch annähernd meſsbare Oberfläche zu geben,
                              									wurde das grobe Pulver durch 2 Siebe, von denen das eine 72, das andere 121 Maschen
                              									auf den Quadratcentimeter hatte, auf ein bestimmtes Korn gebracht. Gleiche Volumina
                              									der verschiedenen Gläser entsprechen dann annähernd gleichen Oberflächen. Die
                              									Gesammtoberfläche der Glasfragmente wurde unter Annahme der Kugelgestalt zu 763qcm berechnet.
                           Als Maſs für die angewendete Menge der Glasfragmente diente das Volumen von 20g Jenaer Thermometerglas. Diese Mengen wurden in
                              									einem Kolben aus Platinblech 5 Stunden lang mit 70cc Wasser von 100° C. erhitzt; der Platinkolben, welcher in ein siedendes
                              									Wasserbad tauchte, war dabei mit einem kleinen Rückfluſskühler aus Platin und zum Schütze gegen die
                              									Luft mit einem Liebig'schen Kaliapparat verbunden. Nach
                              									dem Abkühlen wurde die Lösung filtrirt und in 60cc
                              									des Filtrates die gelösten Bestandtheile bestimmt.
                           Die Bestimmung der Löslichkeit nach dieser Methode gibt nur annähernde Werthe; die
                              									Hauptfehlerquelle sind die Schwankungen der Oberflächengröſse. Die Zahl der
                              									Fragmente in einem bestimmten Volumen wurde festgestellt, und dafür Sorge getragen,
                              									daſs ein bestimmtes Volumen Glas immer eine bestimmte Anzahl von Fragmenten enthält,
                              									wodurch der genannte Fehler auf ein kleineres Maſs reducirt wird.
                           Die Wassergläser hatten sich nur theilweise gelöst, und an Stelle der Glasfragmente
                              									befand sich nach dem Erkalten eine amorphe Masse. Von den anderen Gläsern verhielt
                              									sich bloſs das Glas III den Wassergläsern ähnlich.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Molekularformel
                                 AngewandteMenge
                                 Anzahl derKörner in 1 ccm
                                 Summedes Gelöstenin 1 mg
                                 SiO2 in mg
                                 K2O in mg
                                 Na2O in mg
                                 Alkalisaurestoffin mg
                                 Auf 1 Mol. SiO2kommen Mol.Alkali
                                 
                              
                                 I.
                                 6SiO2, 2K2O
                                 18,824
                                 7300
                                 6624
                                 4246,8
                                 2377,2
                                 –
                                   404,61
                                   0,36
                                 
                              
                                 II.
                                 6SiO2, 2Na2O
                                 18,979
                                 7492
                                 2987
                                 2144,7
                                 –
                                 842,4
                                 217,3
                                   0,38
                                 
                              
                                 III.
                                 6SiO2, 1¾ K2O, ¼ CaO
                                 18,948
                                 7420
                                 4674
                                 2997,6
                                 1675,8
                                 –
                                 285,2
                                   0,36
                                 
                              
                                 IV.
                                 6SiO2, 1¾ Na2O, ¼ CaO
                                 18,979
                                 7510
                                 507,6
                                   303,9
                                 –
                                 202,8
                                   52,3
                                   0,64
                                 
                              
                                 V.
                                 6SiO2, 1½ K2O, ½ CaO
                                 19,002
                                 7595
                                 223,5
                                     65,1
                                   158,4
                                 –
                                   26,9
                                   1,56
                                 
                              
                                 VI.
                                 6SiO2, 1½ Na2O, ½ CaO
                                 19,118
                                 7333
                                   42,4
                                       8,1
                                 –
                                   34,3
                                     8,9
                                 4,1
                                 
                              
                                 VII.
                                 6SiO2, 1½ K2O, ¾ CaO
                                 19,072
                                 7624
                                   32,1
                                       5,4
                                     26,69
                                 –
                                     4,5
                                   3,15
                                 
