| Titel: | Ueber die Berechnung der Antriebstheile von Bohrmaschinen. | 
| Autor: | Pregél | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 114 | 
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                        Ueber die Berechnung der Antriebstheile von
                           								Bohrmaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Berechnung der Antriebstheile von Bohrmaschinen.
                        
                     
                        
                           Nicht nur für den Erbauer von Bohrmaschinen, sondern überhaupt für jeden
                              									Betriebstechniker ist die Wahl zweckentsprechender Geschwindigkeitsverhältnisse der
                              									im Betriebe befindlichen Bohrmaschinen von hoher Wichtigkeit. Namentlich seit der
                              									allgemeineren Einführung der Spiralbohrer gewinnt diese Frage an Bedeutung.
                           Es dürfte daher die Besprechung einer einfachen Bestimmungsweise dieser
                              									Geschwindigkeitsverhältnisse erwünscht sein.
                           Schon früher ist in den Mittheilungen des Technologischen
                                       										Gewerbe-Museums, 1887 Bd. 3 Nr. 56 S. 156, dieser Gegenstand von C. Pfaff behandelt worden.
                           Erfahrungsmäſsig beträgt die Geschwindigkeit der äuſsersten Bohrerkante für härtere
                              									Metalle, wie Guſseisen, 50mm, für das weichere
                              									Schmiedeeisen annähernd 100mm für 1 Secunde. Da
                              									nun die Gröſse des Bohrervorschubes von der Festigkeit des Bohrers abhängt, so folgt
                              									daraus, daſs bei geringer Zahl von Spindelumdrehungen das Bohren kleiner Löcher
                              									verhältniſsmäſsig mehr Arbeitszeit erfordert als das Bohren gröſserer Löcher.
                           Bezeichnet d den Bohrerdurchmesser, n die minutliche Umlaufszahl und v die Geschwindigkeit des Bohrerumfanges in mm/Sec., so
                              									folgt
                           (πd.n) : 60 = vmm die
                              									Geschwindigkeit,
                           demnach
                           dn = (60.v) : n = C
                           Constante, weil v unveränderlich
                              									angenommen ist.
                           d.n = C entspricht aber der
                              									Gleichung der gleichseitigen Hyperbel. Es ist daher
                           dn = d1
                              									n1
                              									,
                           wenn n1 die Umlaufszahl für die Bohrung d1 bei gleichbleibender Schnittgeschwindigkeit v ist.
                           Zeichnet man daher eine gleichseitige Hyperbel (Fig.
                                 									1) auf eine Standlinie ox, auf welcher die
                              									Bohrungen dmm
                              									aufgetragen werden, auf Grund einer beliebig angenommenen Geschwindigkeit v, so ergeben die Ordinaten der einzelnen Punkte sofort
                              									die zugehörigen Umlaufszahlen n.Die Aufzeichnung der gleichseitigen Hyperbel erfolgt, indem man z.B. für d = 20 die Umlaufszahl n = a bestimmt, dieselbe als Strecke
                                    											in beliebigem Maſsstabe aufträgt, so zwar, daſs (20, a) = (60, f) = n ist, das Dreieck 0,(60)f zeichnet und den Schnittpunkt g der schrägen Seite mit der a-Linie auf die Lothrechte 60 uberträgt, so ist
                                    											die Strecke (60, b) = n die gesuchte Umlaufszahl bezieh. der
                                    									Hyperbelpunkt.
                           
                           Es verhält sich zum Beispiel:
                           
                              
                                 b : a = 20 : 60,
                                 d.h. es ist
                                 
                              
                                 a . 20 = b .
                                    											60
                                 
                                 
                              
                                 a = b (60 :
                                    											20)
                                 oder
                                 
                              
                                 a = 3 .
                                       											b.
                                 
                                 
                              
                           Ebenso folgt für d = 100mm
                              									n = 10, entsprechend für d
                              									= 10mm
                              									n = 100. Daraus ergibt sich die
                              									Schnittgeschwindigkeit:
                           
                              
                                 v = (πd . n) :
                                    											60
                                 
                              
                                 v = (3,14 . 10 . 100) : 60 = 52mm.
                                 
                              
                           Ist der Maſsstab so gewählt, daſs einer minutlichen Umdrehung 1mm Ordinate entspricht, so werden in derselben
                              									Hyperbel für die Ordinate 1mm und für die doppelte
                              									Schnittgeschwindigkeit zwei Umdrehungen entsprechen.
                           Hiernach ergeben sich die den vorbezeichneten Bohrungen von 5 bis 100mm zugehörigen Umlaufszahlen.
                           
