| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 170 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									9.
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Spritzkühler für Condensationswasser von See. In einer
                              									der letzten Sitzungen des Gewerbevereins für Nordfrankreich haben die Gebr. See in Lille die Vorzüge ihres
                              									Condensationswasser-Spritzkühlers gegenüber den in Zuckerfabriken viel verbreiteten
                              									Reisig-(Gradir-)Kühlern auseinandergesetzt (Sucrerie
                                 										indigène, Bd. 32 Nr. 8 S. 195 vom 19. Februar 1889).
                           Wie Fig. 1
                              									zeigt, besteht der Spritzkühler in einer guſseisernen, mit vielen Löchern versehenen
                              									Büchse, in welche das heiſse Wasser durch die Kreiselpumpe gedrückt wird, so daſs es
                              									daraus unter Druck in Gestalt einer Wassergarbe hinausbefördert wird. Das Wasser
                              									erfährt dadurch eine Abkühlung bis unter die umgebende Temperatur. Die Kosten der
                              									Einrichtung sind unbedeutend, die Unterhaltungskosten Null.
                           Die oben genannte Gesellschaft hat den Herren See für
                              									den Wettbewerb 1888 eine silberne Medaille ertheilt. Man erwartet, da auch der
                              									Wasserverlust geringer sein soll, zahlreiche Anwendungen in Zuckerfabriken.
                           Eine neue Art der Vacuumeinrichtung wurde W. Greiner in
                              									Braunschweig patentirt (* D. R. P. Nr. 31022).
                           Es wird namentlich die Beseitigung zweier Arten von Verlusten beim Kochen im Vacuum
                              									durch diese Vacuumbeheizung angestrebt.
                           Das Kochen mit gespannten, also heiſsen Dämpfen bewirkt bekanntlich:
                           a) an den Wandungen der Heizkörper Zersetzungen in der Füllmasse;
                           b) bei der groſsen Differenz zwischen Dampf- und Füllmassentemperatur ein
                              									Ueberreiſsen von Zuckertheilchen aus dem Kochraume heraus nach dem Condensator hin,
                              									welche nur zum Theil wiedergewonnen werden können.
                           Als die gemeinschaftliche Ursache ist die zu hohe Temperatur des Heizdampfes bekannt.
                              									Ueber beide täuscht man sich gern hinweg. Ersteren verschweigt man, dem anderen
                              									sucht man mit dem Saftfänger beizukommen.
                           Es gibt nach W. Greiner aber nur ein naturgemäſses
                              									Mittel, die genannten Verluste zu vermeiden oder doch auf ein sehr kleines Maſs
                              									zurückzuführen, und das ist ruhiges, langsames Kochen.
                           Unter Berücksichtigung einer mittleren Heizdampftemperatur von etwa 115 bis 120° C.
                              									bedarf man freilich des langsameren Kochens wegen gröſserer Füllmassenräume und
                              									erweiterter, den Bedingungen entsprechend gestalteter Heizfläche. Da dieser Dampf
                              									ein 2,2 mal gröſseres Volumen hat als der Dampf von 145° C. so müssen andere
                              									Verhältnisse zwischen
                              									der Heizflächeneinheit und den Dampfdurchgangsquerschnitten eingeführt werden, –
                              									andere, als man bis jetzt bei den Schlangen gewohnt war.
                           In dem Greiner'schen Systeme von Heizkörpern ist es
                              									möglich geworden, Heizdampf von geringer Spannung zu verwenden und trotz des groſsen
                              									Volumens dieser Dämpfe durch reichlich bemessene Querschnitte die Heizkörper so mit
                              									Dampf zu füllen und gefüllt zu erhalten, daſs ein Spannungsverlust kaum eintritt,
                              									beispielsweise mit Rückdampf zu kochen.
                           Wenn man ferner das schnelle Ab- und Ausflieſsen des Condenswassers in Betracht
                              									zieht, so wird man die Richtigkeit dieses Systemes anerkennen.
                           Im Allgemeinen wird man sich mit gedrosseltem direkten Dampfe behelfen müssen, da
                              									besondere Kessel für die Beheizung des Vacuums selten zur Disposition stehen werden.
                              									Man muſs sich dabei an den Erfolgen des verlustfreien Kochens genügen lassen.
                           Am besten jedoch wird Heizdampf verbraucht, welcher in möglichst dünnwandigen Kesseln
                              									unter geringer Spannung erzeugt und verwendet wird und in welche das Condenswasser
                              									von selbst zurückflieſst. Dieses System der einfachen Dampfheizung, welches gar