                              
                                 VIII.
                                 6SiO2, 1¼ Na2O, ¾CaO
                                 19,257
                                 7620
                                   17,4
                                       5,9
                                 –
                                   11,5
                                     2,9
                                 1,9
                                 
                              
                                 IX.
                                 6SiO2, 1K2O, 1CaO
                                 19,125
                                 7424
                                     9,5
                                       3,5
                                       5,99
                                 –
                                     1,0
                                 1,1
                                 
                              
                                 X.
                                 6SiO2, 1Na2O, 1CaO
                                 19,381
                                 7500
                                     7,4
                                       3,2
                                 –
                                     4,19
                                     1,1
                                   1,27
                                 
                              
                           Aus nebenstehender Tabelle geht zunächst die bekannte Thatsache hervor, daſs die
                              									Löslichkeit der Gläser in schneller Weise mit dem zunehmenden Kalkgehalte abnimmt.
                              									Wichtiger ist das Ergebniſs, daſs die Natrongläser gegen den Einfluſs des Wassers
                              									widerstandsfähiger sind als die Kaligläser. Die Beobachtung zeigt jedoch, daſs der
                              									Unterschied um so mehr verschwindet, je kalkreicher die Gläser werden. Die
                              									Beobachtungen der Verfasser stehen hier mit denen von F.
                                 										Schwarz in Uebereinstimmung, welcher fand, daſs es für die Angreifbarkeit
                              									der Gläser von der Formel RI2O, RIIO, 6SiO2 ohne Belang sei, ob sie Kali oder Natron
                              									enthalten.
                           Beachtenswerth ist das Verhältniſs des in Lösung gegangenen Alkalis. Während die
                              									Lösung I und II auf 6 Mol. SiO2 etwa 2 Mol. Alkali
                              									enthält, steigt das Alkali gegenüber der Kieselsäure, je mehr Kalk dem Glase
                              									zugefügt und je mehr Alkali ihm entzogen wird, um in der Natronreihe bei dem Glase
                              									von der Formel 1½Na2O, ½CaO, 6SiO2 und in der Kalireihe bei demjenigen der Formel
                              										1¼K2O, ¾CaO, 6SiO2 ein Maximum zu erreichen. Bei diesen Gläsern gingen nämlich auf 6 Mol.
                              										SiO2 24,6 bezieh. 18,9 Mol. Alkali in Lösung.
                              									Die Verfasser schlieſsen daraus, daſs der Kalk anfangs einen erheblichen Antheil SiO2 gebunden enthält; bei
                                 										gröſserem Zusätze von Kalk wirkt dieser auch auf das Alkali bindend, mithin
                              									sind in guten Gläsern Doppelverbindungen von Alkali-Kalksilicaten wirksam, wie auch
                              									gewöhnlich angenommen wird.
                           Vergleichende Bestimmungen der Löslichkeit von Glassorten des Handels sind schon öfter angestellt
                              									worden (vgl. z.B. 27. Schwarz, Verhandlungen des Vereins zur
                                 										Beförderung des Gewerbefleiſses, 1887 S. 204). Man verwendete dazu Kolben
                              									oder Röhren. Verfasser haben nun die oben beschriebene Methode zur Bestimmung der
                              									Löslichkeit von Glassorten des Handels benutzt, und ihre Versuchsresultate in 2
                              									Tabellen zusammengestellt. Tabelle I gibt die Löslichkeit verschiedener Glassorten
                              									an, II ihre Zusammensetzung (M bedeutet: Mylius, F:  Foerster als Beobachter).
                           I.
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    
                                    
                                    Glassorten
                                    
                                 
                                 Spec. Gew.
                                 An-gewundteMenge
                                 Zahlder Körnerin 1 cm
                                 Summe desGelöstenin mg
                                 SiO2 in mg
                                 K2O in mg
                                 Na2O in mg
                                 Alkalisauer-stoff in mg
                                 
