| Titel: | Zur Technologie des Glases. | 
| Autor: | R. Zsigmondy | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 129 | 
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                        Zur Technologie des Glases.
                        (Schluſs des Berichtes S. 82 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									6.
                        Zur Technologie des Glases.
                        
                     
                        
                           Im Verein zur Beförderung des Gewerbefleiſses zu Berlin
                              									hielt Dr. O. Schott-Jena einen Vortrag über Glasschmelzerei für optische und andere wissenschaftliche
                                 										Zwecke, Verfasser entwirft zunächst ein Bild von der Entstehung der
                              									glastechnischen Versuchsstation, sowie der in Gemeinschaft mit Abbé und Dr. Zeiſs in Jena
                              									begründeten Fabrik optischer Gläser. Diese sind aus dem Bestreben hervorgegangen,
                              									neue Glassorten zu schmelzen, die für optische Zwecke geeigneter sind als die bisher
                              									verwendeten. Dies konnte geschehen durch Ausdehnung der Schmelzversuche auf eine
                              									Reihe von neuen Körpern, wie Borsäure, Phosphorsäure, Lithium, Zink, Cadmium, Cer,
                              									Didym, Erbium, Thallium, Wismuth, Antimon, Molybdän u.s.w. Der für die Versuche
                              									verwendete Ofen war der
                              									von Fletscher; Verfasser beschrieb die Einrichtung
                              									desselben. In erster Linie wurde getrachtet, die chromatischen Differenzen der
                              									sphärischen Aberration zu beseitigen. Die Möglichkeit dazu war gegeben durch die
                              									Borsäure, welche eine specifische Contraction des blauen, bezüglich Erweiterung des
                              									rothen Endes des Spectrums veranlaſst, durch das Fluor, das Kalium und Natrium,
                              									welche in umgekehrtem Sinne ihre Wirkung geltend machen. Bei allen übrigen Elementen
                              									ist der Gang der Dispersion der gewöhnliche, wie bei den Silicatgläsern. Da die
                              									Flintgläser eine Drehung nach dem blauen Ende des Spectrums zeigen, so ist in diese
                              									Borsäure einzuführen; thatsächlich wurde dieselbe die Grundlage für Flintgläser, die
                              									eine Verminderung des secundären Spectrums geben sollen. Für Crowngläser wäre der
                              									Gehalt an Kalium zu erhöhen; da man davon aber nicht mehr als 30 Proc. in das Glas
                              									einführen kann, wurden Versuche mit Fluor angestellt; letzteres läſst sich in
                              									groſser Menge in Phosphatgläser einführen. Da man aber von silicatischen
                              									Schmelzgefäſsen absehen muſste wegen der Entwickelung von Fluorsilicium, und selbst
                              									aus Platingefäſsen Fluorverbindungen entweichen, muſste von weiteren Versuchen
                              									abgesehen werden.
                           Die Phosphorsäure gibt mit vielen Metalloxyden Gläser, deren Dispersion gering und
                              									deren Brechungsexponent groſs ist; diese mit Borsäure-Flintgläsern combinirt können
                              									Fernrohrobjective geben, bei denen fast das ganze secundäre Spectrum
                              									verschwindet.
                           Bei Boraten und Phosphaten dürfen die Alkalien nur in sehr geringer Menge verwendet
                              									werden, da sonst eine Zerstörung der Politur durch Einfluſs der Atmosphärilien
                              									unvermeidlich ist. Durch Zusatz gröſserer Procentsätze von Thonerde, Zinkoxyd u.s.w.
                              									konnten hygroskopische Gläser brauchbar gemacht werden. Da die Grenzen der
                              									Zusammensetzung, innerhalb welcher glasige Erstarrung vor sich geht, enge gezogen
                              									sind, konnten viele Elemente bei solchen Gläsern nicht angewendet werden, deren
                              									Zusatz in optischer Hinsicht sehr wünschenswerth wäre. Für Phosphate gab die
                              									Beobachtung, daſs Magnesia, Thonerde und Kali die geringste Dispersion liefern, zur
                              									Herstellung eines Crownglases Veranlassung, dessen Dispersionswerth weit unter dem
                              									der bisher angewendeten Glasflüsse stand. Baryt und Phosphorsäure geben Crowngläser
                              									mit niedriger Dispersion und Abstufungen im Brechungsindex von 1,55 bis 1,59.