                              									keine Wärmeverluste in eich trägt, ist in Groningen und Wegeleben eingerichtet, wo
                              									es sich nun bereits zwei Campagnen hindurch bestens bewährt hat. Eine Reihe älterer
                              									Kessel ist hier verwendet worden.
                           Einen Regen-Gegenstrom-Condensator lieſs F. Schultze in
                              									Berlin patentiren (D. R. P. Kl. 89 Nr. 46014 vom 21. März 1888).
                           In den in Fig.
                                 										2 Taf. 9 dargestellten zusammengesetzten cylindrischen Körper KK strömt bei B der Brüden
                              									ein. Letzterer umspült den in K lose eingehängten
                              									Cylinder CC und tritt bei P in denselben ein, dem Luftpumpenanschlusse L zustrebend. Das Kühlwasser wird bei W
                              									eingeführt, verbreitet sich in einem noch näher zu beschreibenden Napfe NN, fällt durch dessen Boden zertheilt herab und nimmt
                              									während des Fallens die Wärme des Brüdens auf, um schlieſslich im Fallrohre F herabzusinken.
                           Der eintretende Brüden trifft also den von innen gekühlten Cylinder C, muſs dann das zwar schon erwärmte, aber doch minder
                              									heiſse Wasser bei P durchstreichen und zieht nun dem
                              									stetig kälteren frei fallenden frischen Wasser aufwärts entgegen.
                           So ist der vollkommene Gegenstrom hergestellt, und die zur Luftpumpe geführten nicht
                              									condensirten Brüden oder nicht condensirbaren Gase verlassen den Condensator an
                              									dessen kühlstem Theile.
                           Die Vorrichtungen für die thunlichste Ausnutzung des Kühlwassers sind nun
                              									folgende:
                           Um auf dem Napfe N das Spritzen eines einfallenden
                              									Wasserstrahles zu vermeiden, wird das Wasser von unten eingeführt und dessen weiteres Emporsteigen
                              									durch eine vor die Mündung des Rohres gehaltene Platte verhindert.
                           Der im Boden concentrisch ausgeschnittene Napf N liegt
                              									indirekt (durch eine elastische Zwischenlage geschieden) auf dem erweiterten Rande
                              										m m des Wasserrohres. Durch mehrere Schrauben s kann der Napf wagerecht eingestellt werden.
                           Der Boden des Napfes enthält Röhrchen, welche in Kreisen r1
                              									r2... stehen und
                              									zugleich in jedem Kreise verschiedene Höhen haben, gleichviel in welcher Folge.
                              									Durch diese Röhrchen fällt das Wasser regen-artig aus dem Napfe N in den Condensationsraum ab. Das Hervorragen der
                              									Röhrchen, auch der kürzesten, aus dem Boden des Napfes hat den Zweck, ein festes
                              									Aufsitzen von etwa mitgeführten Theilen (Blättern u.s.w.) zu verhindern, indem das
                              									von unten nachströmende Wasser solche Theile stets abhebt, während ein einfach
                              									gelochter Boden des Napfes bald verstopft sein würde.
                           Die verschiedenen Höhen der Röhrchen bewirken, daſs bei geringer Verdampfung, also
                              									auch bei entsprechend geringem Wasserbedarfe, ein geringer Theil Wasser zugelassen
                              									werden kann, und dieser dennoch, durch den Kreis der niedrigsten Rohre abfallend,
                              									einen geschlossenen Kranz von fallenden Wasserstrahlen unterhalb des Napfes bilden
                              									muſs. Bei Mehrbedarf und gröſserem Wasserzuflusse steigt der Wasserspiegel im Napfe,
                              									und ein zweiter Kreis von Röhrchen tritt in Thätigkeit; dieser letztere Zweck der
                              									Röhrchen könnte auch durch Etagenbleche erreicht werden.
                           Der Napf N ist zum Auswechseln eingerichtet.
                           Ueber die Arbeit mit und ohne Knochenkohle wurde von Herberger in Waghäusel eingehend berichtet (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie des
                                 										Deutschen Reiches, 1889 Bd. 39 S. 279).
                           In einer sehr treffenden Kennzeichnung der vielfach unrichtig begründeten
                              									Anschauungen über diese beiden Arbeitsweisen bezeichnet der Verfasser als Grund
                              									derselben vorzugsweise die meist zum Vergleiche benutzte unrationelle Knochenkohlenarbeit, nämlich diejenige mit unbedeutenden
                              									Mengen Knochenkohlen und mit unrichtiger Verwendung der Absüſswasser, in Vergleich
                              									zu welcher allerdings die gänzliche Weglassung der Knochenkohle berechtigt sei.