                              
                                 1.
                                 Gelbes, alkalireiches Glas
                                 M.
                                 2,514
                                 19,451
                                 –
                                 249
                                 80,0
                                 160,0
                                 195,0
                                 43,6
                                 
                              
                                 2.
                                 Schlechtes Thüringer Glas
                                 F.
                                 2,472
                                 19,125
                                 7497
                                      91,4
                                 14,3
                                   18,1
                                   59,0
                                 18,4
                                 
                              
                                 3.
                                 Glas von Tittel und Comp.   in Geiersthal
                                 M.
                                 2,495
                                 19,304
                                 7601
                                      30,4
                                   8,7
                                     7,8
                                   13,9
                                     4,92
                                 
                              
                                 4.
                                 Flaschenglas von Schilling   in Gehlberg
                                 F.
                                 2,466
                                 19,079
                                 7666
                                      10,4
                                   4,3
                                       1,76
                                       4,39
                                     1,43
                                 
                              
                                 5.
                                 Böhm. Glas von Kavalier
                                 M.
                                 2,387
                                 18,468
                                 7686
                                      10,1
                                   5,6
                                     4,5
                                 –
                                     0,77
                                 
                              
                                 6.
                                 Rheinisches Fensterglas
                                 F.
                                 2,451
                                 18,963
                                 7612
                                        9,4
                                   4,5
                                 –
                                       4,87
                                     1,26
                                 
                              
                                 7.
                                 Bleikryst. aus Ehrenfeld
                                 M.
                                 3,043
                                 23,543
                                 7525
                                        8,5
                                   2,1
                                     6,4
                                 –
                                     1,09
                                 
                              
                                 8.
                                 Grünes Flaschenglas aus   Charlottenburg
                                 M.
                                 2,606
                                 20,162
                                 7200
                                        6,5
                                   3,7
                                 –
                                      2,76
                                     0,71
                                 
                              
                                 9.
                                 Thermometerglas 16III   aus
                                    											Jena
                                 F.
                                 2,585
                                 20,000
                                 7330
                                        5,4
                                   2,0
                                 –
                                       3,39
                                     0,87
                                 
                              
                                 10.
                                 Bleiglas Nr. 483 aus Jena
                                 M.
                                 3,596
                                 27,814
                                 7156
                                        3,3
                                   1,9
                                     1,4
                                 –
                                     0,24
                                 
                              
                                 11.
                                 Bleisilicat
                                 M.
                                 6,336
                                 49,021
                                 –
                                        0,6
                                   0,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           II.
                           
                              
                                 Nr.
                                 SiO2
                                 Al2O3Fe2O3
                                 MnO
                                 ZnO
                                 PbO
                                 CaO
                                 MgO
                                 K2O
                                 Na2O
                                 As2O3
                                 B2O3
                                 S
                                 
                              
                                 1.
                                 60,94
                                   1,77
                                   3,90
                                 –
                                 –
                                     5,42
                                   0,05
                                 13,3
                                 15,4
                                 –
                                 –
                                 0,22
                                 
                              
                                 2.
                                 69,9
                                   2,95
                                   0,40
                                 –
                                 –
                                     3,72
                                   0,08
                                   6,6
                                 16,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 3.
                                 71,5
                                 0,4
                                 0,2
                                 –
                                 –
                                   6,7
                                 0,2
                                   7,1
                                 14,3
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 4.
                                 75,2
                                 0,7
                                 –
                                 –
                                 –
                                   8,3
                                 Spur
                                   4,2
                                 11,9
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 5.
                                 78,3
                                 0,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                   6,8
                                 –
                                 13,3
                                   1,4
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 6.
                                 71,2
                                 1,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 13,4
                                 –
                                 –
                                 13,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 7.
                                 56,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                     31,2
                                 –
                                   0,06
                                 12,1
                                   0,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 8.
                                 63,5
                                 4,9
                                 2,9
                                 –
                                 –
                                 14,0
                                 3,9
                                   1,3
                                   9,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 9.
                                 67,5
                                 2,5
                                 –
                                 7,0
                                 –
                                   7,0
                                 –
                                 –
                                 14,0
                                 –
                                 2,0
                                 –
                                 