                              
                                 
                                 d =
                                     5
                                   10
                                   20
                                 30
                                 40
                                 50
                                 60
                                 70
                                 80
                                 90
                                 100mm
                                 
                                 
                              
                                 für Guſseisen
                                 n =
                                 200
                                 100
                                   50
                                 33
                                 25
                                 20
                                 16,7
                                 14,3
                                 12,5
                                 11
                                    10
                                 
                                 
                              
                                 und Schmiedeeisen
                                 n =
                                 400
                                 200
                                 100
                                 66
                                 50
                                 40
                                 33,4
                                 28,6
                                 25
                                 22
                                   20
                                 in d. Minute.
                                 
                              
                           Soll nun eine Bohrmaschine entworfen, oder eine im Betriebe befindliche untersucht
                              									und abgeändert werden, so wird man einer leicht-gebauten die gröſseren, einer
                              									schweren Bohrmaschine jedoch möglichst alle Umlaufszahlen zuweisen, weil in schweren
                              									Werkstücken nur zu oft schwache Bohrungen (Vorbohren oder Oellöcher) vorkommen,
                              									sofern die Rädertriebwerke der Bohrmaschine einen derartigen Schnellgang zulassen.
                              									Um aber möglichst allen Bohrungen zweckentsprechende Geschwindigkeiten zuzuweisen,
                              									wird auf der Vorgelegewelle ein zweiter Satz Antriebscheiben vorgesehen, deren
                              									Betrieb bei geschickter Wahl der Durchmesser ein und derselbe Riemen übernehmen
                              									kann. Dadurch werden die Umlaufszahlen der Bohrspindel verdoppelt, so daſs hiermit
                              									bei einer vierstufigen Scheibe ohne Räderwerk acht verschieden abgestufte
                              									Umlaufszahlen entstehen.
                           Fig. 1., Bd. 273, S. 115Fig. 2., Bd. 273, S. 115 Die Riemengeschwindigkeit ist für die zusammenlaufenden Scheiben D1 und D4 (Fig. 2) gleich der Umfangsgeschwindigkeit
                           
                           \frac{1}{60}\,(\pi\,D_1\,n)=\frac{1}{60}\,(\pi\,D_4\,.\,n_4)                            
                              									oder
                           sowie
                           
                              
                                 D1n = D4
                                    											n4D4
                                    											n = D1
                                    											n1
                                 dividirt, entsteht
                                 
                              
                           
                              \frac{D_1}{D_4}=\frac{D_4}{D_1}\,.\,\frac{n_4}{n_1}\ \mbox{oder}\
                                 										\left(\frac{D_1}{D_4}\right)^2=\frac{n_4}{n_1}
                              
                           woraus
                           
                              i=\frac{D_1}{D_4}=\sqrt{\frac{n_4}{n_1}}
                              
                           das Scheibenverhältniſs oder die Uebersetzung folgt.
                           Ist das Geschwindigkeitsverhältniſs für Löcher in Schmiedeeisen von 5 bis 40mm angenommen
                           
                              \frac{n_4}{n_1}=\frac{400}{50}=\frac{200}{25}=8
                              
                           so ist das Scheibenverhältniſs i
                              									= √8 = 2,83 gefunden.
                           Das Verhältniſs der Scheibenunterschiede ist hingegen:
                           
                              \frac{D_1-D_4}{D_4}=\frac{D_1}{D_4}-1=(i-1)
                              
                           Wird dieses Verhältniſs durch die um 1 abgeminderte Stufenzahl a dividirt, so erhält man eine Verhältniſszahl x, welche die Berechnung der Zwischenstufen ermöglicht,
                              									ohne daſs man ihre eigentlichen Durchmesser zu kennen braucht.
                           Ist daher
                           
                              x=\frac{i-1}{a-1}
                              
                           so entstehen die folgenden Zwischenübersetzungen:
                           Sobald x=\frac{1,83}{3}=0,61 ist (d. i. x = 2,83 und a = 4),
                           
                              
                                 (D1 : D4) =
                                 (i   : 1)
                                 = (2,83 : 1)
                                 = 2,83
                                 
                              
                                 (D2 : D3) =
                                 (i – x)   : (i – 2x)
                                 = (2,22 : 1,61)
                                 = 1,38
                                 
                              
                                 (D3 : D2
                                    											) =
                                 (i – 2x) : (i – x)
                                 = (1,61 : 2,22)
                                 = 0,725
                                 
                              
                                 (D4 : D1) =
                                 (1 : i)
                                 = (1      : 2,83)
                                 = 0,353
                                 
                              
                           z.B.
                           