                              									Reichlich und richtig angewandte Knochenkohle werde dagegen, namentlich so lange die
                              									Käufer reinen und weiſsen Zucker zum Verbrauche beanspruchten, einstweilen nicht
                              									entbehrt und auch bei den jetzt reicheren und reineren Rübensäften durch die
                              									Nichtfiltration mit Anwendung von schwefliger Säure nicht ersetzt werden.
                           Das Wesen der richtig verstandenen und gut geleiteten Knochenkohlenfiltration bestehe
                              									nicht sowohl in einer Aufbesserung des Reinheitsquotienten, welche vielfach nur 1
                              									bis 2 Proc. betrage, als in dem Umstände, daſs das spätere Verhalten der filtrirten
                              									Producte in Bezug auf Ausbringung und Beschaffenheit ein so verschiedenes von dem des unfiltrirten
                              									zeigt, daſs anzunehmen sei, es bestehe das Wesen der Knochenkohlenfiltration in
                              									erster Linie in einer qualitativen Veränderung in der Zusammensetzung der
                              									Nichtzuckerstoffe, und erst in zweiter Linie in einer quantitativen Absorption
                              									derselben. Daher könne sehr wohl eine groſse Verbesserung der Farbe, des Geschmackes
                              									und des Krystallisationsvermögens von einer nur geringen Aufbesserung des
                              									Reinheitsquotienten begleitet sein. Die Beschaffenheit und Eigenthümlichkeit eines
                              									Saftes sei durchaus nicht ausschlieſslich nach dessen Reinheitsquotienten zu
                              									beurtheilen, vielmehr auch die Natur des Nichtzuckers in Betracht zu ziehen.
                           Bestimmte Versuche, welche zu einem strengen, anwendbaren Vergleich zwischen beiden
                              									Arbeitsweisen führen können, sind trotz der seit Jahren dauernden Erörterungen über
                              									diesen Gegenstand nicht angestellt, oder wenigstens nicht veröffentlicht worden, und
                              									die allgemeinen Berichte über den Erfolg der Nichtfiltration entbehren so lange der
                              									beweisenden Grundlage, als solche einwandsfreie Vergleichsversuche nicht vorliegen.
                              									Der Verfasser theilt daher zur Ausfüllung dieser fühlbaren Lücke die Ergebnisse
                              									eines derartigen, vor einigen Jahren in Waghäusel ausgeführten Versuches mit,
                              									welcher derartig angelegt war, wie es ein richtiger Vergleich nach den unbestreitbar
                              									richtigen Grundsätzen erfordert, d.h. sie schlieſsen alle anderen Faktoren, die das
                              									Ergebniſs zu Gunsten der einen oder anderen Arbeitsweise verschieben könnten, aus,
                              									indem sie ein gleiches Rübenmaterial verwenden, die gleichen Kalkmengen verbrauchen,
                              									mit derselben Scheidung und derselben ersten und zweiten Saturation arbeiten und
                              									erst dann auseinandergehen, wo sich beide Verfahren im Prinzipe unterscheiden. Wo
                              									bei der Knochenkohlenarbeit die Filtration des Dünn- und Dicksaftes über ein
                              									angemessenes Quantum Kohle eintritt, da tritt bei der Nichtfiltration die ihrem
                              									Wesen eigene dritte Schwefligsäuresaturation, verbunden mit einer Filtration durch
                              									Pressen und über Kies, für welch letzteren indessen auch ein geringes, ihm gleich zu
                              									achtendes Quantum Knochenkohle, das also rein mechanisch wirkt, eingestellt werden
                              									kann.
                           Die in den Versuchen zu Tage tretenden niedrigen Zahlen erklären sich bald, wenn man
                              									in Betracht zieht, daſs die Versuche volle 5 Jahre hinter der Gegenwart zurück
                              									liegen, und wenn man weiter in Erfahrung bringt, daſs die Fabrik bis in die letzten
                              									Jahre hinein mit einer äuſserst mittelmäſsigen Rübenqualität hat arbeiten müssen,
                              									bis es ihr gelungen ist, durch geeignete Samen aus wähl und Selbstzucht dem auch für
                              									süddeutsche Verhältnisse noch ungünstigen Boden eine lohnende Rübenqualität
                              									abzuringen, obwohl, wie bekannt, der süddeutsche Rohzuckerfabrikant nie mit den
                              									Zahlen hat rechnen können, wie sie in Norddeutschland allenthalben gang und gebe
                              									waren.
                           Gerade deshalb zeigen aber die Versuche um so schlagender, daſs
                           