                           Die Herstellung von schlierenfreien Gläsern war besonders schwierig; Porzellantiegel
                              									mit Rührvorrichtung erwiesen sich als unbrauchbar; selbst ein Platintiegel von 3l Inhalt ging zu Grunde. Platingefäſse lassen sich
                              									nur für Borat, nicht für Phosphatgläser anwenden, da letztere das Platin metallisch
                              									lösen und bei der Abkühlung in grauem Zustande ausscheiden. Zur Abkühlung der
                              									geschmolzenen Gläser wurde eine ganz neue Methode eingeführt: Statt wie bisher die
                              									Kühlung durch Ausstrahlung und Mittheilung eines im Mauerwerke gesammelten gröſseren
                              									Wärmevorrathes zu
                              									bewirken, wurde dieselbe durch automatische Regulirung einer sich stetig
                              									vermindernden Wärmequelle bewirkt. Ein cylindrischer Kupferkessel – das Kühlgefäſs –
                              									liegt im Strome einer groſsen Gasflamme und steht in Verbindung mit einem
                              									Quecksilberdampfdruckthermometer. Man kann dadurch eine bestimmte Temperatur
                              									beliebig lang andauern lassen und auch den Abfall der Temperatur beliebig lange
                              									ausdehnen; dies ist in diesem Falle sehr wichtig: Die Maximaltemperatur, bei der
                              									jedes Glas die vorhandene Spannung auslöste, war 465° C., die Minimaltemperatur,
                              									unterhalb welcher jedes Glas vollkommen erhärtet, ist 370° C. Das Intervall 370° bis
                              									465° C. umfaſst also die Erstarrungstemperaturen aller bekannten Gläser. Dieser
                              									Abfall von 95° C. wurde von wenigen Tagen auf 4 Wochen ausgedehnt, und es wurden
                              									Kühlungsresultate erhalten, die weitaus günstiger sind, als alle bisherigen.
                           Hierauf wurden die Einrichtungen und Operationen des Betriebes besprochen. Der
                              									Vortragende hat an der Pütsch'schen Wechselhaube eine
                              									Neuerung eingeführt, die gestattet, den Wechsel des Gasstromes mit Gas und Luft
                              									gleichzeitig vorzunehmen. In den glühenden Hafen werden Glasbrocken eingeworfen,
                              									nachdem diese geschmolzen, wird der Glassatz in mehreren Parthien zugefügt; vor
                              									Zusatz der letzten Parthie wird zweckmäſsig „geblasen“. Das Lauterschüren
                              									dauert 6 bis 8 Stunden und ist mit groſser Vorsicht durchzuführen. Nach dem Abfeinen
                              									wird der eigenthümlich construirte Rührer in das Glas gebracht, hier längere Zeit
                              									gelassen und nach Verlauf einer Stunde zum Durchmischen der Masse auf und ab bewegt.
                              									Nachdem die Masse durch Abkühlung zähflüssig geworden, zieht man den Hafen aus dem
                              									Ofen und bringt ihn in den Temperofen, woselbst er nach 3 Tagen völlig abgekühlt
                              									ist. Die Bruchstücke des Glases werden sorgfältig sortirt und die brauchbaren in
                              									Chamottekapseln bis zum beginnenden Schmelzen erhitzt, um ihnen passende Formen zu
                              									geben, und schlieſslich nach zehn- bis zwölftägigem Abkühlen geschliffen und auf
                              									Schlieren u.s.w. geprüft. Zum Schlusse sprach der Vortragende noch über seine
                              									Beobachtungen über Thermometerglas (vgl. 1886 260 94 und
                              										Sprechsaal, Jahrg. 21 S. 920, 939, 958 und Jahrg.
                              									22 S. 118).
                           F. Mylius gibt ein neues Verfahren zur Prüfung des Glases durch Farbreactionen an (Zeitschrift für Instrumentenkunde', 1889 S. 50).