                              
                                 10.
                                 44,7
                                 0,5
                                 0,05
                                 –
                                     47,0
                                 –
                                 –
                                   7,3
                                   0,2
                                 0,2
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 11.
                                 21,7
                                 –
                                 –
                                 –
                                 78
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die Glassorten sind in der vorstehenden Tabelle nach dem Gewichtsverluste geordnet,
                              									den sie durch heiſses Wasser erleiden; diese schwanken auſserordentlich stark,
                              									zwischen 0,6 und 250mg. Das Glas von Tittel und Comp. ist für Glasbläserversuche noch
                              									brauchbar, dagegen die
                              									voranstehenden nicht mehr und es würde ein groſser Gewinn sein, wenn solche Gläser
                              									aus dem Handel verschwinden würden. Glas Nr. 2 ist nach kurzer Zeit mit einer
                              									Schicht von Na2CO3
                              									bedeckt. Die Gläser 1 und 2 waren, abgesehen von Carbonaten und Sulfaten, mit einer
                              									verwitterten Oberflächenschicht von 1/50mm bedeckt, die
                              									sich bei schwachem Erwärmen oder beim Liegen über Schwefelsäure abblätterte.
                           Die Flintgläser sind gegen reines Wasser sehr widerstandsfähig, was bemerkenswerth,
                              									da sie von Alkalien wie von Säuren leicht zersetzt werden. – Obenstehende
                              									Zahlenreihe bezieht sich auf fünfstündiges Behandeln der Glassorten mit heiſsem Wasser; gegen kaltes Wasser verhalten sich die
                              									Glassorten ähnlich, wenn auch mit kleinen Abweichungen, wie durch Prüfung mit Eosin
                              									(siehe diesen Bericht weiter oben) gezeigt wurde. Durch vorliegende Abhandlung ist
                              									auch eine frühere Ansicht, daſs die Bestandtheile des Glases bei der Behandlung mit
                              									Wasser in demselben Verhältnisse in Lösung gehen, in welchem sie im Glase selbst
                              									enthalten sind, widerlegt. Die Ergebnisse der Versuche lassen sich in folgende Sätze
                              									zusammenfassen:
                           1) Wasserglas zersetzt sich mit Wasser in freies Alkali und Kieselsäure, von welcher
                              									ein Theil, je nach Zeit, Concentration und Temperatur, durch Alkali hydratisirt und
                              									dadurch gelöst wird.
                           2) Die Kaligläser sind bei Weitem löslicher als die Natrongläser, die Unterschiede
                              									verschwinden aber in dem Maſse, als die Gläser reicher an Kalk werden.
                           3) Natron und Kali werden im Glase sowohl durch Kieselsäure als durch Kalk gebunden.
                              									Die Widerstandsfähigkeit von Glas gegen Wasser wird durch das Vorhandensein von
                              									Doppelsilicaten von Kalk und Natron oder Kali bedingt.
                           4) In heiſsem Wasser sind von allen bekannten Glassorten die bleihaltigen Flintgläser
                              									am wenigsten löslich.
                           5) Die relative Angreifbarkeit der Gläser durch heiſses Wasser ist von derjenigen
                              									durch kaltes Wasser verschieden (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, Bd. 22 S. 1092).
                           E. Hussak und Schumacher untersuchten das Kalksilicat des Glases und der Glasuren (Sprechsaal,
                              									1888 S. 881). Als Lösungsmittel diente ein Glas von der Zusammensetzung 3Na2O.SiO2 und 2CaOB2O3, in welches
                              									Calciumsilicat CaSiO3 eingeführt wurde. – Das Glas
                              										\left\{
                                 										{3\,\mbox{Na}_2\mbox{O\,.\,SiO}_2}\atop{2\,\mbox{CaO\,.\,B}_2\mbox{O}_3}
                                 										\right. schmolz vollkommen klar und zeigte sich nach dem Erkalten frei
                              									von Ausscheidungen. Das Glas \mbox{CaSiO}_2\left\{