                           Aus den zwei Einzelversuchen, deren Ergebnisse einzeln
                              									mitgetheilt worden, hat der Verfasser folgendes Mittel beider Versuche
                              									berechnet.
                           
                              
                                 
                                 A. Ohne
                                       												Knochenkohle.
                                 B. Mit
                                       												Knochenkohle.
                                 
                              
                                 
                                 Ctr.
                                 Ausbeute
                                 Analyse
                                 Ctr.
                                 Ausbeute
                                 Analyse
                                 
                              
                                 1. Verarbeitete
                                       											Rüben
                                 38530
                                 
                                 
                                 54150
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Zuckergehalt der Rüben
                                 
                                 
                                 11,67 Proc.
                                 
                                 
                                 11,67 Proc.
                                 
                              
                                 2. Erhaltene
                                       											Füllmasse
                                   5041
                                 
                                 
                                   7125
                                 
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Rüben
                                 
                                 13,08 Proc.
                                 
                                 
                                 13,15 Proc.
                                 
                                 
                              
                                          Zusammensetzung derselben
                                 
                                 
                                 82,0 Proc. Z.
                                 
                                 
                                 83,8 Proc. Z.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   7,8    „     W.
                                 
                                 
                                   6,9    „     W.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   4,0    „     S.
                                 
                                 
                                   3,6    „      S.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   6,2    „      o.S.
                                 
                                 
                                   5,7    „     o.S.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 88,9 Qt.
                                 
                                 
                                 90,0 Qt.
                                 
                              
                                     Erhaltener Zucker in der Füllmasse
                                 
                                 10,73   „
                                 
                                 
                                 11,02   „
                                 
                                 
                              
                                     Mithin Totalverlust bis zur Füllmasse
                                 
                                   0,94   „
                                 
                                 
                                   0,65   „
                                 
                                 
                              
                                 3. Erhaltenes I.
                                       											Product
                                 3271,6
                                 
                                 
                                 4864,0
                                 
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Füllmasse
                                 
                                 64,9    „
                                 
                                 
                                 68,26   „
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Rüben
                                 
                                   8,49  „
                                 
                                 
                                   8,98   „
                                 
                                 
                              
                                          Zusammensetzung
                                 
                                 
                                 94,3 Proc. Z.
                                 
                                 
                                 94,7 Proc. Z.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   2,1    „     W.
                                 
                                 
                                   2,0    „     W.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   1,4    „     S.
                                 
                                 
                                   1,3    „     S.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   2,2    „     o.S.
                                 
                                 
                                   2,0    „     o.S.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 96,3 Qt.
                                 
                                 
                                 96,6 Qt.
                                 