                              n_3=\right(\frac{D_2}{D_3}\right)\,.\,n=\frac{(i-x)}{i-2\,x}\,n
                              
                           n3 =
                              									1,38 . n.
                           Ist hingegen n4 = 400
                              									die gröſste Umlaufszahl,
                           also
                           D1n = D4 . n4
                           und
                           n=\frac{D_4}{D_1}\,.\,n_4=\frac{n_4}{i}=0,353\,.\,400,
                           daher die gesuchte Umlaufszahl der Deckenwelle
                           n = 141,2 ∾ 140.
                           Mit dieser Umlaufszahl n = 140 folgen die
                              									Spindelumdrehungen
                           
                              
                                 
                                 
                                    n
                                    4
                                    
                                 
                                    n
                                    3
                                    
                                 
                                    n
                                    2
                                    
                                 
                                    n
                                    1
                                    
                                 
                              
                                 
                                 396
                                 193
                                 102
                                 49,5
                                 
                              
                                 entsprechend Bohrungen in Guſseisen
                                    											von
                                 –
                                     5
                                   10
                                 20mm
                                 
                              
                                                          in Schmiedeeisen
                                    											von
                                     5
                                   10
                                   20
                                 40mm
                                 
                              
                           
                           Diese Spindelumdrehungen sind aber für Löcher von 15, 25 und 35mm Durchmesser nicht gut passend.
                           Entnimmt man aus der Hyperbel (Fig. 1) die der Bohrung
                              										d = 15mm
                              									entsprechende Umlaufszahl n6 = 67 und setzt man n0 statt n als
                              									Umlaufszahl der Deckenwelle (Fig. 2), so erhält
                              									man
                           
                              
                                 
                                    D
                                    3
                                    n
                                    0
                                    
                                 = D2
                                    											n6
                                 
                              
                                 
                                        n
                                    0
                                    
                                 = (D2 : D3) . n6 = 1,38 . n6
                                 
                              
                                 
                                        n
                                    0
                                    
                                 = 1,38 . 67 = 92,5.
                                 
                              
                           Rundet man dies ab auf n0 = 90, so entstehen die Spindeldrehungen
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    n
                                    8
                                    
                                 
                                    n
                                    7
                                    
                                 
                                    n
                                    6
                                    
                                 
                                    n
                                    5
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 255
                                 124
                                 65
                                 32
                                 
                              
                                 für Bohrungen in Guſseisen
                                 d =
                                     4
                                     8
                                 11,4
                                 32,5mm
                                 
                              
                                      und in Schmiedeeisen
                                 d =
                                     8
                                   16
                                 23
                                 65.
                                 
                              
                           Das Uebersetzungsverhältniſs y im Rädervorgelege einer
                              									Bohrmaschine wird nach der verlangten kleinsten Umlaufszahl der Bohrspindel
                              									bestimmt, wobei das Deckenvorgelege für den langsamen Gang n0 = 90 eingestellt wird und
                              									Wiederholungen von Umlaufszahlen zu vermeiden sind.
                           Fig. 3., Bd. 273, S. 117 Ist n13 = 6
                              									die kleinste Spindeldrehung, so wird
                              										\frac{n_5}{n_13}=\frac{32}{6}=5,33=y die Räderumsetzung.
                              									Werden, wie üblich, die Räderpaare gleich gemacht, so ist die Uebersetzung eines
                              									Radpaares √y = 2,31.
                           Durch Hinzunahme eines Rädervorgeleges und eines doppelten Satzes Riemenscheiben auf
                              									der Deckenwelle werden der Bohrspindel die folgenden 16 Umlaufszahlen ertheilt.
                           
                              
                                 n = 140
                                 n0 = 90
                                 
                              
                                 ohne Räder
                                 mitRädervorgelege
                                 ohne Räder
                                 mitRädervorgelege
                                 
                              
                                 396
                                 74
                                 255
                                 47,8
                                 
                              
                                 193
                                    36,2
                                 124
                                 23,2
                                 
                              
                                 102
                                 19
                                   65
                                 12,1
                                 
                              
                                      49,5
                                     9,3
                                   32
                                 6
                                 
                              
                           Eine Bohrmaschine mit Rädertriebwerk ist für hohe Umlaufszahlen ungeeignet.
                           
                           Sellers hat die in Fig. 3
                              									angedeutete Anordnung mit Winkelriementrieb und seitlich stehendem Rädervorgelege
                              									angewendet, wobei Winkelräder vermieden sind.
                           Indem hierbei das Rädervorgelege nur bei mittleren und kleinen Umlaufszahlen
                              									eingerückt wird, umgeht man in einfacher Weise zu groſse Zahnkreisgeschwindigkeiten,
                              									während man der Bohrspindel die höchsten Umlaufszahlen ertheilen kann.
                           Pregél.