                                 										{3\,\mbox{Na}_2\mbox{O\,.\,SiO}_2}\atop{2\,\mbox{CaO\,.\,B}_2\mbox{O}_3}
                                 										\right. schmolz zu reinem Glase, ist jedoch stellenweise reich an
                              									Bläschen und erfüllt von zahlreichen Sprüngen. An Stellen, wo eine ganz dünne
                              									Glashaut über der Tiegelwandung sich hinzieht, bemerkt man jedoch schon einzelne
                              									säulenförmige, farblose Kryställchen. Die dritte Probe
                              										2\,\mbox{CaO\,.\,SiO}_2\left\{
                                 										{3\,\mbox{Na}_2\mbox{O\,.\,SiO}_2}\atop{2\,\mbox{CaO\,.\,B}_2\mbox{O}_3}
                                 										\right.
                              									zeigte in reinem Glase
                              									schon zahlreiche Ausscheidungen, vereinzelte, sich öfter durchkreuzende farblose
                              									Stäbchen, die auch oft zu radial-strahligen Kügelchen aggregirt, besonders häufig
                              									auf der Oberfläche des Glases sich vorfinden. – Die Mischung
                              										3\,\mbox{CaO\,.\,SiO}_2\left\{
                                 										{3\,\mbox{Na}_2\mbox{O\,.\,SiO}_2}\atop{2\,\mbox{CaO\,.\,B}_2\mbox{O}_3}
                                 										\right. erstarrte jedoch, wenigstens an der Oberfläche, fast
                              									vollkommen krystallinisch, die mikroskopische Untersuchung zeigte aber die
                              									Anwesenheit von Lösungsmittel. Die Oberfläche der Schmelzmasse ist blasig und in die
                              									einzelnen Hohlräume ragen die Kryställchen spieſsig hinein. Die auf diese Weise
                              									ausgeschiedenen Krystalle wurden als Wollastonit erkannt. Neben dem monoklinen
                              									Kalksilicat CaSiO3 wurde auch hexagonales
                              									Kalksilicat bemerkt, und es ist wahrscheinlich, daſs letzteres bei zunehmender
                              									Concentration ausschlieſslich aufgetreten wäre. Das Silicat CaSiO3 für sich allein geschmolzen erstarrt immer in
                              									hexagonaler Form; es läſst sich, wie die Versuche zeigen, in Wollastonitform auf
                              									schmelzflüssigem Wege ohne Anwendung von Wasserdämpfen oder irgend welchen
                              									Aenderungen der Abkühlungsweise aus Gläsern zur Ausscheidung bringen, worauf auch
                              									das Vorkommen des Wollastonits in den Hochofenschlacken hinweist.
                           Eine interessante Untersuchung über sphärolithische
                                 										Entglasungsproducte hat Dr. E. Hussak in Bonn
                              									ausgeführt (Sprechsaal, Bd. 21 S. 221). Die
                              									besprochenen Sphärolithe stammten aus der Siemens'schen
                              									Glashütte in Elbogen, und hatten sich am Boden der Glaswannen, sowohl aus braunem,
                              									wie aus grünem Glase ausgeschieden. Es sind solche Ausscheidungen bis zu 10cm Durchmesser beobachtet worden, und finden sich
                              									theils einzeln, theils in Gruppen zu gröſseren Klumpen vereinigt. Die kleineren, 1
                              									bis 3cm im Durchmesser groſs, sind aus höchst
                              									feinen, radial gestellten, farblosen, grünlich oder röthlichen (vom Mn-Gehalte)
                              									Fasern aufgebaut, die oft einen Schiller, ganz ähnlich dem der sogen. Katzenaugen,
                              									zeigen. Der Kern zeigt sich mehr krystallinisch als die Rinde. Die chemische
                              									Analyse, von A. Haslam ausgeführt, ergab die in
                              									nebenstehender Tabelle zusammengestellten Werthe. Unter I ist das aus zwei Analysen
                              									gezogene Mittel von der Glaszusammensetzung II das Mittel der zwei
                              									Sphärolithanalysen.
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 SiO2
                                 63,24
                                   61,00
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   9,84
                                   16,79
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   4,17
                                     6,70
                                 