                              									Nachdem Verfasser sich überzeugt hatte, daſs eine Mischung von klarer Stärkelösung
                              									mit reiner, wässeriger Jodlösung durch Glaspulver sofort gebläut wird (JK gibt
                              									Veranlassung zur Bildung von Jodstärke), schritt er zur Ausbildung einer Methode,
                              									durch die die Oberflächenbeschaffenheit der Gläser in schärfster Weise geprüft
                              									werden kann. Als Grundlage dieser Methode diente die Thatsache, daſs feuchter Aether
                              									durch seinen Wassergehalt zerstörend auf die Gefäſswände einwirkt (vgl. Weber, 1889 273 41), indem
                              									dem Glase Alkalisilicat entzogen wird, das sich auf der Oberfläche ansetzt. Um nun
                              									das lösliche Silicat dem Auge sichtbar zu machen, wird dasselbe mit ätherischer Eosinlösung in Berührung
                              									gebracht. Die angegriffene Stelle des Glases färbt sich durch Bildung des Kali- oder
                              									Natronsalzes von Eosin purpurroth. Bei Anwendung von Jodeosin, das besonders
                              									empfehlenswerth, spielen sich folgende Reactionen ab:
                            I. Na2O(SiO2)x + H2O = 2NaHO + xSiO2
                           II. 2NaHO + C20H8J4O5 = C20H6Na2J4O5 + H2O.
                           Man sollte eigentlich die zu prüfenden Glasgegenstände mehrere Stunden mit
                              									wasserhaltigem Aether stehen lassen und diese Flüssigkeit für einige Minuten durch
                              									ätherische Eosinlösung ersetzen. Zweckmäſsiger ist es aber, die Eosinlösung sogleich
                              									zuzufügen; diese wird hergestellt durch Schütteln von käuflichem Aether mit Wasser
                              									bei gewöhnlicher Temperatur und durch Zusatz von 0g,1 Jodeosin zu 100cc dieser
                              									Flüssigkeit.
                           Glasgegenstände, deren Oberfläche geprüft werden sollen, müssen durch sorgfältiges
                              									Abspülen mit Wasser, Alkohol und Aether von den anhaftenden Verwitterungsproducten
                              									gereinigt werden, und kommen sogleich mit Eosinlösung in Berührung. Es ist
                              									vortheilhaft, die Einwirkung jedesmal 24 Stunden andauern zu lassen. Der
                              									Glasgegenstand wird dann mit Aether abgespült. Je nach der Angreifbarkeit ist nun
                              									die Oberfläche mit einer mehr oder weniger intensiv gefärbten Schicht bekleidet,
                              									welche gewöhnlich durchsichtig, nur bei sehr schlechten Gläsern undurchsichtig trübe
                              									erscheint. Die bleihaltigen Gläser erscheinen besonders stark angegriffen. In der
                              									Originalabhandlung sind zur Erläuterung des Textes Farbentafeln beigegeben.
                              									Verwitterungserscheinungen geben sich durch solche Prüfung deutlich kund. Ein
                              									Glasrohr nach Warburg (Wiedemann's Annalen, Bd. 21 S. 622) der Elektrolyse unterworfen,
                              									zeigt sich an der Berührungsstelle der Anode gegen Eosinlösung unempfindlich, an der
                              									der Kathode wird es stark gefärbt. Durch mehrtägige Behandlung von schlechtem Glase
                              									mit Wasser und nachheriges Erhitzen auf 300 bis 400° C. kann diesem eine völlig
                              									widerstandsfähige Oberfläche gegeben werden. Das beste Glas färbt sich auf frischen
                              									Bruchflächen mit Eosinlösung sogleich, ein Beweis, wie locker die Bestandtheile des
                              									Glases mit einander verbunden sind.
                           Gasofen zu Probeschmelzungen für Flüsse und Glasuren.
                              									Nach H. Röſsler ist in den kleinen Ofen ein
                              									durchlochter, unten abgerundeter Schmelztiegel a (Fig. 1)
                              									eingesetzt, welcher von oben gefüllt wird, ohne daſs man denselben aus dem Ofen zu
                              									nehmen braucht, während der geschmolzene Fluſs durch das Loch am Boden in ein
                              									untergestelltes Gefäſs mit Wasser läuft. – Trotz der Kleinheit des Apparates kann
                              									man doch in der Stunde mehrere Kilogramm Fluſs schmelzen, und der Gasverbrauch ist
                              									nur ein sehr geringer. Was den Ofen aber besonders brauchbar macht, ist eine
                              									einfache Vorrichtung, um die Masse erst dann abflieſsen zu lassen, wenn sie
                              									vollständig gleichmäſsig durchgeschmolzen ist. Auf dem Boden des Tiegels liegt nämlich eine Kugel
                              									von Porzellan, welche, sobald die ganze Masse in Fluſs ist, in der Schmelze in die
                              									Höhe steigt, wodurch die Oeffnung frei wird, und alles durchflieſst. Hierauf setzt
                              									sich die Kugel wieder auf die Oeffnung und verschlieſst sie so lange, bis die
                              									frische Füllung ganz lauter geschmolzen ist. Das Gas kommt durch das Rohr b des Bunsen'schen
                              									Brenners und tritt, mit Luft gemischt, aus den Löchern des eisernen Hohlringes e, wo es angezündet wird. Die Flamme schlägt zunächst
                              									um den Tiegel herum und dann zwischen dem inneren, aber offenen, und dem äuſseren
                              									Mantel wieder herunter nach dem Schornsteine s. Dieser
                              									wird, wenn der Ofen mitten im Zimmer zu stehen hat, durch den Gasbrenner v angewärmt, kann aber durch jeden gut ziehenden,
                              									gemauerten Schornstein ersetzt werden. Selbst strengflüssigere Bleiglasuren lassen
                              									sich in diesem Ofen schmelzen (Sprechsaal, 1888 Jahrg.
