| Titel: | Guérin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 120 | 
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                        Guérin's Erdleitungsprüfer für
                           								Blitzableiter.
                        Mit Abbildungen.
                        Guérin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter.
                        
                     
                        
                           Der Widerstand W der Erdleitung pflegt bei
                              									Blitzableitern in ähnlicher Weise wie bei Telegraphenleitungen mit Hilfe zweier
                              									Hilfserdleitungen gemessen zu werden, so daſs man, wenn die Widerstände der beiden
                              									letzteren W und W'' sind,
                              									zunächst W + W', W + W'' und W'
                              									+
                              									W'' bestimmt und daraus W
                              									ermittelt. Der Hauptmann Guérin der technischen
                              									Abtheilung der französischen Artillerie, der mit der Ausführung der Blitzableiter
                              									auf den militärischen Gebäuden betraut ist, hat nach dem Genie civil, 1889 * S. 396, ein Prüfungsinstrument angegeben, mit welchem
                              									die Messungen mit hinreichender Genauigkeit ausgeführt werden können, das sich aber
                              									an Ort und Stelle leicht handhaben läſst, ohne daſs der Messende ein hohes Maſs von
                              									Geschick und Erfahrung zu besitzen braucht.
                           Die Messung beruht auf der bekannten Verwendung der Wheatstone'schen Brücke. Besitzen in Fig. 1
                              									die vier Seiten der Brücke die Widerstände w1
                              									w2, w3 und w4, und liegt in der
                              									Diagonale AD die Batterie b, so bleibt das in der Diagonale BC
                              									enthaltene Galvanometer G stromlos, sofern w1 : w4 = w2 : w3. Gewöhnlich nimmt
                              									man w2 und w3 unveränderlich, und miſst w4 (= X) durch Veränderung von w1. Nach Schwendler besitzt dabei das Galvanometer die gröſste Empfindlichkeit,
                              									wenn w1 + w4 = w2 + w3 ist; im Allgemeinen
                              									also, wenn alle vier Widerstände einander gleich sind.
                           Man kann aber auch beim Messen des Widerstandes w4 = X als veränderlichen Widerstand W = w3 wählen, und dann muſs w1
                              									: X = w2 : W sein und zur
                              									Erreichung der gröſsten Empfindlichkeit noch w1 + X = w2 + W. Hieraus findet sich dann X = W und w1 = w2.
                           Fig. 1., Bd. 273, S. 121Fig. 2., Bd. 273, S. 121 Wenn nun aber X und W sehr groſs im Vergleiche mit w1 und w2 sind, so nimmt fast der ganze Strom von b den Weg ABD, und das
                              									Galvanometer G erhält nur einen sehr schwachen
                              									Stromzweig; da man weiter im Freien unmöglich Spiegelgalvanometer verwenden kann, so
                              									wird es sich empfehlen, bei Blitzableiterprüfungen w1 und w2 zwar unter sich gleich zu machen, sie aber
                              									jederzeit proportional mit W wachsen zu lassen, so daſs
                              									also w1 : X = w2 : W = C bleibt, worin C eine
                              									unveränderliche Gröſse ist.
                           Dies ist nun der Gedanke, von welchem sich Guérin bei
                              									der Herstellung seines Meſsinstrumentes hat leiten lassen und welchen er geschickt
                              									in folgender Weise durchgeführt hat.
                           Jeder der Widerstände w1, w2 und W besteht aus acht Rollen; in W haben diese der Reihe nach 1, 2, 2, 4, 10, 20, 40 und 80 Ohm Widerstand,
                              									in w1 und w2 dagegen nur den
                              									zehnten Theil davon, also 0,1, 0,2, 0,2, 0,4, 1, 2, 2, 4; in W kann man daher im Ganzen 159, in w1 und w2 aber 15,9 Ohm einschalten. Die Ausschaltung der
                              									einzelnen Rollen erfolgt aber nicht durch Stöpselung, sondern dadurch, daſs – wie es
                              									in Fig. 1 angedeutet ist – eine Feder m auf einen Contact n
                              									aufgedrückt wird und einen kurzen Schluſs zur Rolle herstellt. Wird nun eine Rolle
                              									in W ausgeschaltet, so muſs gleichzeitig auch die
                              									entsprechende Rolle in w1 und in w2
                              									ausgeschaltet werden. Deshalb sind acht Gruppen zu je drei zusammen gehörigen Rollen
                              									gebildet, und es sind die drei zugehörigen Federn m,
                              									wie Fig. 2 erkennen läſst, so neben einander
                              									gestellt, daſs sie von einer am Hebel h befestigten
                              									Ebonitwalze g zugleich auf ihre Contacte n aufgedrückt werden, sobald der vorstehende Stift e des Hebels h von einem
                              									Vorsprunge der um eine Achse drehbaren Scheibe S
                              									erfaſst und der Hebel h sammt g und den drei Federn m nach rechts geschoben
                              									wird.