                              
                                 MnO
                                 10,48
                                     3,61
                                 
                              
                                 CaO
                                   4,47
                                     3,88
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,31
                                 –
                                 
                              
                                 K2O
                                   0,97
                                     0,74
                                 
                              
                                 Na2O
                                   5,16
                                     7,62
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                   0,15
                                     0,06
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 ––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 98,795
                                 100,41
                                 
                              
                           
                              
                                 spec. Gewicht
                                 2,637
                                 KernRinde
                                 2,6872,701
                                 
                              
                           
                           Stellt man die Molekularverhältnisse der Gläser und der Sphärolithe gegenüber:
                           
                              
                                 
                                 Glas
                                 Sphärolith
                                 
                              
                                 SiO2
                                 1,06827
                                 1,01387
                                 
                              
                                 Al2O3 + Fe2O3
                                 0,12420
                                 0,20584
                                 
                              
                                 K2O
                                 0,01039
                                 0,00789
                                 
                              
                                 N2O
                                 0,08431
                                 0,12250
                                 
                              
                           so ist das Verhältniſs von K2O
                              									: Na2O = 1 : 8 im Glase, dagegen im Sphärolithen
                              									annähernd wie 1 : 16. Das Kali hat sich im Glase concentrirt, während das Natron und
                              									die Thonerde sich als oligoklasähnliches Silicat ausgeschieden haben. Diese
                              									Thatsachen stehen im Einklänge mit den Beobachtungen von A.
                                 										Lagorio über die natürlichen Sphärolithe (Tschermak's Mineralogische und Petrographische
                                 										Mittheilungen, Bd. 8 N. F. S. 440).
                           Prof. Fr. Knapp gibt einen sehr interessanten Beitrag
                              									zur Kenntniſs getrübter Gläser in der Chemiker-Zeitung,
                              									Bd. 8 S. 388 (vgl. Weinreb, 1885 256 361, Zsigmondy, 1889 271 36 und Tedesco, 1889 271 425). Die mitgetheilten Beobachtungen wurden schon
                              									vor Jahren gemacht. Norweger Feldspath, im Porzellanofen geschmolzen, gab eine
                              									unansehnliche, undurchsichtige, aber auch keineswegs dem Milch- oder Alabasterglase
                              									ähnliche Schmelze. Schon bei schwacher Vergröſserung unter dem Mikroskope gibt sie
                              									sich als ein feinblasiger Schaum aus völlig klarem Glase zu erkennen. Offenbar
                              									absorbirt das schmelzende Mineral im feurigen Flusse Gase, die beim Erkalten erst
                              									spät, erst bei schon vorgeschrittener Dickflüssigkeit, und darum unvollkommen
                              									entweichen.
                           Anders erschien das Schmelzproduct, als man den Feldspath mit Zusatz von Kalk, und
                              									zwar in steigendem Gewichtsverhältnisse, schmolz. Bei dem kleinsten Kalkzusatze zu
                              									dem Feldspath entstand ein vollkommen farbloses, blasenfreies Glas mit lebhaftem
                              									Glänze und schönstem Spiegel der glatt geflossenen Oberfläche. – Mit einem stärkeren
                              									Zusätze von Kalk erhielt man Schmelzen von gleichem Spiegel und Glänze, aber mit
                              									einer zarten, lichten, in Blau spielenden Trübung, ein Opalglas, dessen schönes,
                              									höchst ansprechendes, schon dem natürlichen Opal nahe kommendes Ansehen hohen