                              									21 S. 883).
                           Eine nicht uninteressante und für unsere Zeit charakteristische Erscheinung der
                              									Industrie ist Ashley's automatischer Flaschenblasapparat und die damit verbundene Bewegung. Die
                              									Erfindung bezweckt, bei der Herstellung von Wein-, Bierflaschen u.s.w. die Arbeit
                              									der Menschenhände durch die von Maschinen zu ersetzen, würde also für die
                              									Glasindustrie etwa das bedeuten, was die Erfindung der mechanischen Webstühle für
                              									die Textilindustrie. Die Bekanntmachung des neuen Apparates wurde mit groſser
                              									Reclame durchgeführt. Mit Hilfe des neuen Apparates sollte man im Stande sein, den
                              									Arbeitspreis für das Groſs Flaschen von 3 Schilling und 10 Pence auf 3 Pence (24
                              									Pfg.) zu reduciren, 3 Arbeiter sollten im Stande sein, 80 Groſs Flaschen in einem
                              									Tage fertig zu stellen. Nach englischen Journalen soll sich eine Gesellschaft zur
                              									Ausbeutung der neuen Erfindung mit 600000 Pfd. Sterl. Actienkapital gebildet haben;
                              									man sprach schon von einer Umgestaltung des Betriebes der Glasfabriken von ganz
                              									Europa. Die deutschen Fachmänner verhielten sich gleich anfangs der neuen Erfindung
                              									gegenüber sehr reservirt; so brachte der Sprechsaal
                              									mehrmals Artikel, in denen starke Zweifel über die Leistungsfähigkeit der Maschine
                              									ausgedrückt wurden (Sprechsaal, Jahrg. 21 S. 165, 203,
                              									244, 338, 619). Trotzdem dauerte die Bewegung in England fort, und es war zwei
                              									Gesellschaften bereits geglückt, dem Betriebe fernstehende Kapitalisten zu namhaften
                              									Beiträgen zu bewegen.
                           Der Apparat soll etwa folgender Weise functioniren: Das geschmolzene Glas flieſst in
                              									eine Form, die nur das für eine Flasche erforderliche Quantum Glas aufnimmt; an dem
                              									unteren Theile des Behälters findet sich der Theil für den Flaschenhals und in
                              									diesen dringt ein hohler Stempel, der comprimirte Luft in die Glasmasse treibt, so
                              									daſs der Hals der Flasche sammt dem Wulste, dem Kragen, gebildet wird. Im geeigneten
                              									Momente wird der Apparat umgestürzt, so daſs der Hals nach oben kommt, ein Stempel,
                              									der das Eindringen der Glasmasse in den Bauch der Hohlform verhindert hat, weicht bis zum
                              									Boden der Flasche zurück, und das Glas wird nunmehr durch die nachströmende Luft zur
                              									vollständigen Flasche ausgeblasen. – Dem Fachmanne wird sofort auffallen, daſs ein
                              									wichtiges Moment der Flaschenbildung, nämlich das Marbeln, ganz auſser Acht gelassen
                              									ist- ohne Bearbeitung auf der Motze ist es nach bisherigen Erfahrungen nicht
                              									möglich, eine in der Wandung gleichmäſsige Flasche zu erzielen.
                           Da bald viele Actionäre einsahen, daſs sie durch die schwindelhaften Anpreisungen
                              									irregeführt wurden, und die eingezahlten Beträge zurückforderten, endete die
                              									Actienunternehmung mit einer Auflösung der European and
                                 										American Machine-Made Bottle Company. Dadurch lieſs sich der Erfinder aber
                              									durchaus nicht abschrecken, schreitet zu weiteren Verbesserungen des Apparates und
                              									hat in vielen Ländern, so auch in Deutschland, um Patentertheilung nachgesucht. Nach
                              									Ertheilung des deutschen Patentes soll der Apparat eingehend beschrieben werden.