                           Die acht Gruppen der Widerstandsrollen sind symmetrisch zu beiden Seiten der Achse
                              									der acht Scheiben S angeordnet. Mittels eines
                              									Handgriffes läſst sich aber unmittelbar nur der Theil der Achse drehen, auf welchem
                              									die vier Scheiben sitzen, welche den Einern des Widerstandes W entsprechen; der Theil mit den vier den Zehnern entsprechenden Scheiben
                              									wird von dem ersteren Achsentheile aus in derselben Weise schrittweise in Umdrehung
                              									versetzt, die ganz gewöhnlich in Zählwerken benutzt wird.
                           Man kann indessen auch zwei besondere Achsen anwenden und jede unabhängig von der
                              									anderen mittels einer Kurbel drehbar machen.
                           In beiden Fällen wird auf jeden der beiden Achsentheile bezieh. Achsen noch ein als
                              									Zeiger dienendes Rad aufgesteckt, von denen das eine auf dem Umfange die zehn
                              									Ziffern 0 bis 9 trägt, das andere dagegen die 0 und die 15 Zehner von 10 bis 150.
                              									Durch ein im Gehäuse angebrachtes Fensterchen können stets zwei Ziffern erblickt und
                              									aus ihnen abgelesen werden, wie viel bei der derzeitigen Stellung der beiden Achsen
                              									Widerstand in W eingeschaltet ist; den Widerstand in
                              										w1 und w2 findet man dann
                              									durch Division mit 10.
                           Wie die Vorsprünge auf den acht Scheiben S zu gestalten
                              									sind, damit sie stets richtig bei jeder Stellung der Achsen die entsprechenden
                              									Rollen kurz schlieſsen, ist sehr leicht aufzufinden.
                           Um auch Widerstände über 159 Ohm messen zu können, sind noch drei Hilfswiderstände zu
                              									150 bezieh. 15 und 15 Ohm vorhanden, die sich durch den Druck auf einen Knopf in die
                              									Stromkreise bringen lassen, so daſs man dann mit gleicher Empfindlichkeit und
                              									Bequemlichkeit bis 309 Ohm messen kann.
                           Vier Klemmen am Apparate dienen zur Einschaltung des zu messenden Widerstandest (d.h.
                              									der Erdplatten) und der Batterie b; zwei andere Klemmen
                              									dagegen gestatten, die Rollen W, unter Ausschaltung des
                              									Galvanometers, als gewöhnlichen Widerstand zu benutzen.
                           Guérin gibt nun ferner noch seinem Blitzableiterprüfer
                              									nicht einen gewöhnlichen Stromschlieſser J bei, sondern
                              									er rüstet ihn mit einem Unterbrecher und Stromumkehrer aus. Die Erfahrung hat
                              									nämlich gelehrt, daſs die vorhandenen Erdströme, welche die Galvanometernadel je
                              									nach der Richtung, in welcher sie durch die Windungen hindurchgeführt werden, nach
                              									rechts oder nach links ablenken, die Nadel ruhig auf Null stehen lassen, wenn ihre
                              									Richtung in den Windungen mittels eines Stromumkehrers in entsprechend rascher Folge
                              									umgekehrt wird. Der Unterbrecher und Umkehrer enthält einfach zwei Contactfedern,
                              									welche durch ein Uhrwerk mittels zweier Stufenscheiben gleichzeitig auf und nieder bewegt werden und
                              									dabei in naheliegender Weise die beiden X
                              									einschaltenden Erdplatten zwischen D und C umschalten, vor jeder Umschaltung aber den Strom der
                              									Batterie b unterbrechen.
                           Dieser Unterbrecher und Umkehrer wirkt auſserdem noch vortheilhaft, indem er die
                              									Polarisation der Batterie und der Erdplatten verzögert.