                              									Beifall fand. – Mit nochmals gesteigertem Kalkzusatze gab die Schmelze ein
                              									vollkommenes Milchglas, undurchsichtig, ohne Opalisiren, aber mit gutem Glänze und
                              									Spiegel. – Diese Versuche stellen auſser Zweifel, daſs eine milchige Trübung auch
                              									ohne Zusatz von Phosphaten und Fluorverbindungen im Glase auftreten kann.
                           Im Sprechsaal, Bd. 21 S. 394 und 414, finden sich einige
                              									Vorschriften zur Entfärbung von durch Eisen grünlich gefärbtem Glase; Braunstein
                              									allein, der von Agricola schon 1530 in seiner Wirkung
                              									auf Glas besprochen wurde, ist nicht genug zuverlässig, da die röthliche Farbe
                              									seines Silicates durch reducirende Einflüsse zu leicht zerstört wird. Mit Mangan
                              									allein entfärbte Gläser nehmen an der Sonne leicht einen gelben Stich an. Sehr geringe Mengen
                              									von Kobaltoxyd schwächen die Farbe ab und sind als Zusatz anzurathen. Die besten
                              									Resultate ergibt der Zusatz von Nickeloxydul. Ein Gemenge von 68 Th. Pyrolusit, 23
                              									Th. grünem Nickeloxydul und 2,8 Th. Kobaltoxyd gibt einem stark grünen halbweiſsen
                              									Glase, in geeigneter Menge (diese muſs durch Versuch festgestellt werden) zugesetzt,
                              									ein sehr brauchbares weiſses Glas. Der Nickelfärbung ist ein schwacher Stich ins
                              									Graue eigenthümlich. Antimon wirkt nicht farbenverändernd.
                           Das Thüringer Glas hat bekanntlich die vorzügliche
                              									Eigenschaft, sich wiederholt bis zum Erweichen erwärmen zu lassen, ohne zu
                              									entglasen. Dr. Schott fand durch Untersuchung des für
                              									die Herstellung von Thüringer Glas verwendeten Sandes, daſs der hohe Aluminiumgehalt
                              									die Ursache dieser Beständigkeit sei. Ein in der Hütte aus solchem Sande
                              									geschmolzenes Thüringer Glas zeigte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 SiO2
                                 67,7
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   3,0
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   0,4
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                   7,4
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,3
                                 „
                                 
                              
                                 Mn2O3
                                   0,5
                                 „
                                 
                              
                                 K2O
                                   3,4
                                 „
                                 
                              
                                 Na2O
                                 16,0
                                 „
                                 
                              
                                 As2O5
                                     0,24
                                 „
                                 
                              
                           Durch Zusatz von Thonerde zu Glassorten, die sich vor der Lampe nicht verarbeiten
                              									lassen, wurden diesem Zwecke entsprechende Gläser erschmolzen. Die Thonerde scheint
                              									die Neigung der Gläser, zu krystallisiren, abzuschwächen (Sprechsaal, Bd. 21 S. 125).
                           Um die Stellung zu charakterisiren, welche die Thonerde in
                                 										der Zusammensetzung des Glases einnimmt, hat A.
                                 										Frank viele Gläser analysirt und die Analysen jener Gläser, deren
                              									Widerstandsfähigkeit durch langen Gebrauch erwiesen war, besonders hervorgehoben.
                              									Die Analysen einiger widerstandsfähiger Flaschengläser ist in Folgendem
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 SiO2
                                 60,4
                                 56,7
                                 57,3
                                 57,4
                                 56,7
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   8,1
                                   9,7
                                 10,5
                                 10,6
                                 10,3
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   1,2
                                   1,4
                                   1,3
                                   2,3
                                   1,3
                                 