                           Die Glasgalle, welche besonders in Fabriken von ordinärem Hohlglase, die mit billigen
                              									Materialien arbeiten, sich in unangenehmer Weise bemerkbar macht, soll sich bei
                              									Anwendung der Glasschmelzwanne von Oswald Lippert (Fig. 2) von dem übrigen
                              									Glase unschwer trennen lassen. Das Material wird bei d
                              									in den Raum a eingeführt. Die neuen Auflagen verdrängen
                              									die schon halb geschmolzene Masse in der Pfeilrichtung durch ef in die Galle-Absonderungsräume b. Da nun
                              									bekanntlich die Galle sofort nach oben steigt, sobald die Flamme keinen Einfluſs
                              									ausübt, und die Temperatur etwas herabgedrückt ist, sondert sich dieselbe ab und
                              									kann leicht abgelassen werden. Nachdem die Glasmasse in b von der Glasgalle gereinigt ist, tritt dieselbe bei g in den Schmelzraum a
                              									hinüber, in welchem die sogen. Blankschmelze vollzogen wird, um bei h in den Verarbeitungsraum l zu gelangen und in i verarbeitet zu werden
                              									(D. R. P. Kl. 32 Nr. 45063 vom 13. Mai 1888).
                           Um dünne Glas- oder Basaltplatten unter Abschluſs kalter Luft gieſsen, auswalzen und
                              									abkühlen zu können, ist nach dem Verfahren von Josef
                                 										Trassel in Oberwarmensteinach und Heinrich
                                    										Lindner in Fichtelberg (D. R. P. Nr. 44517 vom 16. Juli 1887) die
                              									Einrichtung (Fig.
                                 										3) getroffen, daſs dieselben mit den von der Auſsenluft abgeschlossenen
                              									Kanälen B und K in
                              									Verbindung gebracht werden, welche zeitweise direkt oder durch abziehende Feuergase
                              									auf Glühhitze erwärmt werden, in welchen Kanälen die Form wagen W und N eingebracht
                              									werden, die entweder eine groſse Zahl senkrechter oder schräger Einzelformen oder
                              									eine einzelne wagerechte Form enthalten.
                           Apparat zum Herausheben und Einsetzen von Glaswannen aus dem
                                 										Ofen bezieh. in denselben von der Société des Manufactures de Glaces u.s.w. in
                                 										Brüssel (D. R. P. Kl. 32 Nr. 40718 vom 17. December 1886). Die Trommel M (Fig. 4) ist mit Rillen für
                              									zwei Ketten X und V
                              									versehen.
                           
                           Das eine Ende der Ketten ist an je einem Ende der Trommel befestigt, während das
                              									andere Ende bei V und Y an
                              									den Enden des Wagens T angreift. Dieser Wagen ist an
                              									dem Ende, welches dem Ofen zugekehrt ist, mit einer Zange zum Erfassen der
                              									Glaswannen ausgerüstet und wird einestheils durch die mit den Rädern m versehene Achse Z
                              									getragen, anderentheils dadurch gestützt, daſs die Schenkel T in dem Zwischenraum zwischen der Trommel M
                              									und einer darunter liegenden Walze O hindurchgehen.
                              									Walze O und Trommel M
                              									liegen in einem Rahmen R, welcher an einem Kolben
                              									sitzt, der im Cylinder E durch Dampf, Wasser oder Luft
                              									passend auf und ab bewegt werden kann. Auf diese Weise kann der linke Theil von T auf und nieder bewegt werden. Durch zwei kleine
                              									Kolben, welche in dem Cylinder F sich verschieben, wird
                              									die Trommel M gedreht, wodurch der Wagen T vor- und rückwärts bewegt wird.