                              
                                     Erhaltener Zucker im I. Product
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Rüben
                                 
                                   8,01  „
                                 
                                 
                                   8,50  „
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Z. in der Rübe
                                 
                                 68,6    „
                                 
                                 
                                 72,9    „
                                 
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                    4.
                                    Erhaltenes II. Product
                                    
                                 467
                                 
                                 
                                 537
                                 
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Füllmasse (II.)
                                 
                                 29,3 Proc.
                                 
                                 
                                 28,64 Proc.
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Rüben
                                 
                                   1,21  „
                                 
                                 
                                   0,99  „
                                 
                                 
                              
                                          Zusammensetzung
                                 
                                 
                                 90,4 Proc. Z.
                                 
                                 
                                 89,4 Proc. Z.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   2,9    „     W.
                                 
                                 
                                   2,9    „     W.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   2,9    „     S.
                                 
                                 
                                   3,0    „     S.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   3,8    „     o.S.
                                 
                                 
                                   4,7    „     o.S.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 93,1 Qt.
                                 
                                 
                                 92,1 Qt.
                                 
                              
                                     Erhaltener Zucker im II. Product
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Rüben
                                 
                                   1,09  „
                                 
                                 
                                   0,89  „
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Z. in der Rübe
                                 
                                   9,3    „
                                 
                                 
                                   7,63  „
                                 
                                 
                              
                                 5. Summa der erhaltenen
                                       												Producte
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                           für 100 Rüben
                                 I. ProductII. Product
                                 
                                   8,49  „  1,21  „ 
                                 
                                 
                                   8,98  „  0,99  „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                              Summa I. und II. Product
                                 
                                   9,70 Proc.
                                 
                                 
                                   9,97 Proc.
                                 
                                 
                              
                                           Melasse für 100 Rüben
                                 
                                   2,92   „
                                 
                                 
                                   2,48   „
                                 
                                 
                              
                                 6. Gewonnen wurden von 100 Z.
                                       												der Rüben
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                          im I. Product
                                 
                                 68,6   „
                                 
                                 
                                 72,9   „
                                 
                                 
                              
                                          im II. Product
                                 
                                   9,3   „
                                 
                                 
                                   7,6   „
                                 
                                 
                              
                                          in der Melasse
                                 
                                 12,5   „
                                 
                                 
                                 10,6   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                                Mithin Verlust
                                 
                                   9,6 Proc.
                                 
                                 
                                   8,9 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 7. Mehr- oder
                                       												Minderproduction
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 der einen Arbeitsweise im Vergleich zur
                                    											andern
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                          für 100 Rüben
                                 I. ProductII. ProductMelasse
                                 
                                 – 0,49 „+ 0,27 „+ 0,22 „
                                 
                                 
                                 + 0,49 „– 0,27 „– 0,22 „
                                 
                                 
                              