                              
                                 MnO
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   7,5
                                 
                              
                                 CaO
                                 23,4
                                 24,3
                                 24,4
                                 23,9
                                 13,9
                                 
                              
                                 MgO
                                   1,1
                                   0,5
                                   1,5
                                   0,4
                                 –
                                 
                              
                                 Na2O
                                   5,7
                                   7,3
                                   4,9
                                   5,4
                                 10,4
                                 
                              
                                 Verhältniſs von CaO, Na2O   und MnO zu SiO2 wie
                                 1 : 1,85
                                 1 : 1,67
                                 1 : 1,72
                                 1 : 1,82
                                 1 : 18
                                 
                              
                           Nr. I ist das grüne Glas einer Champagnerflasche, Clicquot Veuve, also einem Glase
                              									entnommen, an das in chemischer, wie in mechanischer Hinsicht groſse Anforderungen
                              									gestellt werden, da es wechselndem Drucke, sowie der Einwirkung von Kohlensäure und
                              									organischen Säuren
                              									dauernd Widerstand leisten muſs. – Nr. II und III, grün gefärbt – eine Burgunder-
                              									und Pouilloc-Flasche, war nachweislich lange auf dem Lager gewesen. Nr. IV hatte
                              									lange Zeit der Einwirkung von Alkalicarbonaten widerstanden. Nr. V war eine sehr
                              									gute Rheinweinflasche von braunem Siemens'schen Glase.
                              									Während für gutes Alkalikalkglas das Verhältniſs von Kieselsäure zu Basen = 3 : 1
                              									gefordert wird, ist hier das Verhältniſs =1 : 1,8. Verfasser schlieſst daraus, daſs
                              									die Thonerde in den Gläsern die Rolle einer Säure spielt, was ja auch mit anderen
                              									Beobachtungen übereinstimmt. Die Erfahrung lehrt, daſs Thonerde haltige Gläser viel
                              									Kalk erfordern, um blank zu schmelzen. Als Beweis gibt Verfasser die Analyse zweier
                              									Glasschichten, die sich bei Benutzung von Porphyr gebildet hatten; die obere A war
                              									undurchsichtig, lavaartig, die untere B ein gutes Glas
                           
                              
                                 
                                 A
                                 B
                                 
                              
                                 SiO2
                                 61,4
                                 63,3
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   5,1
                                   1,2
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   3,0
                                   2,5
                                 
                              
                                 MnO
                                   4,4
                                   5,2
                                 
                              
                                 CaO
                                 14,5
                                 14,8
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,7
                                   1,2
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 10,8
                                 11,8
                                 
                              
                           Durch Zusatz von Kalk verschwanden die beiden Schichten, und man erhielt blanke,
                              									gleichmäſsige Schmelzen (Diamant, Bd. 11 Nr. 6).
                           C. Barus und V. Strouhal
                              									haben Glasthränen mit verdünnter Fluſssäure behandelt
                              									und gefunden, daſs die Theilchen der Glasthräne schon einen gewissen Zusammenhalt
                              									zeigen, wenn man auf diese Weise eine Schichte von 0qm,03 ablöst, dagegen die Neigung zum Explodiren ganz verschwindet, wenn
                              									die abgelöste Schicht 0mm,5 ausmacht (Sprechsaal, Bd. 21 S. 307).
                           Herrn Direktor O. Rauter ist es gelungen, massives Goldrubinglas herzustellen, eine Kunst, die
                              									trotz zahlreicher Versuche seit Kunkel's Zeit verloren
                              									gegangen ist. Derartige rothe Gläser sind von der Rheinischen Glashütten-Actiengesellschaft in mehreren Ausstellungen
                              									exponirt worden. Die Erfindung hat Herrn Rauter mehrere
                              									gehässige Angriffe zugezogen, auch wurde die Priorität der Erfindung bestritten (Sprechsaal, 1887, auch Centralblatt der Keramik und Glasindustrie).