                           Einrichtung an einer mit der Glasbläserpfeife verbundenen
                                 										Luftpumpe, um den Druck nach beendetem Blasen aufzuheben; von R. E. Donovan, F. Hazlett und J. Johnston in Dublin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 42230 vom 16. Juli 1887). Die
                              									nach dem Hochziehen in der Kammer a (Fig. 5) und der Pfeife b vorhandene atmosphärische Luft wird einerseits durch
                              									den auf dem unteren Ende von b gefangenen Glasklumpen
                              									und andererseits durch Niederdrücken der Kappe gh der
                              									hohlen Kolbenstange d in a,
                                 										h und d eingeschlossen, hierauf durch
                              									Abwärtsbewegen des Kolbens e verdichtet und in die
                              									weiche Glasmasse eingepreſst. Nach Vollendung des Gegenstandes entfernt der Arbeiter
                              									seine Hand vom Knopfe g, worauf die verdichtete Luft,
                              									deren Spannung durch die Hitze des geschmolzenen Glases noch vermehrt wurde, die
                              									Knagge gf hebt und durch die Löcher der Hülse gh entweicht, so daſs Druckausgleich zwischen der
                              									Innen- und Auſsenseite des gefertigten Gegenstandes hergestellt wird.
                           Ein neues Verfahren zur Herstellung von Ballons aus Glas mit
                                 										innerem Luftzuführungsrohre für Erdöl- u. dgl. Lampen beschreiben August Walther und E.
                                 										Kaiser zu Moritzdorf in Sachsen. Die Erfindung bezweckt, die bisher
                              									gebräuchlichen Oelbehälter durch die vollkommen dichten und bedeutend reinlicheren
                              									Behälter aus Glas zu ersetzen (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45979 vom 18. Januar 1888.
                              									Oesterreichisches Patent Kl. 4 vom 1. November 1888) (Fig. 6 und 7). Zur Herstellung des
                              									Glasballons B mit Innenrohr R dienen die aus Untertheil U und den beiden
                              									Obertheilen OO bestehende, auf dem Gestelle G gelagerte Form, sowie die mittels des Tritthebels H im Gestelle G senkrecht
                              									bewegbare Spindel S. Der Glasmacher entnimmt mit seiner
                              									Pfeife P aus dem Glasofen ein Kölbchen oder eine Birne
                              									Rohglas, setzt sie auf die Spindel S auf, und bewegt
                              									während des Blasens diese allmählich aufwärts, so daſs schlieſslich das Rohr R gebildet wird. Gleichzeitig erhielt auch der Ballon
                              									in der Form seine Gestaltung. Durch Umschlagen von OO
                              									wird der Ballon aus
                              									seiner Form befreit, und es erübrigt nur noch, die Ränder ab und cd abzusprengen und die Fülldose D aufzusetzen.
                           Eine mechanische Schere zum Formen von Flaschenmündungen
                              										(Fig. 8)
                              									wurde von W. Blumberg in Düsseldorf beschrieben (D. R.
                                 									P. Nr. 45062 vom 1. Mai 1888). Am Ende der rotirenden Spindel C ist eine Scheibe J
                              									befestigt, in welcher sich die Formrollen N radial
                              									bewegen können, während sie gleichzeitig mit ihr um ihre eigenen Achsen rotiren. Die
                              									radiale gegenseitige Näherung bezieh. Entfernung der Rollen wird mittelbar von der
                              									Achse C regiert, indem diese mittels Schneckengetriebes
                              										RS ein Excenter T in
                              									Drehung versetzt, das durch Schubstangen V einen
                              									Winkelhebelmechanismus und einen auf der Achse C
                              									verschiebbaren Muff X die Verschiebung der Formrollen
                              									in der Scheibe J bewirkt.
                           Groſse Vortheile vor anderen Maschinen zu gleichem Zwecke soll die Maschine zum
                              									Auswalzen von Flaschenmündungen von Klein und Herb in Burbach bei Saarbrücken bieten (D. R. P. Nr. 44619 vom 18. November 1887). Zur
                              									Herstellung von Flaschenmündungen mit innerem Gewinde wird der während des
                              									Auswalzens feststehende Dorn e (Fig. 9) angewendet, dessen
                              									Gewinde durch das um die ebenfalls feststehende Flasche rotirende und formgebende
                              									Walzenpaar cc in die Glasmasse eingepreſst wird,
                              									worauf, entweder durch den Conus t (Fig. 10) oder, bei
                              									Fuſsbetrieb, durch das Zusammenwirken der Theile iklmnopqrs der Dorn selbsständig aus der Flaschenmündung herausgeschraubt
                              									wird. Durch diese Maschine lassen sich enge, weite, sowie mit Schraubengewinde
                              									versehene Flaschenmündungen herstellen. Die mit Schraubengewinde versehenen Flaschen
                              									sollen eine Verkapselung mit Draht ersparen, indem der abgerundete Schraubengang den
                              									Kork derart festhält, daſs die durch Kohlensäure u.s.w. hervorgerufene innere
                              									Spannung der Gase denselben nicht herauszutreiben im Stande ist.