                           
                           bei einer relativ nicht so guten Rübenqualität der Unterschied
                              									zwischen Filtration und Nichtfiltration ein recht in die Augen springender ist.
                           Die Versuche wurden doppelt in zwei verschiedenen Perioden der Campagne 1883/84
                              									angestellt, und zwar wurde in der Zusammenstellung stets der Versuch über die Arbeit
                              									mit schwefliger Säure mit der darauf folgenden Betriebswoche verglichen. Das
                              									Rübenmaterial war um diese Zeit – und die Zahlen ergeben das ebenfalls – von nahezu
                              									gleichem Zuckergehalte und gleichem Quotienten. Beide Arbeitsweisen sind nach dem
                              									damals noch hier üblichen Verfahren der getrennten Scheidung und Saturation
                              									ausgeführt. Man arbeitete natürlich mit gleichen Kalkmengen, und zwar 1¾ Proc.
                              									Aetzkalk, der nach der für hiesige Verhältnisse am besten bewährten Methode in der
                              									Weise vertheilt wurde, daſs etwa 1,5 Proc. auf die Scheidung und ¼ Proc. auf die
                              									zweite Saturation kam.
                           Bei der Arbeit ohne Knochenkohle geschah die dritte Saturation mit schwefliger Säure
                              									bis auf 0,02 Proc. Alkalität. Was die Verarbeitung bei dem Versuche mit schwefliger
                              									Säure anbetrifft, so ging dieselbe wie überall anderwärts von Statten. Der von der
                              									dritten Saturation kommende Dünnsaft lief durch Filterpressen, wurde in den
                              									Verdampfkörpern zu Dicksaft concentrirt und lief von da, um von der beim Verdampfen
                              									ausgeschiedenen Substanz mechanisch filtrirt zu werden, über Filter, die – da die
                              									Anwendung des Kieses versagt war – mit Knochenkohle gefüllt waren, deren geringes
                              									Quantum in Bezug zur ganzen Verarbeitung indessen als verbessernd gar nicht in
                              									Betracht kommen konnte. Der so rein mechanisch filtrirte Dicksaft wurde alsdann im
                              									Vacuum verkocht. Die hierbei gemachten Beobachtungen waren kurz folgende: Die
                              									Verdampfung der Säfte in den Verdampfkörpern ging augenscheinlich etwas langsamer
                              									vor sich, ebenfalls brauchte beim Verkochen derselben im Vacuum jeder einzelne Sud
                              									etwas mehr Zeit als bei solchen, die der Knochenkohlenfiltration entstammten. Die
                              									erhaltene Füllmasse erwies sich kurz und auch mit gut ausgebildetem Korne, freilich
                              									zeigte sie eine bedeutend dunklere Farbe als die hellgelben Massen der
                              									Knochenkohlenarbeit. Was natürlich der Füllmasse anhaftete, war auch an dem Zucker
                              									auszusetzen, der nicht die rein gelblich-weiſse Farbe der filtrirten Producte,
                              									sondern die den meisten geschwefelten Producten mehr oder minder anhaftende unreine
                              									Schattirung zeigte.
                           Die normale Arbeit mit Knochenkohle ging wie gewöhnlich vor sich. Man arbeitete mit
                              									12 Proc. Knochenkohle, lieſs die Dünnsaftfilter auf die Dicksaftfilter übersteigen
                              									und sandte die Absüſswasser in die Kalklöschstation. (S. Tabelle S. 174 und
                              									175.)
                           Da die Versuche zur Genüge für sich selbst sprechen, so ist es wohl kaum nöthig,
                              									einen weiteren Commentar an dieselben zu knüpfen. Nur so viel sei erwähnt, daſs sich
                              									also nach dem aus beiden Versuchen berechneten Mittel ein gleiches Rübenmaterial auf
                              										100k Füllmasse
                           
                           
                              
                                 a)
                                 bei
                                 der
                                 Arbeit
                                 ohne
                                 Kohle
                                 64,9
                                 Proc.
                                 eines
                                 Zuckers
                                 v.
                                 94,3
                                 
                              
                                 b)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 mit
                                 „
                                 68,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 94,7
                                 
                              
                           ergab; oder daſs aus 100k
                              									Rüben entfielen:
                           
                              
                                 a) b. d.
                                 Arbeit
                                 ohne
                                 Kohle:
                                    8,49
                                 I. Prod.,
                                    1,21
                                 II. Prod.,
                                 in Sa.
                                    9,70
                                 Zucker,
                                    2,92 
                                 Proc.
                                 Melasse
                                 
                              
                                 b) „  „
                                 „
                                 mit
                                 „
                                    8,98
                                 „
                                    0,99
                                 „
                                 „
                                    9,97
                                 „
                                    2,48
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Unterschied:
                                 – 0,49
                                 I. Prod.,
                                 + 0,22
                                 II. Prod.,
                                 „
                                 – 0,27
                                 Zucker,
                                 + 0,44
                                 Proc.
                                 Melasse
                                 
                              
                           Die Versuche zeigen also, daſs bei der Arbeit ohne Kohle einem Mindergewinne von 0,49
                              									Proc. I. Product für 100k Rüben ein Mehrgewinn von
                              									0,22 Proc. II. Product und 0,44 Proc. Melasse gegenübersteht. Bei einer täglichen
                              									Verarbeitung von 5000 Centner Rüben würde mithin der Ausfall von 24,5 Centner I.
                              									Product durch einen Mehrgewinn von 11 Centner II. Product und 22 Centner Melasse und
                              									durch die geringeren Filtrationsspesen zu decken sein.
                           Sicherlich dürfte Jeder auf den ersten Blick sehen, daſs die Preisdifferenz in dem
                              									Werthe der auf beiden Seiten erzielten Producte eine mehr als hinlängliche ist, die
                              									gröſseren Verarbeitungskosten der Knochenkohlenarbeit zu decken; ein Umstand, der
                              									also unter den obwaltenden Bedingungen sicherlich zu Gunsten der oben genannten
                              									Arbeitsweise spricht. Wenn man nun auch andererseits wieder zugeben muſs, daſs in
                              									Folge besseren Rübenmaterials und anderer Arbeit sich das Verhältniſs in den
                              									Ausbeuten beider Arbeitsweisen für die Nichtfiltration günstiger stellen wird und
                              									muſs, als die obigen Versuche ergeben haben, so wird man doch immer, auch beim
                              									besten Rübenmateriale, den Mehraufwand, der bei der Knochenkohlenarbeit aus den
                              									Filtrationsspesen besteht, mit Leichtigkeit durch die Mehrproduktion an I. Product,
                              									die nothgedrungen eintreten muſs, decken können. Freilich wird man bald mit dem
                              									Einwurfe bereit sein, um eine erfolgreiche Arbeit ohne Knochenkohlen bei den
                              									Versuchen zu erzielen, hätte man mit bedeutend mehr Kalk arbeiten müssen, man hätte
                              									mindestens 3 bis 3½ Proc. verwenden sollen. Ganz abgesehen nun davon, daſs früher in
                              									der That mit solchen Kalkmengen auch bei der Nichtfiltration gearbeitet wurde, so
                              									ist doch wiederum nicht zu verkennen, daſs diese hohen Kalkmengen sicherlich auch
                              									bei der Knochenkohlenfiltration den gleichen wohlthätigen Einfluſs ausgeübt haben
                              									würden; hätte man sie hier angewandt, so wäre ein richtiger Vergleich nicht
                              									möglich.
                           Wie dem auch sein mag, so viel geht aus den angeführten Versuchen zur Evidenz hervor,
                              									daſs bei schlechtem Rübenmaterial die Knochenkohlenarbeit unstreitig nicht nur die
                              									bessere, sondern auch die rentablere ist, da sie allein wieder gut machen kann, und,
                              									wenn richtig und sachgemäſs angewandt, auch wieder gut machen wird, woran der Boden
                              									bezieh. eine schlechte Saftreinigung der Rüben gefehlt haben.
                           H. Jelinek in Prag und M.
                                 										Taussig in Sedlitz bei Kuttenberg ist ein Verfahren zum gleichmäſsigen
                              									Anwärmen und Auslaugen von Rübenschnitzeln patentirt worden (D. R. P. Kl. 89 Nr.
                              									46023 vom 27. Mai 1888), welches im Wesentlichen darin besteht, daſs man den Saft
                              									eines Diffuseurs einmal
                              									oder mehrmals durch den Calorisator und den Diffuseur cirkuliren läſst. Bei dem
                              									bisherigen Verfahren werden die Säfte in den Calorisatoren oder in den
                              									Vorwärmepfannen (oder auch durch Anwärmeinjectoren) bedeutend höher erwärmt, als die
                              									Temperatur des Diffuseurs sein soll., wenn die Mischung des erhitzten Saftes mit den
                              									Schnitzeln stattgefunden hat. In Folge dessen werden diejenigen Schnitzel, welche
                              									vom heiſsen Safte zuerst getroffen werden, verbrüht, während die übrigen Schnitzel
                              									kalt bleiben und daher nicht genügend extrahirt werden. Die Cirkulation wird hier
                              									durch Centrifugalpumpen oder auch andere Pumpen (eventuell Injectoren)
                              									hervorgerufen.
                           Die Wichtigkeit der vollkommenen Gleichmäſsigkeit der Temperaturen in jedem Gefäſse
                              									ist wohl bisher nicht genügend beachtet worden, doch bleibt es fraglich, ob die
                              									Erzielung derselben nicht auf einem zu umständlichen Wege angestrebt wird.
                           H. J. Vrabec in Wegstädtl hat nach Beobachtungen in 14
                              									böhmischen Zuckerfabriken einen Vergleich zwischen der Diffusionsarbeit aufgestellt
                              										(Böhmische Zeitschrift für Zuckerindustrie, Bd. 13
                              									Heft 5 S. 328), wie dieselbe im Vorjahre unter dem früheren und in diesem Jahre
                              									unter dem neuen österreichischen Zuckergesetze (vgl. 1888 270 89) ausgeführt worden ist. Es zeigt sich darin, wie abhängig die
                              									Arbeitsweise von der Besteuerungsart ist und wie viel richtiger dieselbe geworden
                              									ist, seit sie sich nicht mehr allein auf die zu erzielenden Steuervortheile zu
                              									richten hat.
                           