                           Henri Lenfant in Paris stellt Brillengläser und andere optische Glasgegenstände her durch Blasen
                              									derselben in Formen, deren vielflächige Innenwandung der einen Fläche des zu
                              									formenden Gegenstandes entspricht. Dadurch wird eine nochmalige Erweichung der
                              									Glasmasse überflüssig. Die Gläser haben nunmehr, wie z.B. in der Abbildung (Fig. 10)
                              									dargestellt, auf der einen Seite eine so gebogene Fläche abc, daſs sie nur auf der anderen Seite abgearbeitet zu werden brauchen
                              									(D. R. P. Kl. 32 Nr. 42596 vom 23. Juni 1887).
                           Herstellung von Metallglanzätze auf Glas oder keramischen
                                 										Gegenständen von Reich und Comp. (D. R. P. Nr.
                              									44949 vom 24. August 1887). Zur Herstellung einer hellgelben, grünen bis
                              									dunkelbraunen Metallglanzätze vom Silberglanze bis zum tiefsten Goldglanze setzen
                              										Reich und Comp. die auf gewöhnliche Weise geätzten
                              									Gegenstände dem Einflüsse reducirender Gase aus. Trägt man z.B. auf Glas ein Gemenge
                              									von 1 Th. Chlorsilber und 5 Th. ungebrannter Gelberde, trocknet, brennt den Scherben
                              									in der Muffel bei schwachem Farbenfeuer, wischt dann die Erde ab und brennt zum zweiten
                              									Male etwa 5 bis 6 Minuten, indem man den Scherben der Einwirkung von Kohlengasen
                              									aussetzt, so erhält man eine grünlich-bräunlich durchscheinende, goldglänzende
                              									Fläche, während das Glas nach dem ersten Feuer nur einen schwach gelblichen Anflug
                              									zeigte. Hat man statt der Gelberde ungebrannten Ocker verwendet, so sind die Farben
                              									noch intensiver. Ein Gemenge von 1 Th. Chlorsilber und 20 Th. Gelberde erzeugt nach
                              									dem Brennen einen kaum erkennbaren gelben Anflug. Wird derselbe in einer
                              									Kohlenoxydgasatmosphäre 5 bis 6 Minuten lang schwach erhitzt, so erhält man ein
                              									stark gelb durchscheinendes glänzendes Glas (vgl. 1887 266 364).
                           Ein „verbessertes Verfahren, Glas zu decoriren“, ist von R. E. Frank angegeben und ihm patentirt. Die zu
                              									ornamentirende Fläche wird mit einem lichtempfindlichen Firnisse überzogen, das Bild
                              									oder Muster aufgelegt, und das Ganze dem Lichte exponirt. Nach genügender Einwirkung
                              									wird die Fläche mit färbenden Oxyden oder Emails eingestaubt, die verschieden stark
                              									auf der Fläche haften, je nach der Einwirkung des Lichtes auf dieselbe. Als Firniſs
                              									kann folgende Mischung dienen: 500 Th. filtrirtes Wasser, 1 Th. Gelatine, 10 Th.
                              									Gummitraganth, 3 Th. Quittenkerne, 40 Th. Chromsalz (Kaliumbichromat). Die
                              									Proportionen variiren je nach der Temperatur, Feuchtigkeit u.s.w. Die Oxydschicht
                              									wird durch einen Ueberzug von dickem Terpentin geschützt, und der Ueberschuſs an
                              									Firniſs durch Essig weggenommen. Nach dem Trocknen und Ausbessern wird der
                              									Gegenstand noch mit Oxyden colorirt, und in einem Ofen gebrannt (Näheres Hannover'sches Gewerbeblatt, 1889 S. 90).
                           Maschine zum Aufreihen von Perlen von Haller und Berthold in Buchholz, Sachsen (D. R. P. Kl.
                                 									32 Nr. 40914 vom 9. März 1887). Eine Nadel n von
                              									ungefähr 1m Länge besitzt oben eine Oese (Fig. 12) und
                              									ist unten schraubenförmig gebogen. Die Nadel wird oben an einer Spindel b festgeklemmt und wird durch diese Spindel gedreht.
                              									Der schraubenförmige Theil der Nadel taucht hierbei in den Perlenbehälter c und nimmt nach und nach die Perlen auf, die sich auf
                              									dem Schafte der Nadel aufreihen. Ist die Nadel mit Perlen besetzt, so wird sie von
                              									der Spindel b abgenommen, an der Oese wird ein Faden
                              									befestigt, und dann werden die Perlen auf diesen geschoben.
                           Eine andere Perlenaufreihmaschine von denselben
                              									Erfindern datirt vom 6. December 1887 (D. R. P. Kl. 32 Nr. 44620). Die Perlen werden
                              									von einer rotirenden Spirale b oder einer anderen
                              									geeigneten Transportvorrichtung gegen das vordere Ende der nicht rotirenden, mit dem
                              									Faden t verbundenen Nadel n getrieben, von denen die zufällig mit der Oeffnung auf die Nadel
                              									treffenden auf dieselbe und darüber hinweg auf den Faden gelangen, so daſs die
                              									Maschine ohne Unterbrechung die Perlen auf den Faden reihen kann. Die Nadel n wird abwechselnd von den Zangen d1
                              									d2
                              									d3 erfaſst, nachdem die
                              									rotirenden Bürsten e1
                              									e2
                              									e3 von den betreffenden
                              									Stellen der Nadel die Perlen weggeschoben haben. Die Spiralen s1
                              									s2
                              									s3
                              									s4 transportiren die
                              									Perlen von einer Bürste zur anderen.
                           Die bisher angewendete Methode zum Schleifen von Glasperlen, die darin besteht, daſs
                              									die abgesprengten Glasrohrstücke auf Draht aufgezogen und vom Schleifer an die
                              									Schleifscheibe angedrückt werden, erfordert bei einem gröſseren Fabriksbetriebe eine
                              									nicht geringe Anzahl geschickter Arbeitskräfte; um diesem Uebelstande zu begegnen,
                              									bringt Emanuel Roessler in Wiesenthal
                              									(Oesterreichisches Patent Kl. 32 vom 19. November 1888. D. R. P. Nr. 44712 vom 2.
                              									März 1888) ein neues Verfahren zur Anwendung, nach welchem es möglich ist, das
                              									Schleifen vollkommen automatisch durchzuführen. Der wesentliche Theil des Apparates
                              									besteht in einer an ihren Rand- und Seitenflächen mit concentrischen Ringkanälen
                              									versehenen Schleifscheibe a (Fig. 14), die in einem
                              									mit Wasser gefüllten Troge cdef rotirt. In den
                              									letzteren werden die rohen Glasperlen eingefüllt, und gelangen auf die zwei in den
                              									Trog eingebauten, gegen die Schleifscheibe geneigten Rutschflächen ghi, welche mit kleinen Löchern versehen sind. Durch
                              									die Reibung, theils gegen die Scheibe, theils gegen einander, werden die Perlen
                              									abgeschliffen, und fallen, wenn sie genügend klein sind, durch die Löcher in den
                              									Trog cdef.
                           Bürette und Pipette mit Patenthahn von Greiner und Friedrichs (Zeitschrift für analytische
                                 										Chemie, Bd. 27 S. 470). Die Bürette unterscheidet sich von den gewöhnlichen
                              									Glashahnbüretten dadurch, daſs sie neben der Ausfluſsspitze ein zweites Röhrchen
                              									trägt, welches im rechten Winkel nach hinten gebogen ist, und mit dem Reservoir für
                              									die Titerflüssigkeit verbunden wird. Durch den mit zwei schrägen Bohrungen
                              									versehenen HahnVgl. 1887 263 481. kann jedes der
                              									beiden Röhrchen mit dem Inneren der Bürette verbunden werden.
                           Die Pipette ist ein cylindrisches Gefäſs, welches am unteren verengten Ende den
                              									zweimal schräg gebohrten Hahn, die Auslaufspitze und das gebogene Zufluſsrohr trägt,
                              									genau so, wie bei der eben beschriebenen Bürette, oben aber in eine offene Röhre
                              									ausläuft; letztere trägt mittels eines Stopfens eine flache, doppelt tubulirte
                              									Glasglocke (genau wie die des Hüfner'schen Apparates
                              									zur Bestimmung des Stickstoffes im Harn), in die sie ziemlich hoch hineinragt. Die
                              									Pipette wird gefüllt, indem man durch das Zufluſsrohr die Flüssigkeit eintreten
                              									läſst, bis sie in die Glocke überzuflieſsen beginnt. Der Ueberschuſs kann durch eine
                              									zweite Tubulatur der Glocke entleert werden.
                           R. Zsigmondy.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