                              
                                 
                                 1887/88
                                 1888/89
                                 
                              
                                 Die Diffusionsbatterie enthielt Körper
                                 9
                                 10–14
                                 
                              
                                 davon in Thätigkeit
                                 8
                                 9–11,5
                                 
                              
                                 Auslaugeraum 1 Körpers
                                 710–1147l
                                 1700–3783l
                                 
                              
                                             „          im Durchschnitt
                                 922l
                                 2679l
                                 
                              
                                 Auslaugezeit
                                 25,6 Min.
                                 43,3–82 Min.
                                 
                              
                                          „           im Durchschnitt
                                 25,6 „
                                 62,2 Min.
                                 
                              
                                 Füllung für 1hl
                                    											Auslaugeraum
                                 57,5–68,1k
                                 44,9–58,7k
                                 
                              
                                        „    im Durchschnitt
                                 63,9k
                                 52,3k
                                 
                              
                                 Täglich abgefertigte Diffuseure
                                 450
                                 200–308
                                 
                              
                                       „     im Durchschnitt
                                 450
                                 241
                                 
                              
                                 Tägliche Rübenverarbeitung pr. Batterie.
                                       2079–3393 MC.
                                      2700–4222 MC.
                                 
                              
                                         „                    
                                    											„              „    Zuckerfabr.
                                 2079–4590 „
                                 2700–5778 „
                                 
                              
                                         „                    „               „    im
                                    											Durchschnitt
                                 2840 MC.
                                 3739 MC.
                                 
                              
                                         „      Verarbeitung pr. 1hl Auslaugeraum
                                 3236–3832k
                                 935–1748k
                                 
                              
                                         „               „           im Durchschnitt
                                 3593k
                                 1229k
                                 
                              
                                 Abgezogene Saftmenge vom Inhalt
                                 95–114,6l
                                 51,8–83,8l
                                 
                              
                                            „               „          im Durchschnitt
                                 102,2l
                                 65,0l
                                 
                              
                                            „               „          pr. 100k Rübe
                                 149–177,7
                                 108,8–142,9
                                 
                              
                                            „               „          im Durchschnitt
                                 161
                                 124,6
                                 
                              
                                 Der abgezogene Diffusionssaft hatte
                                 8,7–11,3 S
                                 10,0–12,8 S
                                 
                              
                                 Durchschn. Zusammensetzung des Saftes
                                 9,82–8,31–84,5
                                 11,5–9,85–85,6
                                 
                              
                                           „       Quotient des Rübensaftes
                                 83,4
                                 83,0
                                 
                              
                                 Aufbesserung des Quotienten
                                 1,1
                                 2,6
                                 
                              
                                 Die ausgelaugten Schnitte polar
                                 0,34–0,65
                                 0,10–0,30
                                 
                              
                                    „            „                  „     im
                                    											Durchschnitt
                                 0,5
                                 0,204
                                 
                              
                                 Auslaugetemperatur
                                 81– 90° C.
                                 63–85° C.
                                 
                              
                           
                           Vorstehende Tabelle enthält den Vergleich der beiden Arbeitsmethoden